Profilbild von buecherherz_blog

buecherherz_blog

Lesejury Profi
offline

buecherherz_blog ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit buecherherz_blog über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.12.2020

Smartes Home?

Die App – Sie kennen dich. Sie wissen, wo du wohnst.
0

Hendrik ist Arzt und wohnt in einem sehr guten Hamburger Stadtteil. In wenigen Tagen möchte er seine große Liebe Linda heiraten. Alles ist perfekt – bis Linda spurlos verschwindet als Henrik nachts zu ...

Hendrik ist Arzt und wohnt in einem sehr guten Hamburger Stadtteil. In wenigen Tagen möchte er seine große Liebe Linda heiraten. Alles ist perfekt – bis Linda spurlos verschwindet als Henrik nachts zu einem Notfall gerufen wird. Doch die Polizei will den Ernst der Lage nicht erkennen: Das Haus wird durch allerhand Technik geschützt, Linda hat ihren Koffer mitgenommen – und außerdem ist vor kurzem in der Nachbarschaft ein Mann verschwunden. Warum sollten die beiden nicht gemeinsam aus ihren Beziehungen entflohen sein, weil sie sich ineinander verliebt haben?

„Die App“ war für mich von vornherein ein Page-Turner. Denn keine Frage, dem Leser ist klar, dass Linda auf keinen Fall mit Jonas verschwunden sein kann, wie die Polizei denkt. Dass hier ein Verbrechen vorliegt, ist klar. Vor allem auch, weil immer wieder Artikel aus Tätersicht eingestreut werden – und der geht äußerst brutal und sadistisch mit seinen Opfern um.

Ich flog nur so durch die Seiten dank der Kombination aus spannender Entführungsstory, neuartigen Details wie Adam, die Smart-Home-Technologie, die Hendrik und Linda in ihrem Haus eingebaut haben, kurzen Kapiteln und einer unfassbar leichtgängigen Schreibart.

Mit Hendrik hatten wir auch eine Figur, mit der man gut zusammen leiden, durchdrehen und schwanken kann. Ist Linda vielleicht doch mit Absicht verschwunden? Wie unsicher ist seine Haustechnik? Und wer will ihm etwas Schlechtes und wer etwas Gutes von all den Leuten, die plötzlich unerwartet auf seiner Matte stehen? Hendrik ist in dieser Situation eine recht analytische Person und stellt die richtigen Fragen. Ungereimtheiten fallen ihm ebenso wie dem Leser auf. Klug, sympathisch und hoch verzweifelt.
Doch sowohl Hendrik als auch all die anderen Figuren werden nur soweit näher beleuchtet, wie es für die Geschichte von Belang ist. Viel Tiefgang und Vielschichtigkeit gibt es daher nicht. Für mich minderte das aber nicht den Lesespaß.

Die Geschichte mit all ihren offenen Fragen und losen Enden stand definitiv im Fokus. Auch wenn eine (mögliche) Entführungsstory nichts Neues ist, schafft Arno Strobel es trotzdem, einige Features in die Geschichte einzubauen, die alle Spaß machten und der Story etwas Neuartiges verliehen.
Mit den „offenen Fragen“ bin ich bei der einzigen Sache, für die es Abzüge am Ende gibt. Und dabei geht es nicht um die schiere Masse an Fragen, die im Laufe der Geschichte so auftauchen – oder die Masse an Personen, deren Motive man stetig hinterfragt. Es geht eher darum, dass ich wahnsinnig viele dieser Frage im Laufe der Story richtig beantwortete. Ich bin normalerweise häufig nicht gut darin, die richtige Auflösung zu erraten. Doch hier konnte ich am Ende fast gar nicht mehr überrascht werden. Es gab einige Verknüpfungen, die am Ende mit dem ganzen Fall zu tun hatten und mindestens 80 Prozent davon hatte ich so oder so ähnlich erwartet und richtig getippt.

Das ist wirklich das Einzige, was ich dem Buch ankreiden kann und möchte. Viele Hinweise waren dann doch eine Spur zu deutlich, manche Personen wurden einmal zu oft erwähnt. Schade, ich hatte mich auf einen großen Aha-Moment gefreut, der wirklich ausblieb.
Nichtsdestotrotz hatte ich eine tolle Lesezeit, denn die Story, die Personen, die Schreibart und die Spannung schlagen ein dickes Plus auf der Positiv-Seite.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.11.2020

Liebe und Schmerz

Making Faces
5

Dieses Buch war mein erstes aus dem New-Adult-Genre und ich bin wirklich froh, es gelesen zu haben.
Wenn man ehrlich ist, klingt der Klappentext wie eine klischeehafte Liebesgeschichte, bei der das komplexbeladene ...

Dieses Buch war mein erstes aus dem New-Adult-Genre und ich bin wirklich froh, es gelesen zu haben.
Wenn man ehrlich ist, klingt der Klappentext wie eine klischeehafte Liebesgeschichte, bei der das komplexbeladene Mädchen doch irgendwie nach ein paar Auf und Abs den Schönling bekommt. Eine Geschichte, die man so schon hunderte Male vorgefunden hat.
Aber dieser Teil ist nur die Oberfläche. Nur der Leim, der alle dunklen, schmerzhaften Teile des Buches zusammenhält und ihnen Leichtigkeit verleiht.

Amy Harmon gönnt ihren Figuren nix. Tödliche Krankheiten, unerfüllter Kinderwunsch, häusliche Gewalt und noch viele weitere sehr schlimme, einschneidende Dinge hat sie ihnen mit auf den Weg gegeben.
Das Buch beginnt mit einem Prolog über Herkules, dann wird man in der Turnhalle ein wenig mit allen Schülern bekannt gemacht, versteht erste Konstellationen und dann schlagen zwei Flugzeuge in die Twin Towers in New York ein. Auch wenn eine Jahreszahl über dem Kapitel stand, hatte ich keine Verknüpfung hergestellt. Dieser Teil berührte mich sehr. Die Beschreibungen haben mich sofort zurückkatapultiert und ich habe mich selber wieder vor dem Fernseher sitzen sehen mit meinen 12 Jahren, wie ich nicht verstanden habe, wie das da alles gerade passieren kann. Und wie ich vor allem nicht ahnte, dass es eine Zäsur ist. Dass es ab nun ein Davor und ein Danach geben wird.
Ich habe mich sofort gefragt, wie viel davon aus Amy Harmons eigener Erfahrung stammte.

Mit dieser Leseerfahrung hatte das Buch mich in seinem Bann und ich las die knapp 400 Seiten so schnell es ging.
Dabei halfen auch die Figuren, die ich wirklich sehr gern mochte. Alle sind ein bisschen klischeebeladen, aber noch in einem wirklich akzeptablen Maß. Vor allem auch, weil mich die Personen mit ihren Handlungen überraschen konnten.
Auch wenn alle Figuren ihren eigenen Charme hatten, war es vor allem Ferns bester Freund und Cousin Bailey, der mir ans Herz wuchs. Er ist tapfer, stark, lustig, schlau und philosophisch – und das trotz oder gerade wegen seiner schweren Krankheit, die ihn an den Rollstuhl fesselt.

Die Geschichte war wirklich an vielen Stellen herzzerreißend. Dass ich nicht bitterlich geweint habe, wundert mich selber. Ein paar Tränen hat das Buch bei mir aber auch eingefordert.

Nichtsdestotrotz gibt es auch Kritik.
Es passierte viel und allerhand Themen wurden angeschnitten, aber ich hatte trotzdem manchmal das Gefühl, dass man sich im Kreis drehte und das Buch nicht vorankam. Es gab Längen, die mit viel Emotion und Dramatik gefüllt wurden, ohne die Geschichte ernsthaft voranzubringen. Das nahm auch ein Stück weit die Spannung.
Der zweite Kritikpunkt ist der Fokus auf Äußerlichkeiten. Es ging immer wieder darum, wie hässlich sich Fern fühlt und dass sich deswegen niemand für sie interessiert und sie lieben kann. Und auch die Schönheit der anderen war immer wieder ein großes Thema. Selbst Eltern bewerten die Optik der Kinder.

Doch trotz allem lohnt sich das Buch. Es hat harte Themen, überraschende Themen, aber eben auch die niedlichen Dinge, die einen zum Lachen und Mitfiebern bringen. Amy Harmon bewies vor allem auch Liebe fürs Detail. Die Überschriften hatten eine bestimmte Bedeutung, frühere Begebenheiten wurden in der Geschichte immer mal wieder aufgegriffen und die verschiedensten Rückblicke brachten immer ganz viel Licht ins Dunkel der aktuellen Geschehnisse.

Letztlich habe ich mich geirrt. Dieses Buch ist keine klassische – und belanglose – Liebesgeschichte. Es gibt sehr viel Tiefgang und Dramatik aus Richtungen, die nicht alltäglich in Büchern sind. Obwohl das Buch voll war mit Negativität, blieb es trotzdem leicht und süß. Diesen Spagat zu schaffen, ist nicht einfach.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 01.10.2020

Frank Schuster – Das Haus hinter dem Spiegel

Das Haus hinter dem Spiegel
0

Eliza ist zurzeit ziemlich verdreht. Sie verwechselt links und rechts und schreibt plötzlich nur noch in Spiegelschrift, selbst ihre Klassenarbeiten. Ihre Schwester Lorina macht sich Sorgen. Ist Eliza ...

Eliza ist zurzeit ziemlich verdreht. Sie verwechselt links und rechts und schreibt plötzlich nur noch in Spiegelschrift, selbst ihre Klassenarbeiten. Ihre Schwester Lorina macht sich Sorgen. Ist Eliza tatsächlich in die Welt hinter den Spiegeln gelangt? Lorina schiebt alles auf ein seltsames altes Buch, das Eliza aus der Schulbibliothek geliehen und gelesen hat. Gemeinsam versuchen sie, Elizas Verwandlung auf die Spur zu kommen… (Klappentext)

Als Eliza ihrer Schwester sagt, sie würde gar nicht Eliza, sondern Alice heißen, dachte Lorina erst an einen Scherz. Doch Eliza benimmt sich auch seltsam, hat Erinnerungen an Dinge, die sie doch eigentlich gar nicht erlebt hat und kann plötzlich nur noch in Spiegelschrift lesen und schreiben. Aber sie kann doch nicht durch den großen, alten Spiegel gegangen sein. Oder? Gemeinsam mit ihrem Lehrer, Herr Hundsen, versuchen die beiden, der Sache auf die Spur zu kommen.

Ich mochte die Idee von Anfang an. Begeistert stürzte ich mich in die Lektüre und war sofort mitten im Geschehen bei der auf dem Boden sitzenden Eliza, die die schwarze Königin vom Schachspiel des Vaters in den Händen wiegt.
Von der ersten Sekunde an war ich gespannt, ob die Geschichte stimmt. Ist Eliza wirklich Alice? Denkt sie sich das vielleicht nur aus oder glaubt sie einfach nur ihrer eigenen Fantasie?
Allein deswegen las ich immer weiter. Ich wollte die Lösung unbedingt wissen.

Doch ich las auch aus anderen Gründen: All die kleinen Details, die auf Alice im Wunderland“ bzw. „Alice hinter den Spiegeln“ verweisen. Die Namen, die Symbole, die Objekte. Immer wieder erkennt man Dinge, die sich Lewis Carroll für seine Geschichte um die kleine Alice ausgedacht hat.
Obwohl ich „Alice hinter den Spiegeln“, auf das sich das komplette Buch bezieht, nicht kenne, hatte ich Spaß. Zum einen kennt man Elemente, wie Zwiedeldei und Zwiedeldum, den Hutmacher oder die Schachsymbolik auch so, und zum anderen kennen Lorina und Eliza das Buch auch nicht und vieles wird explizit erwähnt.

Die beiden Mädchen – vor allem aber Eliza – waren zudem auch einfach sympathisch und ich folgte ihnen gern. Die Sprache machte das schnelle Vorankommen zusätzlich einfach. Es war rundum sehr angenehm zu lesen.

Die Kritik an dem Buch fällt dementsprechend kurz aus.
An ein paar Stellen hatte ich das Gefühl, dass nicht ganz auf Logik geachtet wurde. So nannte Eliza, die ja eigentlich Alice war bzw. dachte, es zu sein, die Mutter ganz selbstverständlich Mama und wirkte auch so nicht sehr irritiert über die anderen Umgebungen und Menschen wie Nachbarn und Mitschüler.
Außerdem gab es auch dank der Kürze des Buches keine großen Kniffe, Wendungen oder Überraschungen.

Nichtsdestotrotz mochte ich das Buch wirklich gern und hatte Spaß daran, Elemente aus dem Wunderland zu entdecken und Herauszufinden, ob es die Welt hinter den Spiegeln wirklich gibt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.10.2020

Ein Bulle hört zu

110
0

Geschichten mit Sogwirkung: Nah am Leben und mitten ins Herz

Ein Freigänger erschlägt seine Frau mit einer Axt, eine verzweifelte Mutter sucht Rat in Erziehungsfragen, ein Yacht-Besitzer empört ...

Geschichten mit Sogwirkung: Nah am Leben und mitten ins Herz

Ein Freigänger erschlägt seine Frau mit einer Axt, eine verzweifelte Mutter sucht Rat in Erziehungsfragen, ein Yacht-Besitzer empört sich, weil er auf dem Landwehrkanal »geblitzt« wurde: Wenn Cid Jonas Gutenrath Notrufe entgegennimmt, kommt er den Menschen sehr nahe. Ob er eine Frau zum Weiterleben überredet oder einen kleinen Jungen tröstet – Gutenrath begegnet ihnen allen auf seine ganz persönliche, faszinierende Art.
Beim Lesen seiner authentischen Geschichten lacht man Tränen oder es stockt einem der Atem. Dieses Buch lässt niemanden kalt. (Klappentext)

Wenn der Klappentext Dinge verspricht, bin ich meist äußerst skeptisch. Selten habe ich dann Tränen gelacht, wenn es mir durch das Buch selber versichert wurde. Aber auf dieses Buch hatte ich trotzdem Lust, denn immer mal eine kurze Geschichte geht zwischendurch gut zu lesen. Und direkt die erste traf mich dann tatsächlich mitten ins Herz und der Polizist hatte mich. Ich wollte mehr von genau dem. Mehr dieser Emotionen, mehr ergreifende Geschichten. Und dann machte er schon eine 180-Grad-Drehung und ich musste wirklich lachen. Laut. So etwas passiert mir beim Lesen selten.

Ich las immer weiter und weiter. Die Geschichten waren alle so unterschiedlich und so spannend. Scherzanrufe, Selbstmorde, Meckerer, Kinder – es war alles dabei. Immer öfter musste ich lachen oder es stiegen mir Tränen in die Augen. Mit jedem neuen Anrufer wurde alles auf null gestellt. Es konnte in jede Richtung gehen.

Viele Geschichten beziehungsweise das kommende Thema des Anrufers wurden von Cid Jonas Gutenrath vorab eingeordnet. Er redete erst allgemein darüber und ging dann in das konkrete Telefonat. Dort beleuchtete er auch häufig die Arbeit der Polizei genauer, die man als „Fachfremder“ so nicht kennt.

Ich dachte schon, dass das Buch auf eine 5-Sterne-Bewertung hinsteuert, da änderte sich die Stimmung etwas. Gerade auf den letzten 70, 80 Seiten ging der Autor immer mehr ins Detail seiner eigenen Geschichte. Und das häufig so ausschweifend, dass das Telefonat mehr als deutlich in den Hintergrund rückte. Leider geriet für mich auch vieles durcheinander und die Chronologie ging stellenweise flöten.
Auch wenn Gutenrath das ganze Buch über stückweise auch seine persönliche Geschichte erzählte, war es mir zum Ende hin zu viel. Zu viele Anekdoten aus seiner Kampfschwimmer-Ausbildung und Zeit als Marine-Soldat. Vor allem störte mich, dass er nach seitenlangen Erzählungen ein Mini-Detail aufgriff, um von dort irgendwie den Bogen zum Telefonat zu schlagen.
Es wirkte einfach so, als wäre er im Laufe des Buches immer schreibsicherer geworden und wollte dann immer mehr plaudern. Ist ok, aber nicht das, was ich vom Buch (gerade nach den ersten Geschichten) erwartet habe.

Insgesamt fand ich den Autoren aber unfassbar sympathisch, lustig und auf seltsame Art sexy. Eine gute Mischung, um am Ball zu bleiben.

Ich hatte eine wirklich tolle und emotionale Zeit mit den Telefonaten, die Cid Jonas Gutenrath für die Leser aufgeschrieben hat. Am Ende hat es für mich an Knackigkeit und Spannung verloren durch seine ausschweifenden Erzählungen zu seiner eigenen Geschichte. Aber trotzdem wirklich lesenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.10.2020

Geschichte um und für starke Kinder

Fantastic Stories for Fearless Girls
0

Seit ich Mutter einer Tochter bin, überlege ich häufig, welche Werte ich ihr mitgeben möchte, was ich mir für sie wünsche und wie ich sie dabei unterstützen kann, ein selbstbewusstes und starkes Mädchen ...

Seit ich Mutter einer Tochter bin, überlege ich häufig, welche Werte ich ihr mitgeben möchte, was ich mir für sie wünsche und wie ich sie dabei unterstützen kann, ein selbstbewusstes und starkes Mädchen zu werden.
Im Oktober 2018, ich war schon schwanger, las ich von Keira Knightley, die ihrer Tochter keine Disney-Filme zeigte, weil ihr die vermittelten Frauenbilder nicht gefielen. Arielle, die ihre Stimme für einen Mann hergibt, Cinderella, die darauf wartet, von dem Prinzen gefunden zu werden. Auch wenn dieses Verbot seit kurzem aufgehoben ist, blieb mir der Fakt im Kopf. Gibt es zu wenig starke weibliche Vorbilder in Märchen und Filmen?
Diese Frage lässt sich nun mit Nein beantworten, denn Anita Ganeri hat 15 Geschichten zusammengetragen, in denen Frauen das Sagen haben und sich selber helfen.

Die Geschichten kommen von überall auf der Welt: von Peru über Norwegen, Niger und Indien bis Japan. Die Märchen sind alle unterschiedlich, spielen auf Inseln, in Wäldern, in Palästen oder unter Wasser. Es wird getrickst, verraten und gelogen. Die Frauen kämpfen mit Tieren, suchen magische Dinge und verlieben sich. Doch das Wichtigste: Die Entscheidungen gehen immer allein von den Frauen und Mädchen aus. Wenn sie zu etwas gezwungen werden sollen, verweigern sie es einfach.

Da liest man zum Beispiel von Nana Miriam, deren Dorf von einem Nilpferd bedroht wurde. Es beherrschte Magie und war immerzu hungrig, sodass es alle Reispflanzen und Ernten des Dorfes fraß und die Bewohner hungern mussten. Doch wo die Männer des Dorfes scheiterten, schafft es die kleine Nana Miriam, das Nilpferd mittels Magie und Kraft zu besiegen.
Oder es gibt Amira, deren Vater, der Sultan, das Geld mit beiden Händen aus dem Fenster warf. Um der Regierungskasse zu helfen, wollte Amira die letzten Goldbarren zu Geld machen. Sie war bei vier Händlern. Sie alle wollten mehr Geld für einen Barren zahlen, als er wert war, doch nur, wenn die Prinzessin ihre Frau wird. Mittels eines besonderen Schrankes schafft sie es, die Männer mit ihren eigenen Waffen zu schlagen.

Ich fand die Auswahl der Märchen, die durch niedliche Illustrationen von Khoa Le unterstrichen werden, klasse. Ich kannte nicht eines und allein durch die ganzen verschiedenen Länder, aus denen sie stammen, ist man ständig woanders, mal in Wüsten, mal im eisigen Nordland. Es war wirklich interessant, was andere Länder für Märchenfiguren kennen.

Die Geschichten an sich waren dann aber nicht im klassischen Sinne spannend. Man liest ja auch nicht atemlos, ob Dornröschen wohl wieder erwacht oder Rotkäppchens Oma doch noch gerettet werden kann.
Auch wenn sich manche Märchen in ihren Abläufen ähneln, bietet jedes doch genug Verschiedenes, damit keine Langeweile aufkommt.

Wie bei unseren bekannten Grimm’schen Märchen kann man aber sagen: So richtig geeignet für (kleine) Kinder ist das Buch nicht. Es gibt gefährliche Seemonster, kannibalische Riesen und Elefanten, die Kinder essen. Wobei man sich da natürlich fragen kann, ob es uns geschadet hat, von Hexen zu lesen, die Kinder in den Ofen geschoben haben oder Wölfen, die sieben Geißlein essen wollten. Mir nicht. Aber das muss jeder für sich und seine Kinder selber entscheiden.

Die 15 Geschichten für und über furchtlose Mädchen bieten auf jeden Fall jeweils eine tolle Moral und Ermutigung, eigene Wünsche zu verfolgen und für ein selbstbestimmtes Leben zu kämpfen. Ich habe sehr gern von Feng Mian, Zottelhaube, Tokoyo, Sumac und all den anderen gelesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere