Ich werde hier direkt auf den Punkt kommen und einfach sagen, dass Emma Clines neues Werk mit meinen bisherigen eher neutralen Erfahrungen von Kurzgeschichten übereinstimmt – es gibt immer ein paar gute, aber insgesamt ist das Format nicht komplett meins. Die ersten Geschichten konnten mich irgendwie nicht wirklich fesseln, dafür haben mich die letzten so sehr gepackt, dass ich nicht aufhören wollte zu lesen. Cline spricht Themen wie das Leben, Selbstsabotage und zwischenmenschliche Beziehungen an, aber alles auf eine sehr oberflächliche Weise. Ein durchaus gutes Buch mit Potenzial, welches man aber noch hätte besser ausnutzten können!

Mir hat der Roman und dessen Schreibstil richtig gut gefallen. Die Autorin beschreibt ziemlich treffend, wie die Protagonistin auf subtile und clevere Weise ausgetrickst wird, ohne dies zu merken. Auch die späteren Lebensjahre und die damit verbundene Scham sind interessant zu verfolgen. Insgesamt ein intensiver und bedrückender Roman, der über das Grooming junger Mädchen in den 80er Jahren, gepaart mit sexuellem Missbrauch erzählt. Auf jeden Fall nichts für schwache Nerven, aber dennoch so lesenswert!

Das Buch konnte mich zu Beginn richtig fesseln und man war sofort mitten drin in der Story. Irgendwie hat dieser Sog aber ziemlich schnell abgenommen und die Protagonistin hat sich in meinen Augen sehr merkwürdig verhalten, sodass ich einfach keine Bindung mehr zu ihr aufrecht erhalten konnte. Was dann in der Hütte passiert ist auch irgendwie mehr als fragwürdig und irreführend, darauf gehe ich aber jetzt nicht näher ein, sonst könntet ihr euch direkt sparen das Buch zu lesen… Insgesamt für mich ein eher enttäuschendes Buch, welches zu Beginn so gut angefangen hatte, aber gegen Ende leider stark abgenommen hat. Vielleicht lag es auch an der Kürze des Buches mit nur 176 Seiten… Kann man lesen, muss man aber nicht.

Mir hat dieses Buch nicht ganz so gut gefallen wie die anderen Bücher der Autorin. Ich habe das Gefühl, dass es eine Reihe von Themen berührt, aber nicht wirklich viel davon aufgreift. Die Länge der Kapitel ist auch nicht zu kurz und nicht zu lang, sodass man einen schönen Lesefluss hat. Die Protagonisten waren mir auch sympathisch! Ich bin gespannt auf die Fortsetzungen zu lesen.

Dieses Buch ist ein sehr leises Buch. Wer also eine packend, spannende Story sucht skippt hier besser weiter. Die Erzählform, welche in "danach" und "davor" eingeteilt ist, hat mir sehr gut gefallen, auch wenn es für manche zu Beginn vielleicht etwas verwirrend sein kann. Das Buch habe ich praktisch in einem Rutsch durchgelesen und mir kam es so vor, als wenn ich die Autorin hautnah bei mir hätte. Da das Buch jedoch ziemlich emotional ist, würde ich denjenigen abraten, die nicht gut mit den Themen Tod, Verlust und Angst umgehen können. Absolut ehrlich, ergreifend und authentisch! Toll!