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Veröffentlicht am 12.06.2021

Einführung in Zamonien

Die 13 ½ Leben des Käpt'n Blaubär
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Der alte Seebär beginnt ganz klein. In einer Nussschale trieb er auf dem offenen Meer, als ihn die Zwergpiraten fanden und aufnahmen. Doch dieses kleine Bärchen wurde bald ein stattlicher Bär. Und da er ...

Der alte Seebär beginnt ganz klein. In einer Nussschale trieb er auf dem offenen Meer, als ihn die Zwergpiraten fanden und aufnahmen. Doch dieses kleine Bärchen wurde bald ein stattlicher Bär. Und da er die Zwergpiraten dann deutlich überragte, musste er ans Land und so begann sein zweites Leben. Das bei den Klabautergeistern. Von hier sollten noch allerhand Leben, Abenteuer und Gefahren auf ihn warten. Er trifft Freunde und Feinde, hat Erfolg und Misserfolg, erlebt Niederlagen und Siege.

Blaubär ist, wie gesagt, aus meiner Kindheit nicht wegzudenken. Umso dankbarer bin ich, dass auch die literarische Vorlage freundlich, liebenswürdig und sympathisch ist. Ich war gern an seiner Seite, als er von einem Leben in das andere tapst und dabei Zamonien kennenlernt.
Der fantastische Kontinent Zamonien findet in diesem Buch seinen Anfang und sollte danach in so vielen weiteren Moers-Büchern eine Rolle spielen. Ich selber habe ja mit dem vierten Zamonien-Buch begonnen, doch mit diesem hier zu beginnen wäre deutlich schlauer gewesen. Dank eines Lexikons in Blaubärs Kopf erfährt auch der Leser immer mehr über den Kontinent, seine Bewohner und Wunder. Es ist unglaublich, wie viel Fantasie in diesem Buch steckt. Wie viele Details sich Walter Moers erdacht hat. Wie viel Liebe in diesem Kontinent steckt.

Doch genau diese Fantasie ermüdete mich manchmal.
Es gibt recht häufig auch Aufzählungen über der verschiedensten Gegenstände, Jobs, Wesen oder andere Dinge. Diese Aufzählungen sind lang, mit jedem neuen Wort scheint sich Moers noch einmal selber übertrumpfen zu wollen. Das macht die ersten Male Spaß, doch irgendwann überflog ich diese Stellen. Durch so etwas wird das Buch künstlich aufgebläht. Manchmal gab es nicht nur bloße Begriffe, sondern längere Erklärungen zu den einzelnen Dingen: Doch die waren eigentlich vollkommen irrelevant für die Story.

Apropos Story: Ich finde die Idee total toll und es ist, als würde man 13 (einhalb) abgeschlossene Kurzgeschichten lesen. Sie bedingen sich gegenseitig und eine führt zur anderen, Figuren kehren wieder, aber an sich ist so ein Leben doch auserzählt. Vor allem anfangs musste ich häufig lachen.
Problematisch: So richtig spannend fand ich das meistens nicht. Innerhalb eines Lebens passierte manchmal recht wenig, manchmal ziemlich viel. Gerade die ersten paar Leben waren einfach lustig, niedlich, fantasievoll – aber auch ein bisschen flach. Erst so ab der Hälfte zog die Spannung deutlich an.

Alles in allem bin ich zwiegespalten:
Es gibt so viel, was ich genial fand. Ich liebe den Bären und Walter Moers hat so besondere (Neben-)Charaktere geschaffen. Das Buch strotzt nur so vor Fantasie und legt einen tollen Grundstein für alle weiteren Zamonien-Bücher. Wie auch in anderen Büchern hat Moers eigenständig wahnsinnig viel illustriert und seiner Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes ein Gesicht gegeben. Dieses Buch ist und bleibt etwas ganz Besonderes.
Im Gegensatz dazu ermüdete mich die schiere Übermacht der fantastischen Elemente manchmal. Moers zog die Schraube immer noch eine Drehung weiter an, setzte noch einen drauf. Dazu fand ich manche Leben manchmal zu ausschweifend erzählt, dafür dass doch recht wenig passierte.

