Profilbild von bookloving

bookloving

Lesejury Star
offline

bookloving ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit bookloving über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.10.2020

Perfides doppeltes Spiel

Doppelte Spur
0

INHALT
Eine Reise ins Labyrinth der Macht:
Der investigative Journalist Ilija wird innerhalb weniger Minuten von zwei Whistleblowern des amerikanischen und des russischen Geheimdienstes kontaktiert. Ein ...

INHALT
Eine Reise ins Labyrinth der Macht:
Der investigative Journalist Ilija wird innerhalb weniger Minuten von zwei Whistleblowern des amerikanischen und des russischen Geheimdienstes kontaktiert. Ein großer Coup? Eine Falle? Zusammen mit seinem amerikanischen Kollegen Boris und der Filmjournalistin Emi lässt er sich auf ein gefährliches Spiel ein. Gemeinsam folgen sie der doppelten Spur nach Hongkong, Wien, New York und Moskau. Die geleakten Dokumente enthüllen korrupte Machenschaften und kriminelle Verbindungen auf höchster Ebene.
Was darf man glauben? Hat die Wahrheit überhaupt eine Chance oder sind die Reporter nur ein Spielball der Geheimdienste?
Literarisch virtuos wie kein anderer spielt Ilija Trojanow in diesem Roman mit Fakten und Fiktionen und führt uns wie nebenbei vor Augen, wie sehr wir durch Fake News und andere Manipulationen zu Komplizen der Macht werden.
(Quelle: S. Fischer Verlag)
MEINE MEINUNG
Mit seinem jüngsten Werk „Doppelte Spur“ hat der Autor Ilija Trojanow einen hochaktuellen Roman über die korrupte Verflechtung von Macht, Geld und Politik vorgelegt. Hierin greift er Themen wie Korruption, skrupellose Machenschaften, illegale Geldwäsche und internationale Intrigen auf, die tagtäglich durch die Medien geistern. Was zunächst nach einem fesselnden Politthriller klingt, entpuppt sich schon bald als nur vordergründig fiktiv und erinnert eher an eine aufrüttelnde Enthüllungsstory, denn nicht nur die Ähnlichkeit mit lebenden Prominenten und den Präsidenten der beiden Großmächte USA und Russland ist allzu offensichtlich, sondern auch die präsentierten Enthüllungen basieren auf realen Fakten, die man jederzeit im Internet recherchieren kann.
In seiner fiktiven Rahmenhandlung lässt der Autor seinen Protogonisten Ilija als investigativen Journalist agieren, der fast zeitgleich äußerst umfangreiche Leaks von einem Whistleblower des FBI und aus dem russischen Geheimdienstlager zugespielt bekommt. Über die brisanten Enthüllungen soll er dann ein Buch publizieren. Doch die Sichtung der unzähligen Dokumente und Analyse der komplexen Informationen aus den streng vertraulichen Geheimdienstakten stellt eine wahre Sisyphusarbeit dar und ziehen weitere Recherchen nach sich, so dass Ilja schließlich tatkräftige Unterstützung des unabhängigen Journalisten Boris erhält. Was die beiden hier an Hintergründen und Verflechtungen aufdecken, übertrifft ihre schlimmsten Befürchtungen bei weitem. Der Autor präsentiert uns über weite Teile seiner Geschichte eine wahre Flut an Fakten, so dass einem bald der Kopf schwirrt. Gekonnt führt er uns immer tiefer in einen Sumpf aus Korruption, Wirtschaftskriminalität und sexueller Ausbeutung, eigentlich typische Bereiche für die Internationale Organisierte Kriminalität, doch laufen die unzähligen Fäden zusammen beim Multi-Milliardär und amtierenden US-Präsidenten mit dem entblößenden Tarnnamen „Schiefer Turm“, in dessen Dunstkreis sich allerlei Politgrößen, Oligarchen, Kriminelle und die „Reichen und Schönen“ dieser Welt tummeln. Namen wie beispielsweise Tamir Sapir, Paul Manafort oder Jeffrey Epstein fallen hier teils explizit und teils verändert, wobei jedoch deren Identität unschwer erkennbar ist. Aufgerüttelt angesichts der Unmenge an brisanten Details beginnt man schließlich etwas ungläubig mit eigenen Recherchen und kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Der Autor zeichnet wie in einer Dokumentation akribisch all die hinlänglich bekannten Fakten nach, beleuchtet eindrucksvoll die verstörenden Verflechtungen zwischen den beiden mächtigsten Präsidenten der Welt und offenbart jede Menge kriminelle Machenschaften, Geldgier, scheinheilige Moral und skrupellose Intrigen. Sehr mitreißend präsentiert uns der Autor seine äußerst vielschichtige Geschichte, die allerdings aufgrund der vielen Fakten nicht einfach zu lesen ist und erst spät an Fahrt aufnimmt. Sehr gelungen sind die rasanten, unterhaltsamen Dialoge zwischen den Protagonisten, die für viel Dynamik sorgen. Gemeinsam mit dem Protagonisten Ilja begreifen wir erst allmählich, wie sehr man bereits Teil eines perfiden Spiels der Machteliten, Geheimdienste und Oligarchen ist und mitten in einem clever lancierten Informationskrieg kaum noch zwischen Fakten, Fiktion und Manipulation unterscheiden kann.

FAZIT
Kein temporeicher Geheimdienst-Thriller sondern ein äußerst fesselnder Roman!
Mich hat diese beklemmende, verstörende und aufrüttelnde Geschichte um Lügen, Wahrheit und Verschwörungstheorien einfach nicht mehr losgelassen…

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.10.2020

Fesselnder, großartig erzählter Roman rund um die Wiesn

Oktoberfest 1900 - Träume und Wagnis
0

INHALT
Im bunten Zauber des berühmtesten Volksfestes der Welt kämpfen zwei Frauen in Zeiten der Umwälzung um Aufstieg, Anerkennung und Liebe. Der große Frauenroman zum größten Fest der Welt. In diesem ...

INHALT
Im bunten Zauber des berühmtesten Volksfestes der Welt kämpfen zwei Frauen in Zeiten der Umwälzung um Aufstieg, Anerkennung und Liebe. Der große Frauenroman zum größten Fest der Welt. In diesem Jahr gehen wir mit dem großen ARD-Mehrteiler »Oktoberfest 1900« auf die Wiesn und feiern ein mitreißendes Lesefest mit diesem Roman.

München, 1900: Dass sie ein einfaches Schankmädchen war, muss Colina verheimlichen. Denn jetzt ist sie aufgestiegen zur Gouvernante der jungen, eigenwilligen Clara. Deren Vater, der Brauereimagnat Prank, strebt nach Macht und Einfluss auf dem Oktoberfest. Auch Claras Verheiratung soll dabei helfen. Aber Clara will sich seinen Befehlen nicht unterordnen. Trotz Colinas Warnung flieht sie von zu Hause. Der Skandal droht alles zu zerstören. Doch dann entwickelt Colina mitten im Glanz und Getriebe des Oktoberfestes einen gewagten Plan: für sich und Clara will sie eine neue Chance aufs Glück erkämpfen.

(Quelle: FISCHER Krüger - Erscheinungsdatum: 26.08.2020 - ISBN: 9783810500571)

