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Veröffentlicht am 13.04.2019

Mia Magie verzaubert die Kinderbuchwelt

Mia Magie und die Zirkusbande
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Die 10-jährige Mia hat im Moment eine Menge Ärger am Hals. Oft wird sie wütend, Sachen gehen kaputt und in der Schule gibt es auch nur Ärger. Unangenehmerweise hat sich jetzt auch noch ein großes Muttermal ...

Die 10-jährige Mia hat im Moment eine Menge Ärger am Hals. Oft wird sie wütend, Sachen gehen kaputt und in der Schule gibt es auch nur Ärger. Unangenehmerweise hat sich jetzt auch noch ein großes Muttermal in ihrem Gesicht verirrt. Und wäre dies nicht schon schlimm genug, wechselt der Fleck auch ständig die Farbe.
Aus gutem Grund beschließt ihre Mutter, dass sie zunächst bei Tante Polly in deren Pension wohnen soll. Mia ist hiervon wenig begeistert. Doch kaum ist sie dort angekommen, beginnt das bisher wohl größte Abenteuer ihres Lebens!
Nicht nur, dass Tante Polly ebenfalls einen „Gefühlsfleck“ im Gesicht trägt! Nein, Tante Polly ist eine Hexe mit Zauberkräften.
Kurz darauf verschwinden aus Tante Polly Pension und aus einem Zirkus einige Tiere. Selbst der kleine Schimpanse Beki wurde entführt. Mia und ihre neuen Freunde Emily und Julian machen sich gemeinsam auf die Suche.
Ungeahnt stolpern sie in ein gefährliches Abenteuer und es wird höchste Zeit, dass Mia ihre gerade entdeckten Zauberkräfte unter Kontrolle bekommt.
Wie gut, dass ihr die neuen Klassenkameraden beistehen!

Buchzitat: „Mia Magie“, wiederholte ich und ließ den Namen auf meiner Zunge schmelzen wie oberleckere Schokolade“.

Ein quirliger Auftakt zu einer neuen Lesereihe, den Julie Bender uns da beschert. Das Buch hält, was das wunderschöne bunte Cover verspricht. Das Buch besticht durch einen flüssigen, leicht verständlichen Schreibstil. Die Begeisterung mit der Julie Bender die Geschichte von Mia und ihren Freunden erzählt, überträgt sich sofort auf den Leser.

Mia, ein sehr aufgewecktes Mädchen mit langen braunen Haaren, die ein wenig unkontrolliert durch die Gegend fliegen. Lustig, frech und selbstbewusst kommt sie daher. Mit dem Herzen auf dem rechten Fleck und immer darum bemüht, ihre Fähigkeiten für ihre Freunde und den guten Zweck einzusetzen. An ihrem Gefühlsfleck im Gesicht ist jederzeit erkennbar wie ihr gerade zumute ist.
Mit Julian und Emily hat sie zwei wunderbare Freunde gefunden, die mit ihr hoffentlich die nächsten Bücher durch dick und dünn gehen werden. Emily steht ihr auch in der Schule als beste Freundin immer zur Seite und sorgt für die notwendige Ruhe in Mias Gefühlschaos.
Julian ist nicht nur ein toller Freund, sondern kümmert sich zusätzlich auch noch um die Tiere in Tante Pollys Pension. Er behält stets den Überblick und bringt Mia mit seiner Anwesenheit gelegentlich ein wenig in Verlegenheit.
Tante Polly, selbst mit Warze und Hexenkräften ausgestattet, führt Mia in die Welt der Magie ein. Mit Rat und Tat steht sie Mia zur Seite und hilft ihr dabei, ihre neu erworbenen Zauberkräfte unter Kontrolle zu bringen und die Welt der Magie zu verstehen.