Ich wollte das Buch so gern lieben. So richtig doll, wie „Die Stadt der Träumenden Bücher“. Doch am Ende habe ich fast einen Monat für die 700 Seiten gebraucht. Das bloße „Aneinanderreihen“ all dieser fantastischen Elemente hat mir dann doch nicht gereicht.

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Veröffentlicht am 12.06.2021

Die Besonderheit unserer Zeit

Everlasting
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Ich liebe Geschichten, die in der Zukunft angesiedelt sind. Vorstellungen einer Welt, die wir nicht mehr erleben werden. Allein damit war ich schon ganz glücklich, doch dazu kam der Ansatz mit der toten ...

Ich liebe Geschichten, die in der Zukunft angesiedelt sind. Vorstellungen einer Welt, die wir nicht mehr erleben werden. Allein damit war ich schon ganz glücklich, doch dazu kam der Ansatz mit der toten Sprache Deutsch und all der Zerstörung, die dem vorausgegangen war. Ich bin gespannt in die Leserunde mit einer Freundin gestartet.

Der Einstieg in die Welt des 23. Jahrhunderts hat mir dann auch sehr gut gefallen. Holly-Jane Rahlens führte den Leser recht komprimiert und doch ausführlich genug in die zukünftige Welt ein. Vor allem die Zwischenmenschlichkeiten haben sich sehr geändert. Nachdem im Dark Winter die Weltbevölkerung stark dezimiert wurde, hat sich die Welt davon immer noch nicht vollkommen erholt. Vor allem Fortpflanzung mit dem genetisch perfekten Partner ist das Ziel. Die Gefühle sind dabei über die Jahrhunderte verlorengegangen. Liebe ist ein Konzept, das Finn und all seinen Mitmenschen fremd ist.
In seinem Job als Historiker musste er zuletzt Geschäftsberichte der Deutschen Bank übersetzen, was in ihm auch keine allzu positiven Gefühle auslösen konnte. Doch dann bekommt er den Auftrag, die Tagebücher eines dreizehnjährigen, deutschen Mädchens zu übersetzen. Was er erst lächerlich findet, stürzt ihn schon bald in ein emotionales Abenteuer.
Diese Emotionalität ist auch der einzige größere Kritikpunkt an dem Buch. Finn ist 26 Jahre alt. Auch wenn er vielleicht durch die deutlich gestiegene Lebenserwartung nicht mit heutigen 26-Jährigen vergleichbar ist, ist er auch definitiv kein Kind mehr. Und doch entwickelt er eine Faszination an der Tagebuchschreiberin, die sehr bald deutlich in Richtung Verlieben steuert. Das fand ich unangenehm zu lesen. Sie war halb so alt wie er und vor allem in den ersten Tagebucheinträgen auch stark kindlich in ihrer Art. Ganz, ganz schwierig.
Doch die Schreiberin wurde natürlich älter, reifer – und Finns Gefühle an der Stelle nachvollziehbarer.

„Everlastig“ öffnete mir auch ein wenig den Blick für unsere heutige Zeit. Unsere Popkultur und unsere Alltagsgegenstände sind vollkommen logisch für uns. Von Kaugummimarken über Musik und Bekleidungstrends wissen wir Bescheid. Doch der Rückblick von Finn bewegte mich. Er kannte all das nicht und mir viel immer wieder auf, für wie selbstverständlich wir manch seltsame Sachen nehmen. Das war toll und erhellend geschrieben.

Wir hatten für die Leserunde ein recht geringes Tagespensum festgelegt und ich konnte mich immer kaum überwinden, das Buch nun schon zuzuklappen.
Ich raste durch die Seiten und wollte immer mehr. Ich fand es total spannend und konnte durch einige Entwicklungen wirklich überrascht werden.

Im Buch gibt es im Prinzip eine Dreiteilung:
Erstens: die allgemeinen Teile in Finns Zeit. Man lernt Stück für Stück mehr der Zukunft kennen und bekommt Einblicke in Finns Leben, seine Freunde und eigene Geschichte. Vor allem wichtig ist aber seine Arbeit und „Projekt Zeit“, in dem Finn mittels Virtual Reality in unsere Zeit eintauchen kann.
Zweitens: das Tagebuchlesen und -übersetzen. Die Tagebücher erstrecken sich über einen Zeitraum mehrerer Jahre und man sieht die Schreiberin quasi erwachsen werden. Mit all den Höhen, Tiefen und Meilensteinen, die ein junges Leben so mit sich bringen kann.
Drittens: die Teile in der Vergangenheit. Ich habe es geliebt, wie Finn mir unsere Welt beschrieb und sich hier vollkommem unbeholfen durchnavigierte. Besonders interessant war es dabei natürlich, wie er mit der Tagebuchschreiberin interagierte und was er hier erlebte.

