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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.04.2019

Ein Highlight!

Berühre mich. Nicht.
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Berühre mich. Nicht – Ein Buch, um das man momentan nicht herum kommt, da es in allen Buchhandlungen oben aufliegt, durch sein wunderschönes Cover zusätzlich auffällt. Auf Instagram nahezu wird man von ...

Berühre mich. Nicht – Ein Buch, um das man momentan nicht herum kommt, da es in allen Buchhandlungen oben aufliegt, durch sein wunderschönes Cover zusätzlich auffällt. Auf Instagram nahezu wird man von Posts erschlagen, die sich mit diesem Buch beschäftigen. So ließ auch ich mich dazu verleiten, das Buch zu kaufen und New Adult eine weitere Chance zu geben. Ich konnte dem Genre (bis auf Colleen Hoovers Romane) bisher nichts abgewinnen, doch da ich Laura Kneidls Light & Darkness wirklich grandios finde, versuchte ich es erneut mit New Adult. Auf geht’s, hier kommt meine Meinung zu Berühre mich. Nicht.
Sage ist mir im gesamten Handlungsverlauf sehr sympathisch und vertraut gewesen. Das liegt wohl daran, dass die Handlung aus ihrer Perspektive berichtet wird und dass es viele innere Monologe gibt. Und die haben es in sich: Was den Inhalt als auch die Länge angeht! Sage wird dadurch sehr greifbar und Leser verstehen ihr Innenleben und ihre Probleme gut. Ich bin normalerweise kein großer Fan von inneren Monologen, sondern lese bevorzugt Stellen mit wörtlicher Rede, jedoch interessierten mich Sages Gedankengänge sehr und ich empfand sie nicht als störend. Eher das Gegenteil.
Man kann ihr Handeln wirklich nachvollziehen und kann sich einen guten Überblick verschaffen, was sie in ihrer Vergangenheit erlebt hat. Gleichzeitig bekommen Leser detaillierte Einblicke in die Gegenwart. So werden Leser und Sage sehr gelungen zusammengebracht. Ich habe mich Sage das gesamte Buch über nahe gefühlt und es schlich sich zudem das Gefühl ein, dass ich Sage wirklich kenne.
Was mir auch gut gefallen hat, ist die Tatsache, dass Sages Probleme echte Probleme sind und nichts an den Haaren herbeigezogene, bei denen man Leser nur den Kopf schütteln können. Ich durfte feststellen, dass man solche oberflächlichen Charaktere mit lächerlichen Problemen sehr häufig in New Adult Büchern wiederfindet und diese verderben mir persönlich das Lesevergnügen. Einmal habe ich beispielsweise ein Buch aus diesem Genre gelesen, in dem die Protagonistin ständig Heulanfälle wegen Lappalien bekam. Gleichzeitig hat der Mann der Begierde einen Mist mit ihr abgezogen, bei dem jeder Normalsterbliche das Weite gesucht hätte.
In New Adult lässt man so etwas selbstverständlich mit sich machen, sich diskriminieren, beschimpfen und gleichzeitig ist man verliebt bis über beide Ohren. Logik? Dieses ganze Verhalten empfand ich als kindisch, (ver-)störend und führte letzten Endes dazu, dass ich das Buch abgebrochen und verkauft habe. Meiner Meinung nach ist dies leider in diesem Genre sehr häufig der Fall, doch nicht bei Berühre mich. Nicht – Sage ist einfach ein toller Hauptcharakter, den man schnell ins Herz schließt und sie nimmt Leser ausführlich mit durch ihre alltäglichen Höhen und Tiefen.
Was mir auch gefallen hat, war das Fehlen der typischen an sich selbst zweifelnde graue Maus trifft krassen Bad Boy und beide verlieben sich unsterblich, obwohl sie sich eigentlich hassen-Handlung. Dazu sei aber gesagt, dass sich natürlich auch typische Charakteristika des New Adult in diesem Werk wiederfinden. Zum Beispiel der Neustart nach dem Schulabschluss, da man der traumatischen Vergangenheit entkommen muss. Aber wie gesagt: Mich hat dies in „Berühre mich. Nicht.“ keinesfalls gestört, weil die Handlung eine runde Sache ist.
Die Handlung wird generell nicht überstürzt und schreitet langsam und durchdacht voran. Dabei ist sie allerdings nicht langweilig oder zieht sich endlos hinaus –  nein, sie wirkt authentisch und ist angenehm zu lesen. Es passiert nicht alles über Tage und Wochen, sondern zieht sich über Monate hin, so dass Sages zögerliche Veränderungen in meinen Augen absolut nachvollziehbar sind.
Eine Leserin kommentierte, nachdem ich über Instagram mitteilte, dass mir das Buch bisher ausgesprochen gut gefällt, dass ich doch erstmal bis zum Ende weiterlesen soll: Zum Schluss hin sei das Buch nämlich nicht mehr gut. Dieser Kommentar schwebte mir, während ich das Buch weiterlas, ständig im Kopf herum, so dass ich auf die Stelle wartete, die die Leserin meinte. Sie kam aber nicht. Jedenfalls nicht für mich.
Ich finde, dass die Geschichte im Großen und Ganzen nachvollziehbar ist. Natürlich –  Sages Probleme lösen sich nach und nach, aber nie komplett und ich bin der Meinung, dass Personen, die ein Trauma erlebten, auch durchaus in der Lage sind wieder Vertrauen zu fassen. Besonders dann wenn es nicht von einen auf den anderen Tag geschieht.
Eigentlich ist es schwierig für mich etwas Negatives an diesem Buch zu finden. Sämtliche Charaktere werden glaubhaft dargestellt und können durch liebevolle Details direkt ins Herz der Leser geschlossen werden. Laura Kneidl hat einen traumhaft schönen Erzählstil, der sehr berührend, aber auch sehr humorvoll sein kann. Außerdem liest sich alles flüssig und angenehm, so dass man quasi durchgehend weiterlesen möchte und Berühre mich. Nicht sich als echter Pageturner herausstellen durfte. Dieses Buch gehört auf jeden Fall zu meinen Lesehightlights 2017.
Es werden einige New Adult Klischees in die Handlung eingewoben, jedoch darf man auf viel Sex, wilde Flirtereien und fragwürdige Charaktere verzichten. Stattdessen erhält man Unterhaltung mit Tiefgang und eine wirklich schöne, runde Geschichte. Ich freue mich unglaublich auf die Fortsetzung!

