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Veröffentlicht am 15.09.2016

"Zeichen der Zeit" von Christoph Schriering

Zeichen der Zeit
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Inhalt:
Sachsen um 1830. In den Städten rattern bereits die ersten Maschinen, das Bürgertum ist die treibende Kraft der Gesellschaft, und von der Wissenschaft erhofft man sich die Gesundung der Menschheit. ...

Inhalt:
Sachsen um 1830. In den Städten rattern bereits die ersten Maschinen, das Bürgertum ist die treibende Kraft der Gesellschaft, und von der Wissenschaft erhofft man sich die Gesundung der Menschheit. Auf dem Land aber herrscht noch immer das Mittelalter. Der Frondienst lässt den Bauern kaum das Nötigste, die Gesetze der Zünfte erwürgen den Fortschritt, und in den Bergen essen die Tagelöhner Kastanien und Brot aus gemahlener Rinde, um überhaupte etwas im Magen zu haben. Ein Kind zählt hier weniger als eine Ziege im Stall.
Vor diesem Hintergrund: Die Biographien dreier Jungen. Jeder hat eine andere Begabung. Jeder scheint dazu bestimmt, Großes zu schaffen. Aber keiner wirkt stark genug für ein Leben in dieser rauen Welt.

"Zeichen der Zeit" ist ein Roman aus einer der spannendsten Epochen der deutschen Geschichte. Die Themen sind die großen Fragen der Zeit. Gibt es Gerechtigkeit? Wohin führt uns der Fortschritt? Was ist Schönheit? Wie wird der Mensch eins mit sich und der Schöpfung? Die Antworten haben auch nach zweihundert Jahren nichts von ihrer Aktualität eingebüßt!

Eindruck:
"Zeichen der Zeit" gibt einen Eindruck auf einen Teil der Geschichte Dresdens nach dem Krieg. Hunger, Kälte, Armut, Hoffnungslosigkeit und die Ohnmacht sich gegen die Obrigkeit aufzulehnen, lassen die Menschen dahin siechen. Obwohl in den Städten der Fortschritt voranschreitet, haben die Menschen auf dem Land keine Arbeit und somit kein Geld für ein menschenwürdiges Leben. Der tägliche Kampf um einen Bruchteil des Nötigsten zu ergattern ist so dramatisch und schonungslos geschildert, das es einem die Tränen in die Augen treibt. Brutalität und Züchtigungen gegenüber Gefangenen, Kindern und psychisch Kranken eindringlich beschrieben, dass man die Schmerzen förmlich am eigenen Leib spüren kann.
Aber nicht nur die traurigen, dramatischen und schmerzvollen Seiten finden hier Erwähnung. Die Gier und der Hunger der drei überaus begabten Jungen wird interessant und spannend erzählt herausgearbeitet. Jeder mit seinem eigenen Talent ausgestattet und aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten und Familienverhältnissen stammend und dennoch führen ihre Wege sie zusammen. Freundschaften entwickeln sich, bis letztlich doch jeder der 3 seinen eigenen Weg gehen muss, um die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu bewältigen.

Fazit:
"Zeichen der Zeit" hat mich gepackt von Anfang bis Ende. Wunderschöne deutsche Sprache, mit Liebe zum Detail beschriebenes Dresden um 1830 und die Beschreibung des Fortschritts, der für uns heute so selbstverständlich ist, haben mich mitgenommen auf eine erschütternde aber dennoch schöne Reise.

Und ich denke, dass die Fragen nach Gerechtigkeit, Fortschritt, Schönheit und Schöpfung heute aktueller sind denn je.

Für jeden, den Historie ohne trockene Geschichtszahlen verpackt in eine spannende tolle Rahmenhandlung interessiert eine absolute Empfehlung die in keiner Bücherwand fehlen sollte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

"Das Cafe zwischen Himmel und Erde" von Max Lucado

Das Café zwischen Himmel und Erde
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Inhalt:
Chelsea Chambers steht vor den Trümmern ihrer Ehe. Nachdem ihr Mann Sawyer sie betrogen hat, will sie sich und ihren Kindern eine neue Existenz aufbauen: Sie eröffnet das gemütliche Cafè ihrer ...

Inhalt:
Chelsea Chambers steht vor den Trümmern ihrer Ehe. Nachdem ihr Mann Sawyer sie betrogen hat, will sie sich und ihren Kindern eine neue Existenz aufbauen: Sie eröffnet das gemütliche Cafè ihrer Großmutter wieder. Doch die Konkurrenz ist groß und das Cafè läuft schlecht - bis überraschend ein kostenloser Internetzugang installiert wird, über den jeder Besucher Gott genau eine Frage stellen kann, die sofort beantwortet wird. Und plötzlich rennen die Kunden Chelsea die Tür ein...

Meinung:
Ein wunderschön gestaltetes Cover wie ein perfekter Cappuccino - in dunkelbraun mit perfekt aufgeschäumter wolkenweisser Milch. Verbunden mit einer zauberhaften Illustration auf altrosa Untergrund, erinnert es an ein "Frühstück bei Tiffany".
Max Lucado hat eine Geschichte geschrieben um Tradition, ein altes Familiengeheimnis, Vergebung und Vertrauen in Gott.


