Dark World
Dark WorldDer Verlag schreibt auf der Rückseite des Buches “Ein fesselnder Thriller in einer Welt, die schon morgen die unsere sein könnte”. Ich finde mit diesem Satz setzt der Verlag die Latte verdammt hoch. Und ...
Der Verlag schreibt auf der Rückseite des Buches “Ein fesselnder Thriller in einer Welt, die schon morgen die unsere sein könnte”. Ich finde mit diesem Satz setzt der Verlag die Latte verdammt hoch. Und ich habe mir, gerade durch diesen Satz, von dem Buch extrem viel versprochen. Irgendwie war das auch der ausschlaggebende Satz, dass ich dieses Buch überhaupt lesen wollte. Und kurz gesagt das Buch hat schon das gehalten, was dieser Satz versprochen hat. Nur eine Sache fand ich nicht ganz so gut. Dazu komme ich aber gleich im Anschluss.
Ich mag es sehr, wenn die Autoren sich eine Geschichte ausdenken, die einerseits so weit weg und andererseits doch so nah ist. Wenn die Autoren etwas nehmen, was schon längst Realität ist und daraus etwas bauen, was eigentlich nicht sein kann. Naiv gesehen, denn bisher ist die Realität nie weit weg gewesen.
Dieser Mix aus einer Sekte, die wirklich krass ist und dann der Großstadt aus der Zukunft, die genauso krass ist. Und beides gehört zusammen und auch wieder nicht. Es ist der Wahnsinn, was die Autorin hier für ein Setting geschaffen hat.
Taema und Tila ist extrem gute Charaktere, die sehr gut durchdacht sind. Ich hatte die ganze Zeit überlegt, ob es überhaupt wichtig ist, dass die beiden siamesische Zwillinge sind. Ob es überhaupt relevant für die ganze Geschichte ist. Eigentlich stelle ich es ungerne in Frage, was sich ein Autor bei solchen Dingen denkt. Aber hier wollte ich wirklich wissen, warum. Warum ist es so wichtig, dass die beiden siamesische Zwillinge sind. Und ja, die Autorin hatte gute Gründe das so zu wählen. Wie tiefgründig die Charaktere sind, das hat mich wirklich beeindruckt.
Nicht nur die beiden Mädchen sind so tiefgründig, sondern auch die restlichen Charaktere. Es kommen nicht viele vor, aber die die da sind, die sind am richtigen Platz.
Ich mag den Schreibstil der Autorin wirklich richtig gerne. Sie hat es geschafft mich in die Geschichte zu ziehen und mich darin fest zu halten. Irgendwie war das doch gar nicht so unrealistisch, wie man behaupten könnte. Ja, es spielt in der Zukunft, aber irgendwie war es jetzt nicht so als würde ich es ihr nicht abkaufen. Sie beschreibt auch unglaubliches extrem realistisch und gerade das mag ich an solchen Büchern unheimlich gerne. Wenn der Autor mir solch Dinge gut “verkaufen” kann.
Sehr genial finde ich allerdings, dass aus beiden Sichten erzählt wird. Zum Einen von Taema, die aller lebt und der wir folgen. Und zum Anderen Tila, die uns viele Fakten aus der Vergangenheit erzählt. Schon sehr cool, wie beides zusammen läuft.
Wie oben schon geschrieben gibt es eine Sache, die mir nicht so gut gefallen hat. Und das ist so schade! Die Autorin hat so viel Tiefe und Liebe in die Ausarbeitung der Charaktere gesteckt. Aber leider dabei ein extremes Tempo in den Ablauf der ganzen Geschichte gesteckt. Ich hätte mir etwas weniger Geschwindigkeit gewünscht. Teilweise passieren die Dinge so schnell und man hat noch gar nicht ganz begriffen was da los ist, da war die Szene auch schon wieder vorbei. Gerade das große Finale war so schnell vorbei, dass ich erstmal sacken lassen musste. Irgendwie war mir das einfach zu schnell. Viel zu schnell erledigt und viel zu schnell passiert.
Und gerade das macht es für mich so schwer, dieses Buch bis zur letzten Seite zu lieben. Ich hätte gerne viel mehr gelesen. Und auch ein wenig mehr von dem Hintergrund erfahren. Es wird zwar aufgeklärt, was passiert und wieso das alles passiert. Aber das große Warum, das fehlt mir. Wie ist es überhaupt dazu gekommen?
Trotzdem ist dieses ein sehr genialer Thriller, der ohne viel Blut auskommt. Er ist ein wenig Psycho, aber nicht so doll. Ich kann den Thriller jeden empfehlen, der gerne Geschichten aus der Zukunft lesen mag und sich nicht so an Thriller rantraut.