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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.11.2021

Für Kenner der Reihe top

Die Früchte, die man erntet
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Im 7. Band der Reihe des genialen Autorenduos Hjorth und Rosenfeldt ist der Kriminalpsychologe Sebastian Bergman, der nun wahrlich kein Menschenfreund ist, endlich zur Ruhe gekommen. Zu seiner Tochter ...

Im 7. Band der Reihe des genialen Autorenduos Hjorth und Rosenfeldt ist der Kriminalpsychologe Sebastian Bergman, der nun wahrlich kein Menschenfreund ist, endlich zur Ruhe gekommen. Zu seiner Tochter Vanja hat er inzwischen ein einigermaßen gutes Verhältnis und er genießt besonders die Zeit, die er mit seiner Enkelin Amanda verbringen darf. Die schlimmen Alpträume, die ihn seit dem Verlust seiner Frau und seiner Tochter beim Tsunami 2004 allnächtlich plagten, suchen ihn nur noch selten heim. Aus der Reichsmordkommission ist er ausgeschieden, dafür arbeitet er als Psychologe und Therapeut, was ihn allerdings eher langweilt. Als ihn jedoch ein Australier aufsucht, um seine Erlebnisse während des Tsunamis 2004 zu verarbeiten, werden alte Wunden wieder aufgerissen.
Vanja Lithner hat inzwischen die Leitung der Reichsmordkommission übernommen und steht vor ihrem ersten, schwierigen Fall. In der beschaulichen schwedischen Kleinstadt Karlshamn werden innerhalb weniger Tage drei Menschen von einem Heckenschützen erschossen. Die Opfer scheinen keinerlei Verbindung zueinander zu haben.
In diesem Fall wissen wir als Leser mehr als die Ermittler, da uns die Täter in einer Nebenhandlung vorgestellt werden. Spannend ist dies dennoch, da die Motive der Täter erst nach und nach erläutert werden.
Im letzten Drittel des Krimis wendet sich der Fokus Billy zu, IT-Spezialist der Reichsmordkommission und Vanjas bester Freund. Er hütet ein düsteres Geheimnis, das nur Sebastian kennt. Jetzt, wo Billy bald Vater von Zwillingen wird, will er mit seiner dunklen Vergangenheit abschließen, doch das ist nicht so einfach, und Sebastian behält Billy immer im Auge…..
Nach einer langen Pause hat mich dieser 7.Band des schwedischen Autorenduos wieder begeistert. Die Figuren gehen neue Verbindungen ein und entwickeln sich stetig weiter. Dazu sollte man allerdings die Vorgängerbände gelesen haben, um die persönlichen Konflikte und Verwicklungen zu durchschauen. Die Krimihandlung ist wie immer geschickt konstruiert und hochspannend. Und am Ende verraten uns zwei Cliffhanger, dass man auf den nächsten Band sehr gespannt sein darf.

Veröffentlicht am 27.11.2021

Eigenwillig

Betongold
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Josef Frey, jahrzehntelang Mordermittler in München, wird durch eine bösartige Krankheit frühzeitig in den Ruhestand gezwungen: Morbus Bechterew, eine Krankheit, die zu einer Verkrümmung der Wirbelsäule ...


Josef Frey, jahrzehntelang Mordermittler in München, wird durch eine bösartige Krankheit frühzeitig in den Ruhestand gezwungen: Morbus Bechterew, eine Krankheit, die zu einer Verkrümmung der Wirbelsäule führt und den Betroffenen dazu zwingt, gebeugt und mit großen Schmerzen durchs Leben zu gehen.
Um den Schmerzen zu entkommen, macht Frey endlose Spaziergänge durch München und raucht Cannabis, was ihm den Beinamen Smokey eingebracht hat.
Als sein alter Freund Schanninger, der als Immobilienhai viel Geld verdient hat, tot in einer Baugrube gefunden wird, macht Frey sich auf die Suche nach der Wahrheit. Dabei stößt er auch auf Dinge, die er bisher über seinen Freund aus Jugendtagen nicht wusste. Dabei kommen immer wieder auch Erinnerungen an frühere Zeiten auf, als Frey, Schanninger und der Dritte im Bunde, Matthias Hinterkammer, noch recht unbeschwert in die Zukunft blickten, bevor alle drei völlig unterschiedliche Wege einschlugen.
Auch wenn es um ein Verbrechen geht, das am Ende aufgeklärt wird, handelt es sich bei ,,Betongold“ nicht um einen Krimi im eigentlichen Sinne, sondern eher um eine etwas nachdenkliche, teils wehmütige, teils humorvolle Erzählung über Freundschaft und Feindschaft, Liebe und Enttäuschung, Glück und Unglück, Macht und Geld usw.
Die vielen bayerische Wendungen und die umgangssprachliche Ausdrucksweise sind sehr gewöhnungsbedürftig und sicher nicht jedermanns Sache. Allerdings passt der Stil sehr gut zu den eigenwilligen Protagonisten und dem Schauplatz München.

Veröffentlicht am 25.11.2021

Immer auf der Suche nach Recht und Gerechtigkeit

Feind des Volkes
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Der aufrechte und etwas sturköpfige Hauptmann Max Heller war für seine Vorgesetzten noch nie bequem. Auf der Suche nach Recht und Gerechtigkeit stößt er immer wieder an die Grenzen des gerade geltenden ...

Der aufrechte und etwas sturköpfige Hauptmann Max Heller war für seine Vorgesetzten noch nie bequem. Auf der Suche nach Recht und Gerechtigkeit stößt er immer wieder an die Grenzen des gerade geltenden politischen Systems. Doch in diesem letzten Band hat sich die Situation noch etwas verschärft. Nicht nur, dass Heller kein Vertrauen in seinen Vorgesetzten Appelt hat und dieser ihm ständig neue Steine in den Weg legt, auch Heller selbst zeigt sich aggressiver und widerborstiger.

1959 werden in einer Rasthütte in einem Waldstück bei Dresden zwei Tote gefunden. Max Heller und seine Kollegen sollen den Fall möglichst rasch und möglichst ohne Aufsehen aufklären. Schnell wird er von seinem Vorgesetzten in die Schranken verwiesen und sehr bald ist auch die Stasi mit im Spiel. Ein autistischer junger Mann kommt da als Verdächtiger gerade recht. Dieser gesteht auch gleich die Tat, um endlich in Ruhe gelassen zu werden. Heller ist zwar keineswegs von diesem Geständnis überzeugt, kann aber nichts weiter tun.
Als er jedoch zwei Jahre später ein Paket mit Beweismaterial aus diesem alten Mordfall erhält, weiß Heller, dass der falsche Mann im Gefängnis sitzt. Der wahre Täter ist zurück und fordert Heller zu einem Spiel um Leben und Tod heraus. Damit geraten auch Heller und seine Familie in tödliche Gefahr.
Wie immer bei Goldammers Krimireihe um Max Heller spielt der historische Hintergrund eine große Rolle. 1961 spitzt sich die Lage in der DDR zu, viele Menschen verlassen die DDR in Richtung Westen. Auch Heller und seine Frau Karin standen schon einmal vor dieser Entscheidung. Doch jetzt wird der Bau der Berliner Mauer heimlich vorbereitet, und für eine Flucht könnte es bald zu spät sein.
Dieser letzte Fall führt die Reihe um Max Heller, die 1944 in der Bombennacht in Dresden begonnen hatte, zu einem runden Abschluss.
Allerdings erscheint dieser Fall und seine Auflösung etwas überkonstruiert, auch ein paar Figuren weniger hätten der Handlung meiner Meinung nach gutgetan. Doch die Figur Max Hellers, seine Gedanken, Zweifel, seine Gefühle in Bezug auf seine Heimat und seine Familie, stehen für mich stärker im Vordergrund, weshalb ich auch diesen letzten Band gerne gelesen habe.

Veröffentlicht am 24.11.2021

Solide Unterhaltung

Dem Tod auf den Fersen
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Detective Tracy Crosswhite kehrt nach der Elternzeit gerade erst wieder in ihren Beruf zurück. Da ihre alte Stelle aber zur Zeit besetzt ist, wird sie zur Cold Case-Abteilung abgeschoben. Ihr Chef hofft ...

Detective Tracy Crosswhite kehrt nach der Elternzeit gerade erst wieder in ihren Beruf zurück. Da ihre alte Stelle aber zur Zeit besetzt ist, wird sie zur Cold Case-Abteilung abgeschoben. Ihr Chef hofft wohl auch, sie so irgendwann ganz loszuwerden. Doch Tracy springt der Fall eines seit Jahren vermissten Mädchens ins Auge. Da sie selbst erst vor kurzem Mutter geworden ist, lässt sie dieser Fall nicht los, da sie den Eltern endlich Gewissheit geben will.
Als jedoch eine junge Joggerin verschwindet, unterstützt Tracy Crosswhite ihren Kollegen Kinsington Rowe. Ihre Ermittlungen führen sie in einen Park in der Nähe einer ruhigen Wohngegend im Norden Seattles. Dort stoßen sie auf Spuren, Blut und Anzeichen eines Kampfes. Doch von der jungen Frau fehlt jede Spur.
Interessant an diesem Krimi ist, dass der Leser schon sehr bald mit den Tätern bekannt gemacht wird. Dies ist der Spannung jedoch keineswegs abträglich, da man erst nach und nach erfährt, wie und warum sie die Joggerin entführt haben und welche Pläne sie verfolgen.
Die Konstruktion des Plots mit zwei ganz unterschiedlich gelagerten Fällen, den verschiedenen Perspektiven, teils überraschende Wendungen und Tracys Privatleben, ihre Zweifel und Probleme bieten eine solide Unterhaltung. Allerdings ist Tracy für meinen Geschmack zu amerikanisch-heldenhaft, das Ende zu rosarot überzuckert, um realistisch zu sein. Da wäre weniger mehr gewesen.

Veröffentlicht am 22.11.2021

Überraschend anders

Eifersucht
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Fans der Harry Hole-Reihe seien vorgewarnt. Hier zeigt sich der Autor von einer ganz und gar anderen Seite als in seinen Kriminalromanen.
Der Band ,,Eifersucht“ vereint sieben unterschiedlich lange Erzählungen ...


Fans der Harry Hole-Reihe seien vorgewarnt. Hier zeigt sich der Autor von einer ganz und gar anderen Seite als in seinen Kriminalromanen.
Der Band ,,Eifersucht“ vereint sieben unterschiedlich lange Erzählungen zum titelgebenden Thema: die Eifersucht, eines der stärksten Gefühle, eines der zentralsten Motive für Verbrechen. Doch die Geschichten sind keine Krimis, auch wenn Verbrechen durchaus eine Rolle spielen.
Anders als bei seinen Krimis beginnen die Geschichten eher gemächlich, fast ertappt man sich schon dabei, dass einen, wie z.B. in der ersten Geschichte ,,London“ das etwas enttäuschende Gefühl beschleicht, die Handlung plätschere mehr so dahin und zack – kommt eine völlig unvorhergesehene Wendung. Und da zeigt sich das wahre Können des norwegischen Erfolgsautors, dass er den Leser immer wieder überraschen kann!
Am nachhaltigsten wirkt die längste der Erzählungen, ,,Eifersucht“ in der der Athener Ermittler Nikos Balli, Spezialist für das Mord-Motiv Eifersucht, auf der Insel Kalymnos, den vermissten Kletterer Julian suchen soll. Julian und sein Zwillingsbruder Franz hatten sich in dasselbe Mädchen, Helena, verliebt. Nach einem Streit wurde Julians Handtuch am Strand gefunden. Balli stößt bei seinen Ermittlungen auf immer mehr Hinweise, dass Franz seinen Bruder aus Eifersucht getötet haben könnte, nicht zuletzt, da Helena den offeneren Julian bevorzugt hatte. Doch dann wird Julian gefesselt und völlig entkräftet in einer Höhle gefunden, dafür fehlt nun von Franz jede Spur. Dieser hinterlässt nur eine Waffe. Balli, früher selbst Kletterer, wird durch die Ermittlungen auch mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert, die sich nun nicht mehr verdrängen lässt.
Jo Nesbo zeigt sich hier weniger actionreich, philosophischer, vielleicht auch altersweiser (?), woran man sich etwas gewöhnen muss. Doch wenn man sich erst einmal auf die Geschichten einlässt, wird man belohnt.