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Veröffentlicht am 06.06.2023

On the road again...

Morgen mach ich bessere Fehler
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Nach einer langen (krankheitsbedingten) Pause schenkt Petra Hülsmann ihren treuen Leserinnen mit "Morgen mach ich bessere Fehler" ein neues Buch, das sich von ihren bisher erschienenen literarischen Werken ...

Nach einer langen (krankheitsbedingten) Pause schenkt Petra Hülsmann ihren treuen Leserinnen mit "Morgen mach ich bessere Fehler" ein neues Buch, das sich von ihren bisher erschienenen literarischen Werken absetzt. Hier geht es um einen ungewöhnlichen Road-Trip von Plön bei Hamburg bis nach Bayern mit vier absolut konträren Charakteren, eine gewagte Mischung, angefangen von der alleinerziehenden chaotisch-liebenswerten Studienabbrecherin, Umwelt-Aktivistin und Guerilla-Gärtnerin Elli, ihrer lebhaften, phantasievollen sechsjährigen Tochter Paula, dem griesgrämigen, nervtötenden Opa Heinz bis hin zu Cano, einem ehrgeizigen, schnöselig anmutenden Anwalt mit Migrationshintergrund.

Eigentlich ist Elli auf dem Weg zu einer Familienfeier ins Allgäu, zusammen mit ihrer sechsjährigen Tochter Paula und dem chronisch schlecht gelaunten Großonkel Heinz. Aber als ihr der Rechtsanwalt Cano fünfhundert Euro bietet, wenn sie ihn umgehend nach München bringt, greift Elli zu, denn das Geld ist knapp. Die Fahrt quer durch die Republik erweist sich als echte Herausforderung für das ungleiche Quartett. Heinz hat an allem etwas auszusetzen, Cano treibt Elli mit seiner Arroganz zur Weißglut, Murphys Gesetz schlägt erbarmungslos zu, und alles geht schief. Wenn sie jemals in München ankommen wollen, müssen die vier sich zusammenraufen und so manches Vorurteil über Bord werfen. Elli und Cano, die Chaos-Queen und der Paragrafenreiter, kommen sich dabei unerwartet näher, als ihnen lieb ist ...

Das Cover ist in zwei blassen Farbtönen (Rosa und Blau) gehalten und zeigt die Rückenansicht einer Frau, die Dehnübungen macht. Für meinen persönlichen Geschmack ist es viel zu nichtssagend. Kiek di dat an! In einer Buchhandlung wäre ich glatt an diesem tollen Buch vorbeigegangen. Die früheren Cover haben mir weitaus besser gefallen. Dafür ist der Titel gelungen, er ist auf einen kurzen, knackigen Satz reduziert und fügt sich nahtlos in die Reihe der bereits erschienenen Bücher ein.

Vom literarischen Stil, knüpft das neue Buch nahtlos an seine Vorgänger an. Petra Hülsmann beschreibt alle Protagonist
innen lebendig und realistisch, mit Stärken und Schwächen, wie sie alle Menschen auf der Welt besitzen. Ihre literarischen Figuren spiegeln unsere heutige Welt, sie sind nicht überzogen dargestellt, sondern völlig glaubwürdig. Wer schon einige Bücher von Petra Hülsmann kennt, wird sich über das Wiedersehen mit lieb gewonnenen (Neben-) Figuren freuen. Vor allem der nie um einen flotten Spruch verlegene Taxifahrer Knut, der seine Fahrgäste mit seinen gesammelten Lebensweisheiten erfreut, ist fast schon Kult geworden.

Jetzt aber ma Butter bei di Fische! Alles in allem hat mir meine Lektüre sehr gefallen. Petra Hülsmann erzählt mit einem humorvollen Augenzwinkern, ihre Bücher lassen sich locker-flockig lesen und bieten gute Unterhaltung, verbunden mit inhaltlicher Tiefe.

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Veröffentlicht am 29.05.2023

Familiengeheimnisse...

Perlensommerträume
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Als ich gerade die Bestätigung des Reiseveranstalters für unseren Sommerurlaub erhalten hatte, bin ich auf den neuen Roman "Perlensommerträume" von Emma Wagner gestoßen, die mit ihren emotional-dramatischen ...

