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Veröffentlicht am 24.04.2020

Gelungener Jugendroman mit authentischen Charakteren und jeder Menge Spannung

ONE OF US IS LYING
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Eigentlich ist es ein ganz normaler Tag an der Bayview High und die 5 Schüler Brownyn, Addy, Nate, Cooper und Simon wurden zum Nachsitzen verdonnert. Doch plötzlich bricht Simon, der Erfinder einer Gossip-App, ...

Eigentlich ist es ein ganz normaler Tag an der Bayview High und die 5 Schüler Brownyn, Addy, Nate, Cooper und Simon wurden zum Nachsitzen verdonnert. Doch plötzlich bricht Simon, der Erfinder einer Gossip-App, zusammen und verstirbt kurz danach. Die Polizei ermittelt wegen Mordes und die Hauptverdächtigen sind Brownyn, Addy, Nate und Cooper, die alle ihre Geheimnisse mit sich herum schleppen.

Brownyn Rojas ist eine ehrgeizige Schülerin, die alles dafür tut, um in Yale studieren zu können. Sie ist Mitglied von verschiedenen AGs und sehr engagiert. Dass sie der kluge Kopf der Bayview Four ist, zeigt sich aber nicht nur in ihren schulischen Leistungen sondern auch bei den Aufklärungen des Falles. Sie handelt zwar oft sehr eigenmächtig, aber verfolgt eigentlich nur das Ziele ihre und die Unschuld der anderen zu beweisen.
Adelaide Prentiss, die von allen nur Addy genannt wird, konnte ich zu Beginn nicht ganz einschätzen. Sie ist sehr abhängig von ihrem Freund Jake und tut alles, um ihm zu gefallen. Auch von ihrer Mutter wird sie teilweise sehr runter gemacht, weshalb sie kaum ihre eigene Meinung vertritt. Nach und nach wird sie aber immer selbstbewusster und steht für sich selbst ein. Ich glaube ihre Entwicklung hat mir wirklich am besten gefallen.
Cooper Clay ist das Baseball Talent der Schule und auf dem besten Weg in die amerikanische Profiliga. Dafür trainiert er hart und wird teilweise von seinem Vater sehr unter Druck gesetzt. Außerdem hat er ein Geheimnis, das ihm die Karriere kosten könnte. Der beliebte Schüler ist eher still und zurückhaltend, aber immer für seine Freunde da.
Nate Macauley ist eher der Außenseiter der Gruppe. Er kommt aus zerrüttenden Familienverhältnissen und saß schon im Gefängnis, weil er mit Drogen gedealt hat. Auf den ersten Blick wirkt er also wie der typische Bad Boy, aber hinter seiner Fassade steckt so viel mehr.
Ich habe wirklich alle Charaktere ins Herz geschlossen und es war schön zu sehen wie sich durch die Situation Freundschaften (und teilweise auch mehr) entwickelt hat. Obwohl die vier auf den ersten Blick nur so vor Klischees strotzen, haben sie wirklich eine tolle Entwicklung durchgemacht und sind teilweise richtig über sich hinaus gewachsen.

Verbindet die Punkte miteinander. Stecken alle unter einer Decke oder hat nur einer die Fäden in der Hand? Wer ist der Marionettenspieler und wer sind die Marionetten? (Seite 168)

Neben den vier Hauptverdächtigen gibt es noch einige Nebencharaktere. Unter anderem Simon Kelleher, das Mordopfer. Er hat eine Gossip-App entwickelt, wo er sämtliche Geheimnisse von anderen Schülern aufdeckt und damit ihr Leben zu Hölle macht. Zu ihm möchte ich eigentlich auch gar nicht viel mehr verraten. Viel lieber möchte ich noch ein paar Worte über Brownyns Schwester Maeve und Addys Schwester Ashton verlieren, denn die beiden mochte ich richtig gerne. Sie waren immer für ihre Schwestern da und haben sie mit allem unterstützt. Aber neben den dreien gab es noch so viele andere Charaktere, die zu dieser Geschichte beigetragen haben und das würde definitiv den Rahmen sprengen.

