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Veröffentlicht am 02.11.2020

Liebe und Schmerz

Making Faces
5

Dieses Buch war mein erstes aus dem New-Adult-Genre und ich bin wirklich froh, es gelesen zu haben.
Wenn man ehrlich ist, klingt der Klappentext wie eine klischeehafte Liebesgeschichte, bei der das komplexbeladene ...

Dieses Buch war mein erstes aus dem New-Adult-Genre und ich bin wirklich froh, es gelesen zu haben.
Wenn man ehrlich ist, klingt der Klappentext wie eine klischeehafte Liebesgeschichte, bei der das komplexbeladene Mädchen doch irgendwie nach ein paar Auf und Abs den Schönling bekommt. Eine Geschichte, die man so schon hunderte Male vorgefunden hat.
Aber dieser Teil ist nur die Oberfläche. Nur der Leim, der alle dunklen, schmerzhaften Teile des Buches zusammenhält und ihnen Leichtigkeit verleiht.

Amy Harmon gönnt ihren Figuren nix. Tödliche Krankheiten, unerfüllter Kinderwunsch, häusliche Gewalt und noch viele weitere sehr schlimme, einschneidende Dinge hat sie ihnen mit auf den Weg gegeben.
Das Buch beginnt mit einem Prolog über Herkules, dann wird man in der Turnhalle ein wenig mit allen Schülern bekannt gemacht, versteht erste Konstellationen und dann schlagen zwei Flugzeuge in die Twin Towers in New York ein. Auch wenn eine Jahreszahl über dem Kapitel stand, hatte ich keine Verknüpfung hergestellt. Dieser Teil berührte mich sehr. Die Beschreibungen haben mich sofort zurückkatapultiert und ich habe mich selber wieder vor dem Fernseher sitzen sehen mit meinen 12 Jahren, wie ich nicht verstanden habe, wie das da alles gerade passieren kann. Und wie ich vor allem nicht ahnte, dass es eine Zäsur ist. Dass es ab nun ein Davor und ein Danach geben wird.
Ich habe mich sofort gefragt, wie viel davon aus Amy Harmons eigener Erfahrung stammte.

Mit dieser Leseerfahrung hatte das Buch mich in seinem Bann und ich las die knapp 400 Seiten so schnell es ging.
Dabei halfen auch die Figuren, die ich wirklich sehr gern mochte. Alle sind ein bisschen klischeebeladen, aber noch in einem wirklich akzeptablen Maß. Vor allem auch, weil mich die Personen mit ihren Handlungen überraschen konnten.
Auch wenn alle Figuren ihren eigenen Charme hatten, war es vor allem Ferns bester Freund und Cousin Bailey, der mir ans Herz wuchs. Er ist tapfer, stark, lustig, schlau und philosophisch – und das trotz oder gerade wegen seiner schweren Krankheit, die ihn an den Rollstuhl fesselt.

Die Geschichte war wirklich an vielen Stellen herzzerreißend. Dass ich nicht bitterlich geweint habe, wundert mich selber. Ein paar Tränen hat das Buch bei mir aber auch eingefordert.

Nichtsdestotrotz gibt es auch Kritik.
Es passierte viel und allerhand Themen wurden angeschnitten, aber ich hatte trotzdem manchmal das Gefühl, dass man sich im Kreis drehte und das Buch nicht vorankam. Es gab Längen, die mit viel Emotion und Dramatik gefüllt wurden, ohne die Geschichte ernsthaft voranzubringen. Das nahm auch ein Stück weit die Spannung.
Der zweite Kritikpunkt ist der Fokus auf Äußerlichkeiten. Es ging immer wieder darum, wie hässlich sich Fern fühlt und dass sich deswegen niemand für sie interessiert und sie lieben kann. Und auch die Schönheit der anderen war immer wieder ein großes Thema. Selbst Eltern bewerten die Optik der Kinder.