Jeder Teil hatte seinen eigenen Reiz und seine eigene Spannung.
Emotional konnte mir das Buch auch etwas bieten: Zwischendurch musste ich sowohl weinen als auch lachen.

Mit dem Ende bin ich nicht zu 100 Prozent zufrieden und auch nicht damit, dass manche Hinweise der Geschichte nie aufgelöst werden. Ein paar offene Fragen bleiben. Das finde ich schade.
Doch die offenen Fragen und die kurze Spanne, in der Finn mir zu viel Faszination an einem Kind hatte, sind die einzigen negativen Aspekte für mich. Ansonsten hatte richtig viel Spaß mit dem Buch. Ich fand die Geschichte toll und war wirklich gespannt auf alles, was da kommt.

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Veröffentlicht am 29.03.2021

Starke Story mit allerhand Schwächen

The Second Princess. Vulkanherz
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Als ich das Cover sah, war ich sofort fasziniert. Es war so edel und düster und ich habe mir etwas Großes bei dem Buch versprochen. Die Leseprobe der ersten 40 Seiten bestätigte dann auch mein Gefühl und ...

Als ich das Cover sah, war ich sofort fasziniert. Es war so edel und düster und ich habe mir etwas Großes bei dem Buch versprochen. Die Leseprobe der ersten 40 Seiten bestätigte dann auch mein Gefühl und ich war sehr dankbar, dass ich das Buch als Rezensionsexemplar erhalten habe.

Anders als andere Bücher über Monarchien spielt es im Hier und Jetzt. Ich mochte die Schlossatmosphäre sehr gern, aber es gibt auch Autos, Fernseher, Handys. Es ist überraschend keine Art Mittelalter zu bekommen, obwohl hier und da ein Gefühl dafür durchblitzt. Ich mochte den Bruch aber sehr gern. Es war mal etwas anderes.
Ebenso wie die Geschichte an sich. Ich mochte die Idee um die kleine Inselmonarchie mit all seinen Geheimnissen sehr. Um vieles wird sowohl von der Autorin als auch von den Figuren erst einmal ein Geheimnis gemacht, das der Leser erst nach und nach aufdeckt. Dabei spielen vor allem immer mehr Fantasyelemente eine Rolle.

Da ich eine Leserunde zu dem Buch hatte, steckte ich mir täglich 45 Seiten ab und die lasen sich immer super schnell. Ich mochte den bildlichen Schreibstil sehr gern.

Doch leider waren diese Punkte auch schon so ziemlich alles Positive, was ich sagen kann.

Schon mit den Figuren wurde ich nicht warm. Die Königin und die älteste Schwester Livia, die kurz vor ihrer Krönung zur Königin steht, fand ich unmöglich. Sie sind beide unangebracht gemein und kaltherzig. Es kann mir keiner sagen, dass ein Volk das von seinen Monarchen erwartet oder wünscht.
Saphina, die die Ich-Erzählerin ist, war anfangs noch ganz lustig und süß, doch umso weiter die Geschichte voranschritt, umso nervtötender und zickiger wurde sie. Natürlich hat sie einiges an Leid erfahren und die Wendung, die ihr Leben nimmt, nachdem sie in der Thronfolge aufrückt und zur Geheimniswahrerin der Bell-Familie wird, ist allumfassend und schwer. Aber ihr Verhalten ist damit trotzdem nicht in Einklang zu bringen. Ich dachte erst, dass ich sicher ins Herz schließen werde, aber dann wurde es immer distanzierter.
Und von Dante, der immer eng an der Seite der Familie, vor allem dann an der Seite von Saphina, ist, möchte ich fast gar nicht erst anfangen. Er ist total ambivalent und wankelmütig und man weiß nie, in welcher Stimmung man ihn als nächstes antrifft. Dabei lässt die Autorin dann aber trotzdem keine Klischees in Bezug auf sein Verhältnis zu Saphina aus.

So gern ich den Grundgedanken der Geschichte mag – sowohl die Ausgangssituation als auch die Entwicklung – so viel Unverständnis ruft sie auch in mir hervor. Von Saphina werden nach dem Aufrücken in der Thronfolge Sachen verlangt in ihrer neuen Rolle und dabei wird extrem viel Druck gemacht. Das ist aber total unnötig und unverständlich – es ergibt nur Sinn, wenn man den weiteren Verlauf der Story schon kennt. Da hat die Autorin mit brachialer Gewalt etwas aufgebaut, nur weil es für die Geschichte von Vorteil war, aber logisch reingepasst hat es nicht.
Ebenso wie der Fakt, dass Maylin, die ursprüngliche Nummer zwei, ihr Leben lang verbergen konnte, welche Geheimnisse der Familie sie bewahren muss.

Im Fortschreiten der Geschichte werden allerhand Gefahren angekündigt und künstlich aufgebauscht. Nichts davon konnte wirklich gehalten werden. Das meiste war viel zu kurz – und einfach – abgehandelt.

Man sieht, ich habe viele Kleinigkeiten, die mich wirklich gestört haben.
Ganz grob lässt sich mein Gefühl für „The Second Princess“ in zwei gegensätzlichen Stimmungen zusammenfassen:
1. Ich fand die Geschichte und die Idee cool und anders. Es gab ein paar neue Ansätze und interessante Wendungen. Die Spannung blieb manchmal etwas auf der Strecke, aber ich wollte immer weiterlesen und hatte so meinen Spaß.
2. Viele Dinge fand ich unrealistisch, unangenehm oder klischeehaft. Das Buch war auch trotz seiner 400 Seiten stellenweise zu dünn. Es hätten ein paar unwichtige Nebenhandlungen weggelassen werden können, damit die Hauptstory mehr Raum bekommt.

Die Kombination dieser beiden Punkte ergibt für mich 3,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 26.01.2021

Die verdrehten Schwestern werden entdreht

Disney Villains 6: Das Geheimnis der Schwestern
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Teil 6 / Spoiler möglich

Die verdrehten Schwestern sind immer noch im Traumreich gefangen und ihre Schwester Circe ist ganz ohne sie. Doch allein ist sie deswegen noch lange nicht. Sie hat ihre Cousine ...

Teil 6 / Spoiler möglich

Die verdrehten Schwestern sind immer noch im Traumreich gefangen und ihre Schwester Circe ist ganz ohne sie. Doch allein ist sie deswegen noch lange nicht. Sie hat ihre Cousine Schneewittchen und verschiedene Freunde, Menschen wie Feen, um sich geschart. Zusammen versuchen die Guten das Chaos, das nach dem Sieg über Ursula und Maleficent entstanden ist, zu beseitigen. Doch lange bleibt die Ruhe nicht bestehen und das Chaos bricht erneut über Schloss Morningstar herein.

Der sechste Teil der Disney-Villains-Reihe spielt nur wenige Tage nach Teil vier und fünf. Es geht nahtlos weiter, doch dieses Mal ist kein neues Märchen Hauptbestandteil des Buches, sondern die verdrehten Schwestern sind es. Die Hexendrillinge waren der rote Faden, der alle Bücher verband. In allen Schicksalen hatten sie ihre Hände im Spiel. Doch ihre Vergangenheit blieb bisher verborgen. Das ändert sich nun.

Wenn Lucinda, Ruby und Martha eines nicht sind, dann Sympathieträger. Sie sind gemein, verwirrt und voller Hass. Sie lieben nur eines und das ist ihre kleine Schwester Circe. Doch selbst diese Liebe besteht nur aus Extremen. Umso interessanter ist es, die Geschichte der Schwestern besser kennenzulernen. Auch wenn in den Vorgänger-Büchern schon so manches Geheimnis ans Tageslicht kamen, war es interessant mit Circe und Schneewittchen in den alten Schriften zu wühlen, um die Schwestern so richtig kennenzulernen und vielleicht auch zu verstehen.

Es ist faszinierend, was für ein komplexes Konstrukt Serena Valentino geschaffen hat. Worte und Taten aus jedem der fünf Vorgänger werden plötzlich wieder bedeutsam. Doch vor allem Teil 4 um Maleficent und Teil 5 um Gothel werden hier immer wieder näher beleuchtet.
Insgesamt lernt man die ganze Märchenwelt auch noch einmal etwas genauer kennen, ist in Schlössern, im Traumland, dem Feenreich und dem Hexenhaus.

