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Veröffentlicht am 12.02.2019

Das Licht unserer Herzen

Victorian Rebels - Das Licht unserer Herzen
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Band 3 der Historical Romance Series »Victorian-Rebels«

»Klappentext: Nur sie kann Licht in seine Seele bringen ...
Liam MacKenzie wird von allen »Der Highlandteufel« genannt. Nur wenige haben es je ...

Band 3 der Historical Romance Series »Victorian-Rebels«

»Klappentext: Nur sie kann Licht in seine Seele bringen ...
Liam MacKenzie wird von allen »Der Highlandteufel« genannt. Nur wenige haben es je gewagt, ihm die Stirn zu bieten. Als er eine Gouvernante für seine Kinder sucht, tritt die Engländerin Philomena Lockhart auf den Plan - und der grimmige Krieger findet sich plötzlich auf einem Schlachtfeld wieder, auf dem er keinerlei Erfahrung hat. Der jungen Frau gelingt es nicht nur, seinen widerspenstigen Nachwuchs für sich zu gewinnen, sondern auch ungeahnte Gefühle in ihm zu wecken. Denn in ihren Augen sieht er, dass Mena durch eine Dunkelheit gegangen ist, die der seiner Seele gleicht - und dass sie den Schmerz hinter seiner finsteren Fassade erkannt hat ... «

Meine Meinung: Der Schreibstil der Autorin Kerrigan Byrne ist wieder fließend. Die Geschichte spielt im Viktorianischen Zeitalter größtenteils in den schottischen Highlands, vereinzelt in London. Erzählt wird abwechselnd aus Menas und Liams Sicht.

Es beginnt mit einem Prolog im Jahr 1858. Liam McKenzie verlässt seine Heimat. Sein Vater war gewalttätig und unbarmherzig gegen jeden, auch seinen Söhnen. Er wollte sie zu Monstern erziehen. Liam hat es nicht mehr ausgehalten…

»Liam wollte kein Monster sein. Nein, er hatte einen besseren Plan. Er würde ein Teufel werden.«
Zitat aus dem Buch

Danach der Wechsel ins Jahr 1878. Lady Philomena St. Vincent, Viscountess Benchley, aus London ist auf der Flucht vor ihrem grausamen Ehemann. Sie findet eine Anstellung als Gouvernante, unter dem falschen Namen Miss Philomena Lockhart, kurz Mena genannt, bei Laird Liam Mackenzie, dem Marquess Ravencroft, in Schottland. Dem »Highlandteufel«! Manche bewundern ihn, manche hassen ihn, manche fürchten ihn! Mena soll seine zwei Kinder unterrichten. Liam ist verwitwet. Jahrelang war er auf Schlachtfeldern unterwegs. Jetzt ist er wieder zu hause. Jeder folgt seinen Befehlen. Dementsprechend war es unfassbar für ihn, als Mena sich ihm schon bei ihrer ersten Begegnung widersetzt! Ich fand es sehr amüsant! Auch später gibt es ähnliche Situationen!

»Der Highlandteufel« Liam und die höfliche gut erzogene Gouvernante Mena? Kann das gut gehen? Mena hat zwar eine sehr liebevolle Kindheit erlebt, aber die letzten Jahre haben ihr gezeigt, dass es auch völlig anders sein kann. Aus dem verschüchterten Mädchen ist eine mutige Frau geworden. Dennoch hat Mena immer noch Ängste, besonders davor, dass ihr Geheimnis aufgedeckt wird. Doch auch Liam hat Schuldgefühle und Geheimnisse, die ihn nicht loslassen. Zwischen Mena und Liam ist eine Anziehungskraft, die für beide verwirrend und beängstigend ist.

»Sie war nicht die Einzige, die sich fürchtete. Liam hatte wahnsinnige Angst. Sie zu verlieren. Sie zu lieben. Und in diesem Moment drohte ihm beides.« Zitat aus dem Buch

Die Autorin bringt die unterschiedlichen Gefühle von Mena, Liam und auch weiteren Personen sehr schön und überzeugend zur Geltung.

Mir gefiel sehr gut, wie die Balance von spannenden, unheimlichen, ruhigen und aufwühlenden Ereignissen und Hindernissen gehalten wurde. Zwischendurch gibt es kleine amüsante Episoden zur Auflockerung! Romantische und erotische Momente sind gefühlvoll, nicht zu viel und nicht zu wenig, dabei, passend zum Genre Historical Romance (ab 16 Jahre empfohlen). Erst zum Ende steigt die Spannung deutlich an, zu dieser Geschichte passt es aber genauso.