Als ich gerade die Bestätigung des Reiseveranstalters für unseren Sommerurlaub erhalten hatte, bin ich auf den neuen Roman "Perlensommerträume" von Emma Wagner gestoßen, die mit ihren emotional-dramatischen Liebesromanen nicht mehr aus den Bestseller-Listen wegzudenken ist. In ihrem neuen Buch entführt sie ihre Leserinnen in das beliebte Urlaubsziel Kroatien, genauer gesagt: nach Rovinj, eine kroatische Hafenstadt an der Westküste der Halbinsel Istrien

Eigentlich wollte Emilia mit ihrem Freund Michael einen ruhigen Abend in ihrem Lieblingsrestaurant verbringen. Dass er ihr in aller Öffentlichkeit einen Heiratsantrag macht, damit hat sie nicht gerechnet! Sie braucht dringend Bedenkzeit und reist spontan nach Istrien – dorthin, wo ihre Großmutter und ihre Großtante aufgewachsen sind. Doch die beiden sprechen nie über ihre Jugend. Was ist damals geschehen? Und was hat es mit jener geheimnisvollen Schatulle auf sich? Die Suche nach Antworten führt die junge Frau in das malerische Küstenstädtchen Rovinj, wo sie vom Zauber des kroatischen Sommers empfangen wird und von Luka, dem attraktiven Wirt ihres kleinen Hotels. Zusammen tauchen sie tief ein in die Geschichte von Emilias Familie, die von Liebe, Verrat und Verlust erzählt – und mehr mit ihrer Gegenwart zu tun hat, als sie beide ahnen.


Das hübsche Cover verbreitet heiteres Urlaubsfeeling. Eine weiß gekleidete Frau steht sinnend auf einer Treppe und blickt auf das glitzernde Meer hinaus, mit einem weißen Hut vor der Sonne geschützt. in der Ferne ist eine mittelalterlich anmutende Stadt zu erkennen, die zur Erkundung im Rahmen eines touristischen Ausflugs einlädt. Der interessante Titel bleibt im Gedächtnis haften und macht auf die Geschichte neugierig.

Wie bereits erwähnt, hat Emma Wagner sich für ein malerisches und romantisches Setting entschieden. Als ehemaliges Fischerdorf ist Rovinj ein verträumt wirkendes Städtchen an der Adria, welches den Flair der vergangenen Jahrhunderte atmet und sich zu zu einem wahren Magnet für Tourist
innen aus aller Welt entwickelt hat. Seine Sehenswürdigkeiten sind von Emma Wagner anschaulich beschrieben worden; auch wichtige historische Ereignisse werden in ihren neuen Roman integriert. Auf mehreren zeitlichen Ebenen spielend, wird das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven geschildert. Als Ich-Erzählerin nimmt Emilia eine besondere Rolle ein. Um ihr inneres Gleichgewicht wiederzufinden, macht sie sich auf die Suche nach ihren kroatischen Wurzeln - und entdeckt dabei dunkle Familiengeheimnisse, die dunkle Schatten auf das Leben von Oma und Tante werfen.

Wieder einmal ist Emma Wagner eine dramatische, hochemotionale Liebes- (und Familien-) Geschichte vor einer zauberhaften Kulisse gelungen, die ihre treuen Leser*innen in Atem halten und zu Tränen rühren wird. Alles in allem halte ich "Perlensommerträume" für eine unterhaltsame Lektüre, die unbeschwertes Lesevergnügen garantiert, perfekt geeignet zur Einstimmung auf einen Urlaub in Kroatien. Wir nehmen Emma Wagner beim Wort. In einigen Wochen werden wir nach Rovinj verreisen und auf den Spuren von Emilia wandeln. Vielleicht laufen wir uns in den engen Gassen von Rovinj über den Weg? .

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Veröffentlicht am 03.05.2023

Spurensuche...

Hörst du das Meer rauschen
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Moin!

Liebt ihr es, neue Autorinnen zu entdecken? Für mich gibt es nichts Schöneres, als die (Online-) Buchhandlungen auf der Suche nach einem literarischen Debüt zu durchstöbern. Wer sich hinter dem ...

Moin!

Liebt ihr es, neue Autorinnen zu entdecken? Für mich gibt es nichts Schöneres, als die (Online-) Buchhandlungen auf der Suche nach einem literarischen Debüt zu durchstöbern. Wer sich hinter dem klangvollen Pseudonym "Merle Martens" verbirgt, weiß ich nicht. Auch wenn ich mich an gewisse literarische Werke erinnert fühle, möchte ich meine Vermutungen für mich behalten und keine konkreten Namen ins Spiel bringen. Für die Entscheidung, (geschlossene oder offene) Pseudonym zu nutzen, gibt es viele Gründe, die man respektieren sollte. Viele Schriftstellerinnen möchten ihr Privatleben schützen, andere rechnen sich mit einem Künstlernamen bessere Chancen auf dem Buchmarkt aus. Weitere lassen sich von ihrem literarischen Genre beeinflussen oder müssen sich den klaren Vorgaben der Verlage beugen. Auf jeden Fall handelt es sich um einen klassischen Inselroman, der über die Irrwege der Liebe und das Sommerglück am Meer erzählt.

