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Veröffentlicht am 19.09.2019

Eine Liebesgeschichte mit Abenteuer!

Die Braut des Meeres
1

Klappentext:
Seit einem Schiffbruch inmitten der Südsee gilt Victoria Dearborne als verschollen. Captain Grant Sutherland wurde ausgesandt, die junge Frau zu suchen und zurück nach England zu bringen. ...

Klappentext:
Seit einem Schiffbruch inmitten der Südsee gilt Victoria Dearborne als verschollen. Captain Grant Sutherland wurde ausgesandt, die junge Frau zu suchen und zurück nach England zu bringen. Doch die Rettungsaktion läuft ganz anders als gedacht: Auf der kleinen Pazifikinsel ist aus Victoria ein ungezähmter Wildfang geworden - und das bringt Grant in arge Bedrängnis. Denn Toris ungebändigter Geist weckt in dem kühlen und beherrschten Gentleman eine Sehnsucht, der sich Grant kaum zu erwehren weiß ...

Autorin:
Fantasy, History & Love: Die US-amerikanische Autorin Kresley Cole startete ihren beruflichen Werdegang zunächst in der Wassersportindustrie als Wasserskifahrerin- und trainerin. In Alabama und Florida studierte sie Englische Literatur. Einige Zeitungsartikel und Buchrezensionen später, veröffentlichte sie 2002 ihren ersten eigenen Roman. Seither avancierte sie zur Bestsellerautorin und ist inzwischen aus der Bücherwelt nicht mehr wegzudenken. Spezialisiert hat sich die Schriftstellerin, die gerne reist und ihre Erfahrungen in ihre Werke mit einfließen lässt, auf das Schreiben historischer, zeitgenössischer und fantastischer Liebesromane. Ihr Lesepublikum ist begeistert von Buchreihen wie „The Arcana Chronicles“, „Gamemaker“ oder „MacCarrick Brothers“. Aber auch Reihen wie „Captain Grant Sutherland“, „Immortals After Dark“ und die in derselben Welt angesiedelte Reihe „The Dacians“ erfreuen sich großer Beliebtheit. Kresley Cole lebt mit ihrer Familie, die größtenteils aus Vierbeinern besteht, in Florida.


Bewertung:
Das Cover ist sehr anschaulich und passt sich dem Titel und der Geschichte prima an. Der Titel wurde für die Geschichte geeignet gewählt, sodass die äußere Aufmachung in sich vollkommen stimmig ist. Der Schreibstil ist fließend leicht und ließ mich schnell durch die Geschichte blättern.

Die Charaktere sind recht eigen und teilweise etwas unsympathisch, was die Geschichte nicht weniger lesenswert macht. Victoria ist eine starke und unabhängige Frau, die ihren eigen Dickkopf hat und auch durchsetzen will. In ihrem Stolz verrennt sie sich manchmal. Ihr Kindermädchen und Freundin Tori sagt mir am liebsten zu. Sie ist Vitoria stets eine Stütze und Ermahnung bezüglich ihres Verhaltens. Beide kämpfen sich durch das harte Leben auf der Insel, wo sich gestrandet sind. Irgendwann taucht der Schiffskapitän Grant auf, der auf der Suche nach Victoria ist. Er hat den Auftrag von ihrem Großvater, sie zu finden- wo alle anderen gescheitert sind. Er ist manchmal etwas ruppig und vorschnell in seinem Tun, andererseits aber zurückhaltend und überlegt. Seine kühle Ausstrahlung wird durch Victoria brüchig, und nach und nach verzehrt er sich nach ihr. Zwischen den beiden wird es etwas kitschig und viele Szenen auch überspitzt erzählt. Das hat mich beim Lesen gestört, weil ich finde, dass das nicht sein muss. Es geht auch ohne!

"Für mich bitte nur eine schlichte englische Braut." "Es gibt aber ein Hindernis, das deiner Heirat mit diesem imaginären Mustermädchen im Wege stehen könnte." Grant sah seinen Bruder fragend an. "Du bist in Victoria verliebt." (Seite 258)


Fazit:
Die Geschichte ist schön erzählt und liest sich leicht. Hier kann man keine Neuheit erwarten, fesselnd ist es aber dennoch. Wer gerne eine Liebesgeschichte mit Kitsch liest, wird hier seine Freude haben. Zusätzlich erhält man etwas Abenteuer, das sich durch das Buch zieht. Dies ist der zweite Teil einer Reihe, die aber jeweils in sich abgeschlossen sind. Der erste Teil heißt Die Geliebte des Captains.


Erstellt am 22. Februar 2019

Veröffentlicht am 19.09.2019

Vorausschauend und raffiniert konstruierte Geschichte mit vielen Überraschungen!

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle
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Inhaltserzählung:
"Keiner dieser Menschen ist Ihr wahres Gesicht oder Ihre wahre Persönlichkeit. Beides wurde Ihnen genommen, als Sie Blackheath betraten, und wird Ihnen erst zurückgegeben, wenn Sie diesen ...

Inhaltserzählung:
"Keiner dieser Menschen ist Ihr wahres Gesicht oder Ihre wahre Persönlichkeit. Beides wurde Ihnen genommen, als Sie Blackheath betraten, und wird Ihnen erst zurückgegeben, wenn Sie diesen Ort verlassen."
"Ich werde also gerade wahnsinnig, nicht wahr?", frage ich und sehe ihn über den Rand des Spiegels hinweg an.
"Natürlich nicht", antwortet der Pestdoktor. "Der Wahnsinn wäre ja schließlich eine Fluchtmöglichkeit. Es gibt jedoch nur einen einzigen Weg, auf dem man Blackheath entkommen kann. Deshalb bin ich hier. Ich habe Ihnen einen Vorschlag zu unterbreiten. Während des Balls heute Abend wird jemand ermordet werden. Es wird nicht wie ein Mord aussehen, und man wird den Mörder daher nicht fassen. Bereinigen Sie dieses Unrecht, und ich zeige Ihnen den Weg hinaus. Dieser Tag wird sich acht Mal wiederholen und Sie werden ihn durch die Augen acht verschiedener Wirte sehen. Sobald Sie eine Antwort haben, bringen Sie sie um elf Uhr abends zum Ufer des Sees, zusammen mit Ihren Beweisen. Ich werde dort auf Sie warten."

(...)

"Im Haus gibt es noch zwei weitere Personen, die dort gefangen sind und im Körper eines gastes oder Dienstboten stecken, genau wie Sie. Nur einer von Ihnen kann entkommen, und es wird derjenige sein, der mir als Erster die Antwort bringt."

