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Veröffentlicht am 09.12.2021

Blieb leider hinter meinen Erwartungen zurück

Glass Castle Prince
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Edward ist der zukünftige König von Norland und weiß ganz genau, dass er sich nichts zu Schulden kommen darf. Doch dann trifft er auf Charlotte Everly, die sich von seinem Titel nicht abschrecken lässt ...

Edward ist der zukünftige König von Norland und weiß ganz genau, dass er sich nichts zu Schulden kommen darf. Doch dann trifft er auf Charlotte Everly, die sich von seinem Titel nicht abschrecken lässt und seine Welt damit gefährlich ins Wanken bringt..

Charlotte Everly ist in der Nähe der Sommerresidenz der Königsfamilie von Norland aufgewachsen und kehrt nun dorthin zurück, um sich nicht nur eine Auszeit zu nehmen, sondern auch um sich über ihr Studium klar zu werden. Leider muss ich sagen, dass es mir extrem schwer fiel, mit Charlotte warm zu werden. Auf der einen Seite wirkte sie sehr schlagfertig, humorvoll und selbstbewusst, aber auf der anderen Seite wirkte sie in vielerlei Hinsicht auch total unsicher. Ich konnte sie daher oftmals nicht so ganz einschätzen und war immer wieder überrascht, welche Seite nun zum Vorschein kommt.
Mit Edward, dem Prinzen von Norland, ging es mir leider ähnlich. Er wirkte vor allem zu Beginn sehr distanziert und kühl, sodass ich oftmals das Gefühl hatte, dass er eher ein Nebencharakter als der Love Interest von Charlotte ist. Nach und nach hat er nicht nur gegenüber Charlotte einen massiven Beschützerinstinkt aufgebaut, sondern auch immer wieder seine humorvolle Seite gezeigt und sich mehr geöffnet. So konnte man immer mehr erahnen, welcher riesige Druck als zukünftiger König auf seinen Schultern lastet.
Aber nicht nur mit den beiden Charakteren bin ich nicht so wirklich warm geworden, sondern auch mit deren Beziehung untereinander. Für mich war dahingehend leider überhaupt Kribbeln spürbar und meiner Meinung nach ging die Entwicklung ab einem gewissen Punkt einfach viel zu schnell.

Allerdings war das, was ich fühlte, wenn ich mit Edward zusammen war, keineswegs Schwäche, sondern eine Art von Stärke, die mir völlig neu war. Eine Gewissheit, so als hätte ich immer genau gewusst, was ich wollte und nie auch nur den leisesten Zweifel an der Richtigkeit meiner Entscheidungen gehegt. (Seite 129)

Neben Charlotte und Edward gibt es auch noch den ein oder anderen Nebencharakter. Vor allem Edwards Freunde waren mir unglaublich sympathisch, denn sie haben die Geschichte nach anfänglichen Anlaufschwierigkeiten mit ihren Aktionen und Sprüchen immer wieder aufgelockert. Dabei hat man auch gemerkt, dass sie sich sehr um das Wohlergehen von Edward sorgen. Charlottes beste Freundin Anne konnte ich hingegen nicht so wirklich einschätzen, obwohl sie eigentlich immer für Charlotte da war. Ebenfalls konnte man die Eltern der beiden kennenlernen. Während Charlottes Eltern total herzlich und fürsorglich wirkten, war das Königspaar eher distanziert. Allerdings hat es mir hierbei gefallen, dass es im Königshaus nicht die sonst so typischen Intrigen gab.

Obwohl sich der Schreibstil von Nicole Williams eigentlich recht angenehm lesen lässt, ist mir der Einstieg in die Geschichte doch relativ schwer gefallen. Gefühlt ist die Geschichte erstmal nur so vor sich hingeplätschert und ich habe schnell gemerkt, dass ich anhand des Klappentextes eine ganz andere Erwartungshaltung hatte. So hat mir die Richtung, in welche sich die Geschichte entwickelt hat, leider überhaupt nicht zugesagt und ich habe mich erstmal etwas durch die Geschichte gequält. Zudem wurde die gesamte Geschichte nur aus Charlottes Sicht erzählt, wovon ich nicht wirklich ein Fan bin. So hatte man zwar einen guten Einblick in Charlottes Gedankenwelt, aber Edward blieb noch blasser als ohnehin schon.
Als dann die Beziehung zwischen Charlotte und Edward etwas mehr Fahrt aufgenommen hat, wurde es nicht nur zunehmend spannender, sondern die Geschichte konnte mich auch immer mehr in den Bann ziehen. Allerdings muss ich auch sagen, dass der Funke einfach nicht so richtig überspringen wollte. Dies lag vor allem auch daran, dass die Geschehnisse und Dramen doch ziemlich schnell abgehandelt wurden und auch andere Themen, für die es teilweise sogar eine Triggerwarnung gab, nur oberflächlich behandelt wurden. Hier hätte man meiner Meinung nach noch einiges mehr rausholen können. Enttäuscht war ich so auch von dem Ende, denn dieses wirkte äußerst abgehackt und hätte definitiv noch das ein oder andere Kapitel mehr vertragen können.
Das Cover entspricht nicht so ganz meinem Geschmack, obwohl ich die Details mit den Glasscherben wirklich gelungen finde.

