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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.02.2022

Raffinierte Spannung

Glaube mir
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Anna Andrews arbeitet bereits seit zwei Jahren als Moderatorin beim BBC-Mittagsmagazin und liebt ihren Job. Doch eines Tages kommt ihre Vorgängerin aus dem Mutterschutz zurück und Anna wird gezwungen, ...

Anna Andrews arbeitet bereits seit zwei Jahren als Moderatorin beim BBC-Mittagsmagazin und liebt ihren Job. Doch eines Tages kommt ihre Vorgängerin aus dem Mutterschutz zurück und Anna wird gezwungen, ihr den Platz zu räumen. Sie wird als Nachrichtenkorrespondentin eingesetzt, was für Anna einen Abstieg von der Karriereleiter bedeutet und ihr den Boden unter den Füßen wegzieht. Dazu kommt, dass sie von einem Mordfall berichten soll, der ausgerechnet in Blackdown, ihrem Heimatort stattgefunden hat, mit dem sie keine guten Erinnerungen verbindet. Widerwillig fährt sie hin und wird mit den Geistern ihrer Vergangenheit konfrontiert...

Das tolle, düster und geheimnisvoll wirkende Cover zog sofort meine Aufmerksamkeit auf sich. Seine Gestaltung kündigt eine fesselnde Unterhaltung mit viel Atmosphäre an. Ich musste es einfach lesen, zumal mir der Name der Autorin bereits bekannt war und in guter Erinnerung geblieben ist. Von Alice Feeney kannte ich den Psychothriller „Manchmal lüge ich“, den ich originell und spannend fand. So hatte ich recht hohe Erwartungen an diesem Buch und bin zum Glück auf meine Kosten gekommen. Die Autorin liefert mit „Glaube mir“ erneut einen raffinierten Pageturner mit zahlreichen Irreführungen und überraschenden Wendungen. Ich lese zwar gerne und oft ähnliche Bücher und bin nicht schlecht im Lösen von Rätseln, doch hier lag ich mit meinen Vermutungen wiederholt falsch. Es blieb für mich bis zum Schluss spannend.
Auch der Schreibstil gefiel mir sehr gut. Besonders wirkungsvoll fand ich den Perspektivenwechsel, der für Abwechslungf sorgt und interessante Einblicke in das Innere der Protagonisten gewährt.

Fazit: Wer auf düstere und wendungsreiche Thriller steht, der soll „Glaube mir“ unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 01.02.2022

Ein sehr persönliches Buch, das Frauen Mut macht

Brust raus
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Gerade noch bei einer karitativen Veranstaltung zugunsten von Brustkrebspatientinnen gekellnert, erhält die TV-Moderatorin Tanja Bülter eine schockierende Diagnose: Sie gehört nun selber zu den Betroffenen, ...

Gerade noch bei einer karitativen Veranstaltung zugunsten von Brustkrebspatientinnen gekellnert, erhält die TV-Moderatorin Tanja Bülter eine schockierende Diagnose: Sie gehört nun selber zu den Betroffenen, man habe bei ihr einen bösartigen Tumor, ein sogenanntes Mammakarzinom entdeckt. Die Nachricht zieht ihr zuerst den Boden unter den Füßen weg, doch schon bald wird ihr klar, dass es für sie nur eine Option gibt: den Kampf gegen die heimtückische Krankheit aufzunehmen und diesen zu gewinnen...

In „Brust raus“ erzählt Tanja Bülter mit schonungsloser Offenheit davon, wie der besagte Kampf gegen ihre „Mistbeule“ in der Praxis aussah. Sie berichtet von den einzelnen Therapieschritten, gibt hilfreiche Tipps und erklärt mit Hilfe zugezogener Experten jeweilige Behandlungsmethoden und gesundheitliche Aspekte, wie etwa die gesunde Ernährung. Vor allem schreibt sie aber davon, welche Wirkung der Krebs auf ihre Psyche hat. Es ist ein Wechselbad der Gefühle, den sie durchlebt. Diverse Ängste, Unsicherheit, zuweilen sogar Verzweiflung und Enttäuschung wechseln sich ab mit Hoffnung und Begeisterung angesichts der erzielten Erfolge. Trotz schwieriger Momente bleibt ihre Grundhaltung positiv; die Autorin hadert nicht mit ihrem Schicksal, sondern wird aktiv und tut alles, um wieder gesund zu werden. Sie informiert sich so gut wie es nur geht, trifft entsprechende Vorkehrungen, mobilisiert all ihre Kräfte und stärkt sich vor der beginnenden Behandlung sowohl psychisch als auch körperlich. Ihren Mut und ihre Selbstdisziplin kann ich nur bewundern! Beeindruckend finde ich auch die Tatsache, dass sie ihren Humor nicht verliert, dies macht sie in meinen Augen sehr sympathisch.

Die lockere, humorvolle Art Frau Bülters spiegelt sich in dem Schreibstil wider. Die Sprache ist trotz des sehr ernsthaften Themas angenehm leicht, sodass man das Buch gut in einem Rutsch durchlesen kann. Mir persönlich hat es sehr gut gefallen.

In der Einleitung erfahren wir, was Tanja Bülter dazu bewogen hat, ihre Erfahrungen mit Krebs literarisch zu verarbeiten: Sie wollte erkrankte Frauen inspirieren, ihnen Wege zur Genesung aufzeigen, Mut machen. Auch wenn ich selbst nicht betroffen bin, so bin ich mir sicher, dass sie ihr Ziel erreicht hat. Mit „Brust raus“ liefert sie nicht nur ein ein Buch, das wertvolle Tipps und Informationen zum Thema Brustkrebs enthält. Noch wichtiger ist, dass ihr unerschütterlicher Optimismus und der Glaube an die Genesung aus meiner Sicht geradezu ansteckend wirken. Tanja Bülters Geschichte beweist, dass selbst die schlimmste Diagnose kein Todesurteil ist. Sie motiviert uns dazu, auf den eigenen Körper zu hören und unseren eigenen Weg aus der Krankheit zu suchen. Ich hoffe sehr, dass sie mit ihrem Werk zahlreiche Leserinnen erreichen und ihnen Kraft und Hoffnung spenden kann!

Fazit: Ein offenes, mutiges, lebensbejahendes Buch. Von mir eine klare Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Erzählstil
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 26.01.2022

Bewegende Schicksale, ein hochaktuelles Thema und ein spannendes Stück deutscher Zeitgeschichte

Unser kostbares Leben
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Frühling 1972 in der hessischen Kleinstadt Mainheim: Ein tragischer Badeunfall ihres Klassenkameraden Guy überschattet die bis dahin sorglose Kindheit von zwei Freundinnen Minka und Caro und hat eine tiefgreifende ...

Frühling 1972 in der hessischen Kleinstadt Mainheim: Ein tragischer Badeunfall ihres Klassenkameraden Guy überschattet die bis dahin sorglose Kindheit von zwei Freundinnen Minka und Caro und hat eine tiefgreifende Wirkung auf die weitere Entwicklung ihres Heimatortes. Er wird zu einer Industriestadt, was nicht nur positive Folgen nach sich zieht. Denn der Fortschritt und zunehmender Wohlstand erfolgen auf Kosten der Umwelt. Minka und Caro merken sehr schnell, dass die Veränderungen einen großen Schaden einrichten und engagieren sich für den Naturschutz, doch ihre Stimmen werden nicht ernst genommen. Und dann entdecken sie, dass in dem bis vor kurzem idyllischen Städtchen auch noch grausame Tierversuche stattfinden, von denen nur wenige Eingeweihte wissen.. Mutig beschließen sie, die Öffentlichkeit aufzuklären...

