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Veröffentlicht am 09.01.2024

Interessante Roman-Biografie über Frida Kahlo

Ich bin Frida
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„Ich bin Frida - Eine große Geschichte von Liebe und Freiheit" so lautet die interessante Romanbiografie aus der Feder der bekannten Autorin Tania Schlie, die diese unter dem Pseudonym Caroline Bernard veröffentlicht ...

„Ich bin Frida - Eine große Geschichte von Liebe und Freiheit" so lautet die interessante Romanbiografie aus der Feder der bekannten Autorin Tania Schlie, die diese unter dem Pseudonym Caroline Bernard veröffentlicht hat, und in deren Mittelpunkt erneut die berühmte Ausnahmekünstlerin Frida Kahlo und ihr bewegtes Leben stehen. Es ist 23. Band der im Aufbau Taschenbuch Verlag erscheinenden Reihe "Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe".
Von Caroline Bernard ist bereits ein Roman mit dem Titel „Frida Kahlo und die Farben des Lebens“ erschienen, der einen früheren Lebensabschnitt von Frida Kahlo behandelt. Ausführlich beschäftigt sie sich hierin mit den fatalen Folgen eines Busunfalls in jungen Jahren und Kahlos schicksalhafter Liebe zu ihrem zwanzig Jahre älteren, chronisch untreuen Mann und angesehenen Künstler Diego Rivera, die ihr zeitlebens körperliche und seelische Schmerzen bereiten.
Diesmal begleiten wir Frida auf ihrem spektakulären Weg zu ihrem künstlerischen Erfolg in New York und ihrer persönlichen Weiterentwicklung durch die kurz währende räumliche Trennung von ihrem Mann, für den sie ihr großes Talent stets hinten angestellt hatte.
Für alle, die sich bereits eingehender mit Frida Kahlo beschäftigt haben, wird dieses Buch allerdings nicht viel Neues bereithalten, und ist daher eher zum Einstieg geeignet, um diese starke, mutige Frau und ihre Kunst kennen zu lernen.
Dank des lebendigen, einfühlsamen Schreibstils der Autorin tauchen wir rasch in das faszinierende Leben dieser temperamentvollen Frau ein, erleben hautnah die Höhen und Tiefen ihrer grenzenlosen Liebe zu ihrem Mann Diego Rivera, ihrem Leid und tiefen Zerrissenheit. Zugleich haben wir aber auch Anteil an ihrem außergewöhnlichen künstlerischen Schaffen, ihrem immensen Erfolg in New York, ausschweifenden Lebensstil und ihren Affairen u.a. mit dem Fotografen Nick Muray. So beginnt sich aus der einst gedemütigten Frau eine selbstbewusste, lebenshungrige und zunehmend souveräne Künstlerin mit ihrem unverwechselbaren provokanten Stil zu entwickeln, die sich aus dem Schatten ihres Mannes befreit hat. Doch auch vor diversen Rückschlägen, finanziellen und gesundheitlichen Problemen sowie herben Enttäuschungen bleibt sie nicht verschont.
Caroline Bernard beschreibt in ihrem Roman sehr anschaulich nicht nur das Aussehen einzelner Gemälde, sondern geht auch auf deren Entstehungsgeschichte und Hintergründe ein und erklärt zudem auch den Bezug zu ihrem Leben, denn in ihnen verleiht sie ihren extremen Emotionen und Schmerzen Ausdruck. Sehr detaillierte Schilderungen von Fridas farbenprächtigen Kleidungsstil und ihren exotischen Frisuren, mit denen sie in der Öffentlichkeit für Aufsehen sorgte und ihr Image prägte, bringen uns die eigenwillige und emanzipierte Frau näher. Etwas mehr hätte ich gerne über ihre politische Einstellung und ihren ausgeprägten Feminismus erfahren. Leider blieb mir Fridas Innenleben oftmals zu blass und zu wenig ausgeleuchtet.
Sehr interessant sind auch verschiedene Episoden, in denen wir einer Vielzahl an berühmten Künstlerpersönlichkeiten begegnen. In ihrem Nachwort erzählt uns die Autorin, wie sie ihre Liebe zu Frida Kahlo entdeckt und erläutert, welche erzählerischen Freiheiten sie sich genommen hat.
Im Anhang findet sich zudem eine Liste der wichtigsten Werke von Frida, die in New York und Paris ausgestellt sind sowie Angaben zu weiterführender Literatur. 
 