Alles in allem ist Glass Castle Prince von Nicole Williams leider total hinter meinen Erwartungen zurück geblieben und ich habe mich nicht nur mit den Charakteren an sich total schwer getan, sondern auch mit dem Ablauf der Geschichte.

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Veröffentlicht am 02.12.2021

Schöne Lesestunden in den schottischen Highlands

Weihnachten in den schottischen Highlands
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Eigentlich möchte Willow nur ein paar ruhige Tage in ihrer Heimat, Ghaoil Castle in den schottischen Highlands, verbringen. Doch schon auf dem Weg dorthin, streikt ihr Auto und auf der Suche nach Hilfe, ...

Eigentlich möchte Willow nur ein paar ruhige Tage in ihrer Heimat, Ghaoil Castle in den schottischen Highlands, verbringen. Doch schon auf dem Weg dorthin, streikt ihr Auto und auf der Suche nach Hilfe, trifft sie auf Leo Moore. Der Leo, der wenig später auch auf Ghaoil Castle auftaucht, um die Burg zu kaufen..

Willow Mclean arbeitet als Journalistin für ein Magazin in London, wobei es sie immer wieder zu ihrer Familie in die schottischen Highlands zieht. Zu Beginn war mir Willow eigentlich noch recht sympathisch, denn sie wirkt zwar etwas zurückhaltend, aber auch sehr freundlich und hilfsbereit. Nach und nach ist sie immer mehr aufgetaut und war sich um keinen Spruch verlegen. Allerdings empfand ich ihre Art auf Dauer als etwas anstrengend und ich konnte sie nicht so ganz einordnen. Denn sie zieht häufig voreilige Schlüsse und handelt teilweise etwas unüberlegt anstatt ihre Gegenüber auf eine Sache anzusprechen.
Leo Moore, ein erfolgreicher Schauspieler aus den USA, war mir von Beginn an sympathisch. Er ist freundlich, zuvorkommend und humorvoll, wobei er manchmal etwas rastlos und einsam wirkt. Vor allem weiß er aber, was er will und kämpft dafür. So hat er sich in den Kopf gesetzt, Ghaoil Castle zu kaufen und sich einen Traum zu erfüllen. Schon bald merkt man allerdings, dass so viel mehr hinter diesem Kauf steckt.
Die Beziehung zwischen Willow und Leo hat sich meiner Meinung in einem angenehmen Tempo entwickelt und ich habe vor allem die Schlagabtausche sehr genossen. Allerdings muss ich auch sagen, dass die Gefühle teilweise nicht so ganz bei mir angekommen sind.

Wie bei zwei gegensätzlich gepolten Magneten wurden meine Lippen von ihren angezogen. Mein Blick haftete schwer und voller Vorfreude auf ihren Mund, während mein Kopf sich wie ferngesteuert auf Willow zubewegte. (Seite 162)

Neben Willow und Leo spielt die gesamte Familie Mclean eine große Rolle. Vor allem Willows Mum und Granny sind beide total herzlich und letztere hat die Stimmung immer wieder aufgelockert. Willows Dad wirkte dagegen eher distanziert und zurückhaltend. Der heimliche Star auf Ghaoil Castle war allerdings Vincent - was es mit ihm auf sich hat, müsst ihr allerdings selbst lesen. Aber auch Hazel, eine Freundin der Familie, mochte ich total gerne, denn sie hatte immer die passende Lebensweisheit auf Lager.

