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Veröffentlicht am 27.09.2018

Alaska in meinem Herzen

Liebe und Verderben
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Für Lenora Allbright ist ein einfaches, sesshaftes Leben undenkbar. Immer wieder zieht die Familie von Ort zu Ort, um für den Vater, einen Vietnamveteranen, den richtigen Platz zu finden. Unmöglich für ...

Für Lenora Allbright ist ein einfaches, sesshaftes Leben undenkbar. Immer wieder zieht die Familie von Ort zu Ort, um für den Vater, einen Vietnamveteranen, den richtigen Platz zu finden. Unmöglich für die junge Leni, Freundschaften zu schließen und diese zu halten.
Bis ihr Vater das Unglaubliche beschließt: Ein Umzug nach Alaska. Alaska, das mit seiner rauen und ungezähmten Schönheit beeindrucken und mit seiner eisigen Kälte Leben rauben kann. Denn die Winter im Norden sind lang und düster; und sie locken die inneren Dämonen in Lenis Vater hervor…

Mit Leni hat Kristin Hannah eine unsichere, aber herzensgute Protagonistin geschaffen, die sich den Widerständen des Lebens entgegenstellen muss. Ein schwerer Weg führt zu einem frühen Erwachsenwerden und einer gewaltigen Persönlichkeitsentwicklung, wie sie in dieser bildgewaltigen Sprache nur selten in Romanen anzutreffen ist.
Auch Cora und Ernt, ihre Eltern, erhalten eine wichtige Rolle und werden detailliert vorgestellt. Die zarte Schönheit Cora steht im starken Kontrast zu ihrem jähzornigen Ehemann Ernt und scheint kaum geeignet, das harte Leben in Alaska zu bestehen. Die starke Dorfgemeinschaft greift den Allbrights unter die Arme und verdeutlicht, was es bedeutet, sich auf einen Winter im Norden vorzubereiten. Allen voran Large Marge, die zu einer konstanten Stütze für Cora und Leni wird.
Doch in Alaska erfährt Leni vor allem, was es bedeutet, eine richtige Freundschaft zu führen. Seit dem ersten Augenblick hat sie in Matthew Walker ihren Freund gefunden, der ihr durch viele, schwarze Zeiten hindurchhilft. Nur Ernt ist diese Freundschaft ein Dorn im Auge: Denn er hasst Matthews Vater, Tom, über alles…

Langsam führt die Handlung in den Roman ein und entführt den Leser mitten in das schöne Alaska. Das Dorf wird wunderbar lebendig dargestellt und manch ein skurriler Charakter rundet dieses Gesamtbild umso besser ab. Doch wer denkt, dass die Handlung langsam bleiben würde, erhält spätestens im zweiten Abschnitt des Buches eine überraschende Einsicht. Stein auf Stein wird die Spannung aufgebaut, man ahnt den nahenden Sturm, die große Katastrophe, welche alle Hoffnungen vernichten wird. Wie schlimm die hinterlassenen Schäden dieses Sturmes sind und ob das zarte Pflänzchen der Hoffnung doch noch eine Chance bekommt, das sollte der Leser selbst herausfinden!

Belohnt wird er mit einem wunderbar fließenden Schreibstil, gut ausgearbeiteten Charakteren und einem Leseerlebnis, das das Herz beinahe stocken lässt.
Wer sich auf den Roman „Liebe und Verderben“ von Kristin Hannah einlässt, sollte Zeit mitbringen. Viel Zeit, um die bildhafte Sprache und die schönen Beschreibungen Alaskas würdigen zu können. Doch auch das Leserherz benötigt Pausen, um die zahlreichen, schockierenden Wendungen verarbeiten zu können. Dieser Roman katapultiert einen in ungekannte Höhen und reißt einen mit in die tiefsten Tiefen. Man möchte lachen und weinen und dieses Buch dennoch kaum aus der Hand legen. Definitiv mein persönliches Jahreshighlight 2018!

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Veröffentlicht am 23.08.2018

Liebe gegen die Strenge der indischen Tradition?

