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Veröffentlicht am 03.02.2019

Viele Geheimnisse wiegen schwer...

Das kleine Theater am Meer
1

Mit 33 Jahren wagt Faye einen Sprung ins kalte Wasser: Nach der Trennung ihres Freundes und dem Abschluss ihres Studiums nimmt sie kurzerhand das Angebot ihrer Schulfreundin Charlotte an, ein paar Tage ...

Mit 33 Jahren wagt Faye einen Sprung ins kalte Wasser: Nach der Trennung ihres Freundes und dem Abschluss ihres Studiums nimmt sie kurzerhand das Angebot ihrer Schulfreundin Charlotte an, ein paar Tage auf Sardinien zu verbringen. Doch was wie ein Urlaub beginnt, entwickelt sich bald zu einem Job, der sich in Fayes Herz schleicht. Sie soll das Theater der kleinen Stadt Deriu renovieren, nicht wissend, dass die Bewohner davon alles andere als begeistert sind. Denn jeder von ihnen scheint ein Geheimnis zu haben, das er um jeden Preis bewahren will…

"Das kleine Theater am Meer" erweckt zuerst den Eindruck einer leichten Sommerlektüre. Doch wer denkt, dass sich dieser Roman in die Kategorie "Liebesroman" einordnen lässt, liegt weit daneben! Abwechselnd aus den Sichten von Faye und ihren Eltern erzählt, begleitet man die Protagonisten entweder in das sonnige Sardinien oder das windige West Dorset. Wer anfangs noch lieber bei Faye in Sardinien geblieben wäre, fängt bald an, der Nebenhandlung entgegenzufiebern.

Auf Sardinien wird Faye als Innenarchitektin damit beauftragt, ein altes Theater zu restaurieren. Dort trifft sie nicht nur auf den launischen Besitzer Alessandro und dessen zurückhaltende Schwester Marisa, sondern auch auf den ehemaligen Schauspieler Pasquale, der schrullige Angewohnheiten zu pflegen scheint. Wenig verwunderlich trifft Faye auf Probleme, was sowohl die Renovierung als auch Alessandro anbelangt.
Der eigentlich interessantere Handlungsstrang findet allerdings in West Dorset statt. Sehr überraschend erfährt Faye, dass ihre Eltern beschlossen haben, sich nach Jahrzehnten der Ehe zu trennen. In wechselnden Kapiteln erfährt der Leser, wie es zum Auseinanderleben von Ade und Molly kam. Missverständnisse, Geheimnisse und auch eine gesunde Portion Egoismus haben dazu beigetragen, dass beide entschlossen sind, von nun an getrennte Wege zu gehen. Für mich einmal ein erfrischend neuer Ansatz, denn viele Romane bieten lediglich eine Perspektive: Das Kennenlernen und anschließende Zusammenkommen eines Paares; nicht jedoch, wie es ist, Jahrzehnte zusammen zu verbringen, nur um irgendwann festzustellen, dass man vom Partner ein ganz falsches Bild hat.

Somit ist die Gesamthandlung glaubwürdig, auch wenn sich einige Verhaltensweisen der Charaktere hinterfragen lassen. Diese werden zwar in einem recht übereilten Schluss aufgeklärt und wirken im Kontext auch logisch, doch zufrieden ist der Leser damit trotzdem nicht. Hatte man zuvor einen recht ausführlichen und etwas langsameren Mittelteil, so wird im Schluss alles rasant aufgelöst. Ein Ereignis folgt auf das andere, alte Geheimnisse kommen verstaubt ans Tageslicht und dann ist die letzte Seite auch schon gelesen.
Auch der angehauchte Theaterumbau hätte meiner Meinung nach mehr Ausführlichkeit verdient, denn was eigentlich als Haupthandlung wahrgenommen wird, läuft mehr oder weniger still im Hintergrund ab.

