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Veröffentlicht am 27.04.2021

Eine starke Frau mit Schwächen

Lady Churchill
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In letzter Zeit ist mir Churchill in verschiedenen Filmen und Serien begegnet. Deshalb war ich sehr neugierig auf das Buch. Churchills Ehefrau wird oft als starke Frau, die großen Einfluss auf ihren Mann, ...

In letzter Zeit ist mir Churchill in verschiedenen Filmen und Serien begegnet. Deshalb war ich sehr neugierig auf das Buch. Churchills Ehefrau wird oft als starke Frau, die großen Einfluss auf ihren Mann, auch auf politischer Ebene hatte, geschildert.
Der Roman beginnt kurz vor ihrem ersten Kennenlernen und ist in der Ich-Form aus der Sicht von Clementine Churchill erzählt. Die Geschichte ist zeitlich linear, aber es gibt immer wieder Rückblicke. Den Beginn empfand ich sehr unterhaltsam. Auch der unkonventionelle Churchill wird gut beschrieben. Mir fiel es aber schwer eine Verbindung mit Clementine aufzubauen. Vielleicht lag es daran, dass sie scheinbar selbst nicht wusste, was sie will. Sie wirkte auf mich in den ersten 2/3 des Buches sehr orientierungslos. Ich fand wenig von der emanzipierten, selbstbewussten Frau, wie sie noch auf dem Cover beschrieben wurde. Sie war unglücklich, wenn Churchill ihre Meinung wissen wollte und sie zusammen mit an seinen Reden schrieben, denn es war viel Arbeit. Aber anderseits, wenn er sie nicht fragte und einband, war sie enttäuscht und auch wieder unglücklich. Oft wirkte sie eher wie seine Mutter als wie seine Frau.
Mir wurde auch im gesamten Roman nicht klar, was war ihr Anteil an Churchills Aufstieg und Politik war. Es gab wenig, bis keine Beschreibungen wie ihre Zusammenarbeit aussah, immer nur die Aussage von Clementine, dass sie unentbehrlich war und ihr Mann ohne sie zu kaum ein politisches Leben fähig wäre. Mir fehlte da einfach der nähere Blick. Im letzten Drittel des Romans wurde es besser, was sicher daran lag, dass Clementine sich nun emanzipierte und sich eigene Aufgaben suchte. Sie blieb weiterhin im Schatten ihres Mannes, aber in ihrer Arbeit war sie angesehen und bekam endlich auch Anerkennung.
Für mich ist Clementine immer noch eine spannende und ungewöhnliche Frau ihrer Zeit. Aber der Roman hat sie mir noch nicht näherbringen können. Ich weiß zwar, dass sie als Mutter versagt hat (ihre eigenen ehrlichen Worte) und das sie eine sozial sehr engagierte Frau war, aber wie es zwischen ihr und ihrem Mann lief, blieb mir verschlossen. Es wurden immer wieder wichtige politische Stationen angesprochen, aber es fehlten die Zusammenhänge. Vielleicht will der Roman zu viel, einerseits ist es ein Porträt einer ungewöhnlichen Frau, anderseits möchte es auch die wichtigen politischen Stationen Churchills aufzeigen, so auch wichtige Punkte im 2. Weltkrieg. Dadurch kann vieles nur kurz angesprochen werden.
Das Thema des Buches ist sehr interessant, aber insgesamt hat mich das Buch emotional nicht angesprochen und besonders im Mittelteil gab es einige Längen.

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Veröffentlicht am 15.03.2021

Was bedeutet Menschsein?

Sprich mit mir
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Ich habe von T.C. Boyle fast alles gelesen und hatte in den letzten Jahren den Eindruck, dass sein thematischer Zuschnitt sich arg verengte auf die Frevel, die der Mensch an dem Ökosystem begeht, in dem ...

