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Veröffentlicht am 15.09.2016

"Cash Club" von Ben Berkeley

Cash Club
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Inhalt:

Alles fing damit an, dass ein paar kalifornische Teenager einen verwegenen Plan ausheckten: Sie wollten nicht die besten Computerhacker des Silicon Valley werden, sondern die besten Geldfälscher, ...

Inhalt:

Alles fing damit an, dass ein paar kalifornische Teenager einen verwegenen Plan ausheckten: Sie wollten nicht die besten Computerhacker des Silicon Valley werden, sondern die besten Geldfälscher, die die Welt je gesehen hat. Also studierte Brian Informatik an der Stanford University. Josh machte eine Ausbildung zum Drucker in Deutschland, Alex knöpfte in Atlantic City Kontakte zur Glücksspielmafia, und Stan ging zur Bundespolizei. Und dann passiert das Unfassbare: Aus einem größenwahnsinnigen Teeagertraum wird Realität. Der Cash Club ist geboren. Die vier Freunde drucken täuschend echte Dollarblüten in unglaublichen Mengen.
So viel Falschgeld bleibt nicht unentdeckt. Die US-Notenbank und das FBI eröffnen die Jagd auf die besten Geldfälscher der Welt.

Eindruck:

Die Leseprobe konnte nicht nur halten was sie verspricht, sondern die Erwartungen noch um ein Vielfaches übersteigen.
Ben Berkeley's Schreibstil ist locker, flockig und frech, so dass der Leser sofort in die Geschichte hineinschlüpfen kann. Die Vorstellung der 4 "Jungs" auf den ersten Seiten ist so klasse gelungen, dass man die Charaktere sofort aufgenommen hat.
Kurze Kapitel, die jeweils mit Monat, Jahr und Ort überschrieben sind und durch die entsprechende Person ergänzt. So weiß man gleich auf wen der Hauptteil des Kapitels gelegt ist. Sehr toll gemacht.

Die Geschichte - die auf einem realen Fall in den Vereinigten Staaten basiert - ist so frech und frisch erzählt, dass es Ben Berkeley gelingt, dem Leser Sympathien für eine Straftat und deren ausführende Personen abzuringen, was eigentlich grotesk ist. Man fiebert mit Alex, Brian, Josh und Stan mit und hofft insgeheim, dass ihr Cash Club nicht auffliegt, obwohl tief im Inneren klar ist, dass sie bestraft werden müssen und das dieser Coup auch eigentlich nur schief gehen kann.

Ganz raffiniert gemacht, wie viele Ereignisse und Entwicklungen in die Geschichte mit eingeflochten sind, die in den letzten fast 20 Jahren passiert sind, da sich das Buch über den Zeitraum 1997 bis 2015 erstreckt. So ist es gleichzeitig noch eine kleine geschichtliche Zeitreise.

Ben Berkeley ist hier ein echtes Highlight gelungen. Eine tatsächlich begangene Straftat, die sehr genial überlegt, geplant und auch ausgeführt wurde - dennoch natürlich keine PERFEKTE Tat. Er hat es geschafft, dass die Täter sich in die Herzen gestohlen haben - trotz des No-Go einer solchen Ausführung.


Fazit:
Hervorragend, raffiniert und fesselnd geschriebener Pageturner, der sich lohnt mehrfach gelesen zu werden. Nicht einmal Längen oder Langeweile auf 571 Seiten - unglaublich !
"Cash Club" hat eine absolute Leseempfehlung verdient. Und wenn ich könnte, würde ich 6 von 5 Sternen vergeben.

Veröffentlicht am 15.09.2016

"Die Zelle" von Jonas Winner

Die Zelle
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Inhalt:


Sammy ist elf und gerade mit seinen Eltern nach Berlin gezogen. Im Luftschutzbunker der alten Jugendvilla in Grunewald macht er eine verstörende Entdeckung. Ein vollkommen verängstigtes Mädchen, ...

Inhalt:


Sammy ist elf und gerade mit seinen Eltern nach Berlin gezogen. Im Luftschutzbunker der alten Jugendvilla in Grunewald macht er eine verstörende Entdeckung. Ein vollkommen verängstigtes Mädchen, nicht viel älter als er, ist dort unten in einer Zelle eingesperrt, die man mit Gummifolie ausgekleidet hat. Nur durch einen winzigen Schlitz hindurch kann er sie sehen. Am nächsten Tag ist die Zelle leer, das Mädchen verschwunden. Und für Sammy kann es dafür eigentlich nur einen Grund geben: seinen Vater.

Eindruck:

"Die Zelle" ist ein Psychothriller der ganz feinen Art. Zwar auch mit blutigen Szenen, überwiegend aber Nerven aufreibend. Dem Leser bleibt bis zum Schluss verborgen, was sich hinter der ganzen Geschichte verbirgt. Der sympathische kleine Sammy bleibt das ganze Buch über der zu schützenden arme kleine Junge, dem scheinbar der Umzug von London nach Berlin psychisch so zu schaffen macht, das er in Depressionen mit manischen Zügen verfällt.
Die Eltern beide Musiker, haben keine Zeit für die Kinder und drehen sich ausschließlich jeder um sich selbst. Der Bruder - Linus - bleibt bis zum Ende eine blasse Randgestalt - nicht weiter der Rede wert. Sammy's Vater mutiert schnell zum Unsympathen.

Was ist hier Realität ? Was Wahnvorstellung ?

Im ersten Teil - nachdem Sammy die kleine Yoki in der Zelle entdeckt - hat das Buch kleine Längen, die jedoch durch den flüssigen und fesselnden Schreibstil von Jonas Winner, nicht weiter ins Gewicht
fallen. Man ist so gefesselt und von Neugier getrieben, dass es einfach weiter gehen muss. Der zweite Teil nimmt dann rasant Fahrt auf und der Spannungsbogen dehnt sich und dehnt sich.
Für mich teilweise ein echte Herausforderung der Nerven, vor allem die Frage, was ist mit Yoki ?

Fiktion oder grausame Realität ?!

Fazit:

Ein toller Thriller mit einem intelligent ausgearbeiteten Ende. An vielen Stellen hatte ich Herzklopfen und Gänsehaut, an anderen wiederum war ich fassungslos - so wie es bei einem Thriller eben sein soll.
"Die Zelle" kann ich jedem Fan dieses Genres empfehlen !

Veröffentlicht am 15.09.2016

"Eidergrab" von Volker Streiter

Eidergrab
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Inhalt:

Eiderstedt 1846: Dina Martensen soll nach dem Verbleib einer jungen Milchmagd forschen, von der jede Spur fehlt. Die Gendarmerie nimmt den Fall zunächst nicht ernst, doch dann wird eine Tote in ...

Inhalt:

Eiderstedt 1846: Dina Martensen soll nach dem Verbleib einer jungen Milchmagd forschen, von der jede Spur fehlt. Die Gendarmerie nimmt den Fall zunächst nicht ernst, doch dann wird eine Tote in der Marsch gefunden. Ist sie die Vermisste? Als wenig später ein weiteres Verbrechen geschieht, beginnt für Dina ein Wettlauf gegen die Zeit.
Ein mutige Friesin ermittelt in einem dramatischen Kriminalfall im Schleswig-Holstein der Biedermeier-Zeit.

"Ein kalter Meereswind zog über die Marsch. Die Herren, die sich zu dem Körper hinunterbeugten, fröstelten und drückten ihre Hüte fester. Einige Arbeiter hielten sich abseits und sahen neugierig zu
der dunkel gekleideten Gruppe hinüber, zu der auch ein Uniformierter gehörte. Auch wenn der Wind böig blies, lag der Geruch des Todes in der Luft."


Eindruck:

Ein historischer Krimi der ganz leise, dafür aber umso spannender daher kommt und nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Toll recherchiert und aufgebaut, wunderschön die beschriebene Landschaft und klasse die angepasste Sprache der Zeit.
Sehr schön, die deutlich gemachten Unterschiede zwischen arm und reich, Brotherr und Gesinde sowie der damals doch unterkühlte und distanzierte Umgang zwischen Mann und Frau.
Anspruchsvoll aber leicht zu lesen und bis zum Schluss ein großer Raum für Spekulationen.
Ein Roman mit Spannung bis zur letzten Seite ohne eine einzige Länge zu haben oder langweilig zu werden.


Fazit:

Volker Streiter hat hier einen historischen Küstenkrimi geschrieben der nur einen einzigen Wunsch offen lässt - mehr davon !
"Eidergrab" kann ich jedem Freund von Kriminalromanen mit historischem Hintergrund empfehlen.