(Der Pestdoktor und Donald Davis, Seite 105/106/107/113/114)


"Es gibt Regeln bei dieser Geschichte, denen du folgen musst. Du bekommst in jedem von ihnen einen ganzen Tag, ob du das nun willst oder nicht. Das heißt, von dem Zeitpunkt an, an dem die jeweilige Person aufwacht, wann auch immer das ist, bis Mitternacht."
(Anna zum Butler Roger Collins, Seite 128)


Autor:
Stuart Turton ist ein britischer Schriftsteller und Reisejournalist. Sein Debüt als Autor gab er mit seinem Werk „Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle“ und landete damit einen überwältigenden Publikumserfolg. Hierfür wurde er sogar mit dem Costa First Novel Award ausgezeichnet. Durch Übersetzungen in über 25 Sprachen machte sich der Autor auch einen internationalen Namen. Heute lebt er zusammen mit seiner Familie in London.

Übersetzerin:
Dorothee Merkel lebt als freie Übersetzerin in Köln. Zu ihren Übertragungen aus dem Englischen zählen Werke von Edgar Allan Poe, John Banville, John Lanchester und Nickolas Butler.


Bewertung:
"Die Zukunft ist keine Warnung, mein Freund, sie ist ein Versprechen - eines, das wir nicht brechen werden. Genau das ist das Wesen der Falle, in der wir geraten sind."
(Glücksspieler Daniel Coleridge zu Bankier Cecil Ravencourt, Seite 133)

Das Cover ist zeitgemäß wirklich gelungen. Hervorragend gewählt zur Kulisse und Geschichte. Mich stört jedoch der Scannercode auf der Titelseite, wo es ihn doch auch wie üblich auf der Rückseite des Umschlages gibt. Wozu dieser noch vorne angebracht wurde ist mir ein Rätsel und macht das Bild etwas kaputt. Der Titel könnte ebenfalls nicht besser gewählt werden. In der Innenseite - vorne und hinten - der Buchklappen hat der Autor den Grundriss mit kleinen Dingen, die in der Geschichte vorkommen gezeichnet. Diese Übersicht ist nicht bloße Zeichnungskunst, sie dient eher als kleines Hilfsmittel, die Örtlichkeit besser bildlich vor Augen zu haben. Das versteht man aber erst, wenn man angefangen hat, die Geschichte zu lesen. Da tauchen dann nach und nach die vielen Räume und Dinge auf, die auf den zwei Seiten festgehalten werden.

"Was haben Sie mitgebracht?", fragt er.
"Wie bitte?"
"Sie sind mit einem Wort auf Ihren Lippen aufgewacht. Welches Wort war es?"
"Anna", sage ich und umklammere meinen Oberschenkel mit der Hand, um zu verhindern, dass mein Bein zittert.
Er seufzt. "Das ist ein Jammer."
(Der Pestdoktor und Dr. Sebastin Bell, Seite 50/51)

Bevor ich mit der Bewertung fortfahre, muss ich noch den Hinweis geben, dass diese Geschichte sehr schwer zu rezensieren ist, ohne zu spoilern. Viele Erläuterungen meiner Beurteilung sind Spoilerangaben und würden somit zu viel von dem Zauber der Geschichte verraten. Daher werde ich bei der Rezension etwas schwammig bleiben müssen ... leider ist es für dieses Buch einfach nicht möglich (habe ich auch bei den Rezensionen meiner Lesekameraden gesehen), die Geschichte ausführlich zu bewerten ohne die Fragen im Vornherein für kommende Leser zu klären. Da das sehr ärgerlich wäre, geht das also nicht mit dem Rezensieren auf übliche Art. Ich werde aber versuchen, so genau wie möglich zu sein, ohne anderen Lesern die Lesefreude zu nehmen!

"Da draußen gibt es jemanden, der meinen Tod will."
Es fühlt sich seltsam an, diese Worte laut auszusprechen, als würde ich dadurch eben dieses Schicksal auf mich selbst herabbeschwören.
(Erzählung von Dr. Sebastian Bell, Seite 58)

Der Autor erklärt während der ganzen Geschichte sehr genau den Zustand unseres Mannes, ebenso seine Gefühls- und Gedankenwelt. Dabei wird es nie schräg oder unglaubwürdig - ganz im Gegenteil; der Autor belebt die Charaktere und ihr Innenleben mit solch einer Intensität, dass es wirklich realistisch rüberkommt. Manchmal wusste ich nicht, wie ich reagiert hätte, an seiner Stelle - und in manchen Situationen konnte ich sein Vorgehen nicht verstehen. Manchmal ist er so blind und naiv, dass ich Schmerzen hatte.

"Ich bin ein Feigling, Miss Hardcastle", seufze ich. "Vierzig Jahre voller Erinnerungen, einfach so ausgelöscht, und das Einzige, was mir unter der Oberfläche aufgelauert hat, ist diese Feigheit. Das ist alles, was mir bleibt."
"Na uns, was wäre schon dabei, wenn Sie tatsächlich ein Feigling wären?", fragt sie. "Es gibt viel Schlimmeres, das Sie sein könnten. Wenigstens sind Sie nicht engherzig oder grausam. Und jetzt haben Sie die Wahl, nicht wahr? Statt gezwungen zu sein, sich selbst im Dunkeln zusammenzubauen, wie es der Rest von uns getan hat - sodass man eines Tages aufwacht und keine Ahnung mehr hat, wie es dazu kommen konnte, dass man zu dieser Person geworden ist -, können Sie frei entscheiden. Sie können die Welt um Sie herum betrachten, können sich die Menschen anschauen, von denen Sie umgeben sind, und dann die Bestandteile Ihres Charakters auswählen, die Sie übernehmen möchten."
"Sie haben meinen Zustand in ein Geschenk verwandelt", sage ich und spüre, wie sich meine Stimmung hebt.
"Nun, wie sonst würden Sie es nennen, wenn man eine zweite Chance bekommt?", fragt sie. "Sie mögen den Mann nicht, der Sie früher waren. Seien Sie also jemand anderer."
(Dr. Sebastian Bell und Evelyn Hardcastle, Seite 67/68)

Was mich am Wirt Dr. Sebastian Bell stört, ist, dass er so gar nicht, wo er sich eigentlich dort befindet oder ob er dort lebt und wer dieser Mann ist, mit dem er sich ausgiebig unterhält. Er hat sein Gedächtnis und somit seine Erinnerungen verloren und stellt keine dieser relevanten Fragen?! Er nimmt das alles so als gegeben an, was wohl im realen Leben niemand tun würde. Das ist wirklich ein ziemlich unrealistischer Moment, den der Autor erstellt hat, sehr unglaubwürdig. Doch unser Mann ist manchmal auch clever und nutzt die Talente seiner Wirte, indem er sich Hilfe sucht, um das Rätsel der Ermordung von Evely Hardcastle zu lösen. Das hat mich wiederum überrascht.