Allerdings werden die Schwachstellen der Handlung von einem leichten und sehr bildlichen Schreibstil abgeschwächt. Die wunderschönen, landschaftlichen Beschreibungen der Autorin lassen ein südländisches Flair vor dem inneren Auge entstehen und nebenbei lernt man auch noch jede Menge über sardische Gerichte. Durchaus angemessen für eine schöne Sommerlektüre, die nicht in dieses Raster passen mag.

"Das kleine Theater am Meer" mag keine typische, seichte Sommerlektüre sein, doch mit ganz neuen Handlungsperspektiven und zauberhaften Beschreibungen entführt sie dennoch in das malerische Deriu. Rätselhafte Charaktere tragen dabei schwer an ihren Geheimnissen und lüften diese in einem abrupten Ende, das etwas mehr Ausführlichkeit vertragen hätte. Für Leser, die auf der Suche nach guter Unterhaltung sind, ein solider Roman mit gut ausgearbeiteten Charakteren, die (beinahe) zu schnell ans Herz wachsen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Atmosphäre
  • Erzählstil
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.08.2017

"Eine Ermittlung braucht Ermittler"

Harte Landung
1

Eckdaten

Titel: Harte Landung
Autor: Ellen Dunne
Verlag: Insel Verlag; Auflage: Originalausgabe (7. August 2017)
Seitenzahl: 441 Seiten
Preis Taschenbuch: 10,95 €

Klapptext

"Carolin Höller, Top-Managerin ...

Eckdaten

Titel: Harte Landung
Autor: Ellen Dunne
Verlag: Insel Verlag; Auflage: Originalausgabe (7. August 2017)
Seitenzahl: 441 Seiten
Preis Taschenbuch: 10,95 €

Klapptext

"Carolin Höller, Top-Managerin bei der erfolgreichen Online-Tauschbörse Skiller, hat alles: Musterkarriere. Musterehe. Musterkinder. Bis man sie unterhalb ihres Bürofensters tot auffindet. Schnell ist klar: Sie ist nicht freiwillig gesprungen. Immer tiefer gräbt sich Patsy in Carolins Leben und die Strukturen von Skiller, stößt auf Lügengebäude und hohle Fassaden. Erst recht, als man sie ins Skiller-Hauptquartier nach Dublin schickt. Ausgerechnet in die Stadt, um die sie seit dem Selbstmord ihres Vaters einen großen Bogen macht. Kein gutes Omen. Und prompt überschlagen sich die Dinge …

Harte Landung ist der Auftakt zu einer neuen Krimireihe um Hauptkommissarin Patsy Logan. Schlagfertig und eigensinnig liefert die »Frau der Stunde« Ergebnisse – mit klarem Verstand, trockenem Humor und einem Instinkt, der niemandem unheimlicher ist als ihr selbst."

Cover

Das ernste Cover des Kriminalromans mit den goldenen Lettern „Harte Landung“ ist nicht nur auf den ersten Blick schön anzusehen, sondern hat im Nachhinein mehr mit dem Inhalt gemein, als man ahnt. Nicht nur, dass sich der abgebildete Brunnen in München befindet, nein, gleichzeitig wird der Spruch „außen hui und innen pfui“ sehr gut verbildlicht. Was das bedeuten soll? Lest selbst!


Patsy Logan, deutsch-irische Hauptkommissarin beim Münchner LKA, wird nicht nur mit einem Fall konfrontiert, der neben knallharter Ermittlungstaktik auch Fingerspitzengefühl erfordert, sondern hat auch mit einem turbulenten Privatleben zu kämpfen.
Der Fall „Carolin Höller“ erweckt internationale Aufmerksamkeit, droht er doch den bevorstehenden Börsengang des Online-Unternehmens Skiller in eine Pleite zu verwandeln; und gleichzeitig fühlt sich Patsy von diesem Fall seltsam berührt. Mitten in einem Kampf um die Wahrheit droht ihr ihre Unfähigkeit, ein Kind zu empfangen, die Kontrolle zu entreißen. Der Druck ihres Ehemannes Stefan, die Lügenkonstrukte rund um Skiller und die unangenehme Rückkehr nach Dublin stellen die Ermittlerin vor mehr Herausforderungen, als eine taffe Frau ertragen kann – könnte man meinen.
Denn Patsy wäre nicht Patsy, würde sie sich nicht mit ihrem einzigartigen Humor und ihrer Schlagfertigkeit durch eine von Männern dominierte Branche kämpfen, um an die Wahrheit zu gelangen.


