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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.11.2019

Reicht leider nicht an die Vorgänger-Reihe ran!

Ein Mörder zieht die Fäden
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"Higher Barton", das fiktive alte Herrenhaus in Cornwall und das dazugehörige Dörfchen Lower Barton, ist der Schauplatz zahlreicher "Cosy Krimis" der Autorin Rebecca Michéle. Die Higher-Barton-Romane mit ...

"Higher Barton", das fiktive alte Herrenhaus in Cornwall und das dazugehörige Dörfchen Lower Barton, ist der Schauplatz zahlreicher "Cosy Krimis" der Autorin Rebecca Michéle. Die Higher-Barton-Romane mit der "Ermittlerin" Mabel Clarence, einer pensionierten Londoner Krankenschwester, die auf Higher Barton eigentlich nur ihre Cousine Lady Tremaine besuchen wollte, habe ich alle gelesen. Auch "Das Flüstern der Wände", der historische Spin-off-Roman über die Vergangenheit Higher Bartons, war eine gute Ergänzung der Krimireihe.

"Ein Mörder zieht die Fäden" ist nun bereits der dritte Band mit der neuen "Higher Barton-Ermittlerin" Sandra Flemming, allerdings für mich der erste. Anders als Mabel Clarence ist Sandra noch jünger (34) und aus Schottland. Sie hat das Herrenhaus, das nunmehr ein Romantikhotel ist, als Chefin übernommen und mittlerweile auch käuflich erworben. Zwei Morde, die auf Higher Barton stattgefunden haben, konnten durch ihre Mithilfe bereits aufgeklärt werden.

Jetzt also der dritte Band, der in der Vorweihnachtszeit spielt. Doch von Beschaulichkeit kann Sandra nur träumen. Obwohl ihre Beziehung mit DCI Christopher Bourke langsam Fahrt aufnimmt, gibt es im Hotel wieder mehr als genug zu tun. Zu allem Überfluss verschwindet ihre Mitarbeiterin Eliza mir nichts dir nichts und auch das ein oder andere Lebensmittel aus der Küche. Ein Doppelmörder, dessen Familie eine Keksfabrik besitzt, bricht aus dem Gefängnis aus und auf einen bekannten Richter sowie Sandras Freund Alan wird ein Anschlag begangen. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse und Sandra muss mal wieder ermitteln...

Das Buch ist auf der Erzählebene sehr aktuell. Es geht immer wieder um den Brexit - vielleicht etwas zu oft. Theresa May wird allerdings noch als Premierministerin erwähnt.
Die Handlung ist für meinen Geschmack etwas zu unglaubwürdig - selbst für einen "Cosy Krimi", wo es ja nicht in erster Linie darum geht, dass alles "realistisch" ist. Trotzdem erwarte ich auch von einem "gemütlichen" Krimi eine spannende Handlung mit überraschender Auflösung. Letzteres war dann trotz der geringen Anzahl an Verdächtigen doch noch gegeben, deswegen gibt es auch knapp 3 Sterne.

Die Ermittlerin Sandra Flemming kommt leider nicht an Mabel Clarence heran, die über einen verschmitzten Miss-Marple-Charme verfügte. Auch ihr Sidekick, der Tierarzt Victor, hat mir besser gefallen als die Figuren aus dem Umfeld von Sandra. Mir fehlt das gewisse Etwas, das die Reihe vorher durchaus für mich hatte - leider!

Veröffentlicht am 28.09.2019

Lauwarmer Guglhupf...

Guglhupfgeschwader
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Als so richtig grottenschlecht möchte ich ihn jetzt nicht bezeichnen, den Jubiläums-Eberhofer-Roman "Guglhupfgeschwader", aber zum-Fingernägel-kauen-spannend oder super witzig war er halt leider auch nicht, ...