Unser persönliches Fazit:

Ein lustige und spannende Erstausgabe zu der neuen Buchreihe um „Mia Magie“. Meine Mia und ich waren gleichermaßen entzückt von diesem Buch. Die Illustrationen von Alexandra Helm passen wunderbar zu der Geschichte von Julie Bender. Besser hätte sie die Protagonisten bildlich nicht umsetzen können. Es liest sich so leicht und locker, dass wir anschließend gerne gleich das zweite Band gelesen hätten. Eine Buchreihe die fesselt und Spaß macht. Unbedingt mehr davon! Besonders gut hat uns der Austausch hierzu gefallen. Eine Leserunde für Mama/Papa und Kind. Hier war hauptsächlich die Meinung der Kinder gefragt und Julie Bender hat deren Kommentare und Wünsche zu diesem Buch absolut ernst genommen! Für Kinder geschrieben und mit Kindern besprochen. Toll, mehr geht nicht!

Veröffentlicht am 10.04.2019

Ein zauberhaftes Kinderbuch, das Wünsche wahr werden lässt!

Sternschnuppenmädchen 1. Eine Freundin fällt vom Himmel
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Wie jedes Jahr im Sommer bereitet sich Stellas Familie auf eine ganz besondere Nacht vor. Die Sternschnuppennacht! In dieser Nacht regnet es besonders viele Sternschnuppen vom Himmel. Gemeinsam wird zu ...

Wie jedes Jahr im Sommer bereitet sich Stellas Familie auf eine ganz besondere Nacht vor. Die Sternschnuppennacht! In dieser Nacht regnet es besonders viele Sternschnuppen vom Himmel. Gemeinsam wird zu Abend gegessen, gespielt und gelacht, bis alle sich in Stellas Baumhaus begeben, um sich die vielen Sternschnuppen anzusehen. Ein wunderschönes Fest, das sich Stellas Mama mal ausgedacht hat. Leider ist ihre Mutter gestorben, als Stella gerade mal zwei Jahre alt war und so feiert Stella seitdem dieses Fest gemeinsam mit Opa Alwin, Papa, ihrem älteren Bruder Theo und Hund Jupiter.

Doch in diesem Jahr ist alles anders. Nach der Feier übernachtet Stella wie so oft in ihrem Baumhaus, als sie plötzlich wach wird und ein fremdes Mädchen in ihrem Garten bemerkt. Ganz elfenhaft in einem weißen Kleid, mit nackten Füßen. Sie nennt sich Vega und behauptet, dass sie einfach so vom Himmel gefallen ist! Stella ist verwirrt, kann Vega wirklich ein Sternschnuppenmädchen sein? Doch, genauso schnell wie Vega in ihr Leben gekommen ist, genauso schnell verschwindet sie wieder. Stellas Neugier ist geweckt und sie macht sich ganz mutig auf die Suche nach dem Mädchen. In der Sternwarte der Stadt wird sie fündig und trifft erneut auf Vega. Die beiden beschließen Freundinnen zu werden und Pauline, Stellas beste Freundin, zieht sich gekränkt zurück.

Buchzitat: „Eine Herzensfreundschaft kann durch nichts und niemanden zerstört werden, dass müsst ihr euch merken, erklärte Vega“.

Katja Frixe entführt uns mit dieser Erstausgabe in eine zauberhafte Welt der Gefühle und Träume. Sie findet den perfekten Spagat zwischen lustigen und nachdenklichen Abschnitten.
Witzig und wortgewandt beschreibt sie, wie Vega sich als Sternschnuppenmädchen auf der Erde fühlt und sich hier erstmal finden muss. Essen, Trinken, Alltagsgegenstände, all dies ist Vega unbekannt. Katja Frixe beschreibt Vegas Gedanken so gut, dass der Leser denken könnte, die Formulierungen stammen aus einem Kindermund.

Absolut kindgerecht formuliert sie die Gedanken und Gefühle, die Stella, ihr Vater und der Rest der Familie in Bezug auf den frühen Tod der Mutter haben. Sie beleuchtet diese Gefühlen aus allen Perspektiven. Ob als Erwachsener oder als Kind, sie wird hier jedem gerecht.

Auch Paulines Eifersucht und die damit verbundenen Emotionen greift sie wunderbar auf.

Mein persönliches Fazit:
Ein unglaublich liebevoll geschriebenes Buch, indem sich sowohl Kinder als auch Erwachsene mit all ihren Träumen und Wünschen wiederfinden. Die Texte, die Illustrationen (Erica-Jane Waters) und ebenso das Cover verschmelzen auf ganz wunderbare Weise miteinander. Ein Buch, dass viele Emotionen frei setzt und gerne in der Familie zusammengelesen werden darf. Der Schreibstil ist von Anfang bis Ende flüssig und leicht verständlich. Eine wirklich lustige, ungewöhnliche und zugleich einfühlsame Geschichte über die Wünsche und Träume die wir in uns tragen.
Die Altersempfehlung ab 8 Jahre halte ich für absolut angemessen. Das Buch hat zwischen mir und meiner Tochter zu einem regen und emotionalen Austausch geführt. Wir haben gemeinsam gelacht und waren gemeinsam traurig. Wir hoffen auf viele weitere Geschichten mit dem Sternschnuppenmädchen.

Veröffentlicht am 12.03.2019

Wenn die Angst vor der Angst dein Leben beherrscht

Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen.
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Leni und Emma, zwei Freundinnen im letzten Jahr vor dem Abitur. Während Emma alles zufällt und sie von einer gewissen Leichtigkeit und Vorfreude umgeben wird, erschreckt Leni der Gedanke an die nächsten ...

Leni und Emma, zwei Freundinnen im letzten Jahr vor dem Abitur. Während Emma alles zufällt und sie von einer gewissen Leichtigkeit und Vorfreude umgeben wird, erschreckt Leni der Gedanke an die nächsten Monate. Ein Jahr mit hohem Lernpensum und die Entscheidung, wie es nach der Schule weitergehen soll, liegen vor ihr. Ihre Eltern, selbst erfolgreich im Job, erhoffen sich von Leni ein gutes Abitur und setzen sie so unbewusst unter Druck. Denn Leni weiß noch gar nicht wie sie ihre Zukunft gestalten möchte. Die Schulwochen vergehen, und die ersten Arbeiten stehen an. Leni fühlt sich ständig müde und unwohl, bekommt phasenweise schlecht Luft und muss sich mehrmals übergeben.
Was anfänglich nach einer Grippe aussieht, entwickelt sich schnell zu einem dauerhaften Problem. Leni ahnt, dass mit ihr etwas nicht stimmt. Sie spürt eine große Leere in sich und die Angst, dass ihr in der Schule schlecht wird und sie sich übergeben muss, ist allgegenwärtig. Nach einem lebensgefährlichen Zusammenbruch, wird sie von ihrer behandelnden Ärztin in eine Fachklinik überwiesen und trifft dort auf verschieden Mitbewohner mit ähnlichen Problemen. Kurz nach ihr kommt Matti in die Klinik. Matti ist - im Gegensatz zu Leni - nicht freiwillig da und muss sich mit ganz anderen Problemen auseinandersetzen. Und trotzdem verbindet sie etwas! Seit langer Zeit ist Matti die erste Person, bei der Leni sich wohl fühlt. Und wo Matti ist, da will auch Leni sein. Ein Wunsch, der die beiden auf eine unglaubliche Reise mit ungewissem Ausgang führt.

Buchzitat: „Manchmal denkt man, die Depression und die Angst würden einem alles nehmen, was man hat und liebt. Aber die Wahrheit ist, dass nicht die Krankheit das entscheidet, sondern du.“

Ava Reeds Buch ist eine Mischung aus Selbsterlebtem und frei erfundener Geschichte. Die Charaktere lassen dem Leser genug Raum, sich in diesem Buch zu finden. Ob als Betroffener, Angehöriger oder einfach als Leser, der interessiert an diesem Thema ist.

Leni, ein fröhliches Mädchen und Tochter von liebenswerten Eltern. Bisher fröhlich und unbeschwert unterwegs, fühlt sie sich im letzten Schuljahr komplett überfordert. Wie gut schaffe ich mein Abitur, was mache ich danach? Schaffe ich das? Fragen über Fragen, die sich ständig im Kreise drehen. Lenis Selbstzweifel und der Kampf gegen sich selbst lassen sie unglaublich hilflos und zerbrechlich wirken. Doch so schlecht es ihr geht und so schwach wie sie sich fühlt, aufgeben ist nicht ihr Plan und das vermittelt sie auf ganz wunderbare Weise in diesem Buch.

