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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.11.2023

Komplex, aber sehr lesenswert

Glutspur
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Die Polizistin Liv Jensen gibt nach einem Vorfall, von dem man zunächst nur andeutungsweise erfährt, ihre Stelle in Aalborg auf und geht nach Kopenhagen. Dort versucht sie sich als selbständige Privatdetektivin ...


Die Polizistin Liv Jensen gibt nach einem Vorfall, von dem man zunächst nur andeutungsweise erfährt, ihre Stelle in Aalborg auf und geht nach Kopenhagen. Dort versucht sie sich als selbständige Privatdetektivin über Wasser zu halten. Ihr früherer Mentor Petter Bohm von der Kopenhagener Kriminalpolizei will Liv unterstützen und übergibt ihr einen Fall, den er selbst zu den Akten legen musste, der ihn aber immer noch nicht loslässt. Vor drei Jahren wurde der Kulturjournalist Gert Linde in seiner Wohnung erdrosselt. Der Täter wurde bis heute nicht gefunden. Parallel dazu wird die Geschichte von Hannah erzählt, bei der Liv seit kurzem zur Untermiete wohnt. Hannahs Bruder Daniel hat sich vor wenigen Monaten das Leben genommen, was Hannah völlig aus der Bahn geworfen hat. Sie versucht zu verstehen, was ihren Bruder zu der Tat getrieben hat. Gleichzeitig gerät Hannahs Nachbar Nima Ansari, ein iranischen Automechaniker, der sich auf Oldtimer spezialisiert hat, unter Mordverdacht. Seine ehemalige Geliebte wurde getötet. Nach und nach wird deutlich, dass alle drei Fälle zusammenhängen. Offenbar will jemand verhindern, dass etwas aus der Vergangenheit ans Licht kommt und ist bereit, dafür sogar zu morden….
Die Autorin lässt sich viel Zeit mit der Geschichte. Zahlreiche Figuren und komplexe Informationen werden in der Handlung miteinander verflochten. Mir persönlich hat das sehr gut gefallen, auch wenn die Spannung dadurch nicht durchgängig hoch ist. Livs Ermittlungsarbeit wird detailreich geschildert, durch den ständigen Perspektivenwechsel erhält man immer nur ein kleines Puzzlestück. Die Figuren wirken authentisch, gerade dann, wenn sie unsicher sind. Interessant ist auch immer wieder das Aufeinandertreffen der drei Hauptfiguren, das sicherlich im 2. Band eine Fortsetzung finden wird.

Veröffentlicht am 14.11.2023

Philosophie des Reisens

Schrecklich schön und weit und wild
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Der Autor Matthias Politycki ist eigentlich Romancier und Lyriker, doch als leidenschaftlicher Reisender hat er viel erlebt. In diesem Buch geht es nicht um Reisetipps im eigentlichen Sinne. Vielmehr ...



Der Autor Matthias Politycki ist eigentlich Romancier und Lyriker, doch als leidenschaftlicher Reisender hat er viel erlebt. In diesem Buch geht es nicht um Reisetipps im eigentlichen Sinne. Vielmehr lässt uns der Autor teilhaben an seinen sehr persönlichen Erfahrungen und Gedanken zum Thema Reisen. Warum reisen wir überhaupt? Was empfinden wir als Abenteuer und wie erzählen wir zuhause davon?
Ein interessantes und lesenswertes Buch für jeden, der gerne reist, dies aber nicht nur zum reinen Vergnügen tut.
Etwas störend ist die alte Rechtschreibung.

Veröffentlicht am 08.11.2023

Die Spionin, die in die Kälte ging

Wie Sterben geht
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Andreas Pflügers Stil ist gewöhnungsbedürftig – rasant, fast schon abgehackt, mit schnellen Szenenwechseln wie im Actionfilm. Vieles wird nur angedeutet, die Dialoge sind äußerst knapp gehalten, sodass ...

Andreas Pflügers Stil ist gewöhnungsbedürftig – rasant, fast schon abgehackt, mit schnellen Szenenwechseln wie im Actionfilm. Vieles wird nur angedeutet, die Dialoge sind äußerst knapp gehalten, sodass die Lektüre kein erholsamer Spaziergang ist, was das Thema an sich schon verbietet.
Nina Winter arbeitet zu Beginn der 80er Jahre beim BND und wertet Spionage-Informationen aus. Doch dann wird sie vom Schreibtisch weggeholt. Pilger, ein mysteriöser Agent des BND in Moskau, fordert explizit sie als seine neue Führungsoffizierin an. Obwohl Nina für diesen Posten eigentlich gar nicht ausgebildet ist, sieht sie, dass dies die Chance ihres Lebens ist. Dank ihrer sehr guten Russisch-Kenntnisse gibt es für sie keine sprachlichen Hürden, zudem reizt sie offensichtlich das Abenteuer. Auch hält sie nichts in München, da sie mit ihren Eltern nur wenig Kontakt hat.
In Moskau trifft sie Rem Kukura, den Pilger, von dem sie alle Raffinessen der Spionage erlernt. Doch so wie Kukura seit Jahren eine Doppelexistenz führt, muss auch Nina Winter eine andere werden, um in dem gefährlichen Netz des KGB, der Stasi und auch BND-Leuten, die für alle möglichen Seiten arbeiten, nicht unterzugehen.
Ich gestehe, dass ich das Buch gleich zweimal hintereinander gelesen habe, da mir beim ersten Lesen nicht alle Zusammenhänge und Verbindungen zwischen den Personen klar wurden. Zwar weiß man dann beim zweiten Durchgang, wie es ausgeht. Dennoch war es immer noch spannend und zudem erschlossen sich einige Aspekte erst dann so richtig. Nina Winter ist jedoch eine schwierige Protagonistin. Ihre Emotionen werden oft nur angerissen, ihr Kampfgeist, ihr Mut und ihre Selbstdisziplin dagegen sind extrem ausgeprägt, sodass man kaum mit ihr mitfühlen kann, sondern sie eher als Super-Heldin wahrnimmt. Hier hätte mir eine ,,menschlichere“ Version besser gefallen.

Veröffentlicht am 04.11.2023

Enttäuschender Schlussteil

Beuteherz
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Annie Ljung hat ihr Heimatdorf Lockne in Nordschweden vor vielen Jahren verlassen, nun kehrt sie für einen Besuch bei ihrer an Demenz erkrankten Mutter zurück.
Was genau Annie Ljung dazu getrieben hat, ...

Annie Ljung hat ihr Heimatdorf Lockne in Nordschweden vor vielen Jahren verlassen, nun kehrt sie für einen Besuch bei ihrer an Demenz erkrankten Mutter zurück.
Was genau Annie Ljung dazu getrieben hat, ihre Heimat zu verlassen, erfährt der Leser nur nach und nach in vereinzelten Andeutungen und Informationshäppchen. Annie selbst hat die Vergangenheit so gut es ging verdrängt. Inzwischen arbeitet sie in Stockholm als Sozialarbeiterin und hilft vor allem misshandelten Frauen. Ihren Besuch in Lockne will Annie nur sehr kurz halten, doch dann verschwindet die 17-jährige Saga, die Tochter ihres Cousins, und Annie fühlt sich verpflichtet, ihren Verwandten zu helfen. Sie beschließt, auf eigene Faust nach Sage zu suchen muss sich dabei auch ihrer eigenen Vergangenheit stellen.
Der Fall ist wirklich spannend, da Annies eigene Geschichte nur ganz allmählich aufgedeckt wird. Zudem ergeben sich immer neue Verdächtige, sodass die Spannung stetig steigt. Allerdings fand ich die Auflösung am Ende etwas hektisch und nicht ganz schlüssig, so als ob die Autorin das Buch schnell hätte zu Ende bringen müssen. Schade, denn das wird dem Großteil des Buches nicht gerecht.

Veröffentlicht am 25.10.2023

Deutsch-dänische Kooperation

Taubenschlag
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Die dänische Ermittlerin Lykke Teit wird nach Flensburg geholt, um das Team ihres deutschen Kollegen Rudi Lehmann bei einem rätselhaften Fall zu unterstützen. Da die beiden schon in ihrem ersten Fall ...


Die dänische Ermittlerin Lykke Teit wird nach Flensburg geholt, um das Team ihres deutschen Kollegen Rudi Lehmann bei einem rätselhaften Fall zu unterstützen. Da die beiden schon in ihrem ersten Fall ,,Gezeitenmord“ sehr gut zusammengearbeitet haben und sich freundschaftlich verbunden sind, ist für beide die Freude groß, dass sie wieder zusammen ermitteln dürfen.
Während in Berlin in einem alten Bunker die Leichen einer Familie gefunden wird, die offenbar auf der Flucht war, werden zur gleichen Zeit in Norddeutschland alte Menschen brutal ermordet. An einen Stuhl gefesselt, mit einer blutenden toten Taube auf dem Schoß, werden sie aufgefunden. Offenbar wurden die Opfer vor ihrem Tod gefoltert. Bald verdichten sich die Hinweise, dass die Toten mit der Stasi zu tun hatten. Geht es dem Mörder um Rache? Doch weshalb erst jetzt, nach so vielen Jahren? Für Rudi Lehmann wird der Fall plötzlich persönlich, da er mit seiner familiären Vergangenheit konfrontiert wird.
Der Fall ist spannend und schlüssig. Angenehm ist auch, dass es zwischen Rudi und Lykke keine Konkurrenz oder konfliktreiche Spannungen gibt, sondern die beiden sich sehr gut ergänzen und harmonisch zusammenarbeiten. Allerdings fehlt dadurch auch etwas Reibungsfläche und Witz bei den Dialogen. Dennoch kann ,,Taubenschlag“ gut unterhalten und da schaut man auch über die etwas dünne Begründung für die länderübergreifende Zusammenarbeit gerne hinweg.