Veröffentlicht am 04.04.2019

Ein besonderes Buch, das mich wunderbar unterhalten hat.

Applepie Stories
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Ihr Lieben, heute habe ich eine ganz be­sonde­re Re­zen­sion von einem ganz be­son­de­ren Buch für euch im Gepäck. Im Novem­ber sprach mich näm­lich die liebe Naoma Clark an und fragte, ob ich Inte­resse ...

Ihr Lieben, heute habe ich eine ganz be­sonde­re Re­zen­sion von einem ganz be­son­de­ren Buch für euch im Gepäck. Im Novem­ber sprach mich näm­lich die liebe Naoma Clark an und fragte, ob ich Inte­resse hätte, ihr Buch Applepie Stories zu lesen. Bis zu diesem Zeit­punkt hatte ich weder von dem Buch noch von der Auto­rin gehört, aber schnell war klar, dass das Inte­resse de­fini­tiv be­steht. Anfang Janu­ar be­ende­te ich den Roman und habe nun die Re­zen­sion für euch. Viel Spaß beim Lesen!
Ein Buch wie dieses habe ich noch nie ge­le­sen – wirk­lich wahr! Applepie Stories ist emo­tio­nal, be­in­hal­tet viel Wah­res und ist dabei un­glaub­lich komisch. Beim Lesen hat mich vor allem die Message des Buches be­geis­tern können. Es gab einige Momen­te, in denen ich mir dachte, dass ich dieses Buch so vielen Leute gerne mit den Worten »Lies es und lerne!« hin­hal­ten würde. Die Cha­rak­tere sind teil­wei­se etwas über­spitzt, aber sie ver­mitteln wert­volle Bot­schaf­ten an den Leser.
Lola ist die Prota­gonis­tin in dieser Ge­schich­te. Zu Be­ginn der Hand­lung wider­fahren ihr die ver­rück­tes­ten Dinge. Zu sagen, dass Lola Applepies Leben lang­wei­lig wäre, wäre die Unter­trei­bung des Jahres. Rela­tiv schnell über­schla­gen sich die Er­eig­nisse und Lola stellt sich ihnen wacker. Und mit einer Menge Drama. Lola ist eine ziem­li­che Drama­queen und ein ab­solu­tes Nerven­bün­del. Ich per­sön­lich würde es ver­mut­lich als stressig empfin­den, hätte ich eine Per­son wie Lola in meinem Um­feld, aber sie als Pro­ta­gonis­tin zu erleben, ist eine abso­lute Freude, da sie un­glaub­lich un­ter­hal­tend ist. Mit Lola wird es de­fini­tiv nicht lang­wei­lig und ich schloss sie schnell in mein Herz.
Rund um Lola gibt es eine große An­zahl an wei­te­ren Figuren. Neben ihren zwei Traum­prinzen lernen wir unter anderem Alfie kennen, die schrullige und böse Nach­ba­rin Betty sowie Lolas beste Freundinnen. Dass es sich in diesem Buch nicht nur um Lola und ihr Lie­bes­inte­resse dreht, finde ich klasse. All die Dinge, die Lola er­lebt, sind etwas verrückt, aber die Ne­ben­figu­ren ver­lei­hen der Ge­schich­te Authen­ti­zi­tät. Ich habe es, glaube ich, schon einmal in einer Re­zen­sion an­ge­spro­chen, aber ich sage es gerne noch­mal: Das Leben dreht sich in der Regel nicht nur um eine ein­zige Person. Man hat Freunde, denen man sich an­ver­traut, und even­tuell gibt es Menschen, die einem das Leben er­schwe­ren. Aus diesem Grund finde ich eine ordent­li­che An­zahl an Neben­fi­guren immer wichtig. Naoma Clark hat sich hier eine schöne Zahl an Cha­rak­te­ren he­raus­gesucht.
Jap, so ist es. Für mich ist Naoma ab sofort die Hel­din und Köni­gin der Me­ta­phern. Ich habe selten so viele Meta­phern in einem Buch ge­lesen. Und noch dazu so viel­fäl­tige. Sie haben mich nicht nur regel­mäßig zum Lachen ge­bracht, sondern sind gleich­zei­tig ein wir­kungs­volles Stil­mittel, das die Fi­gu­ren le­ben­dig und greif­bar macht. Ich bin nicht immer ein Fan von Meta­phern, aber in Applepie Stories konnte ich nicht genug von ihnen kriegen.
Generell empfinde ich den Schreib­stil der Auto­rin als an­ge­nehm und herz­lich – herz­lich, leb­haft und posi­tiv. Es macht durch ihn einfach Spaß, den Cha­rak­te­ren zu folgen und die Ge­schich­te zu er­leben. Und die Ge­schich­te wird wirklich stimmungs­voll er­zählt, da Naoma Clark all ihre posi­tive, bunte Ener­gie in ihre Zei­len flie­ßen lässt und den Leser damit immer wieder an­steckt. Es gibt zwar auch trau­rige Mo­men­te in der Ge­schich­te, in denen die Figuren nicht weiter wissen oder ihnen schlimme Dinge wider­fah­ren, dennoch ver­mitteln selbst die dra­mati­schen Szenen durch den leich­ten Schreib­stil Hoff­nung auf ein Happy End.
