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Veröffentlicht am 03.06.2023

Eine schöne Kulisse, aber auch viel verschenktes Potenzial

Die Buchhandlung in der Baker Street
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Die in Seattle lebende Valentina erfährt eines Tages, dass sie eine Buchhandlung in London von ihrer Mutter Eloise geerbt hat. Valentina weiß fast nichts über diese Frau, da sie aus ihrem Leben verschwand, ...

Die in Seattle lebende Valentina erfährt eines Tages, dass sie eine Buchhandlung in London von ihrer Mutter Eloise geerbt hat. Valentina weiß fast nichts über diese Frau, da sie aus ihrem Leben verschwand, als Valentina noch ein Kind war. In der Buchhandlung in London entdeckt sie in jedem ihrer Lieblingsbücher Nachrichten von ihrer Mutter an sie. Was Valentina nach und nach herausfindet, ist unfassbar ... Zum Glück ist Valentina bei alledem nicht allein, sondern hat Millie, die beste Freundin ihrer Mutter, an ihrer Seite ...

Ein Roman über Familie, Liebe, Bücher, aber auch über Dramen und dunkle Geheimnisse. Eine Geschichte, die so toll und vielversprechend klang, letztlich aber ziemlich hinter den Erwartungen zurückbleibt.

Die Geschichte lässt sich stets angenehm flüssig lesen, und die Kulisse, vor allem die Kombination aus Buchhandlung und Katze, fand ich toll.

Erzählt wird diese Geschichte auf zwei Ebenen: in der Vergangenheit bzgl. Eloise und in der Gegenwart bzgl. Valentina. Zunächst gefiel mir Valentinas Erzählstrang einfach besser, fand ich diesen doch atmosphärischer und die Figuren dort besser gelungen, während für meinen Geschmack in Eloises Erzählstrang alles etwas zu distanziert blieb.

Mit Eloises und Franks Aufbruch nach Amerika änderte sich dies jedoch schnell; Frank ist dort wie ausgewechselt. Nun besticht dieser Erzählstrang durch seine mysteriöse Grundstimmung. Was hat es bspw. mit diesem Hut auf sich; mit Franks früherer Frau; und welche Rolle spielt die Haushälterin, und was weiß sie? -Eloises Erzählstrang wurde zunehmend spannender, während Valentinas Erzählstrang mehr oder weniger vor sich hinplätscherte.

Mir persönlich war es einfach zu viel von allem: zu oberflächlich, zu viel Drama, zu viel Zufall, zu viel Kitsch. Am Ende zu rosarot, zu viel Friede-Freude-Eierkuchen. Es passt einfach nicht so recht zum ganzen Rest.

Was mich am meisten stört: so viele Dinge, die nur angekratzt, dann aber im Sande verlaufen lassen wurden; die als eine Art Schlüsselszene dargestellt wurden, dann aber überhaupt keine Rolle mehr spielten! Unverständlich, warum die Autorin sie überhaupt einbaute. Denn so bleiben am Ende nur viel zu viele offene Fragen - und der Leser bleibt völlig unbefriedigt zurück.

Was hatte es etwa mit dem Tod von Franks erster Frau auf sich? War es ein Unfall oder doch mehr? War die Haushälterin nun gut oder böse? Was wusste sie wirklich? Und warum in aller Welt wurde dieser Hut überhaupt erwähnt und so mysteriös dargestellt, wenn wir nie wirklich erfahren, was es mit diesem Hut und dieser Frau, der er früher gehörte, auf sich hat; warum er Frank so triggert??? Auch bzgl. Frank selbst bleiben Fragen offen. Über die wirklich wichtigen Dinge verliert die Autorin leider kein Wort mehr. Man kann als Leser nur Mutmaßungen anstellen. Überhaupt frage ich mich bis zuletzt: Warum handeln diese Figuren nur so und nicht anders? Warum stellen sie nie Dinge in Frage? Das gilt gerade bzgl. Valentina und Eloise und Franks Verhalten.

Die Geschichte an sich ist sehr dramatisch und berührend. Die Grundidee ist gut; sie hat so viel Potenzial! Leider nutzt die Autorin es nicht aus. Insgesamt ein netter Roman, der aber leider seine Schwächen hat. Wirklich fesseln, packen, begeistern und überzeugen konnte "Die Buchhandlung in der Baker Street" mich leider nicht. Doch wer diese Art von Geschichten mag und über die erwähnten Dinge hinwegsehen kann, der wird den Roman dennoch gerne lesen.

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Veröffentlicht am 17.05.2023

Gewohnt gut

Damit mein Leben neu beginnt
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Im Auftakt ihrer neuen Reihe führt Jody Hedlund den Leser ins 19. Jahrhundert und in den Wilden Westen: Greta hat über ein Zeitungsinserat einen älteren, wohlhabenden Mann kennengelernt, den sie heiraten ...

