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Veröffentlicht am 02.09.2021

Tragikomik, die zu Herzen geht

Hamster im hinteren Stromgebiet
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Wie ist das, wenn uns eine heimtückische Krankheit urplötzlich aus einem aktiven, erfüllten Leben herauskatapultiert und vorübergehend zu einem Pflegefall macht? Wie wird man fertig mit eigener Hilflosigkeit, ...

Wie ist das, wenn uns eine heimtückische Krankheit urplötzlich aus einem aktiven, erfüllten Leben herauskatapultiert und vorübergehend zu einem Pflegefall macht? Wie wird man fertig mit eigener Hilflosigkeit, wie geht man mit der Angst um, nie wieder so zu werden wie zuvor, ein Teil seiner Fähigkeiten für immer eingebüßt zu haben? Genau davon handelt dieses Buch.

Mit knapp 51 Jahren erleidet Joachim Meyerhoff einen Schlaganfall, wird auf die Intensivstation einer Wiener Klinik eingeliefert und muss dort eine Zeitlang behandelt werden. An medizinische Geräte angeschlossen versucht der Schauspieler und Autor gegen seine Angst anzukämpfen, indem er zu seiner Geheimwaffe greift: dem Erzählen von Geschichten. Mit viel schwarzem Humor – „Komik als Schlupfloch aus der eigenen Hilflosigkeit“ (Zitat S. 197) - und herrlicher Selbstironie berichtet er von dem schrecklichsten Urlaub seines Lebens, einer Traumreise mit seinem Bruder, von seinen Frauen und diversen Erlebnissen mit seinen Kindern. Er benutzt dabei eine interessante, ganz besondere Sprache, die mir perönlich sehr gut gefällt. Ich genoss die unterhaltsamen Anekdoten und musste häufig schmunzeln. Und doch vergisst man beim Lesen nicht, dass dem Roman ein ernstes und besorgniserregendes Ereignis zugrunde liegt. Schonungslos zeigt Meyerhoff auf, wie fragil unser menschliches Dasein doch ist. So wird uns Lesern bewusst, dass ein ähnliches Schicksal auch uns jederzeit zuteil werden kann und dass Krankheit und Tod keineswegs nur andere Menschen ereilen, wie man entgegen aller Logik glauben möchte. Dennoch spricht aus dem Buch eine Heiterkeit und Hoffnung. Diese positive, lebensbejahende Einstellung des Autors empfand ich als sehr wohltuend.

Fazit: Ein interessanter, gut geschriebener Roman, der uns dazu bringt, sich mit wichtigen und ernsten Themen auseinanderzusetzen und dabei trotzdem wunderbar unterhält. Ein Spagat, den Joachim Meyerhoff bravourös meistert. Sehr zu empfehlen!




Veröffentlicht am 03.03.2021

Ein Junggesellinnenabend wird zu einem Alptraum

Im dunklen, dunklen Wald
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Die junge Nora erwacht schwer verletzt in einem Krankenhaus und weiß nicht, was ihr zugestoßen ist. Doch nach und nach kommen bruchstückhaft Erinnerungen zurück. Sie verbrachte das Wochenende zusammen ...

Die junge Nora erwacht schwer verletzt in einem Krankenhaus und weiß nicht, was ihr zugestoßen ist. Doch nach und nach kommen bruchstückhaft Erinnerungen zurück. Sie verbrachte das Wochenende zusammen mit fünf anderen Personen in einem abgelegenen Haus im Wald. Der Anlass für das Treffen war der Junggesellinnenabschied von Clare, Noras Jugendfreundin. Die beiden Frauen haben sich davor jahrelang nicht gesehen. Doch statt einer fröhlichen Feier kam es offenbar zu einer Tragödie. Nora spürt, dass etwas Entsetzliches passiert ist und versucht verzweifelt, die Ereignisse zu rekonstruieren...

Es war mein zweiter Roman von Ruth Ware. Nach dem Psychothriller „Hinter diesen Türen“, der mich restlos begeistert hat, waren meine Erwartungen recht hoch und ich wurde glücklicherweise nicht enttäuscht: Auch dieses Buch bringt mit, was aus meiner Sicht dieses Genre ausmacht: einen originellen, interessanten Plot, facettenreiche Charaktere, spannende Handlung, überraschende Wendungen und ein fulminantes Ende. Und jede Menge davon, was ich besonders schätze: die unheilvolle Atmosphäre, die ahnen lässt, dass jeden Augenblick etwas Grauenvolles passieren wird... Diese vermag die Autorin perfekt zu erzeugen. Ruth Ware versteht es, die Phantasie des Lesers anzuregen und sie tut es auf eine geschickte, subtile Art. Sie braucht keine drastischen Beschreibungen oder schockierenden Details, um eine unheimliche Stimmung zu erschaffen. Ich liebe den sanften Grusel und bekam mit diesem Roman genau die richtige Dosis

Ausgesprochen gelungen fand ich das Cover, es passt sehr gut zum Inhalt und vermittelt bestens die bedrohliche Atmosphäre des Buches.

Fazit: Bis auf die Tatsache, dass mir die Handlung irgendwann etwas zu langatmig vorkam, fand ich „Im dunklen, dunklen Wald“ sehr gelungen und würde es allen empfehlen, die gerne raffinierte und atmosphärische Psychothriller lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.03.2021

Eine gelungene Fortsetzung des Bestsellers „One of us is lying“

ONE OF US IS NEXT
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Es ist ein Jahr vergangen seit den dramatischen Ereignissen an der Bayview High. Die Schule und der Ort scheinen den Schock nach der Tragödie um den Tod Simon Kellehers überwunden zu haben. Doch die Ruhe ...

Es ist ein Jahr vergangen seit den dramatischen Ereignissen an der Bayview High. Die Schule und der Ort scheinen den Schock nach der Tragödie um den Tod Simon Kellehers überwunden zu haben. Doch die Ruhe ist trügerisch: Jemand ist offenbar darauf erpicht, Simon zu „beerben“ und bringt ein anonymes Wahrheit-oder-Pflicht-Spiel in Umlauf, bei dem ausgewählte Schüler auf eine fiese Art vorgeführt und ihre Geheimnisse gelüftet werden. Und schon bald gibt es erneut einen Todesfall...

Da mir „One of us is lying“ ausgesprochen gut gefallen hat, habe ich mich sehr auf diese Fortsetzung gefreut und bin neugierig gewesen, ob sie es mit dem ersten Band aufnehmen kann. Ich habe es gehofft und wurde nicht enttäuscht. Die Autorin liefert erneut eine packende Geschichte mit überraschenden Wendungen, in der wie zuvor einige Hauptprotagonisten abwechselnd zur Sprache kommen und die Ereignisse aus ihrer Perspektive schildern. Dieser Erzählstil macht die Lektüre unterhaltsam und bietet einen Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt der Charaktere. Manche von ihnen kennt der Leser bereits aus dem ersten Band und lernt jetzt besser kennen – wie Bronwyns Schwester Maeve, die nun im Mittelpunkt der Handlung steht. Es kommen aber auch neue, interessante und facettenreiche Charaktere dazu. Der Autorin gelingt es, die Spannung bereits auf den ersten Seiten aufzubauen und durchgehend aufrechtzuerhalten. Das Ende fand ich ebenfalls gelungen und obwohl ich die Auflösung bereits ahnte und recht behielt, wurde ich doch in einem Punkt überrascht. So macht die Lektüre richtig Spaß!

Ich möchte noch unbedingt die gelungene graphische Gestaltung des Buches erwähnen: Das Cover ist ähnlich gestaltet wie der erste Band und die tolle Fotocollage wieder ein Blickfang. Sie transportiert gut die Stimmung im Roman. Man wird schon beim Betrachten neugierig und bekommt Lust aufs Lesen.

Fazit: Gut geschrieben und fesselnd, ein toller Jugendthriller, bei dem auch ältere Leser durchaus auf ihre Kosten kommen können.

Veröffentlicht am 29.01.2021

Faszination Reisen

Vom Glück zu reisen - Ein Reisehandbuch
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Warum reisen wir und welche Kriterien entscheiden über die Wahl unserer Reiseziele? Wie definiert man den Wert einer Reise? Macht es Sinn, eine Bucket List zu führen? Reisen lieber allein oder in Gesellschaft? ...

Warum reisen wir und welche Kriterien entscheiden über die Wahl unserer Reiseziele? Wie definiert man den Wert einer Reise? Macht es Sinn, eine Bucket List zu führen? Reisen lieber allein oder in Gesellschaft? Wie wirken sich die Social Media auf unser Reiseverhalten aus? Ist Fliegen in Zeiten des Klimawandels noch moralisch vertretbar oder sollten wir lieber darauf verzichten? Mit diesen und vielen anderen spannenden Fragen beschäftigt sich der Journalist und Autor Philipp Lage in seinem Buch. Es ist kein Reiseführer oder Ratgeber im klassischen Sinne. Laage, der selbst viel und oft unterwegs ist und für den die Erkundung der Welt Teil des Berufs geworden ist, beleuchtet aus unterschiedlichen Winkeln verschiedene Aspekte des Reisens. Dabei schöpft er aus seinen zahlreichen Erfahrungen und ergänzt sie mit allerlei wissenschaftlichen Exkursen. Die letzteren sind ohne Zweifel wichtig, aber mir persönlich etwas zu viele. Auf einige davon hätte ich gerne verzichtet zugunsten ein paar weiteren Reise-Anekdoten. Das Ergebnis ist trotzdem eine interessante und aus meiner Sicht äußerst anregende Lektüre. Mich hat sie dazu gebracht, mein Verhältnis zu Reisen zu hinterfragen. Es sind mir auch einige Dinge klar geworden, denen ich früher keine größere Bedeutung beigemessen habe. Manche Sätze fand ich besonders inspirierend und auch spannend, wie etwa „Welche Orte wecken wirklich meine Neugier? […] Was würde ich auf Reisen tun, wenn ich keine Fotos davon machen könnte?“ (S. 93). Ich wette, so manche von uns würden sich die eine oder andere Sehenswürdigkeit im Urlaub sparen, wenn man sich nicht mit ihr ablichten und hinterher auf Instagram präsentieren könnte...

Das Buch von Phlipp Laage hat in mir Lust auf neue Abenteuer geweckt und mich daran erinnert, worauf es beim Reisen wirklich ankommt. Seiner Meinung nach sind es vor allem Mut, Neugier, Anstrengung und Offenheit. Die Bereitschaft, sich „auf das Unbekannte einzulassen und das Beste daraus zu machen“. Dem kann ich mich nur anschließen. Also: Auf in die Welt!

Fazit: Ein tolles Buch für Menschen, die Reisen und Abenteuer lieben und die es nicht abschreckt, sich darüber ein paar Gedanken zu machen. Es lohnt sich!








Veröffentlicht am 18.01.2021

Der Mörder von Echo Ridge

Two can keep a secret
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Weil sich ihre Mutter für eine längere Zeit in einer Entzugsklinik befindet, müssen die Zwillinge Ellery und Ezra Corcoran zu ihrer Großmutter nach Echo Ridge ziehen. Die kleine Stadt wirkt zwar idyllisch, ...

Weil sich ihre Mutter für eine längere Zeit in einer Entzugsklinik befindet, müssen die Zwillinge Ellery und Ezra Corcoran zu ihrer Großmutter nach Echo Ridge ziehen. Die kleine Stadt wirkt zwar idyllisch, doch der Schein trügt: Einst verschwand hier Sarah, die Tante der Zwillinge, von der immer noch jede Spur fehlt. Und vor fünf Jahren wurde in Echo Ridge Lacey, die wunderschöne Homecoming Queen der Highschool, brutal umgebracht. Der nächste Homecoming Ball steht gerade bevor und plötzlich erscheinen erschreckende Botschaften, die die Rückkehr des Killers ankündigen. Ellery, auf die rätselhafte Kriminalfälle eine große Faszination ausüben, versucht sich als Detektivin. Es ist keine leichte Aufgabe, zumal sie sich ausgerechnet in Malcolm, den Bruder des Hauptverdächtigen, verguckt hat. Dann verschwindet erneut ein Mädchen und Malcolm gerät unter Verdacht...

Obwohl ich vom Alter her schon lange nicht mehr der Zielgruppe angehöre, lese ich ab und zu gerne Romane für ältere Jugendliche, ganz besonders Psychothriller. Da mir der Debütroman der Autorin One of us is lying sehr gut gefallen hat, war ich gespannt auf dieses Buch und hoffte auf eine ähnlich gute Unterhaltung. Ich wurde nicht enttäuscht. Auch hier erwarten den Leser eine vielleicht nicht sehr originelle, trotzdem interessante Story, facettenreiche Charaktere und überraschende Wendungen. Erneut sorgt der Perspektivenwechsel dafür, dass man sich in die Protagonisten gut hineinversetzen kann und dass bei der Lektüre keine Langeweile aufkommt. Das Ende ist ebenfalls gelungen, besonders der letzte Satz hat es mir angetan. Und last but not least ist die graphische Gestaltung des Buches wieder ein Volltreffer!

Fazit: Packender Psychothriller, der durchaus auch älteren Lesern gefallen könnte!