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Veröffentlicht am 03.04.2019

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Wir zwei auf Wolke sieben
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Gerade noch war Lea mit ihrem Freund Sebastian in eine neue Wohnung gezogen, da macht er auf einmal per Brief mit ihr Schluss. Samt ihrer Ersparnisse ist ihr Fast-Verlobter geflohen – nur den roten Kater ...

Gerade noch war Lea mit ihrem Freund Sebastian in eine neue Wohnung gezogen, da macht er auf einmal per Brief mit ihr Schluss. Samt ihrer Ersparnisse ist ihr Fast-Verlobter geflohen – nur den roten Kater hat er dagelassen. Lea findet sich mit den Trümmern ihrer unperfekten Beziehung konfrontiert und beschließt, ihrem Ex hinterher zu reisen. Nach London, Paris und Wien führt die Reise, bis Lea sich endlich fragt, ob Sebastian ihre Liebe überhaupt verdient hat…

Mit "Wir zwei auf Wolke sieben" hat Anja Rauter einen humorvollen Unterhaltungsroman geschaffen, der dem Ende einer Beziehung neue Hoffnungsschimmer entgegenstellt. Zu anfangs ist Lea eine wenig selbstbewusste Protagonistin, die sich in der Mündigkeit einer Beziehung verloren hat und nun total auf sich alleingestellt ist. Sie bekommt einen Job in der Beautybranche, der ihr so gar nicht zusagt und testet in dessen Auftrag alle möglichen Beauty-Make-Over rund um die Welt.
Der genannte Ex-Freund Sebastian bekommt im Roman nur wenig Raum, doch seine geschilderten Handlungen reichen, um eine unsympathische Wirkung zu erzeugen. An mancher Stelle hätte ich mir hier fast mehr Sebastian gewünscht, damit der Leser besser nachvollziehen kann, warum er wirklich so gehandelt hat; purer Egoismus ist für mich keine zufriedenstellende Erklärung.
Als Lea vor den Trümmern ihrer Beziehung steht, halten ihre zwei besten Freunde Su und Armin natürlich fest zu ihr. Beide Charaktere machen einen liebenswürdigen Eindruck, haben allerdings die Angewohnheit, Lea zu bevormunden. Mit ihren chaotischen Aktionen versuchen sie Lea zu helfen und treiben sie manchmal zur Weißglut, bis sie endlich ein Machtwort spricht und somit ihren selbstbestimmten Weg ein Stück weitergeht. Leider bleiben die beiden auch ein wenig blass und vermitteln den Eindruck von Stereotypen: Die schöne sportliche Frau, die sehr auf ihre Linie achtet und der schwule beste Freund, dessen Beziehung von Eskapaden geprägt ist. Auch die anderen im Buch auftretenden Charaktere orientieren sich an den typischen Klischees und sollen den humorvollen Ton unterstützen, doch ihre Art ist überzeichnet.
Letztendlich wäre da noch Mattheo, ein Freund von Su, der an Charme kaum zu überbieten ist. Er wird für Lea zu einer verlässlichen Stütze und zeigt ihr, dass sie auch ohne ein Lebenszeichen von Sebastian auskommt.

Der Handlung des Romans ist einfach zu folgen, hat er doch eine "vorbestimmte" Reiseroute: Erst London, dann die Stadt der Liebe und anschließend Wien. Zufälligerweise führen Leas Jobs sie genau in die Städte, in denen ihr Ex Sebastian seine Fotoausstellung präsentiert. Natürlich versucht sie immer wieder, ihn mit seiner Flucht zu konfrontieren, scheitert jedoch aus verschiedenen Gründen.
Dank des flüssigen Schreibstils kann man dem Geschehen gut folgen und muss doch an mancher Stelle schmunzeln. Dennoch hätte ich mir tiefere Charaktere und weniger Klischees gewünscht – sie hätten nicht unbedingt sein müssen!

Alles in allem ist "Wir zwei auf Wolke sieben" ein solider Unterhaltungsroman, der mit ausgebauten Charakteren und weniger Klischees zu einem sehr guten, humorvollen Roman hätte werden können. Eine Leseempfehlung spreche ich an jene Leser aus, die eine leichte Lektüre für Zwischendurch benötigen. Daher 3/5 Sternen.

Veröffentlicht am 25.02.2019

Wenn das Leben aus dem Takt gerät

Taktgefühle
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Ursprünglich wollte Elke nur kurz in ihr Heimatdorf zurückkehren, um das Haus ihrer Eltern zu verkaufen. Doch spätestens als sie auf Walter, ihre Jugendliebe trifft, wird aus dem kurzen Aufenthalt ein ...

