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Veröffentlicht am 08.10.2023

Inspirierende und bewegende Kurzbiographien

Weltbewegerinnen 2
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Im nun erschienenen zweiten Band des Autorinnenduos über Frauen, die mit ihrem Leben und ihrem Tun nicht nur Zeichen setzten, sondern etwas in Bewegung setzten, werden Frauen aus unterschiedlichen Kontinenten ...

Im nun erschienenen zweiten Band des Autorinnenduos über Frauen, die mit ihrem Leben und ihrem Tun nicht nur Zeichen setzten, sondern etwas in Bewegung setzten, werden Frauen aus unterschiedlichen Kontinenten und aus verschiedenen zeitlichen Epochen, teilweise aus längst vergangenen Jahrhunderten vorgestellt.
Hatte ich zunächst eine chronologische Abfolge erwartet, so wurden jeweils zwischen 5 und 7 Frauenporträts unter individuellen Überschriften zusammengefasst. So gibt es Porträts, für die beispielsweise der Titel "Engel der Vergessenen", "Unerhört!", "Mehr als "Die Frau von"" oder auch "Mutiger Widerstand" gewählt wurde. Jeweils eine sehr interessante und gelungene Zusammenstellung, wobei mir manche Frau bekannt war, ich andere mit ihrem Leben und Wirken neu kennenlernen konnte.
Für jede Kurzbiographie wurde eine bezeichnende kurze Überschrift gewählt, die bereits neugierig auf den folgenden Text macht. Zudem enthält jedes Porträt ein persönliches und bezeichnendes Zitat der jeweiligen Frau. Auf relativ wenigen Seiten werden die wichtigsten und entscheidenden Eckpunkte ihrer Leben, die dazu führten, "dass die Welt bewegt wurde" aufgezeigt. Zudem enthält jedes Porträt ein Bild der vorgestellten Frau, teil als Photographie, teils als Zeichnung. Dies vor allem der Zeit geschuldet, in der einzelne Frauen lebten. Die letzte Seite jeder Biographie schließt mit einzelnen kleinen und unterschiedlichen Graphiken ab – ein kleines, aber wunderschönes Detail, das ich bewundernd und auch berührend zur Kenntnis genommen habe.
Eine Vielzahl von Frauen, teils aus verschiedenen Jahrhunderten, aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Stellungen und Kulturkreisen, mit und ohne Ausbildung – ich war überrascht, wen ich alles entdecken konnte und welche Einblicke mir in ihre Persönlichkeit ermöglicht wurden.
Zudem ein sehr wertiges gebundenes Buch mit einem festen Einband und einem sehr treffenden und bezeichnenden Cover, das lohnt, auf sich wirken zu lassen.
Die in dieser Zusammenstellung enthaltenen Frauenporträts wurden dem alljährlichen Frauen-Taschenkalender der beiden Autorinnen entnommen – nach Lektüre dieses Buches nun ein Grund, mich von diesem Kalender durch das kommende Jahr begleiten zu lassen. Wird doch in diesem Kalender jeden Monat eine Frau porträtiert, die etwas Außergewöhnliches gewagt und erreicht hat.

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Veröffentlicht am 18.09.2023

Interessanter und unterhaltsamer Generationenroman

Der Weg ins Apfelreich
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Nun ist der letzte Band der s.g. Jahreszeiten-Saga um die drei Schwedinnen Vanya, Sally und Josephine und das Bed & Breakfast von Sallys.
Für mich der erste Band dieser Saga und hatte dadurch natürlich ...

Nun ist der letzte Band der s.g. Jahreszeiten-Saga um die drei Schwedinnen Vanya, Sally und Josephine und das Bed & Breakfast von Sallys.
Für mich der erste Band dieser Saga und hatte dadurch natürlich einige Probleme, mich gerade mit den verschiedenen Charakteren bekannt zu machen. Doch trotz dieser (selbst verursachten) Probleme hat mir der Roman sehr gut gefallen und mich dazu bewogen, auch die beiden vorhergehenden Bücher zu erwerben.
Dank eines angenehmen und leichten Schreibstils lässt sich die Geschichte sehr gut lesen. Authentische und liebenswerte Charaktere in Form der Großmutter Vanya, Malerin, deren Tochter Sally, Bed & Breakfast – Betreiberin, und wiederum deren Tochter (und damit Vannys Enkelin) Josefin, die gemeinsam mit ihrem Ehemann einen alternativen Hof bewirtschaftet.
Drei Frauen aus drei unterschiedlichen Generationen mit individuellen Charaktereigenschaften und Lebenswegen – gekonnt und überzeugend in Szene gesetzt. Wobei ich als besonders bereichernd empfunden habe, dass auch das Dorfleben mit seinen ganz speziellen Eigenarten Berücksichtigung gefunden hat. Vielfach – zumindest für mich – verbunden mit einem gewissen Erinnerungswert, wenn man selbst in einem kleinen Ort und nicht in einer (Groß-)Stadt aufgewachsen ist.
Spannend nun auch die Aufklärung der familiären Vergangenheit, um die gerade Vanya geheimnisvoll geschwiegen hat. Dadurch finden sich viele Erklärungen und auch die Aussicht auf Versöhnung und Heilung.
Eine gelungene kurzweilige Auszeit, die mich trotz fehlender Vorkenntnisse, in ihren Bann gezogen und überzeugt hat.

