Profilbild von bookloving

bookloving

Lesejury Star
offline

bookloving ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit bookloving über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.10.2020

Hawthornes neuer, fesselnder Fall

Mord in Highgate
0

INHALT
Der erfolgreiche Scheidungsanwalt Richard Pryce wurde in seinem Londoner Haus in Hampstead Heath mit einer 2000 Pfund teuren Flasche 1982 Château Lafite Rothschild Pauillac niedergeschlagen. An ...

INHALT
Der erfolgreiche Scheidungsanwalt Richard Pryce wurde in seinem Londoner Haus in Hampstead Heath mit einer 2000 Pfund teuren Flasche 1982 Château Lafite Rothschild Pauillac niedergeschlagen. An die Wand neben der Leiche ist in grüner Farbe eine rätselhafte Botschaft gepinselt. Schnell scheint klar, wer es war: Nur wenige Tage zuvor hat die berühmte feministische Autorin Akira Anno ihm genau diesen Tod angedroht – und ihm ein Glas Rotwein ins Gesicht geschüttet. Aber ist es wirklich so einfach? Was hat die geheimnisvolle Botschaft an der Wand neben dem Opfer zu bedeuten? Neue Entwicklungen und Enthüllungen verringern nicht, sondern erhöhen die Anzahl der Verdächtigen – alle lügen oder verbergen etwas. Als ein weiterer Toter gefunden wird, muss Hawthorne gemeinsam mit seinem Assistenten Anthony Horowitz tief in die Vergangenheit der Opfer eintauchen, um die Lösung des Rätsels zu finden.
(Quelle: Insel Verlag)

MEINE MEINUNG
Mit „Mord in Highgate“ ist Anthony Horowitz, der zu den renommierten Schriftstellern und Drehbuchautoren Großbritanniens zählt, eine spannende und sehr unterhaltsame Fortsetzung seiner neuen originellen Kriminalroman-Reihe um Privatdetektiv Daniel Hawthorne und seinen Assistenten Anthony Horowitz gelungen.
Auch in seinem zweiten Band lässt der Autor sein Detektivgespann Hawthorne und Horowitz wieder ganz im Stil von Sir Conan Doyles‘ berühmten Holmes und Watson in einem sehr verzwickten und kuriosen Mordfall ermitteln. Insbesondere Horowitz‘ lebendiger und humorvoller Schreibstil konnten mich wieder sehr begeistern.
Als klassischer „Whodunit“ angelegt lebt der Krimi vor allem von seinen beiden äußerst faszinierenden Charakteren und bietet viel Stoff zu eigenen Miträtseln und Kombinieren. Erneut erleben wir den Ich-Erzähler und Protagonisten Horowitz mit seinem authentischen biographischen Hintergrund als Drehbuch- und Jugendbuchautor, der als eine Art Watson-Verschnitt den genialen und zugleich sehr rätselhaften Detektiv Hawthorne bei seinen laufenden Ermittlungen begleitet und eine „true crime“ Story hierüber verfassen soll. Zudem erhalten wir sehr interessante Einblicke in die reale Arbeit des Autors, der es sich nicht verkneifen kann, sich selbst mit äußerst selbstkritischen und –ironischen Bemerkungen aufs Korn zu nehmen.
Auch mit der weiteren Hauptfigur, dem ehemaligen Polizisten Hawthorne, ist Horowitz eine vielschichtige Charakterzeichnung gelungen. Ähnlich wie Doyles Romanfigur erweist sich Hawthorne als ein schwieriger, wenig umgänglicher Charakter, der seinen Assistenten Horowitz mit seinem wortkargen, eigenbrötlerischen und arroganten Verhalten immer wieder auf die Probe stellt und mit seinen homophoben Ansichten vor den Kopf stößt. Gespannt verfolgt man Hawthornes Ermittlungstaktiken und amüsiert sich köstlich darüber, dass er sich von Horowitz nicht in die Karten schauen, ihn sogar regelrecht auflaufen lässt, was Horowitz umso mehr dazu antreibt, selbst den Fall lösen zu wollen. Obwohl der neugierige Horowitz hartnäckig versucht, mehr über das mysteriöse Privatleben des undurchschaubaren Ermittlers herauszufinden, bleibt leider auch für uns Leser Hawthornes Biografie weiterhin nebulös, so dass man auf Enthüllungen im neuen Band hoffen muss. Sehr schön hat der Autor aber die unterhaltsamen Interaktionen zwischen den beiden so unterschiedlichen Protagonisten herausgearbeitet, die zwar gegenseitigen Respekt und gewisse Sympathien füreinander erkennen lassen, aber stets auf Distanz bleiben. Auch die Nebenfiguren sind ausreichend tiefgründig angelegt und lebendig beschrieben. Von besonderem Unterhaltungswert sind zudem die zahlreichen bitterbösen Seitenhiebe des Autors auf den Literaturbetrieb.
Horowitz gelingt es hervorragend, die Spannung in diesem komplexen Fall bis zum fesselnden Finale hoch zu halten. Während der Ich-Erzähler uns seine eigenen Überlegungen zum potentiellen Mörder anstellt, ist ihm der clevere Hawthorne mit seiner einzigartigen Beobachtungsgabe und seinem messerscharfen Verstand bereits schon mehrere Nasenlängen voraus. Nach einigen unvorhersehbaren Wendungen konnte mich die Auflösung schließlich doch ziemlich überraschen. Die Aufklärung der Hintergründe zum Mordfall und das Tatmotiv sind in sich schlüssig und nachvollziehbar dargelegt. Ich bin schon sehr gespannt, wie es mit Privatdetektiv Hawthorne und seinem eher unfreiwilligen Assistenten Horowitz weitergehen wird und freue mich schon auf einen neuen Fall!
FAZIT
Eine sehr gelungene, unterhaltsame Fortsetzung mit einem originellen Detektivgespann und einem fesselnden Kriminalfall. Sehr einfallsreich und humorvoll geschrieben!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.10.2020