Ich habe von T.C. Boyle fast alles gelesen und hatte in den letzten Jahren den Eindruck, dass sein thematischer Zuschnitt sich arg verengte auf die Frevel, die der Mensch an dem Ökosystem begeht, in dem er lebt. Ein höchst relevantes Thema, aber bisweilen driftete er mir schon ein wenig zu sehr ab ins Moralinsaure. Nicht so in diesem Buch. Boyle ist sich thematisch zwar treu geblieben, aber er hebt das Thema auf eine höhere Ebene.
In „Sprich mit mir“ geht es um eine Experiment in der Verhaltens- und Spracherwerbsforschung, bei dem Sam, ein Schimpanse, wie ein Mensch aufgezogen wird und lernt, sich mittels Gebärden auszudrücken. Die Protagonisten Aimee ist eine anfangs etwas orientierungslose Psychologiestudentin, die in ihrer Sinnsuche auf eine Stellenanzeige stößt und so den Professor Guy Schermerhorn kennen lernt. Guy führt in einer eigens dafür eingerichteten Wohnung außerhalb der Stadt das Experiment am Schimpansen durch und stellt Aimee als Assistentin ein. Von der ersten Begegnung an entwickelt sich zwischen Aimee und Sam eine innige Beziehung. Die Einblicke in die Gefühlswelt des Schimpansen, aus dessen Sicht das Geschehen in Zwischenkapiteln betrachtet wird, verstärken dabei den Eindruck, dass die Grenzen dessen, was allgemeinhin für menschlich und was für tierisch gehalten wird, verschwimmen. Die Komplexität der Beziehung zwischen Aimee und Sam, die über das gesamte Buch hinweg im Fokus steht, geht weit über das hinaus, zu dem ein rein instinkt- und triebgesteuertes Wesen in der Lage wäre. Es geht Sam nicht bloß darum, seine elementarsten Bedürfnisse zu befriedigen, sondern er empfindet Zuneigung, Eifersucht und Angst. Die womöglich beeindruckendste Erkenntnis aus dem Experiment ist aber, dass er, zwar in engen Grenzen, aber doch eindeutig dazu fähig ist, sein Verhalten zu reflektieren und in dem Sinne zu denken, wie man beim Menschen vom „Denken“ sprechen würde. Das cogito ergo sum, dass der Mensch bislang sich selbst vorbehalten hat und als Trennlinie zwischen Mensch und Tier gezogen hat, würde demnach diese trennende Eigenschaft verlieren. Diese Erkenntnis birgt Sprengstoff in sich, da ganze Industrien davon abhängen, die Würde des Tiers kleinzuhalten und ihm Fähigkeiten abzusprechen, die bislang als rein menschlich galten. Daraus entspannt sich auch in dem Buch ein höchst spannender Konflikt, der Aimee dazu treibt, sich selbst in größte Gefahr zu bringen, um Sam vor dem zu schützen, was Menschen mit ihm vorhaben – solche Menschen, in deren Weltbild ein Affe eben bloß ein Tier, ein Ding ist, über das sie frei verfügen können. Das Buch wirft so ganz elementare Fragen des Menschseins auf, insbesondere des Umgangs des Menschen mit dem, was ihm gegeben ist (oder ihm eben auch nicht gegeben ist).
„Sprich mit mir“ hat mich nicht nur auf intellektueller Ebene angesprochen, sondern mit großer Wucht auch auf emotionaler Ebene. Das Buch hat mich dazu gebracht, meine Bewertung dessen, wie der Mensch sich selbst über alles stellt und in Tieren bloß einen Nutzen erkennt, grundlegend zu überdenken. Die Beziehung zwischen und Aimee und Sam hat auch etwas zu Anrührendes, dass es mich emotional sehr mitgenommen hat, von den Widrigkeiten oder vielmehr von der Schlechtigkeit bestimmter Menschen zu lesen, deren Denken und Verhalten diese innige Beziehung immer wieder auseinanderzureißen droht. Das Ende des Buches ist eine logische Konsequenz dessen und doch rammt es dem Leser einen Pflock ins Herz. Aber das ist gut so, denn es soll ein aufrüttelndes Buch sein und das ist T.C. Boyle gelungen.

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Veröffentlicht am 10.02.2021

Wunderbar gestaltet

Die Biene Maja: Die schönsten Gutenachtgeschichten
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Die Biene Maja gab es schon in meiner Kindheit, auch wenn sie da etwas anders aussah. Nachdem nun mein Sohn die Trickfilmserie für sich entdeckt hat, passte dieses Buch perfekt. Da es abends immer eine ...

Die Biene Maja gab es schon in meiner Kindheit, auch wenn sie da etwas anders aussah. Nachdem nun mein Sohn die Trickfilmserie für sich entdeckt hat, passte dieses Buch perfekt. Da es abends immer eine Vorlesegeschichte gibt.
Dieses Buch ist schon mal von außen schön gestaltet und hat ein praktisches Format (etwas kleiner als A4). Durch das Nachtbild ist klar, dass es für abends gedacht ist. Es gibt 6 Geschichten mit je ca. 14 Seiten. Auf jeder Seite gibt es Bild und Text. Wobei der Text lang ist, mein Sohn hat noch keine so hohe Aufmerksamkeitsspanne, dennoch liebt er das Buch. Denn allein schön die Bilder laden ein, dass Buch einfach zu durchblättern. Und ich erzähle anhand der Bilder kurz was vielleicht passiert. Ich denke nach und nach werden wir dann die Geschichte vorlesen. Ich selbst habe sie mir schon durchgelesen. Es sind keine neuen Geschichten, aber dadurch, dass wir nur die TV-Serie kennen war es spannend diese Geschichten auch mal zu lesen. Mir gefällt sehr, dass es mit Majas Geburt los geht. So haben auch Neulinge, die die Serie noch nicht kennen, einen guten Einstieg in diese Welt. In der letzten Geschichte wird die Königin wieder neue Eier legen, es schließt sich also ein wenig der Kreis. Dadurch, dass es viel wörtliche Rede gibt, wirkt die Geschichten nicht langatmig auf die Kinder, sondern sehr locker und gut vorstellbar.
Ich kann diese Vorlesebuch sehr empfehlen. Bei jüngeren Kindern geht es auch wunderbar als Bilderbuch und bei älteren sind es wunderschöne Vorlesegeschichten, die einen in die Welt der Biene Maja entführen. Im Moment ist es das Lieblingsbuch meines Sohnes und er holte es täglich aus dem Regal.

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Veröffentlicht am 09.12.2020

Ein Thriller für Snowboardfans

Frostgrab
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Bei diesem Roman fand ich vor allem das Setting interessant. Alte Freunde treffen sich nach Jahren wieder in einem für die Öffentlichkeit geschlossenen Hotel auf einem schneebedeckten Berg wieder. Sie ...

Bei diesem Roman fand ich vor allem das Setting interessant. Alte Freunde treffen sich nach Jahren wieder in einem für die Öffentlichkeit geschlossenen Hotel auf einem schneebedeckten Berg wieder. Sie verbindet ein Geheimnis aus der Vergangenheit. Eine Freundin/Schwester ist 10 Jahre zuvor dort verschwunden. Was ist damals passiert? Gab es einen Unfall oder Mord oder lebt sie noch? Das ist die zentrale Frage in diesem Thriller.
Die Handlungsstränge im jetzt und 10 Jahre zuvor wechseln sich ab. So hat man einen gewissen Spannungsaufbau. Der Roman wird aus Sicht von Milla geschrieben, die fast alles tat um im Snowboardfahren erfolgreich zu sein. Bis auf Heather sind alle Protagonisten Snowboardfahrer. Dementsprechend nimmt dieser Sport sehr viel Raum ein, in beiden Handlungssträngen. Da ich mich damit gar nicht auskenne, konnte ich einiges nicht richtig nachvollziehen. Insgesamt fiel es mir oft schwer die Handlungsweisen der Protagonisten nachzuvollziehen, besonders im Jetzt-Handlungsstrang. Die ehemaligen Freunde sind auf einem Berg eingeschlossen, Handys weg und jeder bestreitet was damit zu tun zu haben und an was denken sie ans Snowboarden und Sex.
Insgesamt kommt nur langsam Spannung auf, denn es gibt immer wieder lange Abhandlungen übers Snowboarden, vieles wiederholte sich für mich. Man merkt das die Autorin selbst Snowboarderin ist und ihren Sport liebt, aber, wenn man so gar keinen Bezug zu dem Sport hat, ist es zum Teil einfach langatmig.
Im letzten Drittel wurde es nochmal richtig spannend und das Ende hat mich überrascht. Aber ich denke aus dem Plot und dem Setting hätte man mehr machen können. Anfang und Ende waren gut, aber in der Mitte war es einfach oft langatmig, schade.

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Veröffentlicht am 16.09.2020

Düsteres, spannendes Hörbuch

Das Gewissen der Toten
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„Das Gewissen der Toten“ ist der dritte Band einer mehrteiligen Reihe um die englischen Ermittler Jackman und Evans. Die vorherigen Bände kenne ich nicht, aber das ist meiner Meinung kein Nachteil. Das ...

„Das Gewissen der Toten“ ist der dritte Band einer mehrteiligen Reihe um die englischen Ermittler Jackman und Evans. Die vorherigen Bände kenne ich nicht, aber das ist meiner Meinung kein Nachteil. Das liegt zum einen, dass die Fälle abgeschlossen sind und zum anderen gerade bei diesem Band steht Carter McLean im Mittelpunkt und die beiden Ermittler der Reihe sind eher Randfiguren.
Das Hörbuch beginnt actionreich. Das Flugzeug von Carter und seinen besten Freunden stürzt ab. Der Autor beschreibt die Details sehr gut, ich fühlte mich fast wie mit im Flugzeug. Carters Freunde sterben, er überlebt und verzweifelt fast daran. Er sieht seine toten Freunde überall und zieht sich zurück. Aber dann glaubt er zu wissen, was seine Freunde von ihm wollen. Er soll noch ihren letzten Wunsch erfüllen. Das funktioniert auch gut, bis auf den letzten.
Zu Beginn dachte ich noch, dass diese Geschichte sehr mystisch wird mit den Geistern und ihren Geheimnissen. Aber schließlich ist es doch ein Krimi mit einem unerwarteten Ende.
Die Charaktere sind sehr gelungen, die Gefühle von Carter sind sehr gut beschrieben. Auch die Atmosphäre ist dich und oft sehr düster. Die Geschichte wirkte am Anfang etwas unrealistisch, wurde dann für mich aber immer nachvollziehbarer. Den Sprecher Uve Teschner kenne ich bereits von anderen Hörbüchern und macht er macht wieder einen klasse Job. Unaufgeregt, aber dennoch mit der nötigen Betonung verleiht er besonders Carter eine gute Stimme. Es macht Freude ihm zuzuhören.
Ich habe eigentlich nur eine Kritik. Auch wenn das Hörbuch ungekürzt ist, hatte ich oft den Eindruck es wurde etwas weggelassen, die Sprünge waren mir oft zu groß. Schnelle Handlungswechsel und Ortswechsel machten mir es manchmal schwer der Geschichte zu folgen und erschwerten das Mitraten. Ich brauchte auch eine ganze Weile um wirklich in die Geschichte reinzukommen.
Dennoch ein spannender und abwechslungsreicher Krimi.

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