Der Schreibstil von Karen M. McManus hat mir sehr gut gefallen, denn er ist nicht nur absolut fesselnd sondern auch sehr bildhaft. Dabei wurde die gesamte Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Brownyn, Addy, Nate und Cooper erzählt. So hat man nicht nur die Charaktere und deren gewohntes Umfeld besser kennengelernt sondern hat auch gleichzeitig die Geheimnisse Stück für Stück aufgedeckt. Meiner Meinung nach hat allerdings die Geschichte rund um Brownyn und Nate etwas überwogen, was ich sehr schade fand, denn Addy und Cooper sind mindestens genau so tolle Charaktere. Trotzdem habe ich die ganze Zeit mit den Charakteren mitgefiebert, gelitten und gerätselt. Ich habe die verschiedensten Theorien aufgestellt und mindestens jeden Charakter einmal verdächtigt (obwohl ich es eigentlich nicht wollte). Die Auflösung ist mir dann ehrlich gesagt einen Ticken zu schnell gegangen, obwohl sie enorm spannend war und mich total in den Bann gezogen hat. Gegen Ende wurde das Buch aber nochmal richtig emotional und der Epilog hat definitiv einen runden Abschluss gebildet. Für mich steht auf jeden Fall fest, dass das nicht mein letztes Buch von der Autorin war.
Vor allem hat es mir gefallen, dass die Autorin mit dem Buch eine tolle Message vermittelt hat, denn kein Mensch ist perfekt und jeder hat seine kleinen Geheimnisse, die niemand erfahren soll. Vor allem aber zeigt sie auch, dass sich hinter einigen Menschen viel mehr steckt als man eigentlich erwartet.

Keine Ahnung, warum es den Leuten so schwerfällt zuzugeben, dass sie manchmal einfach Arschlöcher sind, die krumme Dinger drehen, weil sie nicht damit rechnen, erwischt zu werden. (Seite 156)

Das Cover des Buches ist schlicht, aber trotzdem gefällt es mir richtig gut. Vor allem finde ich es gut, dass die abgebildeten Personen meiner Vorstellung von Brownyn, Addy, Nate und Cooper entsprechen.

Alles in allem ist One of us is lying ein gelungener Jugendroman, der sich wie eine Mischung aus Pretty Little Liars und Gossip Girl anfühlt. Obwohl es die ein oder andere Schwachstelle gab, konnte mich das Buch doch total in den Bann ziehen. Vor allem hat mir aber auch die Entwicklung der einzelnen Charaktere total gut gefallen und deswegen gebe ich 4,5/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 19.04.2020

tolle Liebesgeschichte mit sympathischen Charakteren, die auch ernstere Themen behandelt

Für immer und dich
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Als Jonas mit der Berliner Ringbahn unterwegs ist und den chaotischen Tag am liebsten vergessen möchte, trifft er auf ein Mädchen, das ihm so gleich den Kopf verdreht. Die beiden kommen ins Gespräch und ...

Als Jonas mit der Berliner Ringbahn unterwegs ist und den chaotischen Tag am liebsten vergessen möchte, trifft er auf ein Mädchen, das ihm so gleich den Kopf verdreht. Die beiden kommen ins Gespräch und fahren viel weiter als sie eigentlich sollten. Sie verabreden sich für den nächsten Tag, aber das Mädchen taucht nicht auf und Jonas kann sie einfach nicht vergessen. Bis sie sich wieder treffen und das Schicksal zugeschlagen hat..