Ursprünglich wollte Elke nur kurz in ihr Heimatdorf zurückkehren, um das Haus ihrer Eltern zu verkaufen. Doch spätestens als sie auf Walter, ihre Jugendliebe trifft, wird aus dem kurzen Aufenthalt ein längerer. Ihr Wiedersehen ist von Zurückhaltung geprägt, steht doch so viel Ungesagtes zwischen ihnen, was auch Elkes plötzliches Verschwinden mit 18 Jahren betrifft. Trotz ihrer gemischten Gefühle beschließt Elke, vorerst zu bleiben. Sei es, weil sie Walters Musikschülern helfen will, sich auf einen Contest vorzubereiten. Oder um die Vergangenheit aufzuarbeiten und alte Schuldgefühle abzutragen? Mit ihrem plötzlichen Auftauchen setzt Elke unwissend eine Kettenreaktion in Gang. Denn nicht nur die Gegenwart hält Herausforderungen bereit – auch die Vergangenheit wartet darauf, geklärt zu werden…

Der nachfolgende Roman von Anke Schläger kann mit derselben Sympathie und Nahbarkeit aufwarten wie ihr Vorgänger "Festtagsgäste". Eine Frau, die aus Angst vor Verletzungen lieber vor schwierigen Situationen flieht, als sich ihnen zu stellen, kehrt in ihr Heimatdorf zurück. Nach ihrer Flucht vor einigen Jahren trifft sie auf alte Bekannte, die ihr Leben ohne Elke weitergelebt haben. Sie wird damit konfrontiert, was ihre plötzliche Flucht mit den Menschen angerichtet hat, die ihr doch so sehr ans Herz gewachsen waren; und wie Freundschaft doch nach Jahrzehnten wieder aufblühen kann.
Rund um die musikalische und sehr sympathische Hauptprotagonistin finden sich nicht nur bekannte Gesichter aus dem Debütroman "Festtagsgäste". Es kommen auch neue Gesichter zu Wort, die so hautnah aus ihrem Leben erzählen, dass man die Beweggründe sehr gut nachvollziehen kann. Die menschlichen Schwächen sind es, welche die Charaktere in "Taktgefühle" so plastisch wirken lassen.
Hinzu kommt eine angenehme Handlung rund um Elkes Vergangenheitsbewältigung und den anstehenden Musik-Contest im Dorf. "Taktgefühle" zeigt nicht nur, wie es ist, mit schwierigen Erinnerungen umzugehen und sich Menschen nach Jahren wieder zu öffnen. Er zeigt ebenfalls, wie es ist, als junger Mensch mit Druck umzugehen und wie schön es ist, eine Person zu haben, die einen unterstützt.
Sehr schön fand ich, dass sich die anfängliche Zurückhaltung der Figuren in neue, zarte Freundschaftsbande gewandelt hat. Das Dorf hält im Notfall zusammen, auch wenn es immer wieder Menschen gibt, die in die eigene Tasche wirtschaften.
Die Handlung ist in sich schlüssig und wird von den starken Charakteren getragen, wobei manche Szenen noch etwas ausführlicher sein könnten. Durch den schönen, flüssigen Schreibstil kann der Leser sich gut in die Geschichte einfinden und fühlt die Emotionen der Figuren sehr gut mit.

Mir hat das Wiedersehen und neue Kennenlernen der Figuren in "Taktgefühle" sehr gefallen. Ein eindrücklicher Roman, der nicht nur für Musikfans zu empfehlen ist, sondern für all jene Leser, die ein zarte Erzählung rund um Neuanfänge und das Abschließen der Vergangenheit mögen. Abschließend lässt sich sagen: Eine Geschichte, wie sie das Leben selbst schreiben könnte – über Freundschaft, Vergebung und die Tücken der Liebe.

Veröffentlicht am 27.09.2018

Alaska in meinem Herzen

Liebe und Verderben
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Für Lenora Allbright ist ein einfaches, sesshaftes Leben undenkbar. Immer wieder zieht die Familie von Ort zu Ort, um für den Vater, einen Vietnamveteranen, den richtigen Platz zu finden. Unmöglich für ...

Für Lenora Allbright ist ein einfaches, sesshaftes Leben undenkbar. Immer wieder zieht die Familie von Ort zu Ort, um für den Vater, einen Vietnamveteranen, den richtigen Platz zu finden. Unmöglich für die junge Leni, Freundschaften zu schließen und diese zu halten.
Bis ihr Vater das Unglaubliche beschließt: Ein Umzug nach Alaska. Alaska, das mit seiner rauen und ungezähmten Schönheit beeindrucken und mit seiner eisigen Kälte Leben rauben kann. Denn die Winter im Norden sind lang und düster; und sie locken die inneren Dämonen in Lenis Vater hervor…

Mit Leni hat Kristin Hannah eine unsichere, aber herzensgute Protagonistin geschaffen, die sich den Widerständen des Lebens entgegenstellen muss. Ein schwerer Weg führt zu einem frühen Erwachsenwerden und einer gewaltigen Persönlichkeitsentwicklung, wie sie in dieser bildgewaltigen Sprache nur selten in Romanen anzutreffen ist.
Auch Cora und Ernt, ihre Eltern, erhalten eine wichtige Rolle und werden detailliert vorgestellt. Die zarte Schönheit Cora steht im starken Kontrast zu ihrem jähzornigen Ehemann Ernt und scheint kaum geeignet, das harte Leben in Alaska zu bestehen. Die starke Dorfgemeinschaft greift den Allbrights unter die Arme und verdeutlicht, was es bedeutet, sich auf einen Winter im Norden vorzubereiten. Allen voran Large Marge, die zu einer konstanten Stütze für Cora und Leni wird.
Doch in Alaska erfährt Leni vor allem, was es bedeutet, eine richtige Freundschaft zu führen. Seit dem ersten Augenblick hat sie in Matthew Walker ihren Freund gefunden, der ihr durch viele, schwarze Zeiten hindurchhilft. Nur Ernt ist diese Freundschaft ein Dorn im Auge: Denn er hasst Matthews Vater, Tom, über alles…

Langsam führt die Handlung in den Roman ein und entführt den Leser mitten in das schöne Alaska. Das Dorf wird wunderbar lebendig dargestellt und manch ein skurriler Charakter rundet dieses Gesamtbild umso besser ab. Doch wer denkt, dass die Handlung langsam bleiben würde, erhält spätestens im zweiten Abschnitt des Buches eine überraschende Einsicht. Stein auf Stein wird die Spannung aufgebaut, man ahnt den nahenden Sturm, die große Katastrophe, welche alle Hoffnungen vernichten wird. Wie schlimm die hinterlassenen Schäden dieses Sturmes sind und ob das zarte Pflänzchen der Hoffnung doch noch eine Chance bekommt, das sollte der Leser selbst herausfinden!

Belohnt wird er mit einem wunderbar fließenden Schreibstil, gut ausgearbeiteten Charakteren und einem Leseerlebnis, das das Herz beinahe stocken lässt.
Wer sich auf den Roman „Liebe und Verderben“ von Kristin Hannah einlässt, sollte Zeit mitbringen. Viel Zeit, um die bildhafte Sprache und die schönen Beschreibungen Alaskas würdigen zu können. Doch auch das Leserherz benötigt Pausen, um die zahlreichen, schockierenden Wendungen verarbeiten zu können. Dieser Roman katapultiert einen in ungekannte Höhen und reißt einen mit in die tiefsten Tiefen. Man möchte lachen und weinen und dieses Buch dennoch kaum aus der Hand legen. Definitiv mein persönliches Jahreshighlight 2018!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzähstil
  • Charaktere
  • Gefühl
Veröffentlicht am 23.08.2018

Liebe gegen die Strenge der indischen Tradition?

Die englische Fotografin
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Als junge Fotografin ist Eliza versucht, sich in Großbritannien der 30er Jahre einen Namen zu machen. Dank ihres Bekannten Clifford erhält sie die Chance, die Familie des Maharadscha in Indien zu porträtieren. ...

Als junge Fotografin ist Eliza versucht, sich in Großbritannien der 30er Jahre einen Namen zu machen. Dank ihres Bekannten Clifford erhält sie die Chance, die Familie des Maharadscha in Indien zu porträtieren. Doch nur allzu bald stellt Eliza fest, dass innerhalb des Palastes nichts so ist wie es scheint. Intrigen und Eifersucht durchziehen das Palastleben wie ein Netz, das auch die junge Fotografin zu umschlingen droht – vor allem als sie sich in den Bruder des Fürsten verliebt…

Dinah Jefferies Roman „Die Englische Fotografin“ entführt in die farbenprächtige, indische Kultur, lässt zwei vollkommen unterschiedliche Welten aufeinanderprallen und würzt das Ganze mit spannenden Intrigen und gefühlsbetonten Momenten.
Eliza, ihre Hauptprotagonistin, wagt sich als alleinstehende Frau in das kunterbunte Palastleben und sieht sich mit einigen Problemen konfrontiert. Nicht nur droht ihre kaum verarbeitete Vergangenheit in Indien hochzukommen; auch ihre persönliche Entwicklung wird gefordert. Sehr sympathisch geht die Protagonistin auf ihre Mitmenschen ein und bildet sich ihre ganz eigene Meinung über die indische Bevölkerung. Zwar scheint eine gewisse Naivität vorhanden zu sein, die dennoch nicht störend wirkt.
Neben Eliza wirkt Jay, der Bruder des Fürsten, manchmal etwas blass. Anfangs mit Überheblichkeit ausgezeichnet, kann man ihn dennoch als freundlich empfinden, auch wenn er seine Ziele stets vor Augen hat. Dennoch ist er nicht immer greifbar.
Die Nebencharaktere erfüllen ihre zugedachten Rollen gut. Schon bald offenbart sich ein Gegenspieler, welcher die Fäden in der Hand hält und der Protagonistin das Leben schwer macht. Weitere Nebencharaktere fungieren als Freunde und mehr oder weniger zuverlässige Konstanten, welche Eliza (teils) Halt und Unterstützung anbieten.

Als Eliza mit dem Leben in Indien konfrontiert wird, welches sie für die britische Krone zu porträtieren hat, sieht sie sich einigen Widerständen gegenüber. Einerseits die ungezähmte Wildheit Indiens mit seinen wundervollen Menschen und andererseits der Glaube an die unerbittliche Unterwerfung der Frau, welche für sie nur schwer zu begreifen ist. Im Verlauf des Buches lehnt sie die Oberherrschaft der Briten über Indien immer mehr ab, welche vor allem von Clifford vertreten wird. Neben den politischen Zerwürfnissen hat die junge Frau auch mit ungebetenen Gefühlen für Jay zu kämpfen, die sie gegen Ende in ein tiefes Loch stürzen lassen.
Inhaltlich eine glaubwürdige Handlung, auch wenn der vierte Teil in meinen Augen zu schnell abgehandelt wird. Probleme, die zuvor als unüberwindbar betrachten wurden, werden blitzschnell aus dem Weg geräumt, um einem zu erahnenden Ende Platz zu machen. Einige Entwicklungen, charakterlich wie auch vom Verlauf her, verliefen einfach zu rasch. Somit wird dem zuvor sorgfältig aufgebauten Zauber Indiens einen Teil seiner Magie geraubt, was manchen Leser enttäuschen könnte.

Dennoch schafft es Jefferies, den Leser in die wundervoll farbenprächtige Welt Indiens zu locken. Der flüssige Schreibstil garantiert einen tollen Lesefluss, auch wenn man zu anfangs etwas Zeit benötigt, um die ganzen (Orts-)Namen in Erinnerung zu behalten. Als etwas störend können auch die schnellen Kapitel- und Handlungssprünge zu anfangs empfunden werden, was jedoch im Verlauf des Buches besser wird. Sehr schön wird im ersten und zweiten Teil in die Handlung eingeführt, sodass man im dritten Teil eine Spannung spürt, die wie die Ruhe vor dem Sturm wirkt, welcher im vierten Teil losbricht.

Alles in allem ein gelungener Roman für warme Sommertage, der die Sehnsucht nach Indien weckt! Man kann die Gerüche von Ingwer und Kardamom beinahe riechen, sieht sich allerdings auch mit der harten, strengen Kultur Indiens konfrontiert. Eine schöne Liebesgeschichte mit gerissenen Intrigen, die zwar Einiges, aber nicht alles erahnen lassen. Einziges Manko ist das zu rasche Ende, das noch einige Sätze mehr verdient hätte.

Für Leser, die sich nach fernen Ländern sehnen und eine unterhaltsame Liebesgeschichte mit Konfrontationen genießen möchten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Gefühl
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 31.05.2018

Eine Geheime Familie

Das Geheimnis der Königin
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Nach dreizehn Jahren im Kloster wird Prinzessin Catherine de Valois von Frankreich an den heimischen Hof zurückgeholt. Ihre Aufgabe: König Heinrich V. von England zu heiraten, den „Schlächter von Agincourt“, ...

Nach dreizehn Jahren im Kloster wird Prinzessin Catherine de Valois von Frankreich an den heimischen Hof zurückgeholt. Ihre Aufgabe: König Heinrich V. von England zu heiraten, den „Schlächter von Agincourt“, um einen endgültigen Frieden zwischen beiden Ländern zu sichern.
Entgegen ihrer Erwartungen findet sie Gefallen an Heinrich. Doch mit der Geburt des gemeinsamen Sohnes und Heinrichs baldigem Tod findet sich Catherine in einer Spirale des Verlustes wieder, die sie in den Abgrund zu stürzen droht; ihr einziger Rettungsanker: Owen Tudor.

Mari Griffith hat einen historischen Roman geschaffen, der sich nicht stur an den Gegebenheiten orientiert. Der Fokus liegt auf den Beziehungen zwischen bekannten Charakteren, ihrem Leid und ihrer Entwicklung, wodurch wir wunderbare Einblicke in ihre Gefühlswelt erhalten.
Catherine de Valois, welche als „Begründerin“ der Tudor-Dynastie anzusehen ist, hat eine schwere Bürde zu tragen. Verluste, Intrigen und gesellschaftlicher Druck zeichnen ihr Leben, bis zuletzt scheint sie alles zu verlieren. Wenige Jahre des Glücks sind ihr mit Owen Tudor vergönnt, bevor auch dieses in tausend Teile zerspringt.

Im Roman wird Catherine als leicht naive Frau dargestellt, verbrachte sie ihre ersten Lebensjahre doch abgeschieden in einem Kloster. Von dem Verhalten einer wahren Königin – selten eine Spur. Ihre wahrliche Akzeptanz, Königin zweier Länder zu sein, bleibt aus; ebenso ihre Beteiligung an Hof oder Politik, wie es ihre Mutter Isabeau zu tun pflegte. Trotz ihres Status‘ als Königin lässt sie sich in eine Nischenrolle zurückdrängen, gibt die Kontrolle über ihren Sohn ab und reagiert erst, wenn es längst zu spät ist. Vielleicht, weil sie das Verarbeiten vieler Verluste die letzte Stärke gekostet hat.
Owen Tudor wird hingegen als solider Charakter dargestellt, steht er Catherine doch treu zur Seite und wahrt ihr beider Geheimnis über Jahre hinweg. Er wird als liebender Vater aufgezeigt, der für sein Familienglück kämpft, auch wenn er es im Stillen tun muss.
Neben den beiden Hauptprotagonisten finden sich einige Nebencharaktere, die Sympathien wecken konnten. Wie etwa Henry Beaufort, ein treuer Unterstützer von Catherine und Owen oder Guillemote, Catherines wahre Freundin.

Auch wenn interessante Einblicke in die Gefühlswelten der Figuren erfolgen, so muss doch festgehalten werden, dass diese nicht immer nachvollziehbar erscheinen. Beachtet werden muss hierbei, dass zwischen den Kapiteln jahrelange Zeitsprünge erfolgen – aus diesem Grund wird Trauer wohl schnell abgehandelt.

Daher ist mit leichter Enttäuschung zu erwähnen, dass viele dieser Nebencharaktere im Fluss der Handlung verschwinden oder kurzerhand ausradiert werden. Oft bleiben zuvor geschilderte Handlungsstränge offen, werden in aller Kürze abgehandelt und vergessen. Da bleibt unweigerlich ein leicht verwirrter Leser zurück, der darüber rätselt, ob das eben Angedeutete als Spannungsbogen zu verstehen ist… aber nein, eine verschwundene Handlung bleibt verschwunden.
Leider bleibt auch der angedeutete Spannungsbogen nur angedeutet im Hintergrund, lässt sich zwar erahnen, spitzt sich aber nie wirklich zu. Die Katastrophe ist vorherzusehen, enthält einen wunderbar abstoßenden Sündenbock und treibt die Königin in tiefe Verzweiflung.

Dafür fließen die Geschehnisse dank Mari Griffiths Schreibstil schön dahin. Es ist ein wirklicher Lesefluss, der sich bildet, hüpft er auch durch die Jahre und legt den Fokus manchmal auf -so scheint es- liebevolle Kleinigkeiten.

Als Historischen Roman darf „Das Geheimnis der Königin“ daher wohl weniger verstanden werden. Dafür fehlt doch die Tiefe der Fakten, die Ränkespiele bei Hofe; es ist eher der Einblick in das Leben einer kleinen Familie, die gar nicht existieren sollte… und in das Leben einer Frau, der trotz vieler Schicksalsschläge ein wenig Glück vergönnt war.

Wer eine leichte Lektüre mit historisch angehauchten Fakten sucht, wird bei diesem Roman fündig werden. Ein flüchtiger Zeitvertreib, der allerdings dazu auffordert, sich mehr mit der englischen Geschichte zu beschäftigen.

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