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Veröffentlicht am 02.06.2021

Lernt Lady Churchill kennen!

Lady Churchill
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Ich war sehr froh, dass ich nach „Frau Einstein“ direkt mit „Lady Churchill“ weitermachen konnte. Marie Benedicts Schreibweise gefällt mir nämlich sehr gut. In diesem Band dreht die Geschichte sich um ...

Ich war sehr froh, dass ich nach „Frau Einstein“ direkt mit „Lady Churchill“ weitermachen konnte. Marie Benedicts Schreibweise gefällt mir nämlich sehr gut. In diesem Band dreht die Geschichte sich um Clementine Churchill und ihr Leben an der Seite von Winston Churchill. Auch in diesem Teil war mir nur wenig über Clementine Churchill bekannt, während hingegen Winston Churchill mir sehr präsent im Kopf war. Natürlich muss man bedenken, dass trotz Recherchen das vorliegende Buch eine fiktive Geschichte darstellt. Demnach sind meine Meinungen und Äußerungen allein auf Marie Benedicts Werk bezogen. Wie es wirklich war, kann man selbst erforschen. Dafür bietet die Autorin im Nachwort auch einige Lektürehinweise und Orte, die man besichtigen könnte.

Das Buch zeigt nicht nur die aktive, starke Frau, sondern auch den schwachen und manchmal gar hilflos erscheinenden Mann. Diese Ambivalenz fand ich sehr spannend. Ihre Verbindung hatte etwas Ergreifendes, aber gleichzeitig auch Beängstigendes. Sie stütze ihn in allen Punkten seines Lebens, während er einerseits ihre Aufgaben herabwürdigte, andererseits aber nicht ohne Clementine konnte und das auch offen signalisierte. Ob dem in echt ebenso war, kann ich leider nicht beurteilen. Lady Churchill ist in diesem Buch eine starke Frau, die leider zur falschen Zeit geboren wurde. Würde die Geschichte in der Gegenwart spielen, könnte ich mir gut vorstellen, dass sie die Premierministerin geworden wäre. Das Besondere an der Geschichte von Marie Benedict ist, dass insgeheim Clementine die Strippen in der Hand hatte und das auf geschickte und manchmal gar unterschwellige Weise tat. Das fand ich herrlich! Im Buch wird auch thematisiert, dass sie aufgrund der Arbeit ihre Rolle als Mutter vernachlässigen würde. Bewusst werden die Schwächen aufgezählt, wobei unterbewusst ganz deutlich wird, dass sie sich sehr um ihre Kinder sorgt. Diese Art der Darstellung gefiel mir sehr gut, da Bewusstes und Unterbewusstes gegenteilig zueinanderstanden. Somit musste man beim Lesen genau hinschauen.

Ich habe das Buch in wenigen Tagen durchgelesen, da ich so fasziniert war. Die Darstellungen machen Lust auf eine eigene Recherche über diese unglaublich starke, selbstopfernde Frau. Ein Roman stellt in keinem Fall eine repräsentative Darstellung der Geschichte dar, aber sie bietet einen spannenden Einstieg und zieht Personen, in diesem Fall Frauen aus dem Schatten. Meiner Meinung nach ist „Lady Churchill“ ein unterhaltsamer, vielseitiger Roman, der zudem mit einigen historischen Fakten daherkommt und sie mit der Fantasie der Autorin zum Leben erweckt.

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Veröffentlicht am 01.06.2021

Eine schöne Variante der Geschichte von Mileva Marić

Frau Einstein
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Im KiWi-Verlag erschien 2018 „Frau Einstein“ und lag nun seit etwas längere Zeit auf meinen SuB. Doch als ich gesehen habe, dass Marie Benedict „Lady Churchill“ rausbrachte, habe ich mir mal ihren ersten ...

Im KiWi-Verlag erschien 2018 „Frau Einstein“ und lag nun seit etwas längere Zeit auf meinen SuB. Doch als ich gesehen habe, dass Marie Benedict „Lady Churchill“ rausbrachte, habe ich mir mal ihren ersten Bestseller zur Hand genommen.

Die Geschichte von Mileva Marić war mir bislang eigentlich überhaupt nicht bekannt. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich nicht mal von ihrer Existenz wusste. Umso schöner fand ich es, dass Marie Benedict diesen Roman über sie geschrieben hat und somit die Möglichkeit bietet, dass ein breites Publikum über eine bemerkenswerte Frau zu erfahren. Denn Mileva Marić war ebenfalls Physikerin und damit eine der ersten Frauen in einer sonst männlich dominierten Welt, die sich ihre Bildung erkämpfte.