Matti, chronisch krank und völlig überbehütet. Er wächst in einem mehr als gut situierten Elternhaus auf, hat einen Privatlehrer und bekommt die meisten Wünsche von den Augen abgelesen. Anfangs wirkt er oft überheblich und arrogant. Doch im Laufe des Buches bekommen die Leser einen immer besseren Einblick in sein Gefühlsleben. Die Fassade bröckelt und Matti lässt den Leser an seinen Wünschen und Träumen teilhaben.

Emma, Philip, Anna und die Eltern. Alles wunderbare Nebencharaktere die deutlich machen wie wichtig es ist, einfach nur da zu sein und wertfrei miteinander umzugehen.

Der Schreibstil von Ava Reed ist sehr angenehm. Obwohl die Thematik nicht einfach ist, lässt es sich gut lesen und die Zeilen fließen so dahin. Die grüne Farbe des Covers verbunden mit den Lichterketten in der Dunkelheit hat mich zunächst irritiert, dann nachdenklich gestimmt. Ich bin für mich zu dem Ergebnis gekommen, dass Grün die Farbe der Hoffnung ist und so erschien mir das Cover schön stimmig zu der Aussage des Buches.

Mein persönliches Fazit:
Ehrlich gesagt fällt es mir ein wenig schwer, dieses Buch objektiv zu betrachten. Ava Reeds Thema in diesem Buch ist auch mein Thema. Doch jeder nimmt seine Angststörung und Depression anders war und ich finde, dass hat Ava Reed in diesem Buch sehr schön beschrieben. Nicht nur ein Roman der sich gut lesen lässt, sondern ein Thema das authentisch und einfühlsam angegangen und gut umgesetzt wurde.
Für mich lediglich unbegreifbar wie Leni sich dazu aufraffen konnte, die Klinik zu verlassen. Aber das war eben IHRE Geschichte.
Erfreulich auch, dass eine Autorin selbst ihre Illustrationen und Tagebucheinträge kreiert. Sicherlich für viele Illustratoren nicht perfekt, aber genau das macht dieses Buch ja aus. Jeder ist gut so wie er ist! Das Streben nach ständigem Perfektionismus macht krank, genauso hohe Selbstansprüche und die Angst vor Kontrollverlust. Das hat Ava Reed hier anschaulich beschrieben. Wie wichtig ihr dieses Thema ist, entnimmt der Leser dem Vor- und Nachwort. Sehr persönlich erklärt sie die Umstände, die zu diesem Buch geführt haben und gibt der Geschichte hiermit einen wichtigen Rahmen. Meiner Meinung nach, hätten es gerne 100 Seiten mehr sein dürfen. Es erschien mir fast ein wenig zu kurz.

4,5/5 Sternen

Veröffentlicht am 03.03.2019

Wunderschön illustriertes Kinderbuch

Vom Fuchs, der ein Reh sein wollte
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Bei einem Waldbrand verliert ein kleiner Fuchs seine Familie. Obwohl der Uhu und die anderen Waldtiere Mama Reh warnen, nimmt sie das kleine Fuchskind bei sich auf. Sie gibt ihm den Namen Blau-Auge und ...

Bei einem Waldbrand verliert ein kleiner Fuchs seine Familie. Obwohl der Uhu und die anderen Waldtiere Mama Reh warnen, nimmt sie das kleine Fuchskind bei sich auf. Sie gibt ihm den Namen Blau-Auge und gemeinsam mit den Rehkitzen Langbein, Glanzfell und Vielpunkt begeben sie sich auf die Suche nach einem neuen Unterschlupf.
Während Mama Reh ihren Kindern und Blau-Auge die Welt der Menschen aus den Augen der Tiere erklärt, bemüht sich der kleine Fuchs von Herzen, sich wie ein Reh zu verhalten. Doch der kleine Fuchs ist sehr traurig und vermisst seine Familie ganz doll. In Vielpunkt findet „Blau-Auge einen wunderbaren Freund und macht sich gemeinsam mit ihm auf die Suche nach seinen Eltern.
Nachdem jedoch eine kleine Maus verschwindet glaubt jeder im Wald, dass Blau-Auge sie gefressen hat. Ein Fuchs bleibt eben ein Fuchs. Mama Reh schickt daraufhin Blau-Auge weg und fortan ist der kleine Fuchs auf sich ganz alleine gestellt.
Wäre dann nicht sein „Beinahe-Bruder“ Vielpunkt, der heimlich zu ihm hält und die Tatsache, das Füchse eben besonders schlaue Tiere sind. Eines Tages verschwindet Langbein und der kleine Fuchs kann sich beweisen. Wird er Langbein helfen können und findet er womöglich doch noch seine Familie wieder?

Buchzitat: „Ein Freund lässt den Freund niemals im Stich und ein Bruder nicht seinen Bruder!“

Kirsten Boie nimmt uns mit in die Welt der Tiere. Einfallsreich und lustig beschreibt sie, wie die Tiere die Welt der Menschen sehen. Begriffe wie z. B. Donnerbüchse, Zwei- und Rundfüßler oder schwarzes Band laden den Leser zum Mitraten und Schmunzeln ein.

Mein persönliches Fazit:
Das Buch bezaubert durch die wunderschönen Illustrationen von Barbara Scholz. Die Texte und Bilder harmonieren auf ganz wundervolle Weise miteinander. Schwierig fand ich den Einstieg, denn ich musste mich zunächst an den Schreibstil gewöhnen. Aber im Laufe der Kapitel las es sich für mich immer flüssiger. Eine wirklich wundervolle Geschichte über Freundschaft, Toleranz und Mut. Wie wichtig es ist sich nicht zu verstellen, nur damit andere ein mögen. Für seine Freunde und Werte einzustehen, und seine eigenen Fähigkeiten positiv zu nutzen.
Einziger Kritikpunkt für mich ist die Altersempfehlung. Empfohlen wird das Buch ab 6 Jahre. In meinen Augen ein absolutes Vorlesebuch für Vorschulkinder und Erstklässler im Alter von 5-7 Jahren. Für Erstleser ist dieses Buch nicht geeignet. Zu kompakt und zu schwierig geschrieben, um es als Leseanfänger alleine bewältigen zu können. Für ältere Kinder, die bereits selbst lesen, wird das Buch in meinen Augen zu langweilig.
Ansonsten, sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 24.02.2019

Das Komplettpaket, zeitgemäß, romatisch und einfühlsam!

Someone New
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Die 18-jährigen Zwillinge Micah und Adrian wachsen gut behütet und materiell bestens versorgt in einer renommierten Anwaltsfamilie auf. Ein Studium an einer entsprechenden Uni wie Yale oder Princeton ...

Die 18-jährigen Zwillinge Micah und Adrian wachsen gut behütet und materiell bestens versorgt in einer renommierten Anwaltsfamilie auf. Ein Studium an einer entsprechenden Uni wie Yale oder Princeton ist für die beiden vorgesehen, doch dann kommt alles anders. Adrian ist homosexuell und wird von seiner Mutter beim Sex mit seinem Freund erwischt. Um den Ruf der Kanzlei und der Familie zu wahren, wird Adrian kurzerhand von seinen Eltern aus dem Haus geworfen und ist fortan offiziell für ein Jahr in Europa unterwegs. Micah, die Adrian unbedingt wiederfinden möchten, verzichtet auf einen Studienplatz fern der Heimat und schreibt sich für ein Jurastudium an der heimischen Uni ein. Sie nutzt den Beginn des Studiums, um ihre erste eigene Wohnung zu beziehen.
Zufällig stellt sie fest, dass einer ihrer neuen Nachbarn kein Unbekannter ist. Erst einige Wochen zuvor, bei einem Fest ihrer Eltern, hatte sie zu offensichtlich mit dem Kellner Julian geflirtet. Julian verlor daraufhin seinen Job und Micah fühlt sich dafür verantwortlich. Nun aber, wo sie Nachbarn sind, will sie die Gelegenheit nutzen sich bei ihm zu entschuldigen und ihn näher kennenzulernen. Das erweist sich allerdings als schwierig. Denn Julian ist ihr gegenüber zwar freundlich, hält sie und andere Mitmenschen aber auf Distanz. Ein Zufall gibt ihr die Möglichkeit, mehr Zeit mir Julian zu verbringen und Micah fühlt sich von Tag zu Tag mehr zu ihm hingezogen.
Wäre da nicht die Sorge und die Suche nach Adrian, das unliebsame Jurastudium und Julian, der aus irgendwelchen Gründen körperliche Nähe kaum aushalten und ertragen kann. Micah ahnt, dass etwas Besonderes hinter seinem Verhalten steckt.

Buchzitat: „Wir müssen reden.“ Etwas in meinem Inneren verkrampfte sich. „Ich weiß.“

Laura Kneidl überzeugt in diesem Buch mit ihrem Schreibstil und einem sensiblen Thema.

Gefühlvoll, intensiv und warmherzig lässt sie die Hauptprotagonistin Micah die Geschichte aus der ich-Perspektive erzählen. Die Angst um das Verbleiben ihres Bruders, der ständige Konflikt mit ihren Eltern, das Leben ihrer Freunde und vor allem ihre intensive Beziehung zu Julian, werden von Micah detailverliebt geschildert. Ein sympathisches Mädchen, das die Vorzüge ihrer Herkunft sehr zu schätzen weiß. Allerdings fällt es Micah dadurch auch schwer, ein „nein“ zu akzeptieren. Sie mischt sich im Laufe der Geschichte gerne ungefragt in das Leben der anderen Charaktere ein, was mir gelegentlich etwas auf die Neven ging.

Julian hingegen benötigt einige Jobs, um sein Leben und das Studium zu finanzieren. Einerseits ist er ein toller Kumpel, hilfsbereit und humorvoll. Für jeden Spaß zu haben und mit voller Leidenschaft und Begeisterung für sein Architekturstudium. Andererseits distanziert und kühl. Introvertiert, sobald es um persönliche Themen geht. Ein Mensch, den ich absolut liebenswert und bereichernd für mich empfinde. Authentisch und fesselnd sind seine Erzählungen.


Mein persönliches Fazit:
Genervt von dem ganzen Hype um dieses Buch, hatte ich mit einer schönen Liebesgeschichte gerechnet. Eine Geschichte, von der junge Mädchen träumen und die sich romantisch lesen lässt. Mit einem kleinen Highlight hintenraus.
Tatsächlich aber, hat Laura Kneidl mich eines Besseren belehrt!

“Someone new” ist ein durchweg flüssig geschriebener Roman mit einem großartigen Lektorat. Ich dachte schon, der Genetiv wäre eine aussterbende Spezies! Das Buch ist ein Appell für mehr Toleranz, Akzeptanz und Offenheit Menschen gegenüber, die für sich persönlich einen anderen Lebensweg gewählt haben, als die Gesellschaft es vorsieht.
Mich mit meinen 44 Jahren hat dieser Roman beeindruckt und zum Nachdenken angeregt, wie sicherlich viele andere Leser auch. Absolut unabhängig vom Alter, ab 14 Jahren aufwärts ist alles möglich.

Ein wenig zu viel waren mir die ausführlich geschilderten Lebensumstände der Nebencharaktere. Sie ziehen das Buch etwas in die Länge. Da Cassie und Auri die wichtigen Personen im nächsten Buch sind, kann ich die konkrete Schilderung ihrer Beziehung absolut nachvollziehen. Ansonsten hätte ich mir bei den anderen Charakteren ein bisschen weniger Informationen gewünscht und lieber noch mehr über Julian und „seinen Weg“ erfahren.
Das Cover ist schlicht, aber schön.

Passend zu diesem Roman findet ich das Zitat aus „Der kleine Prinz“: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“

Für mich 4/5 Sterne