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Veröffentlicht am 08.12.2018

Würdiges Finale der Louisiana-Trilogie

Am Ufer des Ruhms
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Einleitung und Zusammenfassung:

Der dritte und damit letzte Teil von Gwen Bristows Louisiana-Trilogie spielt kurz vor Beginn des zweiten Weltkriegs. Kester Larne, Erbe der Ardeith-Plantage, heiratet Eleanor ...

Einleitung und Zusammenfassung:

Der dritte und damit letzte Teil von Gwen Bristows Louisiana-Trilogie spielt kurz vor Beginn des zweiten Weltkriegs. Kester Larne, Erbe der Ardeith-Plantage, heiratet Eleanor Upjohn. Bald stellt die nüchterne, aber ehrgeizige Eleanor jedoch fest, dass die Plantage hoch verschuldet ist und das junge Paar kurz davor steht, alles zu verlieren. Im Kampf gegen die Schulden leidet Eleanor nicht nur unter den politischen Spannungen Europas, sondern auch unter der Moral Kesters.

Meinung:

Der Roman l:äuft, im Vergleich zu seinen Vorgängern, schleppender an. Doch wo er anfangs langwierig ist, wird er ab der Mitte umso spannender. Mit Eleanor und Kester treffen zwei Charaktere aufeinander, die kaum gegensätzlicher sein können. Die vollkommen unterschiedliche Erziehung der beiden Protagonisten, die im Laufe der Geschichte immer wieder zu Konflikten und Problemen zu führen scheint, macht den besonderen Charm des letzten Romans aus. Dabei ist Eleanor die wohl interessanteste und beeindruckendste Protagonistin der gesamten Trilogie, vielleicht weil sie eine erstaunlich unabhängige, ideen- und erfolgreiche Frau ist, vielleicht aber auch, weil sie dadurch in der Welt ihres Ehemanns wie ein Fremdkörper wirkt. Obwohl der Roman in der Zeit des ersten Weltkriegs spielt, spielt die Historie nur eine nebensächliche Rolle. Die Protagonisten werden vom Zeitgeschehen erstaunlicherweise wenig beeinflusst. Ihre Schicksalsschläge, und die Spannung des Romans, ergeben sich hauptsächlich aus dem Miteinander Kesters und Eleanors. Für einen historischen Roman weist „Am Ufer des Ruhms“ wenige historische Elemente und Fakten auf. Gerade das macht die Geschichte jedoch auch authentisch – Eleanor und Kester nehmen, im fernen Amerika, die politischen Spannungen und den Krieg nur am Rande wahr, da beides ihr Leben kaum beeinflusst. Bristows Schreibstil ist aus heutiger Perspektive vermutlich nicht mehr als modern zu bezeichnen, da der Roman jedoch zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielt, macht auch das Teil seines Charmes aus.

Fazit:

Insgesamt ist „Am Ufer des Ruhms“ ein wunderbares Finale der Louisiana-Trilogie und ein unterhaltsamer Roman für jeden, der das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Protagonisten und historischem Einfluss schätzt. Wer sich vom schleppenden Einstieg nicht entmutigen lässt und nach den ersten Kapiteln am Ball bleibt, wird mit einem spannenden Geschichtsverlauf am Ende belohnt und wünscht sich, dass der Trilogie ein vierter Teil folgt.

Veröffentlicht am 28.12.2017

Ein durchweg spannender Start in die Auswandersaga

Das goldene Ufer
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"Das goldene Ufer" von Iny Lorentz hat mich vom ersten Augenblick an gefesselt! Die Handlung ist außerordentlich spannend, obwohl man das Ende des Romanes, der der Start der Auswandersaga ist, als Leser/in ...

"Das goldene Ufer" von Iny Lorentz hat mich vom ersten Augenblick an gefesselt! Die Handlung ist außerordentlich spannend, obwohl man das Ende des Romanes, der der Start der Auswandersaga ist, als Leser/in durchaus erahnen kann. Der Weg zum Ziel, zum Auswandern, vollzieht viele unerwartete Wendungen. Die Hauptcharaktere, die ihre Leser/innen bereits auf den ersten Seiten in ihren Bann ziehen, müssen sich vielen unerwarteten Hindernissen stellen und viele Herausforderungen meistern. Gerade das macht die Spannung des Werkes aus - der Weg ist das Ziel.

Historisch gesehen illustriert Iny Lorentz' Roman detailreich und anschaulich ein europäisches 19. Jahrhundert, in dem Demokratie noch eine ferne Wunschvorstellung ist und das Volk unterdrückt wird, sofern es nicht dem Adel angehört. Wer sich im späteren Verlauf der Reihe an das erste Buch erinnert, sieht, wie herausragend Iny Lorentz den Unterschied zwischen Europa und Amerika im 19. Jahrhundert darstellt.

Eine willkommene Abwechslung im Iny Lorentz-Universum: Im Gegensatz zu vielen anderen ihrer historischen Romanen steht ein männlicher Protagonist im Vordergrund der Romanreihe. Das macht das Buch zu einer kleinen Besonderheit unter den vielen, ähnlichen, weiblicen Heldinnen in ihren Romanen.