Der Roman bietet einen guten Einstieg und Überblick über das Leben von Mileva Marić. Natürlich muss beachtet werden, dass die Autorin sich zwar auf historische Fakten beruft und einige Dinge tatsächlich stattgefunden haben, aber im Endeffekt die gesamte Darstellung dennoch ein Konstrukt der Fantasie der Autorin ist. Demnach sollte man nicht wortwörtlich alles glauben, aber es wirkt schon relativ authentisch. Zudem kann man bei der eigenen Recherche feststellen, dass einige Punkte im Lebenslauf von Marić wirklich stattgefunden haben, die mich bei der Lektüre sehr mitgenommen haben. Benedict schafft es, Gefühle im Text zu transportieren und einen beim Lesen mit auf die Reise zu nehmen. Mit meinem jetzigen Denken erhoffte ich mir doch manchmal eine noch selbstständigere Frau, aber ob das um die Jahrhundertwende authentisch gewesen wäre, zweifle ich doch stark an. Demnach finde ich Benedicts Darstellung schon sehr überzeugend, da sie in sich auch schlüssig war.

Ich mochte das Buch wirklich gerne und finde den Schreibstil der Autorin auch sehr angenehm. Leider kann im Nachhinein nicht mehr festgestellt werden, wie und ob Mileva Marić Anteil an Albert Einsteins Erforschungen hatte. Jedoch fände ich es wahrscheinlich und würde mich natürlich darüber freuen. Im Endeffekt bleibt es aber ein Geheimnis und solange kann man sich dieses Szenario zumindest mit „Frau Einstein“ erträumen.

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Veröffentlicht am 27.05.2021

Eine schöne Geschichte, die aber problematische Szenen hat

Emilia und der Junge aus dem Meer
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Ich bin habe gemischte Gefühle bezüglich des Kinderbuchs „Emilia und der Junge aus dem Meer“. Eigentlich würde ich es gerne empfehlen, da es wirklich eine schöne Geschichte darüber ist, wie ein junges ...

Ich bin habe gemischte Gefühle bezüglich des Kinderbuchs „Emilia und der Junge aus dem Meer“. Eigentlich würde ich es gerne empfehlen, da es wirklich eine schöne Geschichte darüber ist, wie ein junges Mädchen sich über die äußerlichen Erscheinungen anderer hinwegsetzt und einfach nur die Seele hinter dem Körper sieht. Emilia ist selbstlos und hilfsbereit und dass, obwohl sie es nicht leicht im Leben hat. Und genau da musste ich anhalten, denn Emilia wurde von ihrem Vater geschlagen, der sich ganz seinem Kummer über seine tote Frau hingibt und dabei das Mädchen vollkommen auf sich allein gestellt lässt. Sie muss sich nach dem Tod nur noch um den Vater, seine Arbeit und alle anstehenden Aufgaben des Haushaltes kümmern. Als wäre das nicht schon schlimm genug, wird der Vater auch noch oftmals sauer und lässt seine Wut an ihr aus. Irgendwann wird sie von einer fiesen Lehrerin weggebracht und in ein Haus gesperrt, in das ein Monster leben soll. Von nun an soll sie sieben Jahre darin arbeiten, um ihre Schuld (aber eigentlich eher die von dem Vater) abzuarbeiten. Schön und gut – das Problem ist für mich nicht die weiterlaufende Geschichte, sondern wie das Ganze endet und wie Emilia sich stets um ihren Vater sorgt, trotz ihrer blauen Wange. Diese Darstellung der Gewalt und damit verbundene ständige Sorge um ihren Vater, der zwar ein guter Mensch ist, aber definitiv einen Fehler gemacht hat, hat mich doch jetzt im Nachhinein sehr gestört. Ich frage mich, was das den Kindern, die dieses Buch lesen, vermittelt. Ich finde es an diesen Stellen problematisch und kann es daher nicht unerwähnt lassen. Mit diesem faden Beigeschmack verliert sich der Zauber der Geschichte, der eigentlich von einer schönen, beinahe magischen Erzählung handelt. Den Schreibstil finde ich auch wirklich ansprechend und man liest das Buch sehr gut. Ich kann das Buch trotzdem nur bedingt weiterempfehlen, da nach einem Tag des Beendens des Buches doch die schwierige Beziehung zum Vater im Kopf hängengeblieben ist.

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Veröffentlicht am 26.05.2021

Ein Meisterwerk

Viktor
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Kennt ihr das, wenn ihr einen Protagonisten gerne als Freund/Kumpel hättet? So ging es mir mit Victor. Er ist ein Mensch mit einem großen Herzen, der zwar oft das ein oder andere Frauenherz zerbricht, ...

Kennt ihr das, wenn ihr einen Protagonisten gerne als Freund/Kumpel hättet? So ging es mir mit Victor. Er ist ein Mensch mit einem großen Herzen, der zwar oft das ein oder andere Frauenherz zerbricht, aber dafür für seine Familie, seine Freunde und alle wehrlosen Menschen selbstlos eintritt. Victor ist ein Überlebenskünstler, der sich mit charmanten Witzen und manchmal auch gar frechen Ausflüchten zu helfen weiß. Das stößt seinen eher konservativen Vater schon oftmals vor den Kopf. Aber im Herzen sind sie sich nah. Doch was sich anhört wie eine amüsante Geschichte über einen liebenswürdigen Draufgänger, ist tatsächlich so viel mehr. Denn Victor ist ein Verwandter der Studentin Geertje, die gerne ihre jüdischen Wurzeln erkunden möchte und so auch auf die Geschichte ihres Vorfahren stößt. Im Jahr 1994 in Nimwegen findet Geertje als Judith nach und nach zum Judentum und setzt sich mit der Schoah auseinander, die jahrelang von ihrer Familie verschwiegen wurde. Die Ermordung von Familienmitgliedern wird nicht beim Namen genannt, sondern nur erwähnt, dass sie nicht mehr leben. Ihre Familie möchte die Vergangenheit hinter sich lassen, während Judith sie unbedingt entdecken will.

Die Autorin Judith Fanto erzählt vom Leben Victors in Wien in den Anfängen des 20. Jahrhunderts und die Suche von Judith in den Niederlanden Ende des 20. Jahrhunderts. Abwechselnd werden die verschiedenen Erzählungen präsentiert und verzweigen sich nach und nach immer mehr. Die Geschichten wirken wie ein Flickenteppich, der zunächst zusammenhanglos auf einem Haufen liegt und immer enger verwebt wird, desto weiter das Buch geht. Der Erzählstil von Judith Fanto ist fesselnd und ergreifend. Er weckt die Gefühle der Protagonisten in einem selbst und lässt die verschiedenen Handlungsweisen verstehen. Gleichzeitig dient er als Zeugnis für die Verfolgung der Juden und gleichzeitig die Handhabung der folgenden Generationen mit diesen schrecklichen Erlebnissen innerhalb ihrer Familie. Außerdem lernt der/die Leser*in eine Menge über die jüdische Tradition und gewährt einen Einblick in das Leben einer Familie, die selbst bestimmen möchte, als was sie sich darstellen. Die Figuren sind vielseitig und wirken sehr real. Dadurch fühlt man eine Verbundenheit mit ihnen, die einen tief ins Herz geht. Fanto schafft es beim Lesenden einen Nachhall der erzählten Geschichte zu bewirken. Man möchte dieses Buch nicht loslassen, doch gleichzeitig ist es so schnell gelesen, dass man schließlich davorsitzt und innehalten muss. „Victor“ ist nicht einfach nur ein Buch, es ist eine Erzählung von Leben, die genauso stattfinden können und die einen durch den Schreibstil der Autorin tief berühren.

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Veröffentlicht am 24.05.2021

Familiensaga - Auftakt

Das Limettenhaus
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„Das Limettenhaus“ von Valentina Cebeni ist ein flotter Familienroman. In der Geschichte werden unterschiedliche Figuren und ihre Leben behandelt, die meist eher in kurzen Abfolgen erzählt werden. Die ...

„Das Limettenhaus“ von Valentina Cebeni ist ein flotter Familienroman. In der Geschichte werden unterschiedliche Figuren und ihre Leben behandelt, die meist eher in kurzen Abfolgen erzählt werden. Die Szenen im Roman sind nicht wirklich tiefgreifend, sondern eher wie kurze Einblicke in das Leben der Familie Fontamara. Beginnend wird die Geschichte von Eva und ihrer Liebe erzählt, die jedoch schnell abgehandelt ist und letztlich eher eine Vorgeschichte darstellt, bevor die richtigen Ereignisse geschehen. Das Buch nimmt dann erst Fahrt auf, als die Familie nach Rom zieht. Eigentlich geschehen viele Dinge und könnten theoretisch für genügend Spannung sorgen. Leider berühren sie einen doch nicht wirklich. Der Stil erinnert mich leicht an „Die Buddenbrooks“ von Thomas Mann oder „Effingers“ von Gabriele Tergit. Es geschieht sehr viel, man lernt unterschiedliche Figuren kennen, aber irgendwie kann man keine Bindung zu den Protagonisten aufbauen.

Dennoch habe ich das Buch gerne gelesen. Es liest sich sehr gut und hat an einigen Stellen historische Bezüge zum Beginn des Nationalsozialismus in Italien, was ich sehr interessant war. Der Roman endet in der Anfangszeit des Aufstiegs des Nationalsozialismus und bietet hier zwar noch kurze, aber definitiv spannende Einblicke. Soweit ich weiß, handelt es sich um den ersten Teil einer Reihe. Daher sehe ich das Ganze etwas entspannter, als ich es bei einem Einzelband bewerten würde. Wenn dieser Band die Reihe aufbaut, dann ist er in dieser schnellen und eher distanzierten Sichtweise vollkommen in Ordnung. Ich hoffe aber, dass die weiteren Bände mehr Nähe und Bindung zu den Figuren zulassen und auch die politische Situation genauer darstellen. Man muss ganz klar sagen, dass „Das Limettenhaus“ eine Familiensaga ist und dementsprechend weiter gefächert und dafür unkonkreter als andere Romane es wären. Ich mag zwar weniger Ereignisse und dafür detaillierter, aber auch „Das Limettenhaus“ hat seinen Charme versprüht und mich gut unterhalten. Ich freue mich auf den nächsten Band und bin gespannt, wohin Valentina Cebeni die Geschichte lenken wird.

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