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Veröffentlicht am 13.05.2020

Ein dramatisch und tragisches Buch! Klare Empfehlung.

Die Geschichte der Baltimores
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Inhalt

Bevor die Katastrophe die Familie einholte gab es die Goldmans aus Baltimore und die Goldmans aus Montclair. Talent, Geld, Erfolg, ein prachtvolles Heim und zwei begabte Söhne. Das war es, was ...

Inhalt

Bevor die Katastrophe die Familie einholte gab es die Goldmans aus Baltimore und die Goldmans aus Montclair. Talent, Geld, Erfolg, ein prachtvolles Heim und zwei begabte Söhne. Das war es, was die Baltimores vorzuweisen hatten. Die Montclairs waren sehr viel weniger glamourös und zu ihnen gehörte Marcus Goldman, der inzwischen ein erfolgreicher Schriftsteller ist. All seine Sommer verbrachte er bei den Baltimores und hatte das Gefühl, für sie wie ein dritter Sohn zu sein.
Acht Jahre nach der Katastrophe, beginnt Marcus nun, die Geschichte der Baltimores niederzuschreiben. Und erst jetzt kann er erkennen, was die wahren Gründe für all die schrecklichen Ereignisse waren.


Nachdem ich im Februar „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ gelesen habe war klar, dass Joël Dicker für mich die Neuentdeckung des Jahres 2020 sein wird. Ich habe die Geschichte sehr geliebt, konnte es kaum aus der Hand legen und deshalb habe ich dann recht schnell auch zu seinem zweiten Roman „Die Geschichte der Baltimores“ gegriffen. Und auch dieses Buch ist bei mir wirklich sehr gut angekommen.

„Die Geschichte der Baltimores“ ist gleichzeitig auch die Geschichte von Marucs Goldmans Kindheit. Den berühmten Schriftsteller kennt man bereits aus „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“, denn dort schreibt er die Geschichte seines Mentors auf. Dort erfährt man wenig über sein Leben vor dem College und Joël Dicker holt dies in seinem zweiten Werk nach. Er führt uns in die Familie Goldman ein.
Zwei Brüder, die unterschiedlicher nicht sein können. Zwei Familien, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Auf der einen Seite die Goldmans aus Montclair mit Marcus und seinen Eltern und auf der anderen Seite die Goldmans aus Baltimore. Sie sind reich, leben in einem großartigen Haus und haben zwei perfekte Söhne, die in Marcus Alter sind.
Als Kind verbringt Marcus seine Sommer in Baltimore bei seiner reichen Familie. Er möchte sich zugehörig fühlen, will selbst ein solch perfektes Leben führen. Seine Cousins lassen sich die Unterschiede zwischen ihnen nicht anmerken und das macht ihn umso glücklicher.
Hillel ist genauso alt wie Marcus, die beiden trennen nur wenige Monate. Er ist schmächtig, fast dürr aber überaus intelligent und forsch. Er scheint einfach alles zu wissen, kann sich sehr gewählt ausdrücken und kennt seine Rechte. Gleichzeitig hat er große Schwierigkeiten mit Autoritäten, wenn etwas nicht ganz so läuft, wie er es sich vorgestellt hat, dann verliert er jegliches Interesse, wird anstrengend und bockig. Hillel ist kein einfaches Kind und gleichzeitig doch liebenswert.
Woody ist in Wirklichkeit kein Goldman, sondern ein Kind, welches von seinen Eltern verstoßen wurde. Seine Mutter ist schon sehr früh abgehauen und sein Vater kümmerte sich nur sporadisch um ihn, bis er eine neue Frau fand und sich dann fast ganz von ihm zurückzog. Woody ist das komplette Gegenteil von Hillel. Er ist groß, kräftig gebaut und muskulös. Er ist nicht dumm aber keineswegs so intelligent wie sein Ziehbruder. Viele Konflikte, in die er gerät, löst er mit Gewalt, was ihn mehrmals in brenzlige Lagen bringt. Saul Goldman, Hillels Vater und ein guter Anwalt, hilft ihm immer und immer wieder aus der patsche, bis er den Jungen aufnimmt und ihm klarmacht, dass er sein Leben wegwirft, wenn er immer wieder straffällig wird.
Hillel und Woody verstehen sich blendend, sie verbringen jede Minute miteinander und gemeinsam mit Marcus bilden sie im Sommer die Goldman-Gang. Es sollen die schönsten Zeiten der drei sein, an die sich vor allem Marcus besonders gerne zurück erinnert.