Im Auftakt ihrer neuen Reihe führt Jody Hedlund den Leser ins 19. Jahrhundert und in den Wilden Westen: Greta hat über ein Zeitungsinserat einen älteren, wohlhabenden Mann kennengelernt, den sie heiraten will. Sie tut dies vor allem, um ihrer kleinen Schwester Astrid helfen zu können, die an Schwindsucht leidet. Kurz vor dem Ziel wird die Postkutsche überfallen, zudem scheint ihr zukünftiger Ehemann nicht mehr am Leben zu sein. -Greta und Astrid finden sich also ohne Mann und ohne Geld in der kleinen Goldgräberstadt Fairplay wieder. Der junge, attraktive Wyatt McQuaid bietet sich schnell an, sie zu heiraten. Was Greta aber nicht weiß: Wyatt handelt nicht uneigennützig - er braucht dringend Geld für seine Farm und seine Rinderzucht. Das bekommt er vom Bürgermeister, wenn er Greta heiratet, eine Familie mit ihr gründet und so dazu beiträgt, Fairplay zu einem familienfreundlichen Ort zu machen ... Ob das gutgeht?

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Jody Hedlund schreibt wieder gewohnt bildhaft und atmosphärisch, sodass man diese Geschichte schon deswegen einfach gerne liest. Sie schafft es, das Leben im Colorado-Territorium in der Mitte des 19. Jahrhunderts wieder lebendig werden zu lassen.

Auch die Figuren haben mir sehr gut gefallen. Die Kulisse war gerade für mich, die ich sonst weit überwiegend christliche historische Romane mit Schauplatz England lese, eine willkommene Abwechslung und auch dadurch sehr reizvoll.

Viele Dinge, etwa die Sache mit Greta und Wyatt oder auch der Verlauf bzgl. Astrid, sind recht vorhersehbar. Das stört jedoch nicht weiter, zumal es auf dem Weg dahin auch die ein oder andere Verwicklung gibt.

Gerade auch die Annäherung zwischen Greta und Wyatt ist wunderschön geschrieben und sehr gelungen.

Am Ende sind die beiden doch vielleicht noch nicht ganz so weit wie erhofft, sodass der Leser darauf hofft, auch im weiteren Verlauf der Reihe noch etwas über sie zu lesen, wenngleich dort natürlich andere Figuren im Mittelpunkt stehen werden.

Das christliche Element ist diesmal für meinen Geschmack recht dezent vorhanden, jedoch stets stimmig eingewoben.

Insgesamt ein schöner Auftakt dieser neuen Reihe, der dem Leser ein paar schöne Lesestunden schenkt und die Vorfreude auf die Folgebände weckt.

Für Liebhaber christlicher historischer Romane sind Jody Hedlund und "Damit mein Leben neu beginnt" definitiv empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 09.05.2023

Toller Auftakt

Sturmjahre
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Der Auftakt der fünf Bände umfassenden Sturmjahre-Saga: Die Geschichte beginnt im Schottland des Jahres 1917. Eigentlich lebt die junge Bonnie hier zusammen mit ihrer Familie, doch seit Beginn des Ersten ...

Der Auftakt der fünf Bände umfassenden Sturmjahre-Saga: Die Geschichte beginnt im Schottland des Jahres 1917. Eigentlich lebt die junge Bonnie hier zusammen mit ihrer Familie, doch seit Beginn des Ersten Weltkrieges arbeitet sie als Krankenschwester in London, wo sie sich um verletzte Soldaten kümmert. Eines Tages wird auch ihr Bruder Archie eingeliefert - zusammen mit dessen Kameraden Connor. Zwischen Bonnie und Connor entwickeln sich schnell zarte Gefühle, doch auch nach der Rückkehr in ihre Heimat Schottland sind sie vor den dunklen Schatten der Vergangenheit nicht sicher ...

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Der Krieg nimmt sehr viel Raum ein in diesem Auftaktband, was mitunter ziemlich an die Substanz geht - doch ich persönlich bin da eher zart besaitet, sodass dieser Eindruck sehr subjektiv ist. -Und es war ja klar, dass der Krieg und alles, was dazu gehört, eine zentrale Rolle spielen wird.

Es ist wie angekündigt sehr dramatisch und emotional.

Ansonsten kommt man schnell in dieser Geschichte an, und die Figuren, die Kulisse und die Atmosphäre haben mir sehr gut gefallen.

Es ist eine schöne Mischung aus Weltkriegsroman, historischem Roman, Familiengeschichte, Liebesgeschichte, die auch gut geschrieben ist und sich absolut angenehm und flüssig lesen lässt.

Es ist nicht nur dramatisch und traurig, sondern die Autorin setzt auch immer wieder Gegengewichte, sodass man diesen Auftakt insgesamt sehr gerne liest und sich auf die Folgebände freut.

Absolut lesens- und empfehlenswert für alle, die historische Romane, Familien- und Liebesgeschichten sowie Schottland lieben und auch noch mehr über das Leben während des Ersten Weltkrieges und über die Spanische Grippe erfahren möchten.

Ich freue mich sehr auf Band 2, der im Herbst erscheinen wird!

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Veröffentlicht am 09.05.2023

Absolut lesenswert!

Mrs. Dalloway
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Ich habe kürzlich ein paar Bücher über Virginia Woolfs Leben gelesen, aber noch keines ihrer Werke - so kam Mrs. Dalloway wie gerufen!

Die Handlung spielt im Sommer des Jahres 1923; Clarissa Dalloway ...

Ich habe kürzlich ein paar Bücher über Virginia Woolfs Leben gelesen, aber noch keines ihrer Werke - so kam Mrs. Dalloway wie gerufen!

Die Handlung spielt im Sommer des Jahres 1923; Clarissa Dalloway trifft unerwartet wieder auf Peter Walsh, dessen Heiratsantrag sie vor über 30 Jahren abgelehnt hatte. Und plötzlich fragt sie sich, ob sie sich damals richtig entschieden hat ... Doch in diesem Werk steckt noch so viel mehr!

Psychische Krankheit und Kritik an der damaligen Gesellschaft spielen eine große Rolle - gerade Ersteres prägte auch Virginia Woolfs Leben, sodass in diesem Werk auch viel von Virginia Woolf selbst steckt. Das fand ich sehr interessant.

Der Erzählstil ist neu, gewöhnungsbedürftig, damals wohl experimentell. Das Innenleben der Figuren steht im Mittelpunkt und wird nach außen gekehrt. Es geht definitiv mehr um Gedanken als um Handlung. Dadurch erlebt man "Mrs. Dalloway" sehr intensiv, wenngleich dies natürlich auch etwas anstrengend ist, zumal die Figuren und deren Gedanken immer wieder ineinanderzufließen scheinen. -Noch anstrengender empfand ich aber die Tatsache, dass es vorliegend keinerlei Absätze o.Ä. gibt; das hätte die Lektüre angenehmer gemacht.

Im Außen geht es um ganz alltägliche Dinge, aber im Innen geht es um ganz grundlegende und bedeutende Dinge. Virginia Woolf zeichnet hier die gesamte Gesellschaft im England der damaligen Zeit.

Insgesamt ist "Mrs. Dalloway" hochinteressant, auch bis heute aktuell, und absolut lesenswert. Und aus all diesen Gründen hätte ich mir auch ein fundiertes Nachwort gewünscht, das leider nicht enthalten ist. -Ich werde nun selbst recherchieren und das Werk dann ein zweites Mal lesen, da ich sicher bin, dass sich dies absolut lohnen und man dieses Buch dann nochmal mit ganz anderen Augen lesen und sehen wird.

Fazit: Ein Werk, auf das man sich einlassen und dem man Zeit geben muss, denn der Einstieg fällt nicht leicht. Doch wenn man einmal angekommen ist, dann kann man wirklich genießen. "Mrs. Dalloway" ist völlig zu Recht einer der bedeutendsten britischen Romane und wirklich zeitlos!



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Veröffentlicht am 29.04.2023

Großes Leid und große Freude ...

Wenn ein neuer Tag anbricht
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England im Jahre 1903: Maggie Lounsbury lebt mit ihrer kleinen Schwester Violet bei ihrer Großmutter, nachdem ihre Eltern und ihre andere Schwester bei einem Bootsunglück ums Leben kamen. Maggie wird auch ...

England im Jahre 1903: Maggie Lounsbury lebt mit ihrer kleinen Schwester Violet bei ihrer Großmutter, nachdem ihre Eltern und ihre andere Schwester bei einem Bootsunglück ums Leben kamen. Maggie wird auch Jahre später das Gefühl nicht los, dass es sich hierbei um mehr als nur um einen Unfall handelte ...

Dies alles verstärkt sich, als ihr Kindheitsfreund Nate Harcourt zurückkehrt, um nach dem Tod seines Vaters fortan Morningside, das Anwesen der Familie, zu leiten. Denn die Harcourts könnten eine entscheidende Rolle bezüglich des Schicksals ihrer Familie spielen ... wird Maggie noch aufklären können, was sich damals wirklich ereignet hat? Und wie wird sich dies auf sie und Nate auswirken? Kann und wird Gott diesen beiden Menschen den richtigen Weg weisen?

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"Wenn ein neuer Tag anbricht" ist ein überaus bildhaft und atmosphärisch erzählter, sehr angenehm zu lesender christlicher historischer Roman, bei dem das christliche Element mit im Vordergrund steht und wirklich hervorragend integriert wurde.

Es ist eine zutiefst dramatische und bewegende Geschichte. Zu Beginn sind die Schicksalsschläge, die Maggie erleiden muss(te), schon beim Lesen kaum zu ertragen, doch glücklicherweise wendet das Blatt sich noch für sie.

Neben dem historischen und christlichen Element und der Liebe kommen auch Spannung und Gefahr nicht zu kurz.

Ich persönlich fand den Erzählstrang bezüglich der Arbeiter etwas weniger fesselnd als den Rest, und einige ganz wenige Szenen wirkten auf mich vielleicht etwas zu konstruiert (Stichwort Roland und Helen) und nicht hundertprozentig glaubwürdig. Doch das ist reine Geschmackssache.

Insgesamt ein guter und schöner christlicher historischer Roman, den ich gerne gelesen habe, und eine Autorin, auf deren weitere Werke man gespannt sein darf! Liebhabern des Genres wird "Wenn ein neuer Tag anbricht" definitiv gefallen.

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