Doch trotz allem lohnt sich das Buch. Es hat harte Themen, überraschende Themen, aber eben auch die niedlichen Dinge, die einen zum Lachen und Mitfiebern bringen. Amy Harmon bewies vor allem auch Liebe fürs Detail. Die Überschriften hatten eine bestimmte Bedeutung, frühere Begebenheiten wurden in der Geschichte immer mal wieder aufgegriffen und die verschiedensten Rückblicke brachten immer ganz viel Licht ins Dunkel der aktuellen Geschehnisse.

Letztlich habe ich mich geirrt. Dieses Buch ist keine klassische – und belanglose – Liebesgeschichte. Es gibt sehr viel Tiefgang und Dramatik aus Richtungen, die nicht alltäglich in Büchern sind. Obwohl das Buch voll war mit Negativität, blieb es trotzdem leicht und süß. Diesen Spagat zu schaffen, ist nicht einfach.

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Veröffentlicht am 01.11.2020

Wundervolle Wunderländer

Wonderlands
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Als ich die Anfrage erhalten habe, ob ich “Wonderlands” als Rezensionsexemplar erhalten möchte, konnte ich gar nicht schnell genug zusagen.
Ich liebe Bücher und Geschichten, doch so richtig verlieren kann ...

Als ich die Anfrage erhalten habe, ob ich “Wonderlands” als Rezensionsexemplar erhalten möchte, konnte ich gar nicht schnell genug zusagen.
Ich liebe Bücher und Geschichten, doch so richtig verlieren kann ich mich erst, wenn die Autoren neue Welten erschaffen haben. Einmal mit Alice durchs Wunderland laufen. Einmal in Hogwarts unterrichtet werden. Einmal neben Pipin und Merry auf Baumbart, dem Ent, reisen. Einmal durch die Tintenwelt streifen. Wie schön wäre all das?

Man merkt es vielleicht, ich bin eher in den neueren Welten zuhause. In den jüngeren Büchern, den modernen Geschichten. Doch „Wonderlands“ setzt ganz woanders an und beginnt mit dem Gilgamesch-Epos, der um 1750 vor Christus geschrieben wurde. Wir reisen also über 3500 Jahre zurück.
Insgesamt ist das Buch in fünf Zeitalter unterteilt: Alte Mythen & Legenden (Geschichten von 1750 v. Chr. bis 1666), Wissenschaft & Romantik (1726 bis 1900), Das goldene Zeitalter der Fantasy (1906 bis 1945), Neue Weltordnung (1946 bis 1979) und das Computerzeitalter (1982 bis heute).
Sie alle enthalten verschiedenste Geschichten, die in ganz besonderen Welten spielen.

Die einzelnen Essays sind nicht nur sehr informativ und interessant geschrieben, sondern sie sind auch noch gespickt mit vielerlei Bildern. Es gibt Cover, Autorenfotos, Zeichnungen, Landkarten oder Filmfotos – alles ist dabei. Sie beschreiben die Geschichte und verbinden sie mit Hintergrundfakten, Interpretationen und Querverweisen zu anderen Kunstwerken. Egal wie gut man die jeweilige Geschichte kennt, man lernt hier noch etwas Neues dazu.
Natürlich sind vor allem die großen, bekannten Geschichten abgedruckt. Von Homer („Die Odysee“) über L. Frank Baum (“Der Zauberer von Oz”) bis George R. R. Martin (“Game of Thrones: Der Winter naht”) ist alles vorhanden, was das literarische Herz begehrt. Aber auch eher unbekanntere Werke wie „Ein Rückblick aus dem Jahre 2000 auf 1887“ von Edward Bellamy, „The Faerie Queene“ von Edmund Spenser oder „Blaubarts Zimmer“ von Angela Carter sind dabei.

Man kann es drehen und wenden wie man will: „Wonderlands“ ist ein Wunderwerk. Voller Informationen und doch so wunderschön aufbereitet und gestaltet, dass allein das Durchblättern schon Spaß macht.


Veröffentlicht am 01.10.2020

Poet X

Poet X
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Dieses Buch war ein absoluter Spontankauf im letzten Jahr. Es reizte mich schon so lange, also zog ich es jetzt spontan vom SuB, obwohl eigentlich andere Bücher dringender gelesen werden müssen.

Xiomara ...