"Das goldene Ufer" ist ein wunderbares, historisches Lesevergnügen, das wie im Flug vergeht.

Veröffentlicht am 28.12.2017

Gelungene Übersicht über die geopolitischen Verflechtungen unserer Welt

Die Macht der Geographie
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Tim Marshalls "Die Macht der Geographie" bietet auf seinen knapp 300 Seiten eine gute, gelungene Übersicht über internationale und aktuelle Geopolitik in zehn verschiedenen Regionen unserer Welt.

Das ...

Tim Marshalls "Die Macht der Geographie" bietet auf seinen knapp 300 Seiten eine gute, gelungene Übersicht über internationale und aktuelle Geopolitik in zehn verschiedenen Regionen unserer Welt.

Das Buch richtet sich in meinen Augen besonders an Einsteiger/innen und Leser/innen wie mich, die sich bisher noch nicht ausgiebig mit geo- und außenpolitischen Themen befasst haben. Einem Experten würde das doch recht knapp gehaltenen Werk unter Umständen nicht viele neue Erkenntnisse bringen.

Entgegen des Titels spielen nicht ausschließlich die Geographien unterschiedlicher Regionen eine Rolle. Insbesondere in den Kapiteln zu Afrika, Lateinamerika oder dem Nahen Osten spielen auch historische Faktoren, darunter natürlich der europäische Kolonialismus eine große Rolle in den Ausführungen des Autors. Die Geographie wird in einigen Kapiteln (Westeuropa, Afrika oder Russland) mehr als in anderen (darunter Korea & Japan) betrachtet, bietet aber solide Erklärungen für aktuelle, aber auch historische, politische Geschichte.Insbesondere im Kapitel über Indien & Pakistan konnte der Autor internationale Verflechtungen von nationalen Grenzkonflikten sehr deutlich und sehr interessant darstellen.

Viele Leser kritisieren die pro-amerikanische Perspektive des Buches. Geo- und Außenpolitik lässt sich sicherlich aus vielen Perspektiven betrachten und bei einer Analyse auf knapp 300 Seiten sollte jedem Leser klar sein, dass diese nicht alle beleuchtet werden können. Mir persönlich fiel die pro-amerikanische Perspektive nur an wenigen Stellen negativ, dafür aber an vielen Stellen überhaupt nicht auf.

Der Schreibstil des Autors hat mir sehr zugesagt. Tim Marshall schreibt kurzweilig und verständlich und nutzt viele aktuelle und neue Beispiele, die seine Ausführungen untermauern.

Mich hat das Buch sehr gefesselt. An einigen Stellen hätte auch ich mir natürlich mehr Ausführlichkeit gewünscht. Insgesamt bleibt es in meinen Augen jedoch eine hervorragende und gelungene Übersicht für Einsteiger in die Thematik und macht definitiv Lust, sich ausgiebiger mit Geopolitik auseinanderzusetzen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Empfehlenswerter Erfahrungsbericht über das Italien hinter dem Urlaubsparadies

Siesta italiana
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Chris Harrison, ein ordnungsliebender Australier, zieht zu Beginn des Romans zu seiner italienischen Freundin Daniela in den kleinen Ort Andrano im Stiefelabsatz Italiens. Dort lernt er das italienische ...

Chris Harrison, ein ordnungsliebender Australier, zieht zu Beginn des Romans zu seiner italienischen Freundin Daniela in den kleinen Ort Andrano im Stiefelabsatz Italiens. Dort lernt er das italienische Leben hinter der Fassade des Urlaubsparadieses mitsamt seinen Makeln, Ecken und Kanten kennen und lieben, jedoch nicht ohne den ein oder anderen Sprachpatzer oder Kulturschock..

Schreibstil:
Der Roman ist flüssig geschrieben, äußerst leicht und angenehm zu lesen und sprüht geradezu vor Witz. Chris Harrison schreibt aus der Ich-Perspektive und schafft es dadurch, seine Eindrücke aus Italien für den Leser so lebendig wie möglich werden zu lassen. Sei es in den Straßen Mailands oder am Strand Siziliens – als Leser scheint man stets im Mittelpunkt des Geschehens zu sein.

Charaktere:
Hauptcharakter ist ohne Frage Chris Harrison, der Autor selbst, der die Eindrücke seiner persönlichen Integration in Italien schildert. Er ist ordnungsliebend, regeltreu und in vielerlei Hinsicht oft überfordert mit dem italienischen Laissez-faire, dem Überschreiten von Regeln und Gesetzen oder eben der strikten Regelkonformität im Falle für ihn sinnfreien Regeln und Gesetzen. Sein Anreiz, die Heimat zu verlassen, ist seine italienische Freundin Daniela. Obwohl ihn die italienischen Eigenarten zu Beginn des Romans erstaunen, integriert er sich schnell, lernt die Landessprache und gewöhnt sich an den Umgang in seiner neuen Heimat. Da Chris Harrison selbst im Mittelpunkt der Geschichte steht, erfährt man über Daniela selbst recht wenig. Obwohl sie sehr an ihrer Heimat hängt ist sie sehr weltoffen und geht für ihren Freund auch Kompromisse ein, die gegen die Traditionen ihrer Familie sprechen. Chris und Daniela verbindet eine für den Leser sehr angenehme Beziehung, die auf Vertrauen, Respekt und Wertschätzung beruht und in der auf Drama, Höhen und Tiefen verzichtet wurde, sodass das Kernthema das Romans, nämlich der Integrationsprozess in einem anderen Land und in einer gänzlich anderen Kultur, nicht in Mitleidenschaft gezogen wird.