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Veröffentlicht am 18.09.2023

Die gemeinsamen Tage sind gezählt

Und wir tanzen, und wir fallen
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Angesprochen durch die für mich etwas ungewöhnliche Covergestaltung in Verbindung mit der kurzen Inhaltsangabe sowie eine kurze Leseprobe hatte ich mich für die Lektüre dieses Romans entschieden.
Ein für ...

Angesprochen durch die für mich etwas ungewöhnliche Covergestaltung in Verbindung mit der kurzen Inhaltsangabe sowie eine kurze Leseprobe hatte ich mich für die Lektüre dieses Romans entschieden.
Ein für mich sehr emotionales Thema, die Begleitung einer austherapierten Freundin mit deren ersten wichtigen Entscheidung, sich in ein Hospiz zu begeben. Eine schwierige und belastende Ausgangsituation und es braucht nicht viele Worte um sich vorzustellen, mit welchen Gefühlen und Gedanken dieser Aufenthalt begleitet wird.
In persönlicher Erinnerung an Familienangehörige mit lebensverkürzenden Erkrankungen hatte ich eine berührende und tiefgründige Geschichte erwartet, auch wenn der Schreibstil als locker leicht beschrieben werden kann.
Was mich aber immens gestört hat war die Rollenverteilung im Romangeschehen, da nach meiner Einschätzung nicht die todkranke Edi sondern deren beste Freundin Ash im Fokus stand. Für Edi, Mitte dreißigheißt es Abschied nehmen von ihrem kleinen Sohn und ihrem Ehemann – ein Prozess, der neben der mit ihrer Krankheit verbunden physischen Belastungen auch eine ungeheuer große psychische Belastung darstellt. In meinen Augen bewundernswert, wie sich Edi diesen Herausforderungen stellt und sie meistert.
Auf der anderen Seite dann ihre beste Freundin seit gefühlten Ewigkeiten: Ash, mit der sie nicht nur vieles verbindet, sondern mit der sie auch vieles erlebt und durchgestanden hat. Für Ash selbstverständlich, ihrer Freundin auch in ihren letzten Lebenstagen oder –wochen zur Seite zu stehen und ihr einen verhältnismäßig "normalen" Alltag zu bieten. Dabei hat mich allerdings Ashs Leben und ihre Lebensgewohnheiten außerhalb ihrer Betreuung von Edi bzw. außerhalb des Hospizes mehr und mehr irritiert bzw. gestört. So erschließt sich mir in keinster Weise, aus welchem Grund ausgerechnet ihre in dieser Zeit gelebten Sexualität von so großer Bedeutung ist, dass sie in einer Geschichte, in der Sterbebegleitung thematisiert werden soll, im vorgefundenen Ausmaß Berücksichtigung finden musste.
Ich hatte mehr, deutlich mehr und auch anderes erwartet und habe das Buch enttäuscht und unbeendet zur Seite gelegt.

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Veröffentlicht am 17.09.2023

Die erste Liebe bleibt trotz Trennung

Das Collier mit der Herzblume
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Die Autorin legt ihrem Roman, der auf zwei Zeitebenen spielt, eine ungewöhnliche Blume zu Grunde: die s.g. Herzblume, auch unter der Bezeichnung "Tränendes Herz" bekannt. Diese Blume findet sich nicht ...