Und das ist erst der Anfang der Geschichte, denn Katharina Fuchs spannt in „Unser kostbares Leben“ einen großen Bogen, der bis in das Jahr 2021 reicht. Spannend und eindrucksvoll erzählt sie von den Schicksalen der drei Protagonistinnen Caro, Minka und Claire, einem vietnamesischen Waisenmädchen, das 1972 nach Mainheim kommt. Die Autorin schuf mit ihnen lebendige und facettenreiche Charaktere, die zwar sehr unterschiedlich sind, aber eins gemeinsam haben: Sie sind mutig, stark und bereit, für ihre Ziele zu kämpfen. Mir wurden alle drei schnell sympathisch, aber besonders beeindruckend fand ich Minka, die als Umweltaktivistin ihre Ideale tatsächlich lebt. Die Geschichte von Claire hat mich wiederum tief bewegt und schockiert, erst recht, nachdem ich etwas recherchiert und erfahren habe, dass Heimkinder früher tatsächlich als „leicht verfügbares Material“ für medizinische Tests benutzt wurden. Ein wahrlich dunkles Kapitel in der Geschichte der Pharmaforschung und ich finde es mutig und absolut richtig, dass die Autorin dieses wichtige Thema aufgreift.

Den Hintergrund für die fiktiven Schicksale der ProtagonistInnen bilden authentische politische und gesellschaftliche Ereignisse der 70er und 80er Jahre. Katharina Fuchs gelingt es sehr gut, den Geist dieser durch Krisen und Umbrüche gekennzeichneten Zeit in ihrem Buch einzufangen. Für mich, die in den 70er geboren wurde, war die Lektüre eine hochinteressante Reise in die Zeit meiner Kindheit und der frühen Jugend. Ich musste allerdings feststellen, wie sehr ich diese verklärt habe, nach dem Motto „Früher war alles besser“. Nicht wirklich – stinkende Luft, vergiftete Flüsse, grauenerregende Tierversuche... Mir wurde zum ersten Mal so richtig bewusst, wie egoistisch und kurzsichtig man damals in puncto Naturschutz gehandelt hat. Es gab ihn quasi noch nicht und der Schaden, der der Umwelt durch die Industrialisierung zugefügt wurde, ist erschreckend. Ich habe einen großen Respekt vor Menschen, die damals schon dessen Tragweite erkannt und sich für den Naturschutz engagiert haben. Ich hoffe sehr, dass dieser Roman, dessen wichtigste Botschaft für mich Minkas Worte sind „Wir können nicht darauf warten, dass die Zeit etwas verändert, wir müssen es selbst tun.“ zahlreiche Leser wachrüttelt und zum Handeln bewegt. Denn es geht um nichts weniger als unser aller Leben. Und dieses ist in der Tat kostbar.

Fazit: Mit ihrem neuesten Werk liefert Katharina Fuchs einen gut geschriebenen und bewegenden Roman, der – obwohl die Handlung fast ausschließlich im letzten Jahrtausend spielt – mit seinem Thema hochgradig aktuell ist und den Nerv unserer Zeit trifft. Von mir eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 24.01.2022

Eine grausame Geschichte!

Nebelkind
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Hans Juhlen, der Leiter des Amtes für Migration, wird von seiner Ehefrau im gemeinsamen Haus der beiden erschossen aufgefunden. Bei ihren Ermittlungen zu dem spektakulären Fall entdeckt die schwedische ...

Hans Juhlen, der Leiter des Amtes für Migration, wird von seiner Ehefrau im gemeinsamen Haus der beiden erschossen aufgefunden. Bei ihren Ermittlungen zu dem spektakulären Fall entdeckt die schwedische Polizei frappierende Zusammenhänge und wird mit menschlichen Abgründen konfrontiert, die an Grausamkeit kaum zu überbieten sind...

Ich gestehe, ich habe mich durch den Thriller durchkämpfen müssen. Er ist recht gut geschrieben, keine Frage. Die Spannung wird schnell aufgebaut und die Geschichte ist an sich nicht uninteressant, ja, das Thema hat durchaus Brisanz, allerdings war das Ausmaß an Brutalität und Grausamkeit, die hier geschildert werden, für mich persönlich nur schwer zu ertragen. Was mir arg gefehlt hat, waren sympathische, liebenswürdige Charaktere, die mit Empathie agieren und auf die schrecklichen Verbrechen angemessen reagieren. Die von der Autorin Emelie Schepp entworfenen Figuren sind seltsam kühl, sie tun zwar ihre Arbeit, aber das menschliche Leiden scheint sie nicht wirklich zu berühren. So fehlt ein Gegenpol zum Bösen, der in ähnlichen Büchern aus meiner Sicht notwendig ist, um sich den Glauben an das Gute im Menschen zu bewahren und moralisch gestärkt das Buch zur Seite legen zu können.

Alles in allem konnte ich mich für den Roman nicht begeistern und es ist für mich nicht wirklich nachvollziehbar, wie "Nebelkind" in Schweden ein Bestsellerphänomen werden konnte...

Veröffentlicht am 24.01.2022

Eine Zukunftsvision, die Angst macht

Girl in a Strange Land
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Die 15-jährige Sophia lebt mit ihrer Mutter im Tal der Erweckten, einer streng religiösen Gemeinde, die von der Außenwelt abgeschottet ist. Die Macht liegt dort in den Händen von einer Gruppe Geistlicher, ...

Die 15-jährige Sophia lebt mit ihrer Mutter im Tal der Erweckten, einer streng religiösen Gemeinde, die von der Außenwelt abgeschottet ist. Die Macht liegt dort in den Händen von einer Gruppe Geistlicher, die von dem sog. Letzten Bischof angeführt werden. Mit zweifelhaften Methoden versuchen diese, die Bewohner des Tals zum Gehorsam zu zwingen und trichtern denen ein, die restliche Welt befände sich im Krieg und werde von Dämonen beherrscht. Das glaubt auch Sophia. Doch als sie sich in den jungen Mirco verliebt und durch ihn an verbotene Bücher gelangt, wird ihr Glaube erschüttert, erst recht, nachdem ihr Freund eine Flucht wagt und ihr eine Botschaft sendet. Sophia versucht, gegen ihre Zweifel anzukämpfen, doch die Liebe ist stärker: Sie setzt alles auf eine Karte und folgt Mirco in eine ihr völlig fremde Welt...

Von Karl Olsberg kannte ich bereits den Jugendroman „Boy in a White Room“, den ich zwar ziemlich verwirrend, trotzdem gut geschrieben und sehr spannend fand. Bei „Girl in a Strange Land“ habe ich auf ähnlich interessante Lektüre gehofft und wurde nicht enttäuscht. Sophias Geschichte zog mich von der ersten Seite an in ihren Bann und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Doch ich gestehe, die zweite Hälfte des Romans hat mir Angst gemacht. Die hier dargestellte Welt der Zukunft ist in meinen Augen ein Alptraum schlechthin! Und das Schlimmste ist, wir sind nicht mehr weit davon entfernt! Manche Dinge entspringen sogar nicht der Phantasie des Autors, sondern gehören bereits zu unserem Alltag... Ich möchte nicht spoilern, deswegen verrate ich keine Details. Meine Hoffnung ist allerdings, dass ich mit meiner Meinung nicht allein stehe und dass „Girl in a Strange Land“ viele Leser ähnlich wachrüttelt. Wenn wir oder unsere Kinder und Enkel nicht irgendwann in einer ähnlichen Welt leben sollen, muss ein Umdenken stattfinden!

Fazit: Ein spannender und tiefsinniger Roman, der nicht nur gut unterhält, sondern auch wichtige Fragen aufwirft. Übrigens: Auch für erwachsene Leser durchaus zu empfehlen!