Dieses Buch war ein absoluter Spontankauf im letzten Jahr. Es reizte mich schon so lange, also zog ich es jetzt spontan vom SuB, obwohl eigentlich andere Bücher dringender gelesen werden müssen.

Xiomara ist ihrer Meinung nach zu groß und zu kurvig für ihr Alter. Doch den obszönen Sprüchen der Jungs begegnet sie mit ihren Fäusten. Ihrer strenggläubigen Mutter hat sie jedoch deutlich weniger entgegenzusetzen. Sie soll sich um den Haushalt kümmern. Sie soll zum Kommunionsunterricht gehen. Sie soll still sein und sich zügeln. Xiomara sucht einen Ort, an dem sie ihre Gedanken lassen kann und findet ihn im Schreiben von Gedichten.

Die Wichtigkeit des Themas der Poesie erkennt man schon in der Form des Buches. Es gibt keine Prosa, sondern jedes Gespräch, jede Situation ist in Versform verfasst. Dabei gibt es keine Beschreibungen von Personen oder Räumlichkeiten, kein großes Abschweifen – X bleibt im Geschehen. Die Sätze sind kurz, abgehackt, passen sich der Form an.
Doch gerade diese Versform, die einen schon anspringt, wenn man das Buch das erste Mal aufklappt, hat eine falsche Erwartung in mir ausgelöst. Ich hoffte, relativ schnell Gedichte von Xiomara, von Poet X, zu lesen. Doch auch wenn die Form und die klaren, kurzen Sätze dafür sprechen: Gedichte bekommt man nicht ernsthaft zu lesen. Es reimt sich nichts, es gibt keine wiederkehrenden Muster, die man von hiesigen Poetry Slammern gewohnt ist.
Es ist einfach Xiomaras Leben. Verknappt.

Leider ist dieses Leben der Hauptbestandteil des Buches. Auch wenn Xio schreibt, um vor ihren Erlebnissen in der Schule und der Familie fliehen zu können – diese Erlebnisse nehmen fast die vollständige Geschichte ein.
Vor allem die Religiosität ihrer Mutter, die schon an Fanatismus grenzt, ist Dreh- und Angelpunkt des Buches. Alles muss sich an der Mutter messen lassen. Die aufkeimenden Gefühle für einen Mitschüler, der Wunsch dem Poetry-Slam-Club beizutreten und die Hoffnung, nicht an der Kommunion teilnehmen zu müssen. Immer wieder kommt es zurück auf die Mutter. Immer wieder stellt X ihre Wünsche und Begierden hintenan.
Ehrlicherweise wurde mir das schnell zu viel. Selbst wenn Xio eher meine Meinung zum Thema Religion vertritt, fühlte ich mich beim Lesen häufig in auswegloser Verzweiflung. Eingeengt von der Mutter. Demnach gut gemacht von Elizabeth Acevedo. Aber es nervte mich auch und brachte mich zum Kopfschütteln.

Letztlich ist es das: Ein Buch, das im Namen und in der Form „Poesie“ schreit und das dann keine Gedichte zeigt. Man erfährt von all den Gedichten, die Xiomara schreibt und vorträgt, bekommt aber selber keins zu Gesicht. Dafür erfährt man viel über die Einschränkungen, die ein junges, dominikanisches Mädchen mit einer strenggläubigen Mutter erlebt.
An vielen Stellen hat mich das Buch deswegen frustriert.

Aber trotz allem, trotz zu viel Religion und zu wenig Poetry Slam mochte ich das Buch irgendwie. Ich mochte Xiomara, denn obwohl sie auch gern ihre Fäuste sprechen ließ, konnte ich ihre Beweggründe verstehen. Ich mochte, wie schnell sich das Buch lesen lies und dass die Versform etwas Besonderes mit der Sprache machte. Das Negative, mein Kopfschütteln und Genervtsein kann ich aber nicht außer Acht lassen.

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Veröffentlicht am 01.10.2020

Schatten oder Geist?

Der Schatten an meiner Wand
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Micke zieht mit ihrer Mutter kurz vor den Sommerferien in das alte, verlassene Haus, in dem es spuken soll. Das sagen zumindest die Mädchen in ihrer neuen Klasse. Freunde soll sie noch finden, bevor die ...