Die Autorin legt ihrem Roman, der auf zwei Zeitebenen spielt, eine ungewöhnliche Blume zu Grunde: die s.g. Herzblume, auch unter der Bezeichnung "Tränendes Herz" bekannt. Diese Blume findet sich nicht nur bereits auf dem Cover des gut 420 Seiten starken Romans wieder, sondern wurde in jede Kapitelüberschrift des Romans eingefügt. Eine Blume und deren Verwendung im vorliegenden Roman haben mich sofort angesprochen und neugierig gemacht – aus dem einfachen Grund, weil mir diese Blume bestens bekannt ist und persönliche Erinnerungen daran geknüpft sind.
Nach diesen einleitenden Worten nun mein Eindruck über einen Roman, der mich bereits von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen hat. Beginnend in der Gegenwart und dem Beginn einer gemeinsamen Reise der inzwischen gut 90jährigen Hauptprotagonistin Charlotte und ihrer knapp zwanzigjährigen Enkelin Hanna aus London in den ehemaligen deutschen Heimatort Charlottes, ein kleines sauerländisches Dorf namens Hangeck. Dieser Ort musste einige Jahre nach Charlottes Wegzug einem Stausee weichen und ist aktuell nach Ablauf des Stauseewassers wieder zu sehen. Eine durchaus ungewöhnliche aber sehr kreative Romanidee, mit der gekonnt Auswirkungen der Ereignisse des Kriegsjahres 1943 in die aktuelle Zeit verknüpft werden.
Die Autorin schildert in einer allerdings relativen kurzen Zeitebene aus der Sicht der damals fünfzehnjährige Charlotte, ihrer gleichaltrige Freundin Ilse und dem um zwei Jahre ältere Paul auf sehr eindrückliche, empathische und auch bewegende Weise die letzten Sommermonate der drei Freunde im Jahr 1943. Dabei gelingt es der Autorin, die Unbeschwertheit dieser Teenagerzeit aber auch den neuen Gefühlen von Verliebtheit auf eine leichte und authentische Weise zu vermitteln. Aber auch die kriegsbedingten Gefahren aufzuzeigen, von denen der kleine Ort bisher verschont wurde aber nun doch immer näher rücken. Verschiedene Themen finden dabei zum Teil auf bedrückende Weise Berücksichtigung: das Verstecken von Juden und sich die dadurch ergebenden zunehmenden familiären Konflikte, Denunziantentum, das "Verschwinden" jüdischer Mitbewohner, die unerwartete Einberufung von vom Kriegsdienst zurückgestellten Männern, die Unbedachtheit und Unüberlegtheit von Ilse, deren aus Eifersucht geborener Plan letztendlich tödliche Folgen nach sich zieht.
Die zweite Zeitebene des Romans ist der Gegenwart gewidmet und man begegnet einer über viele Jahrzehnte geprägte charakterstarken und selbstbewussten Charlotte. Obwohl sie bereits 1943 ihren Heimatort verlassen hat und kurz nach Kriegsende nach England umgezogen ist, kann sie ihrer Enkelin mit detaillierten Schilderungen und Erinnerungen das Dorf, so wie es einst war, wieder auferstehen lassen. Durch eine zufällige Begegnung und mit zeitlichem Verzug gelingt sogar ein Treffen mit Paul, dem Freund und der ersten Liebe aus Kindertagen. Beide geprägt durch die individuellen Erfahrungen, Entscheidungen, Schicksalsschläge der vielen Jahre der Trennung haben sich beide natürlich weiterentwickelt – ob aber die einstigen Gefühle zueinander diese lange Zeit überstanden haben, soll hier nicht verraten werden. Allerdings so viel, dass es der Autorin gelungen ist, diese beiden "in die Jahre" gekommenen Protagonisten lebensecht und authentisch darzustellen und man sich sehr gut und leicht mit ihnen identifizieren kann. Teilweise amüsante Aufeinandertreffen, teils aber auch harte Auseinandersetzungen – mit sehr viel Verständnis und Einfühlungsvermögen zu Papier gebracht.
Ein Roman, der mich von der ersten Seite an begeistert hat. Der über einen leichten Schreibstil und doch anspruchsvolle und spannende Themen behandelt. Obwohl zwei verschieden Zeitebenen, werden diese auf eine harmonische und problemlose Weise miteinander verbunden. Ein wirklich gelungener, abwechslungsreicher und auch spannender Roman, den ich sehr gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 25.08.2023

Liebesgeschichten mit besonderem Hintergrund

Die Davenports – Liebe und andere Vorfälle
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Eine temporeiche, ereignis- und auch abwechslungsreiche Lesereise in das Leben von vier jungen Frauen Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts in Chicago. Sie müssen sich nicht nur mit den alltäglichen Fragen ...

