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Zehra

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.11.2016

Talent, Enthusiasmus und Ambition vorhanden

Das Gegenteil von Einsamkeit
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Ich denke, es fällt ein klein wenig schwer, für dieses Buch eine Rezension zu schreiben, wenn man die Umstände betrachtet und weshalb und wann es veröffentlicht wurde.

Insbesondere weil die Geschichten ...

Ich denke, es fällt ein klein wenig schwer, für dieses Buch eine Rezension zu schreiben, wenn man die Umstände betrachtet und weshalb und wann es veröffentlicht wurde.

Insbesondere weil die Geschichten von Marina für mich kein "triumph" waren, wie es die New York Times groß auf dem Cover beschreibt.

Marina hatte durchaus ein Talent - aber ein Talent, dass noch hätte wachsen und geschliffen werden müssen.

In den Geschichten wurde gut mit einer Vielfalt an Emotionen hantiert. Es wurden Situationen geschaffen und Themen angesprochen, die durchaus in unserer aktuellen Zeit relevant und von Bedeutung sind. Manche ihrer Geschichten und Figuren haben mich berührt (wie z.B. die Kurzgeschichte "Reading Aloud"), andere wiederum haben mich kalt gelassen.
Dies lag unter anderem daran, dass ihnen manchmal Tiefe gefehlt hat oder sie bei mir einfach keine Sympathien ausgelöst haben, weil sie recht unnahbar schienen.
Zudem fand ich, dass sich einige Themen sehr oft wiederholten: wie die Handhabung von Drogen oder Untreue sowie, ich schätze, nicht "völlige Ehrlichkeit" in einer Beziehung.
Hierdurch wirkte das Ganze zu repetitiv, aber dann wiederum, waren die Stories und Essays vermutlich nicht dafür gedacht, sie hintereinander in einem Rutsch zu lesen.

Ich mochte Marina's Geschichten und Essays, aber sie waren für mich noch nicht großartig. Ich stimme zu, dass sie Enthusiasmus und Ambition hatte. Ich hätte gern irgendwann mehr von ihr gelesen, wenn sie ihre Stimme gefunden und ihre Stories gereift hätte und ich denke, dass dies nicht geschehen wird ist eine Tragödie.

Veröffentlicht am 11.11.2016

Gelungenes Familiendrama

Was ich euch nicht erzählte
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Dieses Buch hatte einen recht simplen Drama-Plot und war eher eine Charakter-basierte Geschichte, darin aber sehr gelungen.

Es ist das Portrait einer Familie nach dem Tod der "Lieblingstochter" Lydia. ...

Dieses Buch hatte einen recht simplen Drama-Plot und war eher eine Charakter-basierte Geschichte, darin aber sehr gelungen.

Es ist das Portrait einer Familie nach dem Tod der "Lieblingstochter" Lydia. Durch diese Begebenheit werden die Probleme, Zweifel und Geheimnisse der verschiedenen Familienmitglieder entwirrt, während sie dabei auch versuchen, ihre Trauer zu verarbeiten.

Dabei wird ein Blick sowohl in die Vergangenheit und Zukunft geworfen, sodass sich das komplette Bild langsam zusammensetzt und immer klarer wird.

Wir sehen, wie sich die Träume der Eltern auf die eine oder andere Weise nicht erfüllten und welche Fehler sie machten und wie sie diese Träume, Fehler und Unsicherheiten auf ihre Kinder projiziierten und welchen Ausmaß und Wirkung dies haben kann.

Es werden auch Themen wie Rassismus, Sexismus und gemischtrassige Ehen behandelt. Dabei ist es aber dennoch ein sehr ruhiges und trauriges Buch, aber auch komplex und kraftvoll.

Die alltäglichen, menschlichen Machenschaften stehen hier im Vordergrund und obwohl dies sehr simpel erscheint, wird es eigentlich nie langweilig.

Wer ein Familiendrama lesen möchte, welches den Schwerpunkt auf die Figuren und deren Gedanken sowie Persönlichkeit legt, dem würde ich dieses Buch empfehlen.

Veröffentlicht am 11.11.2016

Heutzutage ein wenig veraltet.

Die Vagina-Monologe
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The Vagina Monologues ist ja irgendwie Kult, jeder hat schon mal irgendwo, irgendwann davon gehört.

Ich wollte also mal schauen, was es damit auf sich hat, da ich ja auch feministische Schriften sehr ...

The Vagina Monologues ist ja irgendwie Kult, jeder hat schon mal irgendwo, irgendwann davon gehört.

Ich wollte also mal schauen, was es damit auf sich hat, da ich ja auch feministische Schriften sehr gern konsumiere.

Eigentlich sind die Monologe eine Theateraufführung, weshalb ich auch ehrlich gesagt das Gefühl hatte, dass einige Dinge gelesen nicht so gut rüber kommen wie aufgeführt. So fand ich zwar einige Monologe durchaus interessant, andere witzig und andere wiederum traurig, teilweise aber auch irgendwie merkwürdig und langweilig. Ich hatte das Gefühl, dass ich nicht alles so aufnehme, wie ich es sollte.

Also hab ich die Aufführung auf Youtube gesucht und tatsächlich im Original mit Eve Ensler gefunden und parallel angeschaut. Mal hab ich es davor gelesen und dann angeschaut, mal hab ich es zuerst angeschaut und dann gelesen und manchmal gleichzeitig gelesen und zugehört. Ich denke, dass hat dem Ganzen noch mal das gewisse Etwas gegeben und ich würde es eigentlich jedem empfehlen, es ebenfalls so zu machen. Denn nur gelesen übt es meiner Meinung nach tatsächlich nicht seinen vollen Effekt aus.

