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Veröffentlicht am 01.05.2021

Locker, frech und kritisch

Krötensex
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Alles in dem Buch “Krötensex” von Franka Frei schreit “Hipster” und deshalb hat das Buch auch nach mir geschrien. Zumindest werde ich von einigen Freundinnen in diese Kategorie eingeordnet und ich stehe ...

Alles in dem Buch “Krötensex” von Franka Frei schreit “Hipster” und deshalb hat das Buch auch nach mir geschrien. Zumindest werde ich von einigen Freundinnen in diese Kategorie eingeordnet und ich stehe auch einfach auf “Hipster-Cafés” 😌 Dementsprechend gehöre ich zu der Zielgruppe von “Krötensex”. Danke an @heyne.verlag und @bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
⚠️ [CN: Depression, Essstörung, Sexismus]

Anfangs war ich etwas von der Dicke abgeschreckt, aber ich bin nur so durch die Seiten geflogen, obwohl ich mich erst an die “Digga-Sprache”, den Dialekten und den vielen Anglizismen gewöhnen musste, weil ich selbst nicht so spreche. Das hat sich nach dem Buch etwas geändert… Ich wehre mich weniger gegen Anglizismen 😂 Aber die Verschriftlichung von den Dialekten waren für mich manchmal doch anstrengend. Richtig toll finde ich aber, dass durchgehend gegendert wird!

Frieda ist super relatable. Anfang 20 auf der Suche nach sich selbst und steckt mit drei Kommilitonen in Amerika fest. Nicht in den USA, sondern in einem Kaff in Sachsen. Dann muss sie auch noch ein Praktikum finden und lernen aufzuhören sich unentwegt mit ihrer vermeintlich perfekten Zwillingsschwester Freia zu vergleichen. Denn Frieda hat das Gefühl zu viel zu sein: zu laut, zu groß, zu viel Make-Up.

“Krötensex” spricht so vieles an, was aktuell ist. Klimawandel, Kapitalismus, Sexismus, Rechtsextremismus, Sexualität und mehr. Dabei wird nicht mit dem erhobenen Zeigefinger darauf aufmerksam gemacht, sondern frech und reflektierend. Es wird sich aber auch nur solange damit auseinandergesetzt, wie es einem passt und das finde ich sehr realitätsnah. Auch das Thema Social Media kommt nicht zu kurz. Zurück in Berlin will Frieda nämlich ihr Leben verändern und wird von Freia mit ins Influencer
innen-Boot geholt. Anfangs noch voller Elan, merkt Frieda nach und nach und der Stress und die Erwartungen anderer zu viel sind.

Im Großen und Ganzem habe ich Frieda und ihre Freund*innen und Bekanntschaften total lieb gewonnen und es war ein lustiges und lockeres Leseerlebnis, das ich allen empfehlen kann, die kein Problem haben viele Anglizismen, Englisch und die Verschriftlichung von Dialekten zu lesen.

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Veröffentlicht am 19.04.2021

Beeindruckende Frau

DIE EIGENE SEELE BEFREIT
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Vielen Dank an @mainwunder @mainwunderinstateam für das Rezensionsexemplar “Die eigene Seele befreit” von Gabrielle Bellerose!

[CN: Alkohol, Body Shaming, Deadnaming, Dysphorie, häusliche Gewalt, Homofeindlichkeit, ...

Vielen Dank an @mainwunder @mainwunderinstateam für das Rezensionsexemplar “Die eigene Seele befreit” von Gabrielle Bellerose!

[CN: Alkohol, Body Shaming, Deadnaming, Dysphorie, häusliche Gewalt, Homofeindlichkeit, Mobbing, Sexismus, Suizidalität, Tod, toxische Männlichkeit]

Die Autobiografie schildert den Werdegang von Gabrielle als trans Frau. Von Kindesbeinen an über die Jugend hinweg bis zum erwachsenen Alter, als sie eigentlich schon fest im Leben steht. Dabei lernen wir die Erwartungen des Vaters kennen, das Bedürfnis dazugehören zu wollen und die Zerrissenheit zwischen die gesellschaftlichen Erwartungen erfüllen oder die Person, die sie ist, auch nach außen zu tragen.

Ich habe etwas gebraucht, um mich an den Schreibstil und die für mich eher ungewöhnlichen Wörter zu gewöhnen. Ich denke aber, es liegt wohl daran, dass sie aus der Deutschschweiz kommt und ich eben nicht, sodass ich mit einigen Begriffen oder die Art und Weise etwas auszudrücken, nicht vertraut bin. Die Schriftgröße ist auch etwas kleiner als ich es sonst gewohnt bin, aber für mich war das nicht schlimm.