Die englische Fotografin
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Als junge Fotografin ist Eliza versucht, sich in Großbritannien der 30er Jahre einen Namen zu machen. Dank ihres Bekannten Clifford erhält sie die Chance, die Familie des Maharadscha in Indien zu porträtieren. ...

Als junge Fotografin ist Eliza versucht, sich in Großbritannien der 30er Jahre einen Namen zu machen. Dank ihres Bekannten Clifford erhält sie die Chance, die Familie des Maharadscha in Indien zu porträtieren. Doch nur allzu bald stellt Eliza fest, dass innerhalb des Palastes nichts so ist wie es scheint. Intrigen und Eifersucht durchziehen das Palastleben wie ein Netz, das auch die junge Fotografin zu umschlingen droht – vor allem als sie sich in den Bruder des Fürsten verliebt…

Dinah Jefferies Roman „Die Englische Fotografin“ entführt in die farbenprächtige, indische Kultur, lässt zwei vollkommen unterschiedliche Welten aufeinanderprallen und würzt das Ganze mit spannenden Intrigen und gefühlsbetonten Momenten.
Eliza, ihre Hauptprotagonistin, wagt sich als alleinstehende Frau in das kunterbunte Palastleben und sieht sich mit einigen Problemen konfrontiert. Nicht nur droht ihre kaum verarbeitete Vergangenheit in Indien hochzukommen; auch ihre persönliche Entwicklung wird gefordert. Sehr sympathisch geht die Protagonistin auf ihre Mitmenschen ein und bildet sich ihre ganz eigene Meinung über die indische Bevölkerung. Zwar scheint eine gewisse Naivität vorhanden zu sein, die dennoch nicht störend wirkt.
Neben Eliza wirkt Jay, der Bruder des Fürsten, manchmal etwas blass. Anfangs mit Überheblichkeit ausgezeichnet, kann man ihn dennoch als freundlich empfinden, auch wenn er seine Ziele stets vor Augen hat. Dennoch ist er nicht immer greifbar.
Die Nebencharaktere erfüllen ihre zugedachten Rollen gut. Schon bald offenbart sich ein Gegenspieler, welcher die Fäden in der Hand hält und der Protagonistin das Leben schwer macht. Weitere Nebencharaktere fungieren als Freunde und mehr oder weniger zuverlässige Konstanten, welche Eliza (teils) Halt und Unterstützung anbieten.

Als Eliza mit dem Leben in Indien konfrontiert wird, welches sie für die britische Krone zu porträtieren hat, sieht sie sich einigen Widerständen gegenüber. Einerseits die ungezähmte Wildheit Indiens mit seinen wundervollen Menschen und andererseits der Glaube an die unerbittliche Unterwerfung der Frau, welche für sie nur schwer zu begreifen ist. Im Verlauf des Buches lehnt sie die Oberherrschaft der Briten über Indien immer mehr ab, welche vor allem von Clifford vertreten wird. Neben den politischen Zerwürfnissen hat die junge Frau auch mit ungebetenen Gefühlen für Jay zu kämpfen, die sie gegen Ende in ein tiefes Loch stürzen lassen.
Inhaltlich eine glaubwürdige Handlung, auch wenn der vierte Teil in meinen Augen zu schnell abgehandelt wird. Probleme, die zuvor als unüberwindbar betrachten wurden, werden blitzschnell aus dem Weg geräumt, um einem zu erahnenden Ende Platz zu machen. Einige Entwicklungen, charakterlich wie auch vom Verlauf her, verliefen einfach zu rasch. Somit wird dem zuvor sorgfältig aufgebauten Zauber Indiens einen Teil seiner Magie geraubt, was manchen Leser enttäuschen könnte.

Dennoch schafft es Jefferies, den Leser in die wundervoll farbenprächtige Welt Indiens zu locken. Der flüssige Schreibstil garantiert einen tollen Lesefluss, auch wenn man zu anfangs etwas Zeit benötigt, um die ganzen (Orts-)Namen in Erinnerung zu behalten. Als etwas störend können auch die schnellen Kapitel- und Handlungssprünge zu anfangs empfunden werden, was jedoch im Verlauf des Buches besser wird. Sehr schön wird im ersten und zweiten Teil in die Handlung eingeführt, sodass man im dritten Teil eine Spannung spürt, die wie die Ruhe vor dem Sturm wirkt, welcher im vierten Teil losbricht.