Sehr schön und interessant fand ich den historischen Hintergrund in den schottischen Highlands dargestellt, mit Samhain und anderen Mythen! (Für mich hätte es sogar gern noch mehr davon sein können.)

Auch der dritte Band ist in sich abgeschlossen, dennoch empfehle ich bei dieser Reihe die Reihenfolge einzuhalten. Die Wiederbegegnung mit schon bekannten Personen ist dadurch noch interessanter!

Ein gefühlvoller dunkler historischer Liebesroman mit erotischen Momenten, der mich sehr gut unterhalten hat!

Leseempfehlung für Leser, die gern Historical Romance lesen!

4,5 Sterne (5)

»»Hat nicht Lord Tennyson gesagt, ›es ist besser Liebe empfunden und Verlust erlitten zu haben, als niemals geliebt zu haben‹?« Langsam setzte die Gouvernante sich auf die schmale Bank...«
Zitat aus dem Buch

Veröffentlicht am 23.10.2018

Eine historische Liebesgeschichte mit viel Gefühl und spannenden Ereignissen!

Victorian Rebels - Ein Herz voll dunkler Schatten
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Der zweite Band der Historical Romance Series »Victorian-Rebels«!

»Klappentext: Ein Licht in seiner Dunkelheit. Christopher Argent ist ein Auftragskiller, geboren und aufgewachsen im berüchtigten Newgate ...

Der zweite Band der Historical Romance Series »Victorian-Rebels«!

»Klappentext: Ein Licht in seiner Dunkelheit. Christopher Argent ist ein Auftragskiller, geboren und aufgewachsen im berüchtigten Newgate Prison in London. Seit er als Junge mit ansehen musste, wie seine Mutter ermordet wurde, sind ihm menschliche Empfindungen fremd. Seine Aufträge erfüllt er unbeirrt und mit kalter Präzision. Doch dann soll er die Schauspielerin Millie LeCour eliminieren. Zum ersten Mal kann er einen Auftrag nicht vollenden - denn Millie erweckt Gefühle in ihm, die ihn in tiefste Verwirrung stürzen. Er, der ihr Mörder sein sollte, wird zu ihrem Beschützer. Doch kann die Leidenschaft, die zwischen ihnen brennt, die Finsternis seiner Seele wirklich vertreiben?«

Meine Meinung: Der Schreibstil der Autorin Kerrigan Byrne ist fließend und angenehm. Die Geschichte spielt im 19. Jahrhundert in London. Erzählt wird abwechselnd aus der Sicht der zwei Hauptpersonen Christopher und Millie. Die beiden und auch Millies Sohn Jakub fand ich sympathisch. Hier treffen unterschiedliche Charaktere beeindruckend aufeinander.
Christopher wirkt auf den ersten Blick eiskalt, aber als Leser kennt man auch schockierende Details aus seiner Kindheit. Von daher ist es gar nicht so abwegig, dass er seine Gefühle unterdrückt. Millie ist freundlich und eine liebevolle Mutter, allerdings manchmal etwas naiv.Welches Geheimnis sie wohl hat? Jakub muss man einfach gern haben! Das Wechselspiel zwischen den drei hat mir sehr gut gefallen. Die Autorin hat die Haupt- und Nebenpersonen lebendig dargestellt.

Schon der Prolog im Jahr1855 im Newgate Gefängnis war erschütternd! Christopher ist 11 Jahre alt, als seine Mutter ermordet wird. Seit diesem Tag verbietet er sich jegliches Gefühl. Näheres über die folgenden Jahre im Gefängnis erfährt man im späteren Handlungsverlauf.

»Er stand mit dem Gesicht zur Tür, mit einer Miene wie aus Stein, und begann mit den Formen, die sie heute im Regen geübt hatten…«
Zitat aus dem Buch

Danach der Wechsel ins Jahr 1877. Christopher kann den Mordauftrag an Millie wider Erwarten nicht ausführen. Noch nie ist ihm so etwas passiert. Längst verlorene Gefühle, werden durch Millie bei ihm wieder erweckt. Millies bezaubernden Ausstrahlung kann er nicht widerstehen. Er weiß, dass es nicht nur ihr Aussehen ist, da ist noch mehr, das er nicht begreift. Als Millie erfährt, dass Christopher sie umbringen sollte, ist sie entsetzt. Als plötzlicher Beschützer ist er ihr etwas unheimlich. Dennoch möchte sie ihn näher kennenlernen.