Fesselnder, tiefgründiger Roman

Schwarzer Jasmin
0

INHALT

Der Journalist Jakob und die Sozialarbeiterin Julia haben sich ein Ultimatum gestellt: Ihre Beziehung steht am Scheideweg. Der tunesische Flüchtling Eymen schwankt zwischen den Verlockungen des ...

INHALT

Der Journalist Jakob und die Sozialarbeiterin Julia haben sich ein Ultimatum gestellt: Ihre Beziehung steht am Scheideweg. Der tunesische Flüchtling Eymen schwankt zwischen den Verlockungen des westlichen Lebens und seiner religiösen Überzeugung. Und der Polizist Frank übernimmt einen letzten großen Fall vor seiner Rente. Er und sein Team müssen sich gegen ihre opportunistische Vorgesetzte und für die Sicherheit entscheiden: Sie stoßen auf Eymen, der in Julias Beratungsstelle aufgetaucht ist, als möglichen Gefährder, den es zu fassen gilt, bevor er zuschlägt. Die Wege dieser so unterschiedlichen Figuren scheinen schicksalhaft verwoben und alles läuft auf ein dramatisches Finale hinaus …
Zwischen der tunesischen Jasminrevolution, die den kurzen Arabischen Frühling auslöste, und der Fluchtbewegung nach Europa siedelt Manfred Rumpl seinen spannenden und vielschichtigen Roman an.
(Quelle: Picus Verlag)

