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Veröffentlicht am 24.05.2021

Neuinterpretation des Märchens

Ein Fluch so ewig und kalt
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Allgemeines:

Ein Fluch so ewig und kalt (Originaltitel: A course so dark und lonely) ist am 19.04.2021 bei Heyne fliegt als gebundenes Buch erschienen. Autorin des 560-seitigen Romanes aus dem Fantasygenre ...

Allgemeines:

Ein Fluch so ewig und kalt (Originaltitel: A course so dark und lonely) ist am 19.04.2021 bei Heyne fliegt als gebundenes Buch erschienen. Autorin des 560-seitigen Romanes aus dem Fantasygenre ist die internationale Bestsellerautorin Brigid Kemmerer. Brigid Kemmerer ist eine US-amerikanische Autorin.

Ein Fluch so ewig und kalt bildet den Auftakt zu einer Trilogie, die sowohl fantastische als auch märchenhafte Elemente beinhaltet.

Inhalt:

„Einst war Emberfall ein mächtiges Königreich. Dann lud der junge Prinz Rhen einen schrecklichen Fluch auf sich. Seither muss er innerhalb eines Jahres ein Mädchen finden, das ihn auf ewig liebt. Gelingt es ihm nicht, verwandelt er sich in eine Bestie, und das Mädchen muss sterben. Jahr für Jahr. Bis er Harper auserwählt, ein Mädchen aus dem heutigen Washington D.C., das schon mit ganz anderen Kerlen fertiggeworden ist. Zornig und mutig bekämpft sie ihn – bis sie den wahren Rhen erkennt. Aber wird ihre Liebe reichen, um sie beide vor dem Tod zu bewahren?“ (Quelle: Heyne fliegt)

Meine Meinung:

Ein Fluch so ewig und kalt ist ein fantastisches Buch, welches das Märchen Die Schöne und das Biest neu interpretiert und in eine Fantasywelt einbettet.

Als Leserin erwarten dich in Emberfall, dem Reich des Prinzen und Protagonisten Rhen, die klassischen Elemente eines Märchens. Dazu gehört immer ein guter Fluch, oder? Das Königreich wurde von einer mächtigen (und offensichtlich bösen) Frau verflucht und muss nun das Königreich retten. Es wäre zu einfach, wenn er dafür gegen einen Drachen kämpfen müsste. Nein, er soll das Unmögliche möglich machen: Seine wahre Liebe finden. Unzählige Frauen wurden bereits aus dem Reich der Menschen (unserer Welt) entführt, damit der Prinz seiner wahre Liebe begegnet. Mit Harper beginnt jedoch der letzte Zyklus der Suche, da im Reich Emberfall die Zeit weiterhin vergeht und der Prinz bereits 327 Durchläufe absolviert hat. Sollte er in Harper nicht seine wahre Liebe finden, wird das Königreich untergehen, der Fluch bestehen bleiben. Bis hierhin ziemlich durchsichtig, oder? Und das führt uns zu der Frage, inwiefern eine Märchenadaption eigene Elemente hervorbringen muss und darf. Inwiefern erwarten das Leserinnen vor oder während der Lektüre?

Solltet ihr hohe Erwartungen an neue Elemente innerhalb des Märchens haben, werdet ihr diese nicht finden und Ein Fluch so ewig und kalt ist kein Buch für euch. Solltet ihr jedoch genau nach dem suchen, was das Buch verspricht, dann werdet ihr euch mit Sicherheit in der Geschichte von Harper und Rhen verlieren und märchenhafte Stunden in Emberfall verbringen. Ihr dürft eben nur keine sehr großen Überraschungen erwarten. Ein paar kleinere gibt es dennoch.

Begleitet also Harper, ein in Washington D. C. aufgewachsenes Mädchen auf ihrem Abenteuer in Emberfall bzw. auf Schloss Ironrose. Harper ist ein sturköpfiges, aber auch mutiges Mädchen. An manchen Stellen ist ihre Eingliederung in die neue, mittelalterliche Welt, in der sie schnell eine ganz unerwartete Rolle spielen muss, etwas zu einfach. Ihr gelingt alles so perfekt, beinahe märchenhaft… also alles ein bisschen nach bekanntem Schema. An manchen Stellen gelingt es der Autorin dennoch, der Geschichte etwas Eigenes, etwas Tiefgang und Spannung zu verleihen. Vor allem im Bereich der bösen Zauberin und in der Ausgestaltung des Biests.

Ich hoffe sehr, dass Brigid Kemmerer sich in den Folgebänden mehr auf diese Elemente fokussiert und sich nicht in den Grundelementen des Märchens verliert. Ich erwarte mehr eigene Ideen und Überraschungen beim Lesen. Ein paar Schritte in die richtige Richtung ist Brigid Kemmerer bereits gegangen.

Der zweite Teil der Reihe, Ein Herz so mutig und schön (A heart so fierce and broken), erscheint bereits im August dieses Jahres. Wünschenswert wäre es, wenn die deutschsprachigen Ausgaben die Originaltitel der Reihe aufnehmen würden.

Fazit:

Eine Mischung aus Romantik und Fantasy. Wer den Auftakt der Ember-Fall-Trilogie liest, darf sich auf eine Neuinterpretation des Märchens Die Schöne und das Biest freuen, die bald fortgesetzt wird.

Veröffentlicht am 09.05.2021

Uneingeschränkte Empfehlung

Die Wahrheit der Dinge
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Allgemeines:

Die Wahrheit der Dinge ist das zweite Buch von Markus Thiele. Es ist im April 2021 im Benevento Verlag als Hardcover erschienen und umfasst 240 Seiten. Die Handlung fußt auf realen Fällen. ...

Allgemeines:

Die Wahrheit der Dinge ist das zweite Buch von Markus Thiele. Es ist im April 2021 im Benevento Verlag als Hardcover erschienen und umfasst 240 Seiten. Die Handlung fußt auf realen Fällen. Ein umfangreiches Nachwort hierzu gibt einen vertiefenden Einblick.

Inhalt:

„Wo beginnt Schuld, wo endet Gerechtigkeit? Frank Petersen, Strafrichter aus Leidenschaft, ist überzeugt von der Unfehlbarkeit des Rechts. Seine Urteile, so sein Selbstverständnis, sind objektiv und gerecht. Bis eines Tages sein Leben völlig aus den Fugen gerät. Und er plötzlich über sich selbst richten muss. Ein umstrittenes Urteil löst heftige Kritik an Petersen aus, selbst seine Familie wendet sich von ihm ab. Der Vorwurf seiner Frau, er sei selbstherrlich, voreingenommen und lasse sich von Vorurteilen leiten, ist ein vernichtender Schlag für ihn, der ein altes Trauma aufreißt: Corinna Maier, die in seinem Gerichtssaal den rechtsradikalen Mörder ihres Sohnes erschossen hat, bevor Petersen sein Urteil verkünden konnte. Mit einem Mal steht alles in Frage: seine Integrität als Richter, als Ehemann, als Vater. Aus seiner Sicht gibt es nur einen Ausweg: Er muss sich selbst mit Fragen konfrontieren, die er sich nie zu stellen getraut hat …“ (Quelle: Benevento Verlagsseite)

Meine Meinung:

Beim Lesen des Klappentextes ist sofort die Erinnerung an Marianne Bachmeier da, die den Mörder ihres Kindes im Gerichtssaal erschoss. Da kommt Beklemmung auf, denn man konnte sie verstehen, auch wenn Selbstjustiz der falsche Weg ist.

Man ist sofort mittendrin in diesem Fall. Die Geschichte beginnt mit dem letzten Tag einer Gerichtsverhandlung, an dem eine Frau den Angeklagten erschießt. Diese Frau hatte einen ganz besonderen Grund dafür, den man nach und nach erfährt.

Der Erzähler führt den Leser sehr direkt in die Handlung ein. Er beschreibt nüchtern, was an diesem letzten Verhandlungstag passiert. Gerade diese Erzählweise lässt große Betroffenheit entstehen.

Frank Petersen, Strafrichter, macht eine Lebenskrise durch. Seit dem Prozess im Jahr 1991 treibt ihn etwas um.

Er lebt gezwungenermaßen in Erinnerungen an das glückliche Familienleben in dem nun leeren Haus und versteht nicht, warum seine Frau eine Auszeit möchte; beziehungsweise, er versteht es eigentlich doch. Wird dieses Buch doch eher eine Geschichte über eine verlorene Ehe oder wird

es wirklich um einen Prozess, ein Verbrechen gehen? Das wird noch zu sehen sein. Momentan sieht es so aus, als würde der Autor die Spannung langsam aufbauen, um den Leser mitzunehmen in den Gedankenkosmos des Richters.

Petersen ist wirklich voller Selbstzweifel. Er sucht sich Rat bei einem ehemaligen Studienkollegen, bei seiner Vorgesetzten, auch bei seiner inneren Stimme und seinen Gedanken. Er merkt, dass es nicht gut läuft für ihn. Er, der kompetente Richter, war es bisher gewohnt, dass seine Urteile eindeutig waren und zweifelsfrei anerkannt worden. Aber seit diesem Vorfall im Gerichtssaal, der der einige Jahre zurückliegt, geht es bergab mit Frank Petersen – zumindest aus seiner Sicht. Er weiß nicht, ob er noch die fachliche Qualifikation besitzt, auf die er immer so stolz war. Er zweifelt, obwohl seine Vorgesetzte ihm sagt, wie sehr sie ihn und seine Urteilskraft schätzt. Frank Petersen scheint an einem Scheideweg seines Lebens zu stehen.

Markus Thiele hat einen wirklich guten Schreibstil. Er verwendet viele Bilder und Metaphern, die aber nicht überzogen oder überladen sind, sondern das Bild, das er dem Leser vor Augen führen will, sehr gut unterstützen.

Die Wahrheit der Dinge ist ein Buch, erzählt aus der Perspektive eines Mannes in den mittleren Jahren, eines Richters, der nicht mehr weiß, ob sein Beruf für ihn der richtige ist. Wir haben hier also unter anderem einen Coming-of-Age Roman, der sich nicht auf einen pubertären jungen Mann bezieht, sondern auf einen, der mitten im Leben und mitten im Beruf steht und es eigentlich wissen müsste.

Der Roman hat Rückblenden in die Jahre ab 1989, die eine wichtige Rolle für das Verstehen der Figuren spielen. Ein aktueller Fall lässt Petersen immer wieder an die Vergangenheit denken. Er hat Urlaub und denk darüber nach seinen Beruf an den Nagel zu hängen, da er nicht mehr weiß, ob das, was er tut, richtig oder falsch ist.

Je länger man dieses Buch liest desto besser wird ist. Marc Thiele fragt nach den grundsätzlichen Überlegungen, die, ein Mensch anstellt, der Moral und Ehre, aber auch Recht und Unrecht in Frage stellt. Dabei wird deutlich, dass es nie den Königsweg gibt, sondern auch immer rechts und links des Weges geguckt werden muss. Thiele nimmt sich hier also ein Thema vor, das auch in der heutigen Zeit oder gerade in der heutigen Zeit eine wichtige Rolle spielt. Darf man sich über das Gesetz erheben? Gibt es die eine Wahrheit? Wie kann es gelingen für Recht und Ordnung in einer Demokratie zu sorgen, ohne Menschen Unrecht zu tun? Ein Dilemma, aus dem man so leicht keinen Ausweg, geschweige denn eine richtige Antwort findet.

Das Thema Rassismus bildet die große Rahmenhandlung dieses Buches. Alles sehr überzeugend und zum Nachdenken anregend. Großartig!

Fazit:

Ich kann Die Wahrheit der Dinge uneingeschränkt empfehlen.

Veröffentlicht am 25.04.2021

Unerwartet

INFINITUM - Die Ewigkeit der Sterne
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Allgemeines:

Infinitum – Die Ewigkeit der Sterne ist am 15.09.2020 in der Verlagsgruppe Droemer Knaur als gebundenes Buch erschienen. Autor des 960 seitigen Romanes ist niemand anderes als Christopher ...

Allgemeines:

Infinitum – Die Ewigkeit der Sterne ist am 15.09.2020 in der Verlagsgruppe Droemer Knaur als gebundenes Buch erschienen. Autor des 960 seitigen Romanes ist niemand anderes als Christopher Paoloni.

Leserinnen seiner bisherigen Bücher müssen sich mit Infinitum auf ein neues Genre einlassen. Anders als die bekannte Eragon-Reihe des Bestseller-Auroren ist Infinitum der Science Fiction zuzuordnen. Es handelt sich zudem um ein Buch für erwachsene Leserinnen.

Inhalt:

„Neue Welten zu untersuchen ist alles, wovon die junge Forscherin Kira Navarez jemals geträumt hat. Doch ein harmloser Auftrag auf einem fernen Planeten lässt Kiras Traum zum größten Albtraum der Menschheit werden:
Bei der abschließenden Untersuchung des Planeten, der in Kürze kolonialisiert werden soll, stürzt Kira in eine Felsspalte – und entdeckt etwas, das kein menschliches Auge zuvor erblickt hat. Es wird sie vollständig und für immer verwandeln.
Kira ist allein. Wir sind es nicht. Und wir müssen einen Weg finden, um zu überleben.“ (Quelle: Verlagsgruppe Droemer Knaur)

Meine Meinung:

Wie fange ich diese Rezension bloß an?

Vielleicht erzähle ich euch einfach meine persönliche Geschichte zu Infinitum und Paolini. Paolini begleitet mich schon seit meiner Kindheit. Ich habe die Bücher verschlungen. Nicht nur ich, meine ganze Familie hat sie alle gelesen. Dadurch hatten wir viel Gesprächspotential, denn obwohl wir alle gerne lesen, lesen wir doch häufig eher in unterschiedlichen Genres. Die Welt von Eragon bot uns so viele Möglichkeiten, wir träumten, malten uns neue Abenteuer aus und besprachen verschiedenste Theorien.

Natürlich war in Stein gemeißelt, dass ich jedes neue Buch von Paolini lesen musste. Und so fieberte ich dem Erscheinen von Infinitum voller Spannung entgegen. Mit Sicherheit würde es ganz anders werden, aber bei diesem Autor muss einfach etwas Gutes herauskommen.

Ich habe das Buch im September begonnen zu lesen. Nach etwa 300 Seiten konnte ich einfach nicht mehr. Paolini hat eine interessante Welt geschaffen. Obwohl wir uns in einem anderen Genre befinden, konnte ich mich aber einfach nicht mit dem Roman und seinen Geschehnissen identifizieren. Auf mich wirkte alles zu komplex, dabei aber in vielen Entwicklungen dennoch vorhersehbar. Diese Kombination passte für mich überhaupt nicht zusammen.

Ich tat dann etwas, was ich von mir niemals erwartet hätte: Ich habe das Buch zur Seite gelegt und aufgegeben. Wenn man in der Bookstagram-Welt unterwegs ist, tauscht man sich häufig über Gelesenes aus. So auch dieses Mal. Ich war tatsächlich nicht alleine. Vielen erging es so wie mir. Als alte Paoloni-Fans waren die Erwartungen wohl einfach zu anders und nicht unbedingt mit dem neuen Buch in Einklang zu bringen. Vielleicht wäre es jemandem, der das Buch als Science Fiction-Fan gekauft hat, völlig anders ergangen als mir und meinen Kolleginnen?

Im Februar/März diesen Jahres war ich so weit, dass ich dem Buch gerne noch eine Chance geben wollte. Manchmal gibt es die richtige Zeit für das richtige Buch. Und so war es auch bei mir. Die Geschichte erfasste mich wie ein Sog, ich saugte die Handlung auf und wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht.

Paolini entwickelt eine so andere Geschichte, ist viel erwachsener geworden. So auch seine Protagonisten, die unaussprechliche Dinge erleben. Gewalt, das Universum und ein Wille zu überleben, prägen die Entwicklungen der Geschichte. An mancher Stelle hätte ich mir jedoch noch mehr Handlung gewünscht. Langatmigkeit ist etwas, das ich von Paoloni bisher nicht kannte. Eine gefühlte Ewigkeit reisen die Gefährten einfach nur durch den Weltraum. Obwohl sie ein Ziel haben, passiert kaum etwas. Während dieser endlosen Reisen entwickelt sich Protagonistin Kira zwar enorm weiter, diese Entwicklung hätte in meinen Augen aber auch weniger detailliert dargestellt werden können.

Die Crew bildet dabei eine gekonnte Abwechslung. Mein persönliches Highlight war das Bordschwein (eine Katze gibt es auch), tatsächlich ist das aber nicht einmal das ungewöhnlichste Crewmitglied. Paolini hat hier mit viel Fingerspitzengefühl Charaktere zusammengeführt, die ein wildes, aber stimmiges Gesamtbild ergeben. Vor allem, da sie verschiedener nicht sein könnten, aber dennoch eine Familie bilden.

Ein kritisch zu sehender Punkt ist das Ende der Geschichte. Ich empfand das Ende etwa 250 Seiten vor Schluss bereits vorhersehbar, obwohl ich nie in diesem Genre lese. Auch Paoloni selbst ist nicht vollständig zufrieden mit Infinitum. Sein Nachwort ist sehr reflektiert und spannend zu lesen.

Er hat auch die ein oder andere Parallele zu Eragon in die Geschichte eingebaut, eine Parallele konnte ich im Nachhinein entdecken, vielleicht fallen euch noch andere auf. Ich wünsche mir, dass Paolini sich zukünftig wieder zurück in die Fantasy begibt. Vielleicht stimmt ihr mir zu, vielleicht nicht. Aber ich glaube, dass er sich dort in seinem nächsten Roman vertrauter und gekonnter bewegen wird.

Fazit:

Eine faszinierend komplexe Geschichte, die jede/n Leser
in herausfordert und auf die man sich einlassen muss. Wenn man das tut, zieht sie einen größtenteils mit, weist aber auch Längen auf.

Veröffentlicht am 02.04.2021

Ich freue mich auf den dritten Band!

Code: Elektra
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Allgemeines:

Code Elektra – Die Geheimnisbewahrer ist als zweiter Band einer Trilogie im August 2020 bei Mixtvision erschienen. Das gebundene Buch hat 384 Seiten und ist erneut schwarzweiß illustriert. ...

Allgemeines:

Code Elektra – Die Geheimnisbewahrer ist als zweiter Band einer Trilogie im August 2020 bei Mixtvision erschienen. Das gebundene Buch hat 384 Seiten und ist erneut schwarzweiß illustriert. Es wird ab einem Lesealter von 11 Jahren empfohlen. Meine Rezension zum Auftaktband Code Orestes findet ihr hier.

Auch auf dem Cover des zweiten Bandes könnt ihr viele Kleinigkeiten entdecken, die im Laufe der Geschichte eine Rolle spielen werden. Schaut doch einfach mal, was es dort zu sehen gibt.

Inhalt:

„Unheimliche Ereignisse, neue Rätsel und ein verschwundenes Mädchen

Ausgerechnet an Halloween finden Malin und Orestes einen weiteren alten Brief und die Suche nach dem Rutenkind wird immer mysteriöser. Unheimliche Dinge geschehen, unerklärliche Ereignisse nehmen ihren Lauf …
Dieses Mal ist Orestes’ kleine Schwester Elektra in ein Geheimnis verstrickt. Kann sie Teil der Lösung sein oder ist sie Teil des Rätsels?

Mystik pur! Der zweite Teil der Schweden-Trilogie – zum Mitfiebern und Miträtseln.“ (Quelle: Verlagsseite Mixtvision)

Meine Meinung:

Nicht nur der erste, sondern auch der zweite Teil dieser Reihe ist für große und kleinere Leserinnen, die auf der Suche nach Abenteuern, kniffligen Rätseln und zu knackenden Codes sind, perfekt geeignet.

Abenteuerlich geht die Geschichte rund um Malin, Orestes und das Rutenkind weiter. Als Leser
in ist man sofort wieder mittendrin in der spannenden Erzählung. Erneut müssen Malin und Orestes ihre Qualitäten als Detektive unter Beweis stellen. Dabei bekommen sie in diesem Band von mehreren Seiten Verstärkung. Von wem? Das verrate ich euch an dieser Stelle nicht.

Immer komplizierter, mysteriöser und beeindruckender erscheint die Geschichte, der die beiden so ungleichen Freunde auf der Spur sind. Doch was steckt dahinter? Stammen die Hinweise, Codes und Rätsel wirklich aus der Vergangenheit? Entdecken die beiden am Ende etwas Großes? Oder verbirgt sich womöglich ein Hochstapler hinter alledem?