MEINE MEINUNG
Der historische Roman „Oktoberfest 1900 - Träume und Wagnis“ aus der Feder der deutschen Autorin Petra Grill basiert auf den Drehbüchern zur gleichnamigen, sechsteiligen TV-Serie, die Mitte September 2020 in der ARD ausgestrahlt wurde.
Ausgehend von der Handlung des Brauerei-Epos und den darin vorkommenden Figuren hat die Autorin jedoch eine fesselnde, hochinteressante und vielschichtige Geschichte entworfen, die weit über eine reine Nacherzählung der Film-Story hinausgeht und weitere interessante Charaktere in den Mittelpunkt der Geschehnisse rückt.
Angesiedelt vor dem historischen Hintergrund des Münchner Oktoberfests von 1900 und dem gnadenlosen Konkurrenzkampf im zunehmend profitorientierten Biergeschäft entspinnt sich eine abwechslungs- und facettenreiche Kriminalgeschichte mit tollem Zeit- und Lokalkolorit, die mich rasch in ihren Bann gezogen hat.
Gekonnt nimmt die Autorin den Leser mit auf eine aufregende Zeitreise nach München in die Hauptstadt des Königreiches Bayern zur Ära des Prinzregenten Luitpolds, einer aufblühenden Metropole im Wandel der Zeiten zwischen Wirtschaftsaufschwung und Wohlstand, althergebrachten Traditionen, bayerischer Gemütlichkeit und Szenetreff der Freigeister, Künstler und Literaten.
Die Autorin vermittelt mit ihren lebendigen und atmosphärisch dichten Beschreibungen ein sehr stimmiges Bild der damaligen Zeit und spannende, sehr authentische Einblicke in die Münchener Gesellschaft. So können wir mühelos eintauchen in das facettenreiche Alltagsleben Münchens und in die faszinierende Welt der Großbrauereien und Bierbarone. Sie nimmt uns mit zu den Künstlerkneipen der lebendigen Schwabinger Bohème, zum ausschweifenden Kocherlball im Englischen Garten, zu den düsteren Bierboazn und dem bunten Treiben auf der Wiesn.
Äußerst gelungen sind auch die Einblicke in das Leben der Frauen zu jener Zeit in einer von Männern dominierten Welt, ihr Leben ohne Rechte und die bedrückende Abhängigkeit von Vater und Ehemann.
In den hervorragend recherchierten zeitgeschichtlichen Rahmen sind zudem interessante historische Details und Fakten eingestreut wie beispielsweise die „Völkerschau“ am Rande des Oktoberfests oder die historische Satirezeitung „Simplicissimus“ mit ihren legendären, respektlosen Karikaturen. Zudem begegnen wir auch einigen zeitgeschichtlichen Persönlichkeiten wie der unkonventionellen Lebenskünstlerin und „Skandal-Gräfin“ Fanny zu Reventlow oder dem geistesverwirrten König Otto von Bayern.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr abwechslungsreich und lebendig und lässt angenehm lesen. Durch gelegentliches Einflechten des bayerischen Dialekts in die Dialoge werden wir auch sprachlich gekonnt ins München um 1900 zurückversetzt.
Die vielschichtig angelegte Geschichte erleben wir in verschiedenen Handlungssträngen aus der personalen Erzählperspektive. Erzählt werden die Geschehnisse hauptsächlich aus den sich abwechselnden Sichtweisen der beiden sympathischen Hauptfiguren – dem einfachen, cleveren Schankmädchen Colina Kandl und dem jungen, etwas granteligen Oberwachtmeister Lorenz Aulehner.
Geschickte Perspektiv- und Schauplatzwechsel und einige fiese Cliffhanger sorgen für viel Dynamik und lassen die Spannung sehr rasch ansteigen. Neben amüsanten Episoden sorgen auch etliche unerwartete Wendungen für Abwechslung.
Die Geschichte lebt neben den sehr bildhaft geschilderten Schauplätzen vor allem von ihren interessanten, vielschichtig angelegten Figuren, die mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitet sind.
Äußerst gelungen sind die beiden sympathischen Gendarmen, Inspektor Eder und Oberwachtmeister Aulehner, die zwar gewissenhaft die Ordnungsmacht nach außen vertreten, aber oft auch nach ihrem eigenen Ermessen sehr mitfühlend und unkonventionell handeln. Insbesondere die Entwicklung des etwas steifen, überkorrekten Oberwachtmeister Lenz Aulehner mit seinen festgefahrenen Moralvorstellungen zu einem durchaus empathischen Menschen, der trotz allem Pflichtgefühl auch mal über seinen Schatten springen kann und Zivilcourage beweist, ist sehr glaubwürdig geschildert und hat mir hervorragend gefallen.
Sehr einfühlsam hat die Autorin auch die faszinierende, facettenreiche Protagonistin Colina Kandl gezeichnet, eine clevere, ehrgeizige und bisweilen auch gerissene Frau, die hofft, als Gouvernante endlich ihrem ärmlichen Milieu entkommen zu können und ihrer Zeit weit voraus ist. Als „Biermadl“, das nur von Trinkgeldern und gewissen „Gefälligkeiten“ leben kann, hat sie gelernt sich in der Männerwelt zu behaupten, mutig trotzt den vielen Widrigkeiten des Lebens und lässt sich als geborenes „Stehauf-Madl“ einfach nicht unterkriegen. Eine starke, rebellische und sympathische Frauenfigur, in die man sich hervorragend hineinversetzen kann und mit der man von Beginn an mitfiebert.