Jonas mochte ich als Charakter so gerne. Er ist ein kleiner Chaot, fährt gerne Skateboard und ist trotz geringer Mittel voller Ideen. Dabei konnte er mir mit seiner humorvollen Art und seinen sarkastischen Sprüchen immer wieder ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. In der Schule läuft es für ihn allerdings nicht so gut, was ihn aber nicht weiters stört. Viel lieber möchte er sein Leben in vollen Zügen genießen. Allerdings hält ihn seine Familie dabei etwas zurück. Nachdem sein Vater einfach abgehauen ist und seine Mutter im Schichtdienst arbeite, muss er sich um seine kleine Schwester Rosa kümmern. Dies tut er unheimlich liebevoll und bringt ihr jede Menge Liebe entgegen.
Josephine wirkt am Anfang sehr verschlossen. Sie tanzt Ballett und kommt aus einer reichen Familie, die sie zum Teil sehr unter Druck setzt. Nachdem sie ein schwerer Schicksalsschlag trifft, verliert sie fast ihre komplette Lebensfreude. Trotzdem konnte ich sie mit ihrem trockenen Humor immer mehr in mein Herz schließen und mir hat ihre Entwicklung sehr gut gefallen.
Obwohl zwischen den beiden von Beginn an eine gewisse Anspannung spürbar ist, entwickelt sich die Geschichte meiner Meinung nach in einem authentischen Tempo. Mir hat es vor allem gefallen, wie Jonas' Josephine immer wieder aus der Reserve lockt.

Aber da war viel mehr. Die Spannung, die zwischen uns herrschte, war greifbar, und ich fühlte, dass sie endlich ihren Schutzwall heruntergefahren hatte. Fühlte, dass sie mich langsam in ihr Herz ließ. (Position 2909)

Die Nebencharaktere mochte ich auch unglaublich gerne. Vor allem Rosa, die nach einem Unfall auf einen Rollstuhl angewiesen ist, mochte ich unglaublich gerne, denn sie sprüht nur so vor Lebensfreude. Jonas' Mutter Heike mochte ich ebenfalls gerne, denn sie tut alles dafür, um ihre Familie über Wasser zu halten und kümmert sich liebevoll um alle. Auch Rick, Jonas' bester Freund war mir sympathisch. Auch wenn er mir mit seinen Sprüchen manchmal etwas auf die Nerven gegangen ist, ist er doch immer für Jonas da. Mit Jonas' Bruder Karl sieht es da etwas anders aus. Er ist durchs Abitur gefallen und hat sich in die Welt der Computerspiele geflüchtet. Nach und nach findet aber auch er wieder ins Leben zurück.

Das Buch ist insgesamt in zwei Teile gegliedert. Ehrlich gesagt hat mir der erste Teil dabei ein paar Schwierigkeiten bereitet. Zwar mochte ich die Idee total gerne, dass jede S-Bahn-Station ein eigenes Kapitel hatte, aber es war verwirrend, dass nicht darüber stand aus welcher Sicht das jeweilige Kapitel erzählt wurde. Hier wurde das Kennenlernen nämlich abwechselnd aus Jonas' und Josephines Sicht erzählt, was mir sehr gut gefallen hat.
Der zweite Teil wurde dann nur noch aus Jonas' Sicht erzählt, was mir zum einen gut gefallen hat, weil man so einen sehr guten Einblick in seine Gedanken- und Gefühlswelt bekommen hat. Zum anderen hätte ich hin und wieder aber gerne Mal in Josephines Gedankenwelt geschaut, denn so hätte ich sie glaube ich noch besser verstehen können.
Dabei ist der Schreibstil der Autorin aber zu jeder Zeit locker leicht und an das Alter der Protagonisten angepasst. Vor allem hat es mir gefallen, dass es nicht nur sehr viele humorvolle und auch richtig schöne Szenen gab sondern die Autorin auch einige ernstere Themen behandelt hat. Meiner Meinung nach wurde die Geschichte von Josephine und Jonas so nochmals gefühlvoller und hat auch mehr Tiefe bekommen.

