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Veröffentlicht am 10.09.2024

Ein brisanter Fall, eine Mauer des Schweigens und eine mysteriöse Legende...

Todeskalt
7

"Todeskalt" von Nikolas Stoltz ist als Taschenbuch mit 384 Seiten bei Lübbe erschienen.
Es handelt sich hier um Band 2 der "Löwenstein & Berger - Thriller", der aber problemlos eigenständig gelesen werden ...

"Todeskalt" von Nikolas Stoltz ist als Taschenbuch mit 384 Seiten bei Lübbe erschienen.
Es handelt sich hier um Band 2 der "Löwenstein & Berger - Thriller", der aber problemlos eigenständig gelesen werden kann, da es sich um einen abgeschlossenen Fall handelt.

Der mysteriöse telefonische Hilferuf einer alten Freundin führt die Kriminalpsychologin Caro Löwenstein in ein kleines, abgeschiedenes Dorf im Taunus. Die winterlichen Temperaturen sind eisig, die Straßen wegen Schnees nahezu unpassierbar. In Oberweildorf angekommen, kann Caro ihre Freundin Melanie an der alten Burgruine nirgends finden, stattdessen stößt sie auf eine erhängte Frauenleiche und bemerkt am Fuße der Burg eine dunkle Gestalt, in einen Umhang gehüllt mit verborgenem Gesicht.
Nun ruft Caro doch Kommissar Simon Berger an, damit ihr der Kollege vor Ort zur Seite stehen kann.
Und das ist auch gut so, denn in Oberweildorf stoßen Löwenstein und Berger auf eine inkompetente und ablehnende örtliche Polizei, eine zweifelhafte Bürgerwehr, eine Mauer des Schweigens und unendlich viel Aberglauben - oder ist doch etwas dran an den Gerüchten?! Es wird jedenfalls recht brisant für Caro und sie gerät in höchste Gefahr.

Nicolas Stoltz hat einen eingängigen, flüssigen Schreibstil, der ausgesprochen unterhaltsam und mega spannend ist.
Das Setting ist klasse und es gelingt dem Autor, eine düstere und geheimnisvolle Atmosphäre zu erzeugen, die mich ganz in ihren Bann ziehen und permanent in Atem halten konnte.

Auch die sich langsam entwickelnden Nebenhandlungen erwiesen sich als bedeutsam und nach zahlreichen Wendungen und rasanten Twists sorgte das Finale bei mir für Überraschung.

Recht weit abweichend von der Realität ist allerdings erneut, dass die Ermittler recht impulsiv spontane Alleingänge unternehmen - statt gemeinsam an einer Aufklärung des Falls zu arbeiten, sind sie jeder für sich in eigener Mission unterwegs und begeben sich leichtsinnig ins Ungewisse.

Dieser zweite Band der Reihe hat mir wesentlich besser gefallen als Band 1, die Charaktere haben sich positiv entwickelt, es war deutlich packender und vor Allem schlüssiger und konnte mich somit überzeugen. Auch Darlinger, der Dritte im Ermittlerteam, ist eine sympathische und engagierte Figur, über die ich gern mehr lesen würde.
Jetzt freue ich mich auf den dritten Teil um das Ermittlerteam Löwenstein & Berger, der es ganz sicher wieder in sich haben wird!

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Veröffentlicht am 28.08.2024

Wenn der Wissenschaftler machtbesessen und ohne Skrupel ist...

Die Vollendete
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...dann erschafft er eine eigene "Kreation" - so Margrets Mann Karl, ein begnadeter Chirurg mit hoch gesteckten Karrierezielen.

Margret ist eine berühmte Pianistin und ist unheilbar an Krebs erkrankt. ...

...dann erschafft er eine eigene "Kreation" - so Margrets Mann Karl, ein begnadeter Chirurg mit hoch gesteckten Karrierezielen.

