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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.02.2022

Mehr Zeitgeschichte als Krimi

Im Schatten der Wende
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Im Oktober 1989 begleiten wir den jungen Polizisten Tobias Falck bei einem Einsatz gegen Demonstranten in Leipzig. Noch stellt er das DDR-Regime nicht in Frage und kann die Kritik an der DDR und ihren ...

Im Oktober 1989 begleiten wir den jungen Polizisten Tobias Falck bei einem Einsatz gegen Demonstranten in Leipzig. Noch stellt er das DDR-Regime nicht in Frage und kann die Kritik an der DDR und ihren Politikern nicht nachvollziehen. Doch die Überzeugung der Demonstrierenden und das Vorgehen der Staatsmacht gegen sie verunsichern ihn zutiefst.
Kurz nach dem Mauerfall tritt Tobias Falck seinen Dienst beim neu gegründeten Kriminaldauerdienst in Dresden an – und trifft mit seinem neuen Chef Hauptmann Schmidt und der Kollegin Stefanie Bach auf alte Bekannte aus seiner Zeit als Volkpolizist. Schmidt macht es ihm zunächst äußerst schwer, doch in Steffi Bach findet er eine nette Kollegin und Vertraute. Das KDD-Team hat jedoch auch mit einer ganz neuen Form von Kriminalität zu kämpfen, die es bisher so im Osten nicht gab: Drogenhandel, Prostitution, Mord auf offener Straße. Dazu kommen menschliche Tragödien wie z.B. die kleinen Kinder, die von ihren Eltern allein in der Wohnung zurückgelassen wurden, um in den Westen zu gehen.
Als die westdeutsche Kollegin Sybille Suderberg auftaucht und um Amtshilfe bei der Suche nach einem Auftragskiller bittet, knirscht es zunächst gewaltig. Ost- und westdeutsche Vorurteile werden aufgetischt und so manches Klischee bewahrheitet sich leider.
Die Ermittlungen schweißen die zusammengewürfelte Truppe jedoch allmählich zu einem wirklichen Team zusammen. Dabei ist die Entwicklung von Tobias Falck von einem eher naiven und gehorsamen zu einem kritischen und emanzipierten Menschen glaubhaft geschildert und wirkt authentisch. Der eigentliche Kriminalfall gerät dabei leider etwas in den Hintergrund und wirkt auch nicht ganz so überzeugend, sodass man schon eher von einem zeitgeschichtlichen Roman als von einem typischen Krimi sprechen könnte.

Veröffentlicht am 21.02.2022

Gelungener zweiter Grenzfall

Grenzfall - Ihr Schrei in der Nacht
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,,Grenzfall - Ihr Schrei in der Nacht" ist der zweite Teil der Reihe um die deutsche Ermittlerin Alexa Jahn und ihren österreichischen Kollegen Bernhard Krammer, dessen Handlung fast nahtlos an den ersten ...

,,Grenzfall - Ihr Schrei in der Nacht" ist der zweite Teil der Reihe um die deutsche Ermittlerin Alexa Jahn und ihren österreichischen Kollegen Bernhard Krammer, dessen Handlung fast nahtlos an den ersten Band anknüpft.
Während eines Schneesturms verschwindet In der Jachenau eine junge Frau auf dem Weg zu ihrem abgelegenen Elternhaus. Alexa Jahn und ihre Kollegen von der Kripo Weilheim ermitteln und stoßen auf zahlreiche Verdächtige. Da ist zum einen der gewalttätige Vater der verschwundenen jungen Frau, aber auch ein vorbestrafter junger Mann aus der Nachbarschaft. Kurz darauf verschwindet ein junges Paar, das sich erst kurz zuvor getrennt hatte.
Alexa Jahn hat noch mit den Nachwirkungen des letzten Falls zu kämpfen. Außerdem ist ihre Welt durch die Offenbarungen ihrer Mutter deutlich ins Wanken geraten. Nun weiß Alexa, dass Bernhard Krammer, der österreichische Kollege, dem sie in ihrem letzten Fall begegnet ist, ihr Vater ist. Doch Krammer ahnt davon noch nichts.
In Innsbruck ermittelt Krammer im studentischen Milieu. Aus dem Wohnheim sind zwei junge, muslimische Frauen verschwunden. Den Spuren im Wohnheim nach sind sie nicht freiwillig untergetaucht, sondern gewaltsam verschleppt worden. Bernhard Krammer fühlt sich an einen alten, ungelösten Fall erinnert, der ihn bis heute verfolgt. Und bald stellt sich heraus, dass die Fälle in der Jachenau und in Innsbruck zusammenhängen.
Die Auflösung gestaltet sich spannend und actionreich und beide, sowohl Alexa Jahn als auch Bernhard Krammer, geben alles und bringen sich selbst in tödliche Gefahr. Allerdings sind mir persönlich am Ende zu viele Täter und Mittäter involviert.
Leider ermitteln Alexa Jahn und Bernhard Krammer in diesem Fall erst sehr spät zusammen. Dabei beschäftigt vor allem Alexa Jahn, wie sie mit ihrem Vater, von dem sie bisher nichts geahnt hat, umgehen soll. Das wird sich wohl bald im dritten Band erweisen, auch wie Bernhard Krammer mit seiner ungewohnten Vaterrolle zurechtkommen wird.
Sehr gut gefallen hat mir der flüssige und unterhaltsame Schreibstil, die schnellen Orts- und Perspektivwechsel, die zur Dynamik und Spannungssteigerung beitragen. Auch die anschaulichen Landschaftsbeschreibungen und Darstellung der regionalen Eigenheiten tragen zu einem unterhaltsamen Leseerlebnis bei.

Veröffentlicht am 20.02.2022

Die Geier

Boom Town Blues
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Patsy Logan, Kommissarin des Münchner LKA, nimmt sich eine Auszeit in der Heimat ihres irischen Vaters. In Dublin findet sie bei ihrer pragmatischen Cousine Unterkunft und versucht, sich von ihrer kriselnden ...

Patsy Logan, Kommissarin des Münchner LKA, nimmt sich eine Auszeit in der Heimat ihres irischen Vaters. In Dublin findet sie bei ihrer pragmatischen Cousine Unterkunft und versucht, sich von ihrer kriselnden Ehe und ihrer beruflichen Krise zu erholen. Doch als in der österreichischen Botschaft eine junge deutsche Praktikantin mit Blausäure vergiftet wird, wird Patsy zu den Ermittlungen hinzugezogen. Das ist den irischen Ermittlern zwar überhaupt nicht recht, doch Patsys Killerinstinkt ist geweckt. Zusammen mit dem österreichischen Botschaftskollegen Sam Feurstein, einer interessanten Persönlichkeit und einem guten Gegenpol zu Patsys undiplomatischem Charakter, stößt sie bei ihren Recherchen auf sogenannte Vulture Hunters, Finanz-Geier, die Menschen in Not in den Ruin treiben. Zu Zeiten des Wirtschaftsbooms in Irland haben viele Menschen Häuser gebaut oder gekauft und hohe Kredite aufgenommen. In der nachfolgenden Krise verloren sehr viele allerdings ihre Arbeit und konnten die immer höheren Kreditraten nicht mehr zahlen. Die Vulture Hunters übernahmen scheinbar großzügig die Kredite, anschließend auch die Immobilien, und zahllose Menschen stehen nun vor dem Nichts. Doch nicht alle lassen sich diese seelenlose Ausbeutung gefallen…..
Patsy Logan mit ihrer schnoddrigen Art wächst einem schnell ans Herz, da sie auch mit ihrer privaten Situation, ihrem Liebesleben, aber auch mit ihrer familiären Vergangenheit zu kämpfen hat. Dabei wirkt sie neben ihrer Coolness auch sehr verletzlich und authentisch.
Der zum Teil schnoddrige Schreibstil, der sarkastische und selbstironische Humor tragen neben der spannenden und glaubwürdigen Handlung zu einer äußerst unterhaltsamen Lektüre bei.

Veröffentlicht am 16.02.2022

Das Syndicat

Blutgold
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Die Stadt Berlin in den Jahren nach dem 1. Weltkrieg ist geprägt von politischen Wirren. Kommunisten, Kaisertreue, rechte Freikorps-Brigaden und Offiziere, die ihre eigene Macht und ihren Reichtum mehren ...

Die Stadt Berlin in den Jahren nach dem 1. Weltkrieg ist geprägt von politischen Wirren. Kommunisten, Kaisertreue, rechte Freikorps-Brigaden und Offiziere, die ihre eigene Macht und ihren Reichtum mehren wollen, kommen sich in die Quere.
Die Brüder Sass suchen ihr Glück in illegalen Geschäften. Bei einem ihrer Beutezüge in der Silvesternacht im Hotel Adlon werden sie Zeugen eines Mords. Nur mit knapper Not können sie sich im Nebenzimmer verstecken und machen dabei die Bekanntschaft der jungen Gräfin Romanowa. Auch sie ist auf der Suche nach Geld und Glück und gibt sich als Nachfahrin des Zaren aus. Unterstützt werden die Brüder bei ihren Aktivitäten von ihrer tatkräftigen Tante Toni, zu der sich auch der Polizeikommissar Paul Konter vom Präsidium Alexanderplatz hingezogen fühlt, was sich als durchaus vorteilhaft für das Syndicat der Gebrüder Sass erweist …
In ,,Blutgold“ wird der Leser zum Zeitzeugen einer historischen Umbruchsstimmung. Die Atmosphäre in der Großstadt Berlin wird anschaulich und authentisch beschrieben. Allerdings bleiben die Figuren teilweise noch etwas blass, was sich in einem Folgeband ja aber noch ändern kann.

Veröffentlicht am 16.02.2022

Historischer Wohlfühlkrimi

Mord auf dem Eis
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Im Wien der 20er Jahre ist Eislaufen groß in Mode. Der Wiener Eislaufverein bietet nicht nur den professionellen Sportlern ein Trainingsgelände, sondern auch Jung und Alt einen vergnüglichen und erschwinglichen ...


Im Wien der 20er Jahre ist Eislaufen groß in Mode. Der Wiener Eislaufverein bietet nicht nur den professionellen Sportlern ein Trainingsgelände, sondern auch Jung und Alt einen vergnüglichen und erschwinglichen Zeitvertreib. Auch Ernestine und ihr Freund, der Apotheker Anton, vergnügen sich dort beim Rundtanz. Allerdings ist dabei eher Ernestine die treibende Kraft, Anton lässt sich eher durch die Kuchenstücke danach im Café der Eisbahn locken.
Doch als eine junge, ehrgeizige und offenbar sehr unbeliebte Eiskunstläuferin in einer Umkleidekabine der Eisbahn erschlagen wird, ist Ernestines Neugier geweckt und sie ermittelt auf ihre ganz eigene Weise, was auch zu durchaus humorvollen Situationen führt. Damit kommt Ernestine durch ihre naseweise Art natürlich weiter als die ermittelnde Polizei.
Man merkt, dass die Autorin Beate Maly das Wien der frühen 20er Jahre sehr gut recherchiert hat. Sehr authentisch werden die Atmosphäre und die Lebensumstände der Zeit veranschaulicht. Ein netter, unterhaltsamer und spannender Krimi, der ohne allzu viel Gewalt auskommt.