"...Wer nur den lieben Gott lässt walten und hoffet auf ihn allezeit,
den wird er wunderbar erhalten, in aller Not und Traurigkeit..."
(Ev. Gesangbuch EG 369 - Georg Neumark 1657)

Chelsea hat scheinbar ihren Glauben an Gott und ihre Schutzengel verloren. Sie trägt die Verbitterung über ihren Vater und die tiefe Verletzung durch den Betrug ihres Ehemannes mit sich herum. Eine Last die sie zur Gefangenen in sich selbst macht. Aber sie muss einen Neuanfang wagen - für ihre Kinder und für sich selbst. Mit der seelischen Unterstützung ihrer Schwester versucht sie das alte Cafè ihrer Großmutter und Mutter wieder zu eröffnen. In scheinbar aussichtsloser Situation tritt Manny in ihr Leben... und die Dinge nehmen ihren himmlischen Lauf.
Spät aber rechtzeitig erkennt Chelsea, dass Gott da ist, immer schon an ihrer Seite war, und immer bleiben wird.

Fazit:
Vergeben ist schwer, manchmal scheint es zu schwer. Wir sollten auf unsere Schutzengel vertrauen, dass sie uns den richtigen Weg weisen. Sie lassen uns nicht fallen und wir sind niemals allein. Wenn es schwer fällt, das zu begreifen, sollte man sich "Das Cafè zwischen Himmel und Erde zur Hand" nehmen. Es macht Mut und öffnet das Herz für die wesentlichen Dinge.
Wunderschön und liebevoll geschrieben, mit der Gefahr eine Überdosis Cappuccino und Cupcakes während des Lesens zu sich zu nehmen :)

Veröffentlicht am 15.09.2016

"1888" von Thomas Beckstedt

1888
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Inhalt:
Wien 1888
Die Zeitungen berichten über die Toilette der adeligen Damen und den Gesundheitszustand des Kaiser. Eine Prostituierte wird brutal ermordet, dann ein bekannter Arzt. Dessen Kollege Dr. ...

Inhalt:
Wien 1888
Die Zeitungen berichten über die Toilette der adeligen Damen und den Gesundheitszustand des Kaiser. Eine Prostituierte wird brutal ermordet, dann ein bekannter Arzt. Dessen Kollege Dr. Richard Rollet beteuert seine Unschuld. Und wird doch zum Tode durch den Strang verurteilt.
Nur Kriminalinspektor Johann de Vries glaubt nicht an die Schuld des angesehenen Mediziners und ermittelt gegen den Willen seiner Vorgesetzten in jenen Kreisen der Wiener Gesellschaft, die der Bezeichnung "die Besten" nicht immer gerecht werden.
London 1922
Ein rätselhaftes Paket mit indischem Postempel birgt die Tagebuchaufzeichnungen des mutmaßlich Doppelmörders Dr. Richard Rollet, der eine Prostituierte und einen Arzt brutal ermordet haben soll. Der Adressat Georg, der in ziellosem Müßiggang die Schrecken des Großen Krieges zu vergessen such, taucht in das verworrene und bruchstückhafte Manuskript ein, um es zu einem Buch zu formen, um dem Leben und den Erlebnissen des Autors nachzuspüren und den grauenhaften Geschehnissen auf den Grund zu gehen. Seine Recherchen führen ihn zurück in den Ursprung, nach Wien, wo die Zeit viele, jedoch nicht alle Spuren ausgelöscht hat. Immer stärker verweben sich die Schicksale der beiden Männer, immer rauschhafter verstrickt sich Georg in die Welt des Richard Rollet, und immer deutlicher tritt aus den Nebeln der Vergangenheit eine Frau hervor:
Maria, mit dem Engelsgesicht und den grünen Augen.

Eindruck:
Eine atmosphärisch, düstere und sehr dicht gesponnene Geschichte. Der Autor nimmt den Leser mit in das historische Wien und London und gibt Einblicke in schaurige, kranke und abgrundtiefe menschliche Seelen, verpackt in die Tagebücher eines mutmaßlichen Doppelmörders und erzählt in verschiedenen Zeitebenen. Detailliert und bildlich schön beschriebene historische Schauplätze, erzählt in wunderschöner den jeweiligen Zeiten angepasster Sprache, jedoch niemals verschnörkelt oder abgehoben.

Fazit:
Ein toller Debütthriller, dem man anmerkt, wieviel Arbeit, Liebe und Recherche Thomas Beckstedt in dieses Buch gesteckt hat. Er traut seinem Leser eine Menge an Konzentration und Verständnis zu, sich auf diese Reise einzulassen. Spannung und positive Verwirrung bleibt bis zum Schluss erhalten.
Jedoch war für mich das letzte Kapitel an einer Stelle nicht greifbar, was aber durchaus meiner mangelnden Fantasie oder Glauben entspringen könnte.
Trotzdem aber ein sehr empfehlenswerter Thriller und ein Schätzchen für jede Bücherwand.

Veröffentlicht am 15.09.2016

"Liontu" von Kay Linn

Liontu
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Inhalt:

Liontu rettet seinen Reiter Georg während der Schlacht vor dem Tod. Ein mysteriöser Soldat findet den verletzten Georg und bringt ihn zu den Geschwistern Jonas und Ianthe. Die verwaisten Geschwister ...

Inhalt:

Liontu rettet seinen Reiter Georg während der Schlacht vor dem Tod. Ein mysteriöser Soldat findet den verletzten Georg und bringt ihn zu den Geschwistern Jonas und Ianthe. Die verwaisten Geschwister leben tief im Wald. Ianthe pflegt Georg gesund und verliebt sich in ihn. Doch bis dahin ahnt niemand, welches Geheimnis Georg mit sich trägt.
Wird Georg in sein altes Leben zurückfinden?

Meinung:
Ein bezauberndes, gefühlvoll geschriebenes Märchen mit historischem Hintergrund, der allerdings nicht im Fokus dieses Buches steht.
Die Autorin hat Figuren geschaffen, mit denen man leidet, liebt, lebt und kämpft. Eine Welt in die man eintaucht und darin gefangen ist, von der ersten bis zur letzten Seite, jedoch zu keinem Zeitpunkt kitschig, überzogen oder irreal erscheint.
Auf historische Daten, Fakten und Orte kann dieses Buch sehr gut verzichten, weil die Geschichte, Personen und Orte so sensibel beschrieben sind, das der Leser hinein getragen wird. Unterstützt durch die fantastischen Zeichnungen der Autorin selbst, sind einzelne Szenen sehr gut vorstellbar.

Es bleibt der eigenen Vorstellungskraft und Fantasie überlassen, ob sich diese Geschichte so zugetragen hat.

Fazit:
"Liontu" - zu keinen Zeitpunkt langweilig und wahnsinnig einfühlsam. Ich vergebe 5 Sterne und hoffe auf mindestens eine Fortsetzung.
Sehr empfehlenswert !

Veröffentlicht am 15.09.2016

"Die Gestirne" von Eleanor Catton

Die Gestirne
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Inhalt:
Walter Moody kommt in einer Hafenstadt Neuseelands an. Checkt in einem Hotel ein und stört scheinbar eine Versammlung von 12 Männern. Als einer der Männer Walter Moody in ein Gespräch verwickeln ...

Inhalt:
Walter Moody kommt in einer Hafenstadt Neuseelands an. Checkt in einem Hotel ein und stört scheinbar eine Versammlung von 12 Männern. Als einer der Männer Walter Moody in ein Gespräch verwickeln kann, erfährt dieser von nicht gelösten Verbrechen.
Ein reicher Mann ist verschwunden, ein Hure hat versucht sich das Leben zu nehmen, ein Vermögen ist nicht mehr aufzufinden und ein Säufer ist gestorben.

Meinung:
In dem Moment als Walter Moody das Hotel betrifft, ist der Leser mittendrin in einem Geflecht aus Mord, Gier, Eifersucht und Habsucht. Das Ganze vor dem Hintergrund des Goldrausches in Neuseeland im 19. Jahrhundert. Undurchsichtige Charaktere die einen fassungslos zurücklassen, Schicksale die einem manche Träne ins Auge drücken und die dauernde Frage, was ist Walter Moody während seiner Überfahrt Schreckliches passiert.
Die einzelnen Personen sind authentisch, greifbar, lebendig und unterschiedlich, so dass jeder Leser seine persönlichen Sympathieträger und/oder erklärten Unsympathen findet, mit denn er mitfühlt, mitfiebert, mitleidet und wenn er glaubt, das eine Geheimnis ist gelüftet tun sich die nächsten zwei als Folge wieder auf.

Wunderschön ist der Schreibstil und wahnsinnig raffiniert die Einteilung in 12 Teile, Sternzeichen und Planeten, was "Die Gestirne" zu etwas ganz Besonderen machen.
Es erfordert schon einige Konzentration die Zusammenhänge zwischen den Personen und den zugeordneten Sternzeichen und Planeten zu erfassen.
Unterstützung hat der Leser dafür durch die "Überschriften", die ziemlich genau wiedergeben, wer in dem jeweiligen Kapitel beteiligt ist und was passieren wird.

Fazit:
Ein raffiniert und sehr intelligent ausgearbeiteter Roman, der an Spannung und Emotionen nichts offen lässt. Kein Buch zum einfach mal eben herunterlesen, aber zum eintauchen in einen Kriminalfall in einer anderen Zeit. "Die Gestirne" wird mit Sicherheit eines meiner Lieblingsbücher und bleibt auch nicht einmalig gelesen. und garantiert bleibt auch beim 2. oder 3. lesen der "Wow-Effekt"
Grandios, fantastisch, einmalig !!!