Der Inhalt von Applepie Stories hat es de­fini­tiv in sich, denn es passie­ren gera­de zu Be­ginn der Hand­lung enorm viel Dinge: Lola ver­sinkt in Trauer, Lola schöpft Hoff­nung in Form von Fairy Cup­cakes, Lolas Mops … nun ja, er ent­wi­ckelt sich weiter, Lola trifft Traum­prinz Nummer eins, Lola trifft Traum­prinz Nummer zwei, neben­bei führt sie noch ihr eigenes Café. Still­stand ist wohl eines der Wörter, die Lola Apple­pie nicht kennt. Es ge­schieht wirk­lich viel und Lola nimmt Leser mit auf die aben­teuer­liche Reise.
Ich hatte bereits eben an­ge­spro­chen, dass Lola mir mit­unter etwas zu dra­ma­tisch ge­wesen ist, aber es gibt noch eine Klei­nig­keit, die mich an Lola stört. Und zwar ihre Nai­vi­tät. Sie baut sehr schnell Ver­trau­en zu einer Person auf, die meines Er­achtens nach kein Ver­trau­en ver­dient hat. Mir fiel es daher an manchen Stellen etwas schwer, Lolas Verhalten nach­voll­zie­hen zu können. Jedoch weiß ich von der Autorin, dass Lola als Spiegel der Ge­sell­schaft zu ver­stehen ist. Diese Um­setzung finde ich sehr passend und ge­lun­gen. Lola als Spiegel der Ge­sell­schaft kriegt es si­cher­lich hin, den ein oder anderen Leser wach­zu­rütteln.
Die Idee der Geschichte ist zwar ein wenig verrückt, aber mir hat sie trotz­dem ge­fallen. Vor allem in Kombi­na­tion mit dem Setting des kleinen bri­ti­schen Ortes und dem ge­müt­lichen Café. Harping Charms ist ein Ort, den ich per­sön­lich so­fort be­rei­sen würde. Einen ge­müt­lichen Tag in Lolas Café zu ver­brin­gen und danach an den Klippen spa­zie­ren zu gehen, klingt für mich traumhaft.
Wer meine Sonntagszeilen kennt, kennt den Ge­danken­krü­mel, in dem ich meistens einfach vor mich hin philo­sophie­re, meinen Ge­dan­ken freien Lauf und hin und wieder die Woche Revue passie­ren lasse. Aus­nahms­wei­se gibt es zu diesem Buch auch einen Ge­dan­ken­krü­mel, denn ich habe ein paar un­klare Gedanken.
Ich habe lange über­legt, wie ich dieses Buch be­wer­ten soll. Bis jetzt habe ich leider keine Idee, des­wegen kommt nun diese Art Ge­danken­krü­mel. Applepie Stories hat mich gut unter­halten. Die Figuren waren inte­ressant, die Idee außer­ge­wöhn­lich, ich habe oft ge­lacht und mir viele tolle Passa­gen mit weisen Worten an­ge­stri­chen. Eigent­lich habe ich nichts an dem Buch aus­zu­setzen. Und dennoch – würde ich dieses Buch wie ge­wohnt in Punkten be­wer­ten, könnte ich keine volle Punkt­zahl geben.
Applepie Stories ist in einem gewissen Sinne ein Buch außer­halb meines nor­ma­len Lese­mus­ters. Ich liebe Fan­tasy, egal ob High Fan­tasy oder roman­ti­sche Fan­tasy. Ich liebe auch gute Liebes­ge­schich­ten und schöne Young oder New Adult Ro­mane. All diese Genres sind in einem ge­wissen Grad von Ernst­haf­tig­keit ge­prägt. Auch in Applepie Stories lässt sich Ernst­haftig­keit raus­lesen, aber nicht immer und ich glaube, das ist auch mein Kri­tik­punkt. Manch­mal hätte ich mir einfach einen Ticken weni­ger Drama und Kitsch ge­wünscht, da ich die Ge­schich­te auf­grund der Dra­ma­tik und zahl­rei­chen Kurio­sitä­ten nicht immer ganz ernst nehmen konnte.
Von daher würde ich als kleine Rand­notiz und Ab­schluss der Re­zen­sion gerne sagen, dass man dieses Buch, um es wirk­lich ge­nie­ßen zu können, un­be­dingt mit einer Hand­voll Humor lesen sollte. Ein­fach um die doch recht durch­ge­knallte Lola ins Herz zu schlie­ßen, den be­wuss­ten Kitsch der Ge­schich­te zu be­grüßen und die Re­flexion, die das Buch vielleicht im Leser aus­lö­sen wird, vollends will­kommen zu heißen.
Ein besonderes Buch, das mich wunderbar unterhalten hat. Es steckt viel Wahrheit in der Geschichte und ich denke, dass »Applepie Stories« vielen Lesern die Augen öffnen kann. Für meinen Geschmack war Lola etwas zu dramatisch und die Geschichte mitunter zu albern. Dennoch würde ich das Buch empfehlen.