"Es ging mir schlecht." Wieso auch sollte ich das Offensichtliche leugnen? "Aber das ist okay. Jedem muss es mal schlecht gehen, so bleibt unsere Welt halbwegs im Gleichgewicht." (Position 4221)

Das Cover des Buches ist sehr schlicht gehalten, gefällt mir durch die Farbwahl aber sehr gut!

Obwohl ich am Anfang etwas Probleme mit dem Buch hatte, konnte es mich dennoch überzeugen. Anna Rosina Fischer ist es mit Für immer und dich gelungen eine tolle Liebesgeschichte mit authentischen und sympathischen Charakteren zu schreiben, die auch ernstere Themen behandelt. Dafür gibt es von mir 4/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 18.04.2020

Schockierend und doch so voller Hoffnung und Mut

Der Junge, der seinem Vater nach Auschwitz folgte
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Es gibt diese Bücher, bei denen man einfach nicht weiß, wie man sie anständig rezensieren soll und keine Worte der Welt reichen, um das Gelesene wiederzugeben. Der Junge, der seinem Vater nach Auschwitz ...

Es gibt diese Bücher, bei denen man einfach nicht weiß, wie man sie anständig rezensieren soll und keine Worte der Welt reichen, um das Gelesene wiederzugeben. Der Junge, der seinem Vater nach Auschwitz folgte von Jeremy Dronfield ist so ein Buch, denn es ist gleichermaßen schockierend aber auch so voller Hoffnung.

Aber worum geht es überhaupt?
1938 werden die beiden österreichischen Juden Gustav Kleinmann und sein Sohn Fritz von Wien in das Konzentrationslager Buchenwald derportiert. Dort durchleben sie die Hölle und doch bleibt ihr Zusammenhalt so stark, dass sie sämtliche Torturen überleben. Später soll Gustav nach Auschwitz derportiert werden. Fritz aber nicht. Da sich die beiden aber nicht trennen wollen, folgt Fritz seinem Vater nach Auschwitz und die beiden überleben die schrecklichen Jahre in den verschiedenen Konzentrationslagern zusammen.

Gustav Kleinmann arbeitete als Polsterer in der Wiener Leopoldstadt und obwohl seine Arbeit nicht wirklich viel abwarf, kümmerte er sich doch liebevoll um seine Ehefrau Tini und seine vier Kinder Herta, Edith, Fritz und Kurt. Auch den Weg ins Konzentrationslager tritt er mit der Hoffnung an seine Familie irgendwann wieder vereint zu sehen und das hält ihn womöglich am Leben. Das und sein unbändiger Wille zum Überleben. Obwohl er so manche Aktion seines Sohnes nicht gut heißen möchte, steht er trotzdem immer hinter ihm und unterstützt ihn.
Aber auch Fritz ist immer für seinen Vater da. Er machte in Wien ebenfalls eine Ausbildung zum Polsterer und das gelernte Handwerk bringt ihn im Lager sehr voran. Er zeigte oftmals Mut und brachte sich dadurch in manch brenzlige Situation. Trotzdem war auch er voller Tatendrang und hatte den selben starken Überlebenswillen wie sein Vater, was ihm durch so manche Situation geholfen hat. Für ihn stand nicht nur sein eigenes Wohl an erster Stelle sondern auch das seines Vaters und seinen engsten Vertrauten.

"Ihr Überlebenswille, die enge Bindung zwischen Vater und Sohn, ihr Mut, aber auch ihr Glück liegen jenseits aller heutigen Vorstellungskraft, doch sie waren es, die die beiden während aller Qualen am Leben hielten." (Kurt über Fritz und Gustav, S. 13)

Das Buch ist insgesamt in vier Teile gegliedert und beginnt mit dem Teil "Wien". Hier bekommt man als Leser viele Einblicke in das frühere Leben der Familie Kleinmann, wodurch man nicht nur die ganze Familie besser kennen lernt sondern sich auch das Leben in Wien gut vorstellen kann. Außerdem erhält man nochmal viele Hintergundinformationen zu den Anfängen des Nationalsozialismus in Österreich, die mir so zum Teil gar nicht bewusst waren.
Die weiteren Teile gliedern sich in "Buchenwald", "Auschwitz" und "Überleben". Meiner Meinung nach ist Jeremy Dronfield gelungen die Zeit in den verschiedenen Konzentrationslagern auf Grundlage von Gustavs Tagebuch und anderen Zeugenberichten sehr detailreich darzustellen. Dabei verweist er auch immer wieder auf andere Quellen und in den Anmerkungen erhält man noch zahlreiche Hintergundinformationen. Es war sehr schockierend zu lesen, wie mit den Menschen umgegangen wurde und es hat mich teilweise einfach nur wütend gemacht und mir die Tränen in die Augen getrieben. Teilweise musste ich immer wieder Pausen einlegen, um das Gelesene zu verarbeiten.

"Irgendwann muss man doch die Fähigkeit zum Entsetzen verlieren? Irgendwann muss man doch abstumpfen, versteinern, sich daran gewöhnen, taub werden. Das moralische Empfinden muss unter einer so endlosen Reihe von Verletzungen doch irgendwann Narben davontragen." (Seite 164)

Aber es stehen nicht nur reihenweise Folterungen und menschenunwürdige Misshandlungen sowie Hunger und Todesangst im Vordergrund sondern Jeremy Dronfield hat auch einige fast schon wunderbare Momente aufgezeigt. So zeigt er, dass man mit Zusammenhalt, Solidarität und einem starken Lebenswillen jede noch so schwere Folter überstehen kann. Es war schon fast "schön" zu lesen, wie die verschieden Häftlinge sich gegenseitig unterstützt haben. Die Geschichte von Fritz und Gustav war nämlich nicht nur von Angst, Schmerzen und Trauer gezeichnet sondern auch voller Hoffnung auf ein besseres Leben nach Auschwitz.

"Wenn Fritz eins von Leo gelernt hatte, dann das, dass Freundlichkeit an Orten zu finden ist, an denen man es am wenigsten erwartet." (Seite 232)

Dabei ist der Schreibstil von Jeremy Dronfield nicht nur fesselnd sondern auch sehr bildhaft und detailreich. Das Buch konnte mich auf so vielen emotionalen Ebenen mitnehmen, denn ich war nicht nur schockiert und wütend, sondern auch hoffnungsvoll und teilweise hat es mich sogar zum schmunzeln gebracht.

Ein kleiner Kritikpunkt meinerseits ist, dass keine Karten von den Lagern abgebildet sind. Auch wenn es einige Bilder und Abbildungen gab, hätte ich mir die Gegebenheiten und Dimensionen innerhalb der verschiedenen Lager sowie der Arbeitsstätten nochmals besser vorstellen können.

Besonders gut hat mir an dem Buch auch gefallen, dass nicht nur Gustavs und Fritz' Lebensweg beleuchtet wurde sondern man auch immer wieder Einblicke in das Leben der zurückgelassenen Familie erhalten hat. Das hat die Geschichte meiner Meinung nach nochmal vielschichtiger gemacht, denn es wurden eben nicht nur die Taten im KZ beleuchtet sondern auch die Gegebenheiten in Wien. Tini hat alles dafür getan, dass es ihren Kindern gut geht und sie Österreich schnellstmöglich verlassen können. Bei Edith und Kurt hat dies auch geklappt, denn die beiden konnten ein neues Leben in England bzw. den USA beginnen. Herta konnte allerdings keinen Neustart wagen und so blieb sie mit ihrer Mutter in Wien zurück. Ich habe die ganze Zeit mit den beiden mitgehofft und war umso schockierter als auch sie deportiert wurden.

Meiner Meinung nach ist Der Junge, der seinem Vater nach Auschwitz folgte ein Buch, das viel mehr Aufmerksamkeit bekommen sollte. Es ist nicht nur äußerst schockierend und gibt viele Hintergrundinformationen preis sondern ist auch wahnsinnig lehrreich. Denn meiner Meinung nach zeigt die Geschichte von Gustav und Fritz, dass man mit Hoffnung, Mut und Zusammenhalt eben vieles überwältigen kann.

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Veröffentlicht am 08.04.2020

Schönes Jugendbuch über Freundschaft, die erste große Liebe und sensible Themen

Mein geliehenes Herz
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Fast ein Jahr ist es her, dass Marlowe ein neues Herz bekommen hat und doch kann sie nicht richtig mit der Transplantation abschließen. Denn sie möchte unbedingt wissen, wem sie das Herz zu verdanken hat. ...

Fast ein Jahr ist es her, dass Marlowe ein neues Herz bekommen hat und doch kann sie nicht richtig mit der Transplantation abschließen. Denn sie möchte unbedingt wissen, wem sie das Herz zu verdanken hat. Auf ihrer Suche findet sie die Schwester des Spenders und freundet sich mit ihr an. Und dann lernt sie auch noch Leo kennen, den Jungen aus dem Laden von nebenan.

Mit Marlowe hatte ich zu Beginn ehrlich gesagt so meine Probleme, denn sie wirkt auf den ersten Blick eher zurückhaltend und möchte am liebsten unsichtbar sein. Trotzdem zeigt sich auch immer wieder ihre humorvolle und schlagfertige Art - auch, wenn ihr manche Sprüche erst im Nachhinein einfallen, was sie aber nur authentischer gemacht hat. Trotzdem gab es auch einige Handlungen, die ich nicht so ganz nachvollziehen konnte und wodurch sie teilweise etwas kindisch und naiv gewirkt hat. Allerdings finde ich, dass Marlowe am Ende nochmals richtig über sich hinaus gewachsen ist und eine tolle Entwicklung durch gemacht hat.
Leo mochte ich als Charakter sehr gerne. Er arbeitet in der Metzgerei seines Vaters, obwohl er viel lieber studieren möchte. Trotzdem lässt er sich nicht unterkriegen und lockert mit seiner aufgeschlossenen und humorvollen Art jede Situation auf. Außerdem zeigt sich, dass er immer für Marlowe da ist.
Marlowe und Leo mochte ich im Zusammenspiel echt gerne. Nachdem ihr erstes Aufeinandertreffen nicht gerade harmonisch verlaufen ist, spielen sich die beiden immer wieder Streiche und so entwickelt sich eine zarte Freundschaft, obwohl auch ein gewisses Knistern zu spüren ist.

Neben Marlowe und Leo lernt man auch einige andere Charaktere kennen. Unter anderem spielt Marlowes Familie eine große Rolle. Diese ist zwar auf den ersten Blick etwas gewöhnungsbedürftig, aber eigentlich recht sympathisch und man merkt, dass die drei immer füreinander da sind. Allerdings konnte ich manche Aktionen von Marlowes Mutter nicht so ganz nachvollziehen. Auch Zan, eine Mitschülerin und Freundin von Marlowe, war mir sehr sympathisch, denn sie hat Marlowe immer wieder aus ihrer Komfortzone heraus gelockt. Außerdem lernt man noch Carmen kennen, die ich mit ihrer aufgeschlossenen Art direkt in mein Herz geschlossen habe. Sie wirkt zwar immer etwas aufgedreht, aber trotzdem sieht man auch immer wieder ihre verletzliche Seite.