MEINE MEINUNG
Mit „Schwarzer Jasmin“ ist dem österreichischen Schriftsteller Manfred Rumpl ist ein fesselnder und vielschichtiger Roman gelungen, der hochaktuelle Themen aufgreift und die Problematik von Migration, Integration, islamistischem Fanatismus und Terrorismusbekämpfung geschickt aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.
Seine komplexe, tiefgründige Geschichte kreist um die Schicksale sehr unterschiedlicher Menschen, die an einem Scheideweg in ihrem Leben stehen, mit inneren Konflikten zu kämpfen haben oder in persönlichen oder beruflichen Problemen gefangen sind. Ob nun der Weinjournalist Jakob und seine Freundin, die Sozialarbeiterin Julia, mitten in ihrer Beziehungskrise, Kriminalhauptkommissar Frank Konopke und sein Team der AG Gefährdungsbewertung, deren Arbeit zur Terrorismusabwehr durch undurchsichtige Vorgaben und suspekte Aktionen von ganz oben behindert werden oder schließlich die beiden tunesischen Flüchtlinge Eymen und Ahmed, deren Leben in Deutschland eine ganz unterschiedliche Richtung nimmt - ein jeder von ihnen wird vor folgenschwere Entscheidungen gestellt, deren Tragweite sie kaum abschätzen können, und bei denen es keinen optimalen Ausweg zu geben scheint.
Manfred Rumpl hat seinen Roman in verschiedenen Handlungssträngen, auf unterschiedlichen Zeitebenen und mit wechselnden Schauplätzen in Tunesien und Berlin angelegt. Die raschen Perspektivwechsel und die verschachtelte Erzählweise fordern dem Leser daher auch einiges an Aufmerksamkeit und Mitdenken ab, bauen aber auch rasch Spannung auf.
Im geschickt verwobenen Handlungsgeflecht begleiten wir die unterschiedlichen Charaktere, die meist völlig unabhängig voneinander agieren und deren Wege sich oftmals zufällig kreuzen. Sehr fesselnd ist es, aus den sich abwechselnden Perspektiven mitzuverfolgen, wie sich die Handlung immer mehr verdichtet, das Schicksal seinen Lauf nimmt und schließlich an einem verhängnisvollen Tag im Dezember 2016 in einem hochdramatischen Finale gipfelt.
Sehr anschaulich zeigt Rumpl am Beispiel der beiden jungen tunesischen Migranten auf, wie unterschiedlich die Lebenswege verlaufen können. Während Ahmed seinen Traum verwirklichen kann und sich um Integration bemüht, erleben wir beim streitlustigen, gewaltbereiten, zutiefst gespaltenen und labilen Eymen mit, wie leicht er in die Fänge ominöser religiöser Prediger gerät, sich manipulieren und radikalisieren lässt. Schon bald fallen im Roman deutliche Parallelen zur Realität auf, die Erinnerungen an den Fall des Attentäters Anis Amri, wecken, seinen brutalen Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin im Jahr 2016, das fatale Versagen der Ermittlungsbehörden und den später aufgedeckten, fragwürdigen Umgang mit Informanten aus dem salafistischen Milieu. Mit diesem beklemmenden Hintergrund gewinnt der Roman noch an Tiefe und Nachdruck.
Sehr vielschichtig und lebensecht zeichnet Rumpl seine unterschiedlichen Charaktere. Einfühlsam umreißt er ihre persönlichen Geschichten und gibt uns aufschlussreiche Einblicke in ihre Gefühls- und Gedankenwelt, so dass man sich gut in ihre Beweggründe hineinversetzen und ihr Handeln nachvollziehen kann.
Der ruhige, angenehme Schreibstil des Autors und seine anspruchsvolle Handlungsführung haben mir sehr gut gefallen. Rumpl gelingt es hervorragend, Geschehnisse auch ohne viele Worte zu umreißen und Stimmungen mit viel Feingefühl einzufangen, so dass man die Szenerie sich gut vorstellen kann.
Das dramatische, offene Ende des Romans kommt zunächst sehr überraschend, bildet aber einen für meinen Geschmack passenden Ausklang der Geschichte und regt zum Nachdenken an.

FAZIT
Ein fesselnder Roman mit einer tiefgründigen und vielschichtigen Geschichte, die sehr nachdenklich stimmt und noch lange nachklingt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 11.10.2020

Fesselnder, großartig erzählter Roman rund um die Wiesn

Oktoberfest 1900 - Träume und Wagnis
0

INHALT
Im bunten Zauber des berühmtesten Volksfestes der Welt kämpfen zwei Frauen in Zeiten der Umwälzung um Aufstieg, Anerkennung und Liebe. Der große Frauenroman zum größten Fest der Welt. In diesem ...

INHALT
Im bunten Zauber des berühmtesten Volksfestes der Welt kämpfen zwei Frauen in Zeiten der Umwälzung um Aufstieg, Anerkennung und Liebe. Der große Frauenroman zum größten Fest der Welt. In diesem Jahr gehen wir mit dem großen ARD-Mehrteiler »Oktoberfest 1900« auf die Wiesn und feiern ein mitreißendes Lesefest mit diesem Roman.

München, 1900: Dass sie ein einfaches Schankmädchen war, muss Colina verheimlichen. Denn jetzt ist sie aufgestiegen zur Gouvernante der jungen, eigenwilligen Clara. Deren Vater, der Brauereimagnat Prank, strebt nach Macht und Einfluss auf dem Oktoberfest. Auch Claras Verheiratung soll dabei helfen. Aber Clara will sich seinen Befehlen nicht unterordnen. Trotz Colinas Warnung flieht sie von zu Hause. Der Skandal droht alles zu zerstören. Doch dann entwickelt Colina mitten im Glanz und Getriebe des Oktoberfestes einen gewagten Plan: für sich und Clara will sie eine neue Chance aufs Glück erkämpfen.