Alles in allem ein gelungener Roman für warme Sommertage, der die Sehnsucht nach Indien weckt! Man kann die Gerüche von Ingwer und Kardamom beinahe riechen, sieht sich allerdings auch mit der harten, strengen Kultur Indiens konfrontiert. Eine schöne Liebesgeschichte mit gerissenen Intrigen, die zwar Einiges, aber nicht alles erahnen lassen. Einziges Manko ist das zu rasche Ende, das noch einige Sätze mehr verdient hätte.

Für Leser, die sich nach fernen Ländern sehnen und eine unterhaltsame Liebesgeschichte mit Konfrontationen genießen möchten.

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  • Erzählstil
Veröffentlicht am 31.05.2018

Eine Geheime Familie

Das Geheimnis der Königin
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Nach dreizehn Jahren im Kloster wird Prinzessin Catherine de Valois von Frankreich an den heimischen Hof zurückgeholt. Ihre Aufgabe: König Heinrich V. von England zu heiraten, den „Schlächter von Agincourt“, ...

Nach dreizehn Jahren im Kloster wird Prinzessin Catherine de Valois von Frankreich an den heimischen Hof zurückgeholt. Ihre Aufgabe: König Heinrich V. von England zu heiraten, den „Schlächter von Agincourt“, um einen endgültigen Frieden zwischen beiden Ländern zu sichern.
Entgegen ihrer Erwartungen findet sie Gefallen an Heinrich. Doch mit der Geburt des gemeinsamen Sohnes und Heinrichs baldigem Tod findet sich Catherine in einer Spirale des Verlustes wieder, die sie in den Abgrund zu stürzen droht; ihr einziger Rettungsanker: Owen Tudor.

Mari Griffith hat einen historischen Roman geschaffen, der sich nicht stur an den Gegebenheiten orientiert. Der Fokus liegt auf den Beziehungen zwischen bekannten Charakteren, ihrem Leid und ihrer Entwicklung, wodurch wir wunderbare Einblicke in ihre Gefühlswelt erhalten.
Catherine de Valois, welche als „Begründerin“ der Tudor-Dynastie anzusehen ist, hat eine schwere Bürde zu tragen. Verluste, Intrigen und gesellschaftlicher Druck zeichnen ihr Leben, bis zuletzt scheint sie alles zu verlieren. Wenige Jahre des Glücks sind ihr mit Owen Tudor vergönnt, bevor auch dieses in tausend Teile zerspringt.

Im Roman wird Catherine als leicht naive Frau dargestellt, verbrachte sie ihre ersten Lebensjahre doch abgeschieden in einem Kloster. Von dem Verhalten einer wahren Königin – selten eine Spur. Ihre wahrliche Akzeptanz, Königin zweier Länder zu sein, bleibt aus; ebenso ihre Beteiligung an Hof oder Politik, wie es ihre Mutter Isabeau zu tun pflegte. Trotz ihres Status‘ als Königin lässt sie sich in eine Nischenrolle zurückdrängen, gibt die Kontrolle über ihren Sohn ab und reagiert erst, wenn es längst zu spät ist. Vielleicht, weil sie das Verarbeiten vieler Verluste die letzte Stärke gekostet hat.
Owen Tudor wird hingegen als solider Charakter dargestellt, steht er Catherine doch treu zur Seite und wahrt ihr beider Geheimnis über Jahre hinweg. Er wird als liebender Vater aufgezeigt, der für sein Familienglück kämpft, auch wenn er es im Stillen tun muss.
Neben den beiden Hauptprotagonisten finden sich einige Nebencharaktere, die Sympathien wecken konnten. Wie etwa Henry Beaufort, ein treuer Unterstützer von Catherine und Owen oder Guillemote, Catherines wahre Freundin.