Und obwohl die Monologe zu ihrer Zeit bestimmt provokativ und aufschlussreich und emanzipierend waren - und das durchaus für manche Menschen heute immer noch sein könnten - hatte ich das Gefühl, dass der 80er-90er Feminismus darin heutzutage eigentlich recht veraltet und unattraktiv ist. Ich denke, heutzutage muss keine Feministin ihre Vagina als seperate Entität ansehen, ihm einen Namen geben und sich überlegen, ob es wohl eine Federboa oder doch lieber Leder tragen würde. Meine Vagina ist meine Vagina, so.

Aber es ist kurz und ein ganz spannendes Konzept, weshalb man es durchaus lesen kann.

Veröffentlicht am 11.11.2016

Witzig und pfiffig.

Digby #01
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'Trouble is a Friend of Mine' zieht einen mit viel Witz und Biss schnell auf seine Seite.

Der Dialog ist sarkastisch und urkomisch, die Figuren sind unglaublich sympathisch und ihre Dynamik miteinander ...

'Trouble is a Friend of Mine' zieht einen mit viel Witz und Biss schnell auf seine Seite.

Der Dialog ist sarkastisch und urkomisch, die Figuren sind unglaublich sympathisch und ihre Dynamik miteinander ist herrlich - so trifft unsere Protagonistin Zoe auf Digby, einen irgendwie seltsamen Typen, und will eigentlich nichts mit ihm zu tun haben, aber sie wird ihn einfach nicht los. So entwickelt sich zwischen den Beiden zunächst eine erzwungene Kameradschaft und schließlich eine Freundschaft.

Digby ist allerdings sehr abenteuerfreudig und steckt seine Nase so ziemlich überall rein - er ist "Trouble" - und so wird auch Zoe mitgezogen.

Diese Contemporary war süß, charmant und witzig - dabei aber auch echt unkonventionell, clever und pfiffig.
Der Plot war interessant und wurde eigentlich echt nicht langweilig. Es war eher eine Achterbahnfahrt, aber ohne Übelkeitsgefühl und bis zum Ende spaßig!
Auch die Figuren neben Zoe und Digby haben gut dazugepasst und zur Geschichte beigetragen.

Die Abenteuer, die die beiden hatten waren spannend, aber es wurden auch ernstere Themen angeschnitten und geschickt in die Geschichte mit eingebunden, was mir sehr gefallen hat.

Ich würde es für Zwischendurch empfehlen!

Veröffentlicht am 11.11.2016

Einzigartig und poetisch.

Ich gebe dir die Sonne
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Ich muss sagen, am Anfang fand ich es ein wenig schwer mich in dieses Buch einzufinden.

Der Schreibstil ist etwas... anders. Jandy Nelson macht von sehr vielen Metaphern und Sinnesbildern Gebrauch, was ...

Ich muss sagen, am Anfang fand ich es ein wenig schwer mich in dieses Buch einzufinden.

Der Schreibstil ist etwas... anders. Jandy Nelson macht von sehr vielen Metaphern und Sinnesbildern Gebrauch, was zunächst sehr überhäuft und verwirrend wirkt.
Oder ich hatte zumindest anfänglich Schwierigkeiten zu verstehen, wovon die Figuren eigentlich reden.

Nach einer Weile gewöhnt man sich aber eigentlich dran und zumindest mich hat es dann nicht mehr so irritiert.

Den Perspektivenwechsel der beiden Zwillinge und somit auch den Zeitwechsel fand ich echt spannend (Noah erzählt mit 13 Jahren und Jude mit 16, was vor und nach einem tragischen Erlebnis passiert sind).

Die zwei Stimmen sind interessant, eindringlich und gleichzeitig auch sehr verschieden. Noah lernen wir als die jüngere, introvertiertere Stimme kennen, als sehr artistisch und unschuldig was Erfahrungen angeht. Während Jude die extrovertiertere und amüsantere Stimme ist, die aber eine große Last mit sich trägt und versucht etwas in der Vergangenheit wieder gutzumachen.

Nachdem ich mich eingefühlt und mich an die Figuren gewöhnt habe, haben sie wirklich beide wirklich unglaublich an meinem Herzen gezogen. Man fühlt ihren Schmerz, ihre Verzweiflung und aber auch ihre Freude vollkommen mit.

Die beiden Stränge werden auf sehr gelungene Weise und schön zusammengeführt (wobei ich persönlich einiges vorhergesehen habe).

Alles in allem, fand ich I'll Give You the Sun echt einzigartig und poetisch und sanft.

Zum Schluss möchte ich aber noch zwei Dinge erwähnen, die mich gestört haben, weil ich das nicht ungesagt lassen will:

- Ich fand Oscar, Judes romantischen Gegenspieler, sehr klischeebehaftet. Er ist der ältere Junge, hat einen britischen Akzent, ist "anders, spannend, attraktiv", hat eine dunkle Vergangenheit und spricht in kitschigen Sätzen.

- Teilweise fand ich die Figuren zu jung für alles, das passiert ist. Insbesondere Judes Beschreibung als wilder Teenie mit 13 Jahren und ihre sehr frühe Entjungferung. Klar bin ich mir bewusst, dass es sowas durchaus gibt. Aber es hat dennoch einen bitteren Beigeschmack hinterlassen. Außerdem klangen die Figuren teilweise auch älter, als sie es waren.

Aber man kann auch bei diesen Punkten ein Auge zudrücken. Mir hat dieses Buch sehr gefallen und Aspekte davon haben mich sehr berührt und noch lange beschäftigt. Ich würde es empfehlen und werde selber auch weitere Nelson Bücher lesen.