Micke zieht mit ihrer Mutter kurz vor den Sommerferien in das alte, verlassene Haus, in dem es spuken soll. Das sagen zumindest die Mädchen in ihrer neuen Klasse. Freunde soll sie noch finden, bevor die Ferien beginnen, doch Mikaela, die lieber Micke genannt werden möchte, beschäftigt sich lieber mit dem Schatten in ihrem neuen Zimmer. Der sieht doch wirklich aus wie die Silhouette einer Person. Lebte da wirklich vor Jahrzehnten ein Mädchen in Mickes Alter in dem Zimmer? Und vor allem: Wurde es wirklich umgebracht?

Ohne viel Schnickschnack geht es in dem Buch direkt um den Schatten an der Wand und das muss auch so sein, denn mit 183 großbeschriebenen Seiten hat das Buch nicht allzu viel Platz. Daher konzentriert sich Kerstin Lundberg Hahn in ihrem Buch auf zwei zentrale Erzählstränge: Die Freundschaften und Dynamiken in Mickes neuer Klasse und die Geschehnisse rund um den Mord an dem Mädchen, das mal in ihrem Zimmer lebte.

Die Protagonisten in dem Buch sind elf Jahre alt und die Zielgruppe der Leserschaft ebenso. Und doch schafft es das Buch, mich zu fesseln. Ich habe es schnell gelesen, denn ich wollte wirklich wissen, was damals geschehen ist, ob es wirklich einen Geist gibt und was Micke in der neuen Klasse, in der ihr niemand so richtig wohlgesonnen zu sein scheint, erlebt.

Mir gefiel gut, dass das Buch zu keiner aufgeregten Detektivgeschichte wurde, sondern dass Micke ganz logisch – im Rahmen der Möglichkeiten – auf die Spuren stieß. Zusätzlich gab es ein paar Wendungen und Überraschungen. Einige davon ahnte ich nicht voraus, manche schon. Vor allem als erwachsener Leser fällt einfach auch die Limitiertheit der vorkommenden Personen auf und schließt recht schnell daraus, dass sich die Lösungen in diesem Kreis finden lassen. Auch die Moral, die wie selbstverständlich einfließt, mochte ich.
Geschrieben war das Buch zudem nicht zu einfach oder kindlich. Nie empfand ich die Sprache als unangenehm, was ich gerade bei dieser Altersgruppe wichtig finde. Mit ihren Worten schaffte die Autoron trotz allem eine gespannte Atmosphäre, die bei Kindern sicher wohligen Grusel auslösen kann.

Sind wir ehrlich: Das Buch ist letztlich kein Brecher. Dazu ist es nicht spannend genug, nicht emotional genug, nicht aufwühlend genug. Zumindest nicht nach meinem heutigen Anspruch. Aber mit neun, zehn Jahren, da hätte ich das Buch sehr gemocht! Und weil ich es trotz allem gern gelesen habe und mich die Auflösung interessierte, erhält „Der Schatten an meiner Wand“ 3,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 01.10.2020

Die Sache mit dem Mutterwerden

Unter dem Herzen
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Wenn man mich im Kindergarten fragte, was ich mal werden will, sagte ich: „Mutter!“. Ich kümmerte mich immer rührend um die, die jünger waren als ich.
Seit ich volljährig war, fühlte sich mein Leben an, ...

Wenn man mich im Kindergarten fragte, was ich mal werden will, sagte ich: „Mutter!“. Ich kümmerte mich immer rührend um die, die jünger waren als ich.
Seit ich volljährig war, fühlte sich mein Leben an, als wäre es in einer Warteposition. Als wäre ich in einer Warteposition. Ich wartete, dass ich endlich schwanger werden konnte. Dass der Zeitpunkt endlich stimmt. Dass mein Leben endlich so richtig beginnt.
Jede Schwangere in meinem Umfeld bedeutete erst mal Herzschmerz für mich.
Ich war seit jeher die geborene Mutter.
Ende Mai 2018 war es endlich soweit und ich hielt einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand. Und damit kam die Angst. Die ersten Tage machte ich immer morgens einen Schwangerschaftstest und verschickte panisch Vergleichsbilder mit der Frage: „Ist die Linie heute schwächer? Sinkt das HCG?“ Doch alles ging gut, seit einem Jahr bin ich nun Mutter einer unfassbar tollen Tochter.