Auch wenn interessante Einblicke in die Gefühlswelten der Figuren erfolgen, so muss doch festgehalten werden, dass diese nicht immer nachvollziehbar erscheinen. Beachtet werden muss hierbei, dass zwischen den Kapiteln jahrelange Zeitsprünge erfolgen – aus diesem Grund wird Trauer wohl schnell abgehandelt.

Daher ist mit leichter Enttäuschung zu erwähnen, dass viele dieser Nebencharaktere im Fluss der Handlung verschwinden oder kurzerhand ausradiert werden. Oft bleiben zuvor geschilderte Handlungsstränge offen, werden in aller Kürze abgehandelt und vergessen. Da bleibt unweigerlich ein leicht verwirrter Leser zurück, der darüber rätselt, ob das eben Angedeutete als Spannungsbogen zu verstehen ist… aber nein, eine verschwundene Handlung bleibt verschwunden.
Leider bleibt auch der angedeutete Spannungsbogen nur angedeutet im Hintergrund, lässt sich zwar erahnen, spitzt sich aber nie wirklich zu. Die Katastrophe ist vorherzusehen, enthält einen wunderbar abstoßenden Sündenbock und treibt die Königin in tiefe Verzweiflung.

Dafür fließen die Geschehnisse dank Mari Griffiths Schreibstil schön dahin. Es ist ein wirklicher Lesefluss, der sich bildet, hüpft er auch durch die Jahre und legt den Fokus manchmal auf -so scheint es- liebevolle Kleinigkeiten.

Als Historischen Roman darf „Das Geheimnis der Königin“ daher wohl weniger verstanden werden. Dafür fehlt doch die Tiefe der Fakten, die Ränkespiele bei Hofe; es ist eher der Einblick in das Leben einer kleinen Familie, die gar nicht existieren sollte… und in das Leben einer Frau, der trotz vieler Schicksalsschläge ein wenig Glück vergönnt war.

Wer eine leichte Lektüre mit historisch angehauchten Fakten sucht, wird bei diesem Roman fündig werden. Ein flüchtiger Zeitvertreib, der allerdings dazu auffordert, sich mehr mit der englischen Geschichte zu beschäftigen.

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Veröffentlicht am 10.03.2018

Berührtes Herz im Glanz des Goldes

Save Me
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Rubys unauffälliges Leben an der Privatschule Maxton Hall droht aufzufliegen, als sie Zeugin eines unangenehmen Vorfalls wird. Um ihr Schweigen zu sichern, hängt sich James Beaufort an ihre Fersen; nicht ...

Rubys unauffälliges Leben an der Privatschule Maxton Hall droht aufzufliegen, als sie Zeugin eines unangenehmen Vorfalls wird. Um ihr Schweigen zu sichern, hängt sich James Beaufort an ihre Fersen; nicht nur für sie eine ärgerliche Situation, auch James gerät von einer Schwierigkeit in die nächste …

Ein Roman für Leser, die die langsame Entstehung einer Liebesgeschichte zu schätzen wissen und starke Charaktere bewundern können. Aber aufgepasst: Tränen können fließen. Verraten wird nur nicht, ob es Tränen der Trauer, des Zorns oder der Freude sein werden …


Mona Kasten schafft es mit wenigen Worten, sympathische Charaktere zu zaubern, die einem mit jeder Seite mehr ans Herz wachsen. Vor allem Ruby Bell, die Hauptprotagonistin, wirkt mit ihren Stärken und Schwächen wie ein wundervoller Mensch, der sich sehr um andere sorgt. Doch auch wenn sie eine Kämpferin ist, hat Ruby ebenso ihre verletzlichen Momente, die der Leser erfahren darf.
James hingegen scheint zuerst der unnahbare, arrogante Bad Boy zu sein, der mit seiner Abgebrühtheit jeden überrascht. In einer reichen Familie aufgewachsen, bekommt er alles, was er will – sollte man meinen. Dass dem nicht so ist und der „echte“ James irgendwo unter der harten Schale schlummert, wird schon bald vermutet. Schafft Ruby es aber, diesen Kern hervorzulocken?
Ein wichtiger Bestandteil in „Save Me“ stellt Rubys Familie dar; ein sicherer, liebevoller Hafen, an den sie jederzeit anlegen kann. Selten habe ich über eine Buchfamilie gelesen, die so harmonisch und zärtlich miteinander umgeht. Rubys Schwester Ember ist ein tolles Vorbild und ich hoffe, im zweiten Band mehr über sie zu erfahren.