FAZIT
Eine lebendig erzählte Romanbiografie über die temperamentvolle mexikanische Ausnahmekünstlerin Frida Kahlo und ihr faszinierendes Leben!

Empfehlenswert für alle, die diese außergewöhnliche Frau mit ihren vielen Facetten näher kennenlernen möchten!

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Veröffentlicht am 09.01.2024

Faszinierendes Lichtspiel

Lichtspiel
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MEINE MEINUNG
In seinem neuen Roman rückt der deutsche Autor Daniel Kehlmann mit Georg Wilhelm Pabst 1885 – 1967) einen inzwischen in Vergessenheit geratenen österreichischen Filmregisseur ins Rampenlicht, ...

MEINE MEINUNG
In seinem neuen Roman rückt der deutsche Autor Daniel Kehlmann mit Georg Wilhelm Pabst 1885 – 1967) einen inzwischen in Vergessenheit geratenen österreichischen Filmregisseur ins Rampenlicht, der in der damaligen Epoche im Dritten Reich zu einem der Größten des Kinos galt und vor allem für seine außergewöhnliche Schnittkunst berühmt war. In seinem Roman nähert sich Kehlmann diesem einstigen Filmgenie erzählerisch auf sehr faszinierende Art an und lässt uns gekonnt an den künstlerischen und persönlichen Licht- und Schattenseiten von G. W. Pabsts Leben teilhaben, das so manche ungewöhnliche Entwicklung nahm. Zugleich beleuchtet er gekonnt, die unterschiedlichen Facetten der künstlerischen Arbeit während der NS-Zeit.
Mit sozialkritischen Filmen machte sich der „rote“ G. W. Pabst einen Namen und machte Greta Garbo berühmt. Zur Machtergreifung drehte er in Frankreich und emigrierte schließlich nach Hollywood, wo es ihm allerdings nicht gelang Fuß zu fassen und an seine Filmerfolge anzuknüpfen. Durch die Verkettung nicht ganz nachvollziehbarer Geschehnisse reiste Pabst zum Besuch seiner kranken Mutter in seine Heimat Österreich zurück, wurde vom Kriegsausbruch überrascht und vom Propagandaministerium mit verführerischen Versprechungen als Filmregisseur angeworben.
In Lichtspiel versucht Kehlmann jedoch nicht, ein möglichst realistisches Portrait von Pabst zu zeichnen, sondern präsentiert uns in einer fesselnden filmischen Inszenierung eine facettenreiche, rätselhafte und Persönlichkeit. Inspiriert von Pabst genialer Schnittkunst setzt der Autor aus immer neuen Perspektiven und oftmals surrealistischen Einstellungen unterschiedliche Szenen und bedeutsame Stationen aus Pabst Leben zusammen. Wie durch ein Kameraobjektiv spult sich die Handlung vor unserem inneren Auge ab. Aus einer gewissen Distanz lässt uns Kehlmann in die außergewöhnliche Welt des hochtalentierten Künstlers und durch seine Kollaboration mit den Nazis umstrittene Figur der Filmgeschichte eintauchen. Aus den wechselnden schlaglichtartigen Eindrücken – mal skurril bis urkomisch, mal bis ins Absurde überzeichnet und surreal - zeigt sich uns im permanenten Wechsel zwischen historischen Fakten und fiktiven Episoden schließlich ein faszinierend vielschichtiges Gesamtbild eines Menschen, der im Spannungsfeld zwischen seiner künstlerischen Leidenschaft, Idealismus, ethisch-moralischen Überzeugungen, Selbstbetrug, Opportunismus und den politischen Zwängen der Nazi-Regimes gefangen war. Sehr eindringlich zeigt Kehlmann nicht nur das persönliche Schicksal von Pabst als typischem Vertreter des Mitläufertums auf, sondern auch den Wahnsinn und die Unmenschlichkeit von Diktaturen. Gekonnt veranschaulicht er in bisweilen höchst überspitzter Form das Verhalten und die vielfältigen Verstrickungen von Menschen angesichts von Manipulation und Repressionen. Absolut genial und unvergesslich als unwirklicher Horrortrip ist beispielsweise Pabsts Zusammentreffen mit dem Propagandaminister Goebbels in Berlin gestaltet.