Joël Dicker weiß, wie man einen Spannungsbogen aufrechterhält und bis zur letzten Seite spannt. Er gibt schon zu Beginn des Buches einen Hinweis auf die Katastrophe, die die Familie Goldman erschüttern wird. Man glaubt eigentlich zu wissen, worauf es hinauslaufen wird und doch wird man am Ende überrascht. Diese Geschichte ist nicht leicht zu lesen. Sie ist voller Freundschaft, Liebe aber auch voller Abhängigkeiten die, in meinen Augen, ungesunde Züge annimmt. Die Geschichte handelt von Loyalität, Eifersucht und Missverständnissen. Sie ist aber vor allem eines: unglaublich dramatisch und herzzerreißend tragisch. Dicker hat das Buch so aufgebaut, dass man nicht nur auf die Katastrophe hinsteuert, die sich 2004 ereignete, sondern auch erfährt, wie es danach weiterging und, ebenso wichtig wie das danach, was zuvor geschah. Und das auch sehr weit in der Vergangenheit, denn die Probleme der Familie Goldman, die von außen keiner sah, begannen schon sehr viel früher als in den 90er und 2000er Jahre. Das alles hat der Autor in perfekten Einklang gebracht und somit immer wieder Hinweise gegeben, was die Katastrophe auslöste, wie sie in Gang kam und was am Ende dabei herauskam. Ich wollte unbedingt wissen, wie es mit dieser Familie weiterging, die ich trotz ihrer Eifersüchteleien und Rivalitäten ins Herz geschlossen hatte. Denn seien wir mal ehrlich, wer ist nicht einmal eifersüchtig auf seine Geschwister gewesen? Wer hat sich nicht einmal das Leben seiner Cousins oder Cousinen gewünscht? Es gibt vieles, was man verstehen und nachempfinden kann. Man spürt die tiefe Verbundenheit, die vor allem zwischen Hillel und Woody geherrscht hat. Diese brüderliche Liebe zwischen ihnen konnte nie gebrochen werden, egal was auch geschehen würde und diese Tatsache hat mein Herz erwärmt.

Das Ende des Buches kam nicht komplett überraschend und doch irgendwie anders, als erwartet. Es war sehr viel tragischer, als ich es mir erhofft hatte und deshalb irgendwie umso schmerzhafter. Diese Familie, die unaufhaltsam in den Abgrund gezogen wurde, musste ich mit dem zuklappen des Buches verlassen. Ich habe den Schmerz gespürt, den Marcus Goldman beim Schreiben dieses Buches gespürt hat. Ich konnte die Traurigkeit beinahe greifen und das ist es, was, in meinen Augen, einen großartigen Roman ausmacht. Dennoch kann ich trotzdem keine 5 Sterne vergeben, weil es am Ende nicht an das erste Buch von Joël Dicker herankommt. Ich habe auch darüber nachgedacht, weshalb diese doch so schreckliche Familiengeschichte niemals Anklang im ersten Roman fand bzw. der erste Roman nicht ansatzweise in diesem Zweiten vor kam. Natürlich möchte der Autor sicherlich Spoiler verhindern, doch so hatte ich das Gefühl, es mit zwei völlig verschiedenen Marcus Goldmans zu tun zu haben, obwohl es doch der selbe sein sollte. Und auch wenn die Sogwirkung von „Die Geschichte der Baltimores“ ähnlich war, hat mir der letzte Funke gefehlt.

Fazit

Eine dramatische Geschichte einer Familie, die unaufhaltsam in eine Katastrophe steuert, die niemand hat vorhersehen können. Nicht nur der Schreibstil war wieder großartig, sondern auch der Aufbau der Geschichte konnte mich wieder überzeugen. Stück für Stück gelangt man an die Katastrophe heran, die die Familie Goldman ereilt hat und Stück für Stück kann man sehen, was alles passiert, wenn Missverständnisse geschehen, Eifersucht, Freundschaft und Loyalitäten in Frage gestellt werden und die Wahrheit vorenthalten wird. Ich kann euch dieses Buch wirklich nur ans Herz legen, auch wenn meines am Ende der Geschichte gebrochen war.