(Quelle: FISCHER Krüger - Erscheinungsdatum: 26.08.2020 - ISBN: 9783810500571)

MEINE MEINUNG
Der historische Roman „Oktoberfest 1900 - Träume und Wagnis“ aus der Feder der deutschen Autorin Petra Grill basiert auf den Drehbüchern zur gleichnamigen, sechsteiligen TV-Serie, die Mitte September 2020 in der ARD ausgestrahlt wurde.
Ausgehend von der Handlung des Brauerei-Epos und den darin vorkommenden Figuren hat die Autorin jedoch eine fesselnde, hochinteressante und vielschichtige Geschichte entworfen, die weit über eine reine Nacherzählung der Film-Story hinausgeht und weitere interessante Charaktere in den Mittelpunkt der Geschehnisse rückt.
Angesiedelt vor dem historischen Hintergrund des Münchner Oktoberfests von 1900 und dem gnadenlosen Konkurrenzkampf im zunehmend profitorientierten Biergeschäft entspinnt sich eine abwechslungs- und facettenreiche Kriminalgeschichte mit tollem Zeit- und Lokalkolorit, die mich rasch in ihren Bann gezogen hat.
Gekonnt nimmt die Autorin den Leser mit auf eine aufregende Zeitreise nach München in die Hauptstadt des Königreiches Bayern zur Ära des Prinzregenten Luitpolds, einer aufblühenden Metropole im Wandel der Zeiten zwischen Wirtschaftsaufschwung und Wohlstand, althergebrachten Traditionen, bayerischer Gemütlichkeit und Szenetreff der Freigeister, Künstler und Literaten.
Die Autorin vermittelt mit ihren lebendigen und atmosphärisch dichten Beschreibungen ein sehr stimmiges Bild der damaligen Zeit und spannende, sehr authentische Einblicke in die Münchener Gesellschaft. So können wir mühelos eintauchen in das facettenreiche Alltagsleben Münchens und in die faszinierende Welt der Großbrauereien und Bierbarone. Sie nimmt uns mit zu den Künstlerkneipen der lebendigen Schwabinger Bohème, zum ausschweifenden Kocherlball im Englischen Garten, zu den düsteren Bierboazn und dem bunten Treiben auf der Wiesn.
Äußerst gelungen sind auch die Einblicke in das Leben der Frauen zu jener Zeit in einer von Männern dominierten Welt, ihr Leben ohne Rechte und die bedrückende Abhängigkeit von Vater und Ehemann.
In den hervorragend recherchierten zeitgeschichtlichen Rahmen sind zudem interessante historische Details und Fakten eingestreut wie beispielsweise die „Völkerschau“ am Rande des Oktoberfests oder die historische Satirezeitung „Simplicissimus“ mit ihren legendären, respektlosen Karikaturen. Zudem begegnen wir auch einigen zeitgeschichtlichen Persönlichkeiten wie der unkonventionellen Lebenskünstlerin und „Skandal-Gräfin“ Fanny zu Reventlow oder dem geistesverwirrten König Otto von Bayern.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr abwechslungsreich und lebendig und lässt angenehm lesen. Durch gelegentliches Einflechten des bayerischen Dialekts in die Dialoge werden wir auch sprachlich gekonnt ins München um 1900 zurückversetzt.
Die vielschichtig angelegte Geschichte erleben wir in verschiedenen Handlungssträngen aus der personalen Erzählperspektive. Erzählt werden die Geschehnisse hauptsächlich aus den sich abwechselnden Sichtweisen der beiden sympathischen Hauptfiguren – dem einfachen, cleveren Schankmädchen Colina Kandl und dem jungen, etwas granteligen Oberwachtmeister Lorenz Aulehner.
Geschickte Perspektiv- und Schauplatzwechsel und einige fiese Cliffhanger sorgen für viel Dynamik und lassen die Spannung sehr rasch ansteigen. Neben amüsanten Episoden sorgen auch etliche unerwartete Wendungen für Abwechslung.
Die Geschichte lebt neben den sehr bildhaft geschilderten Schauplätzen vor allem von ihren interessanten, vielschichtig angelegten Figuren, die mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitet sind.
Äußerst gelungen sind die beiden sympathischen Gendarmen, Inspektor Eder und Oberwachtmeister Aulehner, die zwar gewissenhaft die Ordnungsmacht nach außen vertreten, aber oft auch nach ihrem eigenen Ermessen sehr mitfühlend und unkonventionell handeln. Insbesondere die Entwicklung des etwas steifen, überkorrekten Oberwachtmeister Lenz Aulehner mit seinen festgefahrenen Moralvorstellungen zu einem durchaus empathischen Menschen, der trotz allem Pflichtgefühl auch mal über seinen Schatten springen kann und Zivilcourage beweist, ist sehr glaubwürdig geschildert und hat mir hervorragend gefallen.
Sehr einfühlsam hat die Autorin auch die faszinierende, facettenreiche Protagonistin Colina Kandl gezeichnet, eine clevere, ehrgeizige und bisweilen auch gerissene Frau, die hofft, als Gouvernante endlich ihrem ärmlichen Milieu entkommen zu können und ihrer Zeit weit voraus ist. Als „Biermadl“, das nur von Trinkgeldern und gewissen „Gefälligkeiten“ leben kann, hat sie gelernt sich in der Männerwelt zu behaupten, mutig trotzt den vielen Widrigkeiten des Lebens und lässt sich als geborenes „Stehauf-Madl“ einfach nicht unterkriegen. Eine starke, rebellische und sympathische Frauenfigur, in die man sich hervorragend hineinversetzen kann und mit der man von Beginn an mitfiebert.

FAZIT
Ein fesselnder und facettenreicher historischer Roman mit einem wundervoll eingefangenen Zeit- und Lokalkolorit und tollen, vielschichtigen Charakteren! Sehr lesenswert – auch wenn man die TV-Serie schon kennt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.10.2020

Genialer dritter Fall

Der Todesbruder
0

INHALT
Ein Killer, der an Grausamkeit nicht zu überbieten ist – diese Mordserie lehrt Berlin das Fürchten ...

Viktor Puppe vom Berliner LKA und sein Partner Ken werden zum Schauplatz eines grausamen Verbrechens ...

INHALT
Ein Killer, der an Grausamkeit nicht zu überbieten ist – diese Mordserie lehrt Berlin das Fürchten ...

Viktor Puppe vom Berliner LKA und sein Partner Ken werden zum Schauplatz eines grausamen Verbrechens gerufen. Auf einem abgesperrten Gelände wurde eine Leiche gefunden, gezeichnet von schrecklichen Verbrennungen. Bei dem Toten handelt es sich um einen Botschafter des Vatikans. Am Tatort finden sie eine römische Ziffernfolge. Bei der Autopsie stellt sich heraus, dass der Mann während der tödlichen Folter zwar bewegungsunfähig, jedoch bei vollem Bewusstsein war. Dann taucht ein weiteres perfide ermordetes Opfer auf, getötet durch unzählige Wespenstiche ... Auch bei diesem werden römische Ziffern gefunden. Ganz offensichtlich hängen die Morde zusammen. Die Ermittlungen führen Ken und Viktor an eine Schule, wo sie jedoch auf eine Mauer des Schweigens stoßen. Und der Mörder hat gerade erst angefangen …
(Quelle: Blanvalet)
MEINE MEINUNG
Nach „Die Todesbotin“ und „Der Todesmeister“ setzt der deutsche Autor Thomas Elbel seine fesselnde Thriller-Reihe rund um das außergewöhnliche Berliner Ermittlerteam Viktor Puppe und Ken Togukawa, sowie Begüm Duran vom Berliner LKA mit dem äußerst packenden, dritten Band „Der Todesbruder“ fort.
Ziemlich brutal und blutrünstig kommt der interessante, clever konstruierte Kriminalfall daher, der mich mit seiner Komplexität sehr schnell fesseln konnte.
Eine ungewöhnliche Mordserie in Berlin hält die Ermittler diesmal in Atem und ihre Nachforschungen führen sie rasch ins Umfeld der katholischen Kirche. Schon bald deutet vieles darauf hin, dass der Täter sich für die seinen Opfern zugedachten Todesarten von Dantes „Göttlicher Komödie“ hat inspirieren lassen. Das mittelalterliche Werk des Italieners Dante Alighieri schildert die Reise des Dichters durch die Hölle, in der die Sündern je nach Schwere ihrer Vergehen eine grausame Strafe über sich ergehen lassen müssen. Sehr fesselnd und lehrreich sind die gut recherchierten Auszüge aus der literarischen Vorlageund die entsprechenden Interpretationen zu den aktuellen Fällen in die Handlung eingeflochten. Da macht das Miträtseln und Kombinieren richtig Spaß, auch wenn man bei dem rasanten Handlungsverlauf schon gut aufpassen muss!
Mit schnellen Perspektiv- und Schauplatzwechseln, geschickt gewählten Cliffhangern und einigen überraschenden Wendungen sorgt der Autor für reichlich Tempo, Nervenkitzel und viel Spannung. Atmosphärisch dicht, detailreich und sehr anschaulich werden die verschiedenen Schauplätze rundum Berlin eingefangen.
Elbels lebendiger, bildhafter und mitreißender Schreibstil sorgt schon bald für ein tolles Kopfkino. Auch seine flotten, humorvollen Dialoge mit gewürzt mit einigen Einsprengsel von Berliner Schnauze konnten mich wieder vollauf begeistern.
Ein absolutes Highlight sind aber die skurrilen, äußerst unkonventionellen, aber sympathischen Charaktere, die mit viel Liebe zum Detail und sehr vielschichtig angelegt sind. Sie haben sich im Laufe der Krimi-Reihe weiterentwickelt und entfalten eine wundervolle Eigendynamik. Mit ihren eigenwilligen bis gewöhnungsbedürftigen Eigenarten und privaten Geheimnissen sorgen die Charaktere für so manche Überraschung und bereichern die Geschichte. Der clevere, sehr gebildete Viktor von Puppe aus bestem Hause gebärdet sich zwar manchmal als großer „Klugscheißer“, ist aber ein wirklich guter Ermittler mit starken Nerven und hervorragender Intuition. Immer besser gefällt mir auch der sehr extravagante, recht derbe Sprüche klopfende und mit seiner provokanten Art überall aneckende Halb-Japaner Ken, der aber auch seine sehr sympathischen Seiten hat und mit seinem „Püppi“ ein tolles Team bildet, das sich trotz aller Unterschiede hervorragend ergänzt. Als dritte im Bunde haben wir sie etwas unnahbare, taffe und inzwischen zur Oberkommissarin beförderte Begüm, die sich vor allem durch ihre gewagten Alleingänge auszeichnet und aufgrund einer Fortbildung nicht direkt in die Ermittlungsarbeit involviert ist.
Sehr packend und beklemmend zugleich ist diesmal auch die Nebenhandlung rund um die Gerichtsmedizinerin Stella und Freundin von Viktor gestaltet, die unmittelbar an einige Entwicklungen vom letzten Band anknüpft und im Zusammenhang mit Viktors Großvater steht.
Elbel ist es hervorragend gelungen, den Spannungsbogen stets bis zum Zerreißen gespannt zu halten. Sowohl die packende Ermittlungsarbeit mit immer neuen Wendungen als auch die dramatischen und völlig unerwarteten Geschehnisse aus der Nebenhandlung sorgen für jede Menge Thrill und Gänsehautmomente. Für Abwechslung und Unterhaltung sorgen zudem immer wieder witzige Schlagabtausche zwischen den Figuren.
Zum Ende hin bekommt der Leser schließlich noch ein unglaublich packendes, filmreifes Finale präsentiert und eine stimmige Auflösung des Falls.
Eine echte Überraschung war für mich allerdings der äußerst unerwartete Ausklang des Krimis, der leider das Ende dieser tollen Thriller-Reihe nahelegt.
FAZIT
Ein unglaublich packender, neuer Fall für die unkonventionellen Berliner Ermittler.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.10.2020

Fesselnder, vielschichtiger Psychothriller

Du darfst nicht sterben
0

INHALT
~SAG MIR, WER DU BIST~

Lili und Anne sind eineiige Zwillinge, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Doch eine verhängnisvolle Leidenschaft verbindet die Schwestern: Beide haben eine Beziehung ...

INHALT
~SAG MIR, WER DU BIST~

Lili und Anne sind eineiige Zwillinge, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Doch eine verhängnisvolle Leidenschaft verbindet die Schwestern: Beide haben eine Beziehung mit dem charismatischen Paul, der erst nach und nach seine dunkle Seite offenbart. Was als Liebe beginnt, mündet in einen Alptraum aus Lügen und Mord. Als Lili und Anne begreifen, dass man sie in eine tödliche Falle gelockt hat, wird ihnen klar, dass sie nur eine Chance haben: Sie müssen zusammenhalten.