Die Haupthandlung beinhaltet parallel mehrere Stränge. Vordergründig natürlich der Fall Carolin Höller, doch auch Patsys Eheprobleme werden ebenso behandelt wie ihre schwierige Kindheit. Diese Kindheit wird im zweiten Handlungsort Dublin aufgerollt, der neben München ein entscheidender Schauplatz für die polizeilichen Ermittlungen ist. Dort trifft Patsy auf den charismatischen Iren Ben Ferguson, der sie bei ihren Ermittlungen unterstützen soll.

Begleitet man Patsy bei ihren Ermittlungen bis zum bitteren Ende, so fällt auf, dass keinerlei Widersprüche innerhalb der Handlung erkennbar sind. Die Charaktere wirken in ihrer Handlung absolut authentisch, was gerade durch kleine Details verdeutlicht wird, die immer mal wieder im Geschehen auftauchen.
So haucht Ellen Dunne mit viel Geschick ihren Protagonisten Leben ein und gibt ihnen gleichzeitig einige Schwächen mit auf den Weg, die das Identifikationsgefühl des Lesers verstärken.
Darüber hinaus wird dem Leser am Ende ein gewisser Spielraum zugestanden, der ihm erlaubt, selbst über Motiv und Absicht des Täters nachzudenken.

Aber nicht nur die rasante Handlung lässt einen das Buch kaum mehr aus der Hand legen, sondern auch der fesselnde Schreibstil, welcher durch strukturierte Klarheit besticht. Gekonnt wird Spannung aufgebaut, bildliche Vergleiche regen die Vorstellungskraft an und spritzige Dialoge bringen einen zum Schmunzeln (dabei bleibt Patsy natürlich die „Frau der Stunde!).


Ellen Dunne hat mit „Harte Landung“ einen spannenden Kriminalroman mit authentischen Charakteren geschaffen, die nicht nur der Gerechtigkeit wegen kämpfen, sondern auch um sich selbst. Das Ermittlerteam rund um Patsy Logan lässt auf weitere, abenteuerreiche Nachfolgebände hoffen, die nicht nur das Herz des Krimi-Liebhabers höher schlagen lassen; sie bringen auch den Menschen dazu, nachzudenken.

An dieser Stelle vielen Dank an den Insel-Verlag für das zur Verfügung gestellte Buch und an Ellen Dunne, die eine tolle Autorenbegleitung war!

Veröffentlicht am 15.08.2017

Malerisch-Mallorquinischer Lesespaß

Meeresblau & Mandelblüte
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Eckdaten

Titel: Meeresblau & Mandelblüte
Autorin: Elke Becker
Verlag: beHEARTBEAT by Bastei Entertainment; Auflage: 1. Aufl. 2017. (1. Juli 2017)
Kindle Edition für 6,99€ à 278 Seiten

Klapptext

>Leonie ...

Eckdaten

Titel: Meeresblau & Mandelblüte
Autorin: Elke Becker
Verlag: beHEARTBEAT by Bastei Entertainment; Auflage: 1. Aufl. 2017. (1. Juli 2017)
Kindle Edition für 6,99€ à 278 Seiten

Klapptext

>Leonie ist erfolgreich in ihrem Job: Sie saniert marode Firmen. Ein Privatleben hat sie nicht, denn Gefühle stehen ihrer Karriere nur im Weg. Völlig überraschend erbt sie von ihrer Tante eine Agrotourismus-Finca auf Mallorca. Das Problem: Dort wohnen vier rüstige Senioren. Sie managen das kleine Hotel zusammen mit dem attraktiven Niklas und haben lebenslanges Wohnrecht. Das passt Leonie so gar nicht, denn sie will aus der Finca ein Nobelhotel machen und es gewinnbringend verkaufen. Sie muss die Senioren loswerden - doch die Alten sind nicht so alt und wehrlos, wie Leonie denkt. Zu allem Überfluss lässt Niklas das Herz der taffen Karrierefrau höher schlagen, als ihr lieb ist.<

Cover

Die hellen Blautöne des Covers, vermischt mit dezentem pink und weiß, versprühen eine sommerliche Atmosphäre und passen somit perfekt zum Inhalt des Buches. Auch der Titel, „Meeresblau und Mandelblüte“, wird im Roman selbst aufgegriffen.