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Veröffentlicht am 13.05.2020

Eine Empfehlung!

Das Gerücht
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Rezensionsexemplar

Inhalt

Um näher bei ihrer Mutter zu sein und ihrem Sohn ein unbeschwerteres Leben zu bescheren zieht Joanna von London in eine Kleinstadt am Meer. Die Idylle wird jedoch schnell zerstört, ...

Rezensionsexemplar

Inhalt

Um näher bei ihrer Mutter zu sein und ihrem Sohn ein unbeschwerteres Leben zu bescheren zieht Joanna von London in eine Kleinstadt am Meer. Die Idylle wird jedoch schnell zerstört, denn Joanna hört das Gerücht, dass die berüchtigte Kindermörderin Sally McGowan, welche als zehnjährige einen Spielkameraden tötete, in genau dieser Kleinstadt leben soll. Unbedacht erzählt Joanna dieses Gerücht einfach weiter und setzt damit eine schreckliche Spirale an Ereignissen in Gang, die auch ihre eigene Familie in Gefahr bringt.


Dank des Lovelybooks Thriller Leseevents bin ich an „Das Gerücht“ und zwei weitere Thriller aus dem dtv Verlag gekommen. Ich war sehr gespannt darauf, was auf mich warten wird und habe mit dem Buch begonnen, das mich am meisten angesprochen hat: „Das Gerücht“. Nicht nur die Aktionen auf lovelybooks haben mir Spaß gemacht, sondern auch die Geschichte an sich.

Der Einstieg in die Geschichte ist mir sehr leicht gefallen, denn der Schreibstil ist sehr locker und leicht. Man kann sehr schnell im Buch voran kommen, denn die Kapitel sind nicht allzu lange und immer sehr spannend. Zwischendurch gibt es immer Sequenzen aus der Sicht der Täterin, Sally McGowan, was ich einen tollen Schachzug der Autorin finde. So bekommt man einen Bruchteil dessen, was diese Frau denkt und fühlt, mit, ohne ihre Identität herauszufinden.
Joanna tritt als junge und engagierte Mutter auf. Sie ist für Alfie, ihren Sohn, aus London weggezogen, obwohl sie die Stadt eigentlich toll findet und jahrelang dort lebte. Sie war dort recht erfolgreich als Immobilienmaklerin unterwegs und verdient nun, in einem sehr viel kleineren Büro, deutlich weniger Geld. Doch für Alfie würde sie alles geben und das tut sie auch. Er wurde in der Schule in London sehr schlecht von seinen Mitschülern behandelt und deshalb entschied sie sich in die Nähe ihrer Mutter und zurück in eine Kleinstadt zu ziehen.
Normalerweise gibt Joanna nichts auf Tratschereien zwischen Müttern und bewegt sich eher im Hintergrund. Damit der Einstieg für Alfie jedoch leichter wird, mischt sie sich unter die anderen Mütter und, obwohl sie sich eigentlich nicht wirklich wohl damit fühlt, beteiligt sie sich an den Gerüchten, die in ihrer Kleinstadt kursieren. Es ist ihr schnell klar, dass sie einen Fehler gemacht hat, doch sie kann nicht zurück und gleichzeitig hat ihr dieses Gerücht die Türen zu sämtlichen Müttern der Kleinstadt geöffnet.

Der Spannungsaufbau der Geschichte ist wirklich sehr gelungen. Nach und nach spitzt sich die Lage zu und das beklemmende Gefühl, welches man schon zu Beginn spüren kann, wird immer größer. Die Autorin spielt gekonnt mit den eigenen Sorgen und Ängsten und gleichzeitig hält sie uns allen den Spiegel vor: wer von uns hat noch nie unbedacht ein Gerücht weitererzählt, von dem gar nicht klar war, ob es stimmt? Die Handlung fühlt sich unglaublich real an, denn man meint in einer Idylle zu leben, die durch nichts zerstört werden kann. Das ist jedoch nicht der Fall, denn schon ein kleines Gerücht, das vielleicht gar nicht wahr ist, bringt die dunkelsten Seiten von unterschiedlichen Menschen hervor. Es ist erstaunlich wie es der Autorin gelingt auch über mich selbst nachzudenken. Nicht, dass ich jemals ein derartig krasses Gerücht auch nur gehört hätte, aber auch kleinere scheinbar unbedeutende Gerüchte, können Auswirkungen auf das Leben anderer haben. Man sollte immer darüber nachdenken, was man mit irgendwelchen Bemerkungen auslösen kann, bevor man sie auch tatsächlich macht.
In meinen Augen hätte der Spannungsverlauf sogar noch bis auf die Spitze getrieben werden können, um die Gefährlichkeit des Gerüchts noch deutlicher herauszustellen aber das hätte eventuell auch den Rahmen des Buches gesprengt.
Bis zum Ende der Geschichte war mir nicht klar, worauf das Buch hinausläuft und deshalb hat mich der Twist auch kalt erwischt und seine Wirkung aus diesem Grund auch nicht verfehlt. Was nach dieser Enthüllung kam, war meiner Meinung nach eine Schippe zu viel. Ich hätte mir da eine ruhigere Entwicklung gewünscht, aber die Dramatik wurde dadurch natürlich noch zusätzlich gesteigert.
Das Ende war, ähnlich wie der Twist, sehr überraschend, denn es ist deutlich offener, als ich erwartet habe. Es lässt Raum für eigene Gedanken und Fragen, die wohl nie beantwortet werden, was ich einen weiteren genialen Schachzug der Autorin finde. Man denkt, man hat alles gelöst und die Antworten sind alle gegeben und dann ende das Buch auf diese Weise und man steht mit einer ähnlichen Frage da, wie am Anfang. Das gefällt mir und passt perfekt zu dem Buch.

Fazit

Ich hatte ein wunderbares Leseerlebnis mit „Das Gerücht“. Es ist durchweg spannend, nah an der Lebenswelt vieler bzw. eigentlich aller Leser*innen und gibt viel Raum um eigene Spekulationen und Überlegungen anzustellen. Hinweis um Hinweis wird gegeben und das Ende kommt dann dennoch überraschend. Auch wenn es, in meinen Augen, mit etwas weniger Dramatik zum Ende hin ausgekommen wer, so kann ich die Geschichte nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 13.05.2020

Ein solider Thriller

Wie viele willst du töten
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Rezensionsexemplar

Inhalt

Die Polizistin Ellery Hathaway bekommt jedes Jahr eine anonyme Geburtstagskarte. Anschließend verschwindet eine Person aus ihrem Umfeld. Niemand möchte in dem verschlafenen ...

Rezensionsexemplar

Inhalt

Die Polizistin Ellery Hathaway bekommt jedes Jahr eine anonyme Geburtstagskarte. Anschließend verschwindet eine Person aus ihrem Umfeld. Niemand möchte in dem verschlafenen Örtchen Woodbury den Zusammenhang sehen. Und niemand weiß, dass Ellery als junges Mädchen in der Gewalt eines gefährlichen Serienmörders war. Könnte es sein, dass ein Nachahmungstäter am Werk ist? Verzweifelt nimmt Ellery Kontakt zu Reed Markham auf, der FBI-Agent, der sie damals rettete. Wird er ihr helfen?


Dieses Buch ist ebenfalls Teil des Lovelybooks Thriller-Leseevents gewesen, bei dem ich „Wie viele willst du töten“ und noch zwei weitere Thriller aus dem dtv Verlag zugeschickt bekommen habe. Herzlichen Dank dafür!

Der Einstieg in diese Geschichte war nicht ganz so leicht. Die Kapitel sind recht lange und der Schreibstil hat etwas eigenwilliges. Außerdem gibt es einige Grammatik- und Rechtschreibfehler, die mir das Lesen teilweise erschwert haben. Das ist natürlich immer mal wieder möglich, aber über ein oder zwei Fehler kann ich leicht hinwegsehen, jedoch hat es sich bei diesem Buch dann doch etwas gehäuft.
Meine Probleme mit dem Schreibstil sind eventuell auch der Übersetzung geschuldet, aber zum Großteil liegt es vermutlich an der Protagonistin Ellery selbst.
Sie ist eine junge Polizistin, die sich in Woodbury zurückgezogen hat. Sie lebt abgeschieden auf einem alten Hof in der Nähe eines Waldes. Einzig ihr Hund Bump leistet ihr Gesellschaft. Auf der kleinen Polizeiwache ist sie die einzige Frau und muss sich ihre Stellung ab und an erkämpfen. Seit sie ihre erste Geburtstagskarte erhielt und daraufhin ein Mensch verschwand, ist sie von diesen Vermisstenfällen eingenommen. Ellery ist sich sicher, dass diese Menschen längst tot sind und das alles irgendwie zusammenhängt. Doch sie verschweigt ihren Kollegen die Geburtstagskarten, denn niemand soll wissen, wann sie Geburtstag hat. Dieser Tag würde ihre wahre Identität verraten, weil sie damals mit 14 Jahren, an ihrem Geburtstag, entführt wurde. Sie möchte um jeden Preis verhindern, dass herauskommt wer sie wirklich ist: das einzig überlebende Opfer des grausamen Serienmörders Francis Coben.
Doch durch das verschwiegene Detail glaubt ihr auch niemand, dass diese drei Fälle wirklich zusammenhängen. Alle drei Personen sind unterschiedlich alt, kommen aus einem unterschiedlichen Umfeld, haben unterschiedliche Hautfarben und nicht dasselbe Geschlecht. Es wirkt völlig wahllos und deshalb ist es schwer ein Muster zu erkennen. Dennoch ist Ellery sich sicher, dass es einen Zusammenhang geben muss und deshalb verständigt sie Reed Markham, der bekannte FBI-Agent, der sie damals aus den Fängen von Coben befreite. Da Reed selbst gerade Probleme hat und vom Dienst freigestellt wurde, fährt er zu Ellery, um ihr zu helfen.

Dieses ganze Vorgeplänkel zieht sich über die Hälfte des Buches. Die Handlung geht eher schleppend und langsam voran. Man spürt keinerlei Spannung. Eventuell sollte man zunächst ein Gefühl für die Charaktere und ihre Situation bekommen, um langsam in den brisanten Fall einzusteigen. In meinen Augen wurde die Geschichte aber an dieser Stelle etwas künstlich in die Länge gezogen und das, obwohl das Buch an sich eigentlich nicht besonders dick ist.
Als dann die Hälfte des Buches vorbei ist, habe ich direkt einen Verdacht gehegt, der sich am Ende der Geschichte auch bestätigt hat. Sämtliche andere wilden Verdächtigungen habe ich direkt als haltlos erachtet, denn nichts hat irgendwohin gedeutet. Es werden zwar verschiedene Personen in ein bestimmtes Licht gerückt, doch das war, in meinen Augen, alles viel zu deutlich, als dass es wirklich der oder die Täterin sein könnte. Die Spannung nahm nach 150+ Seiten deutlich an Fahrt auf, hielt sich aber nicht durchgängig auf einem hohen Level. Das Ende war für mich etwas übertrieben, denn der Showdown sollte wohl irgendwie gezwungen dramatisch werden. Ich hätte mir ein etwas anderes Ende gewünscht, allerdings hat es doch ganz gut zu dem Buch gepasst.

Fazit

Ellery als Protagonistin ist nicht sehr einfach, weil sie durch ihre Unnahbarkeit und Zurückhaltung vieles verbirgt und sich auch dem Leser gegenüber nur wenig öffnet. Die Spannung hat teilweise etwas gefehlt, denn sie baut sich erst nach der Hälfte des Buches auf, um dann in einem überdramatischen Ende zu gipfeln. Der Thriller ist solide, aber kein Highlight.

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Veröffentlicht am 13.05.2020

Konnte mich nicht überzeugen

Gerecht ist nur der Tod
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Rezensionsexemplar

Inhalt

Auf dem Weg zum Traualtar wird ein prominenter Kölner Unternehmer vor den Augen aller Gäste erschossen. Hauptkommissar Schellenberg und sein Team nehmen sich der Sache an. Sie ...

Rezensionsexemplar

Inhalt

Auf dem Weg zum Traualtar wird ein prominenter Kölner Unternehmer vor den Augen aller Gäste erschossen. Hauptkommissar Schellenberg und sein Team nehmen sich der Sache an. Sie werden von der Psychologin und Journalistin Ina Reich begleitet, welche die seelische Belastung der Kripomitglieder untersuchen soll. Schon von Anfang an merkt Ina, dass sie nicht von allen Beamten willkommen geheißen wird und das könnte ihr gefährlich werden, denn Ina möchte ein Geheimnis bewahren.


Dieses Buch war, mit zwei weiteren Titeln aus dem dtv Verlag, Teil des Lovelybooks Thriller Leseevents. Ich habe für ein Wochenende drei packende Thriller zugeschickt bekommen. Herzlichen Dank dafür!

Der Einstieg in dieses Buch war eigentlich recht leicht. Der Schreibstil ist locker und aus diesem Grund kann man die Geschichte sehr schnell lesen. Allerdings mangelt es direkt an Spannung. Recht nüchtern wird der Mord an dem Unternehmer behandelt. Ich habe nie richtige Brisanz oder Dringlichkeit gespürt, dass es nötig ist sich dem Mörder entgegen zu stellen.
Die Protagonistin Ina Reich ist eigentlich Psychologin, hat ihren Beruf jedoch aufgegeben und arbeitet als freie Journalistin. Sie hat sich vor allem auf Opfer und Hinterbliebene von Gewalttaten spezialisiert, weshalb ihr Auftrag, die seelische Belastung der ermittelnden Polizisten zu untersuchen, einigermaßen gut in ihren Bereich passt. Dennoch wird schnell klar dass mit Ina etwas nicht stimmt. Sie verhält sich teilweise komisch, ist als Erzählerin nicht unbedingt zuverlässig und eindeutig Tablettensüchtig. Sie scheint unheimlich empathisch zu sein, denn die Unterhaltungen mit den Hinterbliebenen des Opfers setzen ihr eindeutig zu. Gleichzeitig weiß man als Leser nicht so genau, ob es wirklich so ist, wie Ina einen glauben machen will. Ich habe mich beim Lesen einfach irgendwie unwohl mit ihr gefühlt. Sie wirkt unkonzentriert, unachtsam und überhaupt nicht auf das fokussiert, was sie eigentlich tun soll. Irgendein Geheimnis aus ihrer Vergangenheit belastet sie derart, dass sie an kaum etwas anderes denken kann und das, ohne dass wir Leser richtig herausfinden können, was ihr Problem ist. Ina beschäftigt etwas sehr viel mehr, als der Fall an sich. Und so ist es mir während dem Lesen auch gegangen.

Der Fall des ermordeten Unternehmers rückt fast komplett in den Hintergrund. Es gibt keinerlei Spannungsaufbau, trotz einer ominösen Nachricht des Täters. Man verfolgt stumpf irgendwelche Spuren aber es gibt nichts, das mich als Leserin an das Buch gefesselt hat. Ina ist als Erzählerin nicht unbedingt das, was ich mir für einen Thriller wünsche, denn sie fokussiert nicht auf das Verbrechen, sondern auf sich selbst und die zwischenmenschlichen Probleme innerhalb der Ermittler. Vor allem mit Sibel Bulut, einer Kommissarin, versteht sich Ina überhaupt nicht. Sie steigert sich fast schon in eine Paranoia hinein, was Bulut anbelangt, was mich irgendwann nur noch genervt hat. Es ist deutlich anzumerken, dass es Bulut ganz und gar nicht passt, dass eine Journalistin ihr Team verstärken soll und sie scheint auch den Hintergrund von Ina deutlich durchzuchecken. Das alles macht die Journalistin sehr nervös und deshalb umso weniger konzentriert auf ihre eigentliche Aufgabe. Es hat mich letztlich einfach nur angestrengt und genervt. Spannung war erst kurz vor Ende des Buches zu finden, nachdem ich längst herausgefunden hatte, was es mit der ganzen Geschichte auf sich hatte.

Letztlich ist die Auflösung nicht überraschend gekommen, denn die Anzeichen haben sich deutlich abgezeichnet. An sich ist die Handlung sehr gut inszeniert, doch für „geübte“ Thrillerleser eben nicht sehr spannend. Man hätte einiges besser ausbauen und darstellen können. Vor allem den Zwist, in dem der Täter steckt, hätte, in meinen Augen, etwas klarer herausgestellt werden können. Das Ende hat dennoch ganz gut zur Geschichte gepasst auch wenn ich es mir anders gewünscht hätte.

Fazit

„Gerecht ist nur der Tod“ hätte ein solider Thriller sein können, wäre die Spannung nicht erst mit dem letzten drittel der Geschichte angelangt. Es gab kaum einen Spannungsaufbau, denn der Fokus wurde weg vom Fall, hin zur Protagonistin verschoben. Wer das Buch zu Ende gelesen hat weiß dann, weshalb alles so untypisch verläuft und wieso einige Stellen vielleicht auch anstrengend sind. Doch das macht die Geschichte leider auch nicht besser. Mir hat der Nervenkitzel deutlich gefehlt, die Auflösung lang dann doch auf der Hand und das Ende hätte, in meinen Augen, etwas anders verlaufen können. Leider keine Empfehlung.

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Veröffentlicht am 13.05.2020

Spannender Pageturner!

Die Frau ohne Namen
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Rezensionsexemplar

Inhalt

Durch einen Zufall bekommt die Kosmetikerin Jess die Möglichkeit bei einer Studie teilzunehmen. Eigentlich rechnet sie damit einige Fragen zu beantworten und anschließend das ...

Rezensionsexemplar

Inhalt

Durch einen Zufall bekommt die Kosmetikerin Jess die Möglichkeit bei einer Studie teilzunehmen. Eigentlich rechnet sie damit einige Fragen zu beantworten und anschließend das Geld dafür zu bekommen. Allerdings ist „Testperson 52“, wie Jess nun genannt wird, etwas ganz besonderes für die Studie. Die Fragen werden immer persönlicher und Jess kann, je weiter die Studie fortschreitet, kaum mehr unterscheiden was in ihrem Leben real und was eines der manipulativen Experimente von Dr. Shields ist. Langsam aber sicher wird Jess klar, dass sie in großer Gefahr schwebt, doch sie weiß nicht, vor wem sie sich wirklich fürchten muss…


Als die Anfrage vom Rowohlt Verlag kam, ob ich nicht Lust hätte das neue Buch von Greer Hendricks und Sarah Pekkanen lesen möchte, habe ich nicht lange überlegt. Ich habe von den beiden Autorinnen bereits „The Wife between us“ gelesen. Das Buch hat mich damals zwar nicht hundert pro überzeugen können, der Schreibstil jedoch sehr. Sehr schnell habe ich das Buch dann begonnen und es nicht bereut.

Die Geschichte beginnt mit einem kursiven Text, der die Studie kurz vorstellt und einen kleinen Einblick in das bietet, was eventuell auf die Leser warten wird. Diese kursiven Einschübe gibt es noch zwei weitere Male, denn das Buch ist in drei Teile unterteilt, welche alle mit einem solchen Text beginnen. Schon beim Lesen dieses Textes habe ich eine kleine Gänsehaut bekommen, denn der Grundgedanke hinter der Studie, mag sehr spannend und interessant sein. Moral und moralisches Handeln sind sicherlich spanende Themen, welche sich zu untersuchen lohnen.

Dann kommt Jess ins Spiel, die Protagonistin dieser Geschichte. Sie ist Ende 20, Kosmetikerin und arbeitet für BeautyBuzz. Ein Unternehmen, welches ihre Dienste Online anbietet. Jeder kann sozusagen einen Termin ausmachen und bekommt dann eine Kosmetikerin nach Hause geschickt. Eigentlich möchte Jess fürs Theater schminken, doch nach einem schrecklichen Erlebnis am Theater hat sie dort aufgehört und für BeautyBuzz angefangen. Das zusätzliche Geld, welches sie über das Unternehmen bekommt, kann sie auch sehr gut gebrauchen, denn sie hat eine Schwester mit einer geistigen Behinderung. Durch unterschiedliche nötige Therapien hat die Familie hohe Rechnungen zu bezahlen und Jess beteiligt sich bereitwillig daran.
Aus diesem Grund hat sie auch die Chance ergriffen an der Studie teilzunehmen. Sie möchte unbedingt so schnell wie möglich Geld verdienen.
Ich habe Jess sofort ins Herz geschlossen. Sie ist sehr mutig und stark. Ihre Art ist aufgeschlossen und gleichzeitig versucht sie alles Persönliche zu verstecken. Es fällt ihr sehr schwer sich zu öffnen und andere Menschen an sie heran zu lassen. Durch die Fragen der Studie bekommt man jedoch auch als Leser einen sehr interessanten Einblick in die junge Frau. Ihr ist etwas schlimmes passiert und sie versucht diese Situation irgendwie zu vergessen. Dabei hilft ihr natürlich die stupide Arbeit und unpersönlicher Sex, bei dem sie nicht einmal ihren richtigen Namen verwendet. Sie selbst sein hat sie längst aufgegeben und versucht immer dann, wenn sie abends ausgeht, einfach jemand anders zu sein. Durch die Studie wird ihr klar, dass sie aber vielleicht doch einmal sie selbst sein sollte, um sich endlich wieder wohler in ihrer Haut zu fühlen.
Für mich ist Jess ein sehr toll gelungener Charakter. Sie entwickelt sich von Kapitel zu Kapitel weiter. Auch wenn ich nicht jede ihrer Handlungen nachvollziehen konnte, so habe ich doch verstanden was sie damit bezweckt und dass sie nicht anders handeln konnte. Sie ist eben genau so, wie im Buch beschrieben und sie kennt es auch nicht anders. Ich habe sie sehr bewundert für ihren Kampfgeist und ihre Auffassungsgabe. Ich denke nicht jede Testperson hätte auf diese Weise am Experiment teilgenommen und vermutlich war dies auch der Grund weshalb Dr. Shields sie ausgewählt hat noch tiefergehende Fragen und
weitere Experimente durchzuführen.

Diese Experimente und Fragen werden immer persönlicher und schließlich auch immer absurder. Jess wird in etwas hineingezogen, das sie so gar nie gewollt hat und durch einen kleinen Zufall verändert sich die Situation rasend schnell. Ich kann hier nicht näher darauf eingehen, doch etwas verschiebt sich während der Arbeit mit Dr. Shields und es macht Jess sehr deutlich klar, dass sie längst nicht mehr Herrin der Lage ist und überhaupt keine Möglichkeit mehr hat, irgendwie auszusteigen oder zu fliehen. Sie ist ganz in der Studie gefangen und damit auch Dr. Shields ausgeliefert.
Dieses ausgeliefert sein haben die Autorinnen wirklich perfekt dargestellt. Langsam aber sicher erkennt man auch als Leser welche Macht Dr. Shields gewonnen hat und wie es möglich ist, diese Macht auszuüben und gegen Jess zu verwenden. Diese scheint keinerlei Chance mehr zu haben, sich irgendwie daraus zu befreien, doch dann eröffnet sich ihr eine neue Möglichkeit und sie muss sie nur ergreifen.

Die Spannung ist durch die Experimente von Dr. Shields und Jess eigenmächtigem Handeln immer auf einem hohen Niveau. Man braucht zwar nicht ganz hundert Seiten um die Dynamik so richtig zu begreifen, doch die Stimmung ist durchgängig düster und angespannt. Die Lage spitzt sich Seite um Seite immer weiter zu, man weiß irgendwann nicht mehr wo oben und unten ist. Und alles wird langsam aber sicher zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Ich konnte das Buch irgendwann nicht mehr weglegen, weil ich unbedingt wissen wollte, was nun noch kommt und wie sich alles auflösen wird. Ob sich überhaupt etwas auflösen wird oder die Geschichte unbefriedigend enden wird. Mein Herz hat irgendwann immer schneller geschlagen, ich war direkt gefangen in der Handlung und kann den Autorinnen nur mein Lob aussprechen. Das Buch hat mich komplett abgeholt, ich konnte es nicht mehr weglegen, habe die unterschiedlichsten Szenarien im Kopf durchgespielt und war in dieser Welt gefangen. Auch wenn mich nicht alles komplett überraschen konnte, so waren die Twists toll gemacht und die Spannung konstant auf einem sehr hohen Niveau.

Fazit

„Die Frau ohne Namen“ war ein genialer Spannungsroman, mit tollen Twists, die zwar nicht komplett überraschend waren, mich aber dennoch abholten. Die Protagonistin ist mutig, stark und sehr intelligent. Sie weiß sich zur Wehr zu setzen und macht eine tolle Entwicklung durch. Es war sehr aufregend den Handlungssträngen zu folgen und immer tiefer in die Geschichte einzutauchen. Ich kann euch wirklich nur ans Herz legen euch dieses Buch mal näher anzuschauen!

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