Als so richtig grottenschlecht möchte ich ihn jetzt nicht bezeichnen, den Jubiläums-Eberhofer-Roman "Guglhupfgeschwader", aber zum-Fingernägel-kauen-spannend oder super witzig war er halt leider auch nicht, gell, um im Rita-Falk-Jargon zu bleiben.
Die Eberhofer-Story hebt sich nicht deutlich von anderen ab, außer dass er halt Dienstjubiläum hat und ein Kreisverkehr nach ihm benannt werden soll. Franz und die Stammbelegschaft der Krimireihe bleiben ihren Charaktereigenschaften treu und die Handlung dümpelt so vor sich hin.
Franz ist und bleibt der coole Polizistencowboy, der sich alles erlauben kann, nur kommt das für mich nicht mehr ganz so sympathisch schlingelhaft rüber, sondern eher überheblich. Der "Fall", ja mei, ist kaum , aber doch rudimentär vorhanden - zum Glück gibt es ja den Birkenberger, der dem Eberhofer - wie immer trotz allem - mal wieder beim Ermitteln hilft.
Der Paul, also der Sohn vom Eberhofer und von der Susi, ist auch wieder älter geworden, wie alt, erfahren wir leider nicht. Das wäre aber gut zu wissen, denn Eberhofer steht mit einer überkorrekten Ökomutter aus dem Neubaugebiet auf Kriegsfuß, deren Sohn Ansgar mit seinem Sprössling in die Kita geht. Es geht darum, dass der Ansgar schon megamäßig gut sprechen kann und der Paul zu Anfangs eben noch nicht. Später im Buch kann Paul dann plötzlich [Vorsicht: "Spoiler"] Schuhe binden - wofür Kinder ja erst im Alter von 4 bis 5 Jahren die Fingerfertigkeit besitzen. Also passt das irgendwie nicht ganz mit dem Sprechenlernen zusammen...Naja egal, ich will ja nicht wie die Helikoptermutter rüberkommen, gell?
Ich hätte zum Jubiläum - 10 Jahre Eberhofer - doch deutlich mehr erwartet, aber ich ahne schon, dass die Eberhofer-Krimis - ähnlich wie die Kluftinger-Reihe - langsam "auserzählt" sind. Im Endeffekt ist es zwar ganz spaßig, aber doch immer wieder auch dieselbe Leier, die da angestimmt wird. Kann man lesen, muss man aber nicht!
Was allerdings 1a mit Sternchen ist, ist das Guglhupfrezept im Anhang. Ich habe ihn nachgebacken und er schmeckt fast so gut wie von der Eberhofer-Oma!

Veröffentlicht am 18.09.2019

Pseudointellektuelle Belanglosigkeiten

Gespräche mit Freunden
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Wir schreiben das Jahr 2019 und “Gespräche” sind eigentlich aus der Mode gekommen - also die tiefgründigen, echten. Wir zeigen heute übers Internet, anhand von Fotos und Texten was uns bewegt ...

Wir schreiben das Jahr 2019 und “Gespräche” sind eigentlich aus der Mode gekommen - also die tiefgründigen, echten. Wir zeigen heute übers Internet, anhand von Fotos und Texten was uns bewegt - auf ein Gegenüber gehen wir kaum noch ein, allenfalls noch durch ein “Like” oder höchstens einen Kommentar. Aber der Beitrag muss uns schon sehr “triggern”, wie man heute sagt, im positiven oder negativen, um zu kommentieren.

Vor diesem Hintergrund mutet es dann doch ein wenig anachronistisch an, dass einer der literarischen Shootingstars dieses Jahres ausgerechnet “Gespräche mit Freunden” (OT: “Conversations with friends”) heißt. Wie herrlich altmodisch und so “Parisienne” mutet dann auch noch das deutsche Cover dieses Buches an - da sitzt tatsächlich eine Frau im Fenster, dem Betrachter mit dem Rücken zugewandt und sie macht etwas ganz Außergewöhnliches - sie telefoniert! Mit einem Festnetzapparat!

Im Buch selber finden die “Gespräche” tatsächlich als “richtige” Gespräche - manchmal sind es auch Selbstgespräche - der 4 Hauptfiguren (3 Frauen und 1 Mann) sowie einiger Nebenfiguren statt. Aber die modernen Kommunikationsmittel wie Chats übers Internet und Smartphones sowie Email-Nachrichten werden trotzdem fast gleichwertig verwendet.

Dass man dieses Buch so wie eine bekannte Schauspielerin, die deutlich über das Alter der Protagonistinnen hinaus ist, an einem Tag durchliest, kann ich nicht verstehen. Für mich zog sich die durchweg repetitive Handlung wie Kaugummi. Es passiert einfach sehr wenig und die Essenz der titelgebenden Gespräche sind pseudo-intellektuelle Gemeinplätze und Beobachtungen der Protagonistinnen über ihr Gefühlsleben und das der anderen, aber lange nicht auf dem Niveau von Marcel Proust oder James Joyce - das Buch spielt lediglich in Irland und auch mal für eine Weile in Frankreich, der jeweiligen Heimat dieser beiden großen Autoren.
Die Autorin will sich und ihrem Buch einen besonders intellektuellen Anstrich geben, aber es reicht nicht den Protagonisten Namen wie Slavoj Žižek, Jaques Lacan oder Gilles Deleuze in den Mund zu werfen oder ihre Ablehnung für Yeats kundzutun, um ein kluges und "intellektuelles" Buch zu schreiben.

Die 21-jährige Literaturstudentin und Schriftstellerin Frances als Ich-Erzählerin ist egozentrisch, sehr von sich überzeugt ("Dafür würden sich meine Biografen später nicht interessieren." S. 339) und nervig. Die ständigen Selbstverletzungen (ich drücke irgendwelche Gliedmaßen gegen Gegenstände oder wasche mich mit zu heißem Wasser um mich dann zu spüren, sie nennt es "sich ausleben") wirken aufgesetzt und postpubertär. Aber sie ist halt auch erst 21. Sie gibt sich betont cool und gefühllos, dabei ist sie eigentlich ein Häuflein Elend, das sich über ihre Gefühle definiert. Natürlich hatte sie keine schöne Kindheit, stammt aus einfachen Verhältnissen, ein Scheidungs- und Einzelkind: Selbstläufer!

Melissa, die 37-jährige Widersacherin von Frances und Ehefrau von Nick bleibt als Persönlichkeit ziemlich blass. Man fragt sich echt: wer lädt die junge Geliebte des eigenen Ehemannes zum Abendessen ein und plaudert dann mit ihr als wäre nichts gewesen?

Nick, der Hahn im Korb, ist ein supertoll aussehnder, in der Blüte seines Erfolgs und Lebens stehender Schauspieler. Auch er bleibt leider profillos, denn seine Schwäche für junge Lyrikerinnen scheint seine einzige besondere Eigenschaft neben seiner Schönheit zu sein.

Die einzige mit etwas Charakter und annähernd menschlich-sympathisch ist die lesbische Bobbi, die gut zu Frances ist und es immer war. Bedingungslose Liebe? Vielleicht. Sie ist links, kommt aber aus einem "reichen" Elternhaus des irischen Establishment.

Diese 4 Personen also befinden sich in unterschiedlich geprägten Beziehungen zueinander, die immer neu ausgelotet werden. Liebe spielt dabei eine gewisse Rolle.

Zum Formalen: Es ist ziemlich anstrengend ein Buch über "Gespräche" zu lesen, in dem die Dialoge nicht durch Anführungszeichen gekennzeichnet sind.

Alles in allem: viel Lärm um sehr, sehr wenig! Ich kann den Hype um dieses Buch leider nicht nachvollziehen.

Veröffentlicht am 17.09.2019

Gute Unterhaltung, aber nicht mehr

Das Orchideenhaus
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Die Story: Julia Forrester, eine bekannte Pianistin, kommt nach einem schweren Schicksalsschlag (was das ist, erfahren wir im Laufe der Geschichte) ins heimatliche England (Norfolk) zurück, um sich dort ...

Die Story: Julia Forrester, eine bekannte Pianistin, kommt nach einem schweren Schicksalsschlag (was das ist, erfahren wir im Laufe der Geschichte) ins heimatliche England (Norfolk) zurück, um sich dort ihrer Trauer und ihren Erinnerungen hinzugeben. Sie trifft auf ihre Schwester Alice, die ganz eingebunden in ihre Familie ist und ihren Vater, einen anerkannten Naturforscher. Man erfährt dass "Wharton Park", das Herrenhaus, auf dessen Grund sie aufgewachsen ist (ihre Großeltern waren Angestellte des Anwesens), verkauft werden soll. Es wird schnell klar dass Julias Mutter, die auch einst dort lebte, vor vielen Jahren verstorben ist. Lord Christopher "Kit" Crawford, der Erbe, kann es sich finanziell nicht leisten das Haus wieder auf Vordermann zu bringen. Die Wiederbegegnung von Julia und Kit, die zusammen aufgewachsen sind, ist spannungsgeladen und lässt den Leser hoffen, dass Julia aus ihrer Depression erwacht...Ihre Großmutter Elsie erzählt Julia schließlich die Geschichte ihrer Familie.