FAZIT
Ein fesselnder und facettenreicher historischer Roman mit einem wundervoll eingefangenen Zeit- und Lokalkolorit und tollen, vielschichtigen Charakteren! Sehr lesenswert – auch wenn man die TV-Serie schon kennt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.10.2020

Genialer dritter Fall

Der Todesbruder
0

INHALT
Ein Killer, der an Grausamkeit nicht zu überbieten ist – diese Mordserie lehrt Berlin das Fürchten ...

Viktor Puppe vom Berliner LKA und sein Partner Ken werden zum Schauplatz eines grausamen Verbrechens ...

INHALT
Ein Killer, der an Grausamkeit nicht zu überbieten ist – diese Mordserie lehrt Berlin das Fürchten ...

Viktor Puppe vom Berliner LKA und sein Partner Ken werden zum Schauplatz eines grausamen Verbrechens gerufen. Auf einem abgesperrten Gelände wurde eine Leiche gefunden, gezeichnet von schrecklichen Verbrennungen. Bei dem Toten handelt es sich um einen Botschafter des Vatikans. Am Tatort finden sie eine römische Ziffernfolge. Bei der Autopsie stellt sich heraus, dass der Mann während der tödlichen Folter zwar bewegungsunfähig, jedoch bei vollem Bewusstsein war. Dann taucht ein weiteres perfide ermordetes Opfer auf, getötet durch unzählige Wespenstiche ... Auch bei diesem werden römische Ziffern gefunden. Ganz offensichtlich hängen die Morde zusammen. Die Ermittlungen führen Ken und Viktor an eine Schule, wo sie jedoch auf eine Mauer des Schweigens stoßen. Und der Mörder hat gerade erst angefangen …
(Quelle: Blanvalet)
MEINE MEINUNG
Nach „Die Todesbotin“ und „Der Todesmeister“ setzt der deutsche Autor Thomas Elbel seine fesselnde Thriller-Reihe rund um das außergewöhnliche Berliner Ermittlerteam Viktor Puppe und Ken Togukawa, sowie Begüm Duran vom Berliner LKA mit dem äußerst packenden, dritten Band „Der Todesbruder“ fort.
Ziemlich brutal und blutrünstig kommt der interessante, clever konstruierte Kriminalfall daher, der mich mit seiner Komplexität sehr schnell fesseln konnte.
Eine ungewöhnliche Mordserie in Berlin hält die Ermittler diesmal in Atem und ihre Nachforschungen führen sie rasch ins Umfeld der katholischen Kirche. Schon bald deutet vieles darauf hin, dass der Täter sich für die seinen Opfern zugedachten Todesarten von Dantes „Göttlicher Komödie“ hat inspirieren lassen. Das mittelalterliche Werk des Italieners Dante Alighieri schildert die Reise des Dichters durch die Hölle, in der die Sündern je nach Schwere ihrer Vergehen eine grausame Strafe über sich ergehen lassen müssen. Sehr fesselnd und lehrreich sind die gut recherchierten Auszüge aus der literarischen Vorlageund die entsprechenden Interpretationen zu den aktuellen Fällen in die Handlung eingeflochten. Da macht das Miträtseln und Kombinieren richtig Spaß, auch wenn man bei dem rasanten Handlungsverlauf schon gut aufpassen muss!
Mit schnellen Perspektiv- und Schauplatzwechseln, geschickt gewählten Cliffhangern und einigen überraschenden Wendungen sorgt der Autor für reichlich Tempo, Nervenkitzel und viel Spannung. Atmosphärisch dicht, detailreich und sehr anschaulich werden die verschiedenen Schauplätze rundum Berlin eingefangen.
Elbels lebendiger, bildhafter und mitreißender Schreibstil sorgt schon bald für ein tolles Kopfkino. Auch seine flotten, humorvollen Dialoge mit gewürzt mit einigen Einsprengsel von Berliner Schnauze konnten mich wieder vollauf begeistern.
Ein absolutes Highlight sind aber die skurrilen, äußerst unkonventionellen, aber sympathischen Charaktere, die mit viel Liebe zum Detail und sehr vielschichtig angelegt sind. Sie haben sich im Laufe der Krimi-Reihe weiterentwickelt und entfalten eine wundervolle Eigendynamik. Mit ihren eigenwilligen bis gewöhnungsbedürftigen Eigenarten und privaten Geheimnissen sorgen die Charaktere für so manche Überraschung und bereichern die Geschichte. Der clevere, sehr gebildete Viktor von Puppe aus bestem Hause gebärdet sich zwar manchmal als großer „Klugscheißer“, ist aber ein wirklich guter Ermittler mit starken Nerven und hervorragender Intuition. Immer besser gefällt mir auch der sehr extravagante, recht derbe Sprüche klopfende und mit seiner provokanten Art überall aneckende Halb-Japaner Ken, der aber auch seine sehr sympathischen Seiten hat und mit seinem „Püppi“ ein tolles Team bildet, das sich trotz aller Unterschiede hervorragend ergänzt. Als dritte im Bunde haben wir sie etwas unnahbare, taffe und inzwischen zur Oberkommissarin beförderte Begüm, die sich vor allem durch ihre gewagten Alleingänge auszeichnet und aufgrund einer Fortbildung nicht direkt in die Ermittlungsarbeit involviert ist.
Sehr packend und beklemmend zugleich ist diesmal auch die Nebenhandlung rund um die Gerichtsmedizinerin Stella und Freundin von Viktor gestaltet, die unmittelbar an einige Entwicklungen vom letzten Band anknüpft und im Zusammenhang mit Viktors Großvater steht.
Elbel ist es hervorragend gelungen, den Spannungsbogen stets bis zum Zerreißen gespannt zu halten. Sowohl die packende Ermittlungsarbeit mit immer neuen Wendungen als auch die dramatischen und völlig unerwarteten Geschehnisse aus der Nebenhandlung sorgen für jede Menge Thrill und Gänsehautmomente. Für Abwechslung und Unterhaltung sorgen zudem immer wieder witzige Schlagabtausche zwischen den Figuren.
Zum Ende hin bekommt der Leser schließlich noch ein unglaublich packendes, filmreifes Finale präsentiert und eine stimmige Auflösung des Falls.
Eine echte Überraschung war für mich allerdings der äußerst unerwartete Ausklang des Krimis, der leider das Ende dieser tollen Thriller-Reihe nahelegt.
FAZIT
Ein unglaublich packender, neuer Fall für die unkonventionellen Berliner Ermittler.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.10.2020

Fesselnder, vielschichtiger Psychothriller

Du darfst nicht sterben
0

INHALT
~SAG MIR, WER DU BIST~

Lili und Anne sind eineiige Zwillinge, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Doch eine verhängnisvolle Leidenschaft verbindet die Schwestern: Beide haben eine Beziehung ...