Eine temporeiche, ereignis- und auch abwechslungsreiche Lesereise in das Leben von vier jungen Frauen Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts in Chicago. Sie müssen sich nicht nur mit den alltäglichen Fragen und Problemen Heranwachsender der oberen Gesellschaftsschicht oder auch des Hauspersonals herumschlagen – nein, ein weiterer zur damaligen Zeitpunkt erschwerender Umstand kommt hinzu: alle vier Frauen verfügen über eine dunklere Hautfarbe, was durchaus zu weiteren Problemen führen kann.
Ein wunderschönes stimmiges Gesamtbild von unterschiedlichen Charakteren, aktuellen Lebensumständen, Hoffnungen und konkreten Plänen werden durch die beiden Schwestern Olivia und Helen, Ruby, beste und engste Freundin von Olivia und Amy-Rose, Dienstmädchen auf Freeport Manor, dem hochherrschaftlichen Anwesen von Olivias und Helens Familie, ins Leben gerufen. Dabei sollte noch erwähnt werden, dass dem Vater von Olivia und Helen als ehemaliger Sklave nicht nur die Flucht bis nach Chicago gelungen war, sondern dass er ein sehr erfolgreiches Unternehmen aufbauen konnte, das ihm und seiner Familie ein luxuriöses Leben ermöglicht.
Olivia lernt man kurz vor ihrer Einführung in die Gesellschaft kennen und fiebert geradezu ihrem ersten Auftritt entgegen. Auch wenn sie meint, bereits vor diesem großen Tag einen geeigneten Kandidaten für Heirat und Familie in der gleichen Gesellschaftsschicht gefunden zu haben, gerät sie durch die Bekanntschaft mit dem Bürgerrechtler Washington DeWight ins Grübeln …
Helen, ihre um einige Jahre jüngere Schwester, entspricht in Gedanken und Lebensführungen so gar nicht, was sich für eine wohlhabende junge Frau schickt: neugierig und wissbegierig gilt ihr einziges Interesse der Autowerkstatt ihres Bruders, da sie sich zunehmend technisches Wissen aneignet und anwenden kann – sehr zum Leidwesen der Eltern, die auch für sie eine Heirat in gesicherten gehobenen Kreisen vorsehen. Turbulent und für sie zunächst unerklärlich die Anziehungskraft von Lawrence auf sie, sollte sich sein Interesse doch laut Plan der Eltern auf Olivia richten …
Ruby muss ihrer Freundin Olivia gegenüber ein Familiengeheimnis wahren, was ihr zunehmend schwerer fällt. Werden doch die finanziellen Mittel durch die Kandidatur ihres Vaters sehr in Mitleidenschaft gezogen, was durch ihre Heirat mit einem finanzkräftigen Ehemann wieder ins Lot kommen soll. Wäre da nicht der liebenswerte Harrison, der dem Schwiegersohn-Ideal der Eltern in keinster Weise entspricht …
Amy-Rose, aufgewachsen und später als Dienstmädchen auf Freeport Manor tätig, spart jeden Cent, den sie erübrigen kann, um sich ihren größten Traum eines eigenen "Haarsalons' zu erfüllen. Ein Laden ist bereits gefunden, wären da nicht die mit dem sich nahenden Abschied verbundenen Erinnerungen an die gemeinsame Kinder- und Jugendzeit mit den drei Davenportskindern, allen voran John, der eine Autowerkstatt betreibt, sehr zum Missfallen seines Vaters, der in diesem Geschäftszweig keine großen Erfolgsaussichten sieht.
Wie unschwer zu erkennen ist, finden sich verschiedene Geschichten zur ersten Liebe, bei denen man sich so manches mal ein Lachen nicht verkneifen kann. Aber auch Abschnitte, die zu Tränen rühren, wobei gerade diese Episoden auf eine wunderschöne und empathische Weise beschrieben werden. Ohne "zu dick" aufzutragen und mit sehr viel Raum für die eigene weiterführende Vorstellungskraft.
Den ganzen Roman umschwebt dank des flüssigen Schreibstils eine gewisse Leichtigkeit. Allerdings werden auch ernste Themen wie Rassismus, das Rollenverständnis von Mann und Frau, Klassenunterschiede mitberücksichtigt und vermitteln ein eindrucksvolle Bild in Lebensverhältnisse und Probleme einer wohlhabenden dunkelhäutigen Familie

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