Veröffentlicht am 04.04.2019

Eine wundervolle Geschichte, die direkt ins Herz geht

The Ivy Years – Was wir verbergen
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Kann der zweite Band der Ivy Years Reihe mit dem ersten mit­hal­ten? Ja, auf jeden Fall. In man­chen Punk­ten hat mir Was wir verbergen sogar noch besser ge­fallen als Bevor wir fallen. Aber auch nur in ...

Kann der zweite Band der Ivy Years Reihe mit dem ersten mit­hal­ten? Ja, auf jeden Fall. In man­chen Punk­ten hat mir Was wir verbergen sogar noch besser ge­fallen als Bevor wir fallen. Aber auch nur in man­chen Punkten. Zu Bridger und Scarlet konnte ich bei­spiels­wei­se deut­lich schneller eine Bin­dung auf­bau­en, als zu Hartley und Corey. Sie waren mir von Anfang an sym­pa­thisch und ge­rade Bridger hat schnell einen fes­ten Platz in meinem Herzen bekommen.
Scarlet und Bridger lernen sich an einem der ers­ten College­tage kennen und es scheint di­rekt zwischen den beiden zu funken. Die Be­ziehung, die sich im Lau­fe des Romans ent­wi­ckelt, em­pfand ich als über­aus ge­lun­gen. Die zwei sind einfach so har­mo­nisch mit­einan­der. Wer hier nach einer auf­regen­den Drei­ecks­be­zie­hung oder Eifer­suchts­dra­men sucht, wird nicht er­folg­reich sein. Doch die Lie­be steht in Was wir ver­bergen nicht im Fo­kus. Es geht um die Pro­ble­me der zwei Figuren und wie sie mit ihren Ge­heim­nissen um­ge­hen.
Mir per­sön­lich hat es auch sehr ge­fallen, dass es in die­sem Band mehr um die Schwie­rig­kei­ten im Leben der Figu­ren geht, als um die ro­man­ti­sche Be­ziehung. Scar­lets Vater wird vor­ge­wor­fen mehre­re Jungs miss­braucht zu haben, was einen dunk­len Schatten über Scar­lets Leben zieht; Bridger kümmert sich um seine acht­jähri­ge Schwes­ter, die er heim­lich in seiner Stu­den­ten­woh­nung un­ter­ge­bracht hat, da seine Mutter nicht mehr in der La­ge ist, sich um ein Kind zu kümmern.
Gerade Bridger wuchs mir dabei un­glaub­lich ans Herz. Die Passa­gen, in denen man le­sen kann, wie rüh­rend und voller Liebe er sich um seine kleine Schwes­ter kümmert, sind ein­fach herz­er­wär­mend. Man muss Bridger dafür ein­fach lieben. Er ist ein durchweg guter junger Mann und tut alles für die Menschen, die er liebt. All­ge­mein wirk­te er auf mich die meiste Zeit deutlich reifer als im ersten Roman der Reihe. Er ist nicht mehr der wilde Hockey­spie­ler, den Leser in Bevor wir fallen kennen­lern­ten.
Hinter ihm liegt eine Hundert­acht­zig-Grad-Wen­dung und er hat rea­li­siert, was im Leben wirk­lich wich­tig ist. Dennoch ist mir hin und wieder aufgefallen, dass er einige Arten von seinem früheren Leben beibehalten hat. Gerade in Bezug auf die Optik von Mädchen (auch Scarlet) war er doch etwas plump und sexistisch. Da stehe ich beim Schreiben dieser Rezension auch etwas im Zwiespalt mit mir selbst: Einerseits denke ich, dass dieses Verhalten für einige junge Männer durchaus realistisch ist, andererseits finde ich es in Büchern unangebracht und falsch. Wenn man das Gefühl vermittelt bekommt, dass eine Person nur ein Stück Fleisch ist, um seine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen, klingeln bei mir die Alarmglocken.
Seine Pro­ble­me gehen weit­aus über die übli­chen Stu­den­ten­pro­bleme hinaus. Partys fallen für ihn aus. Statt­dessen muss er gu­cken, wie er seine Prü­fun­gen, die Ar­beit und seine Schwes­ter unter einen Hut be­kommt. Und dass seine Schwes­ter im Stu­den­ten­wohn­heim lebt und er sich um sie kümmert, ist dabei das größte Problem. Kinder sind im Wohn­heim näm­lich nicht er­laubt und dazu kommt, dass er nicht die Vor­mundschaft für seine Schwester hat.
Scarlet ist ein lie­bes Mädchen. Ihre Ver­gangen­heit, be­zie­hungs­weise die Skan­dale ihres Va­ters, be­las­ten sie sehr. Das merkt man im Ver­lauf der Ge­schich­te von Seite zu Seite mehr. Dennoch hatte ich mit ihr hin und wie­der eini­ge Schwie­rig­kei­ten. Dies liegt haupt­säch­lich an ihrer Art Pro­bleme zu lösen. Da haben wir eine ganz unter­schied­li­che Heran­gehens­wei­se und ihre Art, die Dinge zu be­wäl­tigen, konnte ich schlicht­weg nicht ver­ste­hen.
Mir ist be­wusst, dass die Skan­dale ihres Va­ters grau­en­haft sind, aber in meinen Au­gen kann man zu den Per­so­nen, die man am meis­ten liebt, dennoch immer ehr­lich sein. Dass Scarlet es nicht ist, empfand ich als scha­de. Beson­ders weil sich aus ihren Lügen ir­gend­wann ein Strick dreht und die Hand­lung sehr über­zogen wirkt. Für mich ver­lor die Ge­schich­te durch sie etwas an Glaub­würdig­keit.
Den roten Faden in der Hand­lung kann man schnell er­ahnen. All­ge­mein könnte man be­haup­ten, dass Was wir ver­bergen ziemlich vor­her­seh­bar ist. Auf den ersten Seiten er­fährt man als Leser die Ge­heim­nisse der Prota­gonis­ten und weiß, dass diese ir­gend­wann ans Ta­ges­licht kommen. Dennoch hat mir die Hand­lung zu­ge­sagt und ich mochte das Buch gar nicht mehr aus den Hän­den legen. Dieser Ro­man ist natür­lich nicht so action­geladen wie ein Thriller. Nichts­desto­trotz kehrt sel­ten Still­stand ein. Man klebt an den Seiten, will wissen, was als nächstes passiert.
Besonders im letzten Drittel beginnen sich die Er­eig­nisse zu über­schla­gen und Sarina Bowen hat leider eine Sache in Scar­lets Plot ein­ge­baut, die mir über­haupt nicht zu­sagte. Ich habe die liebe Denise, die das Buch zeit­gleich ge­lesen hat, bei meiner Ver­mu­tung zu einer be­stimm­te Sache an­ge­spro­chen und sie ge­fragt, ob sie glaubt, dass dies mög­lich sei. Wir waren uns einig: Sarina Bowen würde die Hand­lung abschwächen, in­dem sie dies tut. Sie tat es und spä­tes­tens da verlor die Hand­lung weiter an Glaub­würdig­keit, was ich echt schade finde.
The Ivy Years – Was wir verbergen hat un­glaub­lich viel Po­ten­zial und wurde dann durch ein, zwei Twists in der Hand­lung fast schon kli­schee­belas­tet. Das tut dem Buch aber nichts. Jeder, der zu diesem Buch greift, wird sich darü­ber bewusst sein, dass dies keine an­spruchs­volle Li­tera­tur ist und ich finde, dass man daher auch eine Auge zu­drü­cken kann. Fakt ist näm­lich, dass die Lektüre viel Spaß bringt und das ist doch ein guter Grund, um zu diesem Roman zu grei­fen, oder?
Einen dicken Plus­punkt gibt es übri­gens, weil ein kleiner Wunsch von mir in Er­füllung ge­gan­gen ist. Wir begeg­nen in diesem Band näm­lich auch Figu­ren aus dem ersten Band wieder und ich habe so sehr ge­hofft, dass das passiert.
Ein weiterer Grund, wieso ich das Buch so schnell be­endet habe, ist defi­ni­tiv der Schreib­stil von Sarina Bowen. Als Leser fliegt man ein­fach durch die Seiten, da sie mit leich­ten und ver­ständ­li­chen Wörtern be­druckt sind. Es ist nun kein li­tera­ri­sches Meis­ter­werk, aber das muss es in meinen Augen auch gar nicht sein. Der Aus­druck passt zu den Fi­gu­ren, wo­durch das Lese­erleb­nis noch einmal schö­ner wird.
Eine wundervolle Geschichte, die direkt ins Herz geht. Mir persönlich hätte sie noch einen Ticken mehr zugesagt, wären die Konflikte nicht immer überzogen dramatisch dargestellt worden.

Veröffentlicht am 04.04.2019

Gute Unterhaltung mit tollem Schreibstil!

Nebenan funkeln die Sterne
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Ihr Lieben, vor einiger Zeit habe ich Kingdom of Ash von Sarah J. Maas be­endet. Es war das Buch, auf das ich mich in diesem Jahr am meis­ten ge­freut habe. Es hat mich in kei­ner Wei­se ent­täuscht, aber ...

Ihr Lieben, vor einiger Zeit habe ich Kingdom of Ash von Sarah J. Maas be­endet. Es war das Buch, auf das ich mich in diesem Jahr am meis­ten ge­freut habe. Es hat mich in kei­ner Wei­se ent­täuscht, aber wie es dann so oft nach wirk­lich gu­ten Büchern ist, be­kam ich einen kleinen Book-Hang­over: Ich wusste einfach nicht, was ich lesen sollte, denn kaum ein ande­res Buch würde mit King­dom of Ash mit­hal­ten können. Was musste also her? Ein Genre­wechsel! Und was würde sich als Genre­wechsel nach epi­scher Fan­tasy mehr an­bie­ten als ein Lie­bes­roman? Daher griff ich kur­zer­hand zu Nebenan funkeln die Sterne von Lilly Adams, das ich euch heute vor­stellen möchte.
Wie in der Einleitung er­wähnt, habe ich das Buch be­gonnen, da ich auf der Suche nach einem ab­so­lut ande­ren Genre war und weil die locker­leich­te Ge­schich­te um Emma mich neu­gie­rig machte. Alles in allem hat mir der Roman auch gut ge­fallen. Es gab ein paar Klei­nig­kei­ten, die mich ge­stört haben, aber der Roman hat et­was ge­schafft, das ich mir von einem Young Adult Buch kaum er­hoffen mag: Er hat mich wirk­lich zum Nach­den­ken an­ge­regt.
Von Lilly Adams hatte ich vor Nebenan funkeln die Sterne noch kein ande­res Buch ge­le­sen, aber ich denke, dass ich mir auch wei­tere Bücher der Au­to­rin an­schauen werde. Mir hat ihr Schreib­stil näm­lich aus­ge­spro­chen gut ge­fallen. Dieser Ro­man ist wun­der­schön ver­fasst. Mal sind die Sätze kurz und knackig, mal fallen sie länger aus und sind dabei ma­le­risch und aus­druck­stark. Der anspre­chen­de Schreib­stil trägt für mich maß­ge­bend dazu bei, dass mir Emma so sym­pa­thisch ist. Ich kann ihre Ge­dan­ken­gänge und ihr Han­deln – auch wenn es na­tür­lich nicht rich­tig ist – ver­ste­hen. Ich weiß, wieso sie tut, was sie tut und so wuchs sie mir mit jeder Seite etwas mehr ans Herz.
Emma ist die Prota­go­nis­tin des Romans und die­ser wird einzig aus ihrer Pers­pek­ti­ve er­zählt. Das ist für mich so auch in Ordnung, da man Emma gut kennen­lernt. Sie ist mir zwar sym­pa­thisch ge­we­sen, je­doch nicht voll und ganz. Irgend­wie finde ich ihr Ver­hal­ten hin und wieder et­was selt­sam und konn­te mich wäh­rend der Lek­tü­re nicht immer mit ihr iden­ti­fi­zie­ren. Sie lebt ein sehr iso­liertes Le­ben und lügt, was mir über­haupt nicht ge­fällt. Das Ge­rüst, das sie auf­baut, hat mir Angst ein­ge­jagt, da ich nur darauf ge­war­tet habe, dass es zu­sammen­bricht.
Ich finde ihre Ängste zudem schwer nach­voll­zieh­bar. Im einen Augen­blick hat sie große Angst vor vielen Din­gen, im nächsten sind diese Ängste wie fort­ge­bla­sen. Für mei­nen Ge­schmack war das zu wirr und un­ent­schlossen. Ich hätte mir gene­rell einen strik­ten roten Faden ge­wünscht, der sich durch die Ge­schich­te zieht. Einmal in der ge­sam­ten Hand­lung, worauf ich gleich noch ein­ge­hen möchte, und in Be­zug auf Emma. Ich hätte so gerne eine schö­ne Ent­wick­lung ihres Cha­rak­ters ge­lesen und nicht dieses Hin und Her. Dass sie bei­spiels­wei­se zu Be­ginn des Ro­mans große Pro­ble­me mit ihren Ängsten hat, diese aber nach und nach be­sie­gen kann. Davon ab­ge­sehen mochte ich Emma als Pro­ta­gonis­tin sehr.
Soziale Medien bedeuten für Emma mehr Schein als Sein. Um ihren Feed zu füllen, sucht sie stra­te­gisch mehrere Jahre alte Bilder aus ihrer Ver­gan­gen­heit he­raus, die sie auf­wen­dig be­ar­bei­tet, um sie als Bilder aus ihrem jetzi­gen All­tag dar­zu­stellen. Ihre Fan-Commu­nity feiert Emmas Life­style und ihre Bil­der. Umso trau­ri­ger ist es, dass es ein­fach nicht stimmt. Als diese Er­kennt­nis schon wäh­rend der ersten Sei­ten bei mir kam, habe ich mich das erste Mal ge­fragt, für wie viele Menschen das die Rea­li­tät ist. Wie viele Menschen einem auf Insta­gram wohl etwas vor­gaukeln …
Jedes Kapitel beginnt mit einem Aus­zug aus Emmas Akti­vität in den so­zia­len Me­dien – wie sie mit ihren Followern in­ter­agiert und wel­che Lü­gen sie auf­baut –, was ich sehr interessant zu ver­fol­gen finde. Be­son­ders spannend ist näm­lich die Tat­sache, dass die­se Aus­züge immer auf das vor­heri­ge Ka­pi­tel be­zogen sind. So kennen die Leser die Wahr­heit und sehen genau, wie Emma diese in den so­zia­len Me­dien verdreht.
Die sozialen Medien spielen in diesem Buch eine große Rolle. Viele andere Blogger und ich selbst sind täg­lich auf so­zia­len Me­dien ak­tiv. Insta­gram (Twitter und / oder Facebook) ge­hö­ren meistens als fes­ter Be­stand­teil zum ei­genen Blog. Was ich bei Nebenan funkeln die Sterne sehr inte­ressant finde, ist eine Aussage von Emma, die in etwa so lautet: »Man ver­bringt Stunden mit dem Pla­nen des Feeds und dem Be­arbei­ten der Fotos, nur um ein Bild on­line zu stellen, dass nach we­ni­gen Minuten von den Followern be­reits ver­gessen wurde.« Ich habe mir die Stelle leider nicht mar­kiert, aber der Inhalt ist mir im Kopf ge­blie­ben, denn ich glaube, mit dieser Aussage kann jeder Blogger oder Influ­encer etwas an­fan­gen. Auf die ein oder andere Weise wird die­ser Satz näm­lich für jeden stimmen. Man in­ves­tiert als Blogger sehr viel Zeit für seine Fotos und die Dar­stellung des Ob­jek­tes, das man prä­sen­tie­ren möchte.
Es gibt jedoch auch einen großen Knack­punkt bei Nebenan funkeln die Sterne für mich. Die Hand­lung düm­pelt etwas vor sich hin. Wo­rauf läuft die Ge­schich­te hi­naus? – Das ist die Frage, die ich mir nach etwa hun­dert Seiten zum ersten Mal ge­stellt habe. Ich habe das Ge­fühl, dass der rote Faden in der Hand­lung voll­kommen fehlt. Die Aus­gangs­situ­ation ist klar ge­schil­dert und hin und wieder ver­lässt Emma dank Nathan ihre Kom­fort­zone. Aber das war es dann auch schon, wenn ich mich nicht irre. Ich habe mir ein­fach mehr von der Hand­lung er­hofft und nicht nur eine Grund­situ­ation mit sich doch immer ähnelnden Aus­rei­ßern aus dem Kon­zept. Wirk­li­che Spannung kommt für meinen Ge­schmack nicht auf.
Nebenan funkeln die Sterne ist ein Lie­bes­ro­man, das ist mir be­wusst. Ich weiß auch, dass man dieses Genre nicht mit spannen­den Kri­mis oder durch­dach­ter Fan­tasy ver­glei­chen kann. Dennoch hätte ich mir etwas ge­wünscht, das mich an die Hand­lung bin­det. Etwas, das mich dazu bringt, un­be­dingt wei­ter­le­sen zu wollen. Mir per­sön­lich hat in die­sem Punkt die be­son­dere Note gefehlt.
Lilly Adams überzeugt mit einem wunderschönen Schreibstil und interessanten Figuren, die das 21. Jahrhundert perfekt widerspiegeln. Ich hätte mir etwas mehr Handlung gewünscht.