INHALT
~SAG MIR, WER DU BIST~

Lili und Anne sind eineiige Zwillinge, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Doch eine verhängnisvolle Leidenschaft verbindet die Schwestern: Beide haben eine Beziehung mit dem charismatischen Paul, der erst nach und nach seine dunkle Seite offenbart. Was als Liebe beginnt, mündet in einen Alptraum aus Lügen und Mord. Als Lili und Anne begreifen, dass man sie in eine tödliche Falle gelockt hat, wird ihnen klar, dass sie nur eine Chance haben: Sie müssen zusammenhalten.

(Quelle: Emons Verlag)

MEINE MEINUNG
Mit „Du darfst nicht sterben“ ist der österreichischen Autorin Andrea Nagele ein unglaublich fesselnder, clever konstruierter und psychologisch tiefgründiger Psychothriller über eine lebensgefährliche Liebe gelungen, der unter die Haut geht.
Die in 4 Teilen angelegte Geschichte um die beiden Zwillinge Lili und Anne zieht den Leser mit ihrem nicht chronologischen Erzählstil und den geschickt gesetzten Zeitsprüngen immer mehr in ihren Bann und hält uns bis zum Ende in Atem.
Schon der packende Einstieg der Geschichte im ersten Teil sorgt mit Gänsehautmomenten und seinem anfänglichen Verwirrspiel für reichlich Spannung und jede Menge Nervenkitzel. Der zweite Teil lässt sich zunächst ruhiger an, und wir erfahren rückblickend aus den drei verschiedenen Erzählperspektiven von Lili, Anne und Paul die Vorgeschichte zu allem. So lernen wir die beiden Zwillinge kennen, die selbstbewusste Anne und die ruhigere, sensible Lili, sowie ihre gemeinsame Urlaubsbekanntschaft, der attraktive, charismatische Paul, zu dem sich beide Schwestern hingezogen fühlen. Sehr gelungen sind die raschen Perspektivwechsel, die zum einen aufschlussreiche Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt der Protagonisten erlauben und zum anderen eine fesselnde, subjektiv eingefärbte Sicht auf die Geschehnisse ermöglichen. Zunehmend baut sich eine greifbare Spannung auf. Insbesondere, als man beginnt, hinter Pauls Fassade zu blicken, seine dunkle, obsessive Seite kennenlernt und über immer mehr Details über seine problembehaftete Kindheit und Jugend erfährt. Schrittweise erleben wir, wie sich die glücklich verliebte Lili verändert und erkennen schließlich voller Abscheu Pauls perfide Psychospielchen, seine Manipulationen, Intrigen und Lügen. Blind vor Liebe erkennt Lili viel zu spät, dass Annes wohlgemeinte Warnungen vor Pauls Verhalten Berechtigung hatten.
Mit den schrittweisen Entwicklungen offenbart die Autorin gekonnt so manche schockierenden Abgründe der menschlichen Psyche.
Durch ihre clever konstruierte Handlung und viele unerwartete Wendungen versteht es die Autorin, die aufgebaute Spannung bis zum packenden Showdown immer weiter zu steigern. Auch wenn die Auflösung des Falls für mich sehr überraschend kam, waren die psychologischen Hintergründe für die Taten in sich schlüssig und sehr nachvollziehbar.
Sehr vielschichtig und lebensnah hat Nagele die unterschiedlichen Persönlichkeiten ihrer Figuren mit ihren Höhen und Tiefen charakterisiert, insbesondere die tiefgründigen Einblicke in ihre Psyche wirken sehr authentisch und lassen ihr Verhalten sehr nachvollziehbar erscheinen.
Hervorragend eingefangen hat die Autorin auch die äußerst eindringlich und glaubwürdig beschriebenen Passagen aus der Gedankenwelt der Protagonistin im Ringen um Leben und Tod während ihres Komas, in denen ihre Gehirn die traumatischen Geschehnisse und ihre Emotionen auf ganz eigene, faszinierende Art zu verarbeiten versucht.
Der Schreibstil von Andrea Nagele ist sehr mitreißend, abwechslungsreich und flüssig. Ihr gelingt es hervorragend, Schauplätze und Szenen sehr anschaulich zu beschreiben und unheilvolle Stimmungen sehr nachdrücklich heraufzubeschwören. Im letzten Teil schließlich nimmt die Handlung immer mehr an Fahrt auf, Tempo und Spannung ziehen enorm an und der Psychothriller gipfelt in einem sehr packenden, dramatischen Finale.
FAZIT
Ein sehr fesselnder, raffiniert konstruierter Psychothriller – packend, psychologisch tiefgründig, unter die Haut gehend! Lesenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.10.2020

