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Veröffentlicht am 01.08.2023

Ein Foto zeigt niemals die Wirklichkeit

Paradise Garden
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Das Leben der 14-jährigen Billie in einer Hochhaussiedlung ist zwar materiell eingeschränkt, doch ihre Mutter Marika schafft es mit ihrer Fantasie, das Leben schön und bunt zu gestalten. Bis die Großmutter ...

Das Leben der 14-jährigen Billie in einer Hochhaussiedlung ist zwar materiell eingeschränkt, doch ihre Mutter Marika schafft es mit ihrer Fantasie, das Leben schön und bunt zu gestalten. Bis die Großmutter aus Ungarn anreist und sich plötzlich alles verändert. Da sie ihre Mutter nicht mehr nach ihrem Vater fragen kann, macht sich Billie mit dem alten Nissan allein auf den Weg ans Meer, vom dem sie zwar oft geträumt hatte, aber noch nie dort gewesen war.
Das Cover – typisch für Diogenes – ist schlicht und sehr ansprechend; es zeigt das Porträt einer jungen Frau. Ich-Erzählerin Billie gibt ihre Geschichte in Kapiteln mit angenehmer Länge wieder, vor allem aber in einer großartigen Sprache. Einerseits teils ihrem Alter entsprechend, andererseits sehr literarisch. Der Schreibstil der Autorin ist sehr bildhaft, bringt dem Leser auch Details aus dem Leben der Kleinfamilie näher – und diese umfassen durchaus auch ernste Themen. Dennoch liegt eine gewisse Leichtigkeit in den Wörtern. Die Geschichte wird von Anfang bis Ende großartig und unterhaltsam erzählt; mit viel Herz, aber auch Humor.
Das Mädchen auf der Suche nach ihren Wurzeln ist sehr sympathisch gezeichnet. Genau wie ihre Mutter, die Lösungen für Probleme findet, die andere gar nicht haben; der Freiheit über alles geht, und die aus genau diesem Grund Zigaretten nur zur Hälfte raucht. Elena Fischer erzählt die Geschichte dieser ungewöhnlichen Frauen mit viel Empathie. Charaktere und Handlung sind wie aus dem Leben gegriffen und selbst Geschehnisse, die einem nicht ganz glaubhaft erscheinen mögen, könnten nicht besser in diesen Roman passen, weil sie einfach jene Hoffnung erzeugen, die man der Protagonistin von Herzen wünscht.
Insgesamt also: eine absolute Leseempfehlung für diesen Debütroman.

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Veröffentlicht am 05.06.2023

Vom Tal der Steine zum See der Trolle

Schwedisch Lappland - ReiseMomente
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Die Einwohner von Schwedisch Lappland leben nach dem samischen Kalender; und dieser hat – acht Jahreszeiten. Aber das Land im Norden Schwedens bietet noch viel mehr als Mitternachtssonne, Nordlichter und ...

Die Einwohner von Schwedisch Lappland leben nach dem samischen Kalender; und dieser hat – acht Jahreszeiten. Aber das Land im Norden Schwedens bietet noch viel mehr als Mitternachtssonne, Nordlichter und viele Rentiere.
Auf dem Cover des Buchs sind bereits einige der Bewohner von Schwedisch Lappland zu sehen; denn nicht umsonst handelt es sich bei diesem Land um das „Reich der Rentiere“. Der praktische Reiseführer hat ein handliches Format, einen robusten Umschlag und beinhaltet 50 Mikroabenteuer. Ganz am Anfang listet die Autorin die Top 10 der Sehenswürdigkeiten in Schwedisch Lappland. Jeder Tipp ist mit praktischen Kurzinformationen zur Lage, Anreise und Internetadressen versehen. Am Ende befindet sich ein alphabetisch geordnetes Register.
Bernadette Olderdissen hat das Land während ihres einjährigen Aufenthalts kennen und lieben gelernt, und baut dadurch in jedes Mikroabenteuer ihre persönlichen Erfahrungen ein. Landkartenausschnitte und zahlreiche Fotos (auch diese stammen zum Großteil von der Autorin selbst) beleben den Inhalt und machen große Lust sich selber auf den Weg in den Norden zu machen und einige der ReiseMomente zu erleben. Unter den verschiedenen Themen ist sicher für jeden der passende Ausflug dabei. Ob eine Fahrt mit der Erzbahn, ein Besuch des Sees der Trolle oder ein Aufenthalt in einer Sauna für 150 Personen nach einem 440 km langen Wanderweg, hier kommt jeder auf seine Kosten. Selbst Kultur und Kulinarik kommen nicht zu kurz.
Der Reiseführer ist jedem zu empfehlen, der einmal selber nach Schwedisch Lappland reisen möchte. Und: er eignet sich sogar hervorragend fürs Reisen im Kopf.

