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Veröffentlicht am 07.08.2023

Paris, der Sommer und die Liebe

Sommertage im Quartier Latin
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Lola Mercier kehrt nach einigen Jahren zurück in ihre Heimatstadt Paris, um das plötzliche Verschwinden ihrer Großmutter Rose zu klären. Sie möchte dafür nur wenige Tage im Quartier Latin, dem Viertel ...

Lola Mercier kehrt nach einigen Jahren zurück in ihre Heimatstadt Paris, um das plötzliche Verschwinden ihrer Großmutter Rose zu klären. Sie möchte dafür nur wenige Tage im Quartier Latin, dem Viertel ihrer Kindheit und Jugend verbringen. Sie trifft auf alte Bekannte wie die Opernsängerin Jacobine, die jeden Tratsch über die Nachbarschaft verfolgt oder auf Pierre, der kluge Sprüche auf seine Lebkuchenherzen schreibt; und schließlich auf Fabien, mit dem Lola eine romantische Erinnerung verbindet und der mittlerweile das Café des Artisans, das eigentliche Herz des Viertels führt.
Das Cover mit Croissant und luftig-leichten Macarons passt perfekt zu dieser Sommerromanze. Die schwungvollen Lettern des Titels führen die Beschwingtheit in den Anfangsbuchstaben der einzelnen Kapitel fort. Im Umschlag befindet sich zur besseren Orientierung ein handgezeichneter Plan des Schauplatzes, des Quartier Latin. Der Schreibstil ist locker und lässt einen schnell in der Geschichte vorankommen. Immer wieder sind auch Chansons in die Geschichte eingeflochten. Prolog und Epilog werden von der Autorin als Ich-Erzählerin wiedergegeben; die Geschichte um Lola und die anderen Bewohner des Pariser Viertels erfahren wir aus dritter Sicht. Lola weiß noch nicht so recht, wohin sie im Leben gehört. Wie viele andere Charaktere in diesem Roman ist auch die Protagonistin sehr sympathisch gezeichnet und man wünscht ihr daher das Beste.
Die Handlung spielt an einigen Tagen im August. Niemals jedoch kommt die drückende Hitze einer Stadt im Sommer zum Vorschein. Vielmehr handelt es sich um ein angenehmes Klima, das sich in den Geschehnissen des Quartier Latin widerspiegelt. Es ist eine beschwingte Geschichte, von der man nichts anderes als ein Happy End erwartet, und die einen etliche Stunden gut unterhält.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.08.2023

Ein Foto zeigt niemals die Wirklichkeit

Paradise Garden
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Das Leben der 14-jährigen Billie in einer Hochhaussiedlung ist zwar materiell eingeschränkt, doch ihre Mutter Marika schafft es mit ihrer Fantasie, das Leben schön und bunt zu gestalten. Bis die Großmutter ...

Das Leben der 14-jährigen Billie in einer Hochhaussiedlung ist zwar materiell eingeschränkt, doch ihre Mutter Marika schafft es mit ihrer Fantasie, das Leben schön und bunt zu gestalten. Bis die Großmutter aus Ungarn anreist und sich plötzlich alles verändert. Da sie ihre Mutter nicht mehr nach ihrem Vater fragen kann, macht sich Billie mit dem alten Nissan allein auf den Weg ans Meer, vom dem sie zwar oft geträumt hatte, aber noch nie dort gewesen war.
Das Cover – typisch für Diogenes – ist schlicht und sehr ansprechend; es zeigt das Porträt einer jungen Frau. Ich-Erzählerin Billie gibt ihre Geschichte in Kapiteln mit angenehmer Länge wieder, vor allem aber in einer großartigen Sprache. Einerseits teils ihrem Alter entsprechend, andererseits sehr literarisch. Der Schreibstil der Autorin ist sehr bildhaft, bringt dem Leser auch Details aus dem Leben der Kleinfamilie näher – und diese umfassen durchaus auch ernste Themen. Dennoch liegt eine gewisse Leichtigkeit in den Wörtern. Die Geschichte wird von Anfang bis Ende großartig und unterhaltsam erzählt; mit viel Herz, aber auch Humor.
Das Mädchen auf der Suche nach ihren Wurzeln ist sehr sympathisch gezeichnet. Genau wie ihre Mutter, die Lösungen für Probleme findet, die andere gar nicht haben; der Freiheit über alles geht, und die aus genau diesem Grund Zigaretten nur zur Hälfte raucht. Elena Fischer erzählt die Geschichte dieser ungewöhnlichen Frauen mit viel Empathie. Charaktere und Handlung sind wie aus dem Leben gegriffen und selbst Geschehnisse, die einem nicht ganz glaubhaft erscheinen mögen, könnten nicht besser in diesen Roman passen, weil sie einfach jene Hoffnung erzeugen, die man der Protagonistin von Herzen wünscht.
Insgesamt also: eine absolute Leseempfehlung für diesen Debütroman.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.07.2023