Seit ich von „Unter dem Herzen“ hörte, wusste ich, dass ich es lesen muss. Ildikó von Kürthy gehört zu meinen liebsten Autorinnen und ich wollte dringend wissen, wie sie diese besondere Zeit in ihrem Leben empfand.

Es beginnt mit ihrem positiven Test. Man wird mitgenommen von dem Moment an, in dem sich das Leben der Autorin vollkommen auf den Kopf stellte. Aus der kinderlosen, aber kinderwünschigen Ildikó wurde eine Schwangere. Und das zu lesen ist unfassbar erheiternd. Man bekommt keinen wöchentlichen oder monatlichen Bericht, sondern wird immer wieder in wichtige Situationen hineingenommen. Erster Frauenarztbesuch, Schwangerschaftsverkündung, Geschlechtsbekanntgabe – bei allen wichtigen Dingen ist man dabei. Doch es geht gar nicht so sehr um die großen Punkte, sondern die kleinen. Die Ängste und Sorgen, die neuen Erkenntnisse und schockierenden Wahrheiten, die man so im Laufe von 40 Wochen erfährt. Und auch wenn uns so viel unterscheidet, ich erkannte mich so oft in den Beschreibungen wieder, nickte, lachte, schwelgte in Erinnerungen.

Ebenso abgeholt war ich bei den Beschreibungen des ersten Jahres. Das Geschlecht unserer Kinder unterscheidet sich, das Verhalten und Aussehen auch – und trotzdem, auch hier lachte und hachte ich ständig.
Zusätzlich gibt es auch wieder so schöne Illustrationen, die das Geschriebene visualisieren. Stefan Werthmüller hat hier tolle Zeichnungen beigesteuert.

In ihrer Schwangerschaft besprach Ildikó von Kürthy schon viele Gedanken und einige Ängste, doch nach der Geburt ging es erst so richtig in die Tiefe.
Was macht eine gute Mutter aus? Wie viel schlechtes Gewissen ist normal? Fühlen sich andere auch so schuldig, wenn sie ihr Kind in die Kita geben? Haben andere auch Angst, wie es für sie im Job weitergeht? Wälzen sich andere auch nachts, wenn sie daran denken, dass sie erst einmal nur ein Halbtagsgehalt bekommen? So viele Fragen, die ich mir seit der Geburt meiner Tochter stelle – und alle bewegen auch die Autorin. Sie versucht sie so gut es geht und mit ganz viel persönlicher Meinung zu beantworten.

Ich sehe das Buch nicht als Ratgeber. Das ist es nicht und will es auch nicht sein. Trotzdem freute ich mich darüber, dass aus Ratgebern und Zeitschriftenartikeln über Kindeserziehung zitiert wurde. Charlotte Roche und Judith Holofernes kommen ebenso zu Wort wie Remo Largo und Jesper Juul. Manches gab mir ein besseres Gefühl und ließ mich wissen, dass ich vollkommen normal bin. Auch wenn ich mich manchmal mit meinem so heißgeliebten Kind zuhause langweile.

Ich bin Ildikó von Kürthy wirklich dankbar für dieses Buch, das mir ein paar tolle Lesestunden bereitete, in denen ich lachen konnte und mich verstanden fühlte. Am liebsten hätte ich meinen Mütterfreundinnen, schwangeren Freundinnen und kinderlosen Freundinnen – mit und ohne Kinderwunsch – ständig Zitate aus dem Buch geschickt. Damit die Mütter sehen, sie sind nicht allein. Und damit die Kinderlosen für die ein oder andere seltsame Anwandlung Verständnis bekommen.
Aber das habe ich nicht getan. Niemand will ungefragt Ratschläge bekommen. Schon gar nicht in Bezug auf Kinder.

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