Weihnachten in den schottischen Highlands ist bereits der dritte Weihnachtsroman, den ich von Mila Summers lesen durfte und irgendwie ist es schon zu einer kleinen Tradition in der Vorweihnachtszeit geworden. Demnach ist mir der Einstieg in die Geschichte auch wieder sehr leicht gefallen, denn der Schreibstil der Autorin ist gewohnt locker leicht und lässt sich daher sehr angenehm lesen. Dabei wird die Geschichte abwechselnd aus der Sicht der beiden Hauptprotagonisten Willow und Leo erzählt, was mir auch hier wieder sehr gut gefallen hat. Denn so bekommt man einen guten Einblick in deren Gefühls- und Gedankenwelt. Vor allem Leos Gefühlslage wurde meiner Meinung nach sehr gut dargestellt und ich konnte so sehr mitfühlen. Meiner Meinung nach hat Mila Summers dadurch gezeigt, worauf es an Weihnachten wirklich ankommt: eine schöne Zeit mit all seinen Liebsten zu verbringen. So gab es nicht nur ab und zu tiefgründige Gedankengänge, sondern auch wirklich schöne und teilweise auch etwas kitschige Momente. Dazu hat meiner Meinung nach das Setting auf Ghaiol Castle, mitten in den verschneiten schottischen Highlands, richtig gut gepasst.

"Ghaoil Castle ist wahrlich etwas Besonderes. Und das nicht nur wegen seiner schier unüberwindbaren Mauern und seiner geschichtsträchtigen Vergangenheit. Die Menschen, die hier wohnen, machen das Haus erst zu dem, was es ist: einem warmherzigen Ort, der jedem das Gefühl gibt, ein Teil davon zu sein." (Seite 188)

Als ich das Cover das erste Mal gesehen habe, war ich sofort hin und weg. Ich finde es einfach so so süß gestaltet und vor allem finde ich es toll, dass die einzelnen Elemente, wie beispielsweise der kleine rote Flitzer von Willow, eine Verbindung zur Geschichte herstellen.

Weihnachten in den schottischen Highlands hat mir einige schöne Lesestunden bereitet, obwohl ich mit der Protagonistin Willow nicht ganz warm geworden bin. Dennoch mochte ich vor allem das winterliche Setting in den schottischen Highlands und den Rest der Familie total gerne.

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Veröffentlicht am 27.11.2021

Langweilige Umsetzung der Thematik - leider ein Flop

Layla
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Schon bei ihrem ersten Treffen auf der Hochzeit von Laylas Schwester ist es um Layla und Leeds geschehen und die beiden verbringen fortan jede Minute miteinander. Doch dann versucht Leeds Exfreundin Layla ...

Schon bei ihrem ersten Treffen auf der Hochzeit von Laylas Schwester ist es um Layla und Leeds geschehen und die beiden verbringen fortan jede Minute miteinander. Doch dann versucht Leeds Exfreundin Layla zu erschießen und alles ändert sich. Um Laylas Genesung voran zu treiben, bringt Leeds sie an den Ort ihres Kennenlernens. Ob das so eine gute Idee war?

Layla ist so ein Charakter, den ich zu Beginn irgendwie seltsam, aber auch total faszinierend fand. Sie ist sehr aufgeschlossen und liebevoll, redet ohne Punkt und Komma und ist dabei zudem ein wandelndes Lexikon. Nach der schicksalhaften Begegnung mit Leeds' Ex-Freundin wirkt sie wie ausgewechselt und im Verlauf der Geschichte verblasst ihr Charakter immer mehr.
Leeds Gabriel ist ein Musiker aus Nashville. Er spielt Bass in einer Band, obwohl er eigentlich lieber selbst Musik produzieren möchte. Zu Beginn war er mir eigentlich noch recht sympathisch, aber nach und nach wurde sein Verhalten immer seltsamer. Phasenweise hat er auf mich fast schon arrogant und teilweise auch etwas asozial gewirkt - auch wenn es im Nachhinein betrachtet auf eine komische Art und Weise irgendwie verständlich war.
Die Beziehung zwischen Layla und Leeds entwickelt sich von Beginn an sehr explosiv. Ich konnte die Faszination, die Layla auf Leeds ausgeübt hat, zwar nachvollziehen, aber irgendwie sind mir die Geschichte doch etwas auf der Strecke geblieben.

Zu den weiteren Charakteren in diesem Buch möchte ich an diesem Punkt nicht viel sagen. Zum einen gab es eher weniger Nebencharaktere und zum anderen würde deren Nennung schon sehr spoilern, was ich nicht möchte.