Der Höhepunkt war Gabrielles Outing und ich kam mir regelrecht voyeuristisch vor das so nah mitzuerleben. Die Verzweiflung und die Angst war deutlich zu spüren und ein Outing, nachdem sie und ihre Frau Silvia so lange verheiratet sind und sogar zwei Kinder auf die Welt gebracht haben, ist für beide nicht einfach. Umso mehr freut es mich, dass Silvia es im Nachhinein doch gut aufgenommen hat und sie Gabrielle zur Seite stand. Ich hoffe sehr, dass Gabrielle glücklich ist und viel Unterstützung erhält.

Einige Zeitsprünge waren für mich eher plötzlich, sodass ich manchmal verwirrt war. Da hätten Jahreszahlen oder visuelle Marker geholfen. An dieser Stelle muss ganz kurz #MoralapostelYvonne raus: In der Jugend hat Gabrielle Lehrende gemobbt und auch hin und wieder geklaut. Das Mobbing scheint ihr im Nachhinein leidzutun, aber die Diebstähle wurden als “Spiel” relativiert, was ich nicht ok finde.

Etwas, dass mir auch negativ aufgefallen war, war die Verwendung des Begriffs “rassenrein”, als von Gabrielles “rassenreinem Französisch” die Rede war. Ich bin mir nicht sicher, ob das schlichtweg ein Ausdruck ist, der in der Deutschschweiz verwendet wird, aber ich fühle mich damit sehr unwohl.

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Veröffentlicht am 18.04.2021

Große Leseempfehlung!

Ich habe einen Namen
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Es war eine regelrechte Achterbahn der Gefühle. Ich war wütend, hoffnungsvoll, empört, fassungslos, erleichtert, erschüttert. Ich habe so viel geweint.
⚠️ [CN: Ableistische Sprache, Alkohol, Amoklauf, ...

Es war eine regelrechte Achterbahn der Gefühle. Ich war wütend, hoffnungsvoll, empört, fassungslos, erleichtert, erschüttert. Ich habe so viel geweint.
⚠️ [CN: Ableistische Sprache, Alkohol, Amoklauf, anti-Schwarzer Rassismus, Blut, Drogen, Polizeigewalt, sexualisierte Gewalt, Vergewaltigung, Victim Blaming]

Eventuell kennen einige von euch Chanel Miller besser unter ihrem Pseudonym “Emily Doe”. Unter diesem Namen verlas sie 2016 vor Gericht einen Brief (ihren Victim Impact Statement) an den Mann, der sie 2015 nach einer Party an der Stanford University vergewaltigt hatte. Brock Turner wurde in alle drei Anklagepunkten für schuldig befunden, doch Richter Aaron Persky verurteilte Turner zu nur sechs Monaten Haft. Dies führte zu einem weltweiten Diskurs über sexualisierte Gewalt, die auch die #MeToo Movement begleitete.

Miller schreibt in dieser Autobiografie eindrücklich, wie das Gerichtssystem versagte. Wie sehr der Täter geschützt wird, wie Medien sich auf seine nun beschmutzte Zukunft und seine tollen Schwimmzeiten konzentrierten, während sie sich über ihr Partyverhalten und ihre Kleidung ausließen. Ist sie ein “gutes” Opfer? Sie wird medial auseinandergenommen und versucht weiterhin ihr Leben zu führen.

Das Buch ist so flüssig zu lesen und ich liebe es, wie Miller sich ausdrückt und Dinge beschreibt. Es war regelrecht unheimlich all das so persönlich durch sie mitzuerleben. All die Frustration, Hilflosigkeit, Wut, Traurigkeit, Fassungslosigkeit, aber auch ihre Stärke, ihren Mut, ihren Humor, ihre Wortgewandtheit. Ich bin so froh, dass Miller ein dermaßen starkes Statement geschrieben hat und auch, dass es veröffentlicht wurde und es so viele Menschen erreicht.

Wenn ihr dazu in der Lage seid, lest ihre Autobiografie. Es macht wütend und traurig, aber gleichzeitig, ist es so voller Empowerment.

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Veröffentlicht am 05.04.2021

Selbstfürsorge und Feminismus

Radikale Selbstfürsorge. Jetzt!
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[Rezensionsexemplar]
In dem Buch “Radikale Selbstfürsorge Jetzt! - Eine feministische Perspektive” erzählt Svenja Gräfen von ihren Strategien und Erfahrungen, die sie mit Selbstfürsorge gemacht hat. Dabei ...

[Rezensionsexemplar]
In dem Buch “Radikale Selbstfürsorge Jetzt! - Eine feministische Perspektive” erzählt Svenja Gräfen von ihren Strategien und Erfahrungen, die sie mit Selbstfürsorge gemacht hat. Dabei erklärt sie, wieso Selbstfürsorge wichtig ist und inwiefern Selbstfürsorge und Feminismus zusammengehören.

Ich selbst mag die vielen Self-Care-Tipps, die als Instagram Post geteilt werden oder auch Sprüche wie “Du bist genug” auf Postkarten. Allerdings reicht das natürlich nicht, um sich “wirklich” um sich selbst zu kümmern. Klar, so ein Schaumbad tut gut, aber das löst wohl nicht meine Probleme, oder? Deshalb kann ich ja auch gleich darauf verzichten und etwas “produktiveres” mit meiner Zeit machen. So denke ich manchmal tatsächlich. Ich kann mich mit so vielen Dingen identifizieren, die die Autorin anspricht. Bspw. sich gestresst fühlen, obwohl ich doch nur im Bett herumliege und nur am Handy bin.

Deshalb finde ich es so wichtig, dass Gräfen in ihrem Buch aufzeigt, wie wichtig Selbstfürsorge ist und was das auch alles sein kann. Denn es ist wichtig, dass wir uns um uns selbst kümmern, sodass wir die Energie haben uns auch für politische und gesellschaftliche Veränderungen einsetzen können.

Wichtig ist, dass das Buch nicht als Anleitung verstanden wird. Es gibt nämlich sowieso keine allgemeingültige Anleitung, aber es werden einige Impulse und Denkanstöße gegeben. Was mit richtig gut gefallen hat: Es wird durchgehend gegendert! Die Autorin benennt auch aus welcher Perspektive sie schreibt (weiße, bisexuelle cis Frau, ohne körperliche Beeinträchtigung). Außerdem werden wichtige Themen wie struktureller Rassismus, Cisheteronormativität, Ableismus und performativer Allyship angeschnitten. Besonders gefallen hat mir der Teil "Kulturelle und spirituelle Aneignung", weil es nun mal leider so ist, dass viele Menschen sich keine Gedanken darüber machen, woher etwas kommt und wer davon profitiert. In diesem Buch geht sie auf das Thema Yoga und Meditation ein.

Am Ende des Buches gibt es ein Glossar, das Begriffe wie “cis”, “Marginalisierung”, und “weiblich/männlich gelesen” kurz erklärt. Außerdem sind dort auch Nachweise und Anmerkungen, die auf weitere Ressourcen verweisen, wie bspw. die Seite www.decolonizingyoga.com.

Tolles Buch für alle, die sich mit Selbstfürsorge und Feminismus mal anders auseinandersetzen und erst einmal einen Einblick haben möchten.

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Veröffentlicht am 03.04.2021

Sexismus ist überall

Sushi auf nackten Damen serviert
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Dr. Gisela Pravda zeigt in dem Buch “Sushi auf nackten Damen serviert - 264-mal Sexismus aufgespießt” mit Humor und Sarkasmus auf, wo überall in unserer Gesellschaft Sexismus und Misogynie vorzufinden ...

Dr. Gisela Pravda zeigt in dem Buch “Sushi auf nackten Damen serviert - 264-mal Sexismus aufgespießt” mit Humor und Sarkasmus auf, wo überall in unserer Gesellschaft Sexismus und Misogynie vorzufinden ist. Selbstverständlich weiß ich, dass Sexismus existiert, aber so viele Situationen in dermaßen unterschiedlichen Bereichen auf einmal zu sehen, hat mich dennoch schockiert. ⚠️ [CN: Ableismus, Abtreibung, Femizid, Misogynie, Pädophilie, Sexismus, Winnenden]
Vielen Dank an den Schmetterling Verlag für das Rezensionsexemplar!
3/5

In diesem Buch mischt Dr. Pravda Alltagssprache mit Wissenschaft und macht die Information dadurch für viel mehr Menschen zugänglich. Es ist auch schlichtweg krass, wie häufig Sexismus im Alltag vorzufinden ist, wenn wir uns dessen wirklich bewusst sind, und auch was für ein patriarchalischer Konstrukt dahinter steckt. Dr. Pravda beleuchtet mit anschaulichen Beispielen Sexismus in folgenden Bereichen: Erziehung, Medien, Politik, Sprache, Technik, Forschung, Medizin, bildende und darstellende Kunst, Philosophie, Kirche.