FAZIT
Ein faszinierend erzählter, sehr nachdenklich stimmender Roman, der uns den renommiertesten Filmregisseur der Weimarer Republik G. W. Pabst mit all seinen Licht- und Schattenseiten ein Stück näher bringt.
Ein ganz besonderes, sehr empfehlenswertes Leseerlebnis!

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Veröffentlicht am 23.12.2023

Faszinierende Spurensuche

Kajzer
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MEINE MEINUNG
Mit seinem Sachbuch-Debüt „Kajzer“ ist dem in Toronto geborenen und in New York lebenden Journalisten Menachem Kaiser ein bewegendes und zugleich höchst unterhaltsames Memoir gelungen.
Hierin ...

MEINE MEINUNG
Mit seinem Sachbuch-Debüt „Kajzer“ ist dem in Toronto geborenen und in New York lebenden Journalisten Menachem Kaiser ein bewegendes und zugleich höchst unterhaltsames Memoir gelungen.
Hierin erzählt er äußerst scharfsinnig und humorvoll, welche unerwarteten und bisweilen bizarren Verwicklungen ihm widerfuhren, als er sich auf die Spurensuche nach der Geschichte seiner eigenen Familie begab.
Eigentlich hatte sich Menachem Kaiser als Nachkomme von Juden, die den Holocaust überlebten und nach dem Zweiten Weltkrieg nach Amerika auswanderten, nicht sehr für alte Familiengeschichten und seine Herkunft interessiert – sicherlich auch, weil in der Familie wenig über die problematische Vergangenheit gesprochen wurde. Als er jedoch erfährt, dass sein Großvater Maier Menachem Kajzer, der bereits 8 Jahre vor seiner Geburt verstarb und nach dem er benannt wurde, sich vor langer Zeit vergeblich bemühte, im heutigen Polen Ansprüche auf ein von den Nazis enteignetes Mietshaus seiner Familie geltend zu machen, begibt sich der Autor nach Schlesien - der ehemaligen Heimat seines Großvaters, um vor Ort mehr darüber zu erfahren und eventuell doch noch eine Rückübertragung des Gebäudes zu erwirken.
Es wird eine höchst ereignisreiche und fesselnd erzählte Reise zu seinen familiären Wurzeln und seinem Familienerbe mit zahlreichen Um-und Irrwegen sowie sehr abenteuerlichen Entwicklungen, auf der wir den Autor begleiten.