Neben der sich anbahnenden ungewöhnlichen Liebesgeschichte gibt es noch den mysteriösen Mordauftrag, den Christopher durch einen Mittelsmann bekam. Wer ist der Auftraggeber und welches Motiv steckt dahinter? Gibt es eine Verbindung zu der derzeitigen Mordserie in den Straßen von London? Es wird spannend!

Manches war vorhersehbar, aber durch überraschende Ereignisse und Zusammenhänge war es für mich durchweg kurzweilig! Auch die Wechsel zwischen den gefährlichen und „ruhigen“ Szenen fand ich gut gelungen! Die vereinzelten erotischen Momente sind gefühlvoll eingesetzt und nehmen nicht überhand.

Auch der zweite Band kann problemlos einzeln gelesen werden. Wer Interesse an der ganzen Reihe hat, sollte aus meiner Sicht trotzdem mit dem ersten Band beginnen. Die Hauptpersonen aus dem vorigen Band spielen zwar diesmal nur eine Nebenrolle, aber haben sich interessant weiterentwickelt.

Der zweite Band hat mir noch ein bisschen besser gefallen, als der erste! Ich freue mich auf den nächsten Band!

Spannend, gefühlsbetont und unterhaltsam!

Leseempfehlung!
4+ Sterne

»Ganz leise, schlaf ein, den Traum lass herein. Von Freiheit und Liebe und ewigem Frieden. Du lächelst im Schlaf, und ich halte Wacht. Jetzt schlaf bis zum Morgen ohne Tränen und Sorgen …«
Zitat aus dem Buch


Die Victorian-Rebels-Reihe:

Band 1 Victorian Rebels – Mein schwarzes Herz

Band 2 Victorian Rebels – Ein Herz voll dunkler Schatten

Band 3 Victorian Rebels – Dunkler Herzen Schwur

Veröffentlicht am 24.08.2018

Alligatoren...

Alligatoren
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»Veränderung kann entstehen, wenn wir unsere Kräfte vereinen. Das ist es, was Retta, Gertrude und Annie im Laufe des Buches zu verstehen beginnen. Keiner von uns hat eine Ahnung davon, was andere ihr Leben ...

»Veränderung kann entstehen, wenn wir unsere Kräfte vereinen. Das ist es, was Retta, Gertrude und Annie im Laufe des Buches zu verstehen beginnen. Keiner von uns hat eine Ahnung davon, was andere ihr Leben lang mit sich herumtragen.«
Zitat von Deb Spera

Zum Inhalt: Branchville, South Carolina in den Jahren 1923/24. Ein Alligatorenweibchen beschützt und versorgt ihre Jungen. Gertrude Pardee (Gertie) und ihre vier Töchter hungern. Alvin, der Vater der Familie, versäuft den Lohn. Gertrude sucht nach Essbaren. Es fällt ein Schuss.

Annie Coles, die Frau eines Plantagenbesitzers, entdeckt zufällig ein Familiengeheimnis, dass ihr ganzes Leben auf den Kopf stellt! Vor vielen Jahren hat sie einen Sohn verloren. Niemand schien zu wissen warum.

Oretta Bootles (Retta), eine ältere Afroamerikanerin, ist Haushälterin bei Miss Annie. Trotz der Sklavenbefreiung muss sie aufpassen, was sie laut ausspricht. Retta soll für ein paar Tage Gertrudes kranke und jüngste Tochter Mary aufnehmen. Retta kümmert sich fürsorglich um die kleine Mary. Sie hat ein offenes Herz für Bedürftige, egal ob mit schwarzer oder weißen Hautfarbe.

Drei Frauen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, die trotz vieler Enttäuschungen, Trauer und Leid weiterkämpfen!

Meine Meinung: Der Schreibstil der Autorin Deb Spera ist flüssig, detailliert und ungeschönt. Erzählt wird abwechselnd aus den Sichten der drei Frauen in Ich-Form. Alligatoren spielen in der Geschichte zwar nur eine indirekte Rolle, die aber überzeugend zur Geltung kommt! Traurigkeit, aber auch Hoffnungsschimmer und Mut durchzieht die Geschichte.

Es beginnt mit einer Begegnung von Gertrude und der Alligatorenmutter. Es ist ein heißer August. Schon in den ersten Zeilen ist eine Trostlosigkeit zu spüren, aber auch ein verzweifeltes Aufbegehren von Gertrude.

»Manchmal vergehen die Jahre so schnell, als würde man Seiten in einem Buch umblättern, aber ein Tag kann so lange dauern, dass ein ganzes Leben vorbei ist, ehe die Sonne untergeht.«
Zitat aus dem Buch

Gertrude ist verbittert und traurig. Sie versucht Alles um ihre Töchter (im Alter von 6 bis 15 Jahren) am Leben zu erhalten. Ihr Mann Alvin ist Alkoholiker und schlägt seine Frau und seine Kinder. Gertrude findet in der Näherei von Mrs. Coles eine Anstellung.

Annie Coles führt eine Näherei und beschäftigt viele Frauen. Der schreckliche Tod ihres Sohnes hat ihre Familie verändert. Ihre erwachsenen Töchter haben den Kontakt abgebrochen, was besonders Annie belastet. Ein Sohn arbeitet in der Näherei von Annie, ein weiterer Sohn beim Vater auf der Plantage. Aussagen und Befehle von Mr. Coles darf niemand hinterfragen.

»Ein später Anfang ist nicht weniger bedeutsam als ein früher. Ich würde sogar behaupten, er ist noch bedeutsamer. Lebenserfahrung lässt sich nicht allein daran messen, wie viele Hindernisse man überwinden musste, um sie zu erlangen.«
Zitat aus dem Buch

Oretta (Retta) lebt mit ihrem Mann Odell im Schwarzenviertel Shake Rag. Auch in ihrer Vergangenheit geschah etwas Entsetzliches. Besonders Retta hat mir sehr gut gefallen, weil sie sehr verständnisvoll und mitfühlend war.

»Wenn du irgendwann im Leben das Gefühl hast, dass um dich rum nur Dunkel ist, dann liegt es daran, dass es auch so ist. Du musst das Licht finden. Ein Loch kann dich beschützen, aber du kannst nicht ewig in so einem Loch bleiben. Was dunkel ist, muss ans Licht kommen. Jeder Mensch braucht die Sonne.«
Zitat aus dem Buch

Im Buch musste jede der drei Frauen Trauer und Leid ertragen, aber jede von ihnen zeigt auch Willensstärke und Mutterliebe! Gertie, Annie und Retta kennen sich noch nicht lange, aber nach und nach kommen sie sich näher und begreifen, dass sie sich gegenseitig Halt und Unterstützung geben können!

Die Autorin hat gewissenhaft über die unterschiedlichen Lebensumstände der Menschen in der damaligen Zeit recherchiert. Die Personen und Geschehnisse im Buch sind fiktiv, aber enthalten teilweise Erinnerungen an Erfahrungen und Erlebnisse der Vorfahren von Deb Spera und auch anderen Frauen.

Es geht um persönliche Schicksalsschläge, aber auch um die Gleichberechtigung von Frauen und Männern, sowie Schwarzen und Weißen.

In den Jahren vor der Weltwirtschaftskrise (1929) kam es zu einer Baumwollkapselkäferplage, die Auswirkungen auf jede Bevölkerungsschicht hatten. Unwetter, Diphtherie und andere Krankheiten, bei denen viele Menschen starben oder in Armut gerieten. Auch diese Tatsachen sind in die Geschichte ergreifend eingebunden.

Einzelne Passagen fand ich zu lang gezogen, aber meine Ergriffenheit wurde dadurch nicht gesenkt.

Im wissenswerten Nachwort geht die Autorin auf historische Hintergründe näher ein!

Eine historische Geschichte über drei aufbegehrende Frauen, die mich sehr bewegt hat und nachdenklich stimmt!

Lesenswert!
4+ Sterne

Veröffentlicht am 18.07.2018

Der Weg der verlorenen Träume...

Der Weg der verlorenen Träume
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»Der Weg der verlorenen Träume ist die Geschichte zweier Frauen, die stark und mutig allen Widerständen, die das Schicksal ihnen aufzwingt, trotzen und sich dabei nie selbst verleugnen.«
(aus dem Klappentext) ...

»Der Weg der verlorenen Träume ist die Geschichte zweier Frauen, die stark und mutig allen Widerständen, die das Schicksal ihnen aufzwingt, trotzen und sich dabei nie selbst verleugnen.«
(aus dem Klappentext)

Zum Inhalt: Masuren, Ostpreußen – 1918. Endlich ist der Krieg vorbei. Die 15-jährige Hedwig lebt mit ihren Eltern und Geschwistern in Sensburg. Sie wird zur Schneiderin ausgebildet und schafft trotz Hindernisse ihre Meisterprüfung. Nach ihrer Heirat mit einem Musiker, der viel unterwegs ist, arbeitet sie tagtäglich in einer Fleischerei, schneidert abends bis spät in die Nacht und muss sich um ihre Kinder Werner und Margarethe kümmern…
Die Nazizeit. Der zweite Weltkrieg. Die Rote Armee kommt nach Ostpreußen. Hedwig muss mit ihrer Tochter Margarethe in den Westen fliehen!

Meine Meinung: Der Schreibstil der Autorin Rebecca Michéle ist fließend und sehr detailliert.

Nach einem kurzen Prolog aus dem Jahr 1994 wechselt die Geschichte ins Jahr 1918. Hedwig ist erst 15 Jahre alt, aber trägt schon jetzt eine hohe Verantwortung. Hedwigs Kindheit war relativ unbeschwert, aber sie musste zu schnell erwachsen werden. Ihre Mutter ist nach den vielen Geburten schwach und oft krank. Ihr Vater ist sehr streng. Als älteste Tochter muss sich Hedwig um den Haushalt und ihre jüngeren Geschwister sorgen. Auch nach ihrer frühen Heirat wird es für Hedwig nicht einfacher. Es wird ihr viel abverlangt, aber sie ist arbeitsam und mutig. Hedwigs Stärke hat mich sehr beeindruckt! Immer wieder gibt es Rückschläge und Enttäuschungen.

»Sie mochte nur einen Volksschulabschluss haben, kein Studium oder eine sonstige höhere Ausbildung, doch hatte sie zwischen den Zeilen gelesen. Und das, was sie daraus verstand, gefiel ihr nicht. Es blieb nur zu hoffen, dass Alberts Meinung sich bewahrheiten und bald niemand mehr von dem Buch »Mein Kampf«, seinem Verfasser und den Nationalsozialisten sprechen würde.«
Zitat aus dem Buch

Besonders in der Nazizeit musste sich Hedwig vorsehen um ihre Kinder und Angehörigen nicht zu gefährden, sondern zu schützen.

»Margarethe sah den sehnsuchtsvollen Schimmer in den Augen der Mutter. Die letzten Monate waren auch für Hedwig sehr schwer gewesen, jede Nacht nur drei, maximal vier Stunden Schlaf. Die Mutter klagte aber nie, und Margarethe erinnerte sich einmal mehr an den Satz, der ihr von klein auf eingebläut worden war: »Ein ostpreußisches Mädchen weint nicht!« Hornhaut auf der Seele – so hatte es ihre Großmutter Auguste einmal ausgedrückt, die ihrerseits über ihr Schicksal nie geklagt hatte.«
Zitat aus dem Buch

»Zwei, drei Mal sah Hedwig den Konvoi, einmal in Begleitung von Grete, die fragte: »Warum singen die Menschen nicht mehr, wenn der Führer kommt?« »Die Zeiten, in denen gesungen wurde, sind vorbei, mein Kind«, antwortete Hedwig, und Margarethe stellte keine weiteren Fragen mehr.««
Zitat aus dem Buch

Das Schicksal von Hedwig scheint sich bei ihrer Tochter Margarethe teilweise zu wiederholen. Auch Margarethe ist ein junges Mädchen, erst 15 Jahre alt, als sie fliehen. Als Heimatvertriebene wurden sie im Westen eher geduldet, als freundlich aufgenommen. Auch diese Nachkriegszeit ist beschwerlich, aber Hedwig und Margarethe lassen sich nicht unterkriegen! Der Roman endet im Jahr 1963!

Die Autorin beschreibt eindringlich und ungeschönt die damaligen Zeiten in Ostpreußen und später den Neuanfang im Westen von Deutschland. Die Geschichte beruht größtenteils auf Tatsachen! Der Epilog (aus dem Jahr 2016) und das Nachwort sind auch sehr interessant!

Die Lebenswege von Hedwig und Margarethe wurden ausführlich erzählt, aber dadurch waren mir die beiden Frauen auch sehr nahe gekommen!

Es ist eine bewegende Familiengeschichte und gleichzeitig auch ein Stück Zeitgeschichte!

