Profilbild von bookconversation

bookconversation

aktives Lesejury-Mitglied
offline

bookconversation ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit bookconversation über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.06.2018

... und die Worte blieben nirgends hängen...

und in dem Moment holt meine Liebe zum Gegenschlag aus
0

Sechzehn Kurzgeschichten in einem Roman.
Sechzehn Szenen aus dem Leben junger und alter Menschen, die unterschiedlicher kaum sein könnten.
Wir begegnen Egoisten, mutigen Personen, Gewinnern und Verlierern.

Doris ...

Sechzehn Kurzgeschichten in einem Roman.
Sechzehn Szenen aus dem Leben junger und alter Menschen, die unterschiedlicher kaum sein könnten.
Wir begegnen Egoisten, mutigen Personen, Gewinnern und Verlierern.

Doris Anselm hat einen sehr besonderen Erzählstil, auf den man sich allerdings erst einmal einlassen muss.
Sie schreibt sehr ruhig - mit einer Prise Melancholie, doch dabei auch so kraftvoll und mit teilweise verstecktem Witz. Dank ihrer außerordentlich großartigen Beobachtungsgabe sind auch noch so traurige Geschichten unglaublich bunt; tiefgründig sowieso.
Im einen Kapitel stehen die Personen im Vordergrund, im nächsten das Geschehen. Manche Protagonisten können wir bei ihrer Weiterentwicklung beobachten, manches bleibt der Fantasie der Leser überlassen.

Ich habe "und in dem Moment holt meine Liebe zum Gegenschlag aus" über Wochen gelesen. Immer wieder griff ich zum Buch und las zwei, drei Erzählungen.
Grundsätzlich regten mich die Gedanken, die Aussagen der Autorin zum Nachdenken an. Manches musste ich sacken lassen, manches amüsierte mich lediglich.
Ich kann ehrlich sagen: Ich bin ein wenig verliebt in Doris Anselms Art zu Schreiben.
Ihre kurzen Geschichten waren für mich perfekt portioniert.
Von der Autorin wird man sicherlich noch einiges hören; hoffe ich!

Veröffentlicht am 13.06.2018

Love is all around her...

Liebe in Reihe 27
0

Schon in ihrer Jugend merkte Cora, dass sie ein Händchen für Verkupplungen hat. Während sie immer wieder geeignete Partner für ihre Freundinnen fand, blieb sie selbst dabei auf der Strecke.
Als sie mit ...

Schon in ihrer Jugend merkte Cora, dass sie ein Händchen für Verkupplungen hat. Während sie immer wieder geeignete Partner für ihre Freundinnen fand, blieb sie selbst dabei auf der Strecke.
Als sie mit Anfang 20 nach Deutschland geht und Friedrich kennenlernt, glaubt sie jedoch, endlich ihre große Liebe gefunden zu haben. Doch schon bald bricht Friedrich Coras Herz. Die Londonerin flieht zurück in ihre Heimat und nimmt einen vorübergehenden Job am Check-in-Schalter des Flughafens London Heathrow an. Dort geht sie schnell wieder ihrer Leidenschaft als "Miss Amor" nach und platziert potentielle Paare in Reihe 27. Über den Wolken hat Stewardess Nancy, Coras Freundin, ein Auge auf die Auserwählten.
Während Nancy sich auch immer wieder mit Cora über gelungene Kuppelversuche freut, versucht die Flugbegleiterin dennoch, Cora auch mal wieder an den Mann zu bringen. Zum Beispiel hat Charlie, der Leiter der Sicherheitsabteilung, offensichtliches Interesse an Cora. Doch die hat nur Augen für das Glück anderer Leute. Und mit den Vielfliegern Ingrid und Aidan zwei schwierige Single-Fälle, die scheinbar nie ein passendes Gegenstück an Bord finden...

Seit Cora verletzt wurde, läuft sie mit Scheuklappen durchs Leben. Auf der Suche nach sich selbst, nimmt sie diesen recht simplen Job am Check-in-Schalter an. Doch anstatt sich endlich auf sich, auf ihre Wünsche und Pläne zu konzentrieren, verliert Cora sich vollkommen in ihrem heimlichen Amor-Spiel. Sie steht sich also selbst im Weg, was ihrer Mutter und ihren Freundinnen nicht gefällt. Doch wer oder was schafft es Cora wachzurütteln?
Eithne Shortall hat mit "Liebe in Reihe 27" so viel mehr als einen Liebesroman geschaffen. Denn auch wenn der Großteil der Menschheit nach der idealen, erfüllenden Beziehung sucht, geht nebenbei das Leben weiter. Schicksalsschläge passieren, Meinungsverschiedenheiten lassen sich nicht vermeiden; Unvorhergesehenes geschieht immer wieder.
Shortalls Roman regt dazu an, über den Tellerrand zu schauen. Das Leben muss gelebt werden, in guten und schlechten Zeiten. Man darf sich einfach selbst dabei nicht vergessen! Und die Liebe - die ist es immer wert, weiterzumachen. Denn irgendwann zieht sie Jeden von uns in ihren Bann...

Ich gebe zu, am Anfang überrascht gewesen zu sein vom Aufbau und Ablauf des Buches. Wie bereits erwähnt, steckt weit mehr dahinter als nur Coras (Liebes)Geschichte. Da ich gerne und auch einige Bücher dieses Genres lese, kann ich wohl behaupten, hinter dem hübschen, lieblichen Cover erwartet die LeserInnen keine ganz typische Geschichte. Nach kurzem Stolpern aufgrund meiner Erwartungshaltung, las ich "Liebe in Reihe 27" allerdings recht schnell und wirklich gern. Zum einen liebe ich jegliche Storys rund um Flugzeuge, Stewards, etc. - zum anderen lese ich sehr gerne gute, außergewöhnliche Liebesromane.

Einzige Schwachpunkte im Roman für mich: Das Ende kam zu übereilt. Da noch ein, zwei Zwischenschritte wären schöner, abrundender gewesen. Außerdem blieben mir manche Aspekte und Menschen zu farblos. Beispielsweise Coras Bruder; die Zwei hatten kein sonderlich enges Verhältnis zueinander, aber er war mehrfach Thema. Wieso....?
Manche Szenen hätte die Autorin in der Gestaltung gern etwas intensivieren dürfen. So, fürchte ich, habe ich Cora, Nancy & Co wohl bald vergessen...

Veröffentlicht am 07.06.2018

Was weißt du, was du heute Morgen noch nicht wusstest?

Olga
0

Breslau im späten 19. Jahrhundert:
Schon als Kleinkind ist Olga sehr wissbegierig und interessiert an der Welt. Sie ist ein zufriedenes Kind, obwohl sie mit ihren Eltern in Armut lebt.
Doch ihre Eltern ...

Breslau im späten 19. Jahrhundert:
Schon als Kleinkind ist Olga sehr wissbegierig und interessiert an der Welt. Sie ist ein zufriedenes Kind, obwohl sie mit ihren Eltern in Armut lebt.
Doch ihre Eltern sterben früh und das Mädchen muss nach Pommern zu ihrer Großmutter ziehen, die jedoch nicht viel von ihrer Enkeltochter hält.
Olga fühlt sich dort nicht sonderlich wohl, ist einsam. Außerdem wird ihr eine gute Bildung verwehrt.
Aber sie ist ein starkes Mädchen und weiß, was sie will. Die Lehrer mögen und unterstützen sie, sie findet Freunde unter den vermögenden Geschwistern Viktoria und Herbert. Während Viktoria sich nach kurzer Zeit allerdings von ihr abwendet, verbringt sie umso mehr Zeit mit Herbert. Zwischen den Beiden entsteht eine lange, außergewöhnliche Beziehung, wenn auch keine klassische Liebesbeziehung.
Denn Herbert ist ein Träumer. Er möchte reisen und laufen, er möchte entdecken und er hat die finanziellen Mittel dazu.
Olga aber ist fokussiert auf ihre Bildung. Sie möchte vor Ort helfen, lehren und etwas bewirken.

In drei Teilen erzählt Autor Bernhard Schlink von einem starken, selbstbewussten Mädchen, dass sich zu einer beeindruckenden Frau entwickelt. Im Vordergrund stehen Selbstverwirklichung und Liebe, im Hintergrund spielen sich rund hundert Jahre der deutschen Geschichte ab.

Trotz lediglich dreihundert Seiten, hätte der Roman für mich ein wenig kürzer sein können. Gerade im ersten Teil. Der letzte, dritte Teil gefiel mir am allerbesten. Bis dorthin war Olga, sicherlich gewollt, ein wenig farblos; Herbert und andere wichtige Charaktere stärker gezeichnet.
Das gesamte Buch ist geschrieben in angenehmen kurzen Kapiteln, die mir als Leser sehr entgegen kamen.
Sprachlich hat sich Bernhard Schlink wieder selbst übertroffen! Ein schöner Satz, eine wunderbare Formulierung nach der Nächsten. Alleine der Stil ließ mich beim Lesen fast durchgängig lächeln.
Insgesamt bezeichne ich "Olga" als einen wirklich lehrreichen und in vielerlei Hinsicht nachhaltigen Roman.

Wenn ich könnte, würde ich Olga gerne auf eine Tasse Tee treffen....

Veröffentlicht am 07.06.2018

Ich will schöne Haare - genauso wie DU

Glattes Haar wär' wunderbar
0

Kringelige Locken, nicht ein glattes Haar. Der Wuschelkopf ist absolut unglücklich mit diesen Haaren. Nichts hilft; kein stundenlanges und schmerzhaftes Bürsten, kein lang ziehen, kein Klebeband. Auch ...

Kringelige Locken, nicht ein glattes Haar. Der Wuschelkopf ist absolut unglücklich mit diesen Haaren. Nichts hilft; kein stundenlanges und schmerzhaftes Bürsten, kein lang ziehen, kein Klebeband. Auch Wasser funktioniert nicht, um das Haar auf Dauer zu glätten. Doch dann taucht ein Mädchen mit langen Spaghettihaaren auf... und auch sie ist gar nicht glücklich mit ihrer Frisur! Denn bei ihr klappt kein einziger Versuch, auch nur eine glatte Strähne in eine kleine Locke zu verwandeln. Die Mädchen sehen sich an, beginnen zu lachen und begreifen: Ihre Haare sind toll, so oder so! Und gemeinsam haben sie zahlreiche Ideen, für lustige Frisuren ihrer einstigen Problemhaare...

Autorin und Illustratorin Laura Ellen Anderson hat ein unglaublich schönes Bilderbuch geschaffen. So kreativ und witzig, so bunt, so detailverliebt. Absolut großartig!
Verfasst ist das Buch in kurzen Reimen, die Bilder spielen die Hauptrolle. Und obwohl es textlich nicht überladen ist, gibt es auf jeder Buchseite soo viel zu entdecken.
Äußerst liebevoll und mit jeder Menge Feinheiten wurde hier gearbeitet und machen das Anschauen und Lesen zu einem riesigen Vergnügen. Mit anderen Worten: Das Buch ist rundum perfekt.

Ich kann den Wuschelkopf hier zu 100% nachvollziehen, denn ich selbst bin als absoluter Lockenkopf geboren worden. Auch ich wollte als kleines Kind irgendwann keine Locken mehr haben - und schnitt sie mir kurzerhand mit der Kinderbastelschere raspelkurz. Die Haare wuchsen nach, dann hatte ich lange nur noch leichte Wellen. Damals fand ich das gut... Meine Naturlocken verändern sich wöchentlich, sind mal stärker, mal schwächer ausgeprägt. Aber mittlerweile mag ich meine Haare.
Nur eine Sache nervt nach wie vor: So struppig und knotig wie die Haare oft sind, kämme auch ich grundsätzlich so lange, bis meine Hände schmerzen

Veröffentlicht am 07.06.2018

Ich habe doch gesagt, dass du auf mich warten sollst!

Bis zum Himmel und zurück
0

Drehbuchautorin Katja ist momentan weder besonders erfolgreich im Beruf, noch in der Liebe.
Ihr Leben ist einfach nur okay. Ihr Mehr-oder-weniger-Freund Ratko verhält sich aktuell wieder seltsam und gerade ...

Drehbuchautorin Katja ist momentan weder besonders erfolgreich im Beruf, noch in der Liebe.
Ihr Leben ist einfach nur okay. Ihr Mehr-oder-weniger-Freund Ratko verhält sich aktuell wieder seltsam und gerade kam eine Drehbuchanfrage rein für eine Familienserie. Was lächerlich ist, da sie selbst kaum noch Kontakt zu ihrer eigenen Familie hat.
Denn diese zerbrach vor genau 15 Jahren, nachdem ihre kleine Schwester Lina bei einem Unfall starb, an dem Katja lange meinte Schuld zu sein.
Ihre Mutter lebt mittlerweile in Italien, ihr Vater mit einer neuen Frau in Bremen.
Doch dann kommt ein Anruf, dass ihr Vater nach einem Schlaganfall im Koma liegt. Katja weiß nicht, was sie fühlt. Sie weiß nur, sie will ihn nicht sehen. Er hat sie und ihre verzweifelte Mutter damals im Stich gelassen und ist nach Bremen gezogen, Katja war früh auf sich allein gestellt.
Kurz nach dem Anruf steht plötzlich ein junges Mädchen vor der Haustür und behauptet, ihre Halbschwester väterlicherseits zu sein. Das Mädchen möchte Katja mit aller Kraft dazu bewegen, ihren gemeinsamen Vater im Krankenhaus zu besuchen. Und auf einmal deuten alle Zeichen um Katja herum auf "Familie" und sie wagt zögerlich den ersten Schritt aus ihrer Zurückgezogenheit. Das Serienkonzept schreibt sie irgendwie herunter und auch die neue Familie ihres Vaters ist wohl gar nicht so übel, wie gedacht....

Nachdem Autorin Catharina Junk mich absolut mit "Liebe wird aus Mut gemacht" begeistert hat, habe ich mich schon sehr auf ihren zweiten Roman "Bis zum Himmel und zurück" gefreut. Und die Erwartungen wurden erfüllt!
Die Autorin schreibt schon lange selbst Drehbücher und versteht ihr Handwerk einfach perfekt.
Eine tolle Story, wunderbar gezeichnete Charaktere mit Ecken, Kanten und sehr spannenden Entwicklungen; im negativen wie im positiven Sinne. Dazu sprachlich einfach klasse, äußerst angenehm zu lesen.
So viele besondere Sätze und Passagen haben mich aus diesem Buch angelächelt. Wie beispielsweise: "Aber da liegt nur ein leeres H-Milch-Tetrapak neben dem Fahrradständer, das mich auf der Stelle traurig macht, denn: Lieblosigkeit, wohin man sieht."
Ein zarter, sehr bewegender, faszinierender, kluger und dabei so ehrlicher Familien- und Liebesroman. Galaktisch gut, Catharina Junk!