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Veröffentlicht am 18.04.2020

Egal!

Der Fremde
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Gedanken:
• Dem Phlegmatiker wird häufig Trägheit oder Mangel an Lebhaftigkeit unterstellt. Im positiven Sinn wird er auch als friedliebend, ordentlich, zuverlässig und diplomatisch beschrieben.
• Nach ...

Gedanken:
• Dem Phlegmatiker wird häufig Trägheit oder Mangel an Lebhaftigkeit unterstellt. Im positiven Sinn wird er auch als friedliebend, ordentlich, zuverlässig und diplomatisch beschrieben.
• Nach Aristoteles ist ein Phlegmatiker in ethischer Hinsicht unzuläng-lich und damit sittlich minderwertig.

Der Plot:
Für mich eine Krankengeschichte. Traurig. Ob so etwas einen literarischen Wert hat, kann ich nicht beurteilen. Mir entzieht sich der tiefere Sinn. Die Story ist frei von Sinneswandel oder Wendung. Es ist wie es ist. Es kommt wie es kommt. Die Beschreibung eines sinn- und ziellosen Lebens. Nihilistisch. Einen philosophischen Ansatz, über den es sich lohnt weiter nachzudenken, eröffnete sich mir nicht. Traurig und deprimierend. Ein emotionslo-ser, langweiliger Text. Egal.
Schon Viscontis Film mit Marcello Mastroianni ärgerte mich 1970, dass ich öS 5,50 für eine Kinokarte ausgege-ben habe.

Die Charaktere:
Anscheinend leidet nicht nur der Hauptdarsteller Meursault (klingt auf Deutsch übersetzt wie: „Stirb, Trottel“) unter der algerischen Sonne. Der Menschenverstand glänzt durch Abwesenheit. Geurteilt wird nach der gültigen Etikette. Ohne zu hinterfragen. Ge- und verurteilt wird nach der Schicklichkeit. Selbst die Liebesaffäre ist leiden-schaftslos, wie auch der Gedanke an das Schafott. Konturloses, unergründliches, nicht nachvollziehbares Phlegma.
Egal.

Die Sprache:
Ein Waldspaziergang macht mehr Freude. Hölzern. Holprig. Stilistisch ein Graus. Sogar die Erzählzeit wechselt wahllos in vier aufeinanderfolgenden Sätzen (Gegenwart, Mitvergangenheit, Vergangenheit und Vorvergangen-heit). Absicht oder Unwissen? Egal. Schwer dem Inhalt zu folgen, weil man ständig aus dem Lesefluss gerissen wird. Die Form des Erzählens trug nicht dazu bei, den Grund für die jeweilige Handlung zu verstehen. Das Wa-rum und Weshalb wird auch beim Lesen zwischen den Zeilen nicht beantwortet.

Fazit:
Anscheinend bin ich zu blöd, die Bedeutung (Philosophie) dieses Textes zu verstehen. Für mich beschreibt der Roman lediglich den Unwillen von Menschen, die nicht bereit sind, sich dem Leben zu stellen, als würde Denken körperliche Schmerzen verursachen. Menschen die nichts hinterfragen. Die ständig sagen, es ist halt so, das kann man nicht ändern. Zu guter Letzt wundern sie sich, dass sie sie mit Situationen konfrontiert werden, die ihnen nicht gefallen. Sie vegetieren in einem schmalen Korridor und fügen sich widerstandslos ihrem „Schicksal“. Auch egal.
Warum das ein „Durchbruch“ eines Literaten, dessen Text mit höchsten Auflageziffern glänzt und ein Haupt-werk des Existentialismus ist, kann ich nicht nachvollziehen. Genauso wenig erschließt sich mir, was mir der der Autor mitteilen wollte.
Dass es Menschen gibt, bei denen in einer bedrohlichen Situation der Selbsterhaltungstrieb nicht anspringt, sind krank. Ich bin kein Arzt und kann somit wenig damit anfangen. Ich lese zur Unterhaltung, oder um neues Ge-dankengut zu erfahren, oder … egal.
Einziger Trost: Damus bekam den Literaturnobelpreis für sein Lebenswerk und nicht nur für diesen Roman. Trotzdem werde ich zukünftig einen weiten Bogen um seine Werke machen … er ist mir ganz egal!