Faszinierender medizinhistorischer Krimi

Die Tinktur des Todes
0

INHALT

1847: Eine brutale Mordserie an jungen Frauen erschüttert Edinburgh. Alle Opfer sind auf dieselbe grausame Weise gestorben. Zur gleichen Zeit tritt der Medizinstudent Will Raven seine Stelle bei ...

INHALT

1847: Eine brutale Mordserie an jungen Frauen erschüttert Edinburgh. Alle Opfer sind auf dieselbe grausame Weise gestorben. Zur gleichen Zeit tritt der Medizinstudent Will Raven seine Stelle bei dem brillanten und renommierten Geburtshelfer Dr. Simpson an, in dessen Haus regelmäßig bahnbrechende Experimente mit neu entdeckten Betäubungsmitteln stattfinden. Hier trifft Will auf das wissbegierige Hausmädchen Sarah, die jedoch einen großen Bogen um ihn macht und rasch erkennt, dass er ein dunkles Geheimnis mit sich herumträgt. Beide haben ganz persönliche Motive, die Morde aufklären zu wollen. Ihre Ermittlungen führen sie in die dunkelsten Ecken von Edinburghs Unterwelt und nur, wenn es ihnen gelingt, ihre gegenseitige Abneigung zu überwinden, haben sie eine Chance, lebend wieder herauszufinden.

(Quelle: Pendo)

MEINE MEINUNG

Mit ihrem Roman „Die Tinktur des Todes“ haben das unter dem gemeinsamen Pseudonym Ambrose Parry schreibende, britische Autoren-Ehepaar Christopher Brookmyre und Marisa Haetzman einen fesselnden, viel versprechenden Auftakt zu einer neuen historischen Krimireihe vorgelegt, die Mitte des 19. Jahrhunderts im viktorianischen Edinburgh angesiedelt ist.

Es ist eine sehr gelungene Mischung aus fesselnder Kriminalgeschichte und atmosphärisch dichtem historischen Roman mit faszinierenden Einblicken in die Medizinhistorie, vor allem in die damalige medizinische Praxis im Bereich der Geburtshilfe und Chirurgie sowie den Anfängen der Anästhesie. Äußerst informativ sind vor allem die vielen, sorgsam recherchierten historischen Hintergrundinformationen zu den damaligen Behandlungsmethoden, der aufkommenden Fotografie oder der chemisch-pharmazeutischen Manufaktur Duncan Flockhart & Co., die die Geschichte sehr lebendig und authentisch wirken lassen.

Der Schreibstil der Autoren liest sich sehr flüssig und angenehm, wobei die Sprache der damaligen Zeit entsprechend angepasst zu sein scheint.

Die Autoren haben sehr eindrücklich das historische Setting von Edinburgh Mitte des 19. Jahrhunderts eingefangen und lassen den Leser in eine faszinierende Stadt der Kontraste eintauchen mit seinen dreckigen kopfsteingepflasterten Gassen und düsteren Hinterhöfen der Old Town und den noblen Wohnvierteln der gutsituierten Gesellschaft in der New Town. Atmosphärisch dicht beschwören sie eine Zeit herauf, in der auch in der prosperierenden schottischen Universitätsstadt Elend und Armut in den verslumten Armenvierteln der Old Town vorherrschte und hohe Sterberaten, Prostitution und Gewaltverbrechen alltäglich waren.

Es war zugleich eine Zeit, in der ehrgeizige, skrupellose Ärzte oftmals medizinische Versuche an verzweifelten Patienten in Notlagen durchführten und deren Tod oftmals durchaus in Kauf genommen wurde.

Viele gut recherchierte, authentische Details zur medizinischen Forschung jener Zeit werden informativ und kurzweilig in die Handlung eingebaut. Zugleich erhält der Leser auch einige interessante und aufschlussreiche Einblicke in die gesellschaftlichen Zustände der viktorianischen Epoche.

Im Mittelpunkt des Romans stehen zwei außergewöhnliche und sehr interessante Hauptfiguren. Zum einen lernen wir den jungen, verschuldeten Medizinstudenten Will Raven kennen, den neuen Famulus von Professor Simpson, seines Zeichens eine anerkannte Kapazität in der Geburtshilfe, und zum anderen das aufgeweckte, wissbegierige Dienstmädchen Sarah, die neben ihrer Arbeit im Haushalt und gelegentlichen Botengängen auch in Dr. Simpsons Praxis mithilft und sich sehr für Heilkunde und medizinische Themen interessiert. Der rätselhafte, sehr qualvollen Tod seiner Freundin, der Prostituierten Evie, beschäftigt Will sehr und als er von einem weiterem verdächtigen Tod einer jungen Frau erfährt, beschließt er den Hintergründen für die grausamen Todesfälle auf die Spur zu kommen. Unerwartete Hilfe bekommt Will von der überaus cleveren, aber recht kratzbürstigen Sarah, der er anfangs möglichst auszuweichen versucht.

Hervorragend gelungen sind die beiden sympathischen Hauptfiguren Will und Sarah, die sehr lebendig und facettenreich ausgearbeitet sind. Auch ihre Handlungen und Beweggründe sind insgesamt sehr glaubhaft und nachvollziehbar dargestellt. Insbesondere mit dem jungen Will Raven, der manchmal etwas unbeholfen wirkt und seine problematischen Vergangenheit zu verbergen hat, haben die Autoren eine äußerst interessante, tiefgründige Figur geschaffen, in deren Gefühle und inneren Konflikte man sich gut hineinversetzen kann. Sehr gut gefallen hat mir auch die Figur von Sarah, die intelligent, schlagfertig und selbstbewusst ist, und sich einen Platz in der damaligen männerdominierten Welt der Medizin erkämpfen will.

Die verbalen scharfzüngigen Schlagabtausche zwischen den beiden Hauptfiguren sind zudem sehr amüsant und unterhaltsam, und verleihen der Geschichte zusätzliche Würze.

Fesselnd machen den Roman die vielen, lehrreichen Einblicke in die Medizingeschichte und die Beschreibungen der medizinischen Behandlungen sowie die Versuche mit diversen Anästhetika. Die eigentliche, verzwickte Kriminalhandlung entwickelt sich zwar recht interessant aber recht schleppend und etwas vorhersehbar. Recht spät nimmt die Geschichte dann aber enorm an Fahrt auf, und die Auflösung konnte mich schließlich doch überraschen.

Ich bin schon sehr neugierig auf eine Fortsetzung dieser historischen Krimi-Reine und gespannt, wie es mit Will und Sarah als Ermittlerpaar weitergehen wird.

FAZIT

„Die Tinktur des Todes“ ist eine unterhaltsame Mischung aus fesselnder Kriminalgeschichte und atmosphärisch dichtem historischen Roman mit interessanten Einblicken in die Medizinhistorie und viel viktorianischem Zeitkolorit.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere