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Veröffentlicht am 31.07.2020

Versinke im sternenlosen Meer!

Das sternenlose Meer
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Allgemeines:

Das sternenlose Meer ist am 25. Mai 2020 als Hardcover mit Schutzumschlag bei Blessing in der Verlagsgruppe Random House erschienen. Der Originaltitel des Romans von Erin Morgenstern lautet ...

Allgemeines:

Das sternenlose Meer ist am 25. Mai 2020 als Hardcover mit Schutzumschlag bei Blessing in der Verlagsgruppe Random House erschienen. Der Originaltitel des Romans von Erin Morgenstern lautet The Starless Sea. 640 Seiten hat die deutsche Übersetzung, die von Karin Will angefertigt worden ist. Viele von euch kennen mit Sicherheit den weltweit erfolgreichen Debütroman Der Nachtzirkus von Morgenstern, der im Jahr 2011 erschienen ist. Wer ihn noch nicht kennt, kann Das sternenlose Meer völlig unabhängig von ihm lesen. Meine Empfehlung lautet, ihn trotzdem zu lesen. Ein solch besonderes Buch solltet ihr nicht verpassen!

Inhalt:

„Eigentlich arbeitet Zachary Ezra Rawlins an seiner Promotion, doch er kommt nicht weiter. Denn immer, wenn er in der Bibliothek ist, sucht er ein Buch auf, das zwischen den Regalen versteckt liegt. Ein Buch, in dem Zachary eines Tages eine Schilderung seiner eigenen Kindheit findet. Aber wie ist das möglich? Auf der Suche nach dem Geheimnis dieses Buches entdeckt Zachary eine unterirdische Welt voller Bücher am Ufer eines sternenlosen Meers, wo er schließlich eine Verschwörung aufdecken und für die Liebe seines Lebens kämpfen muss.“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

Vor ein paar Wochen bin ich noch durch das Silbermeer gesegelt und nun bin ich im sternenlosen Meer versunken. Es hat mich gefangen, Wort für Wort und Satz für Satz. Wie lange habe ich auf ein neues Buch aus der Feder dieser brillanten Autorin gewartet. Es waren Jahre. Jahre sind vergangen seit Der Nachtzirkus seine Zelte abgebrochen hat und für (immer?) verschwunden ist. Nun kehrte ich zwar nicht zu ihm zurück, die Welt, die Morgenstern hier erschaffen hat, ist aber mindestens ebenso einzigartig. Ihre Worte sind Poesie und erzählen eine Geschichte, die magischer nicht sein könnte. Eigene Worte für diesen Roman zu finden, fällt mir deshalb nicht leicht. Nichts könnte dieses Buch so treffend beschreiben, dass ihr den ihm innewohnenden Zauber miterleben könntet.

Eine Geschichte in einer Geschichte in einer … Geschichte (?) – So ein Aufbau erfordert vor allem einen aufmerksamen und interessierten Leser. Man kann diesen Roman nicht nebenbei lesen, ohne die relevanten Dinge zu verpassen. Mitnichten würde man die Raffinessen der Autorin verstehen und vermutlich in größerem Ausmaß verwirrt aus der Lektüre herausgehen. Wenn man jedoch über die nötige Lesemotivation (und die Zeit) verfügt, dann liest man ein so besonderes Buch, dass man nach der Lektüre gleich ein zweites Mal in ihm versinken könnte. Auch ich musste an einigen Stellen genauer hinschauen, zurückblättern oder nachlesen. Morgenstern fordert das ein, hat einen hohen Anspruch an ihre Leserschaft. Nach und nach entdeckt der aufmerksame Leser Details oder versteht Aspekte der Handlung intensiver. Das steigert die Lesemotivation sehr, irgendwann habe ich dem Ende entgegengefiebert und wollte unbedingt wissen, ob ich mit meinen Vermutungen richtigliege.

Vor allem für eher bibliophil veranlagte Menschen gibt es unglaublich viel zu entdecken und mitzurätseln. Das sternenlose Meer ist nicht nur ein Titel, sondern auch ein Mysterium, das es zu entschlüsseln gilt und in dessen Geschichten man schwimmen oder versinken kann. Unzählige Querverweise zu anderen literarischen Figuren erfordern Leseerfahrung, die auch ich nicht immer hatte.

Sollten erneut mehrere Jahre vergehen, bis Morgenstern etwas Neues schreibt, blicke ich auch ihrem nächsten Roman sehnsuchtsvoll entgegen. Wenn sogar die Zeit sich in das Schicksal verliebt, dann sind Morgensterns Worte das Warten wert.

Fazit:

Wer sich ebenfalls auf ein besonderes Buch einlassen möchte, kann das mit dem Sternenlosen Meer tun. Ich werde es mit Sicherheit bald noch einmal lesen, damit mir auch wirklich keine Details dieser magischen Geschichte entgehen.

Veröffentlicht am 27.06.2020

Ein schöner Schmöker

Vaters Wort und Mutters Liebe
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Allgemeines:

Nina Wähä wurde 1979 in Stockholm geboren. Sie war Schauspielerin und Leadsängerin der Indieband Lacrosse, bevor sie mit dem Schreiben begann. 2007 erschien ihr erster Roman S wie Schwester, ...

Allgemeines:

Nina Wähä wurde 1979 in Stockholm geboren. Sie war Schauspielerin und Leadsängerin der Indieband Lacrosse, bevor sie mit dem Schreiben begann. 2007 erschien ihr erster Roman S wie Schwester, 2010 ihr zweites Buch Schau nicht zurück!. Beide Bücher waren in Schweden ein großer Erfolg. Wähä hat für Vaters Wort und Mutters Liebe den Norden Finnlands als Handlungsort gewählt, weil sie familiäre Verbindungen dorthin hat. Das Buch erschien am 22. Juni 2020 im Heyne Verlag als Hardcover und umfasst 544 Seiten.

Inhalt:

„Ein Hof im finnischen Tornedal ist das Zuhause der vierzehnköpfigen Familie Toimi. Siri, die Mutter, ist eine sanftmütige Person, der das Wohl ihrer Kinder am Herzen liegt. Ganz im Gegensatz zu Pentti, dem herrischen Vater, um den alle lieber einen Bogen machen. Einige der zwölf Kinder haben bereits Reißaus genommen und sind nach Stockholm, Helsinki oder sogar Zypern gezogen, doch das Band und die Liebe zwischen den Geschwistern und der Mutter ist so stark, dass sie immer wieder zurückkehren. So auch diesmal, als die Geschwister zu einem Familientreffen nach und nach zu Hause ankommen, voller Erwartung und Vorfreude auf das Wiedersehen. Doch ein erster Zwischenfall trübt bald die Stimmung.

Ein vielschichtiges und brillant erzähltes Familienepos, das den Leser packt und verzaubert und eindrücklich zeigt, wie auf Loyalität der Verrat und auf Liebe die Enttäuschung folgen kann.“ (Quelle: Verlagsseite Randomhouse)

Allgemeines:

Familiengeschichten, die auch noch viele Irrungen, Wirrungen, Geheimnisse und komplexe Charaktere haben, gefallen mir gut. Vaters Wort und Mutters Liebe gehört zu dieser Art von Geschichten. Die Schwedin Nina Wähä schreibt ihr Buch ganz in der Tradition finnischer Geschichtenerzähler, lässt ihre Geschichte in Finnland spielen. Es wirkt, als sei sie eine waschechte Finnin. Am Anfang jeden Kapitels steht eine kleine Zusammenfassung, die aussagekräftig ist, aber nicht zu viel verrät, sondern vielmehr Neugier weckt.

Siri, Mutter von 14 Kindern (davon zwei verstorben), ist der Dreh- und Angelpunkt des Buches. Sie lebt in unglücklicher Ehe mit ihrem Mann Pentti, der sie weder versteht noch nett behandelt. Er ist ein absoluter Sonderling, der dem Leser sofort unsympathisch ist. So viele Kinder, da sollte man meinen, dass es turbulent zugeht im Haus der Familie. Turbulent schon, aber anders als man denkt. Das Alter der Kinder ist irgendwo zwischen erwachsen und sechsjährigem Jungen. Siri ist mittlerweile 57, ihr erstes Kind bekam sie sehr jung. Die Geschwister sind sich uneins, agieren oft gegeneinander, hintergehen den anderen. Jeder und jede für sich ist ein irgendwie kaputter Charakter. Wähä springt in den erzählten Episoden innerhalb der Geschichte der Familie. Man erfährt, wie es jetzt dort aussieht, wie es einzelnen Familienmitgliedern in der Kindheit ging. Auch in einer Großfamilie kann jeder für sich sehr einsam sein, das stellt die hier erzählte Geschichte eindrucksvoll unter Beweis. Trotz der vielen Personen behält man den Überblick in diesem Buch. Das liegt mit Sicherheit an der Erzählweise der Autorin. Die geschilderten Episoden hinterlassen bleibende Eindrücke. Man hat so auch sehr schnell seine Lieblinge innerhalb der Kinderschar. Es ist sicherlich für jeden etwas dabei. Bei mir ist es Annie, die älteste lebende Schwester, die für mich eine Integrationsfigur darstellt, die allerdings an den Ansprüchen, vermitteln zu wollen, grandios scheitert. Die Rahmenhandlung stellt das Leben auf dem Hof von Siri und Pentti dar. Dort treffen die Kinder immer wieder aufeinander, Konflikte werden ausgetragen oder es wird still vor sich hingegrummelt. Keiner weiß wirklich, was der andere denkt. Nur Siri als Mutter hat den Überblick, sie kann den Kindern in die Seele blicken, lässt es sie aber nicht wissen. Die Charaktere der Protagonisten sind gewissermaßen ein Sammelsurium menschlicher Schicksale. Alle haben einen psychischen Knacks. Viele sind gescheiterte Existenzen. Geldnot, Alkoholsucht, Gewalt, Verbrechen – alles da. Und ein Mord – oder doch nicht?

Im Original lautet der Titel Testamente, das passt sehr viel besser zum Inhalt des Buches als der deutsche Titel. Warum? Das werdet ihr merken, wenn ihr das Buch lest.

Ich kann gar nicht so genau sagen, was mich an dem Buch so gefesselt hat. Ich weiß nur, dass die Figuren mich überzeugt haben und ich gerne eine Fortsetzung über das Leben dieser schrägen Familie lesen würde.

Fazit:

Ein schöner Schmöker. Mit den finnischen Namen muss man erst vertraut werden, dabei hilft einem das beigefügte Lesezeichen, auf dem alle Namen der Protagonisten stehen. Das Ende des Buches überzeugt mich nicht so ganz, daher gibt es vier Herzen.

Veröffentlicht am 28.05.2020

Anders als erwartet

Falling Skye (Bd. 1)
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Allgemeines:

Falling Skye – Kannst du deinem Verstand trauen? ist im Januar 2020 als gebundenes Buch im Coppenrath Verlag erschienen. Es handelt sich um den ersten Band einer Reihe. Das Buch hat 464 ...

Allgemeines:

Falling Skye – Kannst du deinem Verstand trauen? ist im Januar 2020 als gebundenes Buch im Coppenrath Verlag erschienen. Es handelt sich um den ersten Band einer Reihe. Das Buch hat 464 Seiten und wird ab einem Lesealter von 14 Jahren empfohlen.

Der zweite und abschließende Band Rising Skye – Werden deine Gefühle dich retten? erscheint im Herbst 2020. Wann genau ist aufgrund der momentanen Situation vermutlich noch nicht absehbar (Quelle: Instagramaccount der Autorin).

Inhalt:

„Nach einer großen Katastrophe sind die USA zu den Gläsernen Nationen geworden. Endlich ist Schluss mit Diskriminierung, Populismus und impulsiven Entscheidungen! Die Menschen werden in Ratio oder Senso eingeteilt – und zu ihrem eigenen Schutz unterliegen die Emotionalen strengen Auflagen.
Als die 16-jährige Skye zu ihrer Testung einberufen wird, ist sie überzeugt, als mustergültige Rationale erkannt zu werden, der eine glänzende Zukunft bevorsteht. Doch die Prüfungen sind verstörend, und Skye fragt sich immer häufiger, welchem Zweck sie in Wahrheit dienen. Wer ist der mysteriöse Testleiter, der ihr auf Schritt und Tritt folgt? Und wohin verschwinden die Mädchen, die im täglichen Ranking abfallen? Zu ihrem Entsetzen muss Skye erkennen, wer in den Gläsernen Nationen den Preis für die neue Ordnung zahlen soll: sie selbst …“ (Quelle: Coppenrath Verlag)

Meine Meinung:

Obwohl ich mich eigentlich vor einiger Zeit dazu entschieden habe, erstmal keine Dystopien mehr zu lesen, habe ich auf Falling Skye hin gefiebert. Sobald ich es in der Vorschau bei Coppenrath entdeckt hatte, war ich Feuer und Flamme und wollte unbedingt ganz schnell in diese dystopisch anmutende Geschichte eintauchen. Es kommt eben selten vor, dass eine Autorin in diesem Genre aus der eigenen Heimatstadt oder überhaupt aus dem hohen Norden kommt. Da spielte die Identifikation im Vorfeld eine große Rolle für meine Lesemotivation. Und aus diesem Grund habe ich auch darüber hinweggesehen, dass die Beschreibung des Buches mich in großen Teilen an bereits dagewesene Dystopien erinnert.

Während der Lektüre war ich zunächst noch euphorisch, mir gefiel der Schreibstil von Lina Frisch. Doch nach und nach vermisste ich Innovation. Ich las eine Geschichte unter vielen, eine die bereits in anderer Form so existierte, beispielsweise erinnerte mich die sich entwickelnde Handlung, aber vor allem auch die Grundidee stark an Divergent. An dieser Tatsache hat sich über einen längeren Zeitraum hinweg nichts geändert.

Skye ist eine regimetreue Person, die (wie könnte es anders sein?) im Laufe der Handlung das Regime infrage stellen wird. Ihr Verhalten ist an vielen Stellen naiv und manchmal möchte man sie schütteln. Ich hätte mir eine verantwortungsvollere, mutigere und einzigartigere Protagonistin gewünscht. So bleibt sie blass, ich konnte mich nicht mit ihr identifizieren. Sie ist austauschbar und könnte sich auch in die Handlung anderer Dystopien einfügen. Luce hingegen, die eigentlich nur ein Nebencharakter ist, konnte mich überzeugen. In ihr habe ich all das wiedergefunden, was Skye vermissen ließ. Sie handelt unglaublich mutig. Vielleicht wäre ein weiterer Teil aus ihrer Perspektive gewinnbringend für die Reihe?

Ich wollte aber nach wie vor unbedingt weiterlesen, das Buch beenden und wissen, was hinter all dem stecken wird. Und aus diesem Grund kann ich im Nachhinein auch sagen, dass Frisch mich von ihrer eigenen Idee überzeugt hat. In ihrem Buch steckt doch mehr als man nach den ersten 200 Seiten denken könnte. Sie hat es in eine Geschichte verpackt, die es ähnlich schon vielfach gibt, aber in ihr schlummert viel schöpferisches Potential. Dieses Potential muss von ihr in mehreren Handlungssträngen miteinander verwoben werden, um Logik, Spannung und den Willen weiterzulesen bei potenziellen Lesern zu erzeugen. Für die Fortsetzung der Reihe wünsche ich mir daher, dass Frisch ihre eigene geniale Idee, die sich hinter der Oberfläche der Geschichte verbirgt, entwickelt und ausbaut. Wenn sie das tut, geht sie in dem weiten Meer der Dystopien nicht verloren. Ich würde mir wünschen, dass es ihr gelingt, durch dieses Meer zu segeln!

Fazit:

Lina Frisch konnte mich mit ihrem Debüt nur in Teilen beeindrucken und überraschen. Ich wünsche mir, dass sie die geniale Idee, die sich hinter der Geschichte verbirgt, weiter ausbaut!

Veröffentlicht am 27.05.2020

Spannender Reihenauftakt!

Endling - Die Suche beginnt
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Allgemeines:

Endling – Die Suche beginnt ist als Auftaktband einer mehrteilig angelegten Reihe im Februar 2020 bei dtv, in der Reihe Hanser, erschienen.

Das Hardcover hat 384 Seiten und wird vom Verlag ...

Allgemeines:

Endling – Die Suche beginnt ist als Auftaktband einer mehrteilig angelegten Reihe im Februar 2020 bei dtv, in der Reihe Hanser, erschienen.

Das Hardcover hat 384 Seiten und wird vom Verlag ab einem Lesealter von 11 Jahren empfohlen. Nach so kurzer Zeit ist das Buch bereits in der zweiten Auflage. Autorin Katherine Applegate lebt in San Francisco. Der zweite Teil der Reihe, Endling – Weggefährten und Freunde, erscheint am 24.07.2020 im selbigen Verlag.

Inhalt:

„Ein Dalkin, ein Wobbyk und ein Mädchen: Freunde und Gefährten

Byx ist die Jüngste im Dalkin-Rudel, und wie alle Dalkins besitzt sie eine besondere Gabe: Sie kann Lüge von Wahrheit unterscheiden. Doch in Nedarra werden die Dalkins gejagt. Den Menschen, die sich hier zur Herrschaft aufgeschwungen haben, sind die hundeähnlichen Wesen ein Dorn im Auge. Als Byx eines Tages von einem Streifzug zu ihrem Rudel zurückkehrt, geschieht das Furchtbare: Sie findet all ihre Lieben tot vor, ermordet von den Schergen des Machthabers Murdano. Ist sie nun ganz allein, die Letzte ihrer Art, der Endling? Oder gibt es doch noch, wie alte Mythen weissagen, andere Dalkins hoch im Norden des Landes? Byx macht sich auf die Suche. Es wird die unvergleichliche Reise durch ein Land voller Schönheit, aber auch Angst, wo Riesenkatzen leben, gewaltige Wasserwesen und Käfer, gigantische Vögel und Wobbyks. Und bald hat sie Gefährten an ihrer Seite. Freunde fürs Leben.“ (Quelle: dtv Verlag)

Meine Meinung:

Was wäre, wenn du, ein Kind bzw. eine Jugendliche, die letzte deiner Art wärst? Tatsächlich und unausweichlich? Der Endling, derjenige, der ertragen muss, dass niemand anders mehr übrig ist? Vermutlich können wir uns das als Angehörige einer so weit verbreiteten Spezies nicht vorstellen. Protagonistin Byx gehörte auch einmal zu einer Spezies, der Unzählige angehörten. Aber nun ergeht es ihr in diesem Reihenauftakt genau so, wie eben beschrieben. Das bedeutet, dass sie das letzte lebende Exemplar einer sprechenden und intelligenten Lebensform ist. Sie ist ein Dalkin – ein überaus sympathischer noch dazu. In Endling könnt ihr sie auf ihrer Suche nach Überlenden ihrer Spezies begleiten. Byx möchte sich einfach nicht damit abfinden, der Endling zu sein. Sie möchte den Gerüchten Glauben schenken, dass es irgendwo noch Dalkins gibt.

Zu Beginn der Handlung verliert Byx ihre Familie. Im Laufe der weiteren Handlung gewinnt sie jedoch auch eine weitere Familie dazu. Sie besteht aus denjenigen, auf die Byx während ihrer Abenteuer trifft. Eins verbindet sie alle: eine Freundschaft, die sie nach und nach zu einer Familie macht. Natürlich nicht aus allen Charakteren, die Byx auf ihrer Suche trifft. Auch in einem Kinder- und Jugendbuch kann nicht jeder ein Freund sein. Mit dieser Thematik geht die Autorin sehr differenziert um. Man kann mit fortschreitender Handlung beinahe miterleben, was es bedeutet, jemanden zu haben, der für einen da ist und an einen glaubt. Byx hat eine besondere Begabung, sie erkennt, wenn jemand lügt. Nichtsdestotrotz bedeutet diese Fähigkeit nicht, von Anfang an in Freund und Feind unterscheiden zu können. Mit dem Thema der Ehrlichkeit geht Applegate verantwortungsvoll um und zeigt verschiedene Facetten der Auslegung dieses Themas auf.

Neben dem Hauptstrang der Geschichte erfahren wir als Leser viele Details über die Welt Nedarra. Dort haben einst sechs große Arten (und viele andere, kleinere Arten) gelebt. Wie ihr richtig vermutet, ist das jetzt allerdings anders. Ich bin wirklich gespannt, wie die Geschichte um den großen Tyrannen weitergehen wird, von der man ab und zu lesen konnte.

Der Kinder- und Jugendroman thematisiert auf spannende und geschickte Art und Weise viele weitere Themen, die momentan von größter Relevanz sind. Das Artensterben spielt auf so vielen Ebenen eine Rolle. Viele Faktoren sind dafür verantwortlich, aber ein großer davon ist das Verhalten der anderen Arten, in unserem Fall das der Menschen. In der von Katherina Applegate geschaffenen Welt gibt es einige überlegene Arten, die die Fäden der Ereignisse in den Händen halten. Diese haben teilweise systematisch daran gearbeitet, andere Arten auszulöschen. Das entwickelte Szenario ist auch auf Themen wie Rassismus zu übertragen und liefert viele Anknüpfungspunkte für über das Buch hinausgehende Gespräche in diesen Themenfeldern.

Fazit:

Endling ist ein spannendes Abenteuer über die omnipräsente Thematik des Artensterbens . Zum Selbstlesen würde ich es ab ungefähr 11-12 Jahren empfehlen. Auch als Erwachsene konnte ich die Geschichte sehr genießen.

Veröffentlicht am 25.05.2020

Was ist die Wahrheit?

Vront - Was ist die Wahrheit?
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Allgemeines:

Vront – Was ist die Wahrheit ist Mitte Februar 2020 als gebundenes Buch bei Mixtvision erschienen. Das Buch hat 500 Seiten und wird ab einem Lesealter von 14 Jahren empfohlen.

Der Autor, ...

Allgemeines:

Vront – Was ist die Wahrheit ist Mitte Februar 2020 als gebundenes Buch bei Mixtvision erschienen. Das Buch hat 500 Seiten und wird ab einem Lesealter von 14 Jahren empfohlen.

Der Autor, Yves Grevet, könnte dem ein oder anderen von euch bereits durch seinen Roman Méto, der unter anderem für den deutschen Jugendliteraturpreis nominiert war, bekannt sein. Ich habe vorher noch nichts von Grevet gelesen, Vront ist mein „Erstling“ von ihm.

Obwohl mir die auf dem Cover gewählten Farben nicht unbedingt zusagen, finde ich es sehr stimmig gestaltet. Der Hintergrund erinnert an einen Datenchip, auf dem alle Verbindungen zusammenlaufen. Durch das gewählte grelle Orange werden die Blicke auf das in der Mitte abgebildete V gerichtet, das selbstverständlich für die Vront steht, die eine große Rolle im Buch spielt.

Inhalt:

„Sie kümmern sich um unsere Gesundheit. Sie sorgen für unsere Sicherheit. Aber der Preis dafür ist unsere Freiheit!

Scott ist dieser Preis zu hoch. Mit seinen Freunden hat er die Widerstandsgruppe VRONT gegründet. Sie wollen wieder frei sein. Sie wollen frei sein, sie wollen etwas riskieren, sie wollen LEBEN.
Und sie wollen allen zeigen: Es gibt nicht nur eine Wahrheit!“ (Quelle: Mixtvision Verlag)

Meine Meinung:

Stan lebt in einem nahezu perfekten System völliger Sicherheit. LongLife hat alles unter Kontrolle. Die Firma hat jedem Menschen einen Chip implantiert. Gefahren unterschiedlichster Art werden vom System erkannt, Hilfe in Form von Polizei oder LongLife-Mitarbeitern ist sofort zur Stelle. Kein Mensch kann über die Stränge schlagen, niemand wird gewalttätig und niemandem wird ein Leid angetan. Niemandem?

Ihr habt Recht, das klingt nach einer zu perfekten Vorstellung. In der Dystopie „Vront“ treffen wir mitnichten auf eine so heile Welt, wie ich sie eingangs beschrieben habe. Viel mehr lebt Protagonist Stan in einer in meinen Augen bedrohlich klingenden Welt. Wie kann man frei und ungezwungen leben, wenn der eigene Bewegungsradius von den Eltern eingeschränkt und bestimmt werden darf? Wie soll man Kind oder Jugendlicher sein, seine Interessen ausleben und auch mal eine Notlüge erfinden dürfen, wenn LongLife alles weiß? Schnell wird Sicherheit hier zur völligen Kontrolle und zur wirklichen Einschränkung der Grundrechte von Stan und den anderen Protagonisten des Buches. Das ist vielen der handelnden Personen nicht bewusst, da sie sich gerne auf die von LongLife vermittelte Sicherheit verlassen möchten.

Doch dann ist da die Vront. Eine Organisation von Jugendlichen, die im Untergrund agiert und gegen die totale Einschränkung der Rechte ist. Die Vront wirkt zunächst wie eine Organisation, die unterstützenswert ist. Aber auch die Vront handelt nicht immer so, wie man sich es vorstellen würde. Dazu möchte ich euch nicht zu viel verraten, lest selbst…

Die Grundstory von Vront hat mich mitgerissen und gefesselt. Datenüberwachung, Kontrolle von gesundheitlichen Veränderungen und die Gewissheit, dass der eigene Standort nie unbekannt ist – so etwas bereitet mit Sicherheit nicht nur mir Sorgen. Vor allem die Tatsache, dass viele Menschen so etwas befürworten und unterstützen, hat mich in Vront schockiert.

Womit ich weniger zurechtgekommen bin, ist der Schreibstil von Grevet. Ich kann nicht beurteilen, ob er immer so schreibt oder ob es nur in diesem Buch so ist. Die ganze Handlung, die Beziehung zwischen den Protagonisten, selbst zwischen den Brüdern, wirkt so voller Distanz, dass bei mir wenig Identifikation für die Geschehnisse entstanden ist. Grevet erzählt die Ereignisse aus jeglicher Perspektive mit einer solchen neutralen Nüchternheit, dass ich manchmal Schwierigkeiten hatte, weiterzulesen. Vielleicht gefällt ebendieser Schreibstil einem anderen Leser auch sehr gut. Meins war das aber nicht.

Grevet vollzieht einige Perspektivwechsel, die aber kaum auffallen. Zunächst berichtet Stan von den Ereignissen, dann (teilweise auch rückblickend auf die bereits geschehenen Ereignisse) sein Bruder Scott und anschließend verschiedene Mitglieder der Vront. Mir ist es nicht gelungen, völlig in einer dieser Perspektiven aufzugehen, vermutlich durch die bereits erwähnte Nüchternheit der jeweiligen Erzähler. Zudem sind die einzelnen Erzählstrange wenig individuell geprägt und wirken dadurch beinahe austauschbar.

Insgesamt regt die Geschichte zum Nachdenken an. Darüber, wie weit wir in unserer Technisierung und Digitalisierung bereits fortgeschritten sind und was das auch jetzt schon für die Sicherheit unserer persönlichen Daten bedeutet. Und darüber, dass man eine solche Zukunft wie Grevet sie entwirft auf keinen Fall will. Ich kann mir vorstellen, dass das Jugendbuch auch die eigentlich angesprochene Zielgruppe sehr gut erreichen kann und den ein oder anderen zum Umdenken bewegen wird. Zum Umdenken über den täglichen exzessiven Konsum und das Mitteilen persönlicher Daten über ein Medium, das schon lange nicht mehr so persönlich ist, wie wir denken.

Fazit:

Ein Buch, das zum Nachdenken anregt. Über das eigene Selbst und den Umgang mit den Begriffen Freiheit, Gesundheit und Sicherheit.