Larifari
Marigolds TöchterMit ausführlichen, liebevollen Beschreibungen der Szenerie und der Personen gelingt der Einstieg ins Buch noch gut. Heile Welt in Großbritannien, wie passend für einen Familienroman.
Umso heftiger sollte ...
Mit ausführlichen, liebevollen Beschreibungen der Szenerie und der Personen gelingt der Einstieg ins Buch noch gut. Heile Welt in Großbritannien, wie passend für einen Familienroman.
Umso heftiger sollte dann die Diagnose Demenz diese Idylle ins Wanken bringen. Sollte - Konjunktiv II, denn es passiert nicht.
Marigold, Mitte sechzig, bislang treue Seele, fürsorgend und bemutternd für Familie und Dorfgemeinschaft, wird nicht lediglich vergesslich aufgrund des Alters, sondern wird mit Anfangsstadium Demenz diagnostiziert. Wie die Ärzte im Buch dieses Thema angehen, grenzt allerdings schon an Inkompetenz.
Doch weder will es die Familie wahrhaben, noch die Gesellschaft, sondern tut es als nicht so schlimm ab. Statt Unterstützung halten sich die Erwartungen, dass Tochter und Mutter sich weiter aufopfert und alle im Haus bedient. Lediglich Mann Dennis hat hin und wieder lichte Momente, wobei auch seine "Entwicklung" im Buch nicht zufriedenstellend ist.
So plätschert dieser Roman dahin, die Gedanken über das ernste Thema drehen sich im Kreis, die Personen entwickeln sich so gut wie nicht weiter, und kommen immer wieder zum Schluss, dass alles schon nicht so schlimm sei und schon gehen werde.
Oftmals habe ich das Gefühl, dass Dinge nicht nur schöngefärbt (was sie in der Realität ganz und gar nicht sind), sondern bemüht ins Lächerliche gezogen werden, wodurch dem Buch der nötige Ernst für dieses Thema fehlt, es aber trotzdem nicht gelingt, mich zu unterhalten.
Wäre dem Thema Demenz mehr und tiefere Aufmerksamkeit gewidmet worden, dann wären Marigold und ihre Geschichte nicht zu einem Nebenstrang abgeglitten. Denn die Stränge um die beiden Töchter, die oberflächlich und vorhersehbar natürlich auch in Heile-Welt-Manier ihr Glück und Erfolg finden, bringen keinen Mehrwert.