Lesenswert!

4+ Sterne

Veröffentlicht am 16.11.2019

Tochter der gekenterten Reiche...

Traumschreiter
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Band 1 aus der Traumschreiterserie!

»Klappentext: Ein Reich des Lichts, bedrängt von Alb.
Haie schwimmen, wo Mammuts stapfen, denn Wasser und Luft sind eins.

In einer Welt jenseits der menschlichen ...

Band 1 aus der Traumschreiterserie!

»Klappentext: Ein Reich des Lichts, bedrängt von Alb.
Haie schwimmen, wo Mammuts stapfen, denn Wasser und Luft sind eins.

In einer Welt jenseits der menschlichen Träume kämpft sich die Traumschreiterin Wassilissa aus dem Schlund der Mahre zurück in die Schleier der Zivilisation. Sie findet ihr Volk bedroht und gespalten vor. Als sie dem Konflikt nachgeht, lernt sie Freund wie Feind zu misstrauen. Nur auf Ulu, Wassilissas Gefährten, ist immer Verlass. Und auf ihr Talent, jede Antwort zu finden, wenn sie lange genug wühlt. Ihre Beharrlichkeit hält Wassilissa nahe am Abgrund – aber dort kennt sie sich aus.

Diesseits der Träume verliebt sich Arthur ausgerechnet in Julia, die Freundin seines Bruders. Erstmals im Leben schrecken ihn weder Scham noch Streit und damit wählt er ein Schicksal, das mehr als seine Welt verändert.«

Meine Meinung: Der Schreibstil des Autors Sebastian Meissner ist fließend, aber sehr detailliert! Bei diesem Buch sollte man möglichst nicht ungeduldig sein! Es ist der erste Band aus einer ungewöhnlichen Fantasy-Reihe und spielt größtenteils in einer fantasievollen Traumwelt mit ganz vielen Facetten!

Die Traumschreiterin Wassilissa und ihr Gefährte Ulu fand ich sehr interessant! Die beiden waren mir recht schnell sympathisch! Sie helfen sich gegenseitig und ergänzen sich in ihrem Verhalten auch sehr gut, was bei ihren gefährlichen Abenteuern äußerst wichtig ist! Mit viel Mut und Entschlossenheit können sie sich aus dem Schlund der Mahre befreien! Doch ihr Volk ist immer noch gefährdet! Wassilisa und Ulu begeben sich auf eine unbekannte gefahrvolle  Reise, deren Ausgang so viel entscheiden wird!

Zwischendurch gibt es Passagen mit Arthur und Julia in der realen Welt. Doch auch hier ist nicht Alles so, wie es scheint! Arthur hat sich in Julia, die Freundin seines Bruders, verguckt! Noch hat er keine Ahnung, wie folgenschwer seine Begegnung mit Julia ist!

»In der Finsternis, die den jagenden Schrecken verbarg, schloss Wassilissa die Augen. Nicht etwa, weil sie sich in Sicherheit wähnte. Sie glaubte auch nicht, dass sie mit erfrischtem Blick ein Licht erfassen würde. So nah am alles verkehrenden, alles heilenden Riss durch die Welt gab es weder Träumer noch Traumtänzer, die hätten leuchten können.« Zitat aus dem Buch, Seite 7

Der Anfang war für mich ziemlich verwirrend, aber gleichzeitig auch faszinierend! So viele Eindrücke, die ich nicht durchschauen konnte! Ich war gespannt und sehr neugierig! Es gefiel mir gut, dass es so viel Neues gab, das ich vorher noch nicht kannte! Wiederum war es für mich zu viel auf einmal! Nur ganz langsam konnte ich mir ein Bild von dieser facettenreichen Traumwelt machen. Meine Verwirrung hielt ungewöhnlich lange an! Die vielen fantasievollen Details wurden leider kaum erklärt. Der Ideenreichtum des Autors ist erstaunlich! Mir hätte es noch besser gefallen, wenn die Ideen bildhafter gewesen wären und die fremden Fantasieelemente noch ein bisschen näher beschrieben würden.

Mittlerweile gibt es allerdings auf der Internetseite des Autors ein sehr hilfreiches Glossar!

Trotz meiner Kritik habe ich das Buch gern gelesen und bin gespannt, wie es weitergeht!

Ein fantasievoller Auftakt der Traumschreiter-Reihe mit viel Verwirrungen, aber auch sehr viel Faszination!

3,5 Sterne (4)