Ehrlich gesagt ist mir der Einstieg in die Geschichte etwas schwer gefallen, weil ich mich erstmal an den Schreibstil gewöhnen musste. Dieser ist zwar locker leicht und angenehm zu lesen, aber der Leser wird immer wieder direkt angesprochen (z.B. "Kennt ihr das?"), was ich teilweise als störend empfunden habe. Zudem kam mir die Geschichte am Anfang sehr langatmig und teilweise auch sehr bedrückend vor. Nach und nach wurde es aber immer spannender und auch humorvoller, sodass ich das Buch dann kaum mehr aus der Hand legen konnte. Gegen Ende wurde die Geschichte sogar nochmal richtig emotional, wobei es mir schon fast einen Ticken zu schnell ging.
Dabei wird das ganze Buch aus Marlowes Sicht geschrieben, wodurch man einen guten Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt bekommen hat. Hin und wieder hätte ich mir auch mal einen Einblick in die Gedankenwelt von Carmen und Leo gewünscht, denn ich glaube so hätte man nochmal einen besseren Eindruck von den beiden erhalten.
Meiner Meinung nach ist es der Autorin gelungen das Thema Organspende sowie die Folgen für die Betroffenen, sowohl auf Seiten des Empfängers als auch des Spenders, in einem schönen Jugendroman zu verpacken und somit auch sensiblere Themen zu behandeln.

"Ich verstehe, dass jemand sterben musste, damit ich leben kann, und das bedeutet, dass meine Familie vor Freude weint, während eine andere Familie an ihrer Trauer erstickt." (Seite 35)

Das Cover des Buches finde ich richtig schön. Meiner Meinung nach wirkt es sehr sommerlich und jugendlich. Schade finde ich nur, dass ich das Mädchen auf dem Cover nicht wirklich mit Marlowe in Verbindung bringen kann.

Alles in allem ist Mein geliehenes Herz ein schönes Jugendbuch, das nicht nur die Themen Freundschaft und die erste große Liebe behandelt sondern eben auch sensiblere Themen beinhaltet. Trotzdem konnte mich das Buch eben nicht von Beginn an packen und es gab einige Schwächen, weswegen ich 3,5/5 Sterne vergebe.

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Veröffentlicht am 06.04.2020

Potential verschenkt

Zweimal im Leben
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Catherine und Lucian waren früher ein Paar und doch hat Catherine Lucian scheinbar grundlos verlassen und einen anderen Mann geheiratet. 15 Jahre später treffen die beiden wieder aufeinander. Wird Lucian ...

Catherine und Lucian waren früher ein Paar und doch hat Catherine Lucian scheinbar grundlos verlassen und einen anderen Mann geheiratet. 15 Jahre später treffen die beiden wieder aufeinander. Wird Lucian nun endlich den Grund für die Trennung erfahren?

Catherine hat früher Journalismus studiert und für die Unizeitung gearbeitet. Nachdem sie geheiratet hat und zwei Kinder bekommen hat, hat sie diesen Traum allerdings an den Nagel gehängt, um sich voll und ganz auf die Familie konzentrieren zu können. Einige Jahre später ist Catherine zum Pflegefall geworden, denn sie fühlt sich in ihrem eigenen Körper gefangen und spricht nicht mehr. Leider bin ich mit Catherine überhaupt nicht warm geworden. Sie hat zwar einen sehr freundlichen Charakter, hat aber auf mich die meiste Zeit sehr zurückhaltend und unnahbar gewirkt. Deshalb konnte ich auch so einige Handlungen nicht nachvollziehen, denn oftmals hat sie auch gegen ihre eigenen Prinzipien verstoßen.
Auch mit Lucian hatte ich so meine Probleme. Am Anfang habe ich ihn für einen reichen Schnössel gehalten, der gerne Partys feiert. Nach und nach hat sich aber der Grund für diese ausschweifenden Partys gezeigt, denn im Grunde genommen versucht Lucian nur seine Vergangenheit, die durch zerrüttete Familienverhältnisse und viel Schmerz gekennzeichnet ist, zu vergessen. Hin und wieder zeigt sich trotzdem seine intelligente, charmante und selbstbewusste Art.
Leider muss ich sagen, dass für mich einfach nicht erkennbar war, was die beiden Charaktere aneinander finden. Zwar war phasenweise eine gewisse Vertrautheit zu spüren, aber so richtig nachvollziehen konnte ich die Gefühle nicht. Das liegt wohl vor allem daran, dass ich keinerlei Bindung zu den beiden aufbauen konnte..