Ich kann spüren, dass meine Erinnerungen fast in Reichweite sind. Sie haben eine Gestalt, haben Gewicht, wie verhüllte Möbel in einem verdunkelten Zimmer. Ich habe einfach nur die Lampe verloren, mit deren Lichtschein ich sie betrachten könnte.
(Erzählung von Dr. Sebastian Bell, Seite 34)

Es bleiben dennoch Fragen unbeantwortet für mich: Welches Jahrhundert haben wir? Das wird nicht ein einziges Mal erwähnt. Ich selbst kann mir einfach keinen richtigen Reim aus der Erzählung dazu bilden ... die Kulisse, die Kleider, das Benimmverhalten, der Erzählstil wirken eher wie im 19. Jahrhundert oder gar dem 18. Jahrhundert. Dann wiederum aber tauchen Sätze in der Erzählweise auf und bestimmte Gegenstände (z. B.: Tattoos), die so gar nichts mit diesen Jahrhunderten zu tun haben. Dann wirkt das Ganze wie aus dem 20. Jahrhundert gespielt. Ich bin also noch nach Beendung des Buches im Unklaren, zu welcher Zeit ich mich befand, das nervt mich.

Wut ist greifbar, sie hat ein Gewissen. Man kann mit den Fäusten auf sie einschlagen. Doch Mitleid ist ein Nebel, in dem man sich nur verirren kann.
(Erzählung von Dr. Sebastian Bell, Seite 24)

Fast alle Personen, die in der Geschichte ihre Rolle spielen, sind auf der Einladung zu Beginn des Buches aufgeführt. Ich glaube nicht, dass der Autor dies bloß als Schmuckstück wie die Übersichtszeichnung auf den Buchdeckeln reingenommen hat. Ich denke, dies soll dem Leser helfen, die Übersicht über die vielen Charaktere zu bekommen und zu halten. Mir hat die Einladung sehr geholfen. Ich habe etliche Male nach vorn geblättert und mir die Namen immer wieder durchgelesen. Nur drei oder vier Personen stehen nicht darauf und musste ich mir selbst aufschreiben.

Es ist ganz so, als hätte man mich aufgefordert, ein Loch zu graben, und mir zu diesem Zweck statt eines Spaten lauter wild durcheinanderschwirrende Spatzen in die Hand gedrückt.
(Erzählung vom Butler Roger Collins, Seite 264)

Ich kann die Kritiken (zu der Verwirrung vom Hin- und Herspringen der Wirte) meiner Lesekameraden verstehen ... auf den ersten Blick wirkt es wirklich willkürlich und wirr. Aber wenn man sich genauer mit der Geschichte befasst, verfliegt dieser erste Eindruck. Ja, es spielen sehr viele Charaktere in der Geschichte mit. Aber diese sind - bis auf drei oder vier von ihnen - alle auf der Einladung vorne mit Status aufgeführt. Ja, der Autor lässt unseren Mann und uns immer zu den Wirten hin- und herspringen. Aber er nimmt die Fäden immer genau an der Stelle auf, wo sie zuvor endeten. In diesem Hin- und Hergerucke bleibt dennoch alles chaosfrei und geordnet. Der Autor wirft uns nicht in einen anderen Wirt zurück und lässt uns erst mal umherirren. Er erzählt an der zuvor geendeten Stelle des Wirtes weiter, sodass man als Leser immer sofort mitgenommen wird. Da kenne ich doch ganz andere Geschichten, bei denen das nicht so ist. Ebenso lässt er uns die Wirte geordnet verlassen; wir springen immer nur zu einem anderen Wirt, wenn der jetzige aus irgendwelchen Gründen (Tod, Bewusstlosigkeit, Müdigkeit) einschläft.

Wenn du zu wenige Informationen hast, bist du blind, bei zu vielen wirst du geblendet.
(Die Stimme im Kopf, Seite 533)

Aus diesen Gründen finde ich es wirklich sehr schade, wenn einige meiner Lesekameraden die Geschichte als schlecht geschrieben bezeichnen. Das ist sie keinesfalls! Jedoch ist sie nicht nach gängigem Schema der üblichen Romane erzählt. Man muss sich hier genau mit der Geschichte und ihren Charakteren befassen. Hier braucht es Konzentration und auch eine gewisse Offenheit der ungewöhnlichen Erzählung gegenüber. Wenn man da dicht macht, ist es vorbei. Ich selbst konnte nicht immer konzentriert lesen, dann musste ich pausieren, da es so einfach keinen Sinn gemacht hat. Einmal war ich auch am Überlegen, ob ich einfach eine lange Pause einlegen soll ... Das lag aber keinesfalls an der Geschichte, sondern an mir selber. Ich war teilweise einfach unkonzentriert, und dann wird es schwer, dieser Geschichte mitsamt seinem Rätsel zu folgen und die Zusammenhänge zu verstehen. Ich habe mir also viele Notizen gemacht, mir jeden Wirt und am welchen Tag er erscheint, aufgeschrieben. Die Einladung vorne im Buch, die Ortsübersicht auf dem Buchdeckel und die Notizen haben mir un heimlich geholfen, das Rätsel der Geschichte zu verstehen. Ich behaupte einfach, dass es nicht ohne Notizen geht, wenn man nicht hochkonzentriert ist und sich nicht alle Namen merken kann. Für mich war es unverzichtbar! Mitsamt dieser Hilfsmittel liest man eine Geschichte, die voller überraschender Wendungen Lösungen ist.

"Wer sind Sie?", frage ich in die Dunkelheit, unfähig, das Zittern aus meiner Stimme zu verbannen.
"Ein Freund."
"Freunde lauern einem nicht in der Dunkelheit auf", entgegne ich.
"Ich habe nicht gesagt, dass ich Ihr Freund bin, Mr. Davies."
(Donald Davis und der Pestdoktor, Seite 103)

Der Autor hat dieses Rätsel um Evelyns Tod so wunderbar verstrickt konzipiert, dass ich als Leser immer wieder mal verwirrt war und meine Notizen zur Hand nehmen musste. Ich bin total begeistert über seine Fähigkeit, nicht selbst durcheinander gekommen zu sein ... jede noch so kleine Einzelheit, die ich als nicht ganz so wichtig genommen habe, hat er Stück für Stück zu einem ganzen Bild zusammengeknüpft. Bildlich vorstellen kann man sich die Geschichte wie einen großen Raum, der gefüllt ist mit Sachen. Und die Charaktere sind im ganzen Raum verstreut. Unser Mann und wir erleben den Tag durch jeden dieser Charaktere mitsamt ihren Sichtweisen. Die eine Person steht am Fenster und hat den Blick auf das Draußen gerichtet, eine weitere Person steht in einer Ecke an der Tür und beobachtet die Person am Fenster samt seiner Aussicht, wieder eine andere Person sitzt auf dem Sofa und hat einen Tisch mit einem Buch vor sich ... jede von ihnen hat ihre eigene Wahrnehmung, die unser Mann und wir Leser nach und nach alle aufnehmen - wie Puzzleteile, die am Ende ein ganzes Puzzlebild ergeben. Stück für Stück, Wirt für Wirt kommen wir dem Rätsel und den Antworten der aufkommenden Fragen näher.

