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Veröffentlicht am 21.03.2019

Robotham at his best

Erlöse mich
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Marnie Logan versucht irgendwie über die Runden zu kommen. Seit vor einem Jahr überraschend ihr Mann spurlos verschwunden ist, muss sie alleine für die Kinder sorgen und die hohen Spielschulden abzahlen, ...

Marnie Logan versucht irgendwie über die Runden zu kommen. Seit vor einem Jahr überraschend ihr Mann spurlos verschwunden ist, muss sie alleine für die Kinder sorgen und die hohen Spielschulden abzahlen, die ihr Mann Daniel gemacht hat. Ist er deshalb verschwunden? Oder ist doch etwas anderes passiert? Tapfer versucht sie zurechtzukommen und holt sich dabei seelischen Beistand und Rat von ihrem Psychologen Joe O’Loughlin. Der hat zwar den Verdacht, dass sie ihm etwas verheimlicht, will ihr aber trotzdem helfen und beschließt schließlich, seinen Freund Ruiz auf die Suche nach dem vermissten Ehemann zu schicken. Aber es ist einiges ganz anders, als die zwei denken.

Es handelt sich um einen typischen Robotham-Thriller mit all seinen herausragenden Qualitäten. Man wird mit Wucht in die Geschichte reinkatapultiert. Man wird in einen Strudel an Ereignissen gezogen, die einen atemlos durch die Seiten jagen. Man rätselt schnell, wer hier was zu verbergen hat und welche Spur wohl die richtige ist. Man vermutet, den Bösewicht zu kennen, aber man darf sich nicht sicher sein und die Story schlägt ein, zwei Volten, die überraschen und die man so nicht kommen gesehen hat. Am Ende wird es extrem spannend und der Schluss ist eine runde und glaubwürdige Sache. Man klappt das Buch sehr zufrieden zu und möchte es uneingeschränkt für alle Thriller-Fans und solche, die es werden wollen, empfehlen.

Ein toller Thriller von einem Meister seines Fachs.

Veröffentlicht am 21.03.2019

sehr bemüht und etwas langatmig

Löwen wecken
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Die Ausgangslage des Romans „Löwen wecken“ erschien mir ausgesprochen vielversprechend. Der Arzt Etan überfährt nachts einen illegalen Einwanderer. Nachdem er festgestellt hat, dass der Mann nicht überleben ...

Die Ausgangslage des Romans „Löwen wecken“ erschien mir ausgesprochen vielversprechend. Der Arzt Etan überfährt nachts einen illegalen Einwanderer. Nachdem er festgestellt hat, dass der Mann nicht überleben wird, begeht er Fahrerflucht. Er merkt aber nicht, dass die Frau des Toten ihn beobachtet hat. Diese erpresst ihn nun mit ihrem Wissen, damit er nachts anderen Eritreärn hilft. Als Etans Frau, die Polizistin ist, auf den Fall angesetzt wird, droht alles aufzufliegen.

Von Anfang an habe ich mich schwer getan mit dem Buch. Dies lag zum einen an der sehr anspruchsvollen ausschweifenden Erzählstruktur. Die Autorin schweift sehr oft ab, holt weit aus, um ihre Personen zu beschreiben und wechselt zwischen lyrischen Sätzen und anstrengenden Verbalattacken. Wobei mich hier mehr die Häufigkeit als der Umgang mit derben Ausdrücken stört. Zum anderen wurde ich einfach mit den Figuren nicht warm. Etan ist mir zu glatt und nichtssagend, seine Gefühle sind verwässert und er laviert sich einfach so durch ohne große Eigeninitiative. Am Schluss versucht er zwar der Frau des Toten zu helfen, aber auch das verläuft im Sande.

Ich habe mich durch das Buch durchgequält, langweilige Rückblenden fast quergelesen. Das Buch ist so ganz anders als der Erstling der Autorin. Der hatte mich sehr erheitert und gut unterhalten. Hier aber wurde bei mir „Der Löwe geweckt“ und ich war etwas verärgert, vor allem über das Ende, welches mich nicht überzeugt hat.
Dieser Eindruck ist natürlich ganz subjektiv und in der Leserunde, bei der ich mitmachen durfte, haben manche wirklich schöne Worte und Erklärungen für den Text gefunden. Leider war meine Meinung da aber schon in Schieflage und ich konnte einfach keinen Zugang mehr dazu finden.

Veröffentlicht am 21.03.2019

empfehlenswerte Fortsetzung

Die Versuchung der Pestmagd
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Über den Inhalt:
Medicus Vincent de Vries und seine Familie versuchen in Basel Fuß zu fassen. Als dies misslingt nimmt er eine Stelle in Mainz an, wo der Kurfürst Albrecht dringend nach einem fähigen Arzt ...

Über den Inhalt:
Medicus Vincent de Vries und seine Familie versuchen in Basel Fuß zu fassen. Als dies misslingt nimmt er eine Stelle in Mainz an, wo der Kurfürst Albrecht dringend nach einem fähigen Arzt für seine diversen Leiden sucht. Seine Frau Johanna versucht sich dort wieder im Weinhandel und Sohn Jakob bringt er als Lehrling in einer Apotheke unter. Aber bald ziehen erste dunkle Wolken auf und während in der Stadt die schwarzen Pocken ausbrechen, wird auch die Familie von einigen Unbillen gebeutelt.


Meine Meinung:
Besonders haben mir wieder die verschiedenen Charaktere der Geschichte gefallen. Allen voran natürlich Vincent und Johanna, die diesmal zur Abwechslung neben diversen anderen Schwierigkeiten noch eine Beziehungskrise zu meistern haben. Aber auch Sohn Jakob ist durch seine wilde, ungezügelte Art und sein sprunghaftes Wesen ein sehr interessanter junger Mann, der immer wieder für Probleme sorgt und der Handlung jede Menge Zündstoff verleiht. Kardinal Abrecht ist schließlich derjenige, der mit seiner Selbstherrlichkeit, seiner omnipotenten Art, seiner, für einen Gottesmann ziemlich stark ausgeprägten Potenz, das Ensemble aufs Vortrefflichste abrundet.
Hervorheben möchte ich auch, dass die zauberhaften Nebenrollen immer das gewisse Etwas in die Erzählung gebracht haben. Neben Johannas energischer kleinen Tochter – ein richtiger Wonneproppen -, die für einige Lacher sorgt, war das natürlich vor allem die alte Sabeth, die sich durch das Buch orakelt und nicht immer so weit daneben liegt, mit ihren Ahnungen.
Als klitzekleines Manko fand ich, dass –wohl zwecks Dramaturgie - manchmal die Handlungen der Personen für meinen Geschmack etwas überzogen wirkten. Manchen hatte ich etwas anders eingeschätzt und war dann überrascht, wie schnell sich Situationen so zuspitzen konnten, Gespräche so schnell in einen Streit münden, gefasste Entschlüsse so leichtfertig über Bord geworfen wurden. Aber sowas ist natürlich eine subjektive Meinung und den Lesefluss hat es nicht wirklich gestört.


Mein Fazit:
Das Buch liest sich schnell weg und ich hatte vergnügliche Lesestunden. Im Vergleich zum ersten Teil war es für mich nicht ganz so düster und am Ende konnte ich es zufrieden aus der Hand legen. Ich hatte das Gefühl, die Geschichte wäre damit gut abgeschlossen.

Veröffentlicht am 21.03.2019

typisch amerikanisch

Natchez Burning
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Natchez, eine Stadt im Süden der USA. In den 60er Jahren geprägt von den grausamen Schandtaten rassistischer Vereinigungen. Eine davon agiert besonders radikal; die sogenannten Doppeladler. Sie misshandeln ...

Natchez, eine Stadt im Süden der USA. In den 60er Jahren geprägt von den grausamen Schandtaten rassistischer Vereinigungen. Eine davon agiert besonders radikal; die sogenannten Doppeladler. Sie misshandeln und töten nicht nur mehrere Afroamerikaner sondern sie versuchen auch durch Attentate an wichtigen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens Einfluss auf die politische Lage im Land zu nehmen. Viele wissen um ihre brutalen Machenschaften, aber die meisten fürchten um ihr eigenes Leben oder das ihrer Angehörigen und so wird vieles unter den Tisch gekehrt. Selbst Menschen, die gegen Rassenhass und Diskriminierung sind, sehen weg und haben Angst davor gegen die Doppeladler wirklich vorzugehen.

Noch 40 Jahre später schwelt der Rassenkonflikt im Staat und die lange zurückliegenden Morde sind nicht von allen vergessen und vergeben. Der Reporter Henry versucht seit über 30 Jahren genug Fakten und Beweise zu sammeln, um die Mitglieder der Doppeladler in der Öffentlichkeit zu entlarven und ihrer gerechten Strafe zuführen zu können. Aber lange ist er alleine in diesem Kampf. Bis Dr. Cage des Mordes bezichtigt wird und dessen Sohn, Bürgermeister Penn Cage, sich aufmacht, die Hintergründe zu ergründen, die seinen Vater dazu gebracht haben könnten, eine ehemalige schwarze Krankenschwester ermordet zu haben.

Die Doppeladler sind auch nach 40 Jahren keineswegs alte senile Herren sondern immer noch giftig und gefährlich und eine neue Welle der Gewalt brandet durch Natchez, als die Rassisten – inzwischen allesamt angesehene Mitglieder der Gesellschaft – versuchen, die Vergangenheit zu vertuschen und Henry und Penn auszuschalten.

Hier wird ein amerikanisches Trauma aufbereitet und aufgearbeitet, welches sich so oder ähnlich auf der ganzen Welt ereignet oder ereignen könnte. Die menschlichen Abgründe, der Hass verschiedener ethnischer Gruppen aufeinander, Sklaverei und rechtsradikales Gedankengut, Korruption und Mord – nichts wird hier beschönigt. Aber der Autor packt auch viele heroischen und teils ethisch überhöhte Motive in sein 1000 Seiten dickes Werk. Da gibt es den Vater, der für seine Familie alles tun würde, den Sohn, der an das Bild des Übervaters glauben will, die Reporter, die für die Pressefreiheit, eine gute Story und die Wahrheit sogar ihr Leben aufs Spiel setzen. Die Charaktere sind zum Teil sehr amerikanisch gezeichnet. Die Schießeisen sitzen ziemlich locker und Selbstjustiz und Patriotismus dürften für manchen Deutschen Leser etwas befremdlich anmuten.
Mir hat die Geschichte gut gefallen, vor allem, da sie trotz seiner Länge und trotz manch vorhersehbarer Entwicklung nie langweilig war und sich der Spannungsbogen zum Ende hin kontinuierlich gesteigert hat. Außerdem hat Greg Iles es verstanden, eine Vielzahl an interessanten, teils wirklich überraschenden Infos des amerikanischen Rechtssystems und der amerikanischen Vergangenheit in die Story einfließen zu lassen, die ich so noch nicht wusste. Es sist sicherlich auf gewisse Weise ein typisch amerikanischer Thriller. Aber meiner Meinung nach einer der gehobenen Kategorie, der neben den trivialen auch einige tiefgründige und kluge Aussagen machen kann.
Das Buch endet so, dass man es zur Not auch als Einzelroman lesen könnte. Aber einige noch offene Fragen bleiben und schreien danach, dass ich auf die Fortsetzung warte.

Veröffentlicht am 21.03.2019

Die Farben der Ehe

Schwarz und Silber
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Signora A. ist die gute Seele im Haushalt eines jungen Paares mit einem Sohn. Sie ist in der Schwangerschaft zu ihnen gekommen und hat unmerklich das Ruder in die Hand genommen. Doch plötzlich bekommt ...

Signora A. ist die gute Seele im Haushalt eines jungen Paares mit einem Sohn. Sie ist in der Schwangerschaft zu ihnen gekommen und hat unmerklich das Ruder in die Hand genommen. Doch plötzlich bekommt sie Krebs. Die Krankheit von Signora A. bringt das empfindliche Gleichgewicht in der Familie gehörigen ins Wanken. Das Paar muss lernen, ohne den Fels in der Brandung auszukommen und tut sich anfangs sehr schwer damit.

Es ist ein dünnes Büchlein, dass Paolo Giardano diesmal geschrieben hat. Und ich fand auch die Geschichte in ihrer Gesamtheit etwas dünn. Also er hat einen schönen Stil zu Schreiben und man spürt die Tiefe hinter seinen Worten. Aber so richtig eingefangen hat mich der Roman nicht mit seiner Thematik und ich habe zwar verstanden, was seine Aussagen sein sollen, aber mir fehlte etwas die Spannung und die Personen haben mich nicht wirklich erreicht.

Ein nettes Buch für zwischendurch – mehr war es für mich leider nicht.