Veröffentlicht am 04.04.2019

Eine Geschichte, die unter die Haut geht

Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe
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Kennt ihr diese Bücher, die euch spontan in einer Buchhandlung anlächeln? Die euch voll und ganz ansprechen und zu denen ihr einfach nur Ja sagen wollt? Und die dann erstmal auf dem Stapel ungelesener ...

Kennt ihr diese Bücher, die euch spontan in einer Buchhandlung anlächeln? Die euch voll und ganz ansprechen und zu denen ihr einfach nur Ja sagen wollt? Und die dann erstmal auf dem Stapel ungelesener Bücher landen, weil ihr noch in einem anderen Buch lest? So ging es mir mit Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe, und zu meiner Schande muss ich sagen, dass dieses Buch ganze drei Jahre auf meinem SUB lag. Ich habe mir für dieses Jahr vorgenommen, meinen SUB endlich zu verkleinern und mit welchem Buch ginge das besser, als mit einer ordentlichen SUB-Leiche. Ich habe also endlich Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe gelesen und nun eine Buchbesprechung für euch verfasst. Viel Spaß beim Lesen.
Ich mag Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe sehr gerne. Dazu sei gesagt, dass ich nicht gerne Bücher über Krebs lese. Die Thematik macht mich traurig und meistens kommen früher oder später sehr tragische Passagen in diesen Büchern zutage. Bei diesem Buch ist es anders. Es gibt schon traurige Momente, aber sie sind keine, die mich zum Weinen brachten. Mia und Zac sind zwei starke Figuren, die authentisch und emotional mit ihrem Schicksal umgehen. Sie haben schwache Momente, in denen sie nicht mehr kämpfen wollen, aber trotzdem machen sie immer weiter. Und ich glaube, diese Stärke ist es, die mich an dem Buch begeistert hat.
Zac hat Leukämie und gerade eine Stammzellspende hinter sich. Da sein Körper vor sämtlichen Viren und Bakterien beschützt werden muss, muss er mehrere Wochen isoliert in seinem Krankenhauszimmer bleiben. Seine einzigen Gesprächspartner sind seine Mutter und das Pflegepersonal. Zac hat mich besonders mit seinem Optimismus angesprochen. Er ist in einer furchtbaren Situation, und die Chance, dass er trotz Stammzelltransplantation ein weiteres Mal Krebs bekommt, ist ziemlich hoch. Dennoch verliert er nur in den seltensten Momenten die Fassung und niemals seinen Lebenswillen. Als Mia in das Zimmer nebenan einzieht, ist sie das absolute Gegenteil von ihm. Sie ist wütend, hasst den Krebs und findet ihr Leben ungerecht. Zac hat eine tolle Art auf Mia einzuwirken und findet immer die richtigen Worte. Manchmal gibt es sie nämlich einfach nicht und er weiß, wann er etwas zu sagen hat und wann Schweigen die einfühlsamere Alternative ist.
Mia selbst war mir leider nicht immer sympathisch. Ich konnte sie sehr gut verstehen. Ihre Diagnose wäre für mich genauso niederschmetternd, wie sie es für sie ist. Dennoch empfand ich ihr Verhalten manchmal etwas überspitzt. Gerade im Verlauf der Geschichte – Zac und Mia sind beide aus dem Krankenhaus entlassen worden – finde ich ihr Verhalten unglaublich egoistisch und hinterhältig. Ich persönlich bin eine Leserin, die sich mit den Charakteren in Büchern wohlfühlen möchte und sie am liebsten als Freunde betrachtet. Figuren, mit denen ich mich in der Realität auch umgeben würde. Mia gehörte für einen Großteil des Buches nicht zu diesen Figuren. Ihre Art war mir einfach so unsympathisch. Ich kann zwar verstehen, woher ihre Gefühle kommen, aber ich verstehe nicht, wieso sie sich ihrer Familie und Freunden gegenüber so benimmt.
Ich habe »schönes« in der Zwischenüberschrift einmal in Anführungszeichen gesetzt, da es natürlich nie ein schönes Buch über Krebs geben kann. Aber ich finde, es ist das schönste Buch, das ich jemals über Krebs – und Krankheiten generell – gelesen habe. Das liegt zu einem großen Anteil an A. J. Betts’ Sprache. Die Autorin hat einen herrlich erfrischenden Schreibstil und findet die richtigen Worte, um Zacs und Mias Situation zeitgemäß zu schildern. Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe wird aus den Perspektiven beider Protagonisten erzählt und jede Perspektive hat ihren ganz eigenen Klang.
Zac und Mia haben vollkommen unterschiedliche Arten zu erzählen, weil sie ganz unterschiedlich mit ihrem Schicksal umgehen, und der Erzählstil passt zu beiden Figuren perfekt. Beide Perspektiven sind frisch und jugendhaft, gleichzeitig haben sie aber auch eine gewisse Ernsthaftigkeit innewohnend, die mit einer Diagnose wie Krebs wohl jeden Patienten trifft. Sowohl Zac als auch Mia erzählen mal traurig, mal humorvoll aus ihrem Leben, sodass das Lesen großen Spaß macht. A. J. Betts erzählt in meinen Augen eine überaus authentische Geschichte, die ich der Autorin voll und ganz abgenommen habe.
Was mir auch gut gefallen hat, ist, dass Liebe zwar eine Rolle in diesem Buch spielt, aber sie keinesfalls im Vordergrund steht. Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe behandelt im Vordergrund Themen wie den Umgang mit Schicksalsschlägen, Familie, Selbstfindung, innerer Stärke und Hoffnung. Dieses Buch ist bestimmt von einer Ruhe, die manchmal ganz laut sein kann. Leser, die nach Drama oder Action suchen, sind mit diesem Buch falsch bedient.
Eine Lebens- und zarte Liebesgeschichte, die unter die Haut geht und das schwerwiegende Thema Krebs überraschend optimistisch angeht. Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe ist authentisch, emotional und punktet mit zwei Protagonisten, die unterschiedlicher nicht sein könnten.