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Veröffentlicht am 14.04.2023

Ein Thriller, der allerdings anders als erwartet ist und vor einige Herausforderungen stellt

Der Gastgeber. Fühl dich wie zu Hause
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Auf „Der Gastgeber. Fühl dich wie zu Hause “ von Arne Garrit hab ich mich sehr gefreut, es hörte sich einfach zu gut an.
Ein Thriller, der allerdings anders als erwartet ist und vor einige Herausforderungen ...

Auf „Der Gastgeber. Fühl dich wie zu Hause “ von Arne Garrit hab ich mich sehr gefreut, es hörte sich einfach zu gut an.
Ein Thriller, der allerdings anders als erwartet ist und vor einige Herausforderungen stellt.

Der Schreibstil des Autors ist sehr einnehmend. Die Atmosphäre sehr unheilvoll und beängstigend.
Im Fokus stehen hierbei Nika und Benesch.
Nika ist eine sehr eindrucksvolle junge Frau, die nie etwas geschenkt bekam und sich durchs Leben boxt.
Rita Benesch ist Polizistin. Allerdings anders, als man sich das vorstellt. Sie ist für Fahrraddiebstähle zuständig.
Ich mochte sie ebenfalls sehr gern. Gerade weil sie nicht der Norm entsprach und einen schmerzhaften und einsamen Hintergrund hat.
Diese beiden Frauen sind so unterschiedlich, aber doch irgendwie auch gleich.
Sie erden sich gegenseitig, ohne es überhaupt zu ahnen.
Daneben sind auch die Nebencharaktere unglaublich gut gelungen, besonders Carlos und seine Familie sorgen für beständigen Halt und fühlen sich nach so viel mehr an. Jane macht es weicher und sorgt für so viel mehr Gefühl. Insgesamt sind sie authentisch und greifbar. Gerade weil hier niemand perfekt ist und sein Päckchen zu tragen hat.
Weil das Leben ihnen nichts schenkt und sie immer wieder vor neue Herausforderungen stellt.
Hierbei erfährt man die Perspektiven von Nika und Benesch. Was Ihnen sehr viel Tiefe und Raum zur Entfaltung verschafft.
Und trotzdem braucht man eine ganze Weile, bis man Ihnen näherkommen kann. Weil sie es einem nicht einfach machen.

Der Einstieg war komplett anders, als ich erwartet habe. Nika war anders.
Sie ist stark, unbeugsam und kämpft sich voran. Ihr Hintergrund hat mich sehr beschäftigt, weil er voller Einsamkeit und Schmerz ist.
Gerade am Anfang war dieser Thriller unglaublich ruhig und es passierte quasi fast gar nichts, außer dass man diese beiden Frauen sehr detailliert kennenlernt. Aber trotzdem ist da diese Beklommenheit, die man nie ganz abschütteln kann.

Vergangenheit kann man nicht vergessen, sie kommt immer wieder zu dir zurück, egal wie sehr du dich dagegen auch wehrst.
Natürlich geht es hier auch um Tötungsdelikte.
Man wird sanft, fast qualvoll daran herangeführt. Es ist schockierend, aber trotzdem nicht zu greifen.
Es trägt Spuren von Wahnsinn und Besessenheit in sich.
Die Bedrohung ist real, doch aus welcher Richtung kommt sie?
Er beobachtet dich, er sieht dich, er verfolgt dich.
Ein Schatten, den du niemals los wirst.
Wie ein Phantom, dessen du niemals habhaft wirst.

Erst im letzten Drittel kommt deutlich Tempo und Nervenkitzel auf. Die Ereignisse überschlagen sich förmlich.
Trauer, Schmerz und so eine grenzenlose Wut, dass man fast wahnsinnig wird.
Auf den Täter bin ich tatsächlich nie gekommen, was mich sehr überrascht hat.
Insgesamt ist es ein sehr durchwachsener und ruhiger Thriller. Weil sich der Autor sehr mit den Menschen und ihren Hintergründen auseinandersetzt. Dadurch kommt sehr wenig Thrill auf.
Am Ende hat es mich wirklich noch begeistern können, weil es so perfide, voller Finesse und Kalkül war.
Wer hier Durchhaltevermögen beweist, wird belohnt.

Fazit:
Arne Garrit hat mit „Der Gastgeber: Fühl dich wie zu Hause “ einen eher ruhigen und beklemmenden Thriller geschrieben, der sich vor allem mit den Menschen sehr intensiv beschäftigt.
Die Idee ist äußerst genial, die Umsetzung nur bedingt gelungen. Erst in der zweiten Hälfte kommt Schwung rein.
Wer allerdings Durchhaltevermögen beweist, wird belohnt werden.

Veröffentlicht am 14.04.2023

Brutal, verstörend und erschütternd

The Chain - Durchbrichst du die Kette, stirbt dein Kind
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"The Chain: Durchbrichst du die Kette, stirbt dein Kind“ von Adrian McKinty lag schon ziemlich lange auf dem Sub. Nach den eher durchwachsenen Meinungen lagen die Prioritäten diesbezüglich nicht besonders ...

"The Chain: Durchbrichst du die Kette, stirbt dein Kind“ von Adrian McKinty lag schon ziemlich lange auf dem Sub. Nach den eher durchwachsenen Meinungen lagen die Prioritäten diesbezüglich nicht besonders hoch.
Ganz spontan hab ich jetzt danach gegriffen und es in einem Zug verschlungen.

Der Schreibstil des Autors ist dabei absolut einnehmend und fesselnd.
Rachel steht hier mehr oder minder im Fokus.
Ich mochte sie sehr gern, auch wenn sie sich oft irrational verhalten hat, aber es handelt sich hier auch um eine Ausnahmesituation, in der man über seine eigenen Grenzen hinausgeht und zu unaussprechlichem in der Lage ist. Es ist überaus erschreckend und beängstigend, was man dabei über sich selbstherausfindet.
Ihre Entwicklung ist beachtlich, ebenso Petes.
Auch wenn die anderen Charaktere durchaus interessant gestaltet waren, so fehlte es Ihnen doch etwas an Tiefe und Intensität. So fokussiert sich diese Story doch eindeutig auf Rachel und ihr Leben. Da man sie überwiegend auch begleitet, baut man auch die meiste Verbindung zu ihr auf.

Der Titel ist hier wirklich Programm.
Brutal, erschreckend und zutiefst verstörend, womit man hier konfrontiert wird.
Dabei ist es überaus faszinierend, in welchen Stadien sich das menschliche Gehirn bewegt.
Ausweglosigkeit, Angst und pure Verzweiflung.
Akzeptanz, Wut und Durst nach Rache.
Denn hier wird mit den stärksten Ängsten des Menschen gespielt, mit so einer immensen Perfidität und einem Kalkül dahinter, dass dir förmlich schlecht wird.
Rachel ist das beste Beispiel, man kann förmlich dabei zusehen, wie sich ihre Persönlichkeit und ihr Verstand aufbäumen.
Dabei ist es schon brachial und drastisch, wie rasant und fast problemlos hier alles vonstatten geht. Da greift doch auch etwas die Fiktion.
Rachels Schicksal konnte mich jedoch unglaublich mitnehmen. Ihre Zerbrechlichkeit, ihre Zweifel und die tiefe Verzweiflung haben mich wahnsinnig mitgenommen. Zudem teilt man ihre Wut und Trauer.
Die Idee dahinter ist sehr clever und ist mir so noch nie begegnet. Dabei werden Schwachstellen in der menschlichen Psyche gesucht und effizient eingesetzt. Dabei ist schnell ein Muster erkennbar, das zutiefst erschütternd und verstörend ist.
Denn wann ist der Mensch am angreifbarsten? Genau, wenn er bereits am Tiefpunkt seines Lebens angekommen ist und am Boden liegt.
Die Hintergründe waren durchaus interessant. Aber trotz der Tiefe fehlte mir persönlich noch mehr Intensität und emotionale Bindung. Denn was sich hier abseits dessen herauskristallisiert, ist wirklich erschreckend.
Dabei spielt Empathie keine nennenswerte Rolle. Menschen, Schicksale sind unwichtig, sie dienen einzig der persönlichen Befriedigung. Daraus entsteht eine Kettenreaktion, die unaufhaltsam erscheint und gegen die man schier nicht ankommt.
Doch ist es wirklich so einfach, Menschen in diesem Ausmaß zu manipulieren und zu kontrollieren?
Fakt ist: der Autor hat hier ein rasantes, brutales und nervenaufreibendes Spektakel erschaffen, das unglaublich mitreißt.
Sowohl aus psychologischer, als auch aus menschlicher Hinsicht.
Dabei lassen wir da mal die Moral außer Acht, denn sonst würde man darunter zusammenbrechen.
Ja, es gibt Konflikte und Herausforderungen.
Und vieles scheint zu banal gelöst. Besonders wenn man bedenkt, wie gebrochen die Menschen bereits sind.
Nichtsdestotrotz hat mich dieses Gesamtpaket enorm mitgerissen und nicht zu Atem kommen lassen.

Fazit:
Adrian McKinty liefert mit „The Chain: Durchbrichst du die Kette, stirbt dein Kind“, ein nervenaufreibendes, brutales und kurzweiliges Spektakel erschaffen, dass enorm mitreißt.
Die Idee dahinter ist beängstigend.
Die Umsetzung ist faszinierend und interessant zugleich.
Ein interessanter Thriller, der nicht frei von Schwächen ist, mich aber enorm bei der Stange gehalten hat.
Brutal, verstörend und erschütternd.

Veröffentlicht am 07.04.2023

Beklemmend, düster und manipulativ

Das College
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Natürlich konnte ich mir auch das neue Buch von Ruth Ware nicht entgehen lassen.
Zumal sich „Das College“ einfach zu gut angehört hat.

Der Schreibstil der Autorin ist dabei sehr einnehmend und fesselnd.
Die ...

Natürlich konnte ich mir auch das neue Buch von Ruth Ware nicht entgehen lassen.
Zumal sich „Das College“ einfach zu gut angehört hat.

Der Schreibstil der Autorin ist dabei sehr einnehmend und fesselnd.
Die Atmosphäre sehr düster und beklemmend.
Interessant sind hier wirklich die Charaktere, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Die meiste Bindung baut man dabei zu Hannah auf, da man sie auch begleitet.
Aber Ruth Ware versteht es auch den anderen Charakteren sehr viel Leben und Fülle einzuhauchen. Dabei weiß man eigentlich nie, wer hier ein falsches Spiel treibt. Denn es könnte praktisch sein.
Neben Hannah haben mich auch Hugh, Will und April nicht losgelassen.
Dabei ist durchaus interessant zu werten, dass das Opfer ein absolutes Miststück war.
Manipulatorin und Intrigantin. Was es nicht unbedingt einfacher macht, den wahren Täter zu finden.

Der Einstieg fiel mir ehrlicherweise gar nicht mal so leicht. So viele Informationen und ich wusste nicht wirklich, was ich damit anfangen sollte. Außer dass die Autorin dabei ein sehr detailliertes Persönlichkeitsprofil von April erstellt und dem Leser vor Augen geführt wird, was sie eigentlich für eine Person war.
Hannah wirkt daneben fast blass und unscheinbar. Ich mochte sie jedoch wahnsinnig gern.
Allgemein ist Hannah einfach zu gut für alles.
Die erste Hälfte dieses Thrillers hat mich nur bedingt gut unterhalten. Natürlich war es spannend und erkenntnisreich. Für mich aber nicht spannend genug.
Zudem wechseln sich Gegenwart und Vergangenheit immer wieder ab. Die Kapitel waren dafür nicht allzu lang, was mir richtig gut gefallen hat.
In der zweiten Hälfte zog das Tempo und auch die Spannung enorm an.
Ruth Ware grub tiefer und mein Gott, das hat sie einfach großartig gemacht.
Die Fassaden begannen zu bröckeln.
Die Abgründigkeit, die Schwärze und das ganze Kalkül kamen zum Vorschein und ich war einfach nur sprachlos.
Es hat mich einfach nur niedergeschmettert, was da zum Vorschein kam. Das hätte ich niemals erwartet. Im Hinterkopf hatte ich diese Möglichkeit, verwarf sie jedoch immer wieder.
Neben all der Tragik und der Trauer, zeigt sie auch, wie effektiv manipuliert und intrigiert wird, ohne dass man dies nur kommen sieht.
Psychologisch absolut brillant.
Der Showdown war ein cleverer Schachzug und das Ende hat mir unglaublich gut gefallen.
Insgesamt hat es mich gut unterhalten, zählt aber nicht zu ihren besten Werken.

Fazit:
Auch mit „Das College“ konnte mich Ruth Ware wieder enorm gut unterhalten.
Beklemmend, düster und manipulativ.
Ein durchwachsener Thriller, der erst ab der Hälfte so richtig in die Gänge kommt, aber dann richtig austeilt.
Zumal die Twists erstklassig sind und der Showdown einfach nur phänomenal war.
Insgesamt ein guter Thriller, aber keins ihrer besten Werke.

Veröffentlicht am 03.04.2023

Mehr psychologischer Spannungsroman als Thriller

Das makellose Mädchen
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Seit erster Stunde lese und liebe ich die Bücher von Lisa Unger. Wobei ich gestehen muss, dass ihr letztes Buch schon eine Weile her ist.
An „das makellose Mädchen “ konnte ich auf keinen Fall vorbeigehen.

Der ...

Seit erster Stunde lese und liebe ich die Bücher von Lisa Unger. Wobei ich gestehen muss, dass ihr letztes Buch schon eine Weile her ist.
An „das makellose Mädchen “ konnte ich auf keinen Fall vorbeigehen.

Der Klappentext klang gar nicht mal so besonders herausragend. Aber trotzdem.
Zudem muss ich wirklich sagen, dass die Story komplett anders war, als ich es erwartet hätte.
Mehrmals habe ich mich beim lesen gefragt, wer wohl am meisten traumatisiert und zerbrochen ist.
Doch von vorn.
Ihr Schreibstil ist sehr speziell und nicht jeder kommt damit zurecht. Doch ich mag ihn einfach total. Dabei begleiten wir die meiste Zeit Wren. Erst im späteren Verlauf kommen noch weitere Charaktere hinzu.
Besonders in Wrens Persönlichkeit ist enorm viel Sorgfalt eingeflossen. Sie ist ein sehr vielschichtiger, aber auch extrem schwieriger Charakter. Unnahbar, kühl. Fast könnte man sogar sagen, sie hat verlernt zu fühlen.
Aber wenn man ihren Hintergrund bedenkt, so ist das gar nicht mal so unvorstellbar.
Irgendwann ist in ihr etwas unwiderruflich verloren gegangen. Sie ist kaputt. Das braucht man gar nicht schön reden. Wenn man bedenkt, womit sie ihr Geld verdient, ist das fast schon makaber. Aber jeder versucht auf seine Art zu heilen.
Dann haben wir noch Adam.
Ein Charakter, den ich überhaupt nicht greifen konnte. Nicht mal ansatzweise. Er war ständig präsent, da ja Wren auch mit zu ihm spricht. Er war ein Phantom, der sowohl Schrecken als auch Faszination verbreitete.
Die Nebencharaktere konnten ebenfalls für sich einnehmen, auch wenn sie mir etwas zu blass waren.
Ich kann nicht mal sagen, dass mir die Charaktere sympathisch waren.
Was mir dagegen wirklich naheging war schlichtweg die Thematik, die unglaublich beklemmend ist.

Lisa Unger befasst sich hier nicht nur mit einem Mordfall. Vordergründig geht es hier um Traumata, Verluste und deren Bewältigung.
Das bietet eigentlich schon genügend Stoff für eine richtig gute Story.
Doch das Ganze wird noch mit einem Vermisstenfall und der Suche nach dem Verdächtigen ausgebaut. Das hätte es in meinen Augen gar nicht mal gebraucht.
Thrill kam dabei nur wenig an.
Es ist schwer, drückend, aber trotzdem auch sehr spannend und nervenaufreibend.
Dabei ist das Buch in drei Teile gegliedert.
Dabei tauchen wir immer wieder in Gegenwart und Vergangenheit ein.
Vieles wirkte am Anfang etwas zusammenhanglos und wirr. Ich brauchte etwas, um mich da wirklich reinzufuchsen.

Dabei lässt die Autorin auch eine gewisse Subtilität walten.
Wren steht stets im Mittelpunkt. Ihr Leid, ihr Trauma, ihr Leben. Der Fokus lag teilweise etwas zu stark auf ihr. So das die anderen Charaktere nicht wirklich eine Chance hatten, aus ihrem Schatten hervorzutreten.
Trotzdem war die Handlung spannend und interessant. Die großen Wendungen gab es leider weniger. Da ich schon früh eine gewisse Ahnung hatte,worauf es hinausläuft und wer sich dahinter verbirgt.

Als Thriller würde ich es nur bedingt einstufen. Erst am Ende kam so richtig nervenaufreibende Spannung auf.
Viel eher gleicht es einem psychologischen Spannungsroman. Denn dieser Roman befasst sich in erster Linie mit den psychologischen Aspekten.
Die Autorin macht sehr gut klar, was der Mensch in dieser Phase durchlebt, mit welchen inneren Konflikten er zu kämpfen hat. Das man mehr existiert als lebt.
Die Hintergründe dabei waren äußerst interessant und erklärten einiges.
Menschlich gesehen konnte ich Wrens handlungsweise nicht immer nachvollziehen. Es grenzte fast an Selbstgeißelung.
Einige Fragen blieben leider etwas außen vor.
Insgesamt konnte mich dieser Roman wirklich fesseln und in seinen Abgrund ziehen, zumal hier alles aus Schatten zu bestehen scheint und nur selten Licht durchdringt.
Ich lege es gern ans Herz. Allerdings muss man sich darauf einlassen, damit es sich richtig entfalten kann.

Fazit:
Lisa Unger hat mit „Das makellose Mädchen “ einen richtig guten Roman geschrieben, der sich mit Traumata und deren Aufarbeitung beschäftigt.
Mehr psychologischer Spannungsroman als Thriller.
Sehr düster und beklemmend.
Zudem mit einer Thematik behaftet, die wirklich nahe geht.
Ich empfehle es gern weiter, allerdings muss man sich darauf einlassen können.

Veröffentlicht am 03.04.2023

Eindringlich mit sehr ernsten Themen behaftet

The Violence – Wie weit wirst du für deine Freiheit gehen?
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Auf "The Violence: Wie weit wirst du für deine Freiheit gehen?" von Delilah S. Dawson, hab ich mich mega gefreut.
Die Idee dahinter hat sich unglaublich gut angehört. So dass ich nicht lange überlegen ...

Auf "The Violence: Wie weit wirst du für deine Freiheit gehen?" von Delilah S. Dawson, hab ich mich mega gefreut.
Die Idee dahinter hat sich unglaublich gut angehört. So dass ich nicht lange überlegen musste.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr einnehmend und fesselnd, die Atmosphäre durchweg sehr beklemmend.
Im Prinzip haben wir es hier mit den Martin Frauen zu tun. Tochter, Mutter und Großmutter. Eine ziemlich interessante Konstellation, zumal man von allen dreien die Perspektiven erfährt, was mitunter ziemlich interessant zu beobachten war.
Auf die eine oder andere Weise mochte ich alle drei. Was aber vor allem an der unglaublich großen Charakterentwicklung lag.
Ella, Chelsea und Patty sind sehr starke Persönlichkeiten. Aber erst eine Gefahrensituation bringt sie dazu ,endlich über sich hinauszuwachsen und aus ihrer Rolle auszubrechen.
Daneben gibt es auch noch die Antagonisten, die aber in meinen Augen recht blass waren.

Auch wenn es in der Zukunft spielt, so hat dieser Roman doch relativ wenig Sci-Fi Elemente, was mich jedoch in keinster Weise gestört hat.
Stattdessen wird man mit Themen konfrontiert, mit denen wir tagtäglich zu kämpfen haben. Physischen und psychischen Missbrauch, Gewalt, Unterdrückung und (Tier-) Quälerei. Um es so mal kurz anzureißen. Wer mit diesen Themen nicht umgehen kann, sollte besser die Finger von diesem Roman lassen.
Mich hat diese Geschichte sofort in den Bann gezogen. Die Autorin schreibt so empathisch und lebendig, dass ich direkt in den Bann gezogen wurde.
Besonders Chelsea und Ella haben mich sofort begeistert mit ihrer Art und wie sie mit Konflikten umgegangen sind.
Brooklyn dagegen sorgte für eine sehr weiche Note und viel Gefühl.
Nach Covid wird hier ein weiterer Virus thematisiert. Der Violence Virus. Erschreckend realistisch, wenn man mal den ein oder anderen Aspekt ausklammert.
Gesellschaftlich führt das zu einer enormen Spaltung,was beileibe nichts neues ist.
Und wieder einmal aufzeigt, wie kalt und grausam diese Welt ist.
Chelsea hat dabei ihre eigene Art, mit dem Virus umzugehen.

Delilah S. Dawson hat eine ganz eigene Art für Spannung und Dramatik zu sorgen.
Dabei geht es wirklich unter die Haut und man fühlt enorm mit den Martins mit.
Spürt Hilflosigkeit, Verzweiflung und Wut.
Feuert sie regelrecht an, wie sie langsam ihre alte Haut abstreifen und zu sich selbst finden. Dabei hat jeder mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen.
Angst und Hoffnungslosigkeit sind dabei ein großer Bestandteil. Die Autorin spielt regelrecht mit den Ängsten ihrer Charaktere, aber wandelt es gleichzeitig in Stärke und Mut um.
Sie zeigt sehr eindringlich auf, dass sich nur etwas ändern kann, wenn du selbst etwas änderst.
Und das wird hier quasi regelrecht zelebriert.
Besonders Pattys Hintergrund hat vieles erklärt und mich auch menschlich sehr berührt.
Daneben wird einfach auch gezeigt, wie leicht man Menschen gefügig machen und sie isolieren kann. So dass sie immer mehr daran zerbrechen. Ein schleichender Prozess, der so viel in Gang setzt, ohne dass man es selbst bemerkt.

Im Mittelteil flacht die Spannung kurzzeitig etwas ab, was den Unterhaltungswert aber nicht trübte.
Der Showdown war mir allerdings zu schnell und flach. Das hätte man in meinen Augen noch weiter und dramatischer ausbauen können.
Insgesamt konnte mich die Autorin jedoch unglaublich begeistern und in den Bann ziehen. Auch wenn die Grundthematik sehr heftig ist.

Fazit:
Mit "The Violence: wie weit wirst du für deine Freiheit gehen?" hat Delilah S. Dawson einen beklemmenden und sehr nervenaufreibenden Roman geschrieben, der sehr unter die Haut geht.
Mit erstaunlich wenig Sci-Fi Elementen, dafür mit ernsten und wichtigen Themen behaftet und zudem punktet sie mit einer enormen Charakterentwicklung.
Mir hat er unglaublich gut gefallen, auch wenn er kleinere Schwächen hat.