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Veröffentlicht am 27.05.2023

Russisch ganz entspannt lernen

Dama s sobatschkoi / Die Dame mit dem Hündchen (mit Audio)
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Anton Tschechows Klassiker hilft in der Originalfassung dank der innovativen Lesemethode von Ilya Frank beim Erlernen der russischen Sprache; und das ganz ohne Wörterbuch. Lese- und Hörverständnis werden ...

Anton Tschechows Klassiker hilft in der Originalfassung dank der innovativen Lesemethode von Ilya Frank beim Erlernen der russischen Sprache; und das ganz ohne Wörterbuch. Lese- und Hörverständnis werden trainiert.
Mir wurde dieses Buch inklusive Hörbuch bei einer Leserunde zur Verfügung gestellt. Das Buch ist in kurze Abschnitte unterteilt, die den Text in kommentierter Form und danach in einem nicht-adaptierten Text wiedergegeben. Die Stimme der Sprecherin im dazugehörigen Hörbuch ist sehr angenehm.
Vor der eigentlichen Lektüre bekommt man eine hilfreiche Anleitung zur Benützung des Buchs und vor allem zum damit verbundenen Erlernen der Fremdsprache. Dennoch brauchte ich tatsächlich drei Anläufe, bevor ich mich wirklich auf das Lesen und Hören der Geschichte einlassen konnte. Und ein „Einlassen“ darauf ist tatsächlich notwendig – und auch der Schlüssel zu dieser Lernmethode. Ich war zunächst mit zu viel Respekt herangegangen. Trotz – zugegeben sehr - geringen Grundkenntnissen des Russischen erschienen mir die Buchstaben zu fremd und der Hörtext viel zu schnell vorgetragen. Entgegen der Anweisungen im Buch empfand ich es als besser, kleine Abschnitte immer wieder zu hören und mitzulesen. Wie sich herausstellte, war das aber ein großer Fehler – ich kam auf diese Weise einfach nicht über den ersten Abschnitt hinaus.
Erst als ich mich wirklich auf das Buch einließ, gelang es mir, gleichzeitig zuzuhören und mitzulesen – und im Lauf der Zeit tatsächlich auch die deutschen Kommentare zu lesen. Und die Methode überzeugte mich wirklich. Was mich davor abgehalten hatte, war einfach wirklich zu viel Respekt – oder doch Angst? - vor dem Fremden. Es sollte jedem klar sein, dass man die Vokabel und grammatischen Wendungen nicht durch einmaliges Lesen beherrscht. Die Wörter tauchen in verschiedenen Kombinationen immer wieder auf und prägen sich so gut ins Gedächtnis. Wunder darf man keine erwarten, sicher hängt es von jedem einzelnen Lerner ab, aber nach mehrmaligem Hören und Lesen führt diese Methode also wirklich zum Ziel und funktioniert auch bei älteren Lernern, wie in meinem Fall.

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Veröffentlicht am 14.05.2023

Dorfpolizist Luca auf Mörderjagd

Toskanische Sünden
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Der außergewöhnlich große Vollmond erscheint nur alle zehn Jahre über den Hügeln der Toskana. Das Naturschauspiel wirkt sich dieses Mal leider nicht auf alle Personen positiv aus. Ein Markthändler fährt ...