Ein Dinner bei Kerzenschein – Fee hat alles vorbereitet, um ihren Freund zu überraschen. Doch Tobias kommt nicht, denn er liegt mit gebrochenem Arm im Krankenhaus. Als Fee zu ihm eilt, sitzt an seinem Bett Händchen haltend eine andere Frau. Fee ist zutiefst enttäuscht. Aber das ist noch nicht alles: Ihre Oma Hanni ist verschwunden. Der einzige Hinweis ist eine Telefonnummer, die nach Juist führt. Kurz entschlossen reist Fee auf die kleine Insel in der Nordsee, um ihre Oma zu suchen. Doch Hanni hat ein Geheimnis und will gar nicht gefunden werden. Auf der Suche nach der geliebten Oma scheint auch für Fee das Glück plötzlich wieder zum Greifen nah.

Das maritime Cover ist hübsch gemacht, aber nicht mehr. Im Fokus stehen ausgefallene Muscheln, im Hintergrund sind Küstenvögel in einer Dünenlandschaft zu sehen. Auf Juist würde ich diese malerische Szene nicht verorten, das Cover könnte irgendeinen Strand auf der Welt zeigen. Dafür hat mich der poetisch klingende Titel angesprochen und von einer romantischen Strandlektüre träumen lassen...

"Hörst du das Meer rauschen" ist der erste Band der Reihe "Küstenglück". Merle Martens nimmt ihre Leser*innen mit auf eine weite Reise, vom Ruhrgebiet an die Nordsee, von Mülheim an der Ruhr bis nach Juist, einer ostfriesischen Insel am Wattenmeer. Im Mittelpunkt stehen zwei Frauen, nämlich Fee, eine 29jährige Freiberuflerin, die ihr Leben nach der Trennung von ihrem Freund wieder auf die Reihe kriegen muss, und ihre Oma Hanni, die ihr altes Leben (und ihren pedantischen Mann Sigfrid nach 55 Jahren Ehe) hinter sich lässt und auf die aufregende Reise nach Juist begibt, auf den Spuren einer bewegten Vergangenheit. Hierbei wird die Handlung entweder aus der Ich-Perspektive von Fee oder von Hanni vermittelt, durchbrochen von mehreren Liebesbriefen, die im Laufe der 1960er Jahren an Hanni gerichtet worden sind.

Für mein persönliches Empfinden wird das private Drama von Fee etwas zu ausführlich dargestellt, während Hanni etwas zu kurz kommt. Auch die Entwicklung der Liebesgeschichte von Fee und Mattes geht mir etwas zu schnell, hier hätte ich mir etwas mehr Zeit für das Kennenlernen gewünscht. Alles in allem hat mir diese unterhaltsame Lektüre gut gefallen. Es ist ein (einfach gestrickter) gefälliger Wohlfühlroman, mit sympathischen Figuren und viel Nordsee-Flair, ohne allzu viel Reflexion und Tiefgang. Genau das Richtige für den Strandkorb auf Juist, mit Blick auf Salzwiesen, Dünen und Meer.

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Veröffentlicht am 03.05.2023

Schlaflos...

Nachts ist man am besten wach
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Was macht ihr, wenn ihr nachts nicht schlafen könnt, weil das Gedankenkarussell nicht stillstehen will? Kocht ihr euch einen Kräutertee oder setzt ihr euch ans Laptop, um euch die Zeit auf Social Media ...

Was macht ihr, wenn ihr nachts nicht schlafen könnt, weil das Gedankenkarussell nicht stillstehen will? Kocht ihr euch einen Kräutertee oder setzt ihr euch ans Laptop, um euch die Zeit auf Social Media zu vertreiben? Dieser Frage geht Kristina Sanders alias Kristina Günak in ihrem neuen Hörbuch "Nachts ist man am besten wach" nach:

Plötzlich wird für Sophia alles anders: Ihr Ex-Mann erwartet ein Kind mit seiner Neuen, und kurz darauf stirbt ihre Mutter. Es beginnt eine Zeit der unendlichen Einsamkeit – und Schlaflosigkeit. Tagsüber fühlt sich Sophia wie ein Zombie, nachts treibt sie sich auf Twitter herum. Bis sie sich traut, selbst etwas zu twittern: »Suche andere Schlaflose im Raum Hamburg«. Gleich drei Frauen melden sich: Margarete, Klara und Katharina – alle sind schlaflos. Aber nur auf den ersten Blick ist dies ihre einzige Gemeinsamkeit, denn in der Dunkelheit der Nacht teilen sie ihre Sorgen und Sehnsüchte miteinander. Als eines Tages eine von ihnen Hilfe braucht, zeigt sich, ob ihre Freundschaft auch im wahren Leben Bestand hat.

Leider führt das hübsche Cover alle Betrachter in die Irre. Im Mittelpunkt steht eine junge Frau, die man auf Mitte/Ende 20 schätzen würde. Sie thront lässig im Schneidersitz auf einem weichen Kissen, neben sich ein Glas Rotwein, der für die nötige Bettschwere sorgen soll. Ihre Fuße sind barfuß, die dunklen Haare zu einem modischen Messie-Bun gebändigt, wie man ihn in den Mode-Magazinen bewundern kann. Der ausgefallene Titel ist von Selbstironie getragen, was die Heldin gleich zu einer positiv besetzten Identifikationsfigur macht. Wenn die von der Schriftstellerin Kristina Sanders angedachte Zielgruppe erreicht werden soll, würde ich in diesem Punkte zum Nachbessern raten. Zumindest das korrekte Alter von Sophia gehört in den Klappentext; eine reife Frau auf dem Cover wäre ebenfalls sinnvoll.

"Nachts ist man am besten wach" spielt in einer renovierungsbedürftigen Villa aus dem vergangenen Jahrhundert. Im Mittelpunkt steht Sophia, eine getrennt lebende (und vor der Scheidung stehende) kinderlose, nicht berufstätige Frau von fast fünfzig Jahren, die nach dem Tod ihrer Mutter ihren letzten Halt verloren halt und vor den Trümmern ihres Lebens steht. Sie leidet unter massiven Angst- und Panikattacken, die sie in ihrer Lebensqualität einschränken. Ihre Schlaflosigkeit bekämpft sie mit markigen Sprüchen, die sie unter einem klangvollen Nickname auf Twitter in die Welt hinaus posaunt, was ihr eine hohe Zahl von Followerinnen, aber keine Freundinnen im real life beschert. Einen Ausweg aus diesem Dilemma bietet ihr der "Klub der Schlaflosen", den sie mehr oder minder aus dem Bauch heraus auf Twitter gründet. Nach einigen Zoom-Meetings gehen sie zu Verabredungen vor Ort über. Margarete, Klara und Katharina sind keine Frauen, die auf einer Welle des Glücks durch das Leben surfen, sie müssen gegen wilde Stürme ankämpfen, aber sie halten fest gegen den Rest der Welt zusammen.

Das Hörbuch "Nachts ist man am besten wach" ist in einem lakonischen, trockenen Ton gehalten, der von der Sprecherin Katja Danowski perfekt umgesetzt worden ist. Es ist eine ruhige, unterhaltsame Geschichte, welche Frauenfreundschaften und Solidarität feiert und Mut zur Veränderung machen will. Hin und wieder gibt es einige Längen (insbesondere wenn es um Themen wie Klima- und Umweltschutz, Vegane Ernährung oder LGBT - Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender geht) , aber alles in allem ist das Hörbuch für Frauen in den besten Jahren empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 26.04.2023

Weites Herz, klarer Horizont

Sylt oder Süßes
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Moin!

Kennt ihr den friesischen Wahlspruch "Rüm hart, klar kiming"? Frei übersetzt, bedeutet er: Wer einen klaren Verstand besitzt, sieht den Weg. Dazu gehört auch, endlich loszulassen. Dieser Gedanke ...

Moin!