Von Colleen Hoover würde ich wirklich jedes Buch lesen - einfach nur, weil Colleen Hoover auf dem Cover steht und ich ihre Bücher total liebe. So habe ich mit Layla auch mal ein komplett neues Genre für mich ausprobiert, denn eine paranormale Geschichte habe ich bisher noch nicht gelesen. Der Einstieg ist mir dann auch sehr leicht gefallen, denn Colleen Hoovers Schreibstil ist absolut fesselnd und konnte mich sofort wieder in den Bann ziehen. Zudem fand ich den Anfang der Geschichte spannend gestaltet, weil ich einfach überhaupt keine Ahnung hatte, wo die Geschichte denn nun hinführen soll. Colleen Hoover überraschte mich hierbei unter anderem auch mit zwei Erzählebenen. Zum einen wurden die Geschehnisse aus Leeds Sicht erzählt und zum anderen gab es auch immer wieder Kapitel zu einer "Befragung", die eben diese Geschehnisse eingeleitet hat und sich durch die Geschichte gezogen hat. So standen gleich zu Beginn mehrere Theorien im Raum.
Allerdings muss ich auch zugeben, dass meine Euphorie dann doch ziemlich schnell wieder abgeflaut ist. Denn obwohl ich die Thematik grundsätzlich eigentlich recht spannend fand, war mir die Umsetzung einfach zu langweilig. Ich musste mich teilweise wirklich durch die Seiten quälen, weil die Geschichte nur schleppend voran ging und auch die Plot Twists hatten keinen wirklichen Überraschungseffekt für mich. Vor allem aber hat mich das Ende ziemlich enttäuscht, denn dieses wirkte meiner Meinung nach total abgehackt und irgendwie auch unrund.

Die Erkenntnis, dass es um uns herum so viel mehr gibt, als wir sehen, lässt alles, was bisher wichtig war, bedeutungslos erscheinen. Meine erträumte Karriere als Musiker kommt mit mit einem Mal schal vor. Sogar meine Liebe zu Layla scheint plötzlich nicht mehr so lebensbestimmend zu sein wie noch vor zwei Tagen. (Seite 167)

Die Covergestaltung finde ich recht gut gelungen. Es strahlt eine gewisse Dunkelheit aus und passt meiner Meinung nach auch zu der eigentlichen Thematik des Buches.

Layla ist glaube ich ein Buch, das man entweder total liebt oder überhaupt nicht mag. Leider gehöre ich eher zu der zweiten Fraktion, denn mir war die Umsetzung der Thematik nach einem spannenden Anfang einfach viel zu langweilig und auch mit den Charakteren konnte ich mich nicht so ganz anfreunden.

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Veröffentlicht am 27.11.2021

Ruhiger und emotionaler als der erste Band, aber auch wunderschön - ein weiteres Jahreshighlight für mich

Vielleicht nie (Vielleicht-Trilogie, Band 2)
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Joanas perfekter Lebensplan kommt schier ins Wanken als Kilian, ihr Erzfeind aus Kindertagen und Bruder ihrer besten Freundin, in München auftaucht. Denn er scheint der Einzige zu sein, der hinter Joanas ...

Joanas perfekter Lebensplan kommt schier ins Wanken als Kilian, ihr Erzfeind aus Kindertagen und Bruder ihrer besten Freundin, in München auftaucht. Denn er scheint der Einzige zu sein, der hinter Joanas sorgsam aufgebaute Maske blicken kann. Doch wäre es wirklich so schlimm von ihrem Plan abzulassen und weiteren Träumen nachzujagen?

Joana konnte man im ersten Band als einen sehr ruhigen Charakter kennen, der zwar herzlich ist, aber auch sehr distanziert wirkt. Schon hier konnte man erahnen, dass sich Joana nach einem Schicksalsschlag sehr zurückgezogen hat. Sie studiert Biochemie, arbeitet nebenbei bei Leckerste und liebt es, wenn ihr Leben genau nach Plan abläuft - auch wenn es eigentlich nicht ihr Plan ist. Nach und nach merkt man deshalb auch, dass so viel mehr in ihr steckt und nur darauf wartet, entdeckt zu werden. Meiner Meinung nach macht sie hierbei eine tolle und vor allem authentische Entwicklung durch, wird immer offener und findet dabei vor allem zur "alten" Joana zurück, die um keinen Spruch verlegen war.
Einen großen Anteil daran hat unter anderem Kilian, der Bruder von Joanas bester Freundin Karla. Er möchte sein Leben in vollen Zügen genießen, sucht den Nervenkitzel und probiert dafür gerne mal die ein oder andere Extremsportart auf. Ebenso hat der Student und Barkeeper immer einen lockeren Spruch auf den Lippen. So hat man Kilian jedenfalls in Vielleicht Jetzt kennengelernt, aber auch er hat noch eine andere Seite. Denn er ist unglaublich einfühlsam, kümmert sich rührend um Joana und hilft ihr dabei, aus ihrem Schneckenhaus auszubrechen, ohne sie zu drängen. Kilian ist einfach so ein herzensguter Mensch, den man einfach nur lieben muss.
Obwohl die beiden Charaktere unterschiedlicher nicht sein könnten, haben sie doch (oder gerade deswegen) perfekt miteinander harmoniert. Ich mochte die Dynamik, diese ganzen Stacheleien und Schlagabtausche zwischen ihnen unglaublich gerne. Vor allem hat es mir gefallen, dass sich die Beziehung trotz der fast von Beginn an bestehenden Anziehung in einem authentischen Tempo entwickelt hat.