Zoe und ihre griechischen Wurzeln

Mörderisches Santorin - Zoe und der tote Reeder
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Für die Halbgriechin Zoe Dahlmann läuft es beruflich und leider auch privat gerade nicht gut. Daher wagt sie vom regnerischen Frankfurt aus einen Neustart als Gastronomin auf Santorin. Das von ihrer Großtante ...

Für die Halbgriechin Zoe Dahlmann läuft es beruflich und leider auch privat gerade nicht gut. Daher wagt sie vom regnerischen Frankfurt aus einen Neustart als Gastronomin auf Santorin. Das von ihrer Großtante geerbte Restaurant stellt sich allerdings als abgelegene Bruchbude heraus. Renovierung oder Verkauf wären die Lösung für Zoe, wenn diese nicht über die Leiche des unbeliebten Reeders Nikos Georgious gestolpert und dadurch tatverdächtig wäre. Gut, dass sie wenigstens Freunde in ihrer neuen Heimat findet – selbst wenn sie schon mit einem Fuß im Gefängnis ist.
Das Cover mit den Gebäuden auf Santorin macht Lust auf Griechenland und das eingebettete Feld mit dem Titel lädt geradezu auf weitere Abenteuer mit Zoe ein. Das Buch besteht aus zwei Teilen, die Kapitel haben eine angenehme Länge, der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Die Charaktere sind gut beschrieben, Zoe und ihre neuen Freunde sind sehr sympathisch gezeichnet; die glaubwürdige Handlung ist außerdem mit einer gehörigen Prise Humor gewürzt. Es handelt sich im einen Wohlfühl-Krimi der sehr spannend aufgebaut ist und der mit einem gut durchdachten Finale aufwartet.
Die Beschreibung der Landschaft und der Charaktere ist sehr detailliert und glaubwürdig. Einige griechische Ausdrücke sollten nochmals überarbeitet werden, tun dem Lesegenuss aber keinen Abbruch. Der Auftakt zur Krimireihe um die ermittelnde Restaurant-Chefin Zoe ist spannend und unterhaltsam. Außerdem macht er mit seinen Beschreibungen der Umgebung uns des kulinarischen Angebots große Lust auf eine Reise in den Süden – selbst wenn diese nur in Gedanken erfolgt.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 15.07.2023

Man muss sich im Leben auch einmal etwas gönnen

Die Unverbesserlichen – Der große Coup des Monsieur Lipaire (Die Unverbesserlichen 1)
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Führt die Auflösung eines Rätsels wirklich zum Familienschatz einer südfranzösischen Adelsdynastie? Natürlich ergreift Guillaume Lipaire, Gelegenheitsgauner in der malerischen Küstenstadt Port Grimaud, ...

Führt die Auflösung eines Rätsels wirklich zum Familienschatz einer südfranzösischen Adelsdynastie? Natürlich ergreift Guillaume Lipaire, Gelegenheitsgauner in der malerischen Küstenstadt Port Grimaud, hier die Gelegenheit auf einen großen Coup. Lipaire, Wassertaxifahrer Karim, Eisverkäuferin Jacqueline, Ex-Fremdenlegionär Paul, Handyverkäuferin Delphine und die 84-jährige Lebedame Lizzy bilden von nun an „Die Unverbesserlichen“, leider aber auch Unwissenden. Die Adligen sind dem Team nämlich schon auf der Spur. Die Schnitzeljagd an der Côte d’Azur ist also eröffnet und Missgeschicke bleiben nicht aus.
Das Cover zeigt einen idyllischen Sonnenuntergang mit der Silhouette eines Segelboots, den Großteil des Bildes nimmt allerdings der Handabdruck in den Farben der Tricolore ein. Die fünf Finger kann man als Mitglieder der Unverbesserlichen deuten, deren Anführer Lipaire taucht als eleganter Scherenschnitt zwischen Daumen und Zeigefinger auf. Die aussagekräftigen Überschriften der Kapitel machen neugierig auf deren Inhalt. Am Ende ist ein Glossar französischer Ausdrücke angehängt. Ich empfehle jenen, die der französischen Sprache mächtig sind, diesen Teil nicht zu überspringen. Die Übersetzungen warten nämlich mit Kommentaren auf, die die Komik des Autorenteams auch hier nochmals zur Schau stellen.
Der Schreibstil ist locker und fließend, die Beschreibungen des Ambiente und der Charaktere recht detailliert. Die Unverbesserlichen sind ihrer Herkunft und ihrem Benehmen sehr verschieden, jeder von ihnen ist durchaus sympathisch und mit viel Charme gezeichnet. Die Mitglieder der Adelsfamilie sind weniger anziehend, aber dennoch treffend und interessant dargestellt. Nicht nur der Schauplatz, sondern auch einige Zitate innerhalb der Gaunerkomödie erinnern an die legendären Filme mit Louis de Funes oder den „Clou“. Trotz einiger flacher Witze und Klischees ist die Geschichte doch raffiniert aufgebaut und sprüht vor Situationskomik. Das Rätsel um den Schatz der Adelsfamilie bringt das zusammengewürfelte Dreamteam nicht nur in Gefahr, sondern auch des Öfteren in Erklärungsnot, führt zu gegenseitigen Verdächtigungen und fährt immer wieder mit Überraschungen auf.
Der spritzig-leichte Sommerkrimi bietet etliche Stunden charmanter Ablenkung vom Alltag.

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Veröffentlicht am 14.07.2023

Lebensgeschichten aufbewahrt in der geistigen Bibliothek

Das Glück der Geschichtensammlerin
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Janice ist eine gute Putzfrau und sammelt Geschichten – nicht nur die Geschichten der Menschen, deren Wohnungen sie sauber macht. Ihre neue Kundin, die 92-jährige Mrs B, erzählt nichts über sich, sondern ...

Janice ist eine gute Putzfrau und sammelt Geschichten – nicht nur die Geschichten der Menschen, deren Wohnungen sie sauber macht. Ihre neue Kundin, die 92-jährige Mrs B, erzählt nichts über sich, sondern will die Lebensgeschichte ihrer Putzfrau hören. Doch die Geschichtensammlerin glaubt nicht, dass sie überhaupt eine eigene Geschichte hat – oder sie jedenfalls nicht erzählen möchte. Doch Mrs B bleibt hartnäckig.
Das pastellfarbene Cover wirkt sehr verträumt mit Blumen, Musiknoten, einem Hund, der über Pfützen springt; diese Leichtigkeit ist aber nicht überall im Buch präsent, denn der Roman schneidet auch ernstere Themen an. Die Kapitel haben eine angenehme Länge und aussagekräftige Überschriften; der Schreibstil, im Präsens gehalten, beschränkt sich auf wenige Dialoge, die aber voller Wortwitz und lebensnah sind.
Janice hält nicht nur die Häuser anderer Leute sauber, sondern versteht sich auch als Aufnahmebehälter für Vertraulichkeiten. Ihr Kundenstamm reicht von freundlichen über überhebliche Menschen, in deren Leben fröhliche, aber auch traurige Geschichten Platz finden. Und Janice, als sehr empathische Person, gibt zwar einigen ihrer Kunden wertende Spitznamen, nimmt sich andererseits aber auch deren Problemen an. Das Basteln eines Staubwedels für ein Puppenhaus und die Unterhaltung mit einem fluchenden Hund gehören hier zu den leichteren Aufgaben. Die Beschäftigung mit dem Leben der anderen hält sie – bewusst oder unbewusst – von der Beschäftigung mit ihren eigenen Problemen, mit ihren Schatten der Vergangenheit, ab -bis sie auf die resolute Mrs B. trifft. Wie alle anderen Charaktere ist auch sie sehr authentisch beschrieben. Die Personen und ihre Schicksale sind bewegend, vielschichtig und heiter. Einige Themen werden nur angeschnitten, andere werden genauer ausgearbeitet. Dennoch bleibt der Roman ein ruhiges und eigentlich sogar leichtes Buch mit großem Unterhaltungswert.

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