"Ich verstehe jetzt wieder, warum es so unerträglich war, ohne sie zu sen. Wir erkennen uns gegenseitig. Wir erkennen uns so, wie es niemand anderem gelingt." (Seite 129)

Nebencharaktere gibt es in diesem Buch einige und teilweise standen diese mehr im Vordergrund als die eigentlichen Charaktere. Zum einen hat man Catherines Ehemann Sam und die beiden Kinder Daisy und Joe kennengelernt, die mir eigentlich recht sympathisch waren. Zum anderen hat Lucians Freundeskreis, bestehend aus Harry, Jack, Rachel und Alexa sowie teilweise deren Partner(innen), eine große Rolle gespielt. Ich muss sagen, dass mir die Charaktere von Anfang an eher unsympathisch waren und ich weder die Charaktere noch die Beziehungen untereinander so richtig einschätzen konnte. Einzig und allein Ling, die Ehefrau von Harry, mochte ich gerne, denn sie war ganz anders als der Rest der Truppe.

Ehrlich gesagt ist mir der Einstieg in das Buch sehr schwer gefallen, denn die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, die den Lesefluss am Anfang etwas gestört haben. Zum einen gibt es immer wieder kleine Kapitel im Jetzt, die aus Catherines Sicht erzählt werden. Zum anderen gibt es Rückblicke in die Zeit vor 15 Jahren, die von Catherine wie eine Erzählung an Lucian beschrieben werden, und Rückblicke in die Zeit vor 4 Monaten, die abwechselnd aus Catherines und Lucians Sicht erzählt werden. Vor allem zu Beginn haben mir diese ständigen Wechsel Probleme bereitet, denn man bekam zwar viele Einblicke in die Vergangenheit und konnte sich die Beziehung auch besser vorstellen, aber trotzdem ging die Geschichte nur schleppend voran und es herrschte von Anfang an eher deprimierende Stimmung. Dabei lies sich der Schreibstil von Clare Empson aber zu jeder Zeit angenehm lesen, denn er ist detailreich und von kurzen Sätzen und Kapiteln geprägt.
Nach und nach nahm die Geschichte immer mehr Fahrt auf, wobei der Fokus meist mehr auf den ganzen Beziehungen innerhalb des Freundeskreises anstatt auf der Beziehung von Catherine und Lucian lag. Dabei wurden zwar sehr viele (zum Teil auch sensible) Themen behandelt, aber eben meist nur oberflächlich. Vor allem aber konnte ich keinerlei Bindung zu den Charakteren aufbauen und auch die verschiedenen Emotionen kamen nicht bei mir an, obwohl diese eigentlich reichlich vorhanden waren. Gegen Ende wurde das Buch nochmal richtig spannend und die vielen Details aus den vorherigen Jahren haben plötzlich einen Sinn ergeben. Trotzdem ging mir das Ende viel zu schnell und ich war eher geschockt als emotional, als das Buch plötzlich mit einem letzten großen Knall endete.

Das Cover des Buches finde ich eigentlich recht schön und die Farbgestaltung passt zu der deprimierenden Stimmung, die die Geschichte ausstrahlt. Ansonsten sagt das Cover eher nichts über die Geschichte aus und ich weiß nicht, ob ich in der Buchhandlung danach gegriffen hätte.

Alles in allem ist Zweimal im Leben nicht die emotionale Liebesgeschichte, die ich erwartet habe. Zwar war die Geschichte phasenweise spannend, aber meiner Meinung nach hat die Autorin das Potential verschenkt. Leider kamen weder die Emotionen bei mir an noch wurde ich mit den Charakteren warm. Dafür gibt es von mir leider nur 2/5 Sterne.

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