Seid darauf vorbereitet: Natürlich werden all diese (und ähnliche) Fragen im zweiten Teil nicht zufriedenstellend beantwortet. Genau das macht wohl auch einen zweiten Teil einer Trilogie aus. Während die Geschichte sich weiter entwickelt, entstehen im Kopf des Lesers immer mehr Fragen, deren Lösung sehnsuchtsvoll erwartet wird. Ich hoffe, dass der abschließende Band der Reihe hier ganz viele Lösungen liefert. In einem Kinderbuch, das als Ermittlung eines großen Geheimnisses angelegt ist, erwartet man das einfach automatisch.

Vielleicht ist es mir im ersten Teil der Reihe nicht so sehr aufgefallen, in meiner Rezension zum vorliegenden Band möchte ich es jedoch gerne erwähnen: Sprachlich ist Code Elektra für unerfahrenere Leserinnen eine Herausforderung. Viele Fachwörter und spezielle (wissenschaftliche) Begriffe werden verwendet. Einige, aber nicht alle werden erklärt. Dabei werden Begriffe vorausgesetzt, die in meinen Augen nicht allen 11-jährigen bekannt sein werden. Für einige Leserinnen wird das nicht weiter ins Gewicht fallen, aber vielleicht müssen sich einige Eltern diesbezüglich auf neugierige Nachfragen einstellen. Für andere Leser*innen macht vielleicht genau das den Reiz dieses Buches aus. Mir hat es jedenfalls sehr gut gefallen, dass Maria Engstrand Wert auf eine bildliche und gleichzeitig wissenschaftliche Sprache legt.

Außerdem tritt der Alltag der Kinder stärker in den Vordergrund. Beinahe wie von selbst tritt die Spannung, die im ersten Band durchweg hoch war, dadurch teilweise in den Hintergrund. In meinen Augen war das Verhältnis noch ausbalanciert, die Autorin bewegt sich aber auf einem schmalen Grat, sich in der Alltäglichkeit zu verlieren. Für den nächsten Band wünsche ich mir wieder mehr Geschichte und weniger Alltag. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass genau für diesen Wechsel zwischen rasanter Entwicklung und der Weiterentwicklung des Alltags der beiden Familien der zweite Band als Mittelteil gut geeignet war. Insgesamt ist eine breite Basis entstanden, auf der die weiteren Ereignisse leichter stattfinden können. Ihr merkt, dass ich den Schritt der Autorin zwar nachvollziehen kann, aber die Spannung und vielleicht auch einen Hauch der Magie des ersten Teiles vermisst habe.

Dennoch möchte ich gerne möglichst bald nach Lerum zurückkehren und gemeinsam mit Malin und Orestes die Lösung aller Geheimnisse erleben. Ich bin mir sicher, dass die beiden bis dahin noch eine Menge Codes und Rätsel knacken müssen. Mit Sicherheit wird ihre Freundschaft auf eine harte Probe gestellt werden. Glaubt ihr, dass sie das alles schaffen?

Fazit:

Wer an Code Orestes Freude hatte, wird auch Code Elektra verschlingen und sich nach dem abschließenden Band mit der Auflösung aller Ereignisse verzehren.

Veröffentlicht am 21.03.2021

Noch nicht beendet?

Insel der Waisen
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Allgemeines:

Die Insel der Waisen ist am 18. August 2021 als gebundenes Buch von 300 Seiten bei Mixtvision erschienen. Das Jugendbuch wird ab einem Lesealter von 12 Jahren empfohlen.

Dem Buch ein eindeutiges ...

Allgemeines:

Die Insel der Waisen ist am 18. August 2021 als gebundenes Buch von 300 Seiten bei Mixtvision erschienen. Das Jugendbuch wird ab einem Lesealter von 12 Jahren empfohlen.

Dem Buch ein eindeutiges Genre zuordnen zu wollen, erscheint schwierig, da es sich sozusagen um eine modernere Version des Herrn der Fliegen handelt. Der Verlag hat deshalb auf seiner Homepage den beschreibenden Ausdruck „Robinsonade für starke Mädchen“ gefunden. Starke Jungen dürfend das Buch aber auch gerne lesen.

Inhalt:

„Zehn sind einer zu viel

“Neun Waisen auf eine Insel,
allein auf der Welt,
einer mehr
und der Himmel fällt …”

Neun Kinder leben allein auf einer paradiesischen Insel. Woher sie kommen und wohin sie gehen, wenn die Glocke ertönt, weiß niemand. Die Insel versorgt die Kinder mit allem, was sie brauchen. Jeder weiß, wofür er verantwortlich ist und es gibt klare Regeln. Doch als Jinny, die Ältestes, die wichtigste Regel bricht und als zehntes Kind auf der Insel bleibt, wendet sich diese gegen sie …

Eine Robinsonade mit Lieblingsseller-Potenzial: Magisch wie Marion Zimmer Bradley, utopisch wie Margaret Atwood und abenteuerlich wie Daniel Defoe.“ (Quelle: Mixtvision)

Meine Meinung:

Protagonistin Jinny ist an der Reihe. Die Glocke ertönt, jemand hat die Insel verlassen. Ein neues Kind kommt. Jinny ist nun die Älteste und das Kind ihr Mündel. Sie ist jedoch nicht im Mindesten bereit für diese Aufgabe. Sie möchte sie nicht bewältigen. Sie bewältigt sie nicht. Und sie ist unsympathisch dabei.

Rebellion gegen das bestehende System, sich wehren gegen grausam erscheinende Praktiken, das sind Verhaltensweisen, die wir als Leserinnen mögen, von denen wir gerne lesen. Jinny wehrt sich gegen die feststehenden Regeln der Insel. Aber sie tut das nicht für die anderen neun Kinder, die dort leben. Sie tut das für sich, aus eigennützigen Gründen.

Lange Zeit war mir nicht klar, was mich an dieser Protagonistin so gestört hat. Aber genau diese Eigennützigkeit war es, die das Buch für mich geschmälert hat. Jinnys Beweggründe hätten „ehrenvoll“ sein können. So rebelliert sie zwar und bringt einen Stein ins Rollen, verändert für sich etwas. Aber alle Szenen mit ihr waren irgendwie nervig zu lesen. Und das, obwohl die Geschichte des Buches, die an Herr der Fliegen erinnert, durchaus spannend aufgebaut ist. Die Grundidee der Erzählung ist dabei nicht neu. Kinder, die nicht wissen, woher sie kommen oder wo sie sind, das erinnert nicht nur an Maze Runner, sondern an viele bereits gelesene Geschichten. Der Autorin gelingt es aber, der Insel und den Kindern Leben zu verleihen. Die Magie der Insel zu vermitteln und Identifikation mit der Geschichte zu erschaffen.

Nach den Regeln der Insel leben die Kinder instinktiv. Sie tun das, was sie gut können und erfüllen so ihre Rollen. Jegliche Vorstellung von Moral wird ihnen höchstens auf der Insel durch ihre eigenen Erlebnisse vermittelt. Da sie als kleine Kinder auf die Insel kommen und niemand Erwachsenes dort lebt, kennen sie die Außenwelt nicht. Sie sind abhängig, werden zunächst als Mündel bezeichnet und lernen von den jeweiligen Ältesten zu überleben. Aus diesem Grund weiß auch niemand, wie er sich nach Jinnys Regelbruch verhalten soll.

Was wird passieren? Wird die Insel die Kinder weiterhin mit Essen versorgen, sie vor gefährlichen Winden beschützen? Werden die Tiere zahm bleiben oder wird gar jemand mit dem Boot kommen? Fragen über Fragen. Und ein Ende, das viele Fragen offen lässt. In meinen Augen zu viele. Mir bleibt zu vieles unklar und eigentlich muss es eine Fortsetzung geben. Es wirkt nicht so, als ob diese Geschichte beendet ist. Leser
innen wissen schließlich auch nach dem Beenden der Geschichte nicht, warum die Kinder auf der Insel sind. Eine Information, die in meiner Erwartungshaltung eindeutig beantwortet werden müsste. Es müsste eigentlich noch so vieles zu erzählen geben. Ich würde es mir jedenfalls wünschen.

Fazit:

Eine Geschichte mit Potential, die in meinen Augen noch nicht beendet ist.