In seinem in vier Teile untergliederten Buch berichtet Kaider über seine Erlebnisse keineswegs rein chronologisch. Des Öfteren schweift er in seinen zu Papier gebrachten Erinnerungen ab, verliert sich bisweilen in Nebenschauplätzen, hinterfragt seine Motive und sinniert über unterschiedliche Themen, um schließlich den Faden wieder aufzunehmen. Durch den lebendigen, sehr mitreißenden Schreibstil wird man rasch in die sich oftmals überraschend entwickelnden Geschehnisse hineingezogen und folgt gebannt dem weiteren Fortgang, so dass man gerne über einige sehr sprunghafte Wechsel und etwas langatmige Passagen hinwegsieht.
Hautnah haben wir zunächst Anteil an seiner Spurensuche nach dem Familienerbe in der kleinen polnischen Stadt Sosnowiec, seinen Begegnungen mit den langjährigen Bewohnern des Gebäudes sowie seinen Interaktionen mit der mysteriösen polnischen Anwältin namens „Killerin“, die ihn und seine Familie bei ihrer Restitutionsforderung in Polen und möglichen bürokratischen Schwierigkeiten unterstützen soll. Doch unversehens befinden wir uns im zweiten Teil auf einer Schatzsuche der ganz anderen Art, erkunden an der Seite skurriler Nazi-Schatzsucher das von jüdischen Zwangsarbeitern tief ins Eulengebirge gegrabene Mysterium namens Projekt Riese, um das sich viele Mythen und aberwitzige Verschwörungstheorien ranken, und tauchen an der Seite von Kaiser in eine höchst merkwürdige Welt ab, die viele interessante historische Hintergrundinformationen aber auch bizarre Verwicklungen für uns bereit hält. So erstaunt er uns insbesondere mit einer ganz neuen, erstaunlichen Facette seiner verwobenen Familiengeschichte, die uns eigentlich von seiner Spurensuche nach der Familie seines verstorbenen Großvaters wegführt und einen ganz anderen, berühmten Volkshelden in Polen in Form von dessen Cousin in den Mittelpunkt rückt.
Und wie es so oft im Leben ist, kommt am Ende alles ganz anders als erhofft und wir müssen uns mit einem unbefriedigenden und bislang offenen Ausgang von Kaisers Unterfangen zufrieden geben.
FAZIT
Ein fesselndes, sehr ausschweifend erzähltes Memoir über eine ereignisreiche Spurensuche nach den familiären Wurzeln, über Familienerbe, Herkunft, Wiedergutmachung und erschütternde jüdische Schicksale.
Eine absolut bizarre, wie faszinierende Geschichte mit interessanten Hintergrundinformationen, die mich noch lange beschäftigt hat! Lesenswert!