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Veröffentlicht am 26.02.2020

Erschreckende Realität!

Bad Blood
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Die Story hat das Leben geschrieben. Ein Tatsachenbericht, der die Ereignisse nüchtern auflistet. Erschreckend, was heutzutage gang und gäbe ist! Ich habe ähnliche Vorgangweisen in der Zeit, als ich für ...

Die Story hat das Leben geschrieben. Ein Tatsachenbericht, der die Ereignisse nüchtern auflistet. Erschreckend, was heutzutage gang und gäbe ist! Ich habe ähnliche Vorgangweisen in der Zeit, als ich für amerikanische Unternehmen gearbeitet habe, selbst erlebt; im eigenen Unternehmen wie auch bei den Kunden.

John Carreyrou schreibt als Journalist. Das merkt man. Wortgewandt. Trotzdem habe ich mich durch die 400 Seiten gequält. Tatsachen, juristisch penibel aufbereitet, geben nicht viel Freiraum um Spannung zu erzeugen. Dafür sind auch zu viele Protagonisten anzuführen. Ungefähr nach der Hälfte wusste ich, wie Elizabeth Holmes tickte: eine empathie- und skrupellose Hochstaplerin, die gerne Steve Jobs gewesen wäre. Das Einzige, was mich am Lesen hielt, war, dass ich wissen wollte, wie die amerikanische Justiz, die Idioten, die einen zu heißen Mc Donalds Kaffee trinken, Recht gibt und ihnen hohes Schmerzensgeld zuspricht, sie beurteilen wird. Aber ich habe mich getäuscht. Die erste Verhandlung war für Juli 2019 geplant. Laut meiner „quick-and-dirty“-Internetrecherche bereits um ein Jahr verschoben. Und eigenartiger Weise, gibt es im Netz wenige Seiten, die über diesen Betrug berichten. Fotos von Holmes mit Biden, Kissinger, Murdock, Shulz, Mattis u.v.a. sind so gut wie nicht zu finden: Ausnahmen bestätigen die Regel. Von dem als holmeshörig beschriebenen, anscheinend größenwahnsinnigen Pakistani Ramesh "Sunny" Balwani, habe ich nur ein Foto auf abcnews.go.com gefunden.

Hasspostings sind angeblich schwer zu löschen, aber wenn es um einen Milliardenbetrug geht, und man die richtigen Anwälte hat, dann schon? Eigenartig!

Mein Fazit:

Eine Reportage, die man gelesen haben sollte. Aber 200 Seiten hätten es auch getan. Gut geschrieben, aber (naturgemäß) ohne Ende (Stand Feb 2020).
Trotzdem klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 04.02.2020

Ein Psychothriller im Krimiformat! Lesenswert!

Schonungslos offen
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Der Plot:
Eine ungewöhnliche Geschichte, die anhand von zwei Handlungssträngen erzählt wird. Großartig!

Die Sprache:
Irene Matt hat einen flüssigen Erzählstil, der zu keiner Zeit den Leser aus dem Text ...

Der Plot:
Eine ungewöhnliche Geschichte, die anhand von zwei Handlungssträngen erzählt wird. Großartig!

Die Sprache:
Irene Matt hat einen flüssigen Erzählstil, der zu keiner Zeit den Leser aus dem Text wirft. Faszinierend habe ich die Beschreibungen des Mörders empfunden. Kurz, plakativ, scharf umrissen. Wiederholt läuft einem der kalte Schauer den Rücken entlang. Die Schilderungen lassen genügend Freiraum für die eigene Fantasie.
Andererseits nahm mich die Autorin mit ihren zeitweisen breit gestreuten Erzählungen unter Beschlag, die nichts Wesentliches zur eigentlichen Story beitrugen. Selbst die Hobbys der Protagonistin werden detailliert beschrieben. Man erfährt so manches über das Wesen von Katzen (Muss gestehen, bin kein Katzenliebhaber, doch Hunde mag ich), und um die Gefühle, die man Haustieren entgegenbringt. Für mich ein wenig zu detailverliebt. Das gleiche gilt für die tägliche, zeitweise frustrierende Polizeiarbeit. Dafür hätte ich mir in einigen »Situationen«, einen ausführlicheren Nebenstrang gewünscht.

Die Personen:
Isidor ist mein Liebling. Eine schrullige Type, die dem Roman einen besonderen Farbtupfer verleiht! Alexandra Rau, die Kommissarin, wird von ihm ›an die Wand gespielt‹. Vielleicht deshalb, weil sie eine taffe Vorgesetzte mit viel Herz ist und gerne im Auto schläft. Darüber hinaus ist sie Katzenliebhaberin und Tulpenzüchterin, worüber sie abendfüllend referieren kann. Ich frage mich, warum ich ihren Kollegen besser kenne als sie? Wie der Mörder dargestellt wird ist ein echtes Highlight! Chapeau! Von ihm, obwohl im Vergleich zur Kriminalistin nur auf ›wenigen Seiten‹ beschrieben, weiß ich über seine Kraft, seine Größe, seine Familienverhältnisse, seine Aufklärungsgeschichte, seine Denkweise Bescheid und wie sich die Vergangenheit auf sein Handeln auswirkt. Hingegen blieb mir von Alexandra nicht einmal ihr Gesicht oder ihre Frisur in Erinnerung. Wahrscheinlich fehlt mir die Vorgeschichte in den anderen beiden Bänden. Aber das tut dem Lesevergnügen keinen Abbruch!

Fazit:
Natürlich ziehen einen die Geschehnisse in die Handlung, aber habe ich den Roman deshalb als spannend empfunden? Mich trieb die Neugier voran, nicht sosehr die Spannung. Ein feiner Unterschied! Ich glaube, mit wenig Aufwand, aufgepeppt mit ›Autorentricks‹, würde die Story jeden Fitzek, Strobel, Gruber und wie sie alle heißen, in den Schatten stellen. Mir fehlte das Tüpfelchen auf dem I und damit meine ich den Aufbau des Handlungsstrangs und nicht den Inhalt!

DAS WAR JETZT JAMMERN AUF EINEM SEHR HOHEN NIVEAU!

Deshalb: Klare Leseempfehlung! - Krimi Unterhaltung pur!

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Veröffentlicht am 24.01.2020

ZÄH ...

Neujahr
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Der Plot:
Die Idee, einen Roman analog zu einer bergauf führenden, immer steiler werdenden Radtour zu erzählen, hat etwas Faszinierendes. Von Etappe zu Etappe werden die Rückblenden erzählt. Aber was wird ...

Der Plot:
Die Idee, einen Roman analog zu einer bergauf führenden, immer steiler werdenden Radtour zu erzählen, hat etwas Faszinierendes. Von Etappe zu Etappe werden die Rückblenden erzählt. Aber was wird im Rückblick erzählt? Kindererlebnisse eines vierjährigen, der seine zweijährige Schwester liebt. Oder aus der Jetztzeit, wie „harmonisch“ das Familienleben ist. Und das Ganze verbrämt mit Otto-Normalverbraucher-Psychologie. Klischeehaft! Schade!

Die Personen:
Die Protagonisten lassen keine Frage offen. Sie sind gut skizziert, obwohl ich mir oft dachte, warum „lieben“ sich die eigentlich?

Die Sprache:
Die Sprache ist ein Gräuel! Aus dem Gerichtssaalprotokoll per copy & paste in einen Roman übertragen! Abgehackt, zum Teil extrem kurze Sätze, die so ganz und gar nicht zu einem angenehmen Lesefluss beitragen. Wenigstens sind die meisten Metaphern „brauchbar“!

Mein Fazit:
Juli Zeh ist (auf Vorschlag der SPD) ehrenamtliche Richterin am Verfassungsgericht in Brandenburg. Genauso so liest sich ihr Text! Überforderte Eltern im Alltag, vermengt mit einem frühkindlichen Trauma, das natürlich zu Spätfolgen führt. Der Dr. Freud hätt‘ seine Freud‘ mit dem Geschriebenen! Leider bin ich nicht der Dr. Freud. Ich habe mir aufgrund der vielen positiven Rezensionen mehr erwartet. Aber vielleicht ist die heutige Gesellschaft wirklich schon so parterre, dass sie etwas gut findet, was sie seit Jahren glaubt am eigenen Körper zu verspüren! Es lebe der Krankenstand!

Aber in einem hat sie Recht: Auf die Frage: „Was will uns der Autor damit sagen?“ – ist ihre verbriefte Antwort: „Gar nichts!“ Habe ich leider zu spät erfahren!

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Veröffentlicht am 24.01.2020

Ungewöhnlich! Spannend! Ein Hammer!

Der Fund
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Der Plot:
Der Plot ist eigentlich eine Alltagsfantasie. Wer hat noch nicht vom großen Lottogewinn geträumt?! - Nur, in dieser Geschichte versteckt sich der vermeintliche Reichtum nicht in Bargeld. Der ...

Der Plot:
Der Plot ist eigentlich eine Alltagsfantasie. Wer hat noch nicht vom großen Lottogewinn geträumt?! - Nur, in dieser Geschichte versteckt sich der vermeintliche Reichtum nicht in Bargeld. Der wertvolle Fund ist in einer Lebensmittelkiste versteckt. Der Versuch, diesen in bares Geld umzumünzen, scheitert kläglich. Selbst als versucht wird, die Uhren zurückzudrehen entstehen daraus nur weitere, folgenschwere Verwicklungen. Der Plotaufbau verlässt ausgetretene Pfade. Genial!

Die Charaktere:
Wie man sieht, ist es nicht zwingend erforderlich, dass jede Figur in einem Roman dezidiert beschrieben wird. Zum Beispiel ist der Kommissar eine große Unbekannte. Man kennt weder seinen Namen, sein soziales Umfeld, noch seine Charakterzüge. Dies lässt der Fantasie des Lesers einen großen Spielraum.
Der Autor bedient sich der Zwei-Perspektiven-Technik. Einmal beschreibt er die tatsächlichen Geschehnisse und später lässt er seine Darsteller die Situation so beschreiben, wie es für den jeweiligen am besten passt. Diese verschieden Perspektiven zeigen deutlich den Unterschied zwischen Realität und Erzählung auf, und prägen so die Charaktere. (9/10)

Die Sprache:
Aichner bedient sich einer kurzen prägnanten Sprache. Trotzdem holpert man beim Lesen nicht durch den Text. Man muss sich nicht erst an die Art des Schreibens gewöhnen, vielmehr lässt er durch seine Sätze harmonische Bilder im Kopf entstehen.

Fazit:
Eine äußerst spannende Geschichte, mit mehr als überraschenden Wendungen. Es wäre unfair der Geschichte gegenüber, in Frage zu stellen, ob die Protagonisten logisch handeln. Sie handeln so, wie sie das Leben geprägt hat. Das muss man als Leser akzeptieren.

Was man jedoch nicht akzeptieren sollte, ist die Aichner-typische Schreibweise seines Textes. Dialoge nicht in Anführungszeichen zu setzen, sondern sie nur mit einem“ – „ zu kennzeichnen, störte mich bis zur letzten Seite. Am liebsten würde ich ihn deshalb einen Punkt abziehen.

Aber der Aufbau der Story ist so gelungen, dass ich davon Abstand nehmen möchte. Ein bisschen Liebe à la „Pretty Woman“ verleiht dem Roman einen zusätzlichen Touch, vor allem dann, wenn im Leben nicht das Recht, sondern die Gerechtigkeit siegt.

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