Der außergewöhnlich große Vollmond erscheint nur alle zehn Jahre über den Hügeln der Toskana. Das Naturschauspiel wirkt sich dieses Mal leider nicht auf alle Personen positiv aus. Ein Markthändler fährt ungebremst einen Hügel hinab und in einen Baum und dann wird auch noch ein Bürger der Stadt tot aus dem Fluss gezogen. Commissario Luca ermittelt ...
Das Cover zeigt, eingerahmt durch Olivenzweige, eine einsame Kirche in der hügligen Toskana. Auch inhaltlich hat das Buch die Aufnahme in die Reihe „Bella Italia Krimi“ zu Recht verdient. Durch die schönen Beschreibungen des Ambiente fühlt man sich sofort mitten in die Atmosphäre des Buches hineingezogen. Beim Hörbuch liegt dies zu einem entscheidenden Teil auch an der großartigen Leistung des Sprechers Frank Stöckle. Seiner angenehmen Erzählstimme gelingt jede einzelne Betonung perfekt. Egal, ob es sich um deutsche oder italienische Wörter handelt, oder ob es um ernste oder humorvolle Szenen geht. Das Zuhören wird hier wirklich zu einem wahren Genuss.
Die wichtigsten Kapitelüberschriften betreffen die einzelnen Tage, während denen die Geschichte spielt, und sie werden daher zuerst in italienischer Sprache und gleich darauf in der deutschen Übersetzung wiedergegeben.
Es handelt sich hier um den zweiten Teil der „Commissario-Luca-Reihe“. Ich kenne den Vorgängerband „Flüssiges Gold“ noch nicht, habe mich aber sofort im Dorf Montegiardino nahe Siena zurechtgefunden. Lucas Privatleben inklusive Tochter, drei Eseln und Verehrerinnen sind ebenso gut dargestellt wie das Leben und die Bewohner des Dorfes. Alle Charaktere sind sympathisch und ihre Handlungen nachvollziehbar; der Schlagabtausch der Personen aufgrund des Vollmonds der Konflikte hervorragend dargestellt.
Insgesamt ist hier ein Wohlfühlkrimi mit schlüssiger Handlung entstanden, der einige überraschende Wendungen aufweist und durch Saga Audiobuch und den Sprecher Frank Stöckle zu einigen recht unterhaltsamen Hörstunden verhilft.

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Veröffentlicht am 01.05.2023

Ein Fall für die Gryszinskis

Der treue Spion
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1896 verschwindet in München ein französischer Diplomat spurlos. Hatte er wirklich Informationen zu einer Erfindung, die telegrafische Falschmeldungen produzieren kann? Gryszinskis Ermittlungen beschränken ...

1896 verschwindet in München ein französischer Diplomat spurlos. Hatte er wirklich Informationen zu einer Erfindung, die telegrafische Falschmeldungen produzieren kann? Gryszinskis Ermittlungen beschränken sich in diesem Fall nicht nur auf München, sondern führen ihn auch in andere Städte Europas, das unruhigen Zeiten entgegensteuert. 1916 wird auch Gryszinskis Sohn Fritz auf geheimer Mission in Europa unterwegs sein und entdeckt dabei neue Indizien des alten Kriminalfalls.
Das Cover ist unaufgeregt in Brauntönen gehalten, versetzt durch Architektur und Kleidung aber sofort ins Ambiente des historischen Krimis. Dieser besteht aus fünf Teilen und spielt auf den beiden Zeitebenen 1896 und 1916. Der Wechsel zwischen den Geschichten, die Vater und Sohn betreffen, erfolgt in Kapiteln mit angenehmer Länge.
Gryszinski ist als königlicher Sonderermittler ein Verfechter der jungen Wissenschaft der Kriminalistik. Er bestreitet hier seinen dritten Fall; wie die beiden Vorgänger ist auch hier die Handlung in sich abgeschlossen und daher sehr gut unabhängig lesbar. Das liegt sicherlich auch am ruhigen, unaufgeregten Schreibstil der Autorin, mit dessen Wortwahl man sich in die Vergangenheit zurückversetzt fühlt. Der Alltag ist sehr authentisch dargestellt; insgesamt verfügt die Geschichte über viele Beschreibungen. Der Spannungsbogen ist eher langsam, oft kommt den Ermittlungen auch der Zufall zu Hilfe; dennoch wirkt die Handlung nicht konstruiert.
Die Charaktere sind durchwegs lebensnah; auch berühmte Vertreter der damaligen Epoche treten auf. Gryszinski, Ermittler, aber auch ein gefühlvoller Familienmensch ist nicht der einzige Sympathieträger in diesem Buch. Durch die - teils humorvolle – Darstellung bleiben einem sogar die Bösewichte in positiver Erinnerung.
Insgesamt beschert der kurzweilige historische Kriminalroman einige sehr unterhaltsame Lesestunden.

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