Margret ist eine berühmte Pianistin und ist unheilbar an Krebs erkrankt. Eines Tages jedoch erwacht sie - allerdings in einem fremden Körper! Ihr Mann hat ihr Gehirn in den Körper seiner Geliebten transplantiert - und noch weitere Ungeheuerlichkeiten begangen.

Andrea Becker hat einen mitreißenden Schreibstil, der mich ganz vereinnahmt hat. Neben der nahezu unglaublichen und wendungsreichen Handlung sind die einzelnen Charaktere facettenreich und eindringlich angelegt. Das "Gute" und das "Böse" sind hier ein wenig wie das Engelchen und das Teufelchen auf den Schultern, die das Gewissen in unterschiedliche Richtungen beieinflussen wollen.

Karl verfolgt einen perfiden Plan, um seine Forschung, sein Werk der Welt zu präsentieren. Machtbesessen und skrupellos tut er Dinge, die ethisch und moralisch mehr als nur fragwürdig sind.

Besonders gut gefiel mir Margrets freundin Patte, die ihr loyal und unerschütterlich zur Seite steht.

Es war erschütternd, mitzuerleben, welche Qualen der Chirurg seiner Frau zugefügt hat. Und erhebend zu lesen, dass sie sich permanent gegen ihr neues Ich wehrt...

Spannend, perfide und oft sprachlos machend - ein Thriller von Becker Books, der mir richtig gut gefallen hat!

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Veröffentlicht am 08.08.2024

Packender Reihen-Auftakt in idyllischer Umgebung!

Die Sehenden und die Toten
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"Die Sehenden und die Toten" von Sia Piontek ist als Taschenbuch mit 416 Seiten bei Goldmann erschienen und bildet den Auftakt der im Wendland angesiedelten Krimireihe um die Ermittlerin Carla Seidel.

Ein ...

"Die Sehenden und die Toten" von Sia Piontek ist als Taschenbuch mit 416 Seiten bei Goldmann erschienen und bildet den Auftakt der im Wendland angesiedelten Krimireihe um die Ermittlerin Carla Seidel.

Ein Mordfall erschüttert die dörfliche Idylle: Justus, ein 18-jähriger aus bestem Hause, wird tot auf einer Parkbank gefunden. Grausiges Detail: ihm wurden posthum seine Augen ausgestochen und durch Spiegelscherben ersetzt. KK Carla Seidel und ihr Team stoßen bei ihren Ermittlungen schnell auf ein mysteriöses Symbol und eine Heile-Welt-Fassade, hinter der es ordentlich brodelt...

Ein fesselnder Plot vor atmosphärischem Hintergrund, facettenreiche Charaktere und eine sympathische Ermittlerin, die reichlich Vergangenheit mit sich herumschleppt. Von Hamburg in die Provinz gezogen ist Carla mit ihrer Tochter Lana, um Abstand zu ihrem fiesen Ex-Mann zu gewinnen und ihr fast noch latentes Alkoholproblem in den Griff zu bekommen.
Lana ist aufgrund ihrer Erlebnisse eher introvertiert und bleib am liebsten für sich. Dennoch ist sie neugierig und will ihre Mutter unterstützen, so dass sie sich der örtlichen Jugendclique anschließt - und dabei in eine brisante Lage gerät...

Der Fall ist clever konstruiert und gut ausgefeilt, jedoch spielen Zufälle eine große Rolle und es wurden bisweilen Schlüsse gezogen, die für mich nicht ganz nachvollziehbar oder eindeutig waren. Das tat der Spannung jedoch keinen Abbruch und ich war permanent gefesselt und ungemein gespannt, wie es weitergeht.

Die Entwicklung der Protagonisten gefällt mir sehr, Carla und Lana scheinen auf dem Land letztendlich ganz angekommen - bis dieser fiese Cliffhanger am Ende...aber lassen wir das, ich will ja nicht spoilern.
Am Besten selbst lesen, es lohnt sich unbedingt! Und ich freue mich jetzt auf Band 2...

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Veröffentlicht am 05.08.2024

Wenn man das eigene Kind verliert - traurig, gefühlvoll, bewegend!

Mein drittes Leben
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"Mein drittes Leben" von Daniela Krien ist als gebundene Ausgabe bei Diogenes erschienen und umfasst 304 Seiten.

Es geht um das Ehepaar Linda und Richard, deren Tochter gestorben ist und die beide auf ...

"Mein drittes Leben" von Daniela Krien ist als gebundene Ausgabe bei Diogenes erschienen und umfasst 304 Seiten.

Es geht um das Ehepaar Linda und Richard, deren Tochter gestorben ist und die beide auf ganz unterschiedliche Weise mit ihrer Trauer umgehen. Während Richard sich allmählich wieder in eine normales Leben zurückkämpft, kommt Linda mit dem Verlust überhaupt nicht zurecht und findet schließlich einen alternativen Weg, weiterzumachen - aber was macht das mit ihrer Ehe?!
Zudem ist Linda zwischendurch einer schweren Krankheit ausgesetzt, die sie bekämpfen muss, und kann die Ungerechtigkeit darüber, wer sterben muss und wer nicht gehen darf, einfach nicht begreifen.

Daniela Krien war mir bisher unbekannt und das ist schade, denn ich bin wirklich fasziniert von ihrem Schreibstil, der Feinfühligkeit und Tiefe ihrer Erzählung und wie sie es geschafft hat, mich ganz tief in das Geschehen hineinzuziehen, mit Linda zu leiden und zu trauern. Eine unvorstellbare Situation, die sicherlich eine der schlimmsten ist, die Eltern erleben können.

Nichtsdestotrotz gibt es auch Hoffnung und schöne Momente, und einerseits ist das Wortbuilding ganz leicht, die Story dahinter gagegen schwere Kost, die emotional unheimlich aufwühlt und dann noch lange nachhallt.

Ein beeindruckender Roman, der mich sehr bewegt hat und den ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann.

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Veröffentlicht am 22.07.2024

Atmosphärischer, kurzweiliger Plot mit Luft nach oben!

Maybrick und die Toten vom East End
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"Maybrick und die Toten vom East End" von Vanessa Glas ist als Taschenbuch mit 528 Seiten beim Verlag between pages by piper erschienen.

Joseph Maybrick ermittelt in London um 1910 als Inspektor der Division ...

"Maybrick und die Toten vom East End" von Vanessa Glas ist als Taschenbuch mit 528 Seiten beim Verlag between pages by piper erschienen.

Joseph Maybrick ermittelt in London um 1910 als Inspektor der Division H in Fällen grausamer Kindermorde. Maybrick betrachtet die Slums, in denen er aufgewachsen ist und die andere als Hölle bezeichnen, als seine Heimat, was schon sehr bezeichnend ist!

So erzeugt die Autorin eine düstere, bedrückende Atmosphäre des viktorianischen London, das ziemlich authentisch herüberkommt und besonders für Fans von Peaky Blinders (wenngleich diese erst ca. 10 Jahre danach starten) ein Muss ist.
Maybrick und der Arzt Dave Roberts ermitteln gemeinsam und dadurch, dass die Ereignisse sehr bildhaft und ausführlich geschildert werden, ist der Spannungsbogen nicht permanent so furchtbar hoch, was für mich allerdings vollkommen in Ordnung war, zumal mich stattdessen die Stimmung zu überzeugen vermochte, denn ichfühlte mich durchaus hineinversetzt in die Hölle des historischen London.

Die Charaktere sind interessant und facettenreich, hätten aber insgesamt gern noch detaillierter und ausgereifter sein können.
Und was ich leider nicht sonderlich authentisch fand, war stellenweise die Ausdrucksweise - da hat sich Vanessa Glas des Öfteren modernerer Begrifflichkeiten bedient.

Insgesamt ein unterhaltsamer, kurzweiliger Krimi, den ich gern weiterempfehle.

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