Profilbild von aimee

aimee

Lesejury Profi
offline

aimee ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit aimee über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.09.2019

Einfach nur Alltag.

Wie Frau Krause die DDR erfand
0

Ich bin "Wessi", war noch im Kindergarten, als die Mauer fiel. Ich glaube, was man mir über die DDR erzählt, denn selbst erlebt habe ich sie nicht. Bis jetzt. Denn dieses Buch geht über den überall angeführten, ...

Ich bin "Wessi", war noch im Kindergarten, als die Mauer fiel. Ich glaube, was man mir über die DDR erzählt, denn selbst erlebt habe ich sie nicht. Bis jetzt. Denn dieses Buch geht über den überall angeführten, mächtigen und vor allem kontrollierenden Staatsapparat hinaus, beschreibt den Alltag, eben das normale Leben. Dieses wird allzu oft einfach nicht beachtet – und wenn doch, so wird uns die düstere, trostlose Vorstellung vermittelt, die DDR-Bürger säßen in kalten, lieblos und karg eingerichteten Wohnungen, schauten aus verregneten Fenstern und unterhielten sich sehnsüchtig im Flüsterton über das Schlaraffenland BRD, wo man nicht zu lachen in den Keller gehen müsse und endlich ein glückliches und erfülltes Leben leben könne.
Wer auch diese Vorstellung hat, dem sei dieses Buch wärmstens empfohlen.

Veröffentlicht am 08.08.2019

Gute "Glämping"-Küche

Die Familien-Campingküche
0

Ich muss vorweg nehmen, dass ich die Rezepte am heimischen Herd, nicht im Urlaub getestet habe. Denn für mein Verständnis von "Camping" ist das Buch leider nur bedingt geeignet. Wir sind mit Zelt und einem ...

Ich muss vorweg nehmen, dass ich die Rezepte am heimischen Herd, nicht im Urlaub getestet habe. Denn für mein Verständnis von "Camping" ist das Buch leider nur bedingt geeignet. Wir sind mit Zelt und einem Gaskocher, manchmal auch mit einem kleinen Grill unterwegs. Hier wird aber davon ausgegangen, dass man in jedem Fall über einen Kühlschrank verfügt, Speisen auch mal über mehrere Stunden kühlen kann und eine einigermaßen funktionale Küche am Start hat - für das Mobile Home, das Wohnmobil oder die Ferienwohnung also durchaus praktikabel, beim einfachen Zelturlaub fallen viele Rezepte leider weg. Die Rezepte sind mit wenigen Zutaten und meist wenigen Handgriffen zubereitet und können durchaus neuen Pfiff in die Urlaubsküche bringen, denn man macht ja doch oft die drei, vier eingespielten Standardgerichte. Und ja, wenn's zu Hause mal schnell gehen soll, kann man in dem Buch sicher auch fündig werden und ohne großen Aufwand den "Linsensalat mit gebratenem Halloumi", den "Kräuterreis mit Garnelen" oder den "Apfelkuchen aus der Pfanne" zubereiten.
Sollten wir mal wieder Urlaub in einer Ferienwohnung oder ähnlichem machen, kommt das Buch bestimmt mit.

Veröffentlicht am 24.05.2019

Kollaps mal anders

Der Wal und das Ende der Welt
0

Wieder ein Buch über den großen Finanzkollaps, aber nicht wieder „so ein Buch“, diese Dystopie ist eher eine „Nicetobe“, Menschen fallen nicht schlachtend, mordend und nur noch sich selbst verpflichtet ...

Wieder ein Buch über den großen Finanzkollaps, aber nicht wieder „so ein Buch“, diese Dystopie ist eher eine „Nicetobe“, Menschen fallen nicht schlachtend, mordend und nur noch sich selbst verpflichtet übereinander her, sondern schließen sich zusammen, harren gemeinsam der Dinge und versuchen gemeinsam am Überlebensstrang zu ziehen – das ist mal was anderes, sehr unterhaltsam und wohltuend!
Doch was so gut und vielversprechend begann, endet dann leider in einem hundertseitigen Kitsch-Schmalz-Märchen-Finale alla Hollywood in dem sich alles auf wundersame Art fügt, und nicht nur das dritte und vierte Wunder geschieht, nein auch noch das zehnte und zwanzigste – ach, was wäre das für ein tolles Buch geworden, hätte man es zu einem vernünftigen Ende geführt!
Oder musste das Ende so übertrieben und unglaubwürdig werden, weil der Autor selbst nicht recht an seine Version eines friedlichen Zusammenlebens nach dem Kollaps glauben kann?
Von mir leider nur drei Sterne, auch wenn ich den Autor weiter im Auge behalten werde.

Veröffentlicht am 08.03.2019

Von Blut und Wasser und was die beiden verbindet.

Rückwärtswalzer
0

Hach, knapp 500 Seiten und ich hätte doch so gerne weitergelesen! Habe jetzt Augenringe, aber die durchgelesene Nacht hat sich gelohnt!
Vea Kaiser versteht sich darauf, die Zwischenmenschlichen Abstufungen ...

Hach, knapp 500 Seiten und ich hätte doch so gerne weitergelesen! Habe jetzt Augenringe, aber die durchgelesene Nacht hat sich gelohnt!
Vea Kaiser versteht sich darauf, die Zwischenmenschlichen Abstufungen von Grau gekonnt, poentiert und manchmal auch poetisch zu umschreiben. Denn in Familien ist selten etwas schwarz oder weiß, jeder ergibt in der Menge irgendwie grau – dieses setzt sie aber meisterhaft farbenfroh und unterhaltsam in Szene!
Wie auch schon in ihren anderen beiden Büchern werden auch im „Rückwärtswalzer“ viele kleine Päckchen geschnürt um zu guter Letzt das Bild einer Familie zu malen, die mit all ihren Verfehlungen, Geheimnissen, Macken und Unzulänglichkeiten doch stets weiß, dass sie für immer zusammengehört, komme da was wolle, nicht einmal der Tod vermag es jemand aus dieser Gemeinschaft zu entreißen und doch muss man es sich verdienen, dort auch dazu gehören zu dürfen! Wie das Leben spielt und ein ganzes Stück darüber hinaus, wer gute Unterhaltung sucht, wird mit diesem Buch sicher nicht viel falsch machen!

Veröffentlicht am 06.02.2019

Beängstigende, greifbare Dystopie

Die Mauer
0

Wer sich hier eine zynische Analyse der Folgen des Brexits erwartet, wird endtäuscht werden. Denn dieses Buch spielt zwar in Großbritannien nach der „Wende“, doch hier geht es vielmehr um das Leben in ...

Wer sich hier eine zynische Analyse der Folgen des Brexits erwartet, wird endtäuscht werden. Denn dieses Buch spielt zwar in Großbritannien nach der „Wende“, doch hier geht es vielmehr um das Leben in einer Welt, die von den Generationen zuvor zerstört wurde, in der der gestiegene Meeresspiegel das Leben auf der Erde zum großen Teil unmöglich gemacht hat, und in der sich Großbritannien durch eine fünf Meter hohe Mauer vor den Fluten und vor „den Anderen“ schützt.
Es wird wenig auf die Umstände eingegangen, wie es so weit kam, auch das jetzige Leben wird nur kurz und knapp umrissen und lässt in beiden Fällen viel Spielraum für die eigene Phantasie und Interpretationen. Es wird genau so viel geschrieben, wie es benötigt um eine düstere Ahnung zu haben, um zu spüren, dass wir eventuell genau auf diese „Wende“ zusteuern, sie genauso kommen lassen, wie es die Elterngeneration in „die Mauer“ getan hat.
Ein sehr kluges, gut geschriebenes Buch, das sich nicht in Details verliert, sondern eindringlich den „Istzustand“ vor, auf und hinter der Mauer beschreibt.
Nüchtern, gut, unbedingt lesenswert!