Beurteilung

Leonie Maler, eine toughe Businessfrau, die in ihrem Leben stets alles unter Kontrolle zu haben scheint, trifft auf einen chaotischen Trupp von Rentnern, die ihre Renovierungspläne gründlich durchkreuzen wollen. Konflikte? Vorprogrammiert!

In Elke Beckers „Meeresblau & Mandelblüte“ erfährt Leonie nicht nur, was es heißt, ein Leben außerhalb der Arbeit zu führen, sondern lernt auch, sich selbst zu hinterfragen und sich auf ihre Mitmenschen einzulassen. Dass sich dies die versnobte, stets distanzierte junge Frau am Anfang nicht eingesteht, ist klar. Dass sie damit auf Unverständnis und Ablehnung trifft, ebenfalls.

Allerdings ist Leonie niemand, der schnell aufgibt. Und trotz einiger Hindernisse, Pannen und Sticheleien findet sie in dem attraktiven Niklas eine unerwartete Unterstützung. Wird Leonie letztendlich doch noch dem Zauber Mallorcas und dem Charme der Rentner-WG verfallen? Oder siegt ihre kühle Fassade und sie boxt ihre Pläne durch?

Wer dieser Frage nachgehen möchte, findet in „Meeresblau & Mandelblüte“ einen erfrischenden Sommerroman im schönen Mallorca, der neben Witz und tollen Beschreibungen auch Momente zum Nachdenken liefert.



In Elke Beckers Roman lassen sich keine Logikfehler finden, die der Gesamthandlung widersprechen. Die Handlungsstränge ziehen sich konsequent durch den gesamten Roman und werden am Ende würdig aufgelöst. Einziges Manko ist die recht kurze Abhandlung und Auflösung der Geschehnisse, da man die liebgewonnenen Charaktere nur ungern so schnell ziehen lassen will!

Sehr schön zu erleben ist auch der Wandel der Charaktere. Gerade Leonie ist am Anfang kein sympathischer Mensch, doch je mehr sie sich auf das Leben in Mallorca einlässt, desto tiefer darf der Leser hinter ihre Fassade blicken. Dieser Wandel ist es, der vor allem Leonie als Hauptperson authentisch macht; aus verzweifelter Kontrolle wird Lebenslust und der Wunsch, ihre Zeit zu genießen!
Dieses „Carpe Diem“ haben die vier Mitglieder der Rentner-WG perfektioniert. Sie stehen somit im Gegensatz zu Leonie und verkörpern eine lebensfrohe Gemeinschaft, die ihre letzten Tage in vollen Zügen auskosten. Durch witzige Erzählungen schließt man die Vier recht schnell ins Herz, auch wenn man zu anfangs anmerken könnte, dass ihre Vorurteile gegenüber Leonie unangebracht sind.
Die beiden Männer im Roman, Niklas und Samuel, erscheinen neben diesen starken Charakteren etwas blasser. Zwar machen auch sie einen sympathischen Eindruck, aber in Bezug auf ihr Leben bleibt es lediglich bei geheimnisvollen Andeutungen.

Ein großer Pluspunkt ist vor allem Elke Beckers lebendiger Schreibstil, der einem Mallorca direkt vor Augen zaubert. Kein Wunder, lebt die Autorin doch selbst auf diesem schönen Fleckchen Erde und kann dem Leser somit die Orte malerisch schildern. Hat man dann auch noch die Möglichkeit, diesen Roman an einem schönen Sommertag zu verschlingen, so ist das nur zu empfehlen!