Sexismus ist so normalisiert, sodass ich mich selbst bei einigen Beispielen gefragt habe, “hm, ist das nicht übertrieben?”, aber auch “Kleinigkeiten”, wie die Situation, als die Autorin mit ihrem Mann für ihn einen Sommermantel kaufen wollten und der Verkäufer dann zu der Autorin sagte, dass sie ihn sogar waschen könne. "Ach, war doch nur so dahergesagt", könnten einige nun denken, aber genau das ist es ja. Uns kann etwas sexistischen “herausrutschen”, ohne dass wir uns dessen bewusst ist, eben weil wir so sozialisiert wurden. Dr. Pravda benennt hier klar “das patriarchalische Konstrukt weiblicher Dienstbarkeit am Mann”. Es sind nun mal diese “Kleinigkeiten” an denen wir merken, dass die Welt eher auf die Bedürfnisse der Männer ausgerichtet ist.

Dr. Pravda plädiert für eine geschlechterneutrale Sprache und zeigt, dass Gender ein wichtiges Werkzeug für kritische Analysen ist. Das Buch enthält so viel Information, sodass ich nach dem Lesen erstmal platt war von so viel Sexismus und Misogynie. Es zeigt auch auf, wie viel sich verändert hat und wie viel sich aber auch noch verändern muss. Leseempfehlung an alle, die einen Einblick bekommen wollen, wo und wie Sexismus überall vorzufinden ist.

Es gibt leider einige formale Dinge, die mich etwas gestört haben, wie doppelte Leerzeichen, fehlende Absätze, sich wiederholende Teilsätze und eine URL im Fließtext. Einige inhaltliche Kritikpunkte:

Im Großteil des Buches wird gendergerechte Sprache verwendet, doch manchmal wird leider doch nur von “Mann und Frau” (bspw. “Leser und Leserin”) gesprochen, sodass das binäre Geschlechtersystem reproduziert wird. Das Gendersternchen wird immer wieder mal nach Wörtern wie “Frauen” oder “Ingenieurinnen” drangehängt. Ich vermute, um nicht-binäre Menschen mitzumeinen? Allerdings ist die Verwendung von “Frauen*” leider alles andere als ideal, auch wenn sie inklusiv gemeint sein mag. Denn so wie wir Frauen nicht mitgemeint werden wollen, sollten wir auch nicht-binäre Menschen nicht einfach mitmeinen. Sie werden sowieso bereits in unserer Gesellschaft kaum wahrgenommen, da sollten nicht-binäre Menschen zumindest von Menschen, die sich der Macht der Sprache bewusst sind, benannt werden. Das Missy Magazin hat zu dieser Thematik einen tollen Artikel geschrieben.

Leider wird in dem Buch ziemlich viel ableistische Sprache verwendet. Vieles wird als “dumm”, “bescheuert” etc. bezeichnet, sexistische Aussagen werden von der Autorin als “Ausdruck einer geistigen Behinderung” gelesen. Etwas, das mich als Negativbetroffene von Rassismus sehr gestört hat, ist zwar nur ein Satz gewesen, aber da es mich so gewurmt hat, gebe ich ihn hier wieder: “In einem Land in dem das Rassismusverbot von der Mehrheit der Menschen eingehalten wird, darf der - ebenfalls verbotene - Sexismus fröhlich daherkommen und gilt noch als witzig!?” Also, ja, ich denke, dass die Mehrheit der Menschen keinen Rassismus reproduziert oder sich zumindest Mühe gibt dies nicht zu tun, aber es passiert immer wieder bspw. in den Medien, dass Rassismus für viele als witzig wahrgenommen wird und wenn Negativbetroffene darauf aufmerksam machen als “zu sensibel” abgetan werden. Auf mich wirkt der Satz relativierend, aber ich möchte mich doch nicht zu sehr an einem Satz aufhängen. Rassismus wird an anderen Stellen auch ganz kurz angesprochen, aber der Begriff “Schwarz” wird leider kleingeschrieben. Die Großschreibung des Wortes macht darauf aufmerksam, dass es ein politischer Begriff ist und es nicht lediglich um die Hautfarbe geht.

Außerdem sind einige Stellen von Cisnormativität geprägt. Bspw. wird auf sexistische Sprache aufmerksam gemacht, indem geschrieben wird, dass eine Frau eine “Scham” hätte und ein Mann ein “Gemächt”. Das ist cisnormativ, denn nicht alle Frauen haben eine “Scham” und nicht alle Männer ein “Gemächt”.

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