(Quelle: Emons Verlag)

MEINE MEINUNG
Mit „Du darfst nicht sterben“ ist der österreichischen Autorin Andrea Nagele ein unglaublich fesselnder, clever konstruierter und psychologisch tiefgründiger Psychothriller über eine lebensgefährliche Liebe gelungen, der unter die Haut geht.
Die in 4 Teilen angelegte Geschichte um die beiden Zwillinge Lili und Anne zieht den Leser mit ihrem nicht chronologischen Erzählstil und den geschickt gesetzten Zeitsprüngen immer mehr in ihren Bann und hält uns bis zum Ende in Atem.
Schon der packende Einstieg der Geschichte im ersten Teil sorgt mit Gänsehautmomenten und seinem anfänglichen Verwirrspiel für reichlich Spannung und jede Menge Nervenkitzel. Der zweite Teil lässt sich zunächst ruhiger an, und wir erfahren rückblickend aus den drei verschiedenen Erzählperspektiven von Lili, Anne und Paul die Vorgeschichte zu allem. So lernen wir die beiden Zwillinge kennen, die selbstbewusste Anne und die ruhigere, sensible Lili, sowie ihre gemeinsame Urlaubsbekanntschaft, der attraktive, charismatische Paul, zu dem sich beide Schwestern hingezogen fühlen. Sehr gelungen sind die raschen Perspektivwechsel, die zum einen aufschlussreiche Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt der Protagonisten erlauben und zum anderen eine fesselnde, subjektiv eingefärbte Sicht auf die Geschehnisse ermöglichen. Zunehmend baut sich eine greifbare Spannung auf. Insbesondere, als man beginnt, hinter Pauls Fassade zu blicken, seine dunkle, obsessive Seite kennenlernt und über immer mehr Details über seine problembehaftete Kindheit und Jugend erfährt. Schrittweise erleben wir, wie sich die glücklich verliebte Lili verändert und erkennen schließlich voller Abscheu Pauls perfide Psychospielchen, seine Manipulationen, Intrigen und Lügen. Blind vor Liebe erkennt Lili viel zu spät, dass Annes wohlgemeinte Warnungen vor Pauls Verhalten Berechtigung hatten.
Mit den schrittweisen Entwicklungen offenbart die Autorin gekonnt so manche schockierenden Abgründe der menschlichen Psyche.
Durch ihre clever konstruierte Handlung und viele unerwartete Wendungen versteht es die Autorin, die aufgebaute Spannung bis zum packenden Showdown immer weiter zu steigern. Auch wenn die Auflösung des Falls für mich sehr überraschend kam, waren die psychologischen Hintergründe für die Taten in sich schlüssig und sehr nachvollziehbar.
Sehr vielschichtig und lebensnah hat Nagele die unterschiedlichen Persönlichkeiten ihrer Figuren mit ihren Höhen und Tiefen charakterisiert, insbesondere die tiefgründigen Einblicke in ihre Psyche wirken sehr authentisch und lassen ihr Verhalten sehr nachvollziehbar erscheinen.
Hervorragend eingefangen hat die Autorin auch die äußerst eindringlich und glaubwürdig beschriebenen Passagen aus der Gedankenwelt der Protagonistin im Ringen um Leben und Tod während ihres Komas, in denen ihre Gehirn die traumatischen Geschehnisse und ihre Emotionen auf ganz eigene, faszinierende Art zu verarbeiten versucht.
Der Schreibstil von Andrea Nagele ist sehr mitreißend, abwechslungsreich und flüssig. Ihr gelingt es hervorragend, Schauplätze und Szenen sehr anschaulich zu beschreiben und unheilvolle Stimmungen sehr nachdrücklich heraufzubeschwören. Im letzten Teil schließlich nimmt die Handlung immer mehr an Fahrt auf, Tempo und Spannung ziehen enorm an und der Psychothriller gipfelt in einem sehr packenden, dramatischen Finale.
FAZIT
Ein sehr fesselnder, raffiniert konstruierter Psychothriller – packend, psychologisch tiefgründig, unter die Haut gehend! Lesenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere