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Veröffentlicht am 15.09.2016

Lebt hauptsächlich von seinen Schockmomenten

Fifty Shades of Grey - Geheimes Verlangen
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Nachdem sämtliche Freundinnen dem großen Hype um „Shades of Grey“ zum Opfer gefallen waren, habe auch ich mich vorgewagt und es gelesen – teils aus dem Bedürfnis mitreden zu können, teils aus großer Neugierde ...

Nachdem sämtliche Freundinnen dem großen Hype um „Shades of Grey“ zum Opfer gefallen waren, habe auch ich mich vorgewagt und es gelesen – teils aus dem Bedürfnis mitreden zu können, teils aus großer Neugierde auf die skandalösen SM-Passagen.

Die ersten Seiten lassen sich, besonders durch diese Neugierde, die vermutlich alle Leser/innen für dieses Buch motiviert, erstaunlich flüssig und gut lesen. Spätestens nach den ersten Malen, wo es zwischen Ana und Christian zur Sache geht, wird die Neugierde des Lesers befriedigt und als Konsequenz dessen lässt die Spannung drastisch nach, ebenso wie die Motivation zum Weiterlesen. „Shades of Grey“ lag ein ganzes Jahr in meinem Bücherregal, unmittelbar neben seinen unangetasteten Nachfolgebänden, und wartete darauf fertig gelesen zu werden.
Die Liebesgeschichte, die sich hinter den Fassaden von Doms und Subs verbirgt, ist unspektakulär und wirkt bekannt. Betrachtet man den Roman mit dem Hintergrund, das er ursprünglich eine Fanfiction zu Twilight war, ist das nicht weiter verwunderlich. Positiv hervorzuheben ist hier, dass der eigentliche Zweck der Geschichte voll erfüllt wird. Wer die Bis(s)-Reihe von Stephanie Meyer gelesen hat, wird immer wieder auf bekanntes Material stoßen: Ana erinnert stark an Bella, und Christian ist das (teils auch optische) Ebenbild des besitzergreifenden, überfürsorglichen Edwards. Gerade deswegen fehlt jedoch beiden Charakteren die Individualität. Es zeigen sich allerdings auch positive Aspekte in der Darstellung der Protagonistin, Ana. Eine 21-jährige, unerfahrene, naive, aber wunderschöne Jungfrau mag eine unrealistische Vorstellung in unserer Zeit sein, dennoch zeichnet E.L. James einen Charakter, mit dem sich viele junge Frauen identifizieren können: Das Mädchen mit dem geringen Selbstbewusstsein, das seinen eigenen Wert und seine eigenen Vorlieben kaum kennt. Das Mädchen, das vor dem Ende seines Studiums und vor einem Weg in unbekanntes Gebiet steht.

Der Roman lebt von seinen Schockmomenten, von SM-Passagen und Fesselspielen, doch darüber hinaus bietet er außer einer standardisierten Liebesgeschichte recht wenig.