Die Handlung liest sich angenehm flüssig und wirkt, bis auf den Cliffhanger am Ende, glaubhaft. Es finden sich keine Logikfehler und die Protagonisten handeln nur allzu passend zu ihrem Charakter, was den Leser manchmal bis hin zur Verzweiflung treibt. Somit erhalten die Handelnden eine Authentizität, welche „Save Me“ zu einem wahren Lesegenuss macht.
Leider lässt das plötzliche Ende, welches sich so nicht erahnen ließ, den Leser unerfüllt zurück.
Da die Reihe mit dem zweiten Band „Save You“ fortgesetzt wird, soll hier wohl ein spannender Übergang erfolgen, um Inhalt für den darauffolgenden Roman zu haben.

Was mich an Mona Kasten von Anfang an begeistert hat, war ihr einnehmender und wohlklingender Schreibstil. Viel zu schnell ziehen die Seiten an einem vorbei und transportieren die Handlung in Richtung Ende, dabei will man die liebgewonnenen Figuren noch gar nicht loslassen!
Malerisch beschreibt Kasten verschiedene Szenerien, wie zum Beispiel das Beisammensein in einem Irish Pub und lässt einen als Leser wünschen, selbst dorthin reisen zu dürfen.

Mit „Save Me“ hat Mona Kasten einen gelungenen Auftakt der „Maxton-Hall-Reihe“ geschaffen, der, trotz minimaler Schwächen, auf voller Linie zu überzeugen weiß. Es prallen im wahrsten Sinne des Wortes zwei vollkommen verschiedene Welten aufeinander und ich bin froh, James und Ruby noch nicht loslassen zu müssen!

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  • Gefühl
  • Geschichte
Veröffentlicht am 05.11.2017

Die Magie der Worte erreicht nicht jeden...

Bird and Sword
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Eckdaten

Titel: Bird and Sword
Autor: Amy Harmon
Verlag: LYX-Verlag (26. Oktober 2017)
Teil 1 der Bird-and-Sword-Reihe, Band 2 „The Queen and the Cure“

Klapptext

Ein Mädchen ohne Stimme.
Ein König ...

Eckdaten

Titel: Bird and Sword
Autor: Amy Harmon
Verlag: LYX-Verlag (26. Oktober 2017)
Teil 1 der Bird-and-Sword-Reihe, Band 2 „The Queen and the Cure“

Klapptext

Ein Mädchen ohne Stimme.
Ein König in Ketten.
Ein Fluch, der sie vereint.

Mit fünf Jahren musste Lark mit ansehen, wie ihre Mutter vor ihren Augen hingerichtet wurde. Mit dem letzten Atemzug nahm sie ihrer Tochter die Stimme und die Macht der Worte. Denn Magie ist eine Todsünde in Jeru. Dreizehn Jahre später erscheint der junge König Tiras am Hof von Larks Vater, um diesen an seine Treuepflicht im Krieg zu erinnern. Er nimmt die stumme junge Frau als Geisel mit sich. Zunächst fürchtet Lark den König, doch sie merkt schnell, dass Tiras ebenso wenig frei ist wie sie und dass die Liebe womöglich die einzige Waffe ist, die ihrer beider Ketten sprengen kann -

Cover

Das in sanften Gelb- und Goldtönen gehaltene Cover zeigt eine junge Frau, umgeben von fliegenden Federn. In Anbetracht der derzeitigen Fantasybranche kein ungewöhnliches Cover, zieren doch zuhauf Mädchen in schönen Kleidern die Vorderseite eines verheißungsvollen Romans.
Bei „Bird and Sword“ kann man diesem Bild dennoch eine Bedeutung zukommen lassen; wer das Buch aufmerksam verfolgt, wird vielleicht bemerken, welche Szene hier dargestellt wird…

Einschätzung

Die sprachlich wunderbar gestaltete Leseprobe verspricht einen interessanten Fantasyroman, der magische Elemente der neuen Art mit kriegerischer Spannung vereint. Kann „Bird and Sword“ dieser Erwartung gerecht werden?

Mit der stummen Hauptprotagonistin Lark wird der Leser in das Geschehen eingeführt und lernt eine liebenswerte, junge Frau kennen, die ihre eigenen Prinzipien zugunsten der der anderen zurückstuft. Aufgewachsen wie ein Vogel in einem Käfig hat sie sich so eine gewisse Naivität bewahrt, die mit der eines unschuldigen Kindes zu vergleichen ist. Aus der Ich-Perspektive geschildert, vernehmen wir Larks Gedanken und Eindrücke, die ihre Stummheit zu keinem störenden Faktor machen.
Neben Lark zählt auch König Tiras als wichtiger Charakter, wobei sich bei ihm die Geister scheiden. Einmal verständnisvoll und geduldig, wirkt er im nächsten Moment wie der typische, verstockte Steinzeitmann, der weder seine Gefühle nachvollziehen kann, noch ehrenhaft mit seinen Mitmenschen umgeht.
Daher sind es die Nebencharaktere, welche der Geschichte ihren Reiz verleihen. Der Troll Boojohni oder auch Tiras‘ Gefolgsmann Kjell wecken das Interesse des Lesers und lassen einen wünschen, mehr über diese Gestalten zu erfahren. Leider bleiben beide schlichte Randgestalten und dienen nur der näheren Charakterisierung der Hauptprotagonisten, die dennoch nicht überzeugend wirkt.
Wer gerade bei der kindlich dargestellten Lark eine charakterliche Entwicklung erwartet, wird enttäuscht werden. Auch von Tiefe kann bei diesen Protagonisten nicht gesprochen werden, denn trotz Ich-Perspektive erfährt man wenig über die wahre Gefühlswelt der jungen Frau.

Die Idee, welche hinter der Magie der Worte schlummert, ist eine faszinierende. Worte, welche die Macht haben, zu schaden oder zu heilen. Verschiedene Arten der Magie, die das Land Jeru bestimmen – und die dennoch im Geheimen ausgeübt werden müssen. Ein Krieg, der Tiras‘ Königreich zu vernichten droht. Vielversprechende Ansätze sind da. Die Umsetzung gelingt nicht immer.

Die Erwartung eines Fantasyepos à la Brooks oder Rothfuss ist an dieser Stelle nicht angebracht, führt sie doch nur zu Enttäuschung, wie es bei mir der Fall war. Anstatt eines spannend umgesetzten Kampfes um das Heimatland der Bewohner, bekommt der Leser eine Geschichte serviert, die sich hauptsächlich an zwei Charakteren orientiert. Von der näheren Beschreibung des geheimnisvollen Landes Jeru fehlt leider jede Spur, Handlungsstränge erscheinen vorhersehbar und plotholes führen zu irritierten Rückfragen, die nie aufgelöst werden. Immer wieder bekommt der Leser Informationen zugespielt, die er für wichtig hält; Anspielungen, die auf Kosten der Haupthandlung jedoch nie vollständig erläutert werden.

Dabei hätte „Bird and Sword“ so viel Potenzial! Der schöne Schreibstil Amy Harmons garantiert einen stetigen Lesefluss und bildreiche Vorstellungen. Es scheitert an der Planung einer unausgereiften Fantasywelt.
Harmon, die sonst für ihre gefühlvollen Liebesromane bekannt ist, hat einen wenig überzeugenden Ausflug in die Welt der Fantasy gewagt. Keineswegs als schlecht abzustempeln, kann dieser Roman durchaus unterhalten – doch die Errichtung einer Fantasiewelt benötigt Zeit und überlegte Planung, die hier leider nicht zu spüren war…

Wer mit den richtigen Erwartungen an „Bird and Sword“ herangeht, wird durchaus unterhalten werden und eine kurzweilige Lesezeit vollbringen. Meine Erwartungen waren wohl die falschen, aber vielleicht schafft es Harmon, mich mit einem anderen Buch zu verzaubern... nur wird es bei mir nicht „Bird and Sword“ sein.

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