Der unaufhaltsame Zerfall einer Familie
Das VersprechenDas Buch erzählt von dem Zerfall der weißen Familie Swart vor dem Hintergrund der politischen und gesellschaftlichen Veränderungen in Südafrika, angefangen 1986 als noch Apartheid herrschte bis zum Jahr ...
Das Buch erzählt von dem Zerfall der weißen Familie Swart vor dem Hintergrund der politischen und gesellschaftlichen Veränderungen in Südafrika, angefangen 1986 als noch Apartheid herrschte bis zum Jahr 2018 und wurde mit dem Booker Preis 2021 ausgezeichnet.
Die Geschichte ist in vier Abschnitte unterteilt und beginnt mit dem Tod der Mutter Rachel. Die einzelnen Familienmitglieder gehen sehr unterschiedlich mit diesem Verlust um, aber schnell wird klar, dass es keinen richtigen Familienzusammenhalt gibt. Zwischen den einzelnen Abschnitten vergehen immer 9-10 Jahre und jeder von ihnen ist geprägt von den jeweils vorherrschenden politischen und gesellschaftlichen Zuständen im Land. Vielleicht hat mir deshalb der zweite Abschnitt am besten gefallen, im Jahr 1995 war das Apartheidsregime Vergangenheit, Nelson Mandela war Präsident und das ganze Land zur Versöhnung bereit. Hier hatte ich wirklich das Gefühl eine unterhaltsame Familiengeschichte erzählt zu bekommen. Leider konnte sich die Begeisterung nicht halten, wie die gute Stimmung im Land verschwand auch mein Interesse wieder und das hing vor allem mit dem äußerst gewöhnungsbedürftigen Schreibstil zusammen. Es handelt sich um einen unablässigen Erzählstrom, bei dem nichts voneinander abgegrenzt ist. Wörtliche Rede, tatsächliche Handlung oder innere Monologe wechseln ohne Satzzeichen miteinander ab, selbst Perspektiven verändern sich mitunter innerhalb eines Satzes. Es benötigt schon einiges an Konzentration, um hier den Faden nicht zu verlieren. Vieles wird nur indirekt erzählt, so erfährt man manche Teile der Handlung nur aus zweiter Hand, eben durch Gedanken oder Gespräche. Die allermeisten Charaktere bleiben leider nur an der Oberfläche und gerade die weiblichen Figuren werden doch sehr dümmlich und hohl dargestellt. Eine Ausnahme ist die jüngste Tochter Amor, aber auch bei diesem Charakter fehlte mir der Zugang, mir ist nie so ganz klar geworden, warum sie so ist wie sie ist.
Am stärksten ist die Sprache, es gibt mitunter wunderbare Formulierungen.
"Jetzt steigt jemand von der anderen Seite den Hügel hinauf. Eine menschliche Gestalt kommt näher, gewinnt langsam an Kontur, Alter, Hautfarbe und Geschlecht, streift eines nach dem anderen über wie Kleidungsstücke, bis sie schließlich einen schwarzen Jungen vor sich sieht, dreizehn Jahre alt, wie sie, in zerfetzten Hosen und löchrigem T-Shirt, mit kaputten takkies an den Füßen."
Oft ist diese Darstellungsweise noch mit einem leicht ironischen oder humorvollen Unterton durchsetzt und das ist auch der Grund, weshalb das Buch von mir noch 3 Sterne bekommt. Ansonsten hat die Geschichte meine (vielleicht zu hohen) Erwartungen leider nicht erfüllen können.