Somit hat Elke Becker einen malerisch-mallorquinischen Lesespaß geschaffen, der den Leser mit Witz und nachdenklichen Momenten auf die „Insel der Deutschen“ entführt. Ein gelungenes Werk, das von mir 4 ½ Sterne erhält.
Danken möchte ich zudem der lesejury für das zur Verfügung gestellte eBook und Elke Becker für die tolle Leserunde!

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Veröffentlicht am 21.02.2021

Wenn Lügen eine Familie entzweien

Die Pilotin
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Als Nancy im Frühjahr 1942 ein Telegramm erhält, sich einer Gruppe Elitepilotinnen anzuschließen, entscheidet sie sofort, diesem Aufruf zu folgen. Dort beginnt für die junge Pilotin nicht nur ein neues, ...

Als Nancy im Frühjahr 1942 ein Telegramm erhält, sich einer Gruppe Elitepilotinnen anzuschließen, entscheidet sie sofort, diesem Aufruf zu folgen. Dort beginnt für die junge Pilotin nicht nur ein neues, aufregendes Leben, sondern sie findet auch eine Liebe, die nicht sein dürfte: Denn Mac ist verheiratet und sie selbst verlobt…

Im Jahr 2006 setzt Nancy ihre Enkelin Sarah darauf an, ihre damalige Liebe Mac aufzusuchen. Unwissend, welche Geheimnisse ihrer Familie ans Tageslicht kommen werden, möchte Sarah dieser Bitte nachgehen – und ahnt dabei nicht, wie schmerzhaft Lügen sein können.

Mit „Die Pilotin“ hat Amelia Carr einen interessanten Roman geschaffen, welcher die Geheimnisse und Lügen einer Familie beleuchtet. Abwechselnd in der Vergangenheit und Gegenwart erzählt, ergründet der Leser zusammen mit Sarah Stück für Stück, wie Nancys Leben verlaufen ist und mit welchen Fehlern sie diejenigen am meisten verletzt hat, die ihr besonders nahestehen…

Besonders die ausgeprägten Schwächen der verschiedenen Charaktere sind ein Stärke Carrs, findet man sich als Leser doch immer wieder im Zwiespalt, ob die Handlungsweise Nancys gutgeheißen werden kann oder nicht. Ich persönlich bin mit manchen der Protagonisten leider nicht warmgeworden, weil sich mir die getroffenen Entscheidungen nicht erschlossen haben. Es mag menschlich sein, Fehler zu machen, doch Nancy hat mit ihrer anfänglichen „Begründung“, ihre Familie schützen zu wollen, so viele Personen verletzt. Dem ein oder anderen Leser mag gerade diese Nahhaftigkeit der Charaktere gefallen, doch ich konnte mich damit leider nicht anfreunden.

Des Weiteren hat mich die Art des Erzählens an mancher Stelle verwirrt. Wie bereits angedeutet, wird die Handlung in Vergangenheit und Gegenwart vorgetragen, wobei sowohl die Erzählart als auch die Protagonisten des Öfteren wechseln. Dadurch zieht sich der Handlungsverlauf an manchen Stellen in die Länge, weil Protagonisten in Kapiteln als „Erzähler“ zu Wort kamen, die in meinen Augen allerdings nicht wirklich wichtig waren. Wer sich außerdem einen historischen Roman erhofft, wird in gewissem Maße enttäuscht werden: So hatte ich mir doch mehr Hintergründe zu den damaligen Kriegsgeschehen gewünscht und wie die Bevölkerung Großbritanniens damit umgegangen ist – für mich konnte nur eine Stelle im Buch diese Erwartung erfüllen.

Letztendlich lässt mich „Die Pilotin“ zwiegespalten zurück – wie ich es auch während des Leseprozesses wahrgenommen habe. Die Handlung ist keineswegs schlecht und Carrs Schreibstil ist sehr angenehm, doch mit den Eigenheiten der Charaktere kommt wohl nicht jede/r Leser/in klar. Schade fand ich auch, dass gegen Ende viel zu viele Plottwists miteingebaut wurden, die in der Handlung nie angedeutet wurden. Es sollte unbedingt für jeden Charakter so etwas wie ein Happy End geschaffen werden, doch das ging leider daneben.