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Veröffentlicht am 20.12.2023

Beeindruckendes Debüt

Zweistromland
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MEINE MEINUNG
In ihrem äußerst beeindruckenden Romandebüt „Zweistromland“ erzählt die Drehbuch- und Debütautorin Beliban zu Stolberg eine bewegende, sehr nachdenklich stimmende Familiengeschichte und die ...

MEINE MEINUNG
In ihrem äußerst beeindruckenden Romandebüt „Zweistromland“ erzählt die Drehbuch- und Debütautorin Beliban zu Stolberg eine bewegende, sehr nachdenklich stimmende Familiengeschichte und die berührende Suche einer jungen Frau nach ihren familiären Wurzeln und ihrer Identität.
Mit ihrem wundervoll poetischen, sehr atmosphärischen Schreibstil zieht uns die Autorin in ihre tiefgründige Geschichte hinein, die uns von der autokratischen Türkei im Jahr 2016, über die deutsche Nordseeküste in den 1990er Jahren bis an den sagenumwobenen Tigris in der Südost-Türkei führt.
Im Mittelpunkt des fesselnden Romans steht die deutsch-türkische Protagonistin und Ich-Erzählerin Dilan, Tochter von nach dem Militärputsch aus der Türkei geflohenen kurdischen Aleviten, die in Deutschland aufwuchs und inzwischen in Istanbul als Anwältin für Wirtschaftsrecht arbeitet. Ausgelöst durch die Beerdigung ihrer Mutter und einer rätselhaften Begegnung beschließt sie, den vielen Leerstellen in ihren Erinnerungen nachzuspüren und die sorgsam gehüteten, dunklen Geheimnisse ihrer Eltern aufzudecken. Trotz ihrer Schwangerschaft begibt sie sich spontan auf eine gefahrenvolle Reise in den Südosten der Türkei, um in der Bürgerkriegsregion und kurdischen Hochburg Diyarbakır an den Ufern des Tigris gelegen mehr Informationen über das Leben ihrer Eltern und ihre Vergangenheit in deren ehemaliger Heimat in den 1970er Jahren zu finden.
Gekonnt thematisiert die Autorin neben dem türkisch-kurdischen-Konflikt, den Krieg der Türkei gegen die kurdische Minderheit im eigenen Land und politischer Verfolgung, die fatalen Folgen unbewältigter Traumata und deren transgenerationaler Weitergabe. In sehr atmosphärischen und ergreifenden Episoden lässt uns die Autorin in das Leben der Protagonistin im Jahr 2016 eintauchen, die sich auf eine schmerzliche Reise in ihre eigenen verdrängten Erinnerungen begibt und den Ursachen für die allumfassende Sprachlosigkeit in ihrer Familie auf den Grund geht, um endlich für ihr ungeborenes Kind die unheilvolle Spirale zu durchbrechen.
Äußerst anschaulich und nuancenreich setzt die Autorin die vielen Widersprüchlichkeiten in Dilans Leben in Szene. Gebannt folgt man der eindringlichen Erzählstimme im Rückblick ins Jahr 1999 und hat Anteil an den bruchstückhaften, sehr schmerzvollen Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend in Norddeutschland. So erlebt man die familiären Gradwanderungen zwischen Sprachlosigkeit, Schweigen, Tabus und unausgesprochenen Erwartungshaltungen, die schließlich verinnerlicht und von ihr auch im späteren Leben übernommen werden. Äußerst fesselnd und emotional aufreibend ist es mitzuerleben, wie sich die verschiedenen Puzzlestückchen und Dilans vage Erinnerungsfetzen zu einem bedrückenden Gesamtbild zusammensetzen. Im letzten Teil gelingt es Dilan schließlich die schmerzliche Wahrheit aufzudecken, das so lange verschwiegene, beklemmende Familienschicksal zu enthüllen und endlich eine Art Frieden zu finden. Auch wenn nicht alles bis ins letzte Detail auserzählt wird und man einiges zwischen den Zeilen lesen muss, so findet der Roman dennoch einen sehr stimmigen Abschluss.
FAZIT
Ein sprachlich beeindruckendes Debüt mit einer tiefgründigen, berührenden Geschichte die Suche einer jungen Frau nach ihren familiären Wurzeln und ihrer Identität!

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Veröffentlicht am 20.12.2023

Faszinierender Roman

Ich träumte von einer Bestie
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MEINE MEINUNG
In ihrem neuen Belletristikroman „Ich träumte von einer Bestie“ erzählt die deutsche Autorin Nina Blazon eine unglaublich fesselnde Geschichte über eine außergewöhnliche junge Frau, die mit ...

MEINE MEINUNG
In ihrem neuen Belletristikroman „Ich träumte von einer Bestie“ erzählt die deutsche Autorin Nina Blazon eine unglaublich fesselnde Geschichte über eine außergewöhnliche junge Frau, die mit den Dämonen ihrer familiären Herkunft und den Traumata ihrer Vergangenheit zu kämpfen hat.
Zu Recht wird er vom Verlag als „Literarischer Grenzgänger“ angekündigt, denn einem eindeutigen Genre lässt er sich kaum zuordnen. Der faszinierende Roman ist eine abwechslungsreiche und stimmige Mischung aus Familiensaga mit dunklem Geheimnis, Reiseroman und Liebesgeschichte gewürzt mit einem Schuss psychologischem Krimi, historischen Elementen und viel mystisch-märchenhaftem Flair. Kurzum: ein großartiges literarisches Abenteuer, das mich von Beginn an in seinen Bann gezogen hat.
Inspiriert wurde die Autorin für ihren Roman von der bis heute sehr populären französischen Legende der Bestie des Gévaudan, die bis heute die Region auf mannigfaltige Weise prägt.
Angesiedelt ist die Handlung daher diesmal nicht in den nordischen Ländern, sondern hauptsächlich in der französischen Auvergne in der Gegend um Puy-en-Velay und Le Malzieu.
Hervorragend gefallen haben mir die ausdrucksstarken, sehr atmosphärischen Beschreibungen der Originalschauplätze, dieser schroffen Landschaft und endlosen Waldgebiete in der Auvergne gefallen, aber auch die Schilderungen der tief verwurzelten Traditionen und historischen Legenden, in denen immer wieder auch Jäger, Wölfe und Bestien eine tragende Rolle spielen.
Mit ihrem bildgewaltigen und eindringlichen Schreibstil lässt uns die Autorin in die rätselhafte Welt der faszinierenden Protagonistin Fleur eintauchen, die sich durch die Erbschaft ihres französischen Vaters gezwungen sieht, sich mit dessen bewegter Vergangenheit und ihren familiären Wurzeln zu beschäftigen. An Fleurs Seite begeben wir uns auf eine fesselnde und abenteuerliche Reise, die uns von Deutschland über das luxemburgische Städtchen Echternach bis in die wilde Auvergne führt.
Nina Blazon gelingt es hervorragend ihre vielschichtigen Figuren zum Leben zu erwecken, die mit ihren Eigenarten sehr glaubwürdig und authentisch wirken. Insbesondere ihre geheimnisumwitterte Hauptfigur Fleur Martin ist eine facettenreiche Persönlichkeit mit einem unheilvollen Geheimnis, das es allmählich zu ergründen gilt. Man erlebt sie zunächst als sehr unnahbaren Charakter, die der Aussenwelt am liebsten nichts von sich preis gibt und von rätselhaften ständig wiederkehrenden Alpträumen heimgesucht wird. Als junge Datenforensikerin durchkämmt sie nachts das Internet auf der Suche nach „Cyberwölfen“, sammelt alte Märchenausgaben und ist fasziniert den historischen Ursprüngen dieser archetypischen Geschichten. Je mehr man über Fleurs Leben und ihre mysteriöse Familiengeschichte erfährt und hinter ihre Fassade blickt, desto mehr ist man von diesem starken Charakter fasziniert und fiebert der Auflösung ihres dunklen Geheimnisses entgegen.
Ob nun kulturelles sowie historisches Erbe oder sogar ein psychologisches Erbe im Rahmen der transgenerationalen Vererbung von Traumata - gekonnt beleuchtet Blazon in ihrem tiefgründigen Roman auch unseren Umgang mit Erbschaften unterschiedlichster Natur aus sehr interessanten Blickwinkeln.
Daneben spielen aber auch Mythen und Märchen insbesondere Le Chaperon Rouge, die ältere, französische Version des Gebrüder Grimm Märchens Rotkäppchen, eine besondere Rolle. Neben dem Ursprung von Märchenmotiven werden auch gut recherchierte Fakten zu historischen Wolfsjagden, der Jagd von brutrünstigen Wolfswesen auf Kinder und junge Frauen, sowie allerlei Wissenswertes zu wildlebenden Wölfen, ihrem Verhalten und deren verteufelte Darstellung in Märchen und Schauergeschichten geschickt in die spannende Geschichte um Fleur eingeflochten.
Die Autorin versteht es hervorragend, uns mit der dichten oftmals düsteren Atmosphäre gefangen zu nehmen und uns mit unvorhersehbaren Verwicklungen, überraschenden Enthüllungen und den von Fleur aufgedeckten Hintergrundgeschichten aus ihrer Familiengeschichte bis zum stimmigen Ende mit seiner erstaunlichen Auflösung hin zu fesseln.

FAZIT
Ein faszinierender, fesselnder Roman - mit tollem mystisch-märchenhaftem Flair und einer emotionalen, vielschichtiger Geschichte mit interessanten historischen Elementen!

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