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Veröffentlicht am 19.09.2019

Sturni auf Abwegen

Pariser Enthüllungen - Kommissar Sturnis zweiter Fall
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Kommissar Antoine Sturni, Elsässer durch und durch, wird nach Paris versetzt. Glücklicherweise nur für drei Monate, da für ihn der Nabel der Welt in Straßburg liegt und Sturni seine neue Freundin Margaux ...



Kommissar Antoine Sturni, Elsässer durch und durch, wird nach Paris versetzt. Glücklicherweise nur für drei Monate, da für ihn der Nabel der Welt in Straßburg liegt und Sturni seine neue Freundin Margaux und seinen Sohn Christian zurücklassen muss. Sturnis Chef entsendet ihn an eine Spezialeinheit, die korrupte Machenschaften in der französischen Atomindustrie aufdecken soll. Nun hat aber Antoine Sturni von dieser Materie so gar keine Ahnung und er wundert sich, warum ausgerechnet er zu dieser ,,Spezialeinheit" geschickt wird. Bald stellt sich heraus, dass die meisten Mitglieder dieser Einheit praktisch nichts tun und stattdessen ihre befristete Zeit in der Hauptstadt genießen. Gerade, als Antoine Stunri beginnt, sich in Paris wohlzufühlen und mit seiner Mitbewohnerin die Geheimtipps der Metropole erkundet, wird aus dem Canal Saint-Martin ein Toter gefischt. Sturnis Ermittler-Instinkt erwacht. Als er dann auch noch herausfindet, dass der Name des Toten in seinen bisher lustlos durchgeblätterten Atomindustrie-Akten steht, macht er sich auf eigene Faust an die Ermittlungen. Damit begibt er nicht nur sich selbst in Gefahr.
,,Pariser Enthüllungen" ist der zweite Fall für den etwas behäbigen, gemütlichen und sympathischen Elsässer. Allerdings dauert es recht lange, bis die eigentliche Krimihandlung einsetzt, da man zunächst sehr ausführlich an Sturnis ersten Paris-Erlebnissen teil hat. Auch sind manche Szenen für meinen Geschmack zu slapstick-mäßig, z.B. als Sturnis Mutter zu Besuch kommt, um den Eiffelturm zu besichtigen. Für Sturni ist der Fall, der sich zu einer atomaren Katastrophe für Frankreich und ganz Europa ausweiten könnte, eigentlich ein paar Nummern zu groß. Allerdings ist er auch eher der Anti-Held, der mehr zufällig als gezielt so manche Gefahr umschifft, bis er endlich wieder in sein geliebtes Straßburg zurückkehren kann.
Ein unterhaltsamer Krimi, dem ein bisschen mehr Spannung aber durchaus gut tun würde.

Veröffentlicht am 18.09.2019

Exzellente Unterhaltung

Dead Lions
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Wer’s britisch und etwas bizarr mag, ist bei ,,Dead Lions“, dem 2. Band um die Agenten-Außenstelle des MI5, genau richtig. Jackson Lamb, Chef der Gurkentruppe, schart um sich diejenigen Agenten, die es ...


Wer’s britisch und etwas bizarr mag, ist bei ,,Dead Lions“, dem 2. Band um die Agenten-Außenstelle des MI5, genau richtig. Jackson Lamb, Chef der Gurkentruppe, schart um sich diejenigen Agenten, die es beim eigentlichen Geheimdienst so vergeigt haben, dass sie nun im Slough House aufs Abstellgleis abgeschoben wurden. Hier werden sie mit langweiligen und völlig sinnfreien Aufgaben betraut, in der Hoffnung, dass sie irgendwann von selbst den Dienst quittieren. Allerdings gibt es ein paar wenige unter ihnen, die unbedingt zum richtigen MI5 zurückkehren und sich beweisen wollen. Zwei der in Anlehnung ihrer Arbeitsstätte zynisch als Slow Horses bezeichneten Mitarbeiter wittern ihre große Chance, als sie den Auftrag erhalten, einen russischen Oligarchen bei seinem Geschäftsaufenthalt in London zu schützen. Ihnen wird bald klar, dass dies keine leichte Aufgabe ist. Und offenbar wurden sie als ,,Lahme Gäule“ bewusst für diese gefährliche Aufgabe ausgewählt. Denn nicht nur der russische Oligarch, sondern auch Mitarbeiter des Geheimdienstes spielen ein doppeltes Spiel.
Jackson Lamb geht unterdessen dem rätselhaften Tod eines früheren Geheimdienstmitarbeiters aus Zeiten des Kalten Krieges nach.
Er behandelt seine Untergebenen wie auch generell seine Mitmenschen wie den letzten Dreck, dennoch ist er keine völlig unsympathische Figur. Bequem und träge, aber überaus intelligent, erkennt er die komplexen Zusammenhänge und versteht es meisterhaft, seine Gegner und auch den Leser immer wieder hinters Licht zu führen.
Schrullige Charaktere, teils merkwürdige und schräge Dialoge machen den Witz dieser Lektüre aus. Wer den ersten Teil ,,Slow Horses“ nicht gelesen hat, wird sich zu Beginn etwas schwer tun. Dennoch kann der Agentenkrimi durch die wendungsreiche Handlung, aber auch durch den Wortwitz, originelle Metaphern und eine sehr anschauliche, teils auch derbe Sprache bestens unterhalten.

Veröffentlicht am 30.08.2019

Zu viele Wendungen

Verratenes Land
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Greg Iles Südstaaten-Roman beginnt stark, schon der erste Abschnitt verspricht Spannung und extreme Emotionen: ,,Ich hatte nie vor, meinen Bruder zu töten. Ich hatte nie die Absicht, meinen Vater zu hassen. ...

Greg Iles Südstaaten-Roman beginnt stark, schon der erste Abschnitt verspricht Spannung und extreme Emotionen: ,,Ich hatte nie vor, meinen Bruder zu töten. Ich hatte nie die Absicht, meinen Vater zu hassen. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich meinen eigenen Sohn beerdigen würde.“ Doch der Leser erfährt erst nach und nach, was es mit diesen Ereignissen, die Marshall McEwan hier zu Beginn andeutet, auf sich hat.
McEwan, hochkarätiger Journalist und Pulitzer-Preisträger, kehrt nach fast dreißig Jahren nach Bienville, Mississippi zurück, um seine Mutter bei der Pflege des schwerkranken Vater zu unterstützen. Zumindest redet er sich selbst dies ein, denn auch Jet, seine große erste Liebe aus Jugendtagen, hat ihn nie losgelassen. Mit ihr hat er seit einigen Wochen eine Affäre. Prekär dabei ist, dass Jet mit Marshalls Kindheitsfreund Paul Matheson verheiratet ist. Und Paul ist der Sohn des mächtigen Max Matheson, Mitglied des Bienville Poker Clubs, einem Zusammenschluss von sehr reichen, einflussreichen und skrupellosen Männern, der die Geschicke der Stadt seit Jahrzehnten oder sogar Jahrhunderten lenkt.
Als McEwans väterlicher Freund Buck Ferris tot aus dem Mississippi gezogen wird, ist schnell klar, dass er nicht einfach ertrunken ist. Offenbar wurde er erschlagen. als er archäologische Grabungen auf dem Gelände angestellt hat, auf dem bald eine chinesische Papierfabrik gebaut werden soll. Dieses Bauprojekt soll Bienvilles Zukunft sichern, Arbeitsplätze und sehr viel Geld für die Stadt und natürlich auch für den Poker Club bringen. Als Marshall erkennt, dass sowohl die Polizei als auch die Gerichtmedizin die Ermittlungen nur schlampig durchführen, um Buck Ferris Tod möglichst schnell unter den Teppich kehren zu können und das Bauvorhaben nicht zu gefährden, ermittelt er auf eigene Faust. Im Zentrum seines Interesses steht dabei der mächtige Poker Club und Marshall bringt sich dabei in große Gefahr.
,,Verratenes Land“ ist durchaus spannend, allerdings in meinen Augen kein Thriller, sondern eher ein Roman über Schuld, Gewissen, Macht und Moral und dadurch auf jeden Fall lesenswert. Marshall McEwans Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend, an seinen verstorbenen Bruder, die stummen Schuldzuweisungen und das schwierige Verhältnis zu seinem Vater haben mich mehr berührt als die actionreichen Passagen.
McEwan manövriert sich durch seine Nachforschungen, aber auch durch seine persönlichen Verstrickungen in gefährliche Situationen, doch immer wieder wendet sich das Blatt. Diese Überraschungsmomente tragen den Leser eine ganze Weile durch den fast 900 Seiten starken Roman. Doch irgendwann langweilen diese Wendungen, da sie nicht mehr überraschend und nicht mehr allzu realistisch wirken und die Handlung für meinen Geschmack damit unnötig verkomplizieren und in die Länge ziehen.
Hier wäre weniger mehr gewesen.

Veröffentlicht am 31.07.2019

Starker erster Fall

Die Stille des Todes
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Vitoria im Baskenland ist der Schauplatz dieses spannenden Krimis. Während der Feierlichkeiten zum Dia del Blusa werden in der Kathedrale zwei Leichen gefunden: ein Mann und eine Frau, völlig nackt und ...



Vitoria im Baskenland ist der Schauplatz dieses spannenden Krimis. Während der Feierlichkeiten zum Dia del Blusa werden in der Kathedrale zwei Leichen gefunden: ein Mann und eine Frau, völlig nackt und die Hände wie in einer zärtlichen Geste auf die Wange des anderen gelegt. Inspector Unai López de Ayala, Profilingexperte bei der Kriminalpolizei in Vitoria, erinnert sich sofort an eine Serie von gleichartigen Verbrechen, die vor 20 Jahren die Stadt erschütterten. Damals waren vier Doppelmorde begangen worden, zwei Neugeborene, zwei Fünfjährige, zwei Zehn- und zwei Fünfzehnjährige waren in genau derselben Stellung tot aufgefunden worden. Der Täter, auf den alle Indizien hinwiesen, war ausgerechnet Tasio Ortiz de Zárate, der berühmteste und beliebteste Archäologe des Landes. Überführt und festgenommen wurde er von seinem Zwillingsbruder Inspector Ignacio Ortiz de Zárate! Tasio sitzt seit nunmehr zwanzig Jahren für diese Verbrechen im Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses, hatte aber immer seine Unschuld beteuert. Ist der erneute Doppelmord, dieses Mal an zwei Zwanzigjährigen, von einem Nachahmungstäter verübt worden. Oder hat Tasio aus dem Gefängnis heraus den Mord in Auftrag gegeben?
Für Inspector Ayala und seine Kollegin Esti beginnt ein nervenaufreibender Fall, der beide auch privat an ihre Grenzen bringt.
Der Krimi beginnt mit einem ungewöhnlichen Prolog: Ayala erzählt in der Ich-Form, wie er mit einer Kugel im Kopf auf das Geschehen zurückblickt. Doch dies nimmt keineswegs zu viel vorweg. Die Ermittlungen führen Inspector Ayala und seine Kollegin immer wieder auf neue Spuren. Tasio bietet aus dem Gefängnis heraus Ayala sogar seine Mithilfe an, doch weiß der Inspector nicht, ob er ihm trauen kann. Genauso wird man als Leser immer wieder auf neue Verdächtige und falsche Spuren gelockt, was die Spannung stetig hochhält.
Eingeschoben sind Kapitel, die ein Geschehen aus den 70er Jahren um Doctor Urbina und seine verbotene Leidenschaft für eine Patientin erzählen. Erst nach und nach setzen sich die Mosaiksteinchen dieser Vorgeschichte zu einem schlüssigen Zusammenhang mit der eigentlichen Handlung zusammen.
Verwirrend sind zu Beginn die vielen baskischen Begriffe und die zahlreichen und sehr langen Namen, Abhilfe schaffen hier aber ein Personenregister und ein Glossar am Ende des Buches. Teils merkwürdig, teils etwas hölzern empfinde ich manche Dialoge. Überraschend, allerdings auch etwas überladen ist die Auflösung am Ende. Hier hätten etwas weniger Verwicklungen gereicht. Gut gefallen hat mir die Beschreibung der historischen Bauwerke der Stadt Vitoria, der Atmosphäre, besonders während der Feierlichkeiten, aber auch die Schilderung des Lebens auf dem Lande, was der Krimihandlung eine charakteristische, unverwechselbare Note gibt.
,,Die Stille des Todes“ ist der starke erste Fall für Inspector Ayala, zwei weitere Bände erscheinen bald.

Veröffentlicht am 21.07.2019

Kann man lesen...

Mord in den Schären
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Dennis Wilhelmsson, Polizist bei einer Eliteeinheit in Göteborg, braucht eine Auszeit, die er auf seiner Heimatinsel Smögen an der beschaulichen schwedischen Westküste verbringt. Als Unterkunft mietet ...


Dennis Wilhelmsson, Polizist bei einer Eliteeinheit in Göteborg, braucht eine Auszeit, die er auf seiner Heimatinsel Smögen an der beschaulichen schwedischen Westküste verbringt. Als Unterkunft mietet er sich ein altes Fischerboot, da die Preise für Ferienwohnungen im Sommer unbezahlbar sind. Seine attraktive Vermieterin Gunnel scheint zudem ein Auge auf Dennis geworfen zu haben...
Doch mit Dennis Wilhelmssons Ruhe und Erholung ist es schnell vorbei, als im Hafenbecken eine Leiche gefunden wird. Denn der örtliche Polizeidirektor fällt aus familiären Gründen aus, sodass Wilhelmsson mehr oder weniger gezwungenermaßen die Ermittlungen übernimmt. Für die junge und engagierte Polizeianwärterin Sandra Haraldsson ist dies zunächst ein Lichtblick und ein großes Abenteuer, da auf der idyllischen Insel ansonsten wenig Aufregendes passiert. Als plötzlich ein weiterer Mann verschwindet, der nicht nur Dennis Wilhelmssons Jugendfreund, sondern auch Kollege des Ermordeten ist, wissen die Ermittler, dass sie es mit einem gefährlichen Mörder zu tun haben.
Die Handlung ist durchaus spannend, da man immer wieder auf falsche Fährten gelockt wird und immer wieder neue Verdächtige in den Fokus rücken. Allerdings erscheint manches auch etwas unprofessionell bzw. unrealistisch und zu konstruiert, vor allem zum Ende hin.
Die Einschübe aus der Vergangenheit über die Strandsitzerfamilie sind zwar interessant, für die Krimihandlung aber eher unerheblich und wirken dadurch etwas aufgesetzt. Es scheint, als wolle man diesen Kniff anderer schwedischer Erfolgsautorinnen kopieren.
Unterhaltsam, aber noch etwas unausgewogen.