"Niemand macht sich auf den mühsamen Weg hinaus in die Dunkelheit, ohne über ein paar Kenntnisse zu verfügen, die ihm den Weg weisen."
(Evely Hardcastle zum Künstler Gregory Gold, Seite 581)

Die Geschichte bietet aber weit mehr als nur das Rätsel um Evelyns Tod. Je weiter die Geschichte fortschreitet, desto mehr Rätsel tauchen noch auf; wer ist unser Mann eigentlich, der von Wirt zu Wirt springt? Warum ist er in Blackheath? Wer ist diese mysteriöse Anna, die ihm und uns zu Beginn den Verstand raubt? Wer ist dieser Pestdoktor? Was sind seine Beweggründe? Was hat es mit den Lakaien auf sich? Wieso überhaupt findet diese Dinnerparty statt? Es tauchen Fragen um Fragen und Personen um Personen auf, mit denen man als Leser zu Anfangs überhaupt nicht rechnet. Das Ganze ist wie ein Dominostein, der unkontrolliert gegen weitere stößt und somit eine Lawine an Ereignissen in Gang setzt.

Es geht schon längst nicht mehr nur darum, die richtige Antwort zu finden, sondern darum, lange genug daran festzuhalten, um sie dem Pestdoktor auch überbringen zu können.
(Erzählung vom Familienanwalt Edward Dance, Seite 307)

Letzten Endes gilt nur folgendes zu bedenken: Nichts ist wie es auf den ersten Blick erscheint! Weder die Menschen, noch die Geschehnisse um sie herum.


Fazit:
Sie ist von dem fragilen Mut einer zum Tode Verurteilten erfüllt, die gerade die letzten Stufen zum Galgen hinaufsteigt.
(Dr. Sebastian Bell über Evelyn Hardcastle, Seite 80)

Zwei Logikfehler, eine unbeantwortete Frage zu Anna wie auch die ungeklärte Zeit des Geschehen lassen mich einen halben Stern abziehen. Dem Autor ist eine undurchschaubare Geschichte mit vielen Überraschungen gelungen, ebenso hat er unseren Mann eindrucksvoll die Wirte durchlaufen lassen und dabei Fragen aufgestellt, die am Ende alle - bis auf eine zu Anna - beantwortet werden. Der trockene englische Humor findet sich hier zwar wieder, ich hatte ihn mir aber viel präsenter vorgestellt.

"Wissen Sie, woran man erkennen kann, ob es ein Monster verdient hat, wieder auf Erden zu wandeln? Ob sich ein Unmensch wahrhaftig von seiner schuld reingewaschen hat und Ihnen nicht einfach nur erzählt, was Sie hören wollen? Sie geben ihm einen Tag ohne jegliche Konsequenzen und beobachten dann, was er mit diesem Tag anfängt."
(Der Pestdoktor zum Künstler Gregory Gold, Seite 537)

Ich war sehr gespannt, wie der Autor das Gewirr an Rätseln entknoten würde ... und er hat es tatsächlich mit Logik glaubhaft geschafft. Ich persönlich war ja bei dem Buch auf alles vorbereitet; von langweilig auf der Stelle tretend, über gute Rätselerstellung bis hin zu verwirrende Erzählung ... Ich bin ganz unvoreingenommen an die Geschichte gegangen, weil ich schon anhand der Leseprobe gemerkt habe, dass diese Erzählung nicht für jeden Leser etwas ist. Und gerade eine Geschichte, deren Tag sich immer wiederholt ist heikel und schwer zu erzählen. Dem Autor ist dies aber in meinen Augen hervorragend gelungen.

Aber wie bereits geschrieben; man muss auch dafür bereit sein, sich auf so eine Erzählung einzulassen und mitzuschwingen. Bloß die Geschichte runterlesen geht hier nicht. Dann bekommt man ganz schnell einen verwirrten und schlecht konstruierten Eindruck davon. Von mir gibt es 4,5 Sterne!

"Nichts von dem, was hier geschieht, ist unabwendbar - und mag es auch noch so sehr danach aussehen. Die Ereignisse laufen Tag für Tag nach dem gleichen Muster ab, weil die Gäste, die sich gemeinsam mit Ihnen hier befinden, Tag für Tag dieselben Entscheidungen treffen. Diese Leute können keinen anderen Weg sehen, also ändern sie sich auch nie. Doch Sie sind anders, Mr. Bishop. Zyklus um Zyklus habe ich beobachtet, wie Sie auf gütige oder grausame Wendungen reagieren - auf willkürliche Fügungen des Schicksals. Sie treffen ganz unterschiedliche Entscheidungen und doch wiederholen Sie in den entscheidenden Momenten dieselben Fehler. Es ist ganz so, als gäbe es da einen Teil von Ihnen, der Sie fortwährend in den Abgrund ziehen möchte."
"Wollen Sie damit sagen, dass ich ein anderer Mensch werden muss, um entkommen zu können?"
"Ich will damit sagen, dass jeder Mensch in einem selbstgebauten Käfig sitzt", antwortet er.
(Der Pestdoktor zum Butler Roger Collins, Seite 385/386)

Veröffentlicht am 19.09.2019

Finde mich. Viel später! Gute Geschichte für Zwischendurch, mehr aber auch nicht.

Finde mich. Jetzt
1

Klappentext:
Er hat jegliches Vertrauen in die Menschheit verloren.
Sie hat den Männern abgeschworen.
Und doch sprühen zwischen den beiden die Funken.

"Wäre ich noch an Männern interessiert, würde ich ...

Klappentext:
Er hat jegliches Vertrauen in die Menschheit verloren.
Sie hat den Männern abgeschworen.
Und doch sprühen zwischen den beiden die Funken.

"Wäre ich noch an Männern interessiert, würde ich vermutlich sagen, er sei attraktiv. Auf eine wilde und gefährliche Art. Aber mir geht es sehr gut in meiner männerfreien Welt."
(Tasmin über Rhys)

"Ihre gesamte Erscheinung ist auf einfachste Weise spektakulär, und ich vergesse beinahe zu atmen. Die Geborgenheit, die ich bei ihr spüre, macht die Welt nicht nur erträglich, sie macht sie schön."
(Rhys über Tasmin)


Autorin:
Seit Kathinka Engel mit fünf Jahren lernte zu lesen, prägt die Literatur ihr Leben. Sie studierte Komparatistik in München und arbeitete im Anschluss für eine Literaturagentur, ein Literaturmagazin sowie als Übersetzerin und Lektorin für verschiedene deutsche Verlage.

Wenn sie nicht liest oder schreibt, erfreut sie sich an allem, was bunt ist, Reisen, guten Kneipen, Besuchen im Fußballstadion und am Rascheln trockener Blätter im Herbst. Ihr Debüt "Finde mich. Jetzt" ist im Piper Verlag erschienen. Für Infos rund um ihr Schreiben und ihre Liebe zu Büchern folgt Kathinka auf Instagram: https://www.instagram.com/kathinka.engel/


Bewertung:
Die Cover der drei Bände sind ja ein wunderschönes Puzzle, das ein ganzes als Unendlichkeitszeichen ergibt. Auch die Titel sind nach dem Coperate Identity-System gestaltet. Auf jeden Fall ein echter Blickfang! Diese abgehakten Titel gefallen mir, die Farben sind wunderschön. Allerdings passt der Titel zur Geschichte nicht so ganz, da die Suche darin sehr nebensächlich behandelt wird. Der Titel vermittelt hier einen falschen Eindruck. Bei mir geht immer wieder etwas Glitzerbelag vom Cover ab, da muss ich mit Haarspray ran. Die Steckbriefe auf dem Klappenumschlag finde ich genial, vor allem Rhys. Diese Fragen erinnern mich an die Fragen im Lovelybooks-Profil. Manche sind echt dämlich, da habe ich dann auch wie Rhys geantwortet. XD Auch die Kapitel sind mit dem Unendlichkeitszeichen geschmückt und vervollständigen das einheitliche Bild der Aufmachung.

Nichts, was ich tue, dient einem unmittelbaren Zweck. Es geht nicht mehr ums Überleben. Jetzt geht es ums Leben, und davon verstehe ich nichts.
(Rhys, Seite 36)

Mir gefällt vor allem Tasmins Namen so toll! Einzigartig! Schön finde ich außerdem, dass beide, Tasmin und Rhys, abwechselnd zu Wort kommen. Oft ist es ja so, dass es nicht im direkten Wechsel geht. Finde ich richtig toll hier, weil ich das Gefühl habe, die Perspektiven schnell hautnah mitzubekommen. Unterschiedlicher können beide kaum sein, bis auf den Umstand, dass beide neu anfangen. Der Schreibstil ist mega schön emotional und ich flog so durch das Buch. Mir gefällt vor allem Rhys Charakter - die Berührungsproblematik ist sehr glaubhaft erzählt. Rhys ist vor allem zu Anfang sehr sarkastisch, da konnte ich mich richtig wiederfinden - je furchtbarer die Situationen, umso sarkastischer werde ich. Das verliert sich bei ihm aber im Laufe der Geschichte und hier wird die Entwicklung dazu sichtbar.

"Hi, Rhys", begrüßt mich Amy und strahlt mich an, als gäbe es nichts schöneres auf der Welt, als mich zu sehen. Mir fallen eine Million Dinge ein, die schöner sind. Ein Schlag in die Fresse, Waterboarding, Zigarettenstummel auf der Haut.
(Rhys, Seite 61)

Die Beziehung zwischen Tasmin und ihrem besten Freund Sam kam mir zu Beginn schon merkwürdig vor. Nicht, dass es keine Beste Freundschaften zwischen Männer und Frauen gibt, nur irgendwie hat bei mir der Alarm geläutet, wenn Tasmin über Sam erzählt hat. Ich hatte schon das Gefühl, dass er sie mehr mag als als bloße Freundin, und damit spoilere ich auch nicht. Ich finde, das ist sehr deutlich rauszulesen. Sam ist ein toller Mann und einen besseren besten Freund kann man sich als Frau gar nicht wünschen!

Es ist verrückt. Wenn Tasmin kommt, wird es laut und bunt und lebendig. Wenn sie weg ist, hallt das Leben noch nach.
(Rhys, Seite 94)

Als ich den Namen Zelda gelesen habe, musste ich Schmunzeln. Eine Zelda kommt auch im Buch zu All In (Band 2) vor, dass ich vor kurzem gelesen habe. Da war diese Zelda aber die Arbeitskollegin des Hauptprotagonisten. Und vom Typ her ähneln sie sich sehr. So eine Freundin passt auch zu Tasmin und ich finde auch, so eine Freundin braucht jeder von uns. Sie hat Pfeffer, ist aber nicht frei von Problemen in ihrem Leben. Das macht die Figur für mich sehr glaubwürdig.

"Darf ich diene Hand mal drücken?", frage ich.
"Wie bitte?"
"Na ja, du warst schon vorhin ziemlich toll, aber jetzt liest du plötzlich auch noch? Die reife Art, mit meiner Begeisterung in diesem Moment umzugehen, wäre, deine Hand zu drücken. Ansonsten muss ich vielleicht kurz mal vor die Tür gehen, damit du die unreife Variante nicht siehst."
"Es ist ja nicht so, als hätte ich endlos Erfahrung auf diesem Gebiet, aber kann es sein, dass du manchmal ein bisschen verrückt bist?", fragt Rhys grinsend, legt aber seine Hand auf den Tisch.
(Tasmin und Rhys, Seite 154)

Amy hilft Rhys in der Zeit außerhalb des Gefängnisses. Sie wirkt mal hartnäckig, dann wieder nervtötend ... einfach ist es nicht so mit ihr. Vor allem ist sie nicht so diskret, was Rhys und ihre Gespräche in der Öffentlichkeit angeht. Ich finde, das geht gar nicht in ihrer Position. Sie wirkt da sehr unprofessionell. Überhaupt ist sie plump in ihrem Benehmen. Rhys so vor allen anderen auszufragen und ein Gespräch über seine Beziehung zu Tasmin im Beisein von Tasmin ... das geht sie überhaupt nichts an! Auch, wenn sie sich sorgt, hätte sie das diskreter mit ihm klären können. Da schämt man sich doch total!!!

"Ich wollte einfach zu dir gehen, wollte, dass alles wieder gut ist. Aber dann habe ich Angst bekommen. Dass du mich nicht mehr willst nach der ganzen Geschichte."
"Ich hätte dich gewollt. In jedem Moment."
(Rhys und Tasmin, Seite 339)

Die Geschichte ist wundervoll und glaubhaft geschrieben - bis zum ersten Sex mit Tasmin. Erst ist Rhys traumatisiert (verständlicher Weise) und verträgt keine Berührungen, und schon drei ? Tage später schläft er mit Tasmin, einfach so! Da hat überhaupt keine Entwicklung hierzu stattgefunden. Dass das alles andere als realistisch ist, ist wohl selbsterklärend. Das hat mich sehr enttäuscht. Aber noch war nichts verloren. Kurze Zeit später erzählt die Autorin wiederum unheimlich realistisch, wie Rhys mit seiner PTBS kämpft. Da war nun wieder Realismus nach dem unrealistischen Heilsex vorhanden. Die PTBS, die sich da wieder zeigt, ist sehr eindrucksvoll erzählt und ich konnte mich da sehr gut einfühlen. Dass er Tasmin von sich stößt, ist in seiner Verfassung total verständlich und auch "normal". Warum er um seine Schwester aber so ein Geheimnis macht, habe ich nicht verstanden. Er hat Tasmin soweit alles erzählt, umso unverständlicher fand ich das.

"Meinst du, es gibt eine Obergrenze von tollen Sachen, die man über Nacht erleben kann?", fragt er. "Glaubst du, man platzt vielleicht irgendwann vor Glück?"
"Selbst wenn, dann ist es wohl die beste Art zu platzen", gebe ich zurück.
(Rhys und Tasmin, Seite 211/212)

Ich hatte auf ein abgeschlossenes Ende gehofft, denn so richtig fokussiert wird die Suche nach seiner Schwester in der Erzählung gar nicht, und beim letzten Drittel des Buches passiert immer noch nichts. Mir hat das etwas Sorge gemacht, dass auf den letzten Seiten alles reingequetscht wird, da ja jeder Band andere Charaktere vorstellt. Leider sollte ich recht behalten, und die finale Suche und das Auffinden von seiner Schwester Jeannie wartet ganz zum Schluss auf. Sehr schade! Der Showdown ist viel zu perfekt verlaufen. Auch dass es bei Amy keine Schwierigkeiten in ihrer Hilfe bezüglich Jeannie gab. Andererseits war das zu erwarten, da das Ganze mit Jeannie auch auf die letzten Seiten gedrückt wurde, leider. Da habe ich mir eine bessere Erzählung im Laufe der Geschichte gewünscht. Diese ist total in den Hintergrund gerückt, bei der Romanze zwischen Rhys und Tasmin.


Fazit:
Ich kann, ich darf, aber ich muss nicht. Und zum ersten Mal wird mir bewusst, was Freiheit bedeutet. (Rhys, Seite 112)

Insgesamt finde ich die Geschichte sehr schön geschrieben, mit einer gut durchdachten Grundidee. Diese ist leider nicht ganz so gut durchdacht umgesetzt worden. Es sind Lücken entstanden (aus Spoilergründen kann die Szenen nicht wiedergeben) und die wichtigsten Sequenzen sind zu salopp ausgeschrieben worden. Daher kann ich hierfür gute 3,5 Sterne verteilen. Ein gutes Buch für Zwischendurch, dessen Potenzial jedoch verschrieben wurde. Vielleicht schaffen die nächsten Bände mehr Überzeugungskraft.

Halte mich. Hier (Band 2): erscheint am 4. November 2019
Liebe mich. Für immer (Band 3): erscheint am 3. Februar 2020


Vielen lieben Dank für das bereitgestellte Exemplar zur Leserunde bei Lovelybooks und die Autorenbegleitung; vielen Dank an die Autorin, dem Verlag und dem Lovelybooks-Team! Es war eine wirklich schöne kleine Runde!

Veröffentlicht am 06.09.2019

Irre, schräg, komisch ... lädt zum Lachen und Träumen ein!

Machen Sie Ihren Scheiß doch selber!
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Inhaltserzählung:
Wer sich montags ins Büro quält und dienstags schon das Wochenende herbeisehnt, hat nun zumindest einen Trost: Er ist nicht allein.

Eine Umfrage der arbeitenehmernahen Stiftung "Mensch ...

Inhaltserzählung:
Wer sich montags ins Büro quält und dienstags schon das Wochenende herbeisehnt, hat nun zumindest einen Trost: Er ist nicht allein.

Eine Umfrage der arbeitenehmernahen Stiftung "Mensch und Arbeit" unter 1000 deutschen Arbeitnehmern führte zu einem überraschenden Ergebnis. Auf die abschließende Frage eines Erhebungsbogens antworteten 76 Prozent der befragten Arbeitnehmer gleichlautend.

Die Frage: Was würden Sie am Arbeitsplatz am liebsten tun?
Die Antwort: Kündigen!

Es ist eine wilde Welt da draußen, und derart schlimme Zustände brauchen ungewöhnliche Gegenmaßnahmen. Auch deshalb wird dieses Buch Sie mit einigen Kündigungsschreiben konfrontieren, die Sie vielleicht so nicht erwarten hätten ...
Es gibt viel zu kündigen - packen wir's an.
(Seite 7/8)

Autor:
Norbert Golluch (22.10.1949) einige Jahre als Grundschullehrer (Studienfächer Kunstpädagogik, Physik, Deutsch) Redakteur der Satire-Zeitschrift PARDON 1979/1980 Verlagslektor von 1980-1985 (u.a. Begleitbücher zu Peter Lustig/„Löwenzahn“) seit 1985 freier Autor im Bereich Kinderbuch/Kindersachbuch/Humor/Satire zahlreiche Veröffentlichungen (Eichborn, Diogenes, Ueberreuter, Carlsen, Baumhaus u.a.); Autor der Trickfilmreihe „Paradiso“ (mit Grafiker Theo Kerp; ausgestrahlt u.a. in der „Sendung mit der Maus“ und im KiKa) Kalbacher Klapperschlange 2008 für „Linus, der Drache aus dem Keller“ (Carlsen) für die Altergruppe 3.-4.Klasse


Bewertung:
Das Buch haben meine Mutter und ich 2016 beim Thalia gesehen und sofort gekauft. Wir fanden es urkomisch und haben viel gelacht. Das Cover ist sehr humorvoll und bunt gestaltet, der titel frech und dreist! Insgesamt super aufeinander abgestimmt! Das Buch enthält alle möglichen Kündigungsformulare für etliche Berufsbereiche und ist folglich so aufgeteilt:

Einleitung
Banken- und Finanzwesen
Hoch- und Straßenbau
Transportwesen
Groß- und Einzelhandel
Handwerk und Dienstleistungen
Automobilbranche
Staatsdienst
Bildung und Erziehung
Medien und Werbung
Pflege und Gesundheit
Technik
Clubs, Vereine und Parteien
Fiktive Kündigungen
Historische Kündigungen
Prominente Kündigungen
Diverse Kündigungen


Innerhalb dieser Bereiche finden sich verschiedene Kündigungsarten und sogar unterschiedliche Schriftformen. Es wirkt sehr echt, obwohl die Kündigungen laut Autor erfunden sind. Jedoch gibt es in Wahrheit wirklich schräge schriften, die ich selber schon vor mir hatte.

Das Buch lässt sich super schnell durchlesen, mal ist ein Schreiben witziger, mal dämlicher oder mal realistischer als das andere davor oder danach. Ich habe auch ein paar Favoriten, die ich immer wieder mal durchlese und schmunzle. Drei davon möchte ich hier gerne als kleine Leseprobe abgekürzt vorstellen:


Eine Schwarzarbeiterin hat die Nummer des Firmen-Safes gefunden

Kündigung

Lieber Herr Heilmann,
ich bin es, Ihre Putzfrau! Vielleicht haben Sie schon bemerkt, dass ich einen großartigen Fund gemacht habe: nämlich den Zettel, auf dem Sie Trottel den Code Ihres Safes notiert haben, weil Sie Spatzenhirn sich keine fünf Zahlen merken konnten. Fast hätte ich Ihre furchtbare Kindergartenschrift nicht entziffern können, aber nach ein paar Versuchen hat es funktioniert. Die schwere Stahltür ging auf, und ihr Panzerschrank gleicht innen jetzt dem Weltall - sehr groß und extrem leer. Ich gönne Ihnen nun eine kurze Pause, damit Sie diese Information verarbeiten können ... Okay? ... Ich verspreche Ihnen, dass ich ihr Geld äußerst verantwortungsvoll und nachhaltig anlegen werde. Wer weiß, vielleicht werde ich Ihnen eines Tages etwas leihen, ohne dass Sie wissen, an wen Sie da eigentlich Ihre Wucherzinsen zahlen.

Mit freundlichen Grüßen
Von wem auch immer

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Eine Verkäuferin kündigt im Supermarkt

Gerda Drömel, An der feenwiese 66, 45678 Billigheim

Supergünstig Supermarkt

Kündigung

Sehr geehrter Herr Kleinschnittger,
zugegeben, Ihr Supermarkt ist superbillig, aber es gibt so ein paar Probleme: Zum Beispiel kann ich es mir mit meinem Gehalt als Halbtagskassiererin nicht leisten, im Süpergünstig Supermarkt einzukaufen. Ich habe einen Monat lang Buch geführt und festgestellt, dass ich für alle meine häusslichen Ausgaben mindestens 975 Euro benötige, aber wegen Ihrer Knauserigkeit nur 845 Euro verdiene. ... Daher habe ich mich entschlossen, bei Ihnen zu kündigen und im Billigmarkt Bolz auf der anderen Straßenseite anzufangen. Dort verdiene ich 995 Euro im Monat, sodass ich mir den Einkauf bei Ihnen wieder leisten kann. Es wird mir ein besonderes Vergnügen sein, Ihnen als Kundin wegen jeder lächerlichen Kleinigkeit die Hölle heißzumachen. ... Kündigen können Sie mich ja nun nicht mehr. Ätsch! ...

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Ein Asi kündigt einen Handyvertrag

2 und 3 oder so
an den, wo für die Kunden zuständig ist
Verbindungsstraße 3
56789 Servingen

Kündigung von den scheißen Handyvertrag

Ey, Alda,
ich wollte doch bloß diesen geilen iPhone haben, und 1 Euro ist doch kein Preis, hab ich gedacht. Wusst ich ja nicht, was ich da auch noch jeden Monat abdrücken muss! Die Schantalle hat auch iPhone von Aldi glaub ich, die muss aber nix extra löhnen. Voll assi von euch, so linke Verträge zu machen! Außerdem habe ich doch schon n S6 und sonn HTC und n Blackberry, für die ich jeden Monat blechen muss!!! Mein Anwalt sagt, ich kann das widerrufen, aber dem iPhone behalte ich, is auch schon kaputt. Zurückgeben lohnt sich also sowieso nicht.
Kevin

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Jeder aufgeführte Bereich enthält vom Autor ein Vorblatt mit Informationen zu den bevorstehenden Kündigungen. Beim ersten Durchblättern kann es sicher langweilig wirken, der Inhalt ist es aber überhaupt nicht! Einmal angefangen zu lesen, kommt man kaum aus dem Schmunzeln und wundern heraus. Man möchte einfach mehr! Natürlich ist das Buch nicht mit einem typischen Roman zu vergleichen, es handelt sich hier um ein Immer-Wieder-Nachschlagewerk wie auch ein ideales Geschenk für lustiges Beieinandersein.


Fazit:
Ein Buch gegen schlechte Laune und strapazierte Nerven! Humorvoll gestaltet, übersichtlich zu lesen und ein tolles Geschenk! Karikaturen hätten das Buch mit 5 Sternen ausgezeichnet! Wagt es einfach mal

... und träumt vom Kündigen! Wie der Autor schon richtig vermerkte; Es gibt viel zu kündigen - packen wir's an.



P.S.: Mein großer Dank an den Verlag und seine zuständigen Mitarbeiter, die mir die Beispiele aus dem Buch genehmigt haben!

Veröffentlicht am 05.09.2019

Mir fehlen echt die Worte - so grottig ist das Buch und schreibt die Autorin!

Der weibliche Orgasmus | Erotischer Ratgeber
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Klappentext:
Frauen stehen auf Männer, die wissen, was sie wollen, und es dann auch tun – gerade im Bett! Ich freue mich darauf, dir dabei zu helfen, dein Liebesleben zu aktivieren und zu dem Mann zu werden, ...

Klappentext:
Frauen stehen auf Männer, die wissen, was sie wollen, und es dann auch tun – gerade im Bett! Ich freue mich darauf, dir dabei zu helfen, dein Liebesleben zu aktivieren und zu dem Mann zu werden, nach dem Frauen sich sehnen. Eine Frau, die in deinen Armen wieder und wieder kommt, wird so schnell nicht wieder aus deinem Bett verschwinden – und auch nicht aus deinem Leben.

Herzliche Grüße
Tina Rose


Autorin:
Ja meine Lieben, mein Name ist Tina Rose und ich freue mich, dass ihr euch für mich, mein Profil und vermutlich auch für meine Ratgeber interessiert. Doch wer bin ich eigentlich, dass ich euch Tipps zu erotischen Themen gebe?

Da ich meinen Freundinnen seit jeher in Liebesdingen mit Rat und Tat zur Seite stehe, bin ich nach und nach in die Rolle der Sexberaterin gerutscht und habe mich dann vor zehn Jahren entschieden, mein Hobby und meine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Seitdem helfe ich als ausgebildete Sexualpädagogin – ich bevorzuge den Titel Liebescoach – Frauen, Männern und vor allem Paaren, die Leidenschaft bei der schönsten Nebensache der Welt zu entdecken.



Bewertung:
Okay ... was ist das? Das ist kein Ratgeber! Kein Ordentlicher! Aber ich fange erst mal beim Cover an; schlicht, aber doch auffällig - mit Farbe und Titel. Hätte hier vieles gepasst, aber die Gestaltung hier passt ebenso. Ich war ja neugierig auf dieses ebook, weil ich gehofft habe, etwas neues zu erfahren. Habe ich so gut wie gar nicht.

Schon das Vorwort der Autorin lässt die Säure in mir brodeln; sie schreibt, dass der von uns Frauen oft geäußerte Satz: "Schatz, ich liebe dich und genieße den Sex mit dir auch dann, wenn ich einmal nicht komme." sei stets geschwindelt (ihre Worte, die ich hier zitiere!). Das ist wiederum total geschwindelt!!! Meine damalige beste Freundin hatte zwei Jahre lang Sex mit ihrem Partner ohne einmal einen Orgasmus erlebt zu haben, und dennoch hat sie es oftmals sehr genossen. Vor allem vor ihrem ersten Mal hatte sie echt Angst vor den Schmerzen, und als die beiden dann Sex hatten (es war ihr erstes Mal), kam sie nicht zum Orgasmus und hat es dennoch sehr genossen. Weil es nicht weh tat, weil sie es sich gemütlich gemacht haben, weil er zärtlich zu ihr war ... es gibt weitaus mehr Faktoren, die hier eine Rolle für Frauen spielen als nur der Orgasmus! Hätte die Autorin geschrieben, dass wir hin und wieder mit dem Satz schwindeln, würde ich gar kein Wort darüber verlieren - denn es ist ja auch eine Wahrheit. Aber das sie das als eine absolute Lüge hinstellt, ärgert mich!

Trotzdem habe ich pflichtbewusst, wie ich eben bin, das ganze ebook durchgelesen. Eigentlich hätte es mir bis hier schon gereicht. Die Inhaltseinteilungen sind ungewöhnlich betitelt, was aber für mich aber nicht negativ zu bewerten ist. In einem Kapitel schreibt sie über die drei verschiedenen Formen des weiblichen Orgasmus; vaginaler, klitoraler und zervikaler. Tja, was das Letzte ist? Gute Frage! Laut der Autorin kann man für diese Auflösung zum vorigen Kapitel blättern. Und das habe ich auch getan, und blätterte immer weiter bis zur Seite 0. Da ist nichts über den zervikaler Orgasmus zu lesen - oder ich bin so dermaßen blind, dann entschuldige ich mich zutiefst! Ich musste also Hilfe aus dem Internet suchen, da mir diese Art Orgasmus nicht bekannt war (was neues gelernt - hervorragend!):

Die Zervix, genauer gesagt die Cervix uteri, ist der Gebärmutterhals und die Öffnung zur Scheide. Dort befindet sich auch der Muttermund. Hier handelt es sich also um eine Verbindung zwischen Gebärmutter und Scheide. Dicke Schleimhaut umgibt diese Öffnung und schützt so die Gebärmutter vor Keimen. Die Zervix ist normalerweise geschlossen und öffnet sich nur bei der Geburt. Laut dem Frauenmagazin miss.at können manche Frauen bei der Stimulation der Zervix zum Orgasmus kommen. Was zunächst komisch klingt, soll tatsächlich möglich sein! Diese außergewöhnliche Art des Orgasmus wird durch schnelle Stöße erreicht, die den Muttermund erschüttern. Vorteilhaft ist hier natürlich ein besonders langer und großer Penis, der in der richtigen Stellung eingeführt wird. Die Eichel berührt hierbei immer wieder die Zervix.
(Quelle: https://www.fem.com/liebe-lust/orgasmus-mal-anders-der-zervix-orgasmus)

So, nachdem ich das nun weiß, geht es weiter. Und zwar mit unschöner Ausdrucksweise der Autorin; sie wirft hier verschiedene Wörter völlig durcheinander - mal seriöse Bezeichnungen wie Vagina und Geschlechtsverkehr, dann wieder vulgäre Bezeichnungen wie ficken und Beleidigungen wie verpiss dich. Auch die Muschi findet hier ihren Platz. Diese stetige Ausdruckswechsel haben mich echt genervt und gehören auch nicht in einen Ratgeber!!! Privat oder bei einem Erotikroman ist nichts dagegen zu sprechen, auch wenn es nicht meine persönliche Ausdrucksweise trifft. In einem Ratgeber muss die Autorin allerdings sachlich bleiben, sonst kommt es einfach nur billig rüber. Und das tut dieser sogenannte Ratgeber leider auch!

Neben dem zervikalen Orgasmus habe ich auch ganz neu die Begriffe Anorgastie und Anorgasmie mitsamt ihren Erläuterungen gelernt. Also war es nicht ganz umsonst, dieses ebook gelesen zu haben. Sehr störend empfand ich auch den Ausdruck Lecken - ich kam mir zeitweilig vor, als ob ich einen schmutzigen Erotikroman lesen würde. Und wie bereits erwähnt, wirft die Autorin willkürlich die Bezeichnungen rein. Da kam dann erst lecken, dann wieder ganz "brav" Oralverkehr ... sie hat eindeutig Probleme, eine einheitliche Sprache zu finden und diese wiederzugeben.


Fazit:
Ja, nun ... bis auf drei Begriffen habe ich gar nichts dazugelernt, außer wie schlecht man Ratgeber schreiben kann. Das ist bei aller Vernunft KEIN Ratgeber, sondern ein Versuchs-Lexikon mit wirrer Erotik-Slam-Sprache. Ich bin entsetzt, dass es sowas bei netgalley gibt. Ich würde mich an dieser Stelle auch bei netgalley für das Exemplar bedanken - es gehört sich nun mal so - aber mir fehlen hierfür die Wörter. Das ist hier das erste Mal, dass ich mir wünschte, für ein Exemplar abgelehnt worden zu sein ... Ich finde das Buch grottig mit seiner Ausdrucksart als Ratgeber getarnt und einer wankelmütigen Autorin, die verallgemeinert. Ich bin nicht prüde, sonst hätte ich das Buch ja gar nicht erst angefragt, aber das ist einfach ...

Wer Fan davon ist, kann sich ja ihre weiteren Ergüsse aus der Serie antun:

Anal - Lust statt Frust
Tinder Dating für Frauen!
Blasen - Der perfekte Blowjob
Erotische Massage

Viel Spaß!



P.S.: Also, wenn mein Partner so einen Schrott lesen würde, mache ich definitiv etwas falsch!!!!


Erstellt am 29. August 2019