Über allem schwebt immer die große Frage: Wann ist man gut und wann schlecht? Und wie schmal ist manchmal der Grat, mit dem man die Seiten wechselt. Was bedarf es alles, damit aus freundlichen Wesen eine zerstörerische Macht hervorbricht?
Nicht zuletzt wartet das Buch auch noch mit einigen Überraschungen auf, mit denen ich nicht gerechnet habe. Ich habe sogar extra nochmal Vorgänger aus dem Regal gezogen, um manche Passagen nun in neuem Licht lesen zu können.

Vor dem Lesestart war ich nicht überzeugt von der Idee des Buches. Es soll doch um Disney-Villains gehen und die Schwester sind nun einmal ursprünglich kein Bestandteil dieser Welt. Doch das Buch schlägt einen Bogen und verbindet alles wirklich geschickt und spannend. Und deswegen ist es nun eines meiner liebsten dieser Reihe.

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Veröffentlicht am 26.01.2021

Mord als Massenevent

The Passengers
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Acht Menschen werden von einem Hacker in ihren eigenen Autos gekidnappt. Der Unbekannte bringt die Autos unter seine Gewalt und plant, alle acht Fahrer in zweieinhalb Stunden umzubringen. Es gibt keine ...

Acht Menschen werden von einem Hacker in ihren eigenen Autos gekidnappt. Der Unbekannte bringt die Autos unter seine Gewalt und plant, alle acht Fahrer in zweieinhalb Stunden umzubringen. Es gibt keine Lösegeldforderung, keine Bedingungen. Die Lage scheint aussichtslos. Doch was fast noch schlimmer ist: Die ganze Welt schaut gierig zu und verfolgt die Höllenfahrt. Sie voten sogar mit, wen der Hacker als erstes tötet.

Das Buch ist aus den verschiedenen Perspektiven der Opfer geschrieben. Man lernt einige von ihnen besonders intensiv kennen, beginnt mit ihnen den Tag – und erfährt recht schnell, dass sie alle dunkle Geheimnisse haben. Diese Geheimnisse kennt auch der Hacker. Überhaupt scheint er so gut wie alles über die Passagiere zu wissen. Und dieses Wissen macht er sich immer wieder zu nutze.
Die Personen sind unterschiedlich sympathisch und überhaupt recht divers – ebenso wie ihre Probleme, Entscheidungen und Geheimnisse.
In dieser Abwechslung lag eine unglaubliche Spannung für mich. Ich konnte kaum aufhören zu lesen und war begierig auf jedes neue Detail und jede neu Enthüllung.
Vor allem wollte ich auch wissen, wie die Opfer zusammenhängen, wer der Hacker ist, warum er ausgerechnet diese Menschen ausgewählt hat und noch viel mehr.

John Marrs schrieb das Buch unglaublich leicht und flüssig, trotz all der Härte und Grausamkeiten, denen man sich gegenübersieht.
Hin und wieder gab es Logiklöcher. Ich fragte mich häufiger, wie die Person das bewerkstelligt haben soll. Manches scheint ein bisschen sehr konstruiert. Doch es störte mich nicht. Die Spannung überlagerte alles. Das Thema des autonomen Fahrens mit all den ethischen Fragen, die sich dazu stellen, die unterschiedlichen Charaktere, die Kürze der Kapitel und die wechselnden Perspektiven. Die Grausamkeiten des Hackers, die Enthüllungen, die Entwicklungen. Ich war wirklich hin und weg.

Dann kam das Ende.
Ich frage mich wirklich, wie man so eine tolle Story so zu Ende führen kann. So wirr und in Teilen unlogisch. Ich bin wirklich nicht begeistert. Ich verstehe die Grundidee und kann sie nachvollziehen. Aber die Umsetzung ist schwach.

Doch der Weg dahin war einfach kein steiniger. Er war flüssig, spannend, überraschend, wendungsreich und trotz der räumlichen Eingeschränktheit vielfältig und variabel. Deswegen reißt das Ende das Buch ein wenig runter, macht es mir aber einfach im Großen und Ganzen nicht kaputt.

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