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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.07.2019

Grausam und kurzweilig

Das Labyrinth des Fauns
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Die Hardcover Ausgabe des Buches ist wirklich mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Der Schutzumschlag wirkt wertig, auch die erhabene Prägung. Selbst der feste Einband unter dem Schutzumschlag ist schön ...

Die Hardcover Ausgabe des Buches ist wirklich mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Der Schutzumschlag wirkt wertig, auch die erhabene Prägung. Selbst der feste Einband unter dem Schutzumschlag ist schön gestaltet und ich kann mich kaum entscheiden, ob es mir mit oder ohne Umschlag besser gefällt. Die Zeichnungen setzen sich auch im Buch fort. Also Gestaltung top.
Dieses Buch ist auch eine Art Experiment der bekannten Autorin Cornelia Funke, denn es ist das Buch zum bekannten Film von Guillermo del Toro. Während ich es eher andersherum kenne, dass ein Buch verfilmt wird, gehen beide hier den anderen Weg. Inwieweit das gelungen ist, kann ich nur teilweise beantworten, da ich den Film nicht kenne.
Nun zum Buch. Die 13jährige Ofelia zieht mit ihrer hochschwangeren Mutter zu ihrem neuen Stiefvater. Er ist Hauptman und soll mit seinen Soldaten Rebellen in einem Wald aufstöbern. Es ist 1944 in Spanien mitten während Francos Wüten gegen den letzten Widerstand. Schnell wird Ofelia klar, wie gefährlich und bösartig ihr neuer Stiefvater Vidal ist. Von ihrer Mutter, die krank und verzweifelt an die Liebe glauben möchte, kann sie keine Unterstützung erwarten. Sie flieht in ihre Fantasiewelt, wo sie den undurchsichtigen Faun trifft. Wenn sie drei Aufgaben für ihn erfüllt, nimmt er sie mit zu ihren wahren Eltern ins unterirdische Reich.
Dieses Buch ist nicht zu vergleichen mit den anderen Jugendromanen von Cornelia Funke, ist dunkel und wirklich grausam. Detailreich werden Tötungen und Misshandlungen beschrieben. Es gibt kaum Lichtblicke, ganz im Gegenteil schon mit Beginn der ersten Seiten wurde ich von Angst und Dunkelheit erfasst. Ein wenig Abwechslung bringen die kurzen Märchen, die immer wieder eingeschoben werden und Bezug nehmen zu bestimmten Personen und Gegenständen in der Geschichte. Sie geben dem Buch auch etwas mehr Märchenhaftes.
Wie ich es auch schon aus der „Tintenwelt“ kenne, lebt der Roman sehr von den Metaphern, die Cornelia Funke reichlich nutzt. Dadurch wirkt auch die Geschichte, die in der Gegenwart spielt märchenhaft, fast nicht real. Insgesamt habe ich etwas Tiefe vermisst, vor allem bei den Charakteren, sie bleiben einseitig. Sie sind entweder böse, naiv oder mutig. Vielleicht ist es wirklich das Problem, dass Cornelia Funke so eingenommen von Film und Guillermo del Toro ist, dass sie sich nicht traute mehr eigenes einzubringen und sich sehr am Film festgehalten hat. Charakterentwicklung im Film zu zeigen ist eben viel schwieriger als im Buch. Dennoch der Roman ist wirklich spannend und lässt sich gut lesen. Man sollte aber unbedingt die Altersbegrenzung ab 14 Jahre beachten, auch wenn die Aufmachung des Buches, es wahrscheinlich auch für ein jüngeres Publikum interessant macht. Die grausamen Szenen und die düstere Grundstimmung sind nicht zu unterschätzen.

Veröffentlicht am 21.06.2019

Krimi und Agentengeschichte zusammen

Die stille Tochter
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Dies ist mein erster Roman von Gard Sveen. Dementsprechend kenne ich auch die anderen Bände um den Polizisten Tommy Bergmann. Gerade was das Privatleben des Protagonisten betrifft, ist das etwas von Nachteil, ...

Dies ist mein erster Roman von Gard Sveen. Dementsprechend kenne ich auch die anderen Bände um den Polizisten Tommy Bergmann. Gerade was das Privatleben des Protagonisten betrifft, ist das etwas von Nachteil, aber die Fälle sind abgeschlossen, weshalb man, meiner Meinung die Romane auch getrennt voneinander lesen kann.
Der Beginn war für mich schwierig. Die Geschichte um KGB Agenten, Tote DDR Flüchtling war verworren. Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen 1982 und 2016. Wobei mir die Geschichte um Christel Heinze aus Ostberlin im Jahr 1982 besser gefiel. Sie hatte Struktur und ich konnte mich gut in Christel hineinversetzen. Ihre Angst, als sie in Oslo von ihrem Sportclub geflüchtet, die Angst vor Agenten, war gekonnt beschrieben. Dagegen war die Handlung in Gegenwart einfach sehr verworren, was vielleicht auch an meinem fehlenden Vorwissen bezüglich der Verstrickungen des Geheimdienstes und verschiedener Regierungsbeamten. Auch dadurch zog sich für mich besonders der erste Teil des Romans. Ab der Mitte wurde es für mich spannender. Der Handlungsstrang um den Geheimdienst und Bergmann wurde strukturierter und nachvollziehbarer.
Insgesamt ein wirklich spannender Roman. Der schnelle Wechsel der Perspektiven war für mich etwas gewöhnungsbedürftig. Da mir vor allem die Hintergründe der einzelnen Geheimdienstmitarbeiter und Regierungsbeamte undurchsichtig blieb. Dazu noch der Wechsel der Zeitebenen, die zum Teil Schlag auf Schlag gingen. Interessant und spannend blieb es die ganze Zeit, da die Auflösung auch wenig vorhersehbar war. Immer wieder gab es Überraschungen für Bergmann und mich als Leser. Die Mischung zwischen Agentengeschichte und Krimi ist gelungen.
Kurz zum optischen des Romans: das Cover passt farblich und gestalterisch sehr gut zu den anderen Bänden der Reihe. Die skandinavischen Häuser haben meiner Meinung nach nur wenig mit dem Inhalt zu tun. Da würde ich eher auf einen typischen Krimi schließen. Aber das besondere hier, ist ja gerade der Geheimdienst und die Verstrickungen während des Kalten Krieges. Das heute man vielleicht auch im Cover deutlich machen können.
Ich bin jedenfalls überzeugt und werde mir vielleicht auch die anderen Bände der Reihe zulegen.

Veröffentlicht am 18.06.2019

Zuviel ist auch nicht gut

10 Stunden tot
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Zu Beginn muss gesagt werden, dieser Thriller ist der 4. Teil einer Reihe und ja ich wusste das vorher nicht, denn es ist aus dem Cover nicht wirklich ersichtlich. Gerade bei den Handlungssträngen um Kommissar ...

Zu Beginn muss gesagt werden, dieser Thriller ist der 4. Teil einer Reihe und ja ich wusste das vorher nicht, denn es ist aus dem Cover nicht wirklich ersichtlich. Gerade bei den Handlungssträngen um Kommissar Risk fehlte mir das Vorwissen aus den anderen Bänden sehr. Es ist hier also wirklich empfehlenswert die Bände der Reihe nach zu lesen, denn alte und neue Morde treffen aufeinander.
Der Hauptfall ist ein Serienmörder, der scheinbar ziellos seine Opfer auswählt. Dadurch, dass ein Handlungsstrang aus der Sicht des Mörders ist, erfährt man die Vorgehensweise, das Warum bleibt dagegen im Dunkeln. Wie eigentlich fast alle Handlungsstränge. Es eröffnen sich immer weitere und kaum einer wird zu Ende geführt. Das fand ich besonders zur Mitte des Buches, wo es für mich immer verworrener wurde, anstrengend. Das Gefühl, dass der Autor viele gute Ideen hat, aber dies nicht so richtig zusammenfügen konnte, verstärkte sich immer mehr. Bis zum Schluss, wo die Geschichte für mich mittendrin einfach aufhört. Natürlich ist so ein Cliffhanger spannend und wird bestimmt viele Leser zum nächsten Band greifen lassen, aber für mich war es nur enttäuschend.
Insgesamt ist es wirklich schade, denn der Autor weist viel Geschick in Sprache und Charakterzeichnung auf. Seine Charaktere dürfen sich entwickeln, sie haben Ecken und Kanten. Auch die Täter bleiben nicht ohne Profil, sondern bekommen auch genug Raum. Das Privatlebens des Ermittler Risks wird auch genau beleuchtet, denn auch privat ist er mit bestimmten Fällen verstrickt. Spannung kann der Autor gekonnt aufbauen, es wird nicht langweilig und die Fälle sind auch ungewöhnlich genug für den passionierten Thrillerleser.
Am Ende kann ich sagen, es war zu viel. Zu viele Handlungsstränge, die sich nicht vereinten, zu viele Charaktere. Und mir erschloss sich bis zum Ende nicht, was der Titel mit dem Buch zu tun hat. Vielleicht ist das genau wie bei den Fällen, dass es erst mit dem Ende der Reihe aufgeklärt wird.
Kompliment gibt es für den Sprecher des Hörbuches David Nathan, der mir bereits auch Stephen King Hörbüchern bekannt ist. Er ist ein Profi und das merkt man. Die verschiedenen Charaktere kann er mit kleinen Veränderungen verschiedene Stimmfärbungen geben, was das Hören einfacher macht, gerade bei den verschiedenen Handlungssträngen. Seine Stimme ist sehr angenehm, es macht Freude ihm zuzuhören.

Veröffentlicht am 06.05.2019

Fantastische Welt

Witchmark. World Fantasy Award für den besten Fantasy-Roman des Jahres 2019
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Zuerst ein großes Lob an den Coverdesigner. Ich bin immer ein großer Fan von kleinen Gimmicks, die das Buch von anderen unterschieden. Gier ist es, dass die Schrift des Covers im Dunkeln leuchtet. Ich ...

Zuerst ein großes Lob an den Coverdesigner. Ich bin immer ein großer Fan von kleinen Gimmicks, die das Buch von anderen unterschieden. Gier ist es, dass die Schrift des Covers im Dunkeln leuchtet. Ich wusste das vorher nicht und war kurz erschrocken, als im Bett neben mir leuchtete. Es passt auch sehr gut zum Inhalt, denn magisch geht es auch im Buch zu.
Miles ist Arzt in einem Krankenhaus. Er versucht so unauffällig wie möglich zu leben, denn er hat ein Geheimnis, nicht nur, dass er Mitglied einer bekannten einflussreichen Familie ist, er besitzt dazu magische Kräfte, von denen keiner erfahren darf. Sein unaufgeregtes Leben ist zu Ende als ein sterbender Nick Elliot auf seinem Behandlungstisch landet, der nicht nur sein wahres Wesen erkennt, sondern auch noch vom geheimnisvollen Tristan Hunter begleitet wird. Zusammen mit Tristan will er den Tod von Nick aufklären und landet dabei selbst in große Gefahr.
Die Vergangenheit von Miles wird nach und nach enthüllt, dadurch wird auch versucht die Welt in der Miles lebt zu erklären. Die Kriege, die Abhängigkeiten zwischen Hexen und Menschen. Leider waren das für mich eher so Randnotizen, ein ganzes Bild konnte ich mir leider nicht machen. Gerade was die Geschichte und die Entwicklung der Konfliktparteien anging. Dafür legt die Autorin viel Wert auf die Entwicklung von Miles, seine Ängste und sein Umgang damit. Auch die Erzählung der Liebesgeschichte gelingt ihr gut. Ohne Kitsch und dennoch mit sehr Feingefühl werden die Gefühle von Miles zu Tristan beschrieben. Ein wirkliches Highlight im Buch.
Im letzten Drittel führen die Handlungsstränge zusammen, während im ersten Teil des Buchs alles eher langsam passiert und sich die Autorin Zeit lässt, geht es dann sehr schnell voran, so dass mir einiges Details auf der Strecke blieben. Die vielen interessanten Ideen, die die Autorin in ihrer geschaffenen Welt hatte, konnten so nicht den Raum einnehmen, den sie eigentlich verdienten. Das ist schade. Ich hoffe es gibt weitere Bücher, um mehr Hintergründe zu erfahren und auch um die liebgewonnen Charaktere besonders Miles und Tristan wiederzusehen.
Insgesamt ein gelungenes Buch mit starken Charakteren und einer interessanten Welt, die sehr an das 19Jh. erinnert und gleichzeitig über viel Magie verfügt.

Veröffentlicht am 02.04.2019

Großartiges Monumentalwerk

Das Volk der Bäume
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Nachdem ich „ein wenig Leben“ von Hanja Yanagihara gelesen hatte, war ich sehr gespannt auf das zuletzt veröffentlichte Werk der Autorin. Es ist erneut ein Monumentalwerk, dessen Sprachduktus mal wuchtig, ...

Nachdem ich „ein wenig Leben“ von Hanja Yanagihara gelesen hatte, war ich sehr gespannt auf das zuletzt veröffentlichte Werk der Autorin. Es ist erneut ein Monumentalwerk, dessen Sprachduktus mal wuchtig, mal leichtfüßig immer genau auf den Punkt ist. Yanagihara versteht es, Unerhörtes so unprätentiös zu beschreiben, dass mir als Leser immer wieder der Atem stockte. Der Plot dreht sich um einen fiktiven Wissenschaftler, in dem sich Genius und moralische Verderbtheit miteinander vereinen – eine sehr gefährliche Kombination. Norton Perina lebt für die Wissenschaft und vor allem für das Abenteuer der Entdeckung, für die ihm jedes Mittel recht ist. Seine Zufallsentdeckung, für die er in der Community wie ein Star gefeiert aber zugleich auch heftig angefeindet wird, mutet zunächst an wie der Schlüssel zur Unsterblichkeit. Während er einen Anthropologen bei seinen Forschungen über eine kleine Volksgemeinschaft auf einer abgelegenen Insel begleitet, entdeckt er, welche Auswirkungen der Konsum einer bestimmten Schildkrötenart auf Menschen dort hat. Ihre Körper hören auf zu altern. Das Ganze hat aber eine Kehrseite. Den Zerfall ihres Geistes hält die geheimnisvolle Substanz im Schildkrötenfleisch nicht auf, sodass die Menschen zwar damit uralt werden können, aber immer mehr nur dahinvegetieren.

So wie auch die zweischneidige Wirkung des Schildkrötenfleisches sinnbildlich verstanden werden kann, kann auch der Charakter Norton Perinas als ein lebendes Sinnbild der Wissenschaft im Ganzen aufgefasst werden, der nichts mehr heilig ist. Sie gibt zwar vor, zum Wohle aller zu sein, wird aber in Wahrheit von Raubtieren vorangetrieben, die sich gegenseitig bis aufs Blut bekämpfen, wenn es darum geht, die größten Brocken bzw. die größten Lorbeeren einzuheimsen. So wirft das Buch nicht nur ein faszinierendes Schlaglicht auf einen sehr speziellen Menschen, sondern auf den Wissenschaftsbetrieb im Ganzen. Die Frage, die dabei immer im Raum steht, ist die, wie hoch die Kosten des Fortschritts sein dürfen oder ob überhaupt noch von Fortschritt die Rede sein kann, wenn dafür ein Volk in all seinen kulturellen Eigenarten vernichtet und Tiere gequält werden. Das Buch erhält zusätzlich Brisanz dadurch, dass Norton Perina seine Memoiren, die den größten Bestandteil der Fiktion ausmachen, im Gefängnis verfasst, wo er wegen sexuellen Missbrauchs ihm schutzbefohlener Kinder verbüßt. Den Vorwurf, Yanagihara würde den Genius Perinas und sein nach meinen und allgemein westlichen Vorstellungen massives moralisches Fehlverhalten auf die Waage legen, halte ich für unbegründet. Das Buch entschuldigt sein Fehlverhalten nicht. Es relativiert es auch nicht. Es bleibt in seinen Beobachtungen so neutral wie es z.B. die Sicht eines Anthropologen wäre, in der moralische Wertung fehl am Platze wäre. Es wird dem Leser überlassen, zu werten, Abscheu zu empfinden und seine eigenen Moralvorstellungen an diesem Exempel zu messen. Auch den Vorwurf, der Roman sei an einigen Stellen sehr langatmig geraten, möchte ich nicht teilen. Ich sehe gerade eine Stärke darin, ein so dichtes atmosphärisches Gerüst aufzubauen, in dem man sich als Leser auch für eine längere Weile aufhalten möchte.
Ich halte den Roman für anspruchsvoll, aber ihn zu lesen verspricht großen Gewinn in mehrfacher Hinsicht. Er ist zugleich auch sehr unterhaltsam. Ich habe mich beim Lesen an keiner Stelle gelangweilt. Insgesamt halte ich „das Volk der Bäume“ für ein durchweg großartiges Werk.