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Veröffentlicht am 10.12.2020

Tolle Repräsentation und Diversität

Kissing Chloe Brown (Brown Sisters 1)
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Talia Hibbert hat mit “Kissing Chloe Brown” ein ganz wundervolles Buch geschrieben! Die Autorin wurde selbst mit Fibromyalgie diagnostiziert - eine Erkrankung, die chronische Schmerzen verursacht. Das ...

Talia Hibbert hat mit “Kissing Chloe Brown” ein ganz wundervolles Buch geschrieben! Die Autorin wurde selbst mit Fibromyalgie diagnostiziert - eine Erkrankung, die chronische Schmerzen verursacht. Das macht “Kissing Chloe Brown” zu einem “Own Voice” Buch und wir können sicher sein, dass dieser Aspekt auf jeden Fall gut repräsentiert wird. Ansonsten strotzt das Buch vor toller Diversität mit PoC, unsere Protagonistin ist dick und hat chronische Schmerzen, Mental Health kommt nicht zu kurz und auch queere Menschen wurden sichtbar gemacht! [TW: Erwähnung von toxischer Beziehung]

Chloe Brown ist zwar chronisch krank und obwohl die Schmerzen sie einschränken, lässt sie sich davon nicht definieren. Durch diese Erkrankung hat sich leider ihr Freundeskreis von ihr abgewendet, sodass ihr nur noch ihre Familie bleibt. Nachdem sie fast von einem Auto überfahren wurde, beschließt sie sich nicht mehr einschränken zu lassen und das Leben in vollen Zügen zu genießen. Gut, dass sie auf ihren Nachbar und Hausmeister Red Morgan trifft, der ihr dabei helfen kann, auch wenn sie anfangs kein allzu gutes Bild voneinander haben.

Mir hat es richtig gut gefallen zu erfahren, wieso die beiden sich am Anfang nicht ausstehen konnten und das nicht einfach mit “sofortige Unsympathie” erklärt wurde. Chloe als Figur fand ich auch klasse. Sie ist trotz allem stark und was ich auch toll finde: sie wiegt 95 kg, was in unserer heutigen Gesellschaft ja quasi gleichgesetzt wird mit “nicht begehrenswert”, aber sie wird so wunderbar attraktiv und begehrenswert dargestellt 🥰 Eine tolle Repräsentation! Total oft werden Charaktere, die dick sind Eigenschaften wie Minderwertigkeitskomplex angehängt oder sind lediglich “die lustige beste Freundin” und ich bin so froh, dass das nicht der Fall ist. Sie hat natürlich trotzdem Ängste und Zweifel, aber die sind nicht auf ihr Aussehen zurückgeführt und das freut mich ungemein 💕

Es hat mich auch überrascht, dass Red komplexer ist, als ich angenommen habe. Er war in einer toxischen Beziehung und Hibbert hat die psychischen Spuren, die so eine Beziehung bei einem hinterlässt, gut gezeigt. Vor allem, wird in dem Buch explizit erwähnt, dass seine Ex-Freundin gewalttätig war. Frauen können Täterinnen sein und Männer können Opfer werden. Red selbst sagte, dass es ja nicht wirklich wehgetan hat, als sie ihn geschlagen hat, weil sie kleiner und zierlicher war als er, aber in der Szene wurde deutlich, dass das dennoch als häusliche Gewalt zählt und das ist eine sehr wichtige Botschaft.

Die Beziehung zwischen Red und Chloe wirkte auf mich anfangs sehr zärtlich. Red ist auch generell immer sehr rücksichtsvoll, ohne sie zu bemitleiden. Außerdem fand ich es großartig, dass auf Safer Sex und Konsens geachtet wurde. Oh und ein ganz großer Pluspunkt ist die positive Darstellung zur Therapie zu gehen. Leider ist das heutzutage immer noch stigmatisiert, deshalb fand ich das richtig toll, dass eine Therapie im Buch vorgeschlagen wurde, um vergangenes Trauma zu bewältigen.

Wieso gab es dann einen Stern Abzug? Eine Kleinigkeit war, dass Chloe sich zweimal mit Annie trifft und plötzlich sind sie Freundinnen? Das wirkte auf mich gehetzt und unglaubwürdig. Was mich aber am meisten gestört hat, waren die Sexszenen. Zum einen, habe ich nicht damit gerechnet, dass es so explizit wird, was an sich nicht schlimm ist. Schlimm fand ich die Wörter die benutzt wurden, weil sie für mich einfach total vulgär sind. Ab hier wird es nun ebenfalls explizit. Die Benutzung von “Muschi” und “Möse” für “Vagina” fand ich schrecklich. Genauso wie “Schatz” und “Baby” als Kosenamen. Ja, ich weiß, dass das viele machen, aber ich mag diese Wörter als Kosenamen einfach nicht. Es war auch etwas seltsam, dass Chloe sich beim Sex so ganz anders ausdrückt als im Alltag. Oder ist das normal? Sie wirkte auf mich nicht so wie eine Figur für Dirty Talk. Einige seltsame Metaphern haben mich auch total irritiert, wie“[...] dass sein Orgasmus sich mit der Wucht einer Lokomotive näherte”... Danach hatte ich nur noch dieses “chooo chooo” Geräusch einer Lokomotive im Kopf.

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Veröffentlicht am 08.08.2022

Spannendes Buch mit toller queerer Repräsentation

The Curse of Time and Taste
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“The Curse of Time and Taste: Die göttlichen Artefakte” von Anne Herzel ist für mich das erste Fantasy-Buch, in dem Pirat*innen die Hauptrolle spielen. Und ich bin einfach nur begeistert von ihrem Debüt! ...

“The Curse of Time and Taste: Die göttlichen Artefakte” von Anne Herzel ist für mich das erste Fantasy-Buch, in dem Pirat*innen die Hauptrolle spielen. Und ich bin einfach nur begeistert von ihrem Debüt! Leute, lest das Buch! Vielen vielen Dank für das Rezensionsexemplar, @wellenlogbuch !

⚠️ CN: Blut, Dysphorie, Geiselnahme, Gewalt (emotional, häuslich, körperlich), Mord, Tod

Vanelle ist angehende Piratenjägerin und landet durch einen schiefgegangenen Handel auf dem Schiff von Käpt’n Rivay. Durch Rivay und ihre Crew lernt Vanelle zu hinterfragen, was “normal” überhaupt bedeutet und beginnt ihren Horizont zu erweitern. Dabei werden die Crewmitglieder nicht in Schubladen gesteckt, sodass gezeigt wird, dass die Figuren so viel mehr sind als ihre Queerness. Es wird bspw. nicht explizit benannt, dass Rivay nicht-binär ist, stattdessen wird gezeigt, wie er unterschiedliche Pronomen verwendet und sich nicht im binären Bereich von Geschlecht wiederfindet. Genauso lernen wir im Verlauf der Geschichte auch zwei Piratinnen kennen, die in einer Beziehung sind, eine trans Piratin und einen aroace Pirat.

In diesem Debüt gibt es aber nicht nur queere Figuren, sondern auch PoC Figuren und einen non-verbalen Piraten. Ich finde es schön, dass die anderen Gebärdensprache verwenden und auch, dass dies immer beschrieben wird. Als Nichtbetroffene kann ich allerdings nicht beurteilen, ob die Darstellung gelungen ist. Die Crew ist größtenteils unglaublich sympathisch und ich habe so viele von ihnen in mein Herz geschlossen.

Abgesehen von den Charakteren hat mir auch die Geschichte und das Worldbuilding unglaublich gut gefallen. Ich muss zugeben, dass ich positiv überrascht wurde, dass es viel um Freundschaft, Selbstfindung und das Erkennen des eigenen Wertes geht. Denn ich hatte ein bisschen Sorge, dass es zu einer Lovestory kommen könnte, die alles andere in den Hintergrund rücken lassen würde, was aber zum Glück nicht der Fall war! Nun will ich aber wissen, wie es weitergeht! Was passiert, wenn Rivay alle Karten findet und gibt es noch mehr göttliche Artefakte? Ich kann es kaum abwarten, die Crew auf ihr nächstes Abenteuer zu begleiten.

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Veröffentlicht am 15.06.2021

Brutal

Pretty Girls
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Das ist der wahrscheinlich brutalste Thriller, den ich je gelesen habe. “Pretty Girls” von Karin Slaughter schockiert maßlos mit der Darstellung von grausamer Gewalt. Versucht euch darauf gefasst zu machen, ...

Das ist der wahrscheinlich brutalste Thriller, den ich je gelesen habe. “Pretty Girls” von Karin Slaughter schockiert maßlos mit der Darstellung von grausamer Gewalt. Versucht euch darauf gefasst zu machen, wenn ihr das Buch lesen wollt. Es ist ziemlich… krass in der Beschreibung.
[CN: Drogen, Fäkalien, Fatshaming, Folter, Misogynie, Mord, sexualisierte Gewalt, Sexismus, Stalking, Suizid, Vergewaltigung, Verstümmelung]

Vor mehr als zwanzig Jahren verschwand Claires und Lydias Schwester Julia als Jugendliche spurlos. Seitdem haben die beiden Frauen nicht mehr miteinander gesprochen, doch keine der beiden hat sich von dem Schrecken und dem Schmerz ihres gemeinsamen Verlustes erholt. Nun ist ein weiteres Mädchen verschwunden und Claire ist davon überzeugt, dass Julias Verschwinden irgendwie damit zusammenhängt. Doch als sie beginnt, die Wahrheit über ihre Schwester zu erfahren, wird sie mit einer schockierenden Entdeckung konfrontiert.

Das Buch war für mich spannend genug, dass ich es zu Ende gelesen habe, wobei ich mir nun unsicher bin, ob ich es nicht weglegen konnte, weil es so spannend war oder weil es für mich wie ein Autounfall war, bei dem ich nicht wegschauen konnte… Der Plot war vielversprechend und ich fand es interessant mitzuerleben, wie ein Geheimnis nach dem anderen zum Vorschein kam.

Mich hat es gestört, wie immer wieder betont wird, dass Claire hübsch UND klug ist. Danke, ich denke, nach dem dritten Mal habe ich das verstanden. Genauso das Bild von Schönheit, das immer in Verbindung mit Schlanksein stand. Ja, unsere Gesellschaft ist immer noch so, aber ich hätte es gut gefunden, wenn das zumindest kritisiert worden wäre. Stattdessen wird ständig in einem negativen Ton erwähnt, dass Lydia dick ist. Außerdem ist Claire auch noch reich und Lydia arm und hat Drogen missbraucht. Ihr merkt, was für Assoziationen hier gezeigt werden?

Was ich wiederum richtig toll fand, waren die Briefe des Vaters an die verschwundene Tochter. Für mich waren diese Briefe der rote Faden der Geschichte und die Gedanken des Vaters zu lesen, waren herzzerreißend. Ebenso die Beziehung zwischen den beiden Schwestern. Obwohl zwischen den beiden Funkstille herrschte, sind sie doch füreinander da.

Das Buch ist wirklich brutal. Also, so richtig. Wenn ihr, wie ich, mehr auf psychologische Thriller steht, vielleicht lieber Hände weg von diesem? Total viel von dieser Brutalität fand ich auch unnötig und meiner Meinung nach, waren die nur drin, um zu schockieren.

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Veröffentlicht am 15.06.2021

Einer der besten Thriller

Liebes Kind
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Ich habe nach einige Zeit endlich mal wieder einen Thriller gelesen: “Liebes Kind” von Romy Hausmann. Und alter Falter. Das hatte es in sich. So ein gutes Buch. Aber heilige Guacamole.
[CN: Blut, Entführung, ...

Ich habe nach einige Zeit endlich mal wieder einen Thriller gelesen: “Liebes Kind” von Romy Hausmann. Und alter Falter. Das hatte es in sich. So ein gutes Buch. Aber heilige Guacamole.
[CN: Blut, Entführung, Gewalt (körperlich und emotional), Mord, Stalking]

Der Thriller hat mich an den Film “Raum”, basierend auf das gleichnamige Buch von Emma Donoghue erinnert. (Film, weil ich das Buch noch nicht gelesen habe) Gefangen in einer fensterlosen Hütte im Wald mit zwei Kindern. Strenge Regeln: Mahlzeiten, Toilettengänge, Lernzeiten werden minutiös eingehalten. Der Vater versorgt seine Familie mit Nahrung, er beschützt sie vor den Gefahren der Welt da draußen, er kümmert sich darum, dass seine Kinder eine Mutter haben – koste es, was es wolle. Doch eines Tages gelingt dieser die Flucht. Nun geht der Albtraum richtig los.

Und wie der losgeht. Wir blicken in die Abgründe der menschlichen Psyche. Wir sehen, was so viel Gewalt mit einem Menschen machen kann und wie sie ihre Traumata verarbeiten. Jeder Charakter geht damit anders um und Hausmann beleuchtet diesen Aspekt unglaublich gut. Alle Charaktere haben auch ihre Fehler, die sie für mich aber umso menschlicher macht.

Die ganze Zeit über habe ich mich gefragt, wem kann ich in dieser Geschichte überhaupt trauen? Ich hatte so viele Vermutungen, aber anscheinend bin ich eine miserable Detektivin, denn keine hat sich als wahr behauptet. All die Jahre Detektiv Conan schauen war wohl umsonst…

Jedenfalls: ein packender psychologischer Thriller, den ich allen empfehlen kann, die auf Thriller stehen oder sich für die Abgründe der menschlichen Psyche interessieren. Denn auch wenn das hier Fiktion ist, so kann ich mir dennoch gut vorstellen, dass das passieren kann. Und genau das macht es für mich zu einem klasse Thriller. Oh und noch ein Pluspunkt ist für mich die lesbische Repräsentation! Das kommt in Thrillern ja meist nicht vor und das war hier auch nicht der Fokus, aber eine Beziehung zwischen zwei Frauen kommt vor und das finde ich ziemlich cool, weil es dazu beiträgt etwas gegen diese Heteronormativität vorzugehen.

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Veröffentlicht am 15.06.2021

Verstörend und dystopisch mit einem Kern der Wahrheit

Friday Black
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Ich habe “Friday Black” von Nana Kwame Adjei-Brenyah beendet und bin ziemlich geflasht. 12 Kurzgeschichten, eine dystopischer und verstörender als die andere. Danke @bloggerportal und @penguin_verlag ...

Ich habe “Friday Black” von Nana Kwame Adjei-Brenyah beendet und bin ziemlich geflasht. 12 Kurzgeschichten, eine dystopischer und verstörender als die andere. Danke @bloggerportal und @penguin_verlag für das Rezensionsexemplar!
[CN: Anti-Schwarzer Rassismus, Blut, Gewalt, Mord, Suizid, transfeindlicher Slur (177)]

Das Buch beinhaltet extreme Gewalt. Schaut euch bitte nochmal die CN an, bevor ihr das Buch lest. Dies ist auch ein Punkt, der mich sehr geärgert hat. Es gab absolut keine Warnung, dass es dermaßen gewalttätig wird in dem Buch.

Die Geschichten haben den anti-Schwarzen Rassismus im Fokus und thematisieren das auf eine aggressive Weise. Dabei vermischt der Autor Dystopie mit Realität und in manchen Geschichten geht es mehr in die Richtung Sci-Fi. Auch wenn mich einige Geschichten an die Serie “Black Mirror” erinnert haben, weil sie so verstörend sind, konnte ich in allen Geschichten einen Kern der Wahrheit erkennen. Vieles spiegelt unsere Gesellschaft wider, zwar überspitzt, aber dennoch.

Für mich war die erste Geschichte “The Finkelstein 5”, die eindrucksvollste. Ein weißer Mann ermordete fünf Schwarze Kinder mit einer Kettensäge und behauptet, dass er seine eigenen Kinder verteidigt hätte. Selbstverteidigung. Er wurde freigesprochen. Das mag unglaublich erscheinen, aber genau das passiert auch in unserer Welt. Breonna Taylor schlief ihrer Wohnung, als die Polizei in das Appartement eindrang und sie erschoss. Keine Anklage. Tamir Rice war 12, als er von einem Polizisten erschossen wurde. Freigesprochen. Notwehr.

Eine andere Geschichte, die mich beeindruckt und verstört hat, ist Zimmer Land: ein Schwarzer Arbeiter arbeitet in einem Freizeitpark, wo weiße Bürger*innen ihre Fantasien zur “Verteidigung” ihrer Familien ausleben können. Die Idee fand ich sehr spannend. Würde das helfen die Aggression gegen Schwarze Menschen einzudämmen? Indem weiße Menschen auf Schwarze Menschen in einem Freizeitpark schießen?

Diese Kurzgeschichtenkollektion heißt “Friday Black” und natürlich kommt darin auch das Thema “Black Friday” vor. Wie wichtig ist uns Konsum? Was macht Konsum mit uns? Diese Geschichte war erschreckend zu lesen und es hat mich geradezu angewidert, wie Menschen tatsächlich dazu bereit sind über Leichen zu gehen. Wortwörtlich.

Dann gab es auch einige Geschichten, die sich für mich gezogen haben oder die mich einfach nur verwirrt haben. Dennoch regt das Buch dazu an mehr über unsere Gesellschaft nachzudenken und auch das eigene Verhalten zu reflektieren.

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