Auf einmal umfingen mich zwei starke Arme, tröstend und voller Sicherheit. Kilians Duft stieg mir in die Nase, diese herbe Note, die plötzlich Bilder aus der Vergangenheit aufsteigen ließ, an dich ich lange nicht gedacht hatte. (Seite 32)

Aber nicht nur mit Joana und Kilian gab es ein Wiedersehen, sondern auch mit anderen Charakteren des ersten Bandes. Karla ist nach wie vor ein sehr aufgeschlossener und auch neugieriger Charakter, der aber in Bezug auf Joana auch sehr viel Verständnis gezeigt hat, was mir sehr gut gefallen hat. Ich freue mich schon total auf ihre Geschichte in Band 3. Auch Gabriella und Anton waren wieder Teil der Geschichte. Während Anton dabei teilweise etwas in den Hintergrund gerückt ist, hat sich Bries toller Charakter wieder super in die Geschichte eingefügt. Schön fand ich es auch, dass man Joanas Familie teilweise kennenlernen konnte. Vor allem ihre große Schwester Marie war mir sehr sympathisch.

Nachdem ich den ersten Band der Vielleicht-Reihe absolut geliebt habe, hatte ich um ehrlich zu sein schon sehr hohe Erwartungen an die Geschichte von Joana und Kilian und wurde definitiv nicht enttäuscht. Erst einmal mit dem Buch angefangen, bin ich wieder nur so durch die Seiten geflogen und vor allem in der ersten Hälfte ist mir die Geschichte förmlich unter die Haut gegangen. Dank Carolin Wahls gefühlvollen und detailreichen Schreibstils konnte ich Joanas Ängste und Gefühle absolut nachvollziehen und habe nur so mitgefühlt. Dies wurde dadurch verstärkt, dass die gesamte Geschichte aus Joanas Sicht erzählt wurde und man so einen sehr guten Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt hatte. So musste ich nicht nur das ein oder andere Tränchen verdrücken, sondern es gab auch einige Momente, die mich zum Lachen und zum Nachdenken gebracht haben. Denn mit Joanas Entwicklung wurde auch die Geschichte von Seite zu Seite lockerer und humorvoller. Abgerundet wurde Joanas und Kilians Geschichte durch die richtige Portion Drama, die vor allem gegen Ende nochmal hinzukam, der ein oder anderen Lebensweisheit und der schon aus Band 1 bekannten Wohlfühlatmosphäre in der Münchner WG.

Vielleicht sollte ich den Absprung schaffen und einen neuen Weg einschlagen, bevor es zu spät war. Bevor aus dem Vielleicht ein Nie wurde und ich all die verpassten Entscheidungen bedauerte. (Seite 90)

Das Cover des Buches ist wieder sehr schlicht gehalten, wobei der Buchrücken mit seinem Farbverlauf wieder total schön aussieht. Besonders gefällt mir, dass die Farben der beiden Bände ineinander übergehen und ich freue mich jetzt schon drauf, wenn alle drei Bände in meinem Bücherregal vereint sind.

Ich habe den ersten Band schon geliebt, aber Vielleicht Nie hat meine Erwartungen nochmals übertroffen und ich habe darin ein weiteres Jahreshighlight gefunden. Die Geschichte war zwar etwas ruhiger und emotionaler, aber auch einfach wunderschön und absolut passend für Joana und Kilian. Ich kann es kaum erwarten, im Februar den abschließenden Band der Reihe zu lesen - auch wenn ich nicht will, dass die Reihe endet.

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Veröffentlicht am 07.11.2021

Gelungene Umsetzung der Thematik

Über die Grenze
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Über die Grenze von Maja Lunde ist eines dieser Bücher, bei denen es mir schwer fällt die richtigen Worte für das Gelesene zu finden. Doch worum geht es in dem Buch eigentlich?

Norwegen, 1942. Für die ...

Über die Grenze von Maja Lunde ist eines dieser Bücher, bei denen es mir schwer fällt die richtigen Worte für das Gelesene zu finden. Doch worum geht es in dem Buch eigentlich?

Norwegen, 1942. Für die zehnjährige Gerda und ihren Bruder Otto beginnt eines nachts, mitten im zweiten Weltkrieg, ein wahres Abenteuer. Denn zwei weitere Kinder benötigen ihre Hilfe: Daniel und seine kleine Schwester Sarah, die zu ihrem Vater nach Schweden fliehen müssen..

Gerda lebt mit ihrer Familie im Doktorhaus ihres Heimatortes und ist ein richtiges Energiebündel. Um ehrlich zu sein, ist es mir am Anfang etwas schwer gefallen, mit ihr warm zu werden. Zwar bin ich mir ihres Alters bewusst, aber trotzdem hat sie auf mich teilweise sehr naiv gewirkt. Umso schöner war es dann für mich mitzuerleben, wie sie im Verlauf des Buches immer weiter über sich hinaus wächst, sich der Grausamkeit des Krieges bewusst wird und trotzdem nie ihren Mut verliert. Besonders beeindruckt hat mich dabei auch ihre Stärke sowie ihre Kreativität, um aus der ein oder anderen brenzligen Situation zu entkommen.
Im Gegensatz zu Gerda sind die anderen Charaktere meiner Meinung nach leider etwas blass geblieben. Gerade über Daniel und Sarah hätte ich gerne noch so viel mehr erfahren - gerade, was den Hintergrund ihrer Flucht betrifft und wie sie sich dabei fühlen. Trotzdem hat es mir gefallen, wie die Charaktere im Verlauf der Geschichte zusammen gewachsen sind.

"Wir waren einer für alle, alle für einen, genau wie die Musketiere." (Seite 157)

Ich finde es unheimlich wichtig, dass die Zeit des Nationalsozialismus niemals in Vergessenheit gerät und auch Kinder/Jugendliche darüber aufgeklärt. Deswegen war ich unglaublich gespannt darauf, wie die Thematik für die junge Zielgruppe umgesetzt wurde. Der Schreibstil von Maja Lunde war sehr kindgerecht und hat sich dadurch für mich sehr angenehm lesen lassen. Man begleitet die vier Kinder aus Sicht von Gerda auf ihrer Reise und bekommt somit die Gedankengänge von ihr hautnah mit. Hin und wieder hätte ich mir hierbei auch einen Einblick in die Gedankenwelt der drei anderen Charaktere, insbesondere von Sarah und Daniel gewünscht, um mehr über ihre Geschichte zu erfahren.
Meiner Meinung nach ist es der Autorin gelungen eine gute Mischung aus einer gewissen Spannung, einigen Hintergrundinformationen und auch einigen humorvollen Szenen zu finden. Besonders schön fand ich dabei, dass sie die Geschichte durch alltägliche Themen wie Streitigkeiten zwischen Geschwistern immer wieder aufgelockert hat und auch wichtige Themen wie Freundschaft, Mut und den Umgang mit Ängsten immer wieder herausgestellt hat, ohne das eigentliche Thema aus den Augen zu verlieren.

"Ich verstand immer noch nicht alles, aber eines wusste ich jedenfalls. Irgendetwas lief hier völlig verkehrt. Es war verkehrt, dass Menschen kein Land besitzen durften, nur weil sie nicht an Jesus glaubten und ihre Kirche Synagoge nannten. Und es war verkehrt, dass sie nicht mehr in Norwegen sein durften. "(Seite 96)

Das Cover des Buches gefällt mir sehr gut und ist mir direkt ins Auge gesprochen. Schön finde ich dabei, dass es die vier Kinder auf ihrem "Abenteuer" zeigt. Aber nicht nur die Außengestaltung ist gelungen, sondern auch die Gestaltung der einzelnen Kapitel, denn jedes Kapitel wird mit einer kleinen Illustration eingeleitet.

Alles in allem ist Über die Grenze meiner Meinung nach ein gelungenes Kinder- und Jugendbuch, welches der Zielgruppe die Thematik des Nationalsozialismus altersgerecht näher bringt.

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