Kennt ihr den friesischen Wahlspruch "Rüm hart, klar kiming"? Frei übersetzt, bedeutet er: Wer einen klaren Verstand besitzt, sieht den Weg. Dazu gehört auch, endlich loszulassen. Dieser Gedanke durchzieht den neuen Roman "Sylt oder Süßes" von Claudia Thesenfitz, der für mich die perfekte Strandlektüre ist, mit etwas Tiefgang und viel Lokalkolorit vom Campingplatz Hörnum auf Sylt:

Sommer, Genuss und Lebensfreude – auf Sylt haben Diäten keine Chance. Hotelchefin Doreen Grüning, 43, durchtrainiert, kontrolliert und immer im Kaloriendefizit, soll einen abgerockten Zeltplatz auf Sylt zum Luxus-Glamping-Resort umgestalten. Keine leichte Aufgabe, denn alles soll heimlich und unauffällig vonstatten gehen, um nicht den Zorn der Sylter Heimatschutz-Aktivisten zu erregen. Doch die Jungs vom Camping-Restaurant und die eigenwillige Rezeptionistin Stine kommen ihr auf die Schliche und sind alles andere als begeistert, dass auch noch dieses Sylter Kleinod den Reichen und Schönen geopfert werden soll. Heimlich beschließt die Campingplatz-Crew, Doreen umzustimmen. Die Jungs gehen mit ihr surfen und bekochen sie. Und Stine bringt ihr zur Entspannung das Stricken bei. Schon lange hatte Doreen nicht mehr so viel Spaß. Doch als ihr ihre Hosen nicht mehr passen und das ganze Projekt zu scheitern droht, zieht sie die Notbremse: Ab sofort hält sie wieder eisern Diät und bestellt schon mal die Bagger. Wäre da nur nicht der Ur-Sylter Hinnerk, der ein so freies und anderes Leben lebt und ihr zeigt, wie gut es tut, loszulassen …

Das Cover atmet Nordseeflair. Es ist in warmen Tönen gehalten und verspricht einen locker-leichten Sommerroman, den man am liebsten in einem Strandkorb genießen möchte. Eine unbekannte Frau ist in einem VW Bulli unterwegs, den Blick auf einen markanten Leuchtturm gerichtet. Ist sie auf dem Weg in den Urlaub? Der Titel zaubert durch das gekonnte Wortspiel ein Lächeln auf die Lippen und bleibt im Gedächtnis haften.

Das neue Buch von Claudia Thesenfitz spielt mitten auf einem schlichten Campingplatz auf Hörnum, am südlichen Ende der Insel Sylt. Hier ist man meilenweit von dem angesagten Trend "Glamping" entfernt. Auch wenn die landschaftliche Lage kaum zu toppen ist, ist die vorhandene Ausstattung eher spartanisch. Hier legt man weniger Wert auf den schönen Sein als auf das echte Sein. Viele Gäste sind echte Unikate; etwas schräg anmutend, aber mit einem großen Herzen, wie zum Beispiel Stine, die für die Rezeption verantwortlich zeichnet.

Ich mag die Sylt-Romane von Claudia Thesenfitz. Sie sind so erfrischend anders und spiegeln das wahre Leben. Ehrlich, natürlich, ungefiltert. In ihrem neuen Roman "Sylt oder Süßes" dreht sich alles um Doreen, die ihr ganzes Leben der Karriere untergeordnet hat. Sie kann sich nicht gehen lassen, sondern ist eine Perfektionistin. Beruflich gesehen, hat sie fast alles erreicht, privat ist sie auf der Strecke geblieben. Auf einem Low-Budget-Campingplatz in Hörnum ist sie undercover für ihren Arbeitgeber unterwegs - und lernt dabei die wichtigste Lektion in ihrem Leben. Für meinen persönlichen Geschmack ist die (für Wohlfühlromane nahezu obligatorische) romantische Liebesgeschichte etwas in den Hintergrund geraten, dafür ist die weitere Handlung um so ausführlicher dargestellt worden.

Besonders gut gefallen hat mir, dass die Schattenseiten von Sylt von Claudia Thesenfitz klar und deutlich aufgezeigt werden. Im Laufe der Zeit hat sich Sylt zu einem Hotspot für die Reichen und Schönen entwickelt. Vertrieben worden sind die Einheimischen, die sich eine Wohnung auf der beliebten Insel nicht mehr leisten können und zu ihren Arbeitsplätzen vom Festland aus pendeln müssen. Umstrittene Bauprojekte sorgen für zusätzlichen Ärger; Investor*innen betreiben mutwillig Raubbau an der Natur, statt auf nachhaltigen, ökologisch verträglichen Tourismus zu setzen. Ein radikales Umdenken ist dringend notwendig, wenn Sylt für kommende Generationen erhalten bleiben soll. Das sollte unser gemeinsames Ziel sein!

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