„Das Orchideenhaus“ war in Deutschland ein Bestseller und weil ich diese immer erst ein wenig distanziert betrachte, bevor ich mich letztlich doch auf sie stürze (natürlich nur, wenn mich Genre und Story ansprechen), habe ich das Buch zunächst ignoriert.
Letztes Jahr hat mir eine sehr gute Freundin, die einen ausgezeichneten Lesegeschmack hat und obendrein Journalistin ist, dieses Buch geschenkt und gemeint, dass es mir gefallen würde.

Was soll ich sagen: „Das Orchideenhaus“ ist ein netter, stark psychologisierender Schmöker, der von seinem Handlungsverlauf aber ziemlich vorhersehbar ist. Man fühlt sich an einen Roman von Rosamunde Pilcher erinnert, in dem sich Charaktere, die früher gut waren, als „böse“ entpuppen und vice versa. Manchmal trieft die Sprache vor Pathos und Gesteltztheit. Trotz allem kann man aber sagen dass das Buch gut unterhält, obwohl viele Wendungen unglaubwürdig und wie in einer schlechten Fernsehsendung anmuten.
Was mir grundsätzlich gefallen hat: es geht um ein englisches Herrenhaus im Wandel der Zeit und das entspricht tatsächlich genau meinen Schauplatz-Vorlieben. Ich liebe Bücher, denen dieses Setting zugrundeliegt - einige meiner absoluten Lieblingsbücher (wie „The Shooting Party/Gosford Park“ oder „Was vom Tage übrigblieb“ sowie natürlich viele Agatha Christie-Romane) spielen wie dieses in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (in diesem Fall gesplittet mit der Gegenwart im 21. Jahrhundert) in einem Herrenhaus in England. „Wharton Park“ hat es mir als Schauplatz also angetan. Dass es dann auch noch mit Floristik zu korrespondieren schien hat mich zusätzlich eingenommen für das Buch.
Die Geschichte von Henry Crawford ist voll von typisch kolonialen Motiven: die Reise ins Exotisch-Ungewisse und tief in das eigene Selbst hinein weiß den Leser in den Bann zu ziehen.
Die ineinander verwobenen Liebesgeschichten der Charaktere sind auch Herzschmerz wie man ihn sich – zwar in geringen Dosen – aber dennoch gelegentlich zu Gemüte führen sollte, um nicht abzustumpfen als Leser, der stets mit einem ironisch-kritischen Blick auf alles schaut, was irgendwie konstruiert wirkt und überhaupt lächerlich ist.
Alles in allem also für alle empfehlenswert, die ein wenig der Realität entfliehen möchten, aber trotzdem gerne von Menschen lesen, deren Schicksal einer Achterbahn gleicht. Und natürlich für Blumen-, England- und Thailandfans bestens geeignet!

Veröffentlicht am 13.09.2019

Brutaler Thriller für Whisk(e)yliebhaber

Smokeheads
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An dem Buch hat mich das Thema „schottischer Whisky“ gereizt und die Tatsache, dass es um ein „Männerwochende“ gehen sollte. Seit „Sex and the City“ und den popkulturellen Nachfolgern dieser Serie wurde ...

An dem Buch hat mich das Thema „schottischer Whisky“ gereizt und die Tatsache, dass es um ein „Männerwochende“ gehen sollte. Seit „Sex and the City“ und den popkulturellen Nachfolgern dieser Serie wurde die Männerwelt allerspätestens schonungslos darüber informiert was passiert wenn Frauen unter sich sind. Die männliche Form der exklusiven Zusammenrottung ist für uns Frauen allerdings immer noch ein größeres Mysterium als vice versa und wird wahrscheinlich im Zuge der männlichen Emanzipation gerade verstärkt thematisiert. Wie auch immer: das Buch klang für mich interessant, ich hatte mir aufgrund der Kurzbeschreibung („Ein Hangover mit Folgen – rabenschwarz und vogelwild“) wie im gleichnamigen Film eine Art Junggesellenabschied mit Single Malt und ein paar lustigen Ereignissen vorgestellt.
Weder die Aufmachung, noch der Titel oder eben die Paratexte auf dem Umschlag konnten mich auf den harten Tobak vorbereiten, der in diesem Roman tatsächlich literarisch aufgearbeitet wurde.
Eigentlich lese ich nur ungern Thriller, aber ich denke dass ich nur mit dieser Bezeichnung die literaturgenetische Einordnung von „Smokeheads“ treffe – wenn auch nicht so ganz. Die Zutaten dafür sind in diesem Fall: 4 unterschiedliche Männer um die 40 vom schottischen Festland (dem Begriff ist im Gegensatz zum Schauplatz des Buches Beachtung zu schenken), die nur ihre gemeinsame Studienzeit und die Leidenschaft für das bernsteinfarbene Getränk aus den Highlands eint – sonst sind sie charakterlich absolut divergent.
Vor allem der neureiche Roddy wird stark überzeichnet: gutaussehend, zynisch, geltungsbedürftig ohne Ende, kann sich so ziemlich alles erlauben und nimmt Worte in der Öffentlichkeit in den Mund, die andere nicht einmal denken. Sein Gegenpol ist der eher introvertierte Adam, der laut Roddy typische Losertyp, der in einem Whiskylanden arbeitet und von der eigenen Brennerei träumt.
Zusammen mit ihren zwei anderen Freunden, dem „Normalo“ Ethan und dem nachdenklichen Musiker Luke fahren Roddy und Adam für ein Wochenende auf die Insel Islay, die schottische Insel, die für ihre acht aktiven Destillerien berühmt ist, um ihrer Leidenschaft ausgiebig nachzugehen. Schon am ersten Tag ihres Männerwochendes treffen Ereignisse ein, die die Leben der vier Freunde radikal verändern (um nicht zu sagen: beenden) werden: Adam verliebt sich in Molly Gillespie, die durch die – laut Adam – beste Brennerei Islays führt und die er schon vom Whiskyfestival letztes Jahr kennt. Dass die Exekutive der Insel ausgerechnet aus Mollys gewalttätigem Exmann Joe und seinem Schlägerfreund besteht wird den Freunden bei ihrer ersten Fahrt auf der Insel schmerzlich bewusst…

Wie soll ich dieses Buch einordnen: es ist wie gesagt wahrscheinlich ein Thriller und das ohne gleichzeitig ein Krimi zu sein. Wir haben zwar viele Elemente eines Krimis (ohne zu viel zu verraten: v.a. Leiche(n) und Mörder), allerdings fehlt das Rätselelement. Die Gewalttätigkeit liegt nackt und bloß vor dem Leser, geheime Motive für die Taten oder überhaupt Geheimnisse, die der Leser aufdecken könnte, fehlen völlig. Vielleicht ist es das was mich an dem Buch so irritiert hat: das fehlende Geheimnisvolle und die sinnlose Gewalt. Man fragt sich wirklich warum jemand so etwas schreibt. Ich kann das Buch nur Lesern empfehlen die – im wahrsten Sinne des Begriffes – viel vertragen und sich nicht vor einer unbefriedigenden Leere fürchten, die am Ende der Lektüre auf sie hereinbrechen wird.

Gefallen hat mir die immer wieder durchscheinende Leidenschaft für den Whisky und die Beschreibungen, die mit den Tastings verknüpft sind. Honig, Rosinen, Pfeffer, Algen, Rauch etc. – man spürt beim Lesen auf dem Gaumen nach und überlegt ob man sich nicht auch mal ein Glas Single Malt genehmigen sollte. Alleine schon um die Eindrücke der Handlung in diesem Roman halbwegs zu betäuben. Es kommt sehr gut rüber warum man eine Leidenschaft für dieses Getränk entwickeln kann und was das Besondere ist: Whisky ist unberechenbar und jeder Whisky anders.

Sehr interessant und hilfreich sind sowohl das Glossar, in dem die wichtigsten Begriffe rund um Whisky und seine Herstellung (wie z.B. „Cask Strengh“, „Mash Tun“, „Spirit Still“) erläutert werden sowie die „Whisky-Top-Ten“ des Autors Dough Johnstone, der in seiner persönlichen Bestenliste allein vier auf Islay produszierte Whiskys aufführt.

Fazit: tatsächlich ein Buch für Whiskyliebhaber (die diesen Roman allerdings nicht als Reiseführer für ihre Tour durch Islay ansehen und lieber nicht betrunken fahren sollten) sowie ein verstörendes Buch das leider keine Fragen offen lässt. Außer vielleicht: warum?