„Die Pilotin“ ist beileibe kein schlechter Roman, doch ich hatte mir eindeutig mehr erhofft. Wer sich gut in nahbare Protagonisten hineinversetzen kann, ist eingeladen, einen Versuch zu wagen. Auch wenn der Roman einige Schwächen aufweist, so hat er mir dennoch eine gute Unterhaltung beschert.

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Veröffentlicht am 30.07.2020

Wenn das Glück zerbrechlich ist

Sonnenplätze
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Nach »Festtagsgäste« und »Taktgefühle« legt Anke Schläger mit »Sonnenplätze« ihren dritten, gefühlvollen Familienroman vor. Mit wechselnden Sichten von Mutter und Tochter entführt sie uns in das sonnige ...

Nach »Festtagsgäste« und »Taktgefühle« legt Anke Schläger mit »Sonnenplätze« ihren dritten, gefühlvollen Familienroman vor. Mit wechselnden Sichten von Mutter und Tochter entführt sie uns in das sonnige Florida, genauer gesagt auf die Insel Sanibel Island, die enger mit der Familie verknüpft ist, als es zunächst den Anschein hat…

Der plötzliche Tod ihres Vaters stellt Friederike und ihre Mutter Karin vor schwerwiegende Entscheidungen. Nicht nur die Spannungen zwischen Mutter und Tochter stellen die Beziehung auf eine Zerreißprobe, sondern auch die Geheimnisse, die beide Hauptprotagonisten hegen.
Als Karin in den Hinterlassenschaften ihres Mannes auf Briefe aus Florida stößt, fasst sie einen Entschluss: Ein gemeinsamer Urlaub auf Sanibel Island soll endlich für Klarheit sorgen.
Wem Friederike zu anfangs noch ein bisschen wie ein Teenager erscheint, darf im Verlauf der Handlung eine wundervolle Entwicklung miterleben: Von ihrer Mutter bevormundet, von Björn untergraben, machte sie einen sehr unselbstständigen Eindruck. Als Friederike jedoch auf Sanibel Island den verständnisvollen Gary trifft, scheint sich etwas zu verändern. Dennoch werden beide Charaktere von ihren Eltern daran gehindert, endlich ihr eigenes Leben anzufangen.
Karin als weitere, erzählende Protagonistin hinterlässt gemischte Gefühle. In dem Bestreben, ihre Tochter zu schützen und der Angst davor, sie loszulassen, entsteht ein gefährlicher Gefühlscocktail. Doch nicht nur sie hegt Geheimnisse – alle verheimlichen sie ihre größten Ängste und trauen sich nicht, miteinander zu reden. Das sorgt nicht nur für gravierende Missverständnisse, sondern macht auch eine Aussprache umso schwieriger. Genau diese Menschlichkeit ist es, dieses Begehen von Fehlern, das »Sonnenplätze« so authentisch macht.
Besonders positiv ist zudem die malerische Sprache von Anke Schläger: Die Schilderungen der Mangroven auf Sanibel Island, die ganzen, kleinen Details, die im späteren Verlauf der Handlung eine Rolle spielen – wie Friederikes Kamera und die alte Mangrove. Das macht »Sonnenplätze« noch berührender.

In diesem Roman ist die persönliche Note sehr präsent. Es ist ein Roman über das Loslassen, Erwachsenwerden und Ausbügeln von begangenen Fehlern; dass nicht immer alles nach Plan verläuft; und wie Enttäuschungen das Leben beeinflussen können.

Mit »Sonnenplätze« hat Anke Schläger einen einfühlsamen Familienroman geschaffen, der wundervolle Lesestunden beschert. Ich habe mitgefiebert und mitgelitten, auch wenn ich Karin und Friederike manchmal gerne geschüttelt hätte! Daher eine klare Leseempfehlung.

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