Zum Buch:
Siesta Italiana charakterisiert die italienische Kultur in vielen Facetten. Harrison zieht eine klare Grenze zwischen Dolce Vita, das er im Urlaub erlebte, und dem italienischen Alltag, indem er viele positive und glückliche Momente aus seiner Zeit in Italien schildert, aber auch auf Schattenseiten eingeht. Auf liebenswerte, witzige Art und Weise schildert er Korruption und Bürokratie in italienischen Behörden, den italienischen Straßenverkehr und die italienische Familie – jedoch jederzeit mit höchster Wertschätzung für seine italienischen Gastgeber. Ernster geht Harrison mit dem italienischen Nord-Süd-Gefälle um, mit dem Thema Rassismus innerhalb der italienischen Bevölkerung, der sich besonders gegen den im Süden lebenden Teil der Italiener richtet. Als Leser lernt man das Leben hinter der Fassade des Urlaubsparadieses mit jeder Seite besser kennen. Die Erfahrungen und Einschätzungen beruhen selbstverständlich auf den subjektiven Eindrücken des Autors. Ob sich jeder Süditaliener mit der Beschreibung und Charakterisierung seiner Landsleute identifizieren kann mag in Frage gestellt werden, dennoch sind die Schilderungen Harrisons in höchstem Maße unterhaltsam. Im Großen und Ganzen spielt es auch nur eine geringfügige Rolle, inwiefern die Beschreibung des typischen Italieners auf gemeinhin bekannten Klischees beruht, geht es in Siesta Italiana doch hauptsächlich um den Integrationsprozess in eine neue, andere Kultur.

Mein Fazit:
Siesta Italiana hat mich auf beinahe jeder Seite zum Lachen gebracht und mich sehr gut unterhalten. Ein empfehlenswerter Erfahrungsbericht, in dem sich jeder wiederfindet, der bereits für längere Zeit als Gast in einer fremden Kultur gelebt hat und ein wunderbarer Ratgeber für alle, die diesen Schritt zum ersten Mal gehen möchten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannende Frauenchicksale in einem interessanten Umfeld

Der letzte Harem
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"Der letzte Harem" präsentiert die Lebenswege der Freundinnen Fatima und Elisa in einem interessanten Kontext: dem letzten Harem des osmanischen Sultans Abdülhamid.

Peter Pranges Roman punktet mit einer ...

"Der letzte Harem" präsentiert die Lebenswege der Freundinnen Fatima und Elisa in einem interessanten Kontext: dem letzten Harem des osmanischen Sultans Abdülhamid.

Peter Pranges Roman punktet mit einer wunderbaren Charakterdarstellung und der Beschreibung der orientalischen Kultur.. Leser/innen erhalten umfassende Einblicke, wie sich Frauen in die muslimische Kultur innerhalb und außerdem des Harems einfügen. Elisas und Fatimas Wünsche, ihre Ziele und was sie antreibt, wie sie sich fühlen und wie sie ihre Rolle in der Gesellschaft wahrnehmen, werden hervorragend dargestellt. Leser/innen erhalten einen detaillierten Einblick in das Leben des Harems, in die Gesetze des Harems und ebenso in die Orientierungslosigkeit und Hilflosigkeit, der die Haremsfrauen in der "wirklichen Welt" ausgesetzt sind. Unter dem Gesichtspunkt, dass das Leben von Frauen in diesem Kulturkreis maßgeblich fremdbestimmt wird, lernen Leser die Feinheiten der muslimischen Kultur zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu verstehen.


Während die Schicksale von Fatima und Elisa im Fokus der Geschichte stehen, kommt der historische Aspekt zu kurz. Besonders die diplomatischen Entscheidungen, die zum Beitritt des osmanischen Reiches in den 1. Weltkrieg geführt haben, die Beweggründe, die sie auf die Seite des Deutschen Reiches gebracht haben, als auch die Klärung der Armenischen Frage, dem gerade auch politisch aktuellen Völkermord an den armenischen Einwohnern der Türkei, hätten ausführlicher beleuchtet werden können. Hier wurde das volle Potenzial der Romanthematik nicht ausgenutzt.

Obwohl ich mir mehr historischen Hintergrund gewünscht hätte, war "Der letzte Harem" ein sehr spannender und höchst unterhaltsamer Roman, den ich gerne auch ein zweites Mal lesen werde.

Die Schicksale und Wege von Fatima und Elisa, die sich nach der Auflösung des Harems allein durch die Welt